Nur ein Spiel von Faylen7 ================================================================================ Kapitel 89: Wenn sich Unsterbliches einmischt... ------------------------------------------------ Kapitel 72: Wenn sich Unsterbliches einmischt... Die Sonne stand hoch im Zenit und blendete. Hier in Zoras Reich. Hier, wo einst stolze Amphibienwesen in den Gewässern schwammen und elegant ihr Leben lebten. Nichts regte sich mehr, dort, wo Fischmenschen sangen, wo alte magische Geschöpfe wandelten und in gegenseitiger Gesellschaft Freude empfanden. Ein einzelnes Schneekorn tanzte hinab und verlor sich in der engen Passage, wo unter dicken Schneemassen zwei junge, edelmütige Hylianer begraben waren. Tief im Herzen der Schneemassen aber atmeten zwei Wesen im gleichen Takt, den ihre Herzen vorgaben. Sie lebten, das richtige, das Entscheidende, was sie tun konnten. Denn wenn ihr Schicksal mit dem Tod besiegelt wäre, hätte die Welt ihr Ende gefunden und das Leben sein fristloses Grab. Verborgen im Schnee atmeten sie beide... Es war dunkel. Nur kalte Nacht vor den Sinnen, als Link seine tiefblauen Augen öffnete. Er blinzelte, schluckte sogleich angesichts der beißenden Kälte um ihn herum und schüttelte sich. Hastig suchte er nach einem Feuerzeug, wühlte aufgebracht in der magischen Tasche herum und fand es glücklicherweise. Sogleich leuchtete der junge Held umher. Da er noch schützend über Zeldas Körper lag, brachte er sein schweres Gewicht erst einmal von Zeldas bewusstlosen Körper und richtete sich auf, so weit wie es ging. Endlich gewöhnten sich seine Augen an die sauerstoffarme Dunkelheit hier unten, hier in der engen Felsspalte, wo tonnenweise Schnee lag. Er befand sich in einem kleinen Hohlraum direkt unter den Schneemassen. Ein Hohlraum, der so nicht sein konnte. Wachsam blickte Link nach oben und fürchtete sich fast ein wenig davor, die gigantischen Schneemassen würden sich auf sie beide stürzen. In dem Augenblick flackerte das Feuerzeug und verlor seinen hellen Schein... Zaghaft und ein wenig besorgt, nahm Link den Körper seiner Prinzessin in die Arme, betastete vorsichtig hier in der Finsternis ihr Gesicht und murmelte leise: „Zelda? Hey...“ Als sie nicht sofort antwortete oder überhaupt reagierte, küsste Link sie behutsam und suchend auf ihre Lippen. Zu mindest war es seine Absicht in der Dunkelheit... Stattdessen erwischte er unbeholfen ein Augenlid. Brummend ließ sich Zelda aus ihrem Schlaf reißen und erschrak, als sie nur die Dunkelheit vor ihren Augen fand. Sie löste sich aus Links liebevollem Griff und atmete nervös ein und aus. „Zelda... ich bin es... beruhige dich.“ Sie tastete langsam voran. „Link? Aber wo sind wir denn?“ „Immer noch in der Felsspalte.“ Als sie Links Hände fand, krallte sie sich in diesen fest und meinte: „Was ist mit uns passiert?“ Aber noch ehe die Prinzessin eine Antwort erwartete, platzten kleine feine Lichtfäden aus ihren Fingerspitzen und erhellten den gesamten Hohlraum hier in der Kälte, mit der knappen Luft und dem merkwürdigen Glück, welches beiden zuteil wurde. „Weiß nicht...“, sagte der junge Held und kam mit einem erdrückenden Gefühl in seinen Gliedern zum Stehen. Gerade so groß war der Hohlraum, dass er stehen konnte. Sein Blick fiel zu dem Weg nach vorne, der noch zu dem Hohlraum gehörte. Mit einem ermutigenden Lächeln half Link seiner Prinzessin auf die Beine. „Kannst du dein Licht ein wenig erhellen?“, meinte Link und suchte etwas in dem eisigen Schneegebilde, wo sie gefangen waren, suchte nach einer Ursache für das Glück in diesem großen, langen Hohlraum überlebt zu haben. Doch die Frage war... wie lange noch. Wie weit würde der Weg reichen? Wie lange konnten sie beide mit diesem bisschen Sauerstoff überleben? „Augenblick... ich konzentriere mich“, flüsterte sie und das Licht hier unten wurde greller und sehender. Einige Lichtfunken schwebten zu der eisigen Schneedecke hier unten. Dichter Schnee, an vielen Stellen geschmolzen und gleichzeitig zu Eis erstarrt hielt vermutlich das Gewicht des vielen Schnees. Aber wie konnte das sein? Was hatte eine solche Wand vor dem Schnee gemauert. Eine stabile, robuste Mauer, die einen Weg hinaus aus dem kleinen Labyrinth erschaffen hatte. Links entschlossener Blick, ach, wie Zelda gerade diesen Blick liebte, ging hinauf an die Eiswand und entdeckte eine weitere faszinierende Eigenheit des gigantischen Gebäudes. Dünne rote Fäden zogen sich über dem Eis entlang. Ähnlich feiner, starker Wollfäden, die ein Kleidungsstück zauberten und zusammenhielten. Link tastete vorsichtig danach und verbrannte sich beinahe an dem Material. Flüssig, und doch erstarrte es hier in dem Eis nicht. Magische Lava? Eine Art Schleim, der das Eis und den Schnee halten konnte? „Was mag das sein?“ „Keine Ahnung. Aber...“ und Link wand sich zielsicher zu seiner angebeteten Prinzessin. „... so lange sich diese Fäden spannen, sollten wir hier versuchen herauszukommen“, endete er, nahm Zeldas rechte Hand fest in seine und folgte mit ihr dem Weg, den der Hohlraum anbot. Während sie hastend und mit weichen Knien den Weg fortsetzten, gab es überraschend immer wieder ein Dröhnen in dem Schneegebilde. Eine kleine Erschütterung hier, ein kurzes Beben da... Besonders an Stellen, die nicht oder nicht mehr von dem roten Fadenspiel belagert, beschützt und gehalten wurden. Link hastete außer Puste vorneweg, spürte schlagartig eine monströse Unruhe in sich aufkommen. Es war vielleicht nur ein Irrtum des Schicksals, der sie leben ließ. Vielleicht nur ein günstiges Zusammenkommen der verschiedensten Umstände. Oder aber ein Freund, jemand, mit dem niemand mehr rechnen würde, gab sich hier durch das Stricken und Spannen feiner Feuernähte zum Vorschein, Feuer, wo auch Eis herrschte. Doch ewig sollte dieser Schutzmauer gegen den gefahrvollen, erdrückenden Schnee nicht standhalten. Er blickte kurz nach hinten, sah in Zeldas banges Gesicht und fühlte allein an diesem Blick, wie schmerzhaft diese große Anstrengung für sie war. Sie atmete unregelmäßig ein und aus, fühlte einen gemeinen Druck auf ihrer Lunge und hatte Angst. Nur kurz blieben sie stehen und Zelda stützte betäubt und die Kraft verlierend ihre Hände auf die zitternden Knie. „Kannst du weiterrennen“, meinte Link leise. „Wir haben es gleich geschafft...