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Nur ein Spiel

von

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Alles, was notwendig ist…

Es war stockfinster, dort in den unterirdischen Gängen wo die Luft salzig und kühl schmeckte. Selbst das wenige beruhigende Tageslicht, welches durch die Öffnung der Höhle drang, und nun weit hinter dem kampfbereiten Jugendlichen lag, wurde von der Dunkelheit verschluckt. Sorgsam blickte sich der Heroe um und dachte an die Worte des kleinen Mädchens mit den grünen leuchtenden Augen. Sie sprach von dem Kampf, von einer Herausforderung, an der er wachsen konnte. Deshalb war er hier, er würde nicht zögern und er würde die Gefahr bezwingen. Er ermutigte sich an seinen unausgesprochenen Worten und trat weiter. Hoffnungsvoll kramte er in seinen Taschen herum, hatte Glück und fand eine kleine Taschenlampe in Form eines Stiftes. Seit dem nervenaufreibenden Tag im Schulkeller, damals, wo seine Bestimmung sich genähert hatte, bemühte er sich so etwas Nützliches immer dabei zu haben. Er hoffte, dass ihr funkelndes, weißes Licht für seine Mission ausreichte.

Vorsichtig tastete er sich voran und kroch immer noch auf seiner hellblauen Jeans herum, spürte Pfützen, eine unangenehme Nässe an seiner Haut, und manchmal spürte er weiches Material, vielleicht Moose, Fischlaich oder Dinge, an die er nicht denken wollte, unter seinen Händen. Schließlich wurde die Höhle breiter und höher, sodass sich der einsame Streiter vollständig aufrichten konnte. Dankbar streckte er seine Glieder, leuchtete die glitschigen, kantigen Wände ab, als ihm Zweifel kamen.
 

,Verdammt, ich werde hier schon das Richtige tun‘, spornte er sich an. Denn das, was er hier tat, tat er freiwillig. Niemand zwang ihn dazu. Und niemand würde für Konsequenzen gerade stehen, die er nicht beabsichtigt hatte. Was war, wenn diese Höhle ins Nirgendwo führte und der See plötzlich wieder geflutet wurde? Link schüttelte den Kopf, schlug sich gegen die kühle Stirn und verließ sich auf sein Glück. Aber… die Situation war dennoch beängstigend. Er tapste in unterirdischen Höhlen entlang, war auf der Jagd nach einem Feind, wollte Menschen retten und sich nützlich machen. Aber war das hier wirklich seine Bestimmung, sein Weg?

Erst jetzt beunruhigte ihn die unendliche Finsternis, die schallenden Klänge in unterirdischen Gängen, wo Geräusche aus der Tiefe der Erde wie Klageschreie aus der glühend heißen Hölle klangen. Schon so oft war er in seinen Träumen durch Labyrinthe gewandelt- mit dem Licht einer Fackel oder irgendeiner Lampe, die aus einer Kerze bestand und in Begleitung von nichts mehr als seiner Willenskraft, von der er nicht wusste, woher sie entsprang. Doch die Wirklichkeit übertraf alles Vorherdagewesene. Mut und Furcht rangen in seinem Inneren um die Oberhand und es war für Link ein unbeschreibliches Gefühl in dieser Höhle umherzugehen, sich der Herausforderung einer nahenden Aufgabe zu stellen. Er versuchte die Stimmung zu genießen, wollte Mut und Ehre beweisen, wollte mit dieser Suche seine Gier nach legendären Abenteuern stillen, wollte er selbst sein. Vielleicht klang es nach Wahnsinn oder Idiotie? Vielleicht war dies alles nur Wunschdenken oder ein weiterer seiner Träume? Aber, in der Tat, ein Teil des mutigen Herzens in seiner Brust fühlte sich wohl hier, denn nur hier war alles, was er brauchte um zu reifen und weiterzukommen in allem, was das Sein und seine Hoffnung betraf…

Die Furcht in seinem Inneren hatte den Kampf endgültig verloren und Link bewegte sich tollkühn weiter, hörte seinen Herzschlag, der sich beruhigte und sich mit dem Rhythmus von kleinen herab rieselnden Wassertropfen vermischte. Er vernahm seine Schritte, die die Stille in den Gängen zerstörte, und lauschte seinem eigenen Atem, der in kleinen Nebelschwaden vor ihm her tanzte. Auf seinem Gesicht zeigte sich das tapfere Grinsen eines wahren Helden…
 

„Ich tue dies hier, weil es notwendig ist… weil es richtig ist“, flüsterte er sich zu um seine Zweifel zu beschwichtigen, als er in eine Pfütze tapste und das Wasser beinahe magisch klirrte. Er vertraute dem kleinen Mädchen, das ihm die Feen in den Wäldern gezeigt hatte und er wusste, dass sie ihn nicht ohne Grund zurück zum Camp geschickt hatte. Sie musste die Gefahr gespürt haben und sie wusste, dass er der einzige war, der dieses Unheil wieder in Ordnung bringen konnte… und vielleicht wusste sie, dass er bereit war einiges dafür zu opfern, Schmerzen auszuhalten, zu kämpfen…

Erneut tapste er in eine Pfütze, die nun bis über seinen rechten Turnschuh reichte. Hier gab es wieder größere Wasseransammlungen. ,Sehr interessant‘, dachte er. ,Vielleicht komme ich der Ursache des Unheils näher.‘ Und der jugendliche Held bewegte sich weiter, bis er vor einer kleinen Kreuzung stehen blieb. „Mist, und was mache ich jetzt?“ Er musste sich zwischen drei Gängen entscheiden. Ihm fiel nichts Besseres ein, als auszuzählen. Andererseits… ganz vorsichtig leuchtete er in jeden der Gänge hinein und nur die Luft das Ganges ganz links schien ihm angenehm. „Hoffentlich verlaufe ich mich nicht“, murmelte er, als er besagten Gang wählte.
 

Erneut untersuchte Link die Wände, fand hier und dort ein paar Algen und sonstige Pflanzen, sogar Tierskelette. ,Jetzt wird es langsam unheimlich‘, dachte er stillschweigend. Bedacht kniete der grünbemützte Recke nieder, schaute sich riesige, teilweise angefressene Skelette an und stellte fest, dass sie mindestens von Kühen oder Pferden stammen mussten. Er berührte die Überreste, an denen eine schmierige Substanz haftete, leuchtete mit dem weißen Taschenlampenlicht an seine Hände und sah eine rötliche Farbe an ihnen. Er roch mehrfach daran und konnte die Masse endlich zuordnen. Die schmierige Substanz der Skelette war Blut, frisches Blut… Aber wie kam dies hierher? Wie konnten Kühe und Pferde in diesem See verenden, ohne dass es jemand bemerkte? Etwas musste diese Tiere in das unterirdische Reich des Sees gezerrt und abgelutscht haben wie einen Lutscher… Die Zweifel an seiner Mission nahmen wieder zu. Etwas, das Tiere verspeisen konnte, würde wohl kaum entführte Menschen so einfach gehen lassen…

Link lief weiter, mit seinen Händen zu Fäusten geballt, und seinem wachen Instinkt, der warnend flüsterte. ,Sei' bereit… Sei bereit…‘

Elegant nahm er sein treues Schwert, dem er sein Leben verdankte, aus dem zerknirschten Beutel, warf diesen zur Seite und führte die summende Waffe beinahe magisch angezogen von deren Eleganz aus der Schwertscheide. Er machte sich bereit, spürte die Anwesenheit des puren Bösen und antwortete auf die Herausforderung mit Bestimmtheit und Mut…
 

Seine Schritte wurden fordernder, bestimmter. Er ließ sich nicht beirren, wusste, er war auf dem rechten Weg und bewegte sich immer schneller und sicherer in der unterirdischen Finsternis. Geräusche drangen fortwährend an seine Ohren, klirrten und sangen ein Lied des Elends. Und je weiter er in die Tiefe dieser Höhle vorstieß, umso mehr zweifelte er, ob die hallenden Laute nicht von Menschen stammten. Immer deutlicher erklangen die Fetzen aus Rufen, Stöhnen und Klirren, bis er zwischen dem eigensinnigen Murmeln Worte hören konnte. Und schließlich war er sich sicher… irgendwo in der Finsternis hallten die Stimmen von Menschen umher, aber sie veränderten sich langsam, mit jeder Sekunde, die verging. Ihr anfängliches Rufen wandelte sich in ein Flehen, dann in Schreie, bis die Stimmen schließlich murmelten und flüsterten, wie Poltergeister, die ihren Zorn an Unschuldigen auslassen wollten. Abschreckende Töne fuhren an Links wache Ohren, erzählten schreiend von Folter und Hass, wollten lähmen, Eindringlinge fern halten und Rettung verbieten. Aber Link lief tapfer weiter und folgte den Stimmen, bis er schließlich Lichter sehen konnte. Lichter von Fackeln tanzten wild und ungehemmt an den feuchten Wänden der Höhle, zauberten vergessene Gemälde aus Licht und Schatten…

Bedächtig schlich der Heroe näher und versteckte sich auf einem rissigen Vorsprung, von wo aus er einen guten Blick auf die Szenerie werfen konnte. Geduckt krabbelte er vorwärts, versuchte jedes noch so kleine Geräusch zu unterlassen und blickte von seinem geheimen Beobachtungspunkt hinab. Er nahm einen seufzenden Atemzug, versuchte ruhig zu bleiben, nicht über zu reagieren an dem Bild des Wahnsinns, was seine Augen benetzte. In etwa zehn Menschen in Badeanzügen, von jung bis alt, wimmerten in einem riesigen Gewölbe vor sich hin, waren an blutigen Handgelenken angebunden, zusammengedrängt und versklavt. Ein Teil schien vor Angst bewusstlos geworden zu sein, einige froren sich die Seele aus dem Leib und fast alle hatten Schrammen und Kratzer.

An den dunklen Seitenwänden waren wenige Fackeln aufgestellt, warfen kühles Licht auf ein grusliges Schauspiel in der Mitte des Raumes. Link musste zweimal hinsehen, ehe er glaubte, was er sah. Überall im Gewölbe verteilt thronten riesige Wachposten auf, starke, ausgesprochen muskulöse Kerle mit Lederschürzen, schimmernden, mit tiefroter Farbe bemalten Beinschonern und Schulterplatten, stachligen Schilden und reißenden Schwertern und schweren Äxten. Sie grunzten abartig, gaben stoßende Laute aus ihren Nüstern und ließen glühend rote Augen den Raum auskundschaften.
 

Der Heroe rieb sich die Augen um zu begreifen, was er sah. Diese großen, starken Gestalten mit kupferbrauner Haut, entstellt, hässlich und grotesk, strahlten eine unbarmherzige Kampfbereitschaft aus, würden ihre Gegner niedermetzeln ohne Gnade. Link kannte diese Kreaturen… nicht nur aus der Hölle eines nächtlichen Traumes, auch von einem Spiel… Die schreckliche Wahrheit wurde ihm erneut bewusst, als er die Kreaturen erblickte. Alles, was er aus dem Zeldaspiel kannte, lebte … selbst das Böse…

Hier stapfte eine der mordlüsternsten Rassen der hylianischen Welt mit Klauen besetzten und Stahl gestärkten Füßen in einer Höhle der Menschenwelt herum, als täten sie seit Jahrhunderten nichts anderes. Vor Links Nase befanden sich Moblins, jene Kreaturen, die er im Zeldaspiel zu Hunderten vernichtet hatte! Der gewandte Kämpfer schüttelte benommen den Kopf um sicher zu gehen, dass er es sich auch nicht einbildete. Aber eine solche Grausamkeit konnte er sich wohl kaum einbilden. Sie standen hier mit einem teuflischen Wahnsinn in ihren bedrohlichen Augen… und es waren viele… viel zu viele…

Der Heroe zweifelte an sich und seiner Kampfkraft, spürte eine marternde Hilflosigkeit, dass selbst wenn er der beste Schwertkämpfer der ganzen Welt wäre, es riskant und dumm wäre sich in diesen Kampf zu stürzen, sie alle auf einmal herauszufordern. Ruhe suchend wartete er ab und beobachtete weiterhin das Spektakel. Erst dann nahm er eine weitere Gestalt wahr, die sich geschickt im Dunkel dieses unterirdischen Reiches versteckt hatte. Eine kleine Gestalt, die ihm nur deshalb auffiel, da sie quietschende Geräusche produzierte und jene gefangenen Menschen nicht die Moblins, sondern sie ängstlich beobachteten. Link rutschte etwas näher, ließ sich lautlos auf eine kleine Plattform sinken, die sich an seinem Beobachtungspunkt anschloss. Und von dort konnte er eine neue Teufelei endlich entdecken. Auf einem kleinen Schaukelpferd, das hin und her pendelte, und bizarr den Schrecken in diesem unterirdischen Gefängnis steigerte, saß ein kleines Mädchen, vielleicht sechs Jahre alt, mit rotem, gekräuseltem Haar und lachte abartig. Das blutbeschmierte, weiße Leinenkleid an ihrem dürren Körper war zerrissen und voller Dreck. Sie schaukelte hin und her, beherbergte den Wahnsinn tausender Leiden in einem von Falten zerklüfteten Kindergesicht und in unterschiedlichen Augen, die ein fernes scharlachrotes Meer und eine sturmtobende Einöde eingesperrt hielten.

„Menschlein, Menschlein, du musst sterben“, sang sie und schaukelte im Rhythmus mit ihrem Schaukelpferd. „Da ist Feuer, da ist Eis… wird das Menschlein knusprig sein!“ Sie verwendete die Melodie eines bekannten Kinderliedes für ihre schaurige Symphonie und wiederholte ihren Gesang mehrfach.

Die Gefangenen winselten, rüttelten an ihren schweren Ketten. Ein älterer Mann, grau, mit weißem spitzzulaufendem Bart, rückte nach vorne, soweit wie es für ihn möglich war. „Molly, bitte…“, flehte er. „Lass‘ uns gehen… Siehst du nicht, dass wir leiden, und dass du damit nicht durchkommst! Es werden Rettungskräfte erscheinen. Wir lassen uns von dir nicht länger hier festhalten!“

Da wurde es dem Heroen klar… dieses Mädchen war Molly, die kindliche Irin, die ihre eigene Familie getötet hatte und schließlich verschwunden war. Es war Molly, sie, vor der Kevin ihn gewarnt hatte… und sie war bestialisch.

Sie hob ihre klobigen Hände und wedelte mit blutbeschmierten Zeigefingern. „Na… na… Es gibt niemanden, der euch hier finden wird… denn keiner wird sich trauen, Menschlein.“ Sie hüpfte von ihrem Schaukelpferd und schwebte mit wenigen Zentimetern Abstand über den Boden. Sie kam dem grauhaarigen Mann näher, der aufbegehrte, und legte ihre beiden kleinen Hände auf seine Wangen. „Menschlein, Menschlein, du musst sterben“, sang sie in ihrer verrückten Manie, ihrem Durst zu töten. Und während sie ihre Finger auf weiße Haarbüschel seines Bartes legte und sie ihn mit ihren verräterischen Augen anzustarren schien, begann der Mann plötzlich zu wimmern, bis sich sein hässliches Stöhnen in einen erbarmungslosen Schrei wandelte. Und aus ihren Händen erhob sich stinkender Rauch, der nach verbranntem Fleisch roch. Link schluckte, als er verstand: sie hatte die Wangen ihres aufbegehrenden Gefangenen verbrannt, ohne nachzudenken, ohne eine Spur Mitleid, ohne Herz…

Mit einer raschen Bewegung stieß sie den vor Schmerzen heulenden Irländer zur Seite, schien sich an seiner Lebenskraft gelabt zu haben und jauchzte wie ein wildes Tier: „Ihr, bösen Menschlein, was glaubt ihr schon zu wissen! Niemand kann euch finden, hier, wo mein Schaukelpferd schwingt und ich tanze.“ Sie drehte sich um ihre Achse und lachte quietschend. „Mein Meister zieht alle Fäden und er ist ein toller Mann. Er hat einen so großen Plan über das Leben in dieser und den anderen Welten und er wird so stark sein, wenn er erst seine wahre Macht besitzt. Und wir, wo wir Diener sind, und auch ihr, kleine Menschlein, werdet alle niederknien oder… er macht Schnips mit seinen Fingern und ihr seid tot… so mausetot“, lachte das kleine Mädchen hysterisch.

„Molly…“, wimmerte eine ältere Frau, die vergeblich versuchte sich aus ihren Fesseln zu befreien und die mitleidig zu dem Mann blickte, dessen Wangen blutig waren und der kläglich winselte. „Wenn du uns los lässt, werden wir das alle ganz bestimmt vergessen. Es wird alles gut sein und du kannst zurück zu deiner Mama und zu deinem Papa. Es gibt keinen bösen Meister, man hat dich belogen…“ Sie sprach zögerlich und versuchte über einen anderen Weg ihre Freiheit zu erzwingen. Aber auch dieser Versuch, so ahnte Link, würde nichts nützen.

Molly verzog ihr kindliches Gesicht, als würde es wachsen. Für einen Sekundenbruchteil schimmerten Schuppen auf ihrer Haut, belehrten über eine harte Schale und ihre weiteren Worte erzählten von einem bösen Kern.

„Schweig! Du dummes Menschlein“, brüllte sie, ließ ihr krankes, verdorbenes Herz sprechen. „Du weißt nichts über meinen Meister… er ist ein Gott und er wird diese Welt schön machen, wunderschön für mich und die anderen.“ Sie huschte zu ihrem Spielzeug und wippte mit dem Schaukelpferd herum, drehte dabei Link auf seinem Vorsprung den Rücken zu. „Und meine Mama und mein Papa waren böse… sehr böse!“, zischte sie. „Rede nicht von meinem Papa und meiner Mama!“ Ihre rotblonden Haare standen zu Kopf, als sie aus ihren Händen plötzlich quellende, krallenförmige Energiebälle sprießen ließ. Hämisch begaffte sie einen rülpsenden Moblin, der grunzend zurückschreckte und sofort das mordlustige Spiel verstand, welches Molly mit ihm spielen wollte. Vor einigen Energiestößen konnte der Dämon noch fliehen, doch einige mehr, abgeschossen von einem vergifteten Kind, trafen ihn schließlich brausend. Der Moblin sank zu Boden, krampfte und ging zu guter Letzt in glühender Asche auf.

„Seht ihr, was ich kann! Seht ihr?“ Sie lachte und schaukelte wie eine Verrückte auf ihrem Holzpferdchen. „Wenn ihr unartig seid, mach’ ich mit euch dasselbe… haha.“ Und damit wimmerten die wenige Menschen in dem Gewölbe noch mehr, krümmten sich vor Angst zusammen.

Link in seinem gehüteten Versteck, im Zweifel mit allem, was sie sagte, dachte rasend über einen möglichen Plan nach, diese Menschen zu befreien und Molly irgendwie zu bezwingen ohne ihr zu schaden. Sein Verstand wusste, dass ein Kampf manchmal mit Verlusten endete, aber sein Herz wollte dieses leise, rationale Flüstern nicht hören…

„Da staunt ihr, was“, sprach Molly selbstherrlich, jubelte innerlich mit der Hoffnung einer von ihres Meisters Händen erschaffenen Belohnung. „Mein Meister hat mir dieses nette Spielzeug vermacht… hihi. Er ist so toll und großartig. Er kann alles Böse dieser Erde auferstehen lassen.“

Das Blut in Links Adern kochte vor Anspannung und Entsetzen. Mollys Worte klangen abartig, hallten mit weitreichender Warnung in seinen Gedanken nach, ließen ihn nervös und zögerlich werden. Und gleichzeitig spürte er, dass er handeln musste, dass er jetzt handeln musste. Er konnte nicht länger mit ansehen, wie Molly sich und diese unschuldigen Menschen ins Verderben stürzte. Link ahnte, dass es eine Falle war, er hatte mittlerweile sehr viel über Dämonen gelernt. Dennoch wuchs in ihm der Drang zu kämpfen, wie schwer und gefahrvoll dieser Kampf auch sein würde. Selbst wenn es zwanzig Moblins sein sollten, die in ihren stachelbesetzten, vergifteten Eisenbeschlägen auf ihn warteten. Diese Menschen brauchten dringend Hilfe und niemand sonst war in der Lage sie zu befreien, Niemand außer ihm… Wenn er jetzt erst wieder nach draußen ginge und Hilfe holen würde, wäre es vielleicht zu spät. Außerdem, und das erkannte der Siebzehnjährige einmal mehr, konnte er andere Menschen in diese Kämpfe nicht hineinziehen. Es war sein Kampf. Sein Schicksal.

Vor nicht allzu langer Zeit besiegte er, ganz alleine, vier Skelettritter in den Wäldern, bewies seinen Mut auf eine vorbildliche Weise. Moblins waren halb so wild, so nahm er an, und Link hatte seine Fechtkünste in den letzten Wochen noch erheblich perfektionieren können. Er musste diesen Kampf wagen und sich dieser Gefahr stellen. Er schaute auf das Schwert in seiner Hand und schloss dann sinnierend die tiefblauen Augen, dachte an seine Prinzessin, die ihm in dieser Entscheidung den Rücken stärken würde. Er sah auf und seine Augen blitzten wie hellblauer Stahl. ,Okay…‘, spornte er sich an. Jetzt oder nie.

Vorkehrend überschaute Link noch ein letztes Mal seine Lage, hielt sich geschickt im Dunkel und kletterte vorsichtig den Vorsprung hinab. Er schwang sich mühelos von einem Gestein zum nächsten, landete auf seinen Füßen mit einem sehr dumpfen und beinahe geräuschlosen Laut. Niemand bemerkte den heroischen Burschen, der sich in der Finsternis versteckte und Schatten für sich arbeiten ließ. Mit routinierten Bewegungen näherte er sich dem Schlachtfeld, näherte sich den Moblins mit einem zum Töten bereiten Schwert. Das raschelnde Feuer der Fackeln warf unruhige Schatten und verursachte Geräusche, die den heimlichen Helden nützlich waren, bis er sich zögerlich am Kinn zupfte. ,Aber ja‘, dachte er. Die Fackeln… sie wären vielleicht ein Ablenkungsmanöver und er könnte die Finsternis verwenden um Molly und die Moblins zu irritieren. Er war gut darin geworden, selbst in Dunkelheit seiner Sinne Gegner wahrzunehmen. Er würde auch in der Finsternis, ohne das kleinste Lichtchen zuschlagen können…

Der junge Heroe tastete sich auf Zehenspitzen vorwärts und näherte sich einer Fackel, biss sich auf die Lippe und betete innerlich nicht bemerkt zu werden. Und siehe da… nicht weit entfernt von der Lichtquelle stand eines der Moblinungetüme abwartend, grunzte und stank nach Moder und gepökeltem, altem Schweinefleisch. Noch ehe der Moblin reagieren konnte, hatte der Held ihm die Schnauze zugehalten und die Kehle erbarmungslos mit der scharfen Klinge durchgeschnitten. Und gerade da, als der schwere Körper der böswilligen Kreatur zu Boden sank, zersplitterte er in einem feinen, grauen Ascheregen. Ohne Aufsehen zu erregen blies der Kämpfer die kleine Fackel aus und seufzte, versuchte seine Anspannung abzuschütteln. ,Immerhin einer weniger‘, dachte der Held und orientierte sich weiterhin. Zögerlich verharrte er in einer weiteren Ecke, ließ seine tiefblauen Augen zu Molly wandern. Sie schaukelte quietschvergnügt auf ihrem Holzpferdchen und hatte seine Anwesenheit noch nicht wahrgenommen. Ob sie auf ihn wartete, ihn unter der Anweisung des Bösen in die Falle locken wollte?

„Menschlein, Menschlein, ihr seid so dumm“, sang sie und schaukelte immer schneller. Ihr bösartiger Gesichtsausdruck bohrte sich tiefer hinein in ihre blasse Haut. „Warum seid ihr wohl hier? Warum seid ihr wohl hier?“ Und auch Link horchte auf.

„Es ist wie der Meister sagte, jemand würde kommen um entführte Menschen zu retten, aber nur jemand, der unseren Meister nicht mag. Wisst ihr, traurige Menschlein, warum ihr hier seid?“ Als innerhalb weniger Sekunden keiner antwortete, hüpfte sie vom Schaukelpferd und rief in die weiten Katakomben. „Es ist ein Rätsel, aber ich mag Rätsel nicht. Mein Meister hat es gesagt, er hat es gewusst. Denn dort in dem großen Camp des Königs, dort ist er lebendig. Er sollte tot sein, so wie Mama und Papa, und doch lebt er. Er ist dort und er muss sterben.“

„Wer?“, fragte ein junger Mann, der in seinen Armen ein weinendes Kind hielt.

„Ein grünbemützter Jugendlicher mit einer riesigen Macht, die unseren Meister ärgert. Er darf nicht leben, sonst ist das Böse in Gefahr. Er sollte doch tot sein, verbrannt, und wir alle haben gehofft, dass er erstickt ist. Er darf nicht leben, nicht hier, noch in einer anderen Welt… es darf keine Welt geben mit der Legende. Alle Welten werden fallen…“

Link zögerte und in seinen tiefblauen Augen vermischte sich dieses neue Unheil mit einer schrecklichen Vorahnung. Er war der einzige, der den Dämon in der Kirche Schicksalshorts aufhalten konnte und vielleicht nicht nur das… Molly sprach von anderen Welten und der Legende. Konnte es sein, dass es Dinge zwischen Himmel und Hölle gab, die nicht einmal die Weisen Hyrules erahnen konnten?

Weitere Fragen brannten ihn auf der Seele. Redete Molly wirklich von dem Dämon in Schicksalshort, als sie von dem Meister sprach? Und wieso sollte Link tot sein? Woher wusste das Böse eigentlich, dass er sich im Camp befand, dass er überhaupt hier angereist war, um den Sommer zu genießen? Wo steckte die undichte Stelle, die dem Bösen die Möglichkeit gegeben hatte, diese Fallen zu stellen?
 

„Und mein Meister sagt, er hat zu viel Glück… hier ist das Schicksal auf seiner Seite und auch woanders. Dabei kann er nicht gewinnen, nicht in diesem großartigen Spiel meines Meisters.“

Mollys Gefasel machte Link je länger er zuhörte nervöser, und stachelte jede einzelne kampfbereite Körperzelle in seinem Körper an sich ihrem Meister zu stellen, ihn an seinen finsteren Plänen zu hindern und der rechtschaffene Heroe zu sein, der er für diese Zeit sein musste. Er entschied sich den nächsten Schritt in diesem abgekarteten Spiel zu wagen, wollte sich nun preisgeben und seinen Mut herausfordern. Sein Schwert schenkte ihm die Zuversicht, die er brauchte, um alles das zu tun, was notwendig war. Die nächste Fackel im Visier tapste er näher, klopfte sie aus und wurde erst in dem Augenblick bemerkt, als das Licht schwächelte und ausging. Drei Moblins grunzten in ihrer gehässigen Sprache, stapften brummend in Richtung des Bereichs, wo der tapfere Jugendliche in tiefer Dunkelheit verborgen war. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben, denn sein Plan funktionierte. Drei Gegner näherten sich ihm und tappten schwerfällig und grunzend hinein in ihr Verderben. Link sah zwar genauso wenig, wie die Moblins, aber selbst das hatte er trainiert. Er erkannte seine Feinde am Klang der Schritte, an dem bösartigen Rhythmus ihrer Herzen und an ihrem Gestank… Drei Schwertstreiche durch speckige, verlauste Bäuche genügten, und auch diese Gegner wurden von den Händen des Heroen zerfetzt. Mit brüllenden Todesschreien zerfielen die Moblins zu Staub. Aber der Kampf hatte Geräusche produziert, die auch dem verteufelten irischen Mädchen auffielen.

Sie hüpfte schreiend von ihrem Schaukelpferd und klatschte in die Hände. „Was ist da? Ist er das? Ist das der Held?“ Aber Link hielt sich weiterhin zurück, wollte seinen Vorteil noch nicht aufgeben.

Molly stieß grunzende Laute aus ihrem Mund in Begleitung einer beißenden Rauchwolke. Sie rülpste und winkte weiteren Moblins zu. „Ihr da, geht nachsehen! Und spielt mit dem Eindringling. Es kann nur der Held sein! Wenn ihr abhaut, dann mach‘ ich euch das Licht aus!“ Fünf weitere Gegner mit Eisenrüstungen stapften unter Mollys Befehl in die unbeleuchtete Ecke, wo der tapfere Streiter des Guten seine Klinge zerstörend tanzen ließ.

Und in der Dunkelheit des Gewölbes, wo die Fackeln erloschen waren, krachten Schwerter und Äxte aneinander. Funken sprühten aus zerstörtem, bösem Fleisch, leuchtende Splitter brennender Asche verloren sich in der Finsternis.

„Er ist da!“, rief Molly euphorisch. „Zeig‘ dich, Vernichter!“ In maßloser Aufregung glühten ihre grauen Lackschuhe und zerschmolzen. Sie entließ Feuerbälle ihren winzigen Händen und traf damit unabsichtlich das Schaukelpferd, das krachend in einem Szenario aus Flammen aufging. Weitere Flammenbälle sprudelten wie eine Fontäne rubinroter Tropfen aus ihren Händen und sie warf jene mit einem wahnsinnigen Frohsinn in jene Ecke, wo der Heroe sich geschickt im Dunkel hielt. Link wich elegant aus, rollte sich mit dem Schwert in der Hand über den Boden und schleuderte die gegnerischen Geschosse mit der Klinge zurück. Erstaunt hüpfte Molly an die Gewölbedecke, zischte wie eine Schlange und ihr Gesicht wurde grimmig und bestialisch, als war da eine Kreatur in ihr, die sie nicht kontrollieren konnte. Wie ein Poltergeist klebte sie an der Decke und ließ sich sanft zurück zu Boden schweben.

„Du… bist wahrlich da“, schimpfte das kleine Kind und erleuchtete mit einem kleinen Schnippen ihrer rechten Hand die rauchigen Fackeln erneut. Alarmiert schreckte Link zurück, als die Lichter ihn verrieten. Mit einer von schwarzem Blut verklebten Klinge stand er dort, schnitt mit kühlen Blicken aus seinen mutigen Heldenaugen durch den Raum und grinste aufmüpfig. „Hast du nicht so früh mit mir gerechnet, he“, meinte der Heroe, war sich nicht sicher, ob es ratsam war Molly zu provozieren. Aber dieses Mädchen tat wohl auch ohne sein Einmischen wahnsinnige Dinge und würde ihre Grausamkeiten weiterhin ausleben.

„Das ist toll! Mein Meister wird mich belohnen, wenn ich dich grille. Ich habe eine riesige Überraschung für dich! Das wirst du nicht vergessen, deine Reinkarnationen lang!“, zürnte sie und hüpfte kraftvoll nach oben. Erneut klebte sie an der Decke und beobachtete das Geschehen von ihrem Spot, fand das Erscheinen des Helden der alten Welt amüsant und fühlte sich kribbelig. Sie schnippte erneut mit den Fingern und die verbliebenen Moblins, vielleicht sieben oder acht an der Zahl, waren aufgefordert, sollten sich dem Heroen stellen und sollten, vielleicht auch zu Mollys Belustigung, fallen… Sie stapften in ihr Verderben, rannten mit ihrem muskulösen Äußeren in Links Richtung, knirschten mit langen Raubtierzähnen.

Tapfer hielt der grünbemützte Jugendliche das Schwert in der Hand und stellte sich in Angriffsposition, erhielt hoffnungsvollen Beifall von den misshandelten Menschen, hörte sie flehend rufen, hörte ihre Herzen mit Angst trommeln.

Link handelte instinktiv, vollführte eine doppelte Wirbelattacke, als sich die Gegner näherten. Mit einem Krachen wurden sie zurückgeworfen, grunzten und raunten, ließen ihre Eisenschilde und kratzigen Waffen aneinanderprallen, aber erhoben sich zornig, hatten nicht einen Kratzer abbekommen. Sie klopften sich ihre mit Ringen durchbohrten Brüste wie Affen und machten sich bereit für einen weiteren Angriff. Link wich soweit zurück, dass sein Rücken die Wand berührte. Leichter Angstschweiß tröpfelte von seiner Stirn. ,Toll du Held‘, tadelte er sich. Wenn er der legendäre Held Hyrules war, sollte er solche Situationen nicht besser einschätzen können, sollte er nicht in der Lage sein sich einen scharfsinnigen Plan auszudenken? Stattdessen stand er hier und fragte sich, ob er sich einfach durch die Moblins hindurch kämpfen sollte…

Er blieb ruhig, sammelte seine Kräfte und ließ seinen Willen wach und stark werden, berief sich auf den göttlichen Mut in seiner Seele. Seine Augen schwenkten von den flehenden Menschen, die an ihren Ketten rissen zu seinen bis an die Zehen bewaffneten Kontrahenten. Grölend kamen sie näher, erschütterten die unterirdische Welt mit jedem weiteren Schritt, sodass feiner Geröll und Staub vom Deckengewölbe rieselte.
 

Link machte sich bereit für eine weitere Wirbelattacke, eine stärkere, machtvollere. Er wusste nur, dass er diese Kreaturen aufhalten musste, vielleicht mit Opfern, mit Schweiß und auch mit Blut. Und während er seine Kräfte sammelte und dieses Spielchen von unglaublicher Macht erinnerte, nährte sich die Waffe immer mehr von seiner Lebensenergie. Die Zeit floss dahin und verlangsamte ihren Pulsschlag in des Helden Augen. Da war etwas, das ihm heimlich zuflüsterte, eine reine Stimme, die ihn belehrte und gleichzeitig Hoffnung gebar. Wie im Schwebefieber schloss Link die Augen, ließ die Magie einer alten, heiligen Macht sprechen, und veränderte mit einem genießenden Atemzug entscheidend und wissend, seine Situation. Und als er die Augen öffnete, die wie tiefblauer Stahl glänzten, funkelte nicht nur sein Blick, sondern auch das Schwert in seiner Hand. Ungläubig musterte er die vibrierende Waffe, und blickte sich noch ungläubiger in dem riesigen, von Holzbalken gestützten Gewölbe um. Alles, was er anblickte, die Gestalten der Moblins, das wahnsinnige Kind Molly am Deckengewölbe und auch die gefesselten Menschen, schimmerte in silbergrauen Farben, schien verzaubert von einer alten Form der Magie. Und mit der Macht, die sich wie silbernes Wachs auf die Widersacher legte, schien die Zeit sich zu erinnern, dass sie jenem jungen Mann zu Diensten war…

Links Mut sprudelte innerlich, er spürte eine Überlegenheit mit dem Schwert, die ihn hitzköpfig werden ließ und ihn zu einer schnellen Attacke verführte. Er spürte Wärme, ja fast Feuer auf seinem linken Handrücken, als er weiterhin dieser Spur, diesem Gefühl der Stärke folgte und sich krampfhaft auf sein Inneres konzentrierte. Irgendetwas wollte man ihm sagen, irgendetwas wollte er sich selbst mitteilen. Dann öffnete er wieder die Augen. Jene, erfüllt von Mut und einer kraftvollen Dominanz, richteten sich auf die gelähmten Moblins. „Kommt nur…“, sprach Link ehrfurchtsvoll, war überwältigt von seinen eigenen Fähigkeiten. „Kommt!“, donnerte seine Stimme dann lauter durch das Gewölbe und es war dann, dass die silbergraue Aura, die die Umgebung in einem fernen Zauber gefangen hielt, zersplitterte und der Held in diesem Moment alles an Kraft in die Waffe legte, die er zur Verfügung hatte. Und wie als folgten die Monster widersinnig seinem Befehl, donnerten sie vorwärts, krachten entsetzlich und tödlich in ihr Verderben. Ein weiteres Mal schwang Link sein Schwert, wendete eine noch gnadenlosere Wirbelattacke an und erst dann schauderten die Gegner. „Es ist Zeit zu sterben, ihr Mistviecher“, rief Link. Und im nächsten Moment als er die geballte Energie auf die Moblins losließ, zuckten sie wie wehrlose Puppen zurück, wurden durch das ganze Gewölbe geschleudert und zersprangen mit markerschütterten Schreien in Asche. Links Schwert sang hell und befreiend, als Aschesplitter es berührten. Die gefesselten Menschen sahen mit Hochachtung zu ihrem Retter, der in eiligen Schritten näher hastete und dabei Molly, die schrill fauchend an der Decke hing, nicht aus den Augen ließ.

„Du bist wahrlich edel und stolz wie es mein Herr sagte!“, rief sie von oben herab und rülpste. Erneut drang beißender Rauch aus ihren Lungen, als verbrannte sie innerlich. „Aber du weißt gar nichts!“ Dann begann Molly in schallendes Gelächter auszubrechen und sie spuckte irgendetwas aus. Mit Ekel in seinen ansehnlichen Gesichtszügen sah der junge Heroe einem Schleimfleck hinterher, der aussah, als brannte er. Zischend landete Mollys Spucke am Boden und ging sogleich in hitzigen, rauchenden Feuer auf.
 

Angeekelt blickte Link nach oben, sah das dämonische Wesen weiterhin an der Decke kleben, aber sie schien zu leiden. Sie hustete und lachte abwechselnd, als sich ihre Augenfarben plötzlich wechselten. Das Scharlachrot ihres linken Auges wurde eisblau und das rechte färbte sich entgegengesetzt. Und ihre Pupillen formten sich auf eine verblüffende und doch grausame Weise, sie formten sich zu Schlitzen. Erschrocken wich der Held zurück und warf kurz einen Blick auf die gefesselten Menschen. Er würde die Gelegenheit nutzen und zuerst den Gefangenen helfen, gerade da, als Molly wie als weilte sie in einem psychotischen Zustand an der Decke entlang kroch, hustete und Wortfetzen ausspuckte. Sie begann zu schreien, spuckte vermehrt Schleim aus ihrem Mund und mit jenem sanken blutige Fleischklumpen nieder und gingen ebenfalls in Flammen auf. Entsetzt beobachtete Link das Geschehen, sah das vom Bösen verseuchte Kind winseln, bis ihre Haare ebenfalls in Flammen standen. Es waren die Schreie der Menschen, die ihn zurück in die Realität holten und ihn anbettelten ihnen zu helfen. Hastend ergriff der Jugendliche die Gelegenheit und rannte zu den geschockten Menschen hinüber. Ohne zu zögern zerschlug er einige Fesseln, half den Leuten auf die Beine. Er blickte in die vielen Augen, so schön menschlich und gut waren sie, so dankbar und entschlossen Schutz zu finden.

Der ältere Mann mit dem weißen Bart, dessen Wangen abscheulich verbrannt waren, fasste den Heroen zitternd an seinen rechten Arm und weinte vor Glück. Auch er murmelte ein verschlucktes ,Danke‘ über seine Lippen und half den anderen die wenigen Felsvorsprünge hinauf zu klettern. Als sie dort oben standen, wo der Fluchtweg in die Freiheit führte, schauten wenige noch einmal zu Link zurück, hatten Tränen in ihren Augen und eine bittere Lektion in ihren Herzen.

„Los, verschwindet hier, schnell“, rief Link und winkte ihnen entgegen.

„Wirst du das schaffen?“, rief eine Frau mit grauem, langem Haar, auch sie hatte sich vorher Molly zur Wehr gesetzt. Link nickte entschlossen und rief erneut, diesmal forscher: „Flieht, solange ihr noch könnt.“ Denn irgendetwas sagte ihm, dass die Situation gefährlicher wurde denn je. Sie nickten, und einige nahmen ihre Beine unter die Arme, verschwanden mit Fackeln, die sie von den Wänden stahlen, in der Finsternis der Gänge.

Der tapfere Mann mit den herben Verletzungen im Gesicht und auch eine Frau zögerten. „Junge, wer immer du auch bist, wir können dich nicht alleine hier lassen!“, rief der Mann.

„Ich werde dies hier zu Ende bringen!“, rief Link und ließ Molly dabei nicht aus den Augen. Sie schien noch völlig in ihrem Wahn zu sein, schaukelte kläglich vorwärts, sank zu Boden und schnellte erneut schreiend an die Gewölbedecke.

„Wenn ihr nicht sofort abhaut, wird Molly euch töten, rennt, los verdammt!“ Link verlor die Beherrschung und brüllte nun fast. „Ich bin der einzige, der sie aufhalten kann! Bitte geht!“ Einsichtig schnappten sich die letzten Gefangenen einige Fackeln und verschwanden wimmernd…
 

Als schimmerndes, weites Licht in der Dunkelheit der Gänge versank, stand der heldenhafte Jüngling gelassen mit dem Rücken zu Molly, hörte sie bestialisch brüllen, schnappend atmen und spürte eine leichte Vibration im Untergrund, als ihre Kinderfüße den Erdboden trampelnd berührten. Seine tiefblauen Augen funkelten mit herber Entschlossenheit, als er sich in ihre Richtung drehte. Das Schwert in seiner Hand durstete nach Gerechtigkeit…

„Was hast du mit meinen Menschlein gemacht? Wo sind sie hin? Du dummer Kerl!“, rief die kleine Irin panisch, bis sie sich krümmend zu Boden sinken ließ. Ihre unterschiedlichen Augen funkelten bedrohlich in Links Richtung. Sie schrie und stieß eine weitere beißende Rauchwolke aus ihrem kleinen, blassen Mund. „Wo sind die Menschlein!“, schrillte ihre hohe Stimme durch den Untergrund. „Ich wollte sie essen! Mein Meister hat sie mir geschenkt! Ich hätte sie essen können und alles wäre gut! Was hast du getan?“ Erneut wechselte sie ihre Augenfarben und brüllte.

Mit dem scharfen Schwert in der Linken trat der Heroe näher und hielt dem Mädchen die Klinge an die entblößte Kehle. Seine Handlung ließ Kaltherzigkeit und Gnadenlosigkeit vermuten, aber in seinen Augen lagen Gefühle der Wärme und Vergebung. „Ich töte keine Kinder“, sprach er fest, ließ Ernst und Zweifel über sein Gesicht fallen.

„Genau das wird dir zum Verhängnis, Held der alten Welt“, hauchte sie heiser und griff sich an ihre Kehle. Sie spuckte erneut flammenden Schleim.

„Du bist kein Kind mehr…“, murmelte er und empfand Mitleid.

„Ich bin besser als jedes Kind!“, zischte sie.

Link schüttelte den Kopf und ahnte, dass er mit Molly kaum mehr diskutieren konnte. „Wie hast du das Wasser zum Verschwinden gebracht?“, sprach Link deutlich. „Rede!“

„Wie wohl? Das war meine wirkliche Gestalt, die dich töten wird, noch bis du bis drei zählen kannst.“ Sie lachte und erhob sich auf wackligen Beinen.

„Irrtum, deine wahre Gestalt schafft nicht einmal die eins auszusprechen, bevor ihr Kopf am Boden umher rollt“, entgegnete er, auch wenn er nicht ahnte, was das Mädchen mit ihrem Gefasel meinte. Er blieb zögerlich in seiner Haltung, als Molly mehrmals um ihn herum tänzelte.

„Was weißt du schon, Held der alten Welt… Die Zeit gehorcht dir nicht. Und das Wesen des Schicksals gehorcht deiner Prinzessin nicht. Mein Meister, und du wirst vor ihm niederknien, hier oder woanders, er zieht sehr bald alle Fäden. Weil du nicht handelst, ist er mit seinen Plänen weit voraus.“ Sie kicherte und hüpfte schlagartig wieder in die Lüfte. Link sprintete ihr hinterher, versuchte sie noch zu fassen, aber erneut hing Molly wie ein Poltergeist an der Decke.

„Was soll das heißen? Ich handle nicht?“

Sie kicherte erneut und entließ einen weiteren Schrei, der sich nach Schmerzen anfühlte, tief aus ihrer Kehle, erschütternd…

„Mein Meister geht durch die Welten… mein Meister hat Hunderte Helfer und ja, nur wegen seiner Genialität, mussten Götter sich opfern.“ Erneut tobte das rothaarige Mädchen wie verrückt am Deckengewölbe und ihre weiteren Worte erstickten an Rauch und Flammen, die aus ihrem Mund sprudelten. Sie krümmte sich zusammen, brüllte markerschütternd und immer lauter.

Fassungslos beobachtete der Held das Schauspiel an dem Deckengewölbe, hatte keine Chance einzugreifen und brutale Geschehnisse zu verhindern.

„Molly!“, rief er. „Beende diesen Wahnsinn und komm‘ zu dir!“ Ein Teil in ihm hoffte, sie würde sich beruhigen und er könnte sie aus dieser Höhle mit an das Tageslicht nehmen und vielleicht dafür sorgen, dass sie in gute Verwahrung kam. Aber ein anderer Teil ahnte, dass es dafür schon lange zu spät war. Kein Held hatte Molly retten können, weil kein Held in ihrer dunkelsten Stunde bei ihr war…

Und es war dann, dass auch Links Zweifel allmählich vergingen, denn das einst so unschuldige irische Kind zeigte sein wahres Gesicht, ließ den Keim des Bösen an die Oberfläche und ihr kindlicher Körper wurde Opfer einer weitaus stärkeren und düsteren Natur. Sie brüllte erneut aus Leibeskräften, ihr rundes Gesicht war rot und verweint und Blut tropfte aus ihrer Nase und den Ohren. Und erneut ein Schrei, der donnernd durch das Gewölbe dröhnte, bis sich ihre Stimme veränderte. Da wuchs eine Kreatur in ihr heran, reifte und triumphierte über jede Form von Menschlichkeit. Ihr kindliches Kleid verbrannte, aber es war kein Mädchenkörper mehr darunter erkennbar, ihre blasse Haut war einem grünlichen, schuppigen Panzer gewichen. Mit Stacheln besetztes Leder schimmerte im Licht der Fackeln und ihre Hände verwandelten sich in Klauen, kräftig, scharf und todbringend, gruben sie sich hinein in das feste Gestein der Höhle. Und innerhalb weniger Sekunden wuchs der ursprünglich kleine Körper zu einem riesigen Ungetüm heran, immer stärker wurde der Panzer der Bestie, ihre Klauen größer und größer. Die kindlichen Arme änderten ihre Form zu fächerartigen Flügeln, dünne Häute spannten dürre Knochen auf. Und Mollys Kopf zerfetzte durch eine böse Gewalt, die in ihrem Inneren gebrodelt hatte. Und statt ihres Kopfes zogen sich zwei Schädel, schlangenartig aus ihrem Hals heraus, bewegten sich spürend, lebendig und genährt. Es war an der Zeit die Kräfte des Bösen zu aktivieren, zu nutzen für Vernichtung und Schändung, jetzt, da der Held hier war. Die Zeit für einen noch erbarmungsloseren Kampf war gekommen…
 

Mit offenem Mund und Angst in seinen Gesichtszügen, mit Fassungslosigkeit, starrte Link in die Höhe und zweifelte an der Realität. Hier trat er in einem unterirdischen Labyrinth, hielt ein singendes Schwert krampfartig in der Hand, und stellte sich einer Kreatur aus fantastischen Geschichten. Er war weniger hierhergekommen um die gefangenen Menschen zu retten, er war auch nicht hier um ein verstörtes Kind zur Vernunft zu bringen. Er war hier um gegen eine Bestie zu kämpfen, so wie es im Buch Mudora aus Hyrule immer schon festgelegt war. Er war hier für eine Schlacht gegen ein Urzeitmonster. Kein Kind hing mehr an der Decke, es war das Wesen des Bösen, das sich zu bewegen begann und den jungen Kämpfer mit vier katzenartigen Augen fokussierte. Hier vor ihm, tosend mit breiten Flügeln schlagend und mit riesigen Klauen auf ihn niederprasselnd, befand sich ein Drache, gefährlich und todbringend… Ein Geschöpf ohne Angst, eines, das ohne Zweifel morden würde…

Link stolperte benommen zurück, begriff diesen Wahnsinn nur schwerlich und spürte die Ketten der Angst, die sich lähmend um seinen Körper zogen. Im letzten Augenblick, als der Drache wütend niederknallte und die gesamte Höhle in bedrohliche Schwingungen versetzte, warf sich Link zur Seite und hockte noch immer ungläubig in der Nähe des Fluchtwegs. In seinen tiefblauen Augen gehrte ein gewaltiges Entsetzen, größer und stärker als seine Furcht vor den Skelettrittern und auch schlimmer als seine Aufregung beim Kampf gegen dämonische Wölfe.

„Da bist du nun, Menschlein!“, brüllte es aus dem Inneren der Kreatur, Mollys einstige kindliche Stimme klang schräg, kratzig und tief, wie ein Röcheln aus den Tiefen der Erde. „Erbärmlich hockst du hier, schlotterst vor Angst und beschmutzt dein eigenes Schicksal mit lächerlichen Zweifeln!“ Demonstrativ ließ Molly aus den Nüstern eines langen, grünen Schädels einen Strahl aus intensivem, brennendem Feuer umher sprühen, verschaffte sich Respekt und genoss ihre Macht.

Erstarrt blickte Link zu dem feuerspeienden Kopf, spürte seinen Herzschlag bis in der Kehle, spürte brennende, versenkende Hitze im dem Gewölbe zunehmen. Es war eine Sache das Schwert gegen menschengroße Gegner zu erheben, aber wie, bei allen Göttern dieser Welt, sollte er in der Lage sein eine Kreatur zu Fall zu bringen, die zehnmal größer war als er? Galant bewegte sie sich durch den Raum mit ihrem eleganten, feingliedrigen Körper. Sie war schlank, und auf eine gruslige Art und Weise schön…

„Nun, du jämmerlicher Held einer alten Welt, die nicht mehr existiert, möchtest du heim zu deiner Mami?“ Sie spottete und stapfte mit ihrem gewichtigen Äußeren näher, immer näher und näher, bis Link sich auf seine zittrigen Beine hob. Er ließ die Bestie nicht aus den Augen, trat sachte weiter zurück, bis er an der Wand lehnte. Seine Augen schwenkten vorsichtig zu dem Fluchtweg. Er wusste, dass es feige war, vor diesem Kampf davon zu laufen, aber wie sollte er einen Drachen in die Knie zwingen? Er war vielleicht die Wiedergeburt eines Helden aus Hyrule. Er war vielleicht jung und stark, und gewandt mit dem Schwert, aber er war kein Gott! Und er hatte kaum Erfahrung im Kampf!

„Oha… oh ja… da wir gerade von deiner Mami sprechen“, sprach sie ruhiger und blieb in ihrer Position, startete nach wie vor keinen Angriff, schien den Heroen zu mustern und mit Worten vergiften zu wollen. Ein Held, dessen Seele brach, war leichter zu besiegen…

„Hast du dich noch nie gefragt, wieso deine wirklichen Eltern so früh gestorben sind, armer, armer Held der alten Welt?“ Und noch immer hielt sich das Monster zurück, blickte mit den rubinroten Augen des einen Schädels, und den stechendblauen des anderen in das junge, schweißnasse Gesicht des Helden. Unsicher, aber vorbereitet auf jede noch so kleine Andeutung eines Angriffs, unterließ Link die Antwort, spielte das Spielchen mit.

„Du willst es wissen, nicht wahr? Es ist ein Rätsel, aber ich mag ja Rätsel nicht. Also verrate ich es dir.“ Sie zürnte, spuckte erneut Flammen aus ihrem mit gebogenen, schwarzen Hörnern bestückten rechten Drachenschädel. „Das Feuer in deinem Elternhaus gehörte zu dem großen Plan des Meisters. Er hatte eigentlich gedacht, du wärst darin umgekommen, wer hätte auch erahnen können, dass diese Emädras, diese verdammte Dienerin der Göttinnen, dich dort rausgeholt hat…“

Erneut wusste Link nichts darauf zusagen. Sein ansehnliches, sonnengebräuntes Gesicht wurde gramerfüllt.

„Oh, hätte ich das nicht sagen sollen? Beim ewigen Drachenblut, du wusstest das wirklich nicht?“ Sie brummte tief aus ihren beiden Kehlen, als wollte sie kichern. „Das ist erheiternd!“

Ein neuer Schmerz bohrte sich in die alte Seele des Helden, der mit diesem Aufenthalt in Irland noch weitaus schrecklichere Dinge erfuhr, als er annehmen konnte. Sein Schicksal und sein Erwachen als Held waren bereits mit seiner Geburt in dieser Welt geplant worden. Der Kampf gegen den Dämon in der Kirche hatte nicht mit Zeldas Auftauchen begonnen, so wie Link bisher geglaubt hatte. Das Abenteuer begann in einer anderen Zeit, damals, als der erste Kampf des legendären Heroen stattfand…

Und Mollys Worte versetzten ihm einen weiteren Schlag ins Gesicht. Der Plan des Dämons, der in der Kirche Schicksalshort sein Unwesen trieb, musste weitaus größer sein als es sich das Gute vorstellen konnte. Wenn er bereits Einfluss nahm, als Link ein Baby war, was hatte er sonst noch beeinflusst? Und wer oder beziehungsweise was war eine Emädras?

„Jahh“, schnurrte sie wie eine Katze und schlug mehrfach mit ihren dünnhäutigen, fleischfarbenen Flügeln. „Ich kann deinen Schmerz fühlen, eine bittere Selbstverachtung, die in dir brodelt, wie meine Säure in mir brodelt. Du trägst die Verantwortung! Du trägst die Schuld!“

„Hör‘ auf damit!“, rief Link, der sich allmählich von seiner Furcht löste. Wut trat an ihre Stelle, ließ sein Blut wallen und erweckte die Kämpfernatur in ihm auf eine schändliche Weise. Er spürte den Zorn wachsen, griff nach seinen verderbenbringenden Kräften.

„Aber es ist wahr… Deine Eltern sind nur gestorben, weil du ihr Kind warst, weil in dir die Seele von Hyrules wahrem Helden schlummerte. Man könnte es auch anders sagen, du bist der Mörder deiner wahren Eltern.“

Tosend donnerte Link seine scharfe Klinge nieder, ein Summen drang an Mollys winzige Ohren, die an den Köpfen durch eine rotblonde, und eine eisblaue, fettige Mähne bedeckt wurden.

„Nein“, schrie Link bitter, kämpfte innerlich mit seinen Zweifeln und dem Schicksal, gegen das er sich so sehr gewehrt hatte. Er war nicht Schuld an dem Tod seiner Eltern, er konnte nichts dafür! Er war ein kleines Kind gewesen, unschuldig und handlungsunfähig. „Das ist nicht wahr! Du elende Kreatur des Bösen!“

„Hat es dir die Sprache verschlagen. Wie süß, der Held zeigt Schwäche und eine dumme, verräterische Wut…“, lachte sie, aber noch immer hielt sie sich zurück, erfreute sich an ihren manipulierenden Versuchen sein Herz zu brechen.

Link stürzte auf seine Knie und griff sich mit der rechten Hand an seine durchgeschwitzte Stirn. Er konnte sich kaum gegen einströmende, erniedrigende Gedanken wehren, spürte eine innere Machtlosigkeit zunehmen. Allmählich begriff er, dass viele Dinge in seinem Leben nur geschehen waren, weil er zu mehr berufen war als einem gewöhnlichen Leben, weil in ihm etwas Vergessenes schlummerte. Nur wegen ihm und der auserwählten Seele eines Kämpfers… Seine teure Seele schien Hunderte Opfer unter sich begraben zu haben…

Zelda huschte blitzartig durch sein trauriges Gemüt, flüsterte etwas über ihre schönen, blutroten Lippen und zeigte ein verständnisvolles Lächeln… ihre Augen leuchteten ohne den kalten Schatten, der so oft über dem schönen Himmelblau lag. Innerhalb weniger Sekunden, die hastend vorübergingen und doch erfüllend schienen, nahm sein geheimes Licht, seine Prinzessin, ihm die Zweifel und auch die quälende Hilflosigkeit schwand. Mit Worten und vielleicht mit einer kleinen Geste auf Seelenebene befreite Herzenswärme die Schuld und brachte Zweifel zum Schmelzen…

Vielleicht war Links Seele mit Opfern beladen, vielleicht war er nicht immer rechtschaffen… und dennoch tat er nur das, was notwendig war. Der Tod seiner Eltern musste geschehen, war vielleicht notwendig. Und das, was für die Rettung aller notwendig war, sollte womöglich die Vernichtung eines einstigen Kindes sein…
 

Der grünbemützte Jugendliche stützte sich mit der Rechten am Boden ab, spürte eiskaltes Gestein und leichte Nässe an seiner Hand, während er in der anderen das Schwert hielt. ,Nein, es war nicht deine Schuld‘, sagte eine Stimme in seinem Kopf. „Meine Eltern sind durch die Hand des Bösen gestorben, nicht durch meine.“ Link richtete sich seinen Mut wiedergewinnend auf. „Das hättest du mir nicht sagen dürfen.“ Seine Fäuste ballten sich. „Ich bin hier um gegen dich zu kämpfen, Molly“, fauchte er. „Und ich werde es tun!“ Gewandt hob er sein Schwert in die Höhe, und er sah aus wie ein Urteil verkündender Gott, stark, und wütend. Die Angst war aus Links Augen gewichen wie Würmer im Erdboden, als tosender Regen drohte. Mit sicheren Schritten steuerte der Held auf den Drachen zu, war bereit für ein weiteres Opfer, bereit für Wunden und sogar bereit für den Tod…
 

Der Drache grunzte, schien überrascht zu sein und warf den langen raubtierähnlichen Schädel nach hinten, und ein mit heller, weicher Haut überzogener Hals wurde sichtbar. Link beschleunigte sein Tempo, rannte mit einem Schrei in Mollys Richtung und hatte den feuerspeienden Kopf im Visier. Mehrmals spuckte Molly eine Fontäne aus glühendem Feuer in Links Richtung, und immer wieder warf er sich zu Boden, wich schräg zur Seite hin aus und schnellte zurück. Seine Sinne arbeiteten mit Höchstgeschwindigkeit, erahnten das Feuer, schützten den Körper des Heroen mit raffinierten Reflexen. Spielerisch bewegte er sich durch die Flammen hindurch, wuchs mit jedem weiteren Schritt an seinen Fähigkeiten und spürte in sich eine Macht, an die er noch immer nicht glauben konnte…

Die Bestie währenddessen schleuderte erbarmungslos weitere Feuergeschosse in seine Richtung, erzürnte innerlich an dem Gedanken, wie elegant er sich durch die Gefahr bewegte. Sie hatte geglaubt, sie könne den Helden mit vernichtenden, schmerzlichen Worten unter Druck setzen, ihm die Selbstachtung und Würde nehmen. Aber das war ein Irrtum. Link schöpfte Kraft und Mut aus einem Triumph über das Böse und war in der Lage seine Zweifel zu besiegen, so wie einst in vergessenen Kämpfen, vielleicht so wie in Hyrule. Er würde seine Eltern rächen, er würde das Sprachrohr des Guten sein und das Böse ausmerzen. Und er würde gleich damit beginnen, koste es, was es wolle. Dies waren seine Ideale, für das Gute einzustehen und gegen die Dunkelheit anzutreten.
 

„Gut bist du, Held, weichst meinem Feuerhagel aus, als hättest du nie etwas anderes gemacht. Aber wie lange wohl willst du das durchhalten? Ich habe genug Feuer für ein riesiges Meer aus Flammen!“ Sie erhob sich, schwebte über dem Boden, als ihre dünnen, knochigen Flügel sich wie Zelte ausspannten und Windfontänen erschufen. Sie lachte markerschütternd, als sie durch das Deckengewölbe tanzte, und ihren Feueratem durch den gesamten Raum schleuderte.

Die Luft war nahezu ungenießbar. Es stank nach Schwefel und Säure, Fäulnis, und war anstrengend heiß. An seinem grünen Ärmel wischte sich der Heroe den Schweiß vom Gesicht, und beobachtete den Gegner konzentriert. „Zeig‘ mir ruhig, was du kannst!“, knallte seine Stimme durch die Höhle. „Ich mach‘ dich fertig, verdammte Höllenkreatur!“, brüllte er und schwang erneut das Schwert, nährte sich an seinem Gesang. Und obwohl Link wusste, dass es nicht ratsam war, den Drachen noch weiter zu provozieren, dass sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten würde, ließ er weitere Drohungen über seine Lippen wandern. „Ich lasse nicht zu, dass das Böse sich in das Leben von anderen, unschuldigen Menschen einmischt! Deine Taten sind die eines wahnsinnigen, trotzigen Kindes! Stell‘ dich mir zum Kampf!“

„Glaubst du dein lächerliches Schwert kann mir etwas anhaben“, lachte sie dröhnend. „Das wird sich anfühlen wie ein Zahnstocher!“

„Dann komm‘ runter und ich beweise es dir!“, rief Link provokant, beobachtete beide Köpfe Mollys interessiert in seine Richtung schnellen. Seine Herausforderung zeigte Wirkung, denn der Drache begann zu schweigen, flog wenige Runden am Deckengewölbe entlang, und ein wildes Flügelschlagen brachte auch das Feuer gleichmäßig zum Verglimmen.

Krachend stürzte sie schließlich nieder, erschütterte mit ihrem mehreren Tonnen schweren Gewicht das gesamte unterirdische Reich. Link stürzte schreiend zu Boden, rollte sich geschickt ab, wusste, es würde ihm den Kopf kosten, wenn er sich zu lange an einer Stelle aufhielt. Kaum trat er erneut auf seinen Beinen- orientierte sich mit rupfender Spannung in seinen Muskeln, spürte eine leichte Benommenheit und belastenden Schwindel durch den schwindenden Sauerstoff hier unten- entkam ein lauter Schrei seiner Kehle. Er wollte nur kurz verschnaufen, spürte die Raserei seines aufgehetzten Blutes in sich wallen, und wusste doch, dass jeder kurze, unkonzentrierte Augenblick sein Leben beenden könnte, und dass verschnaufen gerade nicht möglich war. Er hatte Molly herausgefordert und sie beantwortete diese Aufforderung mit peitschenden Angriffen. Link hielt das Schwert in beiden Händen bereit einen Angriff zu blocken und bewegte sich rasend an dem Drachen vorbei, wollte sie irritieren und an ihrem Rückgrat einen ersten Streich versuchen. Dies war seine einzige Hoffnung, die einzige Chance sich diesem Gegner zu stellen.

Und Molly zeigte nun, aus welchem bösen Blut sie geboren wurde. Mit ihren vier Augen fixierte sie ihren Gegner, der wie ein Grashüpfer auf sie wirken musste. In dem Augenblick ließ sie einen ihrer gestachelten Köpfe nach vorne schnellen, wollte ihre Gegner mit raschen Bewegungen beeinträchtigen, nutzte geschickt die Schwächen ihres ungeübten Feindes. Link hüpfte erschrocken zur Seite, schnaubte so heftig nach Luft, als hätte er noch nie geatmet, während der Drache seinen stachligen Kopf krachend in die steinernen, kantigen Wände der Höhle rammte. Erneut eine herbe Erschütterung, die das trommelnde Herz des jugendlichen Kämpfers zermürbte. Link kämpfte, so gut er konnte, er wich Mollys Angriffen mit ihren Köpfen und ihrem messerscharfen, wuchtigen Schwanz aus, aber er konnte kaum einen Treffer landen. Dieses Spiel war zermürbend, dieser Kampf für ihn eine Katastrophe… ein Drache war kein Gegner für einen Schwertanfänger wie ihn, er war nicht bereit für dieses Gefecht…

Noch ehe Link realisierte, noch ehe er erneut in Schutzdeckung gehen konnte, spuckte der mit rubinroten Augen ausgestattete Kopf des Dämonenwesens eine weitere Brunst aus giftigen, zerschmetternden Flammen. Knackend warf sich der Siebzehnjährige zu Boden, hatte das Gefühl seine Knochen brachen, und spürte die beißenden Flammen gewaltsam über sich hinweg zischen. Hitze und Blutdurst schürten Mollys wahnsinniges Gelächter. „Lange wirst du das nicht durchhalten können. Mit einem Schwert kannst du mich kaum aufhalten, blutiger Anfänger! Und du willst der Held der vergessenen Welt Hyrule sein! Lausig!“

Schwer atmend lag Link auf seinem Bauch, blickte mit tränenden Augen zu seinen mittlerweile aufgeschürften Händen und kam sich vor wie ein Narr! Er war hier in einer Höhle, redete sich ein, ein Heroe zu sein, dem es bestimmt war zu siegen, und bisher konnte er nicht einen Treffer landen. Wenn das so weiterging, würde diese Bestie ihn rösten wie einen Marschmello! Es gab keinen anderen Weg mehr, er musste durchhalten, er musste kämpfen…

Erneut erhob er sich zähneknirschend, spürte seinen halben Körper schmerzen, spürte kleine Bandwunden und brennende Schürfer an seinen Knien. Und auch wenn es wahnsinnig war hier zu sein, selbst wenn er sterben musste, er würde nicht weglaufen! Er schluckte trockenen Speichel die Kehle hinab, hob die leuchtende, leicht glühende Klinge in die Höhe und ließ seinen Willen aus den tiefblauen, strahlenden Augen sprechen. Er grinste, als wollte er noch mehr, als verlangte sein Innerstes nach noch mehr Brutalität.

„Hast du noch immer nicht genug?“, zischte der Drache und startete erneut herbe Schläge des Wahnsinns und der Verachtung. Sie schleuderte ihre todbringende Feuersbrunst nach dem Heroen und griff mit Klauen und ihrem langen Schwanz an. Link blockte die Attacken so gut es ging, rollte sich durch den Feuerregen und hetzte so schnell wie er konnte zu Mollys Hinterteil. Er hatte sein Ziel bereits im Visier, und hechtete auf den langen Schwanz der Bestie zu, entstieg glimmendem Gestein, kämpfte sich durch Asche. Ein kurzer Gedanke kam auf, der ihn ermutigte. Zumindest im Zeldasspiel waren die Schwachstellen der Gegner häufig an deren Hinterteilen. Ein winziger Strohhalm, an den er sich klammerte, den er hoffte, nutzen zu können. Er rannte so schnell wie er konnte, ließ den feuerspeienden Kopf nicht aus seinem Blickfeld, aber unterschätzte Mollys anderen Schädel. Sie lachte, wusste um Links Ziel und ließ den Helden nicht ansatzweise in die Nähe ihrer Schwachstellen. Ihr anderer bösartiger, schmierig grinsender Schädel hatte ebenso eine spezielle Kraft, eine, die sich durch eisblaue Augen verriet. Noch ehe Link sich versah, warf sie auch diesen Schädel nach hinten, sog die rauchige Luft tief in ihre flatternden Nüstern und spuckte im Element des Winters einen Hagel, der den Raum eisig und rutschig werden ließ. Der junge Held erschrak an jener Gewalt und ihrer magischen Kraft, stolperte heftig, ließ das Schwert los und fiel. Er spürte seinen aufgeregten Herzschlag bis in seiner Kehle, spürte weitere Angstattacken in seinem Herzen entstehen und sah lethargisch nach oben. Mollys beide Schädel wechselten sich ab, wo der eine Kopf Feuer ausstieß, ließ der andere eine Fontäne aus Eis herausbrechen. ,Wie soll ich das nur überstehen‘, fragte er sich…
 

Einmal mehr richtete sich der Held der Legenden auf, ignorierte das Brennen seiner Schürf- und Brandwunden und quälte sich mit der in die Höhe gestreckten Klinge vorwärts. Erneut feuerte Molly Eisgeschosse ab, denen er hektisch und verzweifelt versuchte auszuweichen. Aber seine Erschöpfung nahm zu, seine Konzentration schwächelte… Hastig warf er sich zu Boden, als der Drache einen weiteren Regen aus Eis niederdonnern ließ. Eiszapfen bildeten sich an der Höhlendecke, schockgefrorenes Gestein zerbröckelte mit herben Erschütterungen, die Molly produzierte. Und es wurde so kalt in jenem unterirdischen Reich, das auch Link in den Minusgraden seine Fingerspitzen kaum mehr spürte. Es war wie in einem Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gab, ein böser Schatten der Nacht, der gute Seelen bis zu deren Vernichtung gefangen hielt.

Mehrfach rollte sich der erschöpfte und frierende Held zu Boden, wich dem Eishagel aus und verzweifelte innerlich. Eine nächste Attacke erwischte ihn herb, knallte ihn unsanft an eine eisige Höhlenwand und Links markerschütternder Schrei ging durch die Höhle. Mit verschwommenem Gesichtsfeld sah er auf, wischte sich über trockenkalte und doch blutige Lippen und nahm zitternd das zuvor aus der Hand gerissene Schwert in seine Linke. Als er jedoch aufstehen wollte, sich weiterhin der Gefahr stellend, sein Kämpferherz nicht beschmutzend mit Demütigungen, musste er mit Entsetzten feststellen, dass er sich kaum vorwärtsbewegen konnte. Ein heftiger, brennender Schmerz zog sich von seinem Fuß an aufwärts bis zu seiner Hüfte, lähmte ihn und belehrte ihn über seine Sterblichkeit. Molly hatte ihn mit ihrem Eisatem erwischt, sein Bein eingefroren wie ein Eis am Stil; und durch diesen Angriff hatte der junge Heroe keine Chance mehr wegzulaufen.

„Verdammt“, brüllte er, hörte die frevelhaften Gesänge der Angst in seinen Gedanken stärker werden. Sie riefen ihm zu, wie schwach und ungeübt er war. Sie spotteten mit schiefen Stimmen, wie töricht er war sich einzubilden, eine Chance gegen einen Dämon von Mollys Kaliber zu haben… Verzweifelt begann er auf das Eis einzuschlagen, spürte mit jedem Schlag eine neue schmerzhafte Folter. Sein Bein reagierte auf jeden Schlag, als bohrte sich das kühle Metall seines Schwertes in das Fleisch…
 

Molly grunzte gehässig, ihre beiden Schädel wechselten sich mit einem fahlen Gesang ab, summten an Übermacht und Stolz. Ihre dünnhäutigen Flügel setzten sich in Bewegung, erzeugten starke Winde und Mollys schwerer und doch galanter Körper drehte sich in dem vereisten Gewölbe. Sie schäkerte, ihre schmalen Köpfe zuckten interessiert. „Ich habe noch eine Überraschung für dich“, sprach das zischende Ungeheuer, während Link versuchte sich aus dem Eis zu befreien und hin und her zappelte. Verzweifelt donnerte er die schwere Waffe auf das Bein, hatte für einen kurzen Augenblick den widersinnigen Gedanken sich das Bein abzutrennen…

„Weißt du, was der große Plan meines Meisters war? Ich verrate es dir, ja ich verrate es dir. Haha… Einst gab es eine große, wundervolle Welt, die der Lord nicht gewinnen konnte, aber in dieser wundervollen Welt hausten neben den unschuldigen, reinen Wesen auch dämonische Geschöpfe und uralte, machtvolle Wesen wie ich eines bin. Als er uns rief, und wir alle folgten ohne zu zögern, wussten wir, wir würden hier in dieser neuen Welt für seine Rache stehen. Wir würden die finden, die sein Schicksal zerstört hatten und wir würden den Helden finden.“ Sie ließ eine kurze Pause und den anderen feuerspeienden Schädel sprechen. „Du bist in die Falle getappt und nein, dich zu rösten oder zu Tode erfrieren, ist doch viel zu einfach. Und es reicht meinem Meister nicht. Er möchte deinen geschwächten Körper haben, dir mit seinen eigenen Händen das Herz aus der Brust reißen. Das hat er mir verraten! Nur mir! Und deshalb lasse ich den Wasserspiegel wieder ansteigen und wenn du ersoffen bist, dann kommt der Meister hierher und holt dich!“

„Du kranke Ausgeburt des Wahnsinns! Mich kriegst du nicht! Eher ramme ich mir das Schwert ins Herz oder schneide mir ins eigene Fleisch“, kreischte Link und schlug weiterhin verzweifelt mit dem Schwert auf das Eis ein, dass er damit zum Splittern brachte. Molly war dabei erneut Eis zu spucken, wollte ihn bannen, festhalten, sodass er aus diesem unterirdischen Verließ nie wieder entkam, wollte ihren Plan ausfüllen, die Rolle spielen, die ihr in diesem Schicksalskampf zugeordnet schien, aber plötzlich zögerte sie. Sie zuckte zurück, ihre beiden Schädel gifteten sich gegenseitig an. „Er würde sich selbst töten!“, rief der eisspuckende Schädel und die pechschwarze, schuppige Haut des Eiskopfes schimmerte, während sie sprach.

„Ja doch, das hat er gesagt!“, donnerte es mit einem Strahl aus zerstörerischen Feuern aus dem langen Maul des anderen Kopfes. „Das hätten wir niemals gemacht! Wir sind feige, aber der Meister wusste das!“

Link wischte sich erneut Schweißperlen und Schmutz aus dem Gesicht und nutzte seine Chance, nutzte die Gunst der Minute, als Molly irritiert schien. Er wusste, das Eis würde kaum mit seiner Willenskraft zerbersten, aber eine neue Idee entstand aus dem verzweifelten Versuch seine Haut zu retten. Seine rechte Hand wanderte zu einer Hosentasche, wo er einen kleinen Gegenstand versteckt hatte.

„Aber das interessiert uns nicht. Wir hätten uns töten können… lange vor der Meister uns dieses Spiel lehrte, aber wir waren zu feige!“ Sie sammelte ihren Verstand, sammelte ihre Erinnerung an das, was der Dämon mit ihr gemacht hatte und versuchte gewaltvoll die Erinnerung an das menschliche Herz in ihrem Körper wegzusperren. Mit bösartiger Eleganz warf der Drache seine Köpfe zurück, öffnete die riesigen Mäuler, wo messerscharfe Zähne wie Quecksilber schimmerten, und erneut setzte sie zur Attacke an. Fluchend rüttelte Link kräftig an seinem Bein und schlug weiterhin auf das glitschige, schleimige Eis ein, aber er konnte es keinen Zentimeter bewegen. Er sah gleißende, hellblaue Wogen aus Eis bereits aus dem Maul der Kreatur steigen, als er den Versuch sich noch rechtzeitig zu befreien, aufgab. Einem kleinen Item von seiner zitternden, kalten rechten Hand umschlossen, vertraute er sein verbliebenes Leben an, ließ das Objekt wach und lebendig werden. Er warf das kleine Objekt in die Höhe, es funkelte im herben Eislicht, blitzte, als wollte es dieser Hölle entkommen und tanzte in der kühlen Luft. Es war einer von Narandas Wurfsternen. Ein kleines Objekt der Hoffnung…

Jauchzend riss Link das Schwert herum, nutzte jenes wie einen Baseballschläger und pfefferte so präzise wie möglich das kleine tanzende Objekt in Mollys Richtung. Der Wurfstern donnerte zischend durch die eisige Luft in jenem unterirdischen Reich, beschleunigte die Geschwindigkeit als würde er angetrieben von unsichtbaren Händen und drehte sich mehrfach, sodass sich seine Kanten in rasiermesserscharfe Klingen wandelten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen bohrte sich das rupfende Metall in eines von Mollys vier Augen, zerriss einen Augapfel und verursachte einen Schmerz, den der Drache kaum aushielt. Panisch schrie Molly auf und diesmal war in dem tiefen Raunen der erbarmungslosen Kreatur das kleine, weinende Kind wieder hörbar. „Nein, was hat der Held getan? Das tut so weh! Das tut weh!“ Der Schmerz vibrierte in ihrem Kopf, und auch er erinnerte an eine verlorengegangene Menschlichkeit. Jaulend warf sich das Biest nach hinten, rammte die glitschigen Wände, sodass die Welt um Link und seinen Gegner herum bebte, und für einige Sekunden schien Molly wie gelähmt. Link nutzte die kurze Zeit und ergriff hastend die Initiative sich vollends aus dem Eis zu befreien. Beinahe brutal senkte er die Klinge in das Eis und konnte es endlich zerstören. Tief durchatmend richtete er sich auf, konnte kaum begreifen, dass er schon wieder Glück hatte und hielt sich tapfer auf den schmerzenden Beinen.
 

Als Molly ihre Gesichtsfelder wieder zu ihm wendete, stand Link schnaufend auf den Beinen und grinste ihr mit einer schmerzbewussten Gelassenheit entgegen, die Molly ein weiteres Mal erschreckte. Da war lebendiger, wenn nicht sogar legendärer Mut in seinen Gesichtszügen, jene Eigenschaft, die Dutzende von ihrer Art vernichtet hatte.

„Du verdammter, verdammter Held! Denkst du, das war schon alles? Ich habe Eis um alle Ozeane der Welt erstarren zu lassen. Du wirst mir nicht entkommen!“, brüllte sie und zuckte mit dem verletzten Auge. Schwarzes Blut tröpfelte in Strömen aus einer silberschimmernden Wunde.

Als Antwort hob Link sein richtendes Schwert in die Höhe. Seine Bürde war schwer und der Kampf forderte alles an Energie und Mut, was er hatte, aber aufgeben würde er niemals, nicht solange das Herz in seiner Brust tosend schlug. Und er entschied, dass er nun nicht mehr zögern konnte. Egal wie sehr er bedacht war auf seine Deckung, wenn er weiterhin nur weglief, würde sie ihn früher oder später mit ihrem Feuer rösten oder ihrem Eis einfrieren. Er musste ein Risiko eingehen und er hatte nur eine Chance…

Er sprach kein weiteres Wort, ließ das Schwert in seiner Hand für ihn sprechen und setzte sich mit der letzten Energie und Hoffnung in seinen Venen in Bewegung. Elegant rannte er sich näher, obwohl Wunden und Prellungen seinen Körper zehrten. Er hetzte in die Klauen seines Feindes, schnellte dahin, als wollte er allem entfliehen, was die Welt ihm auferlegt hatte. Und während er rannte, die raschen, gefährlichen Bewegungen Mollys im Visier, tickte einmal mehr der Puls der Zeit für ihn langsamer. Er sah den Angriff seines Widersachers kommen und gehen, sah jede erdenklichen Ausgänge dieser Schlacht. Silbergraue Fäden spannten sich in dem riesigen Gewölbe aus, zupften und klirrten, als Link auf ihnen entlang tanzte. Er sah die Fäden des Schicksals sich vereinen an einem Punkt, wo er seine einzige Chance erkannte. Da war die Wurzel einer alten Macht, die er abtrennte von dem vorherbestimmten Pfad. Da war das winzige Licht des Sieges, das ihn beflügelte. Er hetzte vorwärts und ein erster, sicherer Kampfschrei entbrach seiner Kehle, ließ Molly für Sekunden unkonzentriert werden. Erneut erschuf sie messerscharfe Wellen aus Eis und einen verheerenden Sturm aus Flammen, aber sie traf den Heroen nicht. Wutentbrannt schnellte sie umher, senkte ihre reißenden Klauen tief in festes Lavagestein und tobte vor Zorn. Der Heroe jedoch wich geschickt ihren Attacken aus, ließ sich führen von mutiger Intuition und von der legendären Hoffnung, die ihn nicht scheitern lassen würde. Mit Schweiß und Blut kämpfte er sich durch magische und physische Angriffe und erreichte mit einem Schnaufen tief aus seiner Lunge den langen, knöchernen Schwanz des majestätischen Drachens. Er verlor keine Zeit und stieß die scharfe, in Blut, Schweiß, Eis und Feuer getaufte Klinge nieder, bohrte das vernichtende Stück Stahl kraftvoll und lähmend in das knöcherne Ende von Molly Rückgrat. Schwarzes Blut spritzte dem jungen Heroen entgegen, spritzte auf sein grünes T-Shirt, verätzte den Stoff, als wäre es hochprozentige Säure. Ein Grölen, als wurde Mutter Natur in tiefster Erde gespalten entkam ihren beiden entstellten Mäulern Mollys und noch ehe Link reagieren konnte, schlug sie wild um sich, ließ ihren verletzten Schwanz wie eine Peitsche hin und her knallen und verpasste dem Helden der Erde einen so kräftigen Hieb, das er mit einem Schrei, der unter Mollys Fauchen unterging, durch die Höhle geschleudert wurde. Gnadenlos wurde der Heroe durch die Luft gewirbelt und landete mit einem unangenehmen, weiteren Knacken an rauer, harter Wand. Er sackte nieder, wimmerte und war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren, sah Schwärze vor seinen Augen sich ausbreiten, schmeckte das Blut seiner aufgeplatzten Lippe und rang quälerisch nach Luft. Unter Schmerzen rappelte er sich auf, öffnete seine brennenden Augen und stützte sich atemringend auf das Schwert.

„Du hast mich verwundet!“, zürnte Molly und stapfte mit ihren mehreren Tonnen in seine Richtung.

„Du spürst die Schärfe des Schwertes wohl doch an deiner Lederhaut, was?“, scherzte Link unter zunehmender Erschöpfung, stemmte sich auf die Beine und grinste wie ein Wahnsinniger zu Molly hinauf. „Meintest du nicht, ein Schwert wie dieses könnte dich nicht verletzen?“ Mit einem zitternden, linken Arm hielt Link die summende Klinge in die Höhe.

„Du bist es!“, rief sie. „Es liegt an deiner Hand, die das Schwert führt! Weil du es führst, kann mich der Stahl verwunden! Verteufelt sollst du sein! Ich sag‘ das dem Herrn, ich werde es ihm alles sagen!“ Sie schlängelte sich näher wie eine Schlange, zischte, als ihre knöchernen Häute den Boden entstellten, zischte, als sie ihre riesigen fledermausartigen Flügel flatternd bewegte.

Link jedoch hielt inne, biss sich auf seine blutende Lippe, aber grinste fortwährend. Er konnte den Drachen verwunden, was bedeutete, dass er ihn auch besiegen könnte. Er musste nur noch ein wenig durchhalten. Der Gedanke spornte ihn an, schenkte ihm Kraft, die ihn erneut einen Angriff wagen ließ. Er würde kämpfen. Unerschütterlich. Stolz. Gnadenlos…

Einmal mehr prallten beide Widersacher aufeinander, einer kämpfte mit Stahl, einer mit Feuer und Eis. Einer war eine erschreckende Übermacht, der andere klein, unscheinbar, aber legendär… Und jener Kampf schien erwählt von den ältesten der Götter, würde entscheiden über das Gute und das Böse…
 

Seine verbliebenen Kräfte mobilisierend wich Link den Attacken Mollys aus, hetzte mit der Waffe durch Feuerfontänen und durchbrach Eismauern, erreichte seinen gigantischen Feind in einem erbarmungslosen Hetzen, in zermürbenden Donnern und riskanten Manövern. Molly stürzte zähnefletschend durch das Gewölbe, zerstörte Säulen aus uraltem Gestein, zerfetzte Steinwände und setzte an sich erneut in die Höhe zu erheben, sich in ihrem Element der Luft zu schlängeln und von dort aus zu vernichten. Ohne weiter zu überlegen, warf sich Link vorwärts, umfasste eine der vielen knöchernen Wucherungen an Molly Schwanz und hielt sich so fest wie er konnte. Leicht benommen beobachtete er die Szenerie, die sich entfernende Bodenplatte aus Lavagestein, übersät mit Geröll und aufwirbelndem Staub, war fasziniert zu fliegen und gleichzeitig erfüllt von Adrenalin dieses wahnsinnigen Kampfes.

Molly flog durch ihr Gewächs aus Eis und Feuer, flatterte mit ihren dünnhäutigen und doch zähen Flügeln dahin und flog immer schneller, bohrte ihr Hinterteil in die rissigen Felswände in der Hoffnung den Heroen abzuschütteln. „Das ist gemein! Verdammter Held! Verschwinde!“, brüllte sie mit beiden Mäulern, erzeugte kratzige, schiefe Töne und beschleunigte immer mehr.

Mit aller Kraft hielt Link sich fest, bohrte das Schwert tief in Molly schwarzes von silbernen Fäden durchzogenes Fleisch, hörte sie fauchen und brüllen, