Nur ein Spiel von Faylen7 ================================================================================ Kapitel 40: Eine lange Nacht ---------------------------- Als die Sonne allmählich aufging, trat die vergessene Prinzessin einmal mehr die Stufen vom Obergeschoss im Haus der Baverys hinab… gemächliche Schritte, suchend, ein leises bestimmtes Klacken, welches Müdigkeit begleitete. Seit vorhin, als Link, Rick, Sara und Mike einen großen Teil der Verwüstung im Wohnzimmer beseitigt hatten, Scherben aufgelesen, Brandflecke abgedeckt, die ausgehängte Tür wieder befestigt, vielleicht um Meira zumindest einige Sorgen zu ersparen, hatte sie ihren Heroen noch nicht wieder erblickt. Link war dem Reden überdrüssig gewesen, sendete erwartungsvolle Zeichen mit seinen herben, schönen blauen Augen. Er erwartete Verständnis, etwas, das er mehr als sonst jemand verdient hatte. Mit dem Versuch ihm etwas Abstand zu geben, hatte sie den anderen bei diversen Tätigkeiten im Haus geholfen, was sie ebenfalls abgelenkt hatte. Sie gähnte, spürte eine quälende Müdigkeit über sich hereinbrechen, die sich anfühlte wie eine Lähmung… ein ziependes Betäubt Sein ihres Körpers. Sie konnte sich nicht erinnern jemals so lange ohne notwendigen Schlaf zugebracht zu haben, bedachte man die Tatsache, dass sie auch die Nacht zuvor wach geblieben war. Sie fühlte sich beinahe wie im Schwebefieber, nicht in der Lage die Realität so gestochen scharf wahrzunehmen wie sie eigentlich war, fühlte sich nicht in der Lage Konsequenzen so einzuschätzen wie sie sollte und befürchtete in diesem schlaftrunkenen Zustand Dinge zu tun, die sie später bereuen sollte. Sie fand keinen ihrer Freunde mehr wach vor, alle hatten sich in kuschlige Betten zurückgezogen… alle außer Sara, die nachdenklich im Wohnzimmer saß… in einem kurzen, olivgrünen Pyjama, die Beine am Sofa angewinkelt. Sie sah gerade irgendwie zerbrechlich für Zelda aus… da war dieses junge Mädchen, voller Mitgefühl und Geheimnisse, zu jung um sich an ein Dasein als unsterbliches Geschöpf aus Hyrule zu erinnern. Zu großherzig… zu menschlich… „Wie geht es dir, Sara…“, sprach Zelda, versuchte ein Gespräch zu beginnen, auch um sich noch etwas wach zu halten. Erschrocken fuhr die jüngere Schwester von Link in die Höhe, als hätte sie mit offenen Augen geschlafen. „Boah, hast du mich gerade böse erwischt“, sprach sie und hüpfte ein weiteres Mal in die Höhe, schüttelte ihren Schlafsand aus den Augen. „Aber danke der Nachfrage… bin total zerknirscht, ehrlich gesagt, ich habe deswegen etwas meditiert.“ Sara lachte dann, in ihren blaugrauen Augen blitzte Schelm und Weitsicht. „Wenn du deinen Helden suchst, er ist gerade in der Badewanne, hat der Gute bitter nötig.“ Natürlich hatte Zelda diesen Umstand gewusst. Sie würde ihn in den nächsten Stunden nicht mehr aus den Augen lassen. Die panische Verlustangst, die sie vorhin verspürt hatte, rüttelte noch immer an ihrem Gleichgewicht und ihrer Stärke. „Sara…“, und es war eine ernste Betonung in Zeldas Stimme, die das junge Mädchen aufhorchen ließ. „Du musst ihm sagen, wer du bist…“ Das Mädchen mit dem kurzen, braunen Haar sank erneut auf dem Sofa nieder, stützte den Kopf in die Hände. „Das weiß ich, Zelda… ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll.“ „Es ist alles einfach zu kompliziert, huch…“, sprach Zelda mit Verständnis und leistete Sara Gesellschaft auf dem Sofa. „Es ist heuchlerisch von mir, dass ich von dir eine Wahrheit verlange, die ich Link gegenüber auch niemals zustande bringen würde…“ „Sei nicht so hart zu dir, Prinzessin“, versuchte Sara sie aufzuheitern. „Wir suchen uns unsere Ängste ja nicht aus…“ Sara zwinkerte und mit einem gütigen Strahlen in ihren klugen Augen wirkte sie einmal mehr wie ein Abkömmling einer anderen Zeit. Obwohl sie so jung und irgendwie zerbrechlich aussah, leuchtete der Schimmer einer alten Existenz aus ihren Seelenspiegeln. „Vielleicht nicht… aber ich bin an meinen Ängsten seit Jahrhunderten gescheitert… seit Jahrhunderten…“, betonte sie. Zelda streichelte ihre Oberarme als wäre ihr kalt, dann schloss sie die Augen und verzog ihr Gesicht. Sie war so verdammt müde, dass Sara ihr wohl gerade alles aus der Nase ziehen könnte… sogar ihre immer verschwiegenen Gefühle für Link. „Umso notwendiger ist es wohl, dass du mit Link redest, Zelda“, schmunzelte die Fünfzehnjährige und grinste wieder. Wie nur hatte Sara so ein frohes Gemüt und eine solche Offenheit, Gelassenheit und Verwegenheit wenn es um Gefühle und Liebesdinge ging entwickeln können, fragte sich die Prinzessin. War das ein Nebenprodukt ihres Lebens auf der Erde? Wenn Zelda an ihre Bedürfnisse nach Innigkeit und an die Süße von dem ersten Verliebtsein dachte, trug sie in sich doch immer nur Verbote… Verbote, was Nähe und Berührungen anging. Verbote, was verliebte Gedanken anging… selbst sehnsuchtsvolle Blicke hatte sie unter Verschluss gehalten. Es ziemte sich nicht für die Prinzessin Hyrules über solche Dinge nachzudenken. Saras Gesichtszüge änderten die Stimmung plötzlich um Hundert achtzig Grad, als sie sich wie eine zänkische Gans aufplusterte. Oh, Sara, dachte Zelda, auch sie war zu müde um noch ein normales, sachliches Gespräch zu führen. „Prinzessin Zelda“, sprach sie pseudoernst und unterdrückte den Gähnzwang. „Ich erwarte, dass du die Zeit mit meinem Bruder genießt, hast du das verstanden!“ Zelda verlor die Worte, die sie gerade noch sagen wollte. „Ich will, dass du versuchst auf ihn zuzugehen. Tu mir den Gefallen und sorg‘ dafür, dass es ihm besser geht.“ Es war nicht nur ein heftiges Schamgefühl in Begleitung irrsinnigen Herzklopfens, das Zelda plötzlich verspürte, es war ein dummes Pflichtbewusstsein, das begann in ihr zu arbeiten. Ja, natürlich hatte Link nach diesem Horrorabend Ablenkung, Ruhe und genau das verdient, was er sich wünschte. Aber ob Zelda in dieser Hinsicht wirklich eine Rolle spielte? „Du kapierst es einfach nicht, was?“, murrte Sara. „Wer sollte besser dafür geeignet sein Link glücklich zu machen als du?“ Zelda bekam große Augen und hüpfte hektisch vom Sofa. Hatte Sara überhaupt einen Dunst einer Ahnung in welche prekären Zustände sie das arme Mädchen aus einer anderen Epoche damit brachte? Konnte sich Sara denn nur zu einem Bruchteil in die Prinzessin Hyrules hineinfühlen, die niemals auch nur die Gelegenheit hatte Erfahrungen zu dem Thema Zweisamkeit zu sammeln, ganz zu schweigen von ihrer Schüchternheit? „Beim Deku, ich bin so müde… ich gehe jetzt schlafen…“, sprach Sara und schien von Zeldas innerem Gefühlschaos überhaupt nichts zu bemerken. „Schaust du mal nach Link? Er ist ja schon auffallend lange in der Badewanne.“ Sara rieb sich die Augen, erhob sich und legte der Prinzessin eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen auch noch über die weitaus wichtigeren Dinge reden… über Ganondorf und seine Pläne… aber das muss ruhen bis morgen.“ Zelda tat nichts anderes als zustimmend zu nicken. Mit einem unguten Gefühl in den Venen beobachtete sie die schlaftrunkene Sara sich aus dem Raum entfernen, hörte im Wohnzimmer noch die Treppe knarren. Sicherlich mussten sie sich um Ganondorfs Pläne Gedanken machen, mehr noch, sie mussten gegen seine Ziele arbeiten, so wie Impa dies bereits in einigen Belangen zusammen mit den wiedergeborenen Weisen getan hatte. Aber Zelda zweifelte immer mehr daran, dass sie es in ihrer derzeitigen mentalen Verfassung konnte. Es war nicht nur so, dass sie für sich selber in dieser modernen Welt keinen großen Wert sah, es war wohl auch, dass Zelda deutlich erkannte wie mental gebrochen sie doch eigentlich war… Die vergessene Prinzessin sah ihre eigene Stärke nicht, verleugnete ihre eigene Bedeutung in diesem großen Gefecht. Sie wusste es auch ohne dass sie die Heilerin in den Wäldern hatte besuchen müssen. Sie wusste, dass ein Teil ihrer Seele mit Hyrule untergegangen war… Etwas besorgt klopfte Zelda an die Badezimmertür, aber erhielt tatsächlich keine Antwort von ihrem Heroen. Falls er sich in der Wanne befand, dann war die Stille im Badezimmer wirklich sehr merkwürdig, zumal Link selbst aus dem Schlaf auf ihre Stimme und ihr Klopfen reagieren würde. Unvermittelt trat sie in den feuchtnassen Raum ein, im verschwommenen, silbrigen Halbdunkel, wo die Strahlen der aufgehenden Morgensonne in den Raum drangen. Als sie ihren Helden lässig in der Wanne liegen sah, die tiefblauen Augen geschlossen, geräuschvoll atmend und in seiner kaum vom restlichen Schaum kaschierten Entblößung wich Zelda die letzte Farbe aus dem Gesicht und ihre Knie zitterten. Sich noch einmal unsterblich in Link verlieben… ob das möglich war… gerade jedenfalls empfand Zelda die heftigsten Schmetterlinge in ihrem Bauch, spürte sie flattern, immer stärker flattern und flattern… noch nie hatte sie ihn so unschuldig und verwundbar erlebt… so verletzlich. Nackt und weich… Diese Qualität von ihm zu erleben, ängstigte sie einmal mehr… ängstigte