“ Sie nickte und ließ sich von Link hinterher zerren. Das Sonnenlicht am Ende des Weges kam nun zum Vorschein. Mit neugewonnener Zuversicht hetzte Link des Weges und schleifte Zelda fordernd und beinahe rabiat hinter sich her. ,Kämpf’ jetzt, dann schaffen wir es’, sagte er in seinen Gedanken. ,Nicht aufgeben...’ Wenige Sekunden später tauchten zwei Hylianer am Rande der Felsspalte auf, kletterten an eisigen Stufen, die der Schnee erschaffen hatte, hinauf in die grenzenlose Freiheit. Erleichtert atmeten sie beide aus und Zelda ließ sich kraftlos auf den Schnee außerhalb der tiefen, gefahrvollen Schlucht fallen. Sie lebten. Bei Nayru, sie lebten. Ein Kichern entkam dem schönen Mund der Prinzessin. Ein herzhaftes Lachen wechselte das kindische Kichern ab, bis Link sie ungläubig ansah. „Alles okay?“ „Ich denke schon...“, antwortete sie und musste erst einmal verarbeiten, dass sie beide schon wieder eine ordentliche Portion empörendes Glück erfahren hatten. „Und du? Alles in Ordnung, mein Link“, sagte sie und reichte ihrem Helden beide Hände. Aber anstatt sich von ihm aufhelfen zu lassen, riss sie ihn ebenfalls zu Boden und ignorierte das Fragende, Überraschte an seinem wunderbaren Heldengesicht. Sie suchte sehnsüchtig seine Nähe, seine Wärme und legte ihre Arme um seinen Hals. „Was meinst du, war das gerade, was uns rettete?“ Links Hände wanderten hinab zu Zeldas schmaler Taille und zogen sie ein Stückchen näher zu sich. „Ich habe so einen Verdacht“, sagte er. „Wirklich?“ „Jep“, murmelte er und streichelte über den Rücken seiner Liebsten. „Ich hatte einen sehr harten Kampf gegen einen Drachen in Irland, weißt du noch?“ „Ja, du hast erzählt, es wäre ein Kind gewesen, welches zu einem Drachen mutierte. Aber worauf willst du denn jetzt hinaus?“ „Klein- Link oder besser gesagt, ein künftiger Harkenia, hatte damals gemeint, Molly würde sich eines Tages revanchieren, dass ich ihre Seele erlöst hatte.“ Zelda lockerte die Umarmung und sah Link eindringlich an. Sie las in seinen schönen Augen, in denen ein Versinken so leicht war. „Bist du dir sicher“, sagte sie und wischte ein wenig geschmolzenen Schnee von seiner Stirn. „Nicht absolut, aber es könnte sein. Gerade hier, wo Feuer und Eis miteinander im Einklang waren.“ „Gerade, weil Drachen in unserer alten Mythologie ohnehin nach ihrem Ableben eine andere Verbindung zu den Lebenden besitzen als es Seelen der Hylianer vorbestimmt ist“, meinte sie und erklärte dem verdutzten Ausdruck ihres Helden zusätzlich: „Alte Geschichten und Legenden erzählen, dass Seelen solch magischer Geschöpfe sich in das gewöhnliche Leben einmischen könnten. Vielleicht hast du Recht und die Seele Mollys wollte sich hiermit bei dir bedanken.“ „Was haben wir doch für ein Glück, Zelda...“, murmelte Link und zog seine Prinzessin schmeichlerisch und verliebt an sich. „Lass’ uns den Weg fortsetzen, mein Engel.“ Er gab ihr nur einen sanften Kuss, unterband die Lust auf mehr und half ihr Aufstehen. Mit einem zum Schweben gedachten Lächeln aus dem hübschen Gesicht der Prinzessin setzten sie beide den Weg fort, marschierten den gesamten Tag über durch Zoras Reich, und ließen die schneebedeckte Einöde alsbald hinter sich... Spät am Nachmittag, die Sonne warf einen roten Mantel über das alte Hyrule, erreichten die Auserwählten mit knurrendem Magen eine alte Mühle, die unweit von Kakariko stand. Nur kurz wollten sie im Inneren der Mühle rasten, schnell die Augen zu machen, ein wenig schlummern und später, dann, wenn bereits die Nacht in Hyrule gekommen war, den Weg fortsetzen. Sie bahnten sich durch ein großangelegtes Weizenfeld und standen schließlich im Innenraum der alten Mühle, wo viele feste Säcke aufgereiht waren, in denen Weizen abgefüllt weilte. Zufrieden und laut gähnend streckte sich der junge Held, schnallte Schwert und Schild von seinem Rücken und blickte sehnsuchtsvoll zu seiner Prinzessin, die lächelnd auf einer Decke saß und sich von dem Brot aus dem Götterhaus bediente. In ihre Gedanken versunken strahlte sie hinaus auf die weiten Wiesen und Felder und dachte nur wenige Momente an altes Glück aus der Vergangenheit. Wie gerne und wie oft war sie früher einfach ausgeritten, hier in ihrer Heimat, war mit einem elfjährigen Link über Stock und Stein gestolpert und nun war aus dieser innigen Freundschaft eine starke, tiefe Liebe geworden... In ihre Gedanken versunken, bemerkte sie nicht Links hinterhältiges Grinsen, der sich tollkühn und streichausheckend an seine Zelda heranpirschte. Plötzlich hielt er ihr die Augen zu, riss sie mit ihm zu Boden und ignorierte das Schimpfen und Fauchen aus ihrem rosaroten Mund. Begehrlich und fest hielt er sie in seinen Armen gefangen und meinte gefährlich, aber kokett: „Da wir die letzte Prüfung so gut gemeistert haben, will ich mir mal etwas gönnen.