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Nur ein Spiel

von

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Gewebe aus Licht

Kapitel 81: Gewebe aus Licht
 

Hoch über den Wipfeln des Todesberges zeriss ein entsetzlicher, schauriger Angstschrei die Luft und endete in qualvollen Wimmern. Ein Flehen, ausgesendet von einer starken, hellen Stimme. Flüche und Schreie quollen unersättlich aus dem Mund der jungen Hylianerin, die sich auf die Knie fallen ließ und schockiert an der steilen Felswand hinabsah.
 

Ein Kind, er war doch nur ein unschuldiges, unwissendes Kind! Warum hatte er sich nicht in Luft aufgelöst? Konnte er es nicht mehr?
 

Verzweifelt hockten die beiden letzten Hylianer jener alten Welt nun an der Kante des riesigen Plateaus und schauten bestürzt in die nebulöse Tiefe. Das konnte nicht sein. Innerhalb von Sekunden war das unschuldige Götterkind von den widerlichen Schattengöttern mitgezerrt, gefangen von dreckigen Händen. Sie würden ihn foltern, sie würden ihm sein fröhliches Gemüt nehmen, das wusste Zelda, das spürte sie...
 

Sie schlug ihren Kopf mehrmals zur Seite, ihre Fäuste sausten erbarmungslos zu Boden, mehrmals, immer wieder, gewaltsamer. Ein dröhnendes: ,Nein’ entkam ihrer Kehle, bis schließlich Tränen über ihre Wangen tropften. Sie konnte ihn nicht im Stich lassen, sie hatte versprochen, ihm zu helfen, auf ihn aufzupassen.
 

Sie wand ihren Blick zu Link, der stumm und entsetzt neben ihr saß. Seine tiefblauen Augen unheimlich trübsinnig, beinahe leer...
 

„Er war doch nur ein Kind...“, schluchzte sie, ihre Fäuste ballten sich, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Eine Bewegung genügte und ihre magische Kraft würde Platz machen für die unausgesprochene Wut in ihrer alten Seele. Sie würde töten in ihrem derzeitigen Zustand, wenn sie niemand daran hinderte...
 

Links tiefblaue Augen sagten alles, was in jenem Moment so schwer fiel... Da waren Zweifel... Schuld, nicht schneller gewesen zu sein... Angst und Schock...
 

Zeldas Hände wanderten zitternd zu ihren Augen um sich die vielen Tränen aus den Gesicht zu wischen und doch tat es keine Abhilfe. Sie weinte. Weinte wegen einem kleinen Geschöpf, das sie schon lange in ihr Herz geschlossen hatte. Unhaltbar drängte sich der plötzlich Drang auf, Macht und Energie zu nutzen, allen Drei Schattenmonstern die widerwärtigen, schleimigen Köpfe abzuhacken... Verflucht sollten sie sein, verflucht!

Und wie Zelda fluchen konnte, wenn sie wollte... nicht mehr das sanfte Antlitz mit den gütigen Augen. Nicht mehr das hilflose Prinzeschen, welches man ihr eingeredet hatte zu sein. Sie sprang auf, hetzte zu den Treppen, zog das Langschwert von ihrem Gürtel und raste aus Verzweiflung die steinernen Treppenstufen hinab.
 

Ungläubig sah Link ihr zunächst bloß hinterher, wollte nicht begreifen, was Zelda vorhatte. Sie wollte das Götterkind suchen und die Schattengötter herausfordern? Und was war mit der Zeit? Mit der Rettung der Welt?

Sie konnten nach halbem Weg nicht erst wieder ins Tal reisen und dann erneut den Todesberg erklimmen! Sie war nicht bei klarem Verstand, das verstand er, aber konnte sie ihre Sorge um den Jungen denn lediglich mit ihrer tosenden Wut, mit ihrer überwältigenden Verzweiflung rechtfertigen?

Konnte sie es verantworten, dass sie bei der Suche des Kleinen nun die Erde und Hyrule opfern würde?