sie vor ihren eigenen Gefühlen und Sehnsüchten. Ihn in seiner atemberaubenden Menschlichkeit zu erkennen, schlafend, umspült von lauwarmen Wasser, entspannt in herber Frische, sein goldblondes Haar verwirbelt, wild, feucht… Dieses weiche Haar, das ihr befehlen wollte die Hände darin zu versenken. Seine sonnengebräunte Haut schien ihr zu befehlen ihm kleine Wassertropfen wegzustreichen… Zelda erstarrte innerlich für viele Sekunden, ihre saphirblauen Augen verloren sich auf seiner männlichen Schönheit… athletisch… heiß… diese sehnigen Konturen über seiner Brust… seinem Bauch… Egal, in welchen Momenten sie ihn beobachtete… immer wieder spürte Zelda ihr Herz vor unerfüllter Sehnsucht zerspringen… egal, in welchen Momenten sie ihn berühren durfte, immer höher klomm ihr Puls… und doch war diese Welt, wo es eine Zukunft für sie mit ihren Heroen gab, schlichtweg unerreichbar… Sie berührte den Lichtschalter, versuchte das heimliche Feuerwerk in ihrem Körper zu löschen, nachzudenken. Als das Licht ansprang, trat sie in den Schein an Links Seite, berührte seine Schultern und blickte betreten an die Zimmerdecke. Links Haut war so kalt, dass Zelda sich nun doch sorgte… Doch da zuckte er plötzlich in sich zusammen, griff nach Zeldas warmen Händen und blickte sie sofort schockiert an. „Entschuldige… du hast dich nicht wecken lassen.“ Ihre stockende Stimme erzählte mehr als sie wollte. „Bin ich in der Wanne eingeschlafen?“ Seine Augen wurden immer größer, auch, weil er nun endlich die prekäre Situation verstand. Mit beginnender Röte in seinem Gesicht bat er um ein Badetuch. Zelda hüpfte schlagartig um ihre Achse und reichte ihm das notwendige Objekt zur Verhüllung seiner selbst, und flüchtete sofort aus dem Raum. Alles, was Link gerade noch dachte war ein albernes ,Komm‘ zu mir in die Wanne…‘ Er wünschte sich, er hätte es wirklich gesagt, als Zelda noch im Raum war… wünschte sich, er hätte so schnell reagiert um sie vielleicht doch dazu zubringen sich ihm anzunähern. Denn diese ganze Situation erinnerte ihn so tiefgehend an die erste Woche mit Zelda auf der Erde, dass er glaubte, er könnte die Zeit bis dahin zurückdrehen und einiges anders gestalten… Wenn er die Zeit tatsächlich manipulieren könnte, wenn seine Prinzessin sich ihm öffnen würde… ob sie beide vielleicht doch ein Paar waren? Mit einem Seufzen erhob er sich endlich, realisierend wie kalt das Wasser doch war. Wie lange war er hier drinnen geblieben? Er schüttelte den Kopf, wirbelte das Wasser von den Haaren und war erstaunt über die fortgeschrittene Zeit. Er trocknete sich gemächlich, Dutzende Seufzer über diese frustrierende Nacht begleiteten ihn… Als der Heroe mit seinem grasgrünen, kurzen Pyjama in sein Zimmer trat, hockte seine Prinzessin melancholisch auf dem Sofa, hier, wo nur die leise morgendliche Ahnung eines sonnigen Tages in den Raum fiel… Zeldas saphirblaue Seelenspiegel, voller Anteilnahme, aber auch Schwermut, suchten nach den ungestillten Hoffnungen in seinen, wollten ermutigen, ihm die verlorene Zuversicht schenken… Sie spürte seit vorhin, dass Link gerade innerlich so voller Sorgen und Zweifel war, dass es sie ebenfalls bedrückte. Dieses tiefe Band zwischen ihnen, das Gedanken und Gefühle, ja sogar Schmerzen weiterleitete, arbeitete so intensiv wie lange nicht. Aber der junge Held wand sich ab, schweigsam, verriet mit seinem Schweigen jedoch noch deutlicher sein gesamtes zermürbendes Gefühlschaos. Erneut war der Strom in Schicksalshort ausgefallen, erneut zog das Chaos von Kotakes und Koumes Ankunft in diese Welt ihre Bahnen. Stumm kramte der junge Mann nach einigen Kerzen in dem von grauer Düsternis erfüllten Zimmer, fand diese und erhellte die Atmosphäre mit den wenigen Kerzen, die er auf den Boden stellte. In ihrem flackernden Licht tanzten Schatten umher, den Raum voll einnehmend, bezeugten die stummen Sehnsüchte… Link spürte, dass Zelda jeden seiner Schritte beobachtete, ihre müden Augen, glasig, leicht gerötet, suchten vergangene Geheimnisse in seinen… Erschöpft saß sie auf einem Kissen, hielt sich ihren Bauch als hatte sie Schmerzen. Ihr noch immer feuchtes Haar hing halb über ihren Schultern. Sie sah so mitgenommen aus, dass es ihm weh tat… sie hatte es zeitlich noch immer nicht geschafft duschen zu gehen, obwohl sie Wärme so dringend nötig hatte. Das seidene, ärmellose Nachthemd, das sie trug, konnte ihr kaum die Wärme spenden, die sie brauchte… Endlich war er mit ihr allein… und doch spürte er angesichts der letzten Erlebnisse seine Bedürfnisse kaum mehr, jetzt, wo die Nacht beinahe vorüber war und er für diese Nacht kaum erreicht hatte, was er wollte. Es fühlte sich so bitter an, dass er nicht die Zeit gefunden hatte mit dem einzigen Menschen auf dem Planeten zu reden, der seine Zweifel verstehen konnte. Es war so verdammt bitter, dass er sich stattdessen in einem grausamen Kampf verloren hatte, seine Feinde niedergemetzelt ohne Gnade. Diese Nacht erinnerte ihn an seine Fehler… Und die Nacht war fast vorbei… Sie brauchten beide Schlaf, er konnte jetzt nicht mit seinen Wünschen an sie herantreten, oder doch? Leicht entmutigt schwankte der einstige Held der Zeit an das Fenster, sinnierte über die sterbende Nacht, versuchte das Chaos in seinem jungen Kopf zu ordnen, seine Gedanken pochten durcheinander. Sara und die anderen wussten Bescheid, und er versuchte sich einzureden, dass es gut so war. Wozu auch hätte er ihnen seine unechte, heile Welt vorspielen sollen… seine Gedanken rasten von den blutigen Schlachten in Irland bis hin zu den Erlebnissen im Götterreich, Hylias bedeutungsträchtigen Worten… und schließlich zu seinem Erzfeind, einem Monster mit Hunderten Gesichtern, einem Dämon aus der uralten Zeit Hyrules, der es schaffte Hass und Rache zu personifizieren… Ein Schwall unangenehmer Gefühle zusammen mit gestaltvollen Ängsten knallte in ihm nieder. Ängsten vor Ganondorf, die er unterdrückt hatte, Angst vor sich selbst, da er nicht wusste, wozu er fähig war. Er stützte verzweifelt seine Hände auf der Fensterbank ab und versuchte wieder einen klaren Kopf zu gewinnen, sich selbst wieder zu finden… Als er auf der Fensterbank hing, immer mehr in sich zusammenstürzte vor Müdigkeit und Sorgen, stand Zelda plötzlich hinter ihm, berührte ihn vorsichtig an den festen Schultern, so warm und doch angespannt. Sie trat etwas näher, schnupperte den Duft eines männlichen, zitronigen Duschgels an ihm. Vermischt mit seinem eigenen Körpergeruch wollte sie nicht anderes tun als ihr Gesicht in seinen Pyjama zu drücken… Auch sie war schlaftrunken, so müde, dass es ihr schwerfiel sich auf den Beinen zu halten. Vielleicht war auch das der Grund, warum sie sich traute ihn zu berühren. Sie war so müde, dass sie nicht über ihre Hemmschwellen und ihre höfische, sittsame Erziehung nachdenken konnte… „Es ist soweit, Link“, sagte sie, nicht einmal selbst im Klaren, was sie damit sagen wollte. Nur für ihn klang es nach dem unausweichlichen Pfad, der vor ihm lag. Nach dem letzten Gefecht, das immer näher rückte, entmutigend, bedrohlich, grausam. Er schwieg. Was sollte er dazu sagen? Die Pflichten, ungelösten Fragen, stürzten gerade wie ein Hochhaus über seinem Kopf zusammen… „Vielleicht sollten wir jetzt schlafen gehen, hm“, murmelte Zelda wieder, nur um sich noch wach zu halten, sich bei Verstand zu halten und auch, weil sie die Macht des Schlafes, nicht mehr bekämpfen konnte. Sie war kurz davor sich an ihren Heroen zu schmeißen, wollte ihn bitten sie zu umarmen, so fest und innig, dass selbst der letzte Rest ihrer klaren Gedanken zerfloss… „Ich kann nicht… schlafen gehen… nicht jetzt“, murmelte er. Sie jedoch seufzte ungeduldig, spürte den Schlaf in jeden Muskel schlüpfen, so betäubend, als hätte sie zwei Flaschen Herzbeerenwein ausgetrunken. „Link…“, murmelte sie schließlich, so melodisch, dass er sich verwundert zu ihr umdrehte. Er sah nichts anderes als erhitzte Wangen in diesem wunderschönen, porzellanfarbigen Gesicht und sinnliche Blicke aus leuchtenden blauen Augen, aussaugend, übermannt von Müdigkeit… Es erschreckte ihn beinahe, wie liebevoll sie ihn musterte… so, als verlangte sie seine Nähe, etwas, das er so gern glauben wollte. Gerade da hob sie ihre Hände, begann wilde Kreis damit in der Luft zu formen und drehte sich hektisch in Richtung des Schlafsofas. „… ja, aber ja… ja, wir… es ist gerade zu viel passiert.