“ Zelda wollte einige Worte sagen, wollte ihn bitten, sie wenigstens ihr Pausenbrot beiseite legen zu lassen, aber noch ehe ein Wort des Wartens aus ihrem Mund sprudelte, erstickte er diese mit seinen Lippen und küsste sie lange und ausdauernd. Der Kuss war tief und leidenschaftlich, schickte ihr brennende Visionen von den Erlebnissen in den Mooren, während seine Zunge Eintritt forderte. Nur wenige Sekunden dauerte die Liebkosung und doch fühlte es sich für die Prinzessin an, als wären lange Minuten unter der Sündenbelastetheit des Kusses verstrichen. Traumhaft schön... soviel legte ihr Held in diese Empfindung... Zärtlichkeit... Hingabe... Quälend rang Zelda nach Luft, seufzte als ein angenehmes Kribbeln ihren Rücken entlang wanderte. Sie seufzte unartikuliert und beinahe bittend, er möge nicht aufhören ihr zu geben, worauf sie ewig gewartet hatte. Verträumt gelangten Zeldas Hände an seinen Hinterkopf, fuhren durch das blonde, wilde Haar und zogen seinen Kopf fordernder und näher an ihren. Erneut ein Kuss, lustbetont und gierig. „Wenn wir weitermachen, dann... dann verliere ich noch die Beherrschung...“, murmelte Link und saugte ausschweifend an ihrem Hals. Doch Zelda stoppte nicht und riss Link mit ihr zu Boden, sodass sie mit dem Rücken auf Korn und Dreck lag. „Es sei dir erlaubt, jegliche Beherrschung zu verlieren, mein Link...“, provozierte sie. Dieser Satz war genug und er ließ seinen Mund hemmungslos über ihr Gesicht, über ihren Hals wandern und seufzte leise. Es war so angenehm, so unstillbar, dieses innere Bedürfnis Links, eins zu sein mit Zelda und doch... es war zu früh dafür... nicht richtig hier inmitten der Gefahr... In dem Augenblick stoppte Link diese anbahnende Leidenschaft und blickte ein wenig überfordert in das kristallene Blau von Zeldas Augen. Sie schien leicht verärgert, ein wenig irritiert und sogar einen Hauch besorgt, als Link mit seinen Zärtlichkeiten endete. Ihr wundersamer Blick verweilte auf seinen Lippen, bis sie einen Finger darauf legte. „Stimmt etwas nicht?“, flüsterte sie. Er schüttelte den Kopf, beförderte sein Gewicht von ihr herunter und kuschelte sich an ihren Rücken heran, während die Sonne mehr und mehr in feurigem Odem versank. „Warum...“, begann Zelda, drehte ihren Schädel zu ihm und sah doch nur seine geschlossenen Augen. „Warum hast du... nicht weitergemacht...“, sagte sie und fühlte ihren Puls wieder hetzten, als ihre Gedanken etwas erzählten, was gefährlich für die Unschuld war... „Wir sollten einfach nicht...“, meinte er und drückte sie sachte an sich. „Du weißt schon... es ist nicht richtig...“ „Noch zu früh? Nicht der richtige Ort...“, sagte sie sanft und schnurrend. „Jep, nicht der richtige Ort... hier inmitten der Gefahr.“ „Aber beinahe hätten wir uns geliebt, ohne es zu wissen...“, sagte sie und klammerte sich an seine warmen Hände. „In den Mooren... ich weiß“, meinte Link und erinnerte sich an die rätselhaften Geschehnisse dort. Es entsprach der Wahrheit. Beinahe waren sie viel weiter gegangen, als sie es hätten verstehen können. Genau dann, wenn sie sich aus den Klauen der Moorgeschöpfe nicht hätten lösen können. „Ich kann mich nur an einige Bruchstücke erinnern, wie weit sind wir denn gegangen?“, setzte Link hinzu und hauchte einen leichten Kuss an Zeldas Stirn. „Nur zu ein paar Küssen und einem verräterischen Saughämatom am Hals, das ich dir zu verdanken hatte, mein Link.“ Beschämt und seine Stimme verlierend starrte Link an den blonden Hinterkopf seines Zeldaschatzes und hatte doch wahrlich das Gefühl sich dafür entschuldigen zu müssen. „Sorry...“, sagte er schläfrig. „Kein Problem, mein süßer Held...“, erwiderte sie. „Wie spät ist es eigentlich?“ „Schon sieben...“, murmelte Zelda, mit der unanständigen Überlegung, ihren Helden zu bitten, das süße Verführen doch zu wagen. Aber sie entschied sich für das Schweigen. „Ich würde meinen, wir schlafen ein wenig. Ich wecke dich dann, wenn wir weiterziehen sollten, okay?“ „Okay...“, schnurrte sie, drehte sich in seinen Armen und umklammerte seine Taille. Sie suchte seine Nähe, selbstverständlich, immerhin waren sie nun endlich ein Paar. Und doch war es mehr als diese Nähe und das Wärmesuchen. Es war ein Festhalten, der Wunsch nach Schutz und Sicherheit, welcher sie antrieb. „Halt mich ganz fest...“, murmelte sie noch und schlief dann wenige Stunden ein... Umgeben von Licht und Wärme stand Zelda in einem kleinen, runden Raum eines Turmes und alles schien so warm, so angenehm... Pure Freude empfand sie angesichts der reinen, machtvollen Wärme, die sich über ihre nackten Arme legte. Es war nur ein hylianisches Sommerkleid, welches sie trug, versehenen mit der typischen Tracht der königlichen Familie. Sie fühlte sich frei, entspannt und glücklich... Farben schillerten ununterbrochen in dem Räumchen. Helle, warme Farben des Lichts. Eine kleine schokoladenbraune Wiege stand vor ihrem Antlitz und nur um zu sehen, was sich darin verbarg, trat sie näher. Ein helles Kinderweinen drang durch den kleinen, runden Raum und irgendwie fühlte sie sich, als müsste sie das kleine Kind darin beruhigen, mit Worten und Berührungen besänftigen. Sie trat näher und näher, schaute in ein Gesicht, welches sich bei ihrer plötzlichen Nähe erhellte. Das Kindergeschrei erstarb und wandelte sich in ein herzliches, ohrenverwöhnendes Lachen. Auch Zelda lachte, während sie sich über das kleine Baby beugte. Sie lachte, angenehm und zufrieden... Als Zelda aus ihrem Schlaf erwachte, lag eine angenehme Kühle, Frische in der alten Mühle, wo der Geruch nach Mehl in der Luft hing. Der Mond stand bereits am Himmel, aber Link war nirgendwo zu finden. Sie murmelte seinen Namen, aus leichter Beunruhigung, dass er nicht hier war. „Link?