„Zelda!“, kreischte Link und rannte dicht hinter ihr her. „Bleib’ stehen!“ Beinahe grob packte er sie an ihrem Handgelenk und zwang sie zunächst dazu, stehen zu bleiben. Aber sie schickte ihm einen vorwurfsvollen Blick, den Link schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte- so viel lag darin, aber eines tat ihm besonders weg... Anklage...

Weiterhin versuchte sie sich loszureißen.

„Lass’ mich!“, giftete sie. „Ich muss zu ihm!“ Sie zappelte unaufhörlich und stieß ihn weg. Ihre Schritte wurden schneller und schneller. Ihre Wut schien sie zu überwältigen.
 

„Zelda...“, sagte Link traurig und sah halb gedemütigt zu Boden... Aber sie achtete nicht auf Link und nahm gleich zwei Treppenstufen auf einmal.
 

„Glaubst du, ich bin glücklich, weil Klein- Link in die Tiefe gestürzt ist!“, fauchte Link dann. Jetzt platzte auch in ihm der Geduldsfaden. „Ist es das, was du denkst!“, rief er, erfüllt von Zorn und maßloser Enttäuschung. Ihre Schritte stockten... und Link trat seufzend näher. Seine Arme legten sich beinahe wie von selbst über Brust und Bauch der blonden Hylianerin und drückten sie an sich. „Warum tust du mir... uns... das an?“ Und sie wusste sofort, was er im Sinn hatte. Sie ließ den Kopf hängen, griff an seine Arme und murmelte leise: „Verzeih’... ich bin doch... verantwortlich für ihn... er ist doch nur ein Kind...“ Ihre Wut schlug wieder in Kummer und Tränen um, allein durch seine Worte, seine tröstliche Nähe.

„Pst...“, flüsterte er in ihr Ohr. „Es ist okay...“

„Wir sind doch schließlich seine...“ Sie stoppte ihre Worte und biss sich auf die Lippe.

„Was?“

„Wir werden vielleicht irgendwann wirklich seine Erzeuger sein...“, sagte sie wimmernd. Aber Link konnte das nicht verstehen, er schwieg und wiederholte die Worte langsam in Gedanken. Also doch... also doch...

„Kapierst du nicht... wir sind für ihn verantwortlich... ich muss ihn finden“, sagte sie ernster. „Er besteht immer noch aus unseren Essenzen... wir können ihn doch nicht im Stich lassen...“, weinte sie und schlug ihre Hände wieder ins Gesicht.

Er lehnte sein Kinn an ihren Hinterkopf und wünschte sich so sehnlichst, sie beruhigen zu können. „Sch... wir finden einen Weg...“ Aber er wusste, dass seine Worte sie nicht trösten konnten. Seine Worte hatten keinen Sinn... nicht jetzt, wo sehr bald der große Kampf drohte... nicht in dem Augenblick, da sie beide den kleinen Bengel im Stich lassen mussten.

Langsam ließ sich Link mit Zelda zu Boden sinken, wippte sie in seinen Armen auf und ab, streichelte über ihren blonden Schopf und vergoss in dem Moment ebenso eine Träne.
 

Nach mehreren Minuten waren Zeldas Tränen getrocknet und sie hüpfte auf die Beine, schwieg und zog die Nase nach oben. Ihr Blick ging hinauf ans Himmelszelt und ihre Gedanken wurden trüber. Vor wenigen Minuten noch war alles in Ordnung gewesen, aber jene kleine heile Welt existierte nicht mehr.

„Gibt es nicht doch etwas, was wir tun könnten...“, schniefte sie. Und damit wand sie sich zu Link, der seinen Kopf in die Hände gestützt immer noch auf den kalten Steinstufen saß.

„Es tut mir leid...“, murmelte er erstickend.

Mit Zweifeln und abklingender Wut sank sie wieder vor ihm nieder, führte seine Hände von dem schmerzenden Kopf und hielt sie sich beide gegen das Gesicht. „Ich fürchte... wir sind gezwungen... einfach weiter zu gehen...“ Ihre Stimme so zittrig und winselnd.
 