“ Zeldas Herz schlug ihr bis zur Kehle, eine alte Sehnsucht und folternde Bedürfnisse nach Nähe eines jungen Mädchens schossen in ihren Kopf, drohten jede Grenze des Anstands zu zersprengen. „Die letzten Ereignisse… auch die Abenteuer in Irland… es war wirklich viel…“, stimmte er zu, sah das Mädchen aus seinen Träumen in diesem flackernden, unruhigen Kerzenlicht, ihm den Rücken zugewandt, beinahe unwirklich… Er erinnerte sich an einen ähnlichen Moment, als wäre es gerade erst passiert, dass Zelda in diese Welt gekommen war… damals im matten Licht der Küche, als sie Gemüsesuppe gegessen hatte. Damals wirkte sie genauso transzendent auf ihn wie jetzt… Die gleiche Beklemmung… spürbare Verlustangst. Link war so schnell hinter ihrem Rücken und drückte sie an sich, dass weder er noch seine Prinzessin darüber nachdenken konnten. „Bitte…“, hauchte er, seine Arme fanden sich auf ihrem zierlichen Bauch, sodass sie nach Luft schnappte. Sie wusste nicht anders zu reagieren als einfach nur zu zittern, überschwemmt mit Glücksgefühlen und alten Ängsten. „Zelda… ich möchte dich um Verzeihung bitten… um Vergebung…“, sprach er. Sie spürte die feuchten Spitzen seines goldblonden, offenen Haares auf ihrer rechten Schulter. Jene kitzelnde Empfindung setzte Reaktionen ihres Körpers in Gang, die sie so verteufelt begehrte… eine unerträgliche Gänsehaut über ihren Schultern… überschwemmende Vibrationen hinab bis zu ihrer Hüfte. Wenn Link nur eine Ahnung davon hätte, was er ihr antat… Hinzukam ihre unaufhaltsame Müdigkeit, die ihre Aufmerksamkeit auffraß wie ein Raubtier. Es war so schwer seinen Worten zu folgen, wenn sie sich nur auf diese Berührungen konzentrieren wollte. „Zum einen…“, und noch immer hielt er sie einfach fest. „Weil ich vorhin, als du dich in den Kampf begeben hast, so grantig war…“ Und je mehr er Worte mit dieser weichen, vertrauten Stimme sprach, umso lauter wurde das Herzklopfen in ihrer Brust… so laut und unkontrollierbar… Dodom… Dodom… „Zum anderen… weil…“ Er machte eine lange Pause, und auch er schien nicht sicher, ob diese Umarmung in jenem Moment, wo er sein Versagen so darlegte, die richtige Geste war. Ein Versagen, das nur er so sah. Ein Versagen seiner Rolle als Beschützer und Heroe. „Weil ich dich im Stich gelassen habe…“, klagte er. Er riss sich los, brummte etwas vor sich hin und ließ eine verwirrte Zelda in atemberaubenden Zuständen zurück. „Was meinst du damit?“ Sie musste zweimal über die Worte nachdenken, um zu verstehen. Und als sie ihn verlegen musterte, verstand sie, dass sein Annähern keinesfalls romantisch gedacht war. Er war uneins mit sich selbst, innerlich beladen mit Reue und Schuld, weil er annahm, er hätte sie im Stich gelassen? „Link“, sprach sie erneut, fester. „Wie kommst du darauf mich im Stich gelassen zu haben?“ Zerknirscht sah er auf, blickte mit so bergeversetzender Loyalität und Wärme in ihre Augen. Er presste die Zähne aneinander, als machte er sich bereit für den Kampf und schmiss sich auf sein Bett, als half es ihm vor der Antwort zu fliehen. Er wollte sie schon die gesamte Zeit um Vergebung bitten, dass er sie in einem früheren Leben einfach in dem verblassenden Hyrule zurückgelassen hatte und nun, wo es darauf ankam, fühlte es sich so bitter an, dass er kaum darüber reden konnte. „Link“, ihre glockenhelle Stimme ging mit leichtem Entsetzen in dem Raum unter, ließ ihn sich sachte aufrichten. Da war Verzweiflung in dem melodischen Klang. „Du hast mich seit wir uns begegnet sind, niemals im Stich gelassen… nicht für eine Sekunde.“ Sie drückte die Hände auf ihre Brust und war erschrocken über ihre eigenen Worte. Dann spürte sie einen marternden Gähnzwang. Sie war so müde, dass sie wohl gerade alles zu ihm sagen konnte, sich alles traute. „Du warst der einzige Mensch, auf den ich mich immer… immer… verlassen konnte.“ „Und was war damals, als Hyrule verblasst ist, warum bin ich nicht bei dir geblieben!“ Scharf wie gewetzter Stahl schnitten seine Worte durch die Luft, zogen der Prinzessin den Boden unter ihren Füßen weg, den letzten Ausweg sich in den Schlaf zu flüchten. Mit großen Augen erkannte Zelda die vielen Sorgen in seinen tiefblauen Augen, allen voran sogar Tränen, die er vergossen hatte in dem möglichen Versagen seiner selbst. „Sag‘ es mir“, bat er, seine Augen zusammengekniffen. „Warum habe ich dich allein gelassen…“ Er wusste nichts von damals und doch konnte er sich für die Möglichkeit an seinen Idealen gescheitert zu sein, kaum vergeben. „Ich habe dir keine Wahl gelassen…“, sprach sie tonlos, sie versuchte ihre innere Kälte zu erwecken, die Gefühllosigkeit, die sie sich vor langer Zeit angeeignet hatte. Ein Betäubt Sein, das sie immer dann aktivierte, wenn ihr die Worte emotional zu tief gingen, sie drohten zu zerbrechen. „Du durftest nicht für meine Fehler gerade stehen. Denn ich habe dich weggeschickt… immer… und immer wieder… Ich war es, die dich im Stich gelassen hat.“ Beinahe eisig kalt gelangten die Sätze über Zeldas blutrote Lippen, so, als hätte sie jene auswendig gelernt. Und es war dann, dass Link verstand… er sah den grauen Schatten über ihren Augen sich verdichten, erkannte diesen scheußlichen Fluch in ihrer Seele, der sich eingenistet haben musste, als Hyrule in das Verblassen fiel… Er sah sie leiden, dieses starke, wunderschöne Mädchen, spürte ihren tiefen Schmerz, den er kaum auflösen konnte. Gerade deswegen hatte Zelda im gesamten halben Jahr ihrer Anwesenheit auf der Erde nicht über Hyrule und das alte Leben dort erzählen können… Jede Erinnerung schlitzte ihre seelische Wunde ins unermessliche. „Wenn ich nach Hyrule gelangen würde“, sprach sie, so tonlos wie vorher auch und belog sich selbst. „… ich würde ohne zu zögern durch das Tor treten.“ Ja, dachte der Heroe, er ahnte es und wusste es. Irgendwo war Zelda noch immer der letzte Geist ihrer geheiligten, toten Welt. Irgendwo wandelte ihre Seele noch immer über die letzten sattgrünen Wiesen, genoss den uralten Wind der Magie, spürte Hyrule in all seiner Faszination. Wie nur sollte er sie jemals erreichen können? Wie nur sollte er sie jemals festhalten können? Es gab nur ein einziges Opfer, das er noch bringen konnte… „Es ist nicht schwer… sich in Hyrule zu verlieben“, sprach er, besonnen, ruhig und trat an sie heran, er griff nach ihrer rechten Hand, ließ sich auf ein Knie sinken. Er kniete vor ihr, so wie er es tun musste. Nein, es war nicht schwer sich in Hyrule zu verlieben, wenn alles, was er wirklich brauchte, in Hyrule zu finden war und wenn das Licht seiner Seele dort atmete… „Und deshalb… würde ich ohne zu zögern mit dir gehen.“ Ritterlich sah er zu ihr auf, sah ihre Ängste und Verzweiflung aufflackern, aber auch eine neue Hoffnung. Ihr Gesicht wurde mild, ihr Lächeln so geheimnisvoll wie sonst auch, bis sie ebenfalls auf die Knie sank. Sie berührte sein Gesicht in dieser verheerenden Müdigkeit, die dafür sorgte, dass sie sich sogar Berührungen traute. „Du weißt, ich könnte das nicht zulassen… dass du dein Leben hier auf der Erde aufgibst.“ „Aber hier… auf der Erde bin ich… nicht ich selbst.“ Das war Fakt, dachte er. Er hatte seit Anbeginn seines Lebens hier unerreichbare Sehnsüchte gespürt, die er nicht zuordnen konnte, die ihn sogar depressiv gemacht hatten. Und eigentlich, seine tiefblauen Augen schillerten, eigentlich… war er ohne Zelda hier auf der Erde ziemlich einsam. Zelda nickte, ja, natürlich wusste sie, dass er sich selbst in seiner Entwicklung fehlgeleitet hatte. Er war sich dessen nicht unbedingt bewusst, aber, wann immer Gefahr durch Ganondorf drohte, war da ein Funken in ihm, ohne Zweifel, ein Funken, der dafür sorgte, dass er endlich er selbst war, mit allen Makeln, mit allen Eigenheiten und Begabungen. Ja, auch er konnte es kaum abstreiten. Es war gerade in den Momenten der Gefahr, dass er endlich das Gefühl hatte frei atmen zu können… er selbst zu sein. Es war unheimlich, fast abartig… aber Link gestand sich ein: Er kämpfte gerne… Er liebte das Schwert… Er hatte sich nur so sehr gegen dieses anrüchige Bedürfnis in sich gewehrt. „Also, was tun wir, Prinzessin Zelda?“, sprach er frech und fand endlich ein hinterhältiges Grinsen wieder. Endlich redeten sie miteinander, endlich hatte er das Gefühl seine Sehnsüchte und Bedürfnisse ein wenig zu stillen und die Fragen zu klären, die in ihm wühlten wie Messerstiche. Sie lachte: „Wie wäre es mit Schlafen gehen, Held der Legenden?“ Link hatte keine Vorstellung davon wie hundemüde sie doch war. Oder… verstand er den Umstand, dass Zelda so müde war um sich gegen ihre langverschwiegenen Bedürfnisse zu wehren? War er darauf aus, dass sie sich ihm öffnete? Sie kam kopfschüttelnd auf ihre Beine und rieb sich die kühlen Oberarme. Link ignorierte ihren Wunsch schlafen zu gehen, stattdessen drehte er sich um und klappte die sattgrüne Couch aus. „Du brauchst dringend Wärme, Zelda“, murmelte er. Aus dem Bettkasten holte er einige Kissen und eine dicke, kuschelige Decke. Zelda wollte sich gerade auf die Schlafcouch setzen, als Link mit dem Kopf schüttelte und meinte: „Nichts da, du schläfst in dem Bett. Ich nehme die Couch. Du bist schließlich mein Gast.“ Sein ehrliches, zufriedenes Grinsen tat so gut, eine entspannte Schönheit funkelte auf seinen Gesichtszügen… so rein und hell. Sie war verblüfft wie der junge Heroe plötzlich so zufrieden sein konnte, so klar in seinen Zügen. „Link, ich bin wirklich zufrieden mit der Couch, okay?