“, klang es ruhig aus ihrem Mund. Warum sollte er sie alleine lassen? Gerade jetzt? Seufzend stand Zelda auf, suchte mit ihren weitsichtigen Augen nach den tiefblauen Links und doch ahnte sie, dass er nicht in ihrer Nähe war... Sie stolperte aus der Mühle, stets umfangen von einer leichten Beunruhigung... Es wäre ratsam weiterzuziehen, dachte sie, während sie eine Gestalt auf dem Weizenfeld auf sie zu laufen sah. Zuerst nahm sie an, Link wäre es, der sich ihr annäherte und doch war der Gang der Gestalt so schleppend, so mühsam, ganz und gar nicht wie Link, der Schwäche niemals zeigen würde. Als schließlich ein rotes Funkeln aus einem dunklen Augenpaar inmitten der Nacht leuchtete, wich die Prinzessin erschrocken zurück und stolperte über eine kleine Kante. Sie fiel rücklings zu Boden und blickte angsterfüllt drein, ein Dämon oder Diener Ganons könnte hier sein Unwesen treiben. Sie fühlte sich eingeengt, blickte nach rechts und links und wünschte sich in dem Augenblick nichts sehnlicher als die Anwesenheit ihres Liebsten. Sich selbst ermutigend drehte sie sich um, krabbelte wenige Meter und zwang sich auf ihren zitternden Knien zu gehen. ,Link, wo bist du?’ Die Angst fuhr ihr ins Mark, als sich die schattenhafte Gestalt immer weiter näherte. Schritte schleppend und verräterisch. Sie nahm aufgeregt ihre Beine unter die Arme und rannte zurück in die Mühle, versperrte in der Finsternis die Tür und den Riegel. Ein unechtes Gesinge dröhnte von außerhalb. Dann ein widerliches Schnalzen: „Zelda... oh Zelda...“, sang eine kratzige Stimme, die sie kannte... und anwiderte. „Oh Zelda... lass’ mich zu dir... Schrecken und Traum meiner dreckigsten Träume...“ Ein Lachen hallte über das gigantische Weizenfeld. Dann war es ein Schmerzstoß, den der Kerl aussendete und schließlich ein Würgen aus seinem kranken, vergifteten Mund. Stille... Einige Sekunden wartete Zelda mit hetzendem Puls und einem sehr gespenstischen Gefühl in der dunklen Mühle. Allein. Denn noch immer wusste sie nicht, wo sich Link befand. Aufgeregt kaute sie an ihren Nägeln, versuchte die Spannung in ihrem Inneren wegzuschieben, versuchte sich wieder Mut zu machen und betete in Gedanken zu der Göttin des Mutes, sie könnte ihr jene Eigenschaft zuführen, die sie im Augenblick benötigte. Ruhig, sagte sie sich. Ganz ruhig, Zelda. Das ist nur einer von Ganons Leuten. Lediglich einer... mit dem wirst selbst du fertig... Aber das Unheimliche schien, die plötzliche Stille. Ein sachtes Windrauschen war alles, was von draußen hereindrang. Langsam und vorsichtig näherte sich die Prinzessin der ungenügend versperrten Verriegelung, fühlte Zittern, Herzrasen und die maßlose Wut auf ihre eigene Ängstlichkeit. Zelda stieß einen grellen Schreckensschrei aus, als jemand die Tür öffnen wollte und dann wuchtig gegen das splitternde Holz klopfte. Sie ballte ihre Fäuste aufgeregt, machte sich bereit ihre geheime Magie einzusetzen, bis mit einem Schlag alle Zweifel davongetragen wurden. „Zelda? Was ist los? Mach’ die Tür auf“, sagte eine vertraute Stimme eindringlich. Sie liebte diese Stimme, egal, ob sie aufgeregt klang oder trübsinnig. Ohne weiter nachzudenken öffnete sie die Tür schwungvoll, fiel in die Arme ihres Helden, der nicht wusste, was in seine Zelda gefahren war. „Hey, was ist denn, Schatz?“, sagte er und nahm ihr aufgelöstes Gesicht in beide Hände. Ein kurzer Blick reichte aus und Link erkannte die Angst und Sorgen darin. „Ist etwas passiert“, meinte er ruhig. Sie nickte haltsuchend. Sie verschluckte sich beinahe vor Aufregung. „Da war eine Stimme, draußen in dem Weizenfeld. Bei Din... wo warst du denn?“ Er führte sie zurück in die Mühle. „Nur kurz die Beine vertreten... Entschuldige. Aber nun bin ich ja da.“ „Lass’ uns sofort weiterziehen. Dieser Ort ist mir unheimlich... er verbirgt das Böse“, erklärte Zelda und legte die Decken vom Boden zusammen, ließ jene schnell und schmerzlos in der magischen Tasche verschwinden. „Was sagt die Zeit?“ „Zwölf Uhr. Ich glaube, wir haben lange genug gefaulenzt.“ Link nickte, wusste doch um die wenigen Tage, die ihnen noch blieben, hier in der alten Welt. Denn in wenigen Stunden stand der Vollmond in Schicksalshort blutrot an dem garstigen, stinkenden Himmel, der die gesamte Welt unter sich begraben würde. Der siebzehnte Tag brach nun an in jener alten Welt, die trotz ihrer Realität so unwirklich erschien. Die Luft. Die Tiere. Selbst die Natur... Sie liefen Hand in Hand weiter, kämpften sich durch weitere Weizenfelder, die so hoch standen, dass sie ihnen bis zu den Köpfen gingen. Ein heller Mond leuchtete ihnen des Weges, warf seinen stahlblauen Schein kühlend über die Welt, erschuf dichte Schatten am Rande der weitentfernten Wälder und inmitten der Weizenfelder, welche sich im Wind wogen. Ab und an spähte Link zurück, wurde das Gefühl nicht los, dass sie schon seit längerem verfolgt wurden. Als Link erneut einen ernsten Blick nach hinten wagte, drückte Zelda ihre in seine geschlungene Hand und nahm an seinem entschlossenen Ausblick teil. „Link?“ Plötzlich wieder zur Besinnung kommend, schwang er seinen Schädel zu ihr und meinte: „Was? Hast du etwas gesagt?“ Sie boxte ihn maulend an seinen Arm. „Bin ich so langweilig, dass du dich nur unter Umständen von mir bei deinem Tun ablenken lässt?“ Link gab ihr ein reumütiges Grinsen und wollte sie gerade zu sich heranziehen, als sich Zelda aber sträubte. „So willst du dich also bei mir einschmeicheln, was?“, sagte sie und drohte ihm mit einem Zeigefinger. „Also, was ist der Grund für deine Unaufmerksamkeit.“ „Entschuldige... aber seit geraumer Zeit habe ich den Eindruck etwas verfolgt uns.“ „Wirklich?“ Überrascht wanderten Zeldas schöne blaue Augen über das hohe Weizenfeld. „Wir würden unsere Verfolger ohnehin nicht sehen“, meinte sie. „Besser wir beeilen uns aus diesem Feld herauszukommen.