„Nicht ganz...“, sagte er und blickte entschieden auf. Verwundert löste sich die Anspannung in Zeldas Gesicht. Seine Augen schienen langsam wieder den Mut zufinden, der in ihnen versteckt lag. „Wir haben Teleportiersteine. Das grüne Gossipgestein.“

„Aber...“

„Nichts aber. Wenn wir herausfinden, wie wir sie nutzen können, dann könnten wir den Kleinen vielleicht finden.“ Zeldas Gesicht wirkte jedoch noch angespannter als vorher. „Aber die Steine hatten bisher immer ihren eigenen Willen. Wie könnten sie uns jetzt helfen?“

„Wir wissen jetzt, dass in uns immer noch die Fragmente schlummern... wenn wir versuchen könnten ihre Macht mit der des grünen Steins zu verbinden...“, erklärte er hoffnungsvoll. „Du denkst, das könnte funktionieren?“ Er nickte. Zelda öffnete ihren Mund, wollte ihren Einwänden Luft machen, aber die Erlebnisse der letzten Minuten waren zu marternd, als dass sie jetzt noch argumentieren könnte.
 

„Und wenn nicht...“, fing Link an. Sein Blick wurde ernster und ernster. „Dann werde ich diese Biester eben herausfordern.“

„Du willst dich mit den Schattengöttern anlegen? Ist dir klar, was du da auf dich nimmst?“ Sie breitete besorgt die Arme auseinander und sagte eindringlicher: „Wir waren bisher nicht in der Lage sie zu besiegen. Wie willst du mit ihnen fertig werden?“ Link hüpfte entschlossen auf die Beine. „Ich schaff’ das. Die sollen es sich nicht wagen, mir etwas wegzunehmen.“ Sein Blick ging in Richtung Himmelszelt, wo sich der Morgenschleier langsam verflüchtigte. Er nahm Zelda fest an der Hand, nickte ihr zu und meinte bestimmend: „Lass’ uns kämpfen.“ Und es schien, als wäre mit seiner Entschlossenheit auch die Hoffnung in Zeldas Herz zurückgekehrt...
 

Später saß das junge Pärchen trübsinnig, aber hoffnungsvoll auf dem saftiggrünen Plateau. Konzentriert hielt Zelda das grüne Steinchen in ihren Händen, wollte das Geheimnis entdecken, welches tief in ihm schlummerte, wollte erkennen für Ideale und für Hoffnung. Link, der mit ernstem Blick vor ihr hockte, legte langsam und gefühlvoll seine Hände auf die ihrigen, begegnete mit einem traurigen Lächeln der Angst und Sorge in Zeldas Augen und hoffte ebenso, bereit zu kämpfen für ein Wesen, das ihm ans Herz gewachsen war...

Ein Luftzug tat sich auf, umhüllte die Hylianer leise, führte hinweg, ließ jene guten Herzen verschwinden.
 

Nur wenige Meter weiter erschienen sie wieder. Immer noch auf dem Plateau. Immer noch ohne den geringsten Fortschritt.

„Es funktioniert nicht...“, sagte Zelda stockend, fühlte erneut Taubheit in ihrer Kehle und einen beißenden Druck hinter den Augen. „Es funktioniert einfach nicht...“, wiederholte sie, als könnten sich diese Worte in eine Beschwörungsformel wandeln und das weitentfernte Ziel doch noch erreichen...

„Lass’ es uns noch einmal versuchen“, sagte Link gedämpft und drückte Zeldas Hände in seinen ein wenig mehr. Traurig sah sie auf. Ein so stiller Gesichtszug, der mehr als Kummer und Furcht auszudrücken vermochte. Ihre Augen... so leer... so verunsichert...

Ihr blondes Haupt ging gen Boden und sie konzentrierten sich beide erneut auf ihren Wunsch, einen besonderen, schutzbedürftigen Jungen zu finden.
 

Einmal mehr erschuf magischer Wind eine Pforte, in welcher beide Hylianer untergingen, sie verschluckte; und doch erschienen sie im selben Moment nur wenige Meter weiter... wieder auf dem Plateau, nicht näher an dem Ziel ihrer Wünsche.