“ Auch in seinem Bett zu schlafen bedeutete das Überschreiten einer sicheren Grenze für sie. Es war sein Bett, sein intimes Reich, sein Geruch war überall in dem Bezug. Sie würde, wenn sie darin schlief, gerade jetzt, wo ihre Sehnsüchte ihm gegenüber so stark Überhand nahmen, nicht mehr aufstehen wollen. „Darf ich dir etwas verraten?“ Seine warme Stimme riss sie aus den Gedanken. Er setzte sich neben sie und grinste dann. Seine Fröhlichkeit ging ein wenig auf sie über, sodass sie lächeln musste bevor er etwas sagte. Oh ja, sie kannte den Schelm in seinen Seelenspiegeln, sie wusste, wann immer er zu Scherzen aufgelegt war. „Was denn?“ Sie wollte unschuldig klingen, ihre Stimme piepsig und neugierig. „Das Bett ist mir zu weich.“ Er schauspielerte und hob einen Zeigefinger, während er sprach. „Wie?“ „Ja, Eure Hoheit, Ihr habt richtig gehört“, er lachte so selig, so glücklich… und dieses Gefühl schwappte sofort in Zeldas Gemüt, wenn er glücklich war, dann war sie es auch… „Euer Heroe, Prinzessin, schläft wohl lieber in der Wildnis.“ Sie schmunzelte und hielt sich eine Hand vor den Mund. Er drehte sich zu ihr und konnte nicht anders, als sie einfach nur anzusehen, mit butterweichen Blicken… seine Augen nicht abwendend, so, als wollte seine Seele sich in ihren Augen verlieren. „Ich bin wohl ein Schlafwandler… na ja… manchmal zumindest und am Morgen wache ich dann meistens auf dem Fußboden auf.“ Zelda grinste und lachte lauter. „Ich weiß“, spaßte sie. Es tat auch ihm gut sie lachen zu hören. Verlegen strich er eine verwirbelte brünette Strähne, die über ihr Gesicht gefallen war, zurück. „Du hast keine Vorstellung davon wie froh ich bin, dass du da bist, oder?“ Verlegen hüpfte er mit diesen Worten auf seine Beine und ignorierte Zeldas beschämte Reaktion… Ja, er wollte viele Dinge sagen und doch…war es so schwer. Er wollte ihr sagen, wie wunderschön sie war, wie stark und mutig, wollte ihr deutlich machen, dass er sie begehrte, aber sie war Trotz allem die einstige Prinzessin Hyrules. Da war eine Stimme in seinem Kopf, die ihn darüber belehrte. Sie war die Prinzessin und er nur ein wandernder Held. Er wäre niemals gut genug für sie… Mit einem Sprung war Link an seinem Bett und nahm seine Decke und sein Kopfkissen. „Du bekommst die andere Decke, die ist dicker.“ Er übertrieb mal wieder mit seiner Fürsorge um sie, aber er wollte es so. Er konnte nur dann ruhig schlafen, wenn er wusste, dass sie es bequem hatte. Er wollte gerade die Kerzen ausblasen, als Zelda ihn davon abhielt. Verlegen berührte sie seine Hände und nahm ihm eine der Kerzen ab. Eine rote, größere Kerze, glühend heiß. Geschmolzenes Wachs lief bereits über die Kanten. „Kannst du eine Kerze anlassen, nur eine. Das Licht einer Kerze hat immer so etwas warmes…“ Natürlich verstand er es, die Dunkelheit ohne das kleinste Licht konnte erschreckend sein, vor allem in dieser stürmischen Nacht. „Aber sicher können wir das, wenn es dich beim Einschlafen nicht stört?“ „Nein, damals…“ Sie bremste sich weiter zu reden, es war so deutlich, dass sie dieses Thema kaum aufwerfen wollte. Ja, damals… was war nur damals? „Du hast damals die Abende mit Kerzenlicht verbracht…“, schlussfolgerte Link, versuchte das unsichere Zucken um Zeldas Augenlider zu deuten. War sie allein… an diesen Abenden in Hyrule, schwülen Abenden, wo nur Kerzenlicht ihr Begleiter war, was hatte sie getan? Saß sie in der Bibliothek, las Bücher, praktizierte Magie? War sie in Gesellschaft des Hochadels von Hyrule gewesen? Link nahm ihr die Kerze schließlich wieder aus den Händen, bemerkte das Zittern ihrer Hände, ihres gesamten Körpers. Er konnte sie nicht noch länger von ihrem notwendigen Schlaf abhalten. Etwas schuldig deswegen ließ er seinen Kopf auf eine Schulterseite sinken. „Deine Hände sind kalt, frierst du?“ Sie nickte scheu, unter anderen Umständen hätte auch diese Aussage ein romantischer Annäherungsversuch sein können. „Besser wir schlafen jetzt.“ Link konnte es nicht deutlicher sagen. Die Sonne erhob sich am Firmament, wenn sie jetzt keinen Schlaf fanden, dann wäre die Nacht ohnehin vorbei. Zelda krabbelte zufrieden und wahnsinnig erschöpft unter die flauschige Decke des Bettes, während Link es sich auf der Couch bequem machte. Mittlerweile war ihr auch egal, dass sie sich in sein Bett kuschelte, sie konnte einfach nicht mehr… „Gute Nacht, mein Held“, sagte Zelda sanft. Ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr, sodass sie sich kaum mehr regen konnte. Es war beinahe schmerzhaft. Ihr fielen die Augenlider unvermittelt zu und sie wurde sich nicht mehr gewahr dessen, was sie, schon halb in ihrer Traumwelt wandelnd, murmelte, welche Dinge sie preisgab… „Gute Nacht, Zelda und träume süß.“ Er lächelte in sich hinein, als er dies sagte. Ob eine Prinzessin Hyrules sich jemals süße Träume erlaubte? „Ja, von dir…“, murmelte sie. Binnen von Sekunden stand Link auf seiner Couch, versuchte zu begreifen, ob er sich ihre Worte auch nicht eingebildet hatte. Zelda… hatte sie gerade zugegeben, dass sie durchaus von ihm träumen wollte. Und der vernebelnde, liebliche Klang ihrer Stimme, als sie die Worte sagte, bohrte sich in seinen Magen, endete als sehnsuchtsvolles Glühen und drang in jede Zelle… Sein Herzschlag verdoppelte sich, als seine Gefühle ihr gegenüber die Kontrolle über alle körperlichen Empfindungen übernahm… Dodom… Dodom… Sein Herz pumpte so laut, dass er Angst hatte, sie hörte es… „Zelda… Zeldaschatz…“, murmelte er, so wonnevoll. Er versuchte in der Düsternis, die doch nur von der kleinen Kerze durchleuchtet wurde ihre ruhende Form zu erkennen. Sie lag seitlich, ein nacktes Bein hatte sie über die dicke Decke geschlungen… Bei Hylia, dieses erotische nackte Bein… Link bekam beinahe einen Herzkasper an dem Gedanken mit seinen Händen über diese zarte Haut zu streicheln… an der Innenseite ihres betörenden Schenkels entlang zu fahren… diese weiche, unschuldige Haut… „Was denn, mein Held?“, murmelte Zelda schlafsüchtig. „Mein… Heroe…“ Sie murmelte weiter, sprach Worte, die er kaum verstehen konnte, bis er ahnte, dass es Hylianisch war. „Ach nichts weiter… gar nichts…“ Wie nur war er auf die Idee gekommen, dass es gut war Zelda bei sich übernachten zu lassen? Er fürchtete, sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben… Er wollte sie, verdammt, er wollte sie… Er ließ sich seufzend zurück in die Federkissen sinken, verscheuchte seine himmlischen Wallungen, seine Schweißausbrüche resultierend durch gedankliches Liebesgeflüster, und grübelte über die Geschehnisse der letzten Zeit nach, bemühte sich um Ablenkung, bemühte sich sein Herz ertrunken in dieser Sehnsucht einzudämmen. Dann beobachtete er das Wachs, welches an den Hängen der Kerze entlang floss, hoffte, es half ihm endlich in den Schlaf zu gleiten, aber aus irgendeinem Grund ging es nicht. Nicht schon wieder, dachte er. Obwohl er sich vor lauter Erschöpfung kaum mehr auf den Beinen halten konnte, fand er nicht in die Traumwelt… Gähnend erhob sich der Heroe, raschelte mit den Decken, und entschied sich nach dem goldenen Anhänger für die unergründliche Schönheit zu suchen, die leise atmend in seinem Bett ruhte. Noch immer hatte er nicht den Mut gefasst, es ihr zugeben… Schließlich fiel ihm ein, dass er es im Bad abgelegt hatte. Tapsend ging der junge Kerl aus dem Zimmer hinaus, so leise wie möglich bewegten sich seine nackten Füße, bis er den dunklen Korridor durchquerte und folgte der Treppe nach unten. Plötzlich hatte er das Gefühl beobachtet zu werden und hielt inne. Trotz der unaufhaltsamen Müdigkeit arbeiteten seine Heldensinne mit Präzision. Link wand lediglich sein Gesicht nach hinten, folgte aufmerksam seinen Instinkten und erblickte im düsteren Gang, umgeben von silbernem Glanz eine kleine Gestalt. Alarmiert drehte sich der kampfbereite junge Mann in Richtung eines kleinen Kindes, vielleicht vier Jahre alt, das mit gefalteten Händen und scheuem Blick vor ihm stand. „Wie…“, brachte Link über seine überraschten Lippen und musterte einen niedlichen Jungen mit blonden Haaren und hellblauen, leuchtenden Augen. Er grinste ihn an, als wollte er ihm etwas Erfreuliches mitteilen und verhielt sich dennoch unfassbar scheu in seiner Körperhaltung. Und als der kleine Kerl ihn mit einem weiteren Grinsen einfing, fiel es dem Heroen wie Schuppen von den Augen. Link erkannte diesen Wicht, so süß mit seinen hellblonden Locken und strahlenden Augen. Einige Male zuvor war er ihm begegnet und erinnerte eine sonderbare Form der Verbundenheit… Erst in den Träumen, dann auf Bildern, sogar im Spiel und nun in der Wirklichkeit. „Du bist… echt?