“ Link nickte. Sodann rannten sie hinaus aus dem Feld und landeten auf einer sandigen schmalen Straße. Rechts und links des Weges ragten zunehmend hohe Laubbäume. Knorrige Wurzeln, die sich wie Schlangen auf dem Weg krümmten. Und ohne, dass sie es wussten, beobachtete nebst einem kleinen, schwarzen Vogel sie eine weitere Person die gesamte Zeit. Ein verruchter Todesdiener kroch und stapfte selbstherrlich in unterirdischen Gängen entlang. Ein hetzendes, sattes Augenpaar, nicht menschlich, sondern umzogen mit violetten und roten Splittern in der Regenbogenhaut leuchtete aus einem alten, grünschimmernden Gesicht hervor. Es war Kälte und Abscheu, die aus seinem Gesicht stierte. Denn jenes Böses kannte die Gesetze der Liebe nicht, verstand nicht den Sinn und die Erfüllung, welche Liebe geben konnte. Der schwarze Todesschatten, so wie ihn Schriften nannten, lag über ihm und es erfüllte sein unverständliches Gehirn mit genügend Nährsalzen Tausende von Jahren zu überstehen. Er hasste und dies schien sein Gesetz, seine Materie. Er hasste, kannte und schätzte dieses Wort als die verderbenbringende, gewaltigste Kraft, die ihm zuteil wurde. Nur ihm. Denn nur er konnte hassen wie niemand sonst. Hassen auf seine erniedrigendste, abscheulichste und kränkste Weise... Es war finster in den Gängen und doch sah gerade ein Dämon wie jener Fürst des Schreckens, der, so seine Annahme, der Kaiser jeder Welt sein konnte, alles. Er sah durch die Finsternis, durch Nacht und Tod, nicht fähig die Wahrheit und Besonderheit des Lichts zu erkennen, die seine Gegenspieler verehrten. Vielleicht war es dieser Punkt, dass der ewige Teufelskreis der Kämpfe in Hyrule niemals enden konnte. Das Gesetz, dass jede Welt Licht und Schatten haben musste. Der ewige Teufelskreis, in welchem sich die Triforceträger des Mutes und der Weisheit dem letzten und stärksten Fragment der Kraft entgegenstellten. ,Es konnte nicht enden’, dachte und wusste der Diener des Bösen. Nicht so lange, das Triforce auf seine Weise existierte und dass jene Macht noch irgendwo hauste, das fühlte das Böse, das beflügelte das Böse und trieb es an... Lachend wollte der Todesengel sich den kleinen Bengel mit Namen Link vorknöpfen, hatte Glücksgefühle bei dem Gedanken, den Kleinen zu foltern, zu quälen. Viele abscheulichen Dinge entsprangen seinem Geist, wie die Vorstellung, dass er die Pest erneut ausbrechen lassen konnte, um die letzten Menschen zu unterwerfen. Die Vorstellung den kleinen Link mit allen Mitteln der Kunst zu foltern. Daumenschrauben. Die eiserne Jungfrau. Ein magischer Qualenfluch. Oder auch die Streckbank würden sein Vergnügen anstacheln und ihn erheitern. Nur noch wenige Schritte durch die Dunkelheit und er könnte dem kleinen Kerl zeigen, wie grausam und elend das wahre Gesicht des Bösen sein konnte. Ein markerschütterndes Lachen schnitt durch die leeren Gänge, worauf das Feuer der letzten Fackeln ausging... Zu zweit saßen Maron und die Direktorin am Tisch, während Maron einen Tee schlürfte und schon wieder an Rick dachte. Er ging ihr nicht aus dem Kopf. Ununterbrochen hatte sie sich die letzten Stunden die Augen wegen ihm ausgeweint, hatte von ihm geträumt und wollte einfach nicht glauben, dass er nicht mehr da war. Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie ihn mit seinem Grinsen durch die Tür laufen sah. Er würde ihr erklären, dass alles nur ein dummer Fehler war und er nicht tot sei. Er würde ihr sagen, dass alles nur ein Traum war und dass es keinen Teufel auf Erden gab, der den Weltuntergang vorbereitet hatte. Sie sah sein typisches Lächeln, blickte in seine rehbraunen Augen und wünschte sich so sehr, seine Wärme zurück… Eine Träne fiel, die Impa bemerkte. „Maron?“ „Es ist nur… Rick… Ich will ihn verdammt noch mal wiederhaben… schnief...“, schluchzte sie und kramte nach einem Taschentuch. Impa blickte hoffnungsvoll auf. „Jeder von uns hat etwas, das er zurück haben möchte… Und ich weiß nur eines: Link wird Ganondorf seine Suppe schon versalzen. Ganondorf bekommt sein Fett weg, für alles Grausame, das er getan hat.“ „Ja“, murmelte das Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren leise. „Link wird ihn besiegen“, setzte sie hinzu. „Meinst du, es gibt eine Chance für Rick?“ „Das kann ich dir nicht sagen, Maron…“, meinte Impa ernst und sah zu ihrer Kaffeetasse mit der Aufschrift: ,Für unpassende Ereignisse.’ „Ich möchte dir etwas erzählen, Maron“, sagte Impa dann und hatte einen aufmunternden Gedanken aus der Vergangenheit Hyrules. Überrascht sah die Schülerin auf und wartete auf Impas Worte. „Es war einst in Hyrule“, begann sie. „Ich kannte ein junges Mädchen, das sich immer gewünscht hatte, einem Ball beizuwohnen. Ständig träumte sie davon, ihrem eigenen Prinzen zu begegnen und gelegentlich erfreute sie sich an Links Anwesenheit. Bis Link dann eines Tages die schlaue Idee hatte, er könnte seine gute Freundin irgendwie zu einem der königlichen Bälle einladen. Ich erinnere mich, dass er Zelda überredet hatte und das junge Mädchen die Gelegenheit erhielt, einen Einblick in das Schlossleben zu haben.“ Schmunzelnd trank Impa einen Schluck ihres kalten Kaffees. „Und“, sagte Maron, die sich endlich ein wenig von Rick ablenken konnte. „Ein junger Königssohn aus Calatia, einem Nachbarland Hyrules, nahm ebenfalls an den Feierlichkeiten teil. Ein wunderbarer Mensch, mit genauso edlen Idealen, wie es jene Links waren.“ „Eine Liebesgeschichte“, meinte Maron traurig und putzte sich bekümmert mit dem Taschentuch ihre Nase. „Ja, aber nicht nur irgendeine Liebesgeschichte“, fuhr Impa fort. „Das junge Bauernmädchen hatte ihren Prinzen gefunden, einen braunhaarigen jungen Mann… mit rehbraunen Augen…“, beendete Impa leise. In dem Moment blickte Maron leicht schockiert auf. „Rick?“ Und alles, was die einstige Shiekah zusagen vermochte, war ein nickendes: „Ja, so ist es.“ Eine Träne tropfte aus Marons Augenwinkeln. Und Impa legte verständnisvoll eine Hand auf diejenige des jungen Mädchens vor ihr. „Maron… behalte deine Hoffnung bei. Denn ich bin mir sicher, du wirst ihn wiedersehen. Du hast ihn einmal wiedergefunden und du wirst ihn auch ein zweites Mal wiederfinden.