„Die Steine sind einfach zu schwach... und ich weiß nicht, wie wir unsere Fragment mit ihnen verbinden sollen... Ich weiß es einfach nicht...“, wimmerte sie, worauf Link sie vorsichtig umarmte. Seine tiefblauen Augen schillerten mit Trübsinn, während er Zeldas Tränen an seinem Hals fühlte.

„Entschuldige...“, murmelte sie und wollte sich von ihm lösen.

„Nicht... ich tröste dich gerne... okay?“ Sie nickte erleichtert und suchte mehr seine Nähe als vorher.
 

„Ich habe eine weitere Idee... aber es wird dir nicht gefallen, Zelda“, murmelte Link in das goldene Haar seiner Prinzessin. Sie wich zurück, sodass sie ihn mustern konnte.

„In unserem Besitz befindet sich etwas, was diese Biester schon immer begehrten. Wenn wir einen Handel mit ihnen eingehen würden... und...“ Aber Zelda unterbrach ihn entsetzt. „Du willst ihnen einfach die Fragmente überlassen? Denn das ist das einzige, was sie immer besitzen wollten?“ Link nickte. Doch Zelda konnte es nicht glauben. Diese Idee war Wahnwitz... blanker Irrsinn. Sie konnten den Kreaturen Ganons nicht einfach ihre heiligen Fragmente übergeben, selbst wenn ein Kind auf dem Spiel stand.
 

„Link, bist du des Wahnsinns?“, sagte sie erzürnt, worauf er fest an ihre Oberarme griff. „Nun hör’ mir doch bis zum Ende zu.“ Zelda wich weiter zurück und löste sich von seiner Nähe. „Wer sagt, dass wir uns an einen Handel halten müssen. Hauptsache, sie erscheinen hier und geben uns zuerst das Götterkind. Wenn sie dann auf die Fragmente warten, schlage ich zu.“

„Dieses Thema hatten wir schon mal. Erinnerst du dich nicht an unsere letzte Begegnung mit ihnen? Wir können sie nicht vernichten! Es sind Schatten von Göttern“, zürnte sie. „Ich will nicht, dass du dich in einen so mörderischen Kampf stürzt.“ Seine tiefblauen Augen aber machten ihr deutlich, dass er nicht argumentieren wollte und sein Entschluss bereits feststand.

„Ich habe nie behauptet, dass wir sie besiegen können, es reicht aus, wenn wir sie vertreiben.“

Link konnte ihr deutlich ansehen, wie wenig sie diese Idee unterstützte, aber gab es denn sonst noch eine Möglichkeit? Er rückte näher, zog sie an sich und drückte drei kleine Küsse auf ihre roten Lippen. „Vertrau’ mir“, murmelte er. Sie atmete tief ein, schloss die Augen und unterdrückte das mulmige Gefühl in wenigen Augenblicken die Schatten der Götter auf dem Pelz zu haben.

„Okay... und was soll’ ich tun?“

„Du wirst diese Biester anlocken.“ Aber Zelda blinzelte bloß und schüttelte entsetzt den Kopf. „Oh, nein...“

„Oh, doch...“, entgegnete er sofort.

„Ich soll Versuchskaninchen spielen?“ Aber Link grinste leicht. „Nein, mein Schatz, das würde ich niemals zulassen.“

„Und was dann?“ Sie verschränkte missbilligend die Arme. Ein Zeichen, dass ihre Geduld nun am Ende war.

„Ich möchte, dass du einen Strahl deiner Magie in den Himmel schickst. Denn das könnte diese Biester aufhorchen lassen.“

„Na gut...“, meinte sie und lief in die Mitte des Plateaus. „Aber nur, weil ich das tue, heißt das nicht, dass ich deine verrückten Einfälle von jetzt an immer dulde.“

„Schon klar, mein Engel. Ich erinnere dich demnächst an deine Worte...“, lachte er und wusste, dass es bloß einiger süßen Attacken bedarf um seine Prinzessin zu überzeugen. Sie schenkte ihm einen kritischen Blick und brachte sich auf den grünen Gräsern in Position.