“ Gemächlich trat Link näher, sank auf seine Knie und musterte den kleinen Bengel neugierig, eine wohlwollende Wärme drang über Links Gesichtszüge. Er spürte, dass von dem Jungen niemals eine Gefahr für ihn oder seine Freunde ausgehen würde. Immerhin trug er eine grasgrüne Tunika… Link zwinkerte betreten, als er diesen Umstand ein weiteres Mal in sein Gedächtnis rief. Eine grasgrüne Tunika, gehalten von einem fein verarbeiteten, weißen Gürtel. Ein kleiner Dolch mit blauschimmerndem Heft war an seine rechte Seite geschnallt, was einen weiteren Umstand verriet. Der Junge war Linkshänder… Warum war ihm das nicht früher bewusst geworden? Dieser Junge war gekleidet in den Farben des einen Helden und zudem sah er auch noch genauso aus wie Link als Kind. War dies hier einer der Helden aus Hyrule? Der Junge blickte betreten an Link vorbei. „Ja, ich bin endlich echt“, murmelte er. „Und wer bist du?“ Link bemühte sich ruhig zu bleiben, gleichzeitig aber auch wach zu bleiben. Er unterdrückte den Gähnzwang. „Weiß nicht so genau…“ Link sah an den beschämten Gesichtszügen des Jungen, dass er es tatsächlich nicht wusste. Aber was der Heroe sehen konnte, war eine eigenartige Verbundenheit… diese lieblichen Augen in dem Kindergesicht erzählten ihm von Nähe und Geborgenheit, von innigsten Wünschen… Etwas war da, was diesen Jungen mit ihm verband… beinahe erschreckend. „Und was hat dich hierher geführt?“ „Weiß nicht so genau…“ Das schien sein Standardsatz für alle Antworten zu sein, die er nicht kannte, oder nicht preisgeben wollte. „Aber… ich will Existenz“, setzte er dann hinzu. Link konnte nicht anders als zu grinsen, alles an diesem Kind war goldig und interessant. „Ich weiß… dass du nichts Bedrohliches im Schilde führst, aber verrate mir doch mal wie ich dir dabei helfen soll Existenz zu finden.“ Der Knirps in der wiesengrünen Tunika grinste plötzlich verschlagen, wollte vielleicht sogar antworten, als eine weitere Gestalt in der Dunkelheit auftauchte. Ein leises Tapsen verriet die Anwesenheit von Prinzessin Zelda. Selbst ihre nackten Füße auf dem Boden waren für Link deutlich wahrnehmbar. „Link? Bist du hier“, sagte eine liebliche Stimme, so süß, dass der Angesprochene innerlich schmolz. Gerade da verschwand die Gestalt des kleinen Bengels, als verblasste er… aber kurz davor zeigte er mit einem unverbesserlichen Ausdruck in schelmischen Gesichtszügen, dass er bereit war wiederzukehren. „Link?“ Zelda kam im Schein der roten Kerze zu ihm gestolpert und blickte ihren Helden lächelnd an. Ja, auch er versank in ihren Blicken, mit einem wahrhaft verliebten Ausdruck in den Augen. Im schwachen Licht jener Kerze sah sie überwältigend schön sah. Dieses weiße, seidene Nachtgewand verriet mit seiner Optik zu viel über ihre weiblichen Rundungen, lag eng wie eine zweite Haut auf ihrer und zog erotische Konturen an empfindlichen Bereichen wie ihrer straffen Brust, ihrem glatten Bauch… Und als sich Links Blicke in ihrem Gesicht verloren, sah er dort eine sonderbare Form von verlegener, zartrosa Aufregung… Zelda sah irgendwie… erhitzt aus… „Entschuldige… habe ich dich irgendwie in deinem Schlaf gestört?“ War sie vorhin nicht völlig erschöpft in den Schlaf gefallen… wie eine Betrunkene? „Vor einigen Augenblicken hörte ich Stimmen… nicht nur deine…“, erklärte sie, immer noch mit einer nervösen Aufregung, die sich in ihrer hastigen Stimme äußerte. „Hast du mit jemandem gesprochen?“ Zelda zitterte… sie zitterte so stark, dass die rote Kerze in ihrer Hand wilde Schatten über den Gang warf. „Nein… nein“, betonte er. „Da war niemand…“ Der junge Heroe war so durcheinander, was den jungen Burschen anging, dass er ihn aus irgendeinem Grund geheim halten wollte. Link hob eine verlegene Hand hinter seinen Kopf und streichelte durch sein offenes Haar. Vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung sah sein Haar völlig verwüstet aus, hing wild über seinen Schultern. Zelda sah ihn argwöhnisch an, so, als durchschaute sie ihn, als kannte sie die verräterische Mimik von ihm, wenn er log. Es war ihr vertraut, dass sie einander Dinge verschwiegen. Es war ihr vertraut, dass sie einander zu oft belogen hatten… Sie seufzte: „Wie auch immer… ich bin müde.“ „Warum bist du dann wieder aufgestanden?“ „Weil… du nicht im Zimmer warst.“ Sie ließ die Kerze beinahe aus ihrer Hand fallen, so nervös war sie. Link entging ihre Aufregung nicht. Diese glühenden Wangen… ihre glasigen, schönen Blicke… Sie biss sich auf ihre Unterlippe und wand ihm schließlich den Rücken zu. Und doch konnte Link sich aus ihrem Verhalten keinen Reim machen… „Zelda… was bedeutet das? Wenn du schläfst… woher…“ Er ballte die Fäuste, Zeldas Nervosität, was immer auch der Ursprung war, schien sich auch seines Gemütes zu bemächtigen. Sein Herz pochte… unerträglich… mit einem schnellendem Dodom… belästigend. „Hast du nur… so getan, als würdest du schlafen?“, murmelte er. „Nein“, meinte sie und blickte betreten zur Seite. Ihr weiches Haar war so verwirbelt, dass er sich wünschte es zurecht zu streichen. „Was ist es dann?“ „Ich fühle deine Anwesenheit, auch wenn ich schlafe…“ Es war Zelda anzusehen wie schwer ihr die Worte fielen… „Oh…“, seufzte Link. „Oh…“, einmal mehr, unberührte Sehnsüchte folterten ihn. Der Rhythmus seines Herzens schwoll an, er spürte diesen sehnigen, starken Muskel so heftig arbeiten, dass er keine Ahnung hatte es zu unterbinden. Dodom… dodom… „Und deswegen…“ Zeldas Knie wurden weich, als sie ihn durch das schwache Licht der Kerze erneut ansah und diesem liebevollen Ausdruck in seinen Augen nicht mehr widerstehen konnte. Warum sah er sie so… so… intensiv an? Bohrend mit seinen stechend blauen Augen in der morgendlichen Düsternis. Einmal mehr versanken sie in gegenseitigen Blicken, suchten das Band zwischen ihnen, unsterblich und legendär hatte es jeden Sturm in all den vergänglichen Leben überstanden… Unsterblich wartete es auf die eine Prüfung, die eine Prinzessin aus Hyrule und ihr Heroe noch nicht gemeistert hatten, wartete auf eine neue Stärke… Sie verloren sich ineinander, in der Seele des anderen, wissend, keine andere Seele war der einen jemals so verbunden, so vertraut… Verstandslose Hingabe und ein seelisches Berühren in einem Moment, der sich anfühlte wie die Ewigkeit… hier war der Ort, wo es nur Heilung und Geborgenheit gab. Hier war die Heimat… Als die Sekunden gefroren drehte sich die Prinzessin verlegen seitlich, mit Herzrasen und dem Gefühl sich selbst zu verraten… Sie rang mit sich und dem Wunsch diese sterbende Nacht für etwas Nähe und Geborgenheit zu nutzen oder einmal mehr das Opfer alter Abweisungen und ihrer eigenen Dämonen zu sein. Ein verräterischer Schluchzer entkam ihren Lippen, als sie zurück ins Zimmer tapste. Auch Link seufzte, überwältigt von diesem nahen Moment, dem Überschreiten einer intimen Grenze, als er in Zeldas saphirblauen Augen versank und der doch spürbaren Ablehnung brennender Sehnsüchte. Erneut wich Zelda ihm aus, ängstigte sich vor ihren Gefühlen… Wie nur sollte er es schaffen, dass sie sich ihm jemals öffnen konnte? Frustriert trottete er ins Badezimmer und fand das eigenartige Medaillon unberührt vor. Natürlich hatte es keiner entwendet, alle waren in diesem Haus zu müde um sich darüber zu wundern… Als Link mit sonderbarer Wachheit zurück in sein Zimmer trat, fiel sein Blick zu der sanften Schönheit, die in ihrem weißen, schlichten Nachtkleid mit der weißen Okarina auf dem Sofa saß und zarte, Ohren schmeichelnde Töne erschuf. Sie sah aus wie ein junges Vögelchen. Die Okarina war tatsächlich ein magisches Instrument, dachte er… verzauberte seine Prinzessin in eine Märchenfigur. Als er die Melodien im Zeldaspiel das erste Mal vernahm, konnte er sich keinen schöneren Klang vorstellen. Vorsichtig ließ sich Link ebenfalls auf das Sofa sinken und legte das Medaillon schnell und unauffällig unter ein Kopfkissen, genoss den Anblick von Zelda und ihren geschlossenen Augen, bis sie ihn musterte. Etwas verlegen, etwas unsicher. Und noch immer war da ein rötlicher Schimmer von Scham auf ihren Wangen… „Du findest wohl jetzt auch keinen Schlaf mehr, was“, wollte der junge Mann wissen, obgleich er doch sehen konnte, dass Zelda keine Anstalten machte einzuschlafen. „Spielst du ein wenig Okarina?