“ „Danke”, quiekte Maron vor Aufregung und setzte einen entschlosseneren Blick auf. „Ich werde ihn wiedersehen! Irgendwann…” Damit verschwand Maron erneut in einem Nachbarraum und dachte still und heimlich wieder an ihren Prinzen… Zurück in der Kirche Schicksalshorts. Endlich war die keimende Brut des Bösen an der Zelle des kleinen grüngekleideten Bengels angelangt. Ein violetter Energieball sammelte sich in Ganons rechter Faust und brachte ein furchtvolles Glimmen in die eisige Dunkelheit, während Ratten und Schlangen vorbeizischten und ihre tierischen Laute eine kleine Orgie anstimmten. Und doch sollte Ganon im nächsten Augenblick keinen Funken der perversen Freude empfinden können, nach der er gierte. Denn, und es musste das Schicksal sein, welches am Werk war, denn... die Zelle war leer. Ungläubig fixierten blutige, glühende Augen das Verlies. Aber keine Seele weilte in dem Innenraum. Kein Hylianer. Kein Kind mit dem vorersten Namen Link... Ein tiefes Grölen und Fauchen brachte die gesamte Kirche Schicksalshorts zum Beben. Aus Wut schmetterte der Fürst des Schreckens zahllose Energiebälle umher, giftete über diese Demütigung und fand in seinem Kreuzzug gegen diese bodenlose Frechheit kein Ende... Zelda und Link eilten an einem anderen Ort zügig voran, schauten auf den Kompass, kamen an einer Wegmarkierung vorbei und es dauerte nicht lange, da bildete sich am Rand des Mittelgebirges im Osten ein schmaler Riss rot. Die Morgensonne kam aus ihren dunklen Schlupflöchern und marschierte mit träger Gelassenheit über das alte Land und die traumhafte Steppe. „Wenn unser lieber Namenlos doch nur hier wäre...“, maulte Zelda, ließ ihre Schultern hängen. Sie stoppte kurz, streckte sich und gähnte laut. Wie schön es wäre, gerade jetzt, die Füße mal nicht zu benutzen. Das Wandern durch Hyrules saftige Grassteppe, das Stolpern über Gestein, das Watscheln durch dichte Weizenfelder und viele andere mit dem Laufen belastete Tätigkeiten raubten Kraft und quälten die Fußsohlen aufs Übelste. „Ja, wenn Namenlos hier wäre...“, bestätigte Link. „Ich frage mich schon länger, was wohl der Grund sein mochte, dass die Götter diesem Pferd keinen Namen gegeben haben. Meinst du, er hat bereits einen?“ „Bestimmt. Aber ist dir eigentlich mal was aufgefallen?“ „Und was?“ Zelda zwinkerte Link entgegen, der stehen blieb und zu einem kleinen Baumhaus blickte, das nicht weit von ihnen am Rand eines etwas größeren Waldes stand. „Ich hatte manchmal das Gefühl Namenlos würde uns mehr verstehen, als wir glauben.“ Zeldas blaue Augen wurden ein wenig größer. „Das ist nicht dein Ernst. Namenlos ist doch nur ein Pferd.“ „Ja, Zelda“, sagte Link scherzhaft, nahm ihre rechte Hand und küsste diese verliebt. „Und der Held der Zeit ist nur eine Spielfigur, nicht wahr.“ Sie schüttelte mit dem Kopf und neigte ihr Haupt. Sie dachte, ihr Held hätte sein Schicksal akzeptiert, hätte sich selbst verstanden. Aber dieser Satz... „Link, möchtest du mit mir darüber reden“, fragte sie sanft und legte eine Hand auf seine rechte Wange. Seine Augen erzählten soviel Dankbarkeit, unterstützt mit einem brilliantem Lächeln. Ach, sie liebte diese Lächeln. Er schüttelte bloß den Kopf, vielleicht ein wenig unsicher mit sich selbst, vielleicht nur ein wenig zu verzaubert von Zeldas Verständnis. Verträumt biss sich Link auf die Lippe und nahm seine Zelda auf die Arme. „Ich könnte dann noch eine kleine Mütze Schlaf vertragen“, sagte er und trug sie zu dem kleinen Baumhäuschen, welches zwar am Rande des nahen Waldes stand und damit nicht gerade sehr viel Sicherheit bot, und doch ein günstiger Ort für einige ruhige Momente darstellte. Es war nur ein kleines, klappriges Baumhäuschen mit geringem Platz, aber es erinnerte Link an das kleine Baumhäuschen in den Wäldern Schicksalshorts. Sorgen kamen in ihm auf, Sorgen um Sara, Sorgen um seine Eltern und Rick schlich wieder durch seinen Kopf. Zelda stieg vor ihm die Leiter hinauf und machte es sich auf einer Decke in dem Miniinnenraum bequem. „Also, ich muss sagen, dein Baumhaus bei den Kokiri ist wesentlich größer als dieses hier.“ Link folgte und ließ sich neben Zelda müde auf der Decke nieder. „Jep, aber wir beide passen gerade so hier rein, da geht das schon.“ Schön gesagt, Link... In so einer Situation würde der Held der Zeit sicherlich alles schön reden. Denn im Grunde genommen war die Hütte so klein, dass Link sich mit seinen einsachtzig nicht mal strecken konnte. Regelrecht eingequetscht fühlte er sich im Moment, obwohl diese aberwitzige Sache auch ihr gutes hatte. Aufgrund des engen Innenraums lagen die beiden Verliebten so dicht aneinander gedrängt, dass die fehlende Räumlichkeit ganz gewiss nicht störend war... Mühevoll wollte sich Link lediglich zu Zelda umdrehen, konnte dies aber nicht anders bewerkstelligen, als sich halb über sie zu beugen. Komisch, dachte Link, obwohl sie beide keinerlei Grund mehr hatten sich bei Berührungen zu genieren, verlegen zu werden, wenn sie einander näher kamen, so stieg ihm immer wieder verräterisches Blut in die Wangen, wenn er Zelda so vor sich hatte. Vielleicht war es einfach nur ihre rätselhafte Fähigkeit, das Blut in seinen Venen zum Kochen zu bringen, vielleicht war es einfach nur das Neue an ihrer tiefen Zuneigung für einander. Link wusste es nicht. Aber es interessierte ihn im Moment auch nicht. Denn sein umwerfender Engel sah so verführerisch schön aus, wenn sie auf die Weise strahlte wie in diesem Augenblick, wenn sie ihm mit stummen Worten geben konnte, wonach er sich sehnte. Ihre Augen glitzerten in nie da gewesenem Zartgefühl. Und möglicherweise wollte sie gar nicht, dass Link dieses Aneinandergedrängtsein unterband. Er stützte sich leicht mit den Ellenbogen neben Zeldas göttlichem Gesicht ab und blickte sie minutenlang an, eher er die Stille brach. „Zelda“, flüsterte er leise und fühlte sich auf Wolke sieben. Noch immer lag er halb auf ihr und stützte sich leicht ab, sodass er sie mustern konnte. „Mmh?