Langsam sanken ihre Augenlider nieder. Ihre Arme hoben sich ausdauernd dem weiten Horizont Hyrules entgegen. Magischer Wind pfiff um ihre spitzen Ohren und das blonde lange Haar tanzte in der Luft. Ein lauter Schrei entkam ihren schönen Lippen, machtvoll und erbarmungslos. Und plötzlich schoss ein heftiger Strahl puren goldenen Lichts aus Zeldas Armen hinauf, sauste mit schrecklichem Getöse Kilometer weiter, zerschnitt weiße Wolkenschleier, durchbrach den Nebel und sauste zu den unsichtbaren Sternen am Himmelszelt...
 

Erschöpft rang die junge Prinzessin nach Luft, ließ ihre Arme niedersinken und zwang sich dazu auf den Beinen stehen zu bleiben. Aber Link war schneller, er hielt sie fest und schob sie zu der Kerbe im Felsen, wo sie heute übernachtet hatten. „Ich möchte, dass du dich aus diesem Kampf heraushältst. Wenn sie den Kleinen herausrücken, wirst du mit ihm sofort fliehen. Hast du verstanden!“ Seine Stimme weder sanft, noch friedlich, sondern bestimmend und beinahe gefühlskalt... Sie nickte und schaute bedrückt zu Boden.

„Gut...“, entgegnete er. Nach einem kurzen Kuss hüpfte Link hinüber auf die große, sattgrüne Grasfläche.

„Gut...“, murmelte Zelda leise, legte ihren schweren Kopf auf die Knie und schloss die Augen.
 

Nun blieb lediglich das Warten auf die Ankunft der drei grausamsten Schatten Hyrules widerwärtiger alternativer Welt...
 

Link wollte gerade das Warten aufgeben und richtete seinen Blick erneut gen Himmel, doch weit oben tanzten erschreckend ruhig die drei schwarzen Gewänder in ihrem unheilvollen Rhythmus...

Link blickte ernst und ermutigend zu Zelda und deutete mit einem Kopfnicken an, dass der Moment nun gekommen war... Die Schattengötter näherten sich und sie hatten nur ein Ziel: zu töten...
 

Geschmeidig und ehrfürchtig zog der junge Heroe sein Schwert und hielt es langgestreckt in den Himmel, verfolgte mit scharfen Augen die Feinde im schwarzen Gewebe...

Das Zischen der Biester verstärkte sich zunehmend, bis jene bloß noch wenige Meter von Link entfernt schienen.

Angstvoll beobachtete Zelda die Szene und rang damit näher zulaufen, ihrem Heroen zu helfen und sich damit trotz seiner Warnung einzumischen. Ohne zu überlegen hüpfte sie auf die Beine und trat wenige Schritte näher.

„Zelda! Du sollst dich verdammt noch mal zurückhalten!“, fauchte er sie an, ließ nicht mit sich reden und schickte ihr einen drohenden Blick in einer Ausdrucksweise wie sie ihn noch nie von ihm erfahren hatte. Sie erschrak an diesem Blick und taumelte weiter nach hinten, lehnte sich direkt an die kalte Felswand und verfolgte mit Entsetzen das Geschehen.
 

Die Dunklen sanken nieder, schwebten mit ihren schwarzen Fetzen über den lebendigen Grashalmen, die sogleich bei einer Berührung durch die Füße der Bestien zu Staub zerfielen. Egal, was sie berührten... alles versiegte unter ihrem Einfluss... alles erstarb...

Sie flogen zischend um den jungen Heroen herum und kreisten ihn ein. Aber nirgends ein Anzeichen von dem Götterkind.

„Du forderst uns heraus?“, zischte eines der Biester und schlug drohend mit der ledernen Peitschte nach Link.