“ Leise, ungewollt kamen die Worte über ihre Lippen, zeugten von ihrer Unsicherheit ihn danach zu fragen. Obwohl… Es war mehr eine Bitte, als eine Frage. „Ich tue alles für dich…“, säuselte er mit einem tiefsinnigen Wink, aber sie ging nicht darauf ein, konnte es nicht… Link nahm das Instrument an sich, mit beiden Händen, sodass er die Finger ihrer rechten Hand berühren konnte. Oh, bei Hylia, er verzehrte sich nach Berührungen von diesen sanften Händen… Lächelnd führte er die Okarina an seine Lippen. Er spielte eine traurige Melodie, die sich vor ewigen Zeiten in seinem Herzen festgebrannt hatte. Eine Melodie der Vergangenheit, lebendig in einer anderen Ära. „Das ist… ich kenne dieses Lied… die Ballade der Göttin“, sagte sie leise und genoss die Töne. Sie kuschelte sich in die samtigen Kissen, zog die Beine an sich und legte den Kopf auf die Knie, aber beobachtete Link, während er spielte… spielte mit geschlossenen Augen wie einst in Hyrule… wie einst so wunderschön und irgendwo nicht von der sterblichen Welt… Nicht von der sterblichen Welt… das war einer der ersten Gedanken, die sie hatte, als ihr der Junge im grünen Gewand begegnete. Sein Erscheinungsbild geprägt von dieser Unschuld, seine mutigen, ernsten Augen waren ein göttliches Leuchtfeuer in der Düsternis, Beschwerlichkeit und Strenge des Schlosses von Hyrule. Die wenigen Stunden mit ihm hatten der kindlichen Zelda damals eine völlig andere Welt gezeigt, eine Hoffnung, die sie nur als göttliche Fügung erkennen konnte… Einiges war wie damals, dachte sie… Link besaß das gleiche gottgegebene Talent einen Raum mit Licht zu fluten, wenn er sich darin befand. Seine Seele… nicht von dieser Welt. Und doch war vieles so neu. Er besaß immer noch seinen Charme, aber er war viel offener, vermittelte ihr seine Gedanken, Gefühle… zeigte ihr viel mehr von seinen Sorgen und Ängsten. Er hatte sich entwickelt… Link lehnte sich zurück und spielte weiter, sanft, Gänsehauterweckend. Er spielte und spielte, so leidenschaftlich… Die einstige Prinzessin beobachtete ihn, sehnsuchtsvoll, sich wünschend, der Moment würde niemals enden. Denn sie hatte ihn noch nie so lange Okarina spielen sehen, ihn noch nie so lange mustern können. Seine dunkelblonden Wimpern, die schwach zuckten. Seine perfekten, männlichen Kanten der Gesichtsform. Seine eher spitze Nase, schwachrosa Lippen. Das Fehlen von Leberflecken auf seiner sonnengebräunten Haut. Zelda seufzte, voller Lethargie und Erschöpfung, erhob sich schließlich zitternd und kuschelte sich erneut in das weiche Bett, versuchte sich mit dem Okarinaspiel in den Schlaf zu lullen. Sie wusste, dass sie in Schloss Hyrule sehr gerne bei diesen Melodien eingeschlafen war… nur warum half ihr dies gerade nicht. Sie begann an die Zimmerdecke zu starren, beobachtete die tanzenden Schatten, die sich vor dem Kerzenlicht zu fürchten schienen… die Minuten zerronnen wie das tropfende Wachs der Kerzen, und doch… Selbst Link, der sein geschicktes Spiel beendete, und versuchte den die Traumwelt zu gleiten, wurde das Gefühl nicht los, dass diese Nacht verflucht sein musste. Er begann sich hin und her zu wälzen, und sah anhand den Bewegungen von Zelda, dass auch sie noch wach war. „Oh Mann, ich glaube das wird heute nichts mit dem Schlaf“, sagte er und setzte sich genervt aufrecht. „Gib es zu, du bist auch noch wach.“ „Ja, bin ich…“, sagte sie zerstreut und beinahe so, als freute sie der Umstand. Link bemerkte einen komischen Unterton in ihren Worten, eine Belustigung, die ihn verwunderte. Wenn Zelda es lustig fand, dass sie beide noch wach waren, dann… Er grinste, ein neuer hinterhältiger Gedanke formte sich in seinen Gehirnwindungen. Zelda war doch immer sehr angetan von seiner kindlichen Frechheit gewesen, zumindest in der ersten Woche, die sie in Schicksalshort verbracht hatten. Und sie war beinahe glücklich gewesen… Ob es sie also vielleicht erfreuen würde, wenn er jetzt… Jetzt einfach… Seine Lachfalten waren unbezahlbar, auch Zelda sah diese um seine Mundwinkel entstehen. Wenn er jetzt einfach, dachte er, und ohne sich etwas dabei zu denken, einfach… aber wohl dennoch mit absolut klarer Absicht… ein dümmlicher Lacher entkam seiner Kehle… Jawohl, sprach sein pubertierender Verstand, er würde auf ihre Bettdecke hüpfen, beginnen sie zu necken und das tun, was normale Jugendliche, die sich so sehr mochten, in einer solchen Nacht tun würden… Er verlor keine weiteren Sekunden und setzte seine Gedanken in die Tat um. Mit einem lauten Ploppen, ein heftiges Knarren der Matratze, hatte sich der junge Held auf das Bett geschmissen. Der Quiekser aus Zeldas hübschem Mund war ebenfalls unbezahlbar und so dröhnend, dass es die anderen Jugendlichen im Haus gehört haben mussten. Erschrocken erblickte sie den jungen Mann über sich… Aber sie war nicht erschrocken über seinen Versuch sie zu necken, sondern über das, was seine Augen verrieten. Er wirkte gerade so… so glücklich… Sie strampelte, kochend vor Scham senkte sie ihre Hände ins Gesicht, bis der junge Held begann sie noch intensiver zu necken, suchte nach den empfindlichen Bereichen unter Zeldas Armen und begann sie zu kitzeln. Sie lachte energisch, hektisch, grinste schließlich über beide Ohren. „Bitte Link“, brachte sie unter stetigen Lachanfällen heraus und versuchte sich gegen seinen Zugriff zu wehren, aber er war einfach zu stark. „So… schlafe ich nie wieder ein…“, lachte sie. Und auch er lachte. „Das tut mir nicht gerade leid, Prinzessin“, piepste er und zog sie schließlich an ihren Händen in eine aufrechte Position. Er grinste, genoss diesen Moment, der ihn an die unbeschwerte Zeit mit seiner Prinzessin erinnerte. Warum nur konnte es nicht immer so sein? „Bitte, Link, hast du mal auf die Uhr geschaut… wir ticken nicht ganz richtig, wenn wir nicht versuchen zumindest für drei Stunden die Augen zuzumachen…“, sprach sie, ernster, aber gleichzeitig dankbar. „Also… ehrlich gesagt, ticke ich in einem exakten, wohlgeordneten, wunderbaren Takt.“ Der Schelm in seinen Augen unschlagbar. Ein knisternder Funke in dem puren Tiefblau… „Ach ja?“, meinte Zelda pseudoernst. „Ach ja!“ Link grinste und lehnte sich an die Wand. „Ich habe zwar gelegentlich Blackouts und kein Gefühl mehr für die Zeit, aber ticken tue ich trotzdem noch ganz gut.“ Zelda schlang die Decke um sich. Sie gähnte und lächelte zugleich: „Ich bezweifle, dass wir beide noch richtig ticken.“ Verdutzt sah Link in ihre sanften Augen, die sich schnell wieder abwendeten. „Wenn wir normal wären, ich meine, wenn wir ganz normale Jugendliche wären… was glaubst du, würden wir jetzt tun?“ Link sah mit roten Wangenbäckchen an die Zimmerdecke, versuchte ihre Worte schleunigst zu vergessen. Er wollte gar nicht so genau darüber nachdenken, was sie beide jetzt tun könnten, wenn sie normale Jugendliche wären. Aber ein pubertierender Anteil in seinem Gehirn hatte bereits sehr genaue Vorstellungen, dachte darüber nach Zelda in seine Arme zu heben, sie an die Wand zu pressen, ihr das Stücken Nachthemd von dem Körper zu reißen… Er hüstelte, fühlte sich ertappt, als könnte sie seine Gedanken lesen und sah betreten drein. Seine Bedürfnisse nahmen Überhand… sein Wunsch Zelda nahe zu sein lagerte sich gerade über jedes andere Bedürfnis, pochte wie wahnsinnig in ihm und zersprengte seine Zurückhaltung. Oh, verdammt, dachte er, es war heiß… nicht schon wieder… aber ja, sie war heiß… ,Ich bin echt schlimm dran‘, sprach eine warnende Stimme in seinem Kopf. ,Wieso nur macht sie mich so wahnsinnig?‘ „Hörst du mir überhaupt zu?“ „Ja, doch…“, stotterte er. Sein Blick heftete sich an die Zimmerdecke. „Was meinst du? Welche Ziele hätten wir? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten in dieser Welt, etwas Sinnvolles zu tun, zu leben. Aber…“ Zelda blickte zur Seite und schloss ihre Augen. Link kannte diese anmutige Art, wenn sie dabei war, etwas preiszugeben. Dieses eine Wesen in ihr konnte sie nicht ablegen… „… so zu leben wie andere, ist wohl niemals möglich. Schau’ dir doch Maron an, oder Rick, Sara und Mike. Wir werden immer anders sein als die anderen…“ Link rutschte zu ihr und suchte nach ihrem Blick. Sie wich ihm wieder aus, sodass er ihre beiden Hände packte, bis sie seine Blicke traf. Sein Griff war fest und bestimmend, ein leidenschaftlicher Funken sprang aus seinen Augen und verlangte Eintritt in Zeldas eigene Erwartungen. „Und? Hält uns das etwa davon ab, ein normales Leben zu leben. Wir müssen doch gar nicht normal sein, um ein solches Leben zu führen… Wir können einfach Zelda und Link sein… einfach Prinzessin und Held… einfach du und ich…“ Die blonde Schönheit verlor die Worte, die sie gerade sagen wollte, war einfach nur verzaubert von seiner Wortwahl… Hatte er eine Ahnung wie schön das gerade für sie klang, für eine verängstigte, mit Makeln beladene Prinzessin, die nur unter Zwängen lebte? Und einmal mehr hatte Link nicht die Spur einer Ahnung, was er ihr mit einfachen Worten gegeben hatte. Sicherheit, ein unermesslicher Halt in einer fremden Welt. Sie wünschte sich ihn zu umarmen, für seine Worte zu danken, und doch… Zappelig wand sie sich aus seinem Griff und hüpfte auf die Beine. Sie zitterte und ballte die Fäuste. Sie trat mit dem Rücken zu ihm. „Warum weichst du mir aus…“, flüsterte Link und blickte mit plötzlichem Trübsinn hinaus aus dem Fenster. Sie seufzte, brachte aber kein Wort hervor. Dodom… Einmal mehr raste ihr Herz, so stark, dass es weh tat. Es gab mehr als eine Antwort zu der Frage, um nicht zu lügen, Tausende… aus vielleicht Tausenden Leben zuvor. „Zelda?“ Seine starke, feste Stimme so bittend… Sie wusste nicht anders auszuweichen, als Unsinn zu stammeln. „Ähm… nichts…“ „Nichts?