“ „Als du noch nicht wusstest, wer du bist... ich meine unsere erste Woche in Schicksalshort“, sagte er umständlich und musterte ihr angenehmes Lächeln. „Ja“, fragte sie langsam. „Was dachtest du von mir, ich meine, wie hast du mich gesehen...“ Zeldas Wangen wurden ein wenig röter und sich wich hilfesuchend seinem Blick aus. Sich diese Frage reiflich überlegend starrte sie an die gesprenkelte, braune Häuschendecke. „Also... wenn ich ehrlich bin... ich habe...“ Sie kratzte sich kurz an der Wange und begann von vorne. „Ich habe dich gerne bei den einfachsten Tätigkeiten beobachtet, weißt du...“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Zum Beispiel, wenn du ein paar Gläser aus dem Schrank geholt hast, oder wenn du vor dem Fernseher saßt.“ Sie machte eine kurze Pause, in welcher sie seinen verträumten Blick wieder suchte. „Du warst so... attraktiv... ich weiß nicht genau, aber vielleicht war das eine Seite meines Gedächtnisses, die sich unbedingt an dich erinnern wollte.“ Link begann zärtlich ihre Wange streicheln. „Ich glaube, ich war total begeistert von dir...“ „Das, was du empfindest, Zelda... du hättest mir das bereits in dieser Woche sagen können.“ Sie nickte. „Und du hast das früher, ich meine damals, in Hyrule schon gefühlt, stimmt das?“ Erneut ein kleines aussagekräftiges Kopfnicken. „Ich habe so oft von dir geträumt...“ „Sehnsucht?“ „Ja, Sehnsucht...“ Ihr Held küsste sie daraufhin zärtlich und genießend. „Sehnsucht und Liebe..“ Er gab ihr wieder einen Kuss und rollte sich ein Stückchen, sodass seine schlanke Prinzessin nun auf ihm lag. „Ohne dich hätte ich das alles niemals durchstehen können, Zelda. Die Wahrheit... Ricks Tod...“ Sie legte einen Zeigefinger auf seine Lippen und sagte leise: „Pst...“ Sie fuhr verträumt über seine Lippen. „Du wirst ihn wiedersehen, mein Held der Zeit. Daran glaube ich und bitte glaube auch du daran.“ Er schloss die Augen und sagte trübsinnig. „Was macht dich da so sicher?“ „Rick hatte in seinem Inneren keine irdische, gewöhnliche Seele...“ Links Gesicht wurde ernster und er sperrte die Augen munter auf. „Zelda“, sagte er nachdrücklich. „Hast du mir schon wieder etwas verschwiegen“, meinte er bitter. Schon wieder... Die gesamte Zeit hatte Link gehofft, Zelda wäre ihm gegenüber endlich offener. Aber sie schien immer noch ihre Geheimnisse aus der Vergangenheit mit sich herumtragen. Sie nickte lediglich. Daraufhin rutschte Link abweisend weg von ihr und schüttelte bloß mit dem Kopf. „Zelda... warum kannst du mir nicht endlich vertrauen?“, sagte er, ein wenig betreten und trübsinnig. Sie kuschelte sich entgegen seines Willens an ihn heran. „Link, wenn ich dir nicht vertrauen würde, hätte ich bestimmt nicht mit dem Thema angefangen. Ich wollte es dir schon erzählen... seit...“ „Seit dem Pfeilschuss“, meinte er leise und spürte seine Liebste, die sich an seinen Rücken schmiegte. „Verzeih’ mir bitte. Aber ich möchte es dir jetzt erzählen... weil ich dir vertraue...“ „Okay...“, meinte er leise und spürte das Nagen von Zweifeln an sich. Vielleicht gab es noch ganz andere Dinge, die sie ihm verschwiegen hatte. Vielleicht gab es in der Vergangenheit ja doch jemanden, der nicht nur das Schloss und den Tag mit Zelda geteilt hatte... „Rick war schon damals etwas Besonderes und wenn Hyrule nicht verblasst wäre, dann wäre er damals schon dein bester Freund gewesen...“, sagte sie leise und fühlte das leichte Stechen in Links Gedankengänge, das Drücken in seinem Herzen. „Er war Hylianer?“, sagte Link leise und kämpfte mit der stillen Verzweiflung. „Ja, aber er stammte von einem nahegelegenen Königreich, Calatia genannt.“ Überraschend drehte sich Link wieder um und drückte sachte sein Gesicht an ihres. „Erzähl’ mir noch ein bisschen mehr darüber.“ „Wir hatte ein großes Fest, als er Hyrule besuchte. Wir haben mit ihm den Tag verbracht. Und ich erinnere mich daran, dass du eine Zuckerwatte bestellt hattest. Du warst ein Fan von süßem, weil es solche Leckereien in den Kokiriwäldern nicht gab.“ Link krallte sich die Decke, legte sie über sie beide und umarmte sie daraufhin. „Und was noch?“ „Du und Rick hattet ein freundschaftliches Duell gegeneinander...“ Sie stoppte die Worte und ahnte, dass jene Link an den schrecklichen Kampf in Schicksalshort erinnerten. „Bitte sag’ mir nicht, wer gewonnen hat...“ „Okay“, meinte sie sanft. „Danke“, entgegnete Link traurig und wünschte sich doch so sehr, er könnte vieles der Geschehnisse einfach wieder rückgängig machen. Zelda streichelte über sein Gesicht und es dauerte nicht lange, da war der erwachsene Held Hyrules wie ein kleines Kind, umarmt von seiner Prinzessin eingeschlafen. Als er nach zwei Stunden Schlummer mit den Wimpern zuckte, spürte er sofort ein paar weiche Lippen an seiner rechten Augenbraue. Lethargisch blieb der einstige Held der Zeit liegen, brannte aber im selben Augenblick innerlich, verursacht durch das Wandern von jenen teuflisch zarten Lippen an seine Wange, an sein Kinn, an seinen Mund. „Link?“, flüsterte es. „Wir sollten weiterziehen...“ Aber stur und verliebt blieb er in seiner Position. Er wollte noch nicht weiter. Nur ein paar Minuten, raschelte es in seinen Gedanken. Ein paar Minuten... Erneut schenkte Zelda ihm einen liebevollen Knutscher auf die Lippen und doch ließ sich Link davon nicht beeindrucken. „Was muss ich noch tun, damit du aufwachst?“ ,Na, schön’, sagte sie sich. Der Held der Zeit hatte es ja nicht anders gewollt... Ein heimtückisches Grinsen formte sich auf dem engelsgleichen Gesicht Zeldas. Auch wenn man bei einem genauen Blick das Gefährliche, beinahe Teuflische in ihren Augen erkennen konnte. Sie beugte sich sehnsuchtsvoll näher, küsste ihren unwiderstehlichen Helden erneut, wurde dann ein wenig forscher und zügelloser, bis sie schließlich an seinen Hals wanderte. Immer noch unbeeindruckt, aber schon mit einem Grinsen um seine Mundwinkel ließ sich der Mädchenschwarm verwöhnen. Zelda war plötzlich überaus leidenschaftlich, auch etwas, was er in dieser Form nur selten erlebt hatte. Der junge Held erinnerte kurz ein Erlebnis in dem Haus der Götter, in den magischen Gärten des Lebens, wo sie sich beide ein wenig zu sehr aufeinander eingelassen hatten. Es war ein warmer Tag gewesen, so am Rande der Zeit, am anderen Ufer des Lebens, als Zelda ihm einen wunderbaren Vorschlag gemacht hatte, den Link annahm, worauf er sich einließ... ein seelisches Berühren... Hatte sie im Moment etwa genau das vor? Wollte sie mit ihren Küssen ein geistiges kleines Vergnügen vorbereiten? Ausgerechnet hier, wo jeden Moment eine Gefahr drohen könnte? Doch urplötzlich, nicht damit rechnend, biss Zelda ihm ein wenig in die sonnengebräunte Haut seines Halses. Er quiekte auf und riss seine Augenlider erschrocken nach oben. „Herrgott, Zelda!“, meinte er empört, während seine Prinzessin nur schmunzelte. „Was sollte das denn?“ Und Link richtete sich auf, sodass er die kleine Verräterin beäugen konnte. „Werde ich jetzt immer so aufgeweckt?“, sagte er schimpfend und betastete begutachtend die angeknabberte Stelle an seinem Hals. Zelda aber lachte lauthals los, wusste doch, es war nicht einmal der Rede wert, was sie gerade veranstaltet hatte und presste ihren lieben Held der Zeit gegen die robuste Holzwand an seinem Rückrat. Sie küsste ihn zur Entschuldigung und bei jenem verliebten Zungenspiel war Links Ärger schnell wieder verflogen. Versunken in ihrer beider Zärtlichkeit achteten sie zunächst nicht auf das Stiefelgeklapper außerhalb, ignorierten das Seufzen und leichte Kichern aus dem Maul einer angetrunkenen Person, die schwankend die Straße hinablief. „Zelda, oh Zelda, so schön bist du, so herrlich erotisch, so üppig an den rechten Stellen, so zart an den anderen...“ Ein schiefer, lustbetonter Gesang drang von außen in das Baumhäuschen. Erschrocken ließen die zwei Verliebten voneinander ab und funkelten eindringlich und besorgt aus dem schmalen Zugang. „Wer ist das?“, flüsterte Link, als er mit seinen tiefblauen Augen einen Blick hinaus wagte. Zelda schmiegte sich an seinen Rücken und klammerte sich mit ihren Händen an seiner starken Brust fest. „Weiß nicht...“, entgegnete sie gedämpft. „Aber vorhin bei der Mühle war er bereits hier...“ „Diese Stimme kommt mir bekannt vor...“, wisperte Link. „Mmh...“, hauchte sie und schielte besorgt über Links Schulter hinaus. Sicherlich, sie glaubten die Stimme schon einmal gehört zu haben, aber wussten im Moment diese nicht ihrem Besitzer zu ordnen zu können. „Zelda... herrliche Prinzessin Zelda. Lass’ mich dein Kammerdiener sein...“, schnalzte es widerwärtig aus einer mit hylianischen Gebräu belegten Kehle. Links tiefblaue Augen verzogen sich zu Schlitzen und das Gebrabbel brachte sein gesamtes Blut in Wallung. Furchtbare, herausfordernde Gefühle der Eifersucht zogen sich von seinen Herzfasern in jedes einzelne Körperglied. Er tänzelte am Rand, spürte Gefahr von sich selbst ausgehend angesichts dieser brodelnden Gefühle. In der Dunkelheit wanderten seine Augen zu den sanften Zeldas, in der Hoffnung, sie könnten diese Todeswut irgendwie lindern. Aber aus irgendeinem Grund fühlte er mit jedem Moment mehr und mehr Eifersucht und kein Funken seines rationalen Verstandes tat Abhilfe... „Zelda, der Körper einer Göttin, das Haar eines Engels und das Temperament einer Hexe. Oh, du verruchte Göttin der Lust.“ „Das reicht jetzt!“, knurrte Link plötzlich, denn sein Geduldsfaden war am Ende. Verärgert wand er sich zur Leiter und war im Begriff daran hinabzuklettern, als Zelda mit dem Kopf schüttelte und einen ernsten Ton anschlug: „Link, bitte lass’ dich nicht provozieren. Bleib’ hier.“ „Nein“, sagte er schroff und kletterte stur die Leiter nach unten. ,Warum bist du nur so hitzköpfig und so eifersüchtig...’, dachte die Prinzessin still, folgte ihrem Helden nur widerwillig. Es war kühl außerhalb. Der kühle Morgenhimmel hing wie ein Tuch über dem Land und viele Nebelfelder zogen sich südwärts. Die glühendheiße Sonne stand nur knapp über dem östlichen Mittelgebirge und konnte durch den frühmorgendlichen Dunst und die Kälte scharf und genau ausgemacht werden. Als hätte sie nicht mehr die Chance den Nebel sowie die Nacht zu besiegen... Murrend sprang der junge, blonde Hylianer die letzten Treppen des Baumhauses hinab und überblickte den abgetrampelten Warenpfad, sowie die weiten goldenen Weizenfelder rechts von ihnen. Geräuschvoll folgte Zelda, knöpfte ihren grauen Umhang zu angesichts der beißenden Kälte und krallte sich Schutz suchend Links warme Hand. Tonlos wurzelte jemand unbeeindruckt an einem alten, abgestorbenen Baum angelehnt. Die dürre Gestalt, bekleidet von einer dunklen, teilweise zerfetzten Dämonenrüstung, hing mit schmerzverzerrten Gesichtszügen an einem Ast abstützend. Einige Wunden schimmerten durch die aufgerissene Stoffhose, Schürfverletzungen und dunkle Flecke an den Armen und im Gesicht. Ein langer Blutstrahl floss von dem einen Auge der Gestalt hinab. Ein abscheuliches Grinsen im hochnäsigen Gesicht und eine Schnapsflasche in der rechten Hand stand er einfach nur da, gaffte zu Link, zu der Prinzessin, und zu den beiden ineinander verhakten Händen. Die blonde Hylianerin machte einen kleinen Schritt weiter in Links Nähe, suchte seine Entschlossenheit und Furchtlosigkeit, in der Hoffnung, ihr würde ein Funken davon zu teil. „Preston?“, rief Zelda überrascht, legte eine Hand auf ihren roten Mund und hatte nur einen kleinen Funken Mitleid in ihren sanften Augen, während Link mit ernstem Blick zu dem verletzten Jungenkörper schaute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)