„Wo ist der Junge?“, erwiderte Link, ohne auf die unnötige Frage seines Feindes einzugehen. Der angesprochene Schattengott aber lachte und nickte gehässig einem weiteren zu. Der zweite Dämon breitete sein hässliches Gewand aus und ließ eine schwarze, runzlige Hand darunter wandern. Ein blonder Schopf kam zum Vorschein und schließlich der gesamte elfjährige Körper des unschuldigen Götterkindes... Seine Kinderaugen waren geschlossen. Er war bewusstlos...
 

„Willst du das hier haben?“, zischte die Bestie und hielt den Jungen grob am Kragen. Links Schwertarm glitt herausfordernd nach vorne bereit ohne Kompromisse die Kehle der Bestie zu durchstoßen.

„Mit einem Schwert kannst du uns nicht besiegen... Hast du das schon vergessen, Tölpel?“, zischte die Schattenkreatur und wanderte mit der anderen Hand und den scharfen, schwarzen Fingernägeln genüsslich an der blassen Kehle des Jungen entlang.

Daraufhin ließ Link das Schwert langsam sinken.

„Wenn ihr ihn laufen lasst, übergebe ich euch die Macht, die ihr begehrt...“, sagte er ruhiger und schaute zweifelnd zu Zelda hinüber, die mit dem Kopf schüttelte.
 

Und alle drei Bestien zischten wieder, ließen ihre Stimmbänder mit Genugtuung vibrieren.

„Aber wir wollen auch die Macht der Prinzessin“, zankten sie mit ihren tiefen Stimmen und eine der Bestien schwebte bedrohlich näher in Richtung Zeldas.

„Ihr sollt jene Macht haben. Aber zuerst lasst den Jungen frei!“

Sie lachten über diese Forderung und schwebten näher zu der einstigen Prinzessin des hylianischen Reiches.

„Nein“, zischten sie. „Zuerst die Macht.“ Und sie hatten weiterhin Zelda im Visier und flatterten zischend zu ihr hinüber.
 

„Haltet euch von ihr fern“, fauchte Link und rannte schnell zu Zelda hinüber. Er trat beschützend vor sie und behielt die Dämonen im Auge.

„Ich schätze, so wie ich mir die Sache vorgestellt habe, wird’s wohl doch nicht gehen...“, scherzte er halbherzig und blickte kurz zu seiner Prinzessin.

Sie schüttelte den Kopf und brummte: „Wie kannst du in dieser Situation noch Spaß machen wollen?“

Erneut befanden sich Zelda und Link umzingelt von den dunklen Kreaturen, vor denen sie schon einmal nur knapp entkommen waren. Diesmal jedoch gab es kein Riss am Firmament, der den Nebel durchbrechen würde. Diesmal gab es keine alte Urkraft, die die Schatten in ihre Schranken weisen würde...

„Was jetzt?“, sagte Zelda aufgeregt. Sie legte ihre Hände nähesuchend auf seine angespannten Schultern. Sollten sie tatsächlich ihre alten Mächte materialisieren, ganz abgesehen davon dass Link möglicherweise nicht wusste, wie er seine Macht des Mutes auf einen Punkt konzentrieren und sich dann aus dem Körper und der Seele reißen sollte? War es das Wert? Aber sie konnten auf keinen Fall zulassen, dass ein Kind, welches auch noch aus ihren Essenzen bestand, von den Schattengöttern gefoltert und verflucht wurde...
 

„Wir können sie nicht mit ihm gehen lassen.“

„Ich glaube, gehen werden diese Bestien sowieso nicht eher, als sie die Macht in uns beiden erhalten. Und du bist dir sicher, dass du sie mit deiner Macht nicht vernichten kannst?“ Zelda schüttelte schnell mit dem Schädel. „Es sind immer noch Schatten von Göttern... sie sind unsterblich... meine Macht ist nicht in der Lage Unsterbliches zu töten...“

„Aber du kannst es versuchen?“, meinte er mit ungesagten, stillen Zweifeln. Zelda schüttelte den Kopf und sah jene Bedenken deutlicher als vorher in seinem Blick...
 