“ Ein Hauch Verletzbarkeit in seiner Stimme ließ sie sich nur noch unsicherer und schuldig fühlen. „Ja… genau…“, antwortete sie und stellte sich vor aus dem Raum zu fliehen. „Nichts also…“ Nun klang Link enttäuscht… Sie fürchtete sich beinahe einen alten Schmerz in seinem Blick zu erkennen. „Nichts…“, wiederholte er. Oh ja, da war absolut nichts zwischen ihnen. Nichts äußerte sich darin, dass sie sich immer wieder fanden in jedem Leben. Nichts äußerte sich außerdem darin, dass sie es ohne ihren Seelenverwandten kaum aushielten. Und nichts äußerte sich ferner darin, dass sie einander so stark brauchten, dass sie selbst vor ihren tiefsten Gefühlen zurückschreckten, nur um das Band der Auserwählten zu erhalten… „Wenn da absolut nichts ist“, begann Link. „Bleibe ich solange hier auf dem Bett sitzen, bist du das Nichts entkräftest.“ Er versuchte es mit ein bisschen erpresserischem Humor in der irrsinnigen Hoffnung, dass sie einander doch noch etwas Zuneigung schenken könnten. „Pah, da nehme ich eben einfach die Couch.“ Link zog eine verspielte, jungenhafte Schnute und rollte mit den Augen. Das war seine sture Zelda, wenn sie etwas nicht wollte, dann war das auch so. Zelda ließ sich indes auf die Couch fallen und rückte die Kissen zurecht. „Nanu… was ist das denn?“ Als sie unter das Kopfkissen griff, um es in ihre Richtung zu zerren, bemerkte sie einen klappernden, vertrauten Gegenstand. Mit dem größten Entsetzen, wild, fast düster, starrte sie in den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Heroen. Ihre müden, glasigen Augen kämpften mit hervorbrechenden Tränen. Zumindest sah sie ihn tiefsinnig an… Auch, wenn da eine neue Verzweiflung in ihr wuchs. „Wo hast du das her“, seufzte sie. Ihre Stimme verriet Verwirrung und Traurigkeit. Sie sank immer mehr in sich zusammen, berührte das Medaillon mit beiden Händen und drückte es sich ans Herz. Link kniete vor ihr nieder, unterwürdig, symbolisierend alles zu geben, was er geben konnte. „Es tut mir leid, Zelda“, sprach er rau, aufrichtig. „Ich wollte dir das Medaillon schon die ganze Zeit geben, aber ich habe mich einfach nicht getraut…“ Vielleicht war auch das eine kleine Ausrede… Eigentlich hatte er auf den perfekten Moment gewartet. Er nahm es ihr aus den Händen, diesen kühlen, zitternden Händen. Eine besorgniserregende Schwäche stülpte sich über seine Prinzessin, sie versuchte sich in den Schlaf zu zwingen, ihre saphirblauen Augen ließen einmal mehr einen Schatten zunehmen. Link öffnete den Verschluss der Kette, beinahe träge, und mit einem kleinen Knacken legte er es ihr um den schönen Hals. Seine starken Hände ruhten auf ihren Schultern, begannen zu streicheln. Zelda aber lehnte sich zurück, löste sich unheimlich schnell von ihm, als wäre seine Umarmung Gift. Ihre Augen waren gläsern. Er seufzte, einmal mehr mit der vertrauten Enttäuschung. Er verschränkte die Arme und ließ sich rücklings auf das Sofa sinken. Ausgebreitet lag Link da, das Pyjamaoberteil rutschte über seinem Bauch nach oben, sodass sein vernarbter Bauch sichtbar war. „Du kennst dieses Schmuckstück. Erzähl’ mir davon“, meinte er, ohne ihren Blick zu treffen. Er spürte, dass sie gerade jetzt etwas Abstand brauchte. Da war eine Traurigkeit in ihr, die er nicht erwartet hätte… dabei wollte er ihr ein Geschenk machen, stattdessen hatte sich erneut das Schicksal eingemischt und sie beide mit Erinnerungen aus Hyrule beladen. Nach vielen Sekunden der Stille begann Zelda ihm die ganze Geschichte zu erklären. „Ja, ich kenne es. Man nennt es das Medaillon der Mächtigen…“ Sie nahm einen tiefen Atemzug, fuhr mit den Händen fast liebevoll über das goldene Material, streichelte über die Triforceabbildung und öffnete es. Zelda war nun noch angespannter, als säße sie auf glühenden Kohlen. Wie nur kam dieses Schmuckstück hierher? Begutachtend fuhr sie auch über das Glas, welches die komplizierte Anordnung einer ungewöhnlichen Uhr beschützte… Ihre Augen funkelten, als sie den Lebensbaum in der Mitte betrachtete. „Es ist aus Hyrule, nicht wahr?“, sprach der junge Mann, seine Stimme andächtig. Zelda nickte unvermittelt. „Aber wie kann es dann hier sein?“, setzte Link hinzu. Nur wozu stellte er ihr diese Frage? Wie sollte Zelda eine Antwort darauf haben? „Mmh… das ist in der Tat sehr rätselhaft…“, sprach sie leise. Sie drehte sich zu ihm, sah aber gleich wieder weg. Es musste erotisch wirken, wie Link ausgebreitet, lässig mit seinem Pyjama auf dem Sofa lag… „Und ist es sehr alt?“, sprach er neugierig. „Ja, allerdings“, erklärte sie. „Aber es war kein Erbstück der königlichen Familie. Ich habe in alten Schriftrollen immer davon gelesen. Diesen zufolge besäße es eine außergewöhnliche Macht, die wir aber damals nicht entdeckt haben.“ „Wir?“ Link richtete sich auf, suchte nach alten Wahrheiten in ihren Gesichtszügen. ,Wir‘ klang nach einer Nähe zwischen ihnen, von der Zelda nicht erzählt hatte. „Ich erzählte dir davon… du konntest es nicht lassen und hast dich in ganz Hyrule danach auf die Suche begeben. Es war damals, als wir in Hyrule ein Fest zu Ehren des langjährigen Friedens feierten. Wer weiß, was du wieder beweisen musstest.“ Sie grinste angesichts ihrer Erinnerungen, obwohl ihre Worte irgendwie… verletzend wirkten. ,Wer weiß, was ich wieder beweisen wollte…’ Das war irgendwie… hart für Link. Es hörte sich beinahe danach an, als wäre er ein übertriebener Angeber gewesen, ein Held, der Achtung und Respekt, ja Bewunderung von anderen erwartete… Bewunderung und Lobpreisung. Hatte er es nötig gehabt sich beweisen zu müssen? Aber Zelda schien dies kaum so zu empfinden, noch immer lächelte sie, als die Erinnerungen vor ihren Augen lebendig wurden. „Nach einigen Monaten kamst du wieder, mit einem frechen Gesichtsausdruck, und hast es mir vor die Nase gehalten.“ Zelda schmunzelte. Ja, es gab auch schöne Augenblicke in der alten Welt… „Du hast es mir geschenkt und gesagt: ,In einem anderen Leben werde ich es dir wieder bringen.’“ Sie rieb sich die Augen und drückte das Medaillon an ihre rechte Wange, vernahm ein leises TickTack… wie ein schlagendes, gesundes Herz. „Und nun hast du es mir gebracht, ohne dass du es wissen konntest.“ Sie stoppte in ihren Worten, nur um ihren Heroen zu mustern, der ihren Blick einfing. „Du hast es mir gebracht, genau dann, als ich es am wenigsten erwartet hätte…“ Link berührte ihre Hände, die noch immer fest auf dem Schmuckstück ruhten, seine schillernden, tiefblauen Augen wollten sich erneut Zutritt in den Spiegeln ihrer Seele erlauben. Er lächelte… charmant ohne Frage. „… ohne dass du mir sagen könntest, was du damals beweisen wolltest, ohne dass du…“ Sie wand ihr Gesichtsfeld zu ihm und Link, der lange brauchte, um zu begreifen, was sie gesagt hatte und noch länger brauchte, um zu registrieren, dass Zelda ihn voller Entzückung und Intensität musterte, stotterte schließlich vor sich hin: „Das… habe ich… gerne getan…“ Er schloss die Augen um seinen hetzenden Puls zu beruhigen. „Ich würde es wieder tun… immer wieder…“, schloss er ab, schluckte seine Aufregung hinunter und rückte ein Stückchen näher. „Zelda… und wenn dieses Medaillon in der Tiefsten aller Höllen wäre… ich würde es wieder für dich holen.“ Der Moment war perfekt, dachte Link. Er musste nichts weiter tun, als Zelda an sich drücken und… ihre Lippen mit seinen zu einem Kuss versiegeln. Wenn nicht jetzt, wann dann? Eine Welle aus mutigen, anspornenden Worten formte sich in seinen Gedanken… Er berührte ihre Schultern, sanft, streichelnd, deutete mit Berührungen an, was er sich wünschte. Er öffnete seine Lippen einen Spalt, als wollte er etwas sagen, unterließ es schließlich aus Angst dieser intensive Moment könnte daran zerbrechen. Die Fingerspitzen seiner linken Hand, rau und doch liebevoll, wanderten über ihren Hals zu ihren Lippen, streichelten über diese blutrote Weichheit, sogen die Empfindlichkeit auf. Er war so verzaubert von Zeldas samtiger Erscheinung… von ihrem Duft… Plötzlich schoss Zelda in die Höhe und hüpfte vom Sofa, wich ihm einmal mehr aus. Link schrie innerlich und saß verwundbar und irgendwie zerknüllt auf den weichen Kissen, sich fragend, was hier eigentlich passierte. Warum nur war sie so abweisend? Hatte er sich die Gefühle, die aus ihren Augen pochten, nur eingebildet? Empfand Zelda, obwohl sie sich in einem Traum so leidenschaftlich geküsst hatten, einfach nicht dasselbe? Link seufzte laut und zerknirscht. Frustration war mit einem rauen Ton aus seiner Kehle so deutlich hörbar. Inzwischen hatte sich die Sonne am Horizont erhoben und Link gähnte. Zelda stand schweigend in der Zimmermitte und betrachtete sich zitternd das Geschenk. Ihr Blick wanderte zu Link, der irgendwo ins Leere starrte, ein Blick, so entschieden, so vertieft und irgendwie melancholisch… „Warum weichst du mir aus…“, sagte er, nun eine Spur trübsinniger als vorhin. Noch immer verlief sein Blick ins Leere, er klang so enttäuscht. Sie brachte es nicht fertig darauf zu antworten, wusste ohnehin nicht, was sie darauf sagen sollte. Natürlich wich sie ihm aus… natürlich war es für sie schwer überhaupt ihre Gefühle zu zeigen… ihm deutlich zu machen, wie sehr sie ihn brauchte. Nur wusste sie einfach nicht wie. Auch wenn Link alles tat um mitfühlend, geduldig, so ungemein zärtlich ihr gegenüber zu sein, es änderte nichts an Zeldas panischen Verlustängsten, ihrem Eingesperrtsein in alte Zwänge. „Ich…“, murmelte sie schwach, bis sie schluchzte und die Nase hochzog. Hilflos trat sie in der Mitte des Zimmers, spürte ihr Blut wallen und suchte krampfhaft nach einer Ausrede. „Ich mache dich nervös… habe ich Recht?“, sprach Link dann, spürend, wie unangenehm ihr diese Situation wurde. „Es tut mir leid, Zelda, ich wollte nicht, dass du dich irgendwie unter Druck gesetzt fühlst.“ Damit wand sie sich in seine Richtung, sah zu Boden mit feuerroten Wangen, als waren sie in Blut getränkt. „Jetzt fühle ich mich irgendwie ein wenig schuldig“, meinte er, aber versuchte es mit einem dümmlichen Grinsen. „Sorry…“, hauchte er, eine neue Form von Müdigkeit kam über ihn, zwang ihn zu gähnen. Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nicht… so… einfach.“ „Das ist es nie…“ „… ja… das ist es nie… zwischen uns…“ Link erhob sich, war ungemein zufrieden mit der Aussage, denn jene machte ihm deutlich, dass Zelda ihn vielleicht gar nicht abweisen wollte. Noch immer kämpfte sie mit ihrer Vergangenheit und ihren Dämonen und vielleicht war heute nicht der richtige Zeitpunkt, dachte er. Er lächelte, trat an Zelda vorüber und kramte in einem Schrank nach einer Idee, die durch seinen schlauen Kopf schlich. Er holte einen alten, unmodernen CD- Spieler hervor, der von Batterien gespeist wurde. „Weißt du… wenn ich nervös bin… dann spiele ich manchmal Okarina.“ Link hob verlegen eine Hand hinter den Kopf. „Oder… ich hocke mich mit epischer Musik in den Wald…“, erklärte er. „Es hat mich beruhigt, meine Fantasie beflügelt… Früher waren die Wälder immer meine Zuflucht, vielleicht weil ich dort noch Schätze finden konnte… oder einfach nur, weil die Wälder so wild und urtümlich sind…“ Zeldas Augen funkelten angesichts seiner wunderschönen Zugeständnisse. Es tat so gut ihn auf diese Weise zu erleben… mit dieser Tiefe kennenzulernen… Link hätte so etwas früher in Hyrule niemals preisgegeben. „Und ich hoffe… vielleicht beruhigt dich die epische Musik hier drin auch…“, sprach er sanft und lächelte. Er lächelte so erwartungsvoll. „Bist du wegen mir auch nervös?“, platzte es endlich aus Zeldas Mund. Irgendwann riss selbst innerhalb ihrer Ängste der Faden. Vor Schreck legte sie sich ihre Hände über den Mund „Du gibst also zu, dass du wegen mir nervös bist?“ Er konnte nicht anders als ihr diese Gegenfrage zu stellen, grinste dabei so gutmütig. Der gewandte Kämpfer konnte außerdem nicht abstreiten, wie froh er war zu hören, dass er sie im Gegenzug wohl auch hinsichtlich ihres Blutdruckpegels beeinflusste. Denn das war genau das, was er wollte. Ihre wunderschönen Reaktionen sehen… egal ob Zelda peinlich berührt, traurig, zufrieden oder wütend war. Jede ihrer Ausdrücke gefielen ihm… bis ihm plötzlich klar wurde, dass er sie… noch niemals strahlend glücklich erlebt hatte. Auch jetzt nicht. Seine Prinzessin sank einmal mehr auf das Sofa, worauf er neben ihr Platz nahm. Sie war nicht wütend, auch nicht unbedingt durcheinander. Es schien eher so, als versuchte sie sich in ihr Innerstes zurückzuziehen. „Zelda… wenn ich dir das sagen darf“, sprach er aufrichtig. „Ja, ich bin sehr nervös in deiner Nähe…“ Er lächelte, etwas erleichtert es gesagt zu haben und reichte ihr die Kopfhörer. ,Oh…‘ schallte es mehrfach durch Zeldas Gedanken und sie wusste nicht so recht, was sie mit Links Aussage anfangen sollte. Ja, sie waren beste Freunde… und es gab das ein oder andere Ereignis, auch in Hyrule, über das sie nicht reden konnte und lieber verdrängte. Sie hatte sich einst… als sie so verloren war… seine Zuneigung gewünscht, aber auch realisiert, dass so etwas wie eine Beziehung für sie beide nicht möglich war… Sie war Hylias Blut mit der Verantwortung für Welten auf ihren Schultern. Er war derjenige mit der Seele des einen wahren Helden, dessen Pfad einsam und verlustreich war. Sie konnten beide einander nicht im Wege stehen mit zweitrangigen, menschlichen Bedürfnissen… Aber es war einfach nicht fair! Zelda schüttelte den Kopf, wohl auch um nicht an diese Themen zu denken und beschwichtigte ihn und vielleicht auch sich selbst: „Wir können uns die Musik doch zusammen anhören?“ Link nickte und lächelte charmant. Damit setzten sie sich auf die Couch, jeder einen Ohrstöpsel und sie lauschten, lächelten mit geschlossenen Augen, ließen die Ohren verwöhnen von keltisch-epischen Klängen, als Sonnenstrahlen in Links Zimmer fielen… Trübsinnig, aber auch neugierig, wie Link reagieren würde, musterte sie ihn schließlich sehr eindringlich, als die Klänge sie beide nur noch schläfriger werden ließen. Sie musterte sein ansehnliches Gesicht, sein Grinsen und die geschlossenen Augenlider. Er sah so wonnevoll aus, schien in einem Zustand tiefster Entspannung zu schweben und genoss die instrumentale Musik. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass sie die Gelegenheit hatte ihn einfach nur anzuschauen, ihren Heroen, ihren besten Freund und ihre Hoffnung. Sie hatte nie die Gelegenheit dazu gehabt, kaum die Möglichkeit gehabt länger mit ihm alleine zu sein. Vielleicht war es ihre Zuneigung oder der Wunsch nach Normalität oder vielleicht auch die Angst davor, keine Zeit mehr zu haben, aber endlich gewährte sie sich einen heimlichen Wunsch. Zelda wusste nicht so recht, was sie tat, aber sie wollte jetzt in der Nähe ihres Helden sein und näherte sich ihm. Sie überwand jene nervtötende Hemmschwelle, die sie ihm gegenüber viel zu oft hatte, und ließ ihren Gefühlen freien Lauf… vielleicht ein erstes und letztes Mal… Der junge Mann ließ den CD- Spieler fallen, spürte eine blitzartige Attacke grauenvoller Scham, als seine Göttin plötzlich in seinen Armen lag. Ihre Augen geschlossen, tief atmend. Innig, haltsuchend drückte sie sich an ihn, ließ eine Hand über seine feste Brust wandern, lauschte mit zaghaften, tränenden Augen seinem tosenden Herzschlag, der immer mehr anstieg… hetzte… „Zelda?“, flüsterte Link, aber sie reagierte nicht, war gefangen in ihren alten Sehnsüchten, hoffte so sehr, der Moment würde nicht enden. Auch Link zweifelte, ob dies nicht ein Traum war… Er wollte sich nicht bewegen, da er dieses Engelsgesicht sonst aufwecken würde, legte vorsichtig, teilweise unsicher seine starken Arme auf ihren schmalen Rücken, auf dieses seidene, dünne Nachtkleid, wo ihre Haut so warm und fühlbar war und wartete einige Minuten, während die Kerze knackend herunterbrannte. Geschah das gerade wirklich, fragte er in sich hinein. Hatte Zelda gerade den ersten Schritt gemacht… jetzt, wo sie beide die Nähe des anderen so sehr brauchten? Er senkte sein Kinn in ihr weiches Haar, schnupperte daran, bis seine linke Hand mit einigen brünetten Strähnen spielte. Er wollte ihre Nähe auskosten, betete zu Hylia für mehr Zeit… Ausgerechnet jetzt, wo sie in seinen Armen lag, waren sie beide so müde, dass sie sich kaum mehr halten konnten… „Es tut mir leid…“, hauchte Zelda sanft, als sie sich aufrichtete, drückte sich in die Höhe um aufzustehen. Hatte sie eigentlich ihren Verstand verloren? Was erlaubte sie sich diese notwendige Grenze zu überschreiten? Sie hatte sich an Link herangeschmissen wie ein liebestolles Weibsbild, eine unanständige Dame… Sie hatte sich gerade gegen alle Erziehungsriten der Vergangenheit gestellt. Vielleicht sollte sie sich öfter so lange wachhalten… wenn es bewirkte, dass sie ihre inneren Verbote so leichtfertig besiegen konnte… Sie vermied Links schläfrige, aber verliebte Blicke, wischte sich Schlafsand gemischt mit Tränen einer alten Verzweiflung aus dem Gesicht. Als sie zum Bett stolpern wollte, um die Nähe zu ihrem Helden zu unterbrechen und alles zu leugnen, was sie brauchte, seine Wärme zu leugnen, sein Licht, hielt er sie zurück, packte sie mit beiden Armen. „Es tut mir… leid“, wimmerte sie schließlich, völlig neben sich stehend, verzweifelt… Link fragte nicht nach dem Grund ihres Bedauerns, er wusste nur, dass er sie trösten und beschützen wollte, so wie immer. Vielleicht entschuldigte sie sich dafür, dass sie ihn so überrumpelt hatte. Vielleicht entschuldigte sie sich für ein Grauen aus der Vergangenheit… Vielleicht… Zum Teufel damit! Es war egal, schlichtweg egal! Link zog sie einfach wieder an sich, fest und wunscherfüllt, spürte das Zittern ihres Körpers, das leise Schluchzen aus ihrem Mund. Er würde es nicht aushalten, wenn Zelda jetzt nicht bei ihm war. „Bleib‘ bei mir…“, hauchte er leise. Und als der Tag erwachte, die ersten Vögel lebendig zirpten, legte Link die dicke Federdecke wärmend über sich und Zelda, die wie ein hilfloses Lamm in seinen Armen ruhte. Er schloss endlich die Augen, würde jetzt bestimmt einschlafen können, während er seine Prinzessin in den Armen hielt und ihre Wärme fühlte, jene Wärme, nach der er sich so lange gesehnt hatte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)