„Her mit der Macht!“, zischten die Teufel erneut, ließen ihre dreckigen Kehlen vibrieren und schwebten schneller und bedrohlicher um die beiden jungen Hylianer. Ihre Geschwindigkeit stieg an, das saftiggrüne Gras auf dem hohen Plateau war beinahe vollständig gebrandmarkt und zerstört von vergifteten, knochigen Füßen...
 

Wie in Zeitlupe sah Link drei todbringende, harte Peitschten niederkrachen. Sie sausten erbarmungslos durch die Luft wie Schlangen auf der Jagd nach ihrer Beute. Schützend hielt er den Schild der Götter als letzte Chance in die Höhe...

Doch im selben Moment rissen jene lederne, stachlige Peitschen ihm den Schild aus der Hand und dieser landete mit einem dumpfen Schlag weit entfernt auf dem Plateau...
 

Die Dämonen zischten fordernder und die drei bösartigen Waffen krachten erneut auf Link und seine Prinzessin zu. Es war zu spät... kein Ausweg mehr... die Schattengötter würden in wenigen Augenblicken doch noch siegen... und die Zeit war abgelaufen...
 

Das einzige, was Link tat, war seine Arme schützen vor das Gesicht zu halten, während Zeldas markerschütternder Angstschrei die Luft durchbrach.
 

Er fühlte eine Berührung, ausgehend von den ledernen Peitschten, aber nichts, was mit Schmerz und Angst verbunden war, erfüllte das junge Herz des gewandten Kämpfers. Da war weder Schmerz, noch etwas ähnliches. Verwundert öffnete er die zugekniffenen, tiefblauen Augen und sah im letzten Moment, wie jene ledernen Peitschten bei einer Berührung seiner grünen Tunika zu bröselndem Staub zerfielen. Entsetzen und Wahnwitz funkelten in Links mutigen Augen, denn nicht begreifen konnte er jenes Ereignis ohne Sinn.

Die dunklen, zornigen Peitschen der Schatten zerbröselten wie alter Laib bei einer kurzen Berührung durch jenes Gewand des Heroen.

Zelda kreischte irrsinnig auf und rief nur: „Aber ja... die Engelshaare in unseren Kleidern... sie besitzen lichtspendende Fähigkeiten... Engelshaare!“ Sie lachte vor lauter Glück...

Verwundert blickte Link kurz zu ihr und wartete auf eine ordentliche Erklärung.

„Verstehst du nicht, als wir im Haus der Götter waren, wurden unsere Gewänder durch Engelshaare ergänzt und jene Fasern haben nun eine schützende Wirkung auf uns. Die Schattengötter werden uns nicht berühren können, solange wir diese Kleidung besitzen, sondern daran zu Grunde gehen.“
 

Die dunklen Götter zischten barbarisch, zuckten qualvoll zurück als ihre kostbaren, teuflischen Waffen in glühender Asche vergingen und Link lachte wie ein Verrückter. Er lachte befreiend, schöpfte mehr und mehr Mut aus jenem merkwürdigen Geschehnis und zog mit einem beinahe bösartigen Grinsen die Klinge aus der Schwertscheide.

„So, nun lasst uns noch einmal diskutieren über einen Handel! Euer Leben für das des Jungen.“ Mutig schritt Link näher und wusste, dass jene Dämonen genug eingeschüchtert waren, um nicht auf seine Forderung einzugehen.

Sie zischten lauter, tanzten wie durchgedrehte Gespenster, die ihren Daseinsgrund verloren hatten über die geschundene Wiese. Sie gifteten morbider mit jeder weiteren Sekunde. Und als Link das Schwert horizontal einem der Schattengötter entgegen hielt, war es jenes Monster, welches sich zuerst mit schnellen Schwingen auf unsauberen Füßen in die Tiefe stürzen ließ, sich von Dunkelheit umarmen wollte und verschwand.
 

Ungläubig sahen die anderen beiden ihrem fliehenden Verbündeten zu, zischten erneut, ließen den unschuldigen, kleinen Blondschopf mit dem elfjährigen Körper knackend auf die Wiese fallen und verschwanden ebenso...
 

Sofort rannten Zelda und Link zu dem kleinen Bengel, der bewusstlos mit dem Gesicht auf der Wiese lag. Angstvoll drehte die junge Prinzessin den Kleinen auf seinen Rücken, führte eine Hand an seine Stirn und legte dann ihren Kopf auf seinen Brustkorb, um das kindliche Herz schlagen zu hören. Erleichterung zeigte sich auf ihrem ebenmäßigen Gesicht. Ein Lächeln, dass auch den Helden der Zeit neben ihr gleich beruhigte und verzauberte.

„Sein Herz schlägt... er ist wirklich bloß bewusstlos... den Göttinnen sei Dank...“, murmelte sie, hob den kindlichen Körper an und drückte das wehrlose Götterkind an sich.
 

Gerade in jener wärmenden Umarmung blinzelte der vorlaute Bengel, wurde puderrot an Zeldas Brust und wich erschrocken zurück. „Hey...“, sagte sie sanft lächelnd. Auch der erwachsene Heroe lächelte und klopfte dem Kleinen auf den Kopf. „Jag’ uns bloß nicht noch mal so einen Schrecken ein, du Holzkopf“, sagte er spaßhaft, worauf der Kleine seine Unterlippe schmollend nach oben zog.

„Was ist denn überhaupt passiert?“

„Nichts weiter...“, beruhigte Zelda. „Nichts von Bedeutung...“
 

Mit der Gewissheit den kleinen Bengel demnächst oder aber irgendwann wieder zu sehen, verabschiedeten sich die zwei Hylianer von ihm und setzen den beschwerlichen Weg fort, der noch wartend und gefahrvoll, vor ihnen lag...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  roxanna_lightness
2013-07-26T18:01:13+00:00 26.07.2013 20:01
JAAAAA.....ZEIGS IHNEN!!!!!
GO, LINK GO!!!!!
ICH HABS GEWUSST!!!^^
Weiter so!!!!
GLG Nali
Von:  _Fujiwara_No_Sai_
2008-09-11T15:08:21+00:00 11.09.2008 17:08
So eine Tunika möchte ich auch mal haben^^
aber gut das klein-link noch lebt!
*freu*
weiter so!
Lg Fuji
Von: abgemeldet
2007-01-10T18:02:48+00:00 10.01.2007 19:02
Gott sei dnk lebt der kleine
*stein von herzen fällt*
Na ich bin gespannt wann sich die Schattengötter wieder blicken lassen die waren ja wohl sichtlich eingeschüchtert *ggg*
Deine Story wird immer besser nicht ds sie jemals nicht gut war ....
Des kappi ist dir wieder gut gelungen aber sie hätten klein-link uch mitnehmen können so ist es ja wohl nicht!!!
Aber trotzdem klasse ... *daumen hochheb*
Also sg bescheid wenns wetergeht
*knuddel*
*knutsch*
*flausch*
hdggggsdl
Anna-chan ^^
Von:  Sam_Linnifer
2007-01-10T08:39:14+00:00 10.01.2007 09:39
mal wieder klasse^^
Ich liebe deine STory einfach^^ *süchtig is*
will mehr O.o
Von: abgemeldet
2007-01-09T20:08:21+00:00 09.01.2007 21:08
Einfach spitze! ^__^
Gott sei Dank haben sie den Kleinen wieder gefunden. ^U^
Dieses Kapitel hab ich im Nu verschlungen. Es war total gut geschrieben! Über die tolle Schilderung von Gefühlen brauch ich dir wohl nichts mehr zu erzählen. Du weißt bestimmt selbst, dass du das einfach kannst. ^__^

Freu mich schon auf's nächste Kapi!
lg
Dani
Von: abgemeldet
2007-01-09T11:57:33+00:00 09.01.2007 12:57
klasse wusste doch das der kleine noch nicht stirbt.
hat bestimmt noch ne menge in der geschichte zu tun oder?
war aber auf jeden fall schön wieder was von dir zu lesen
freu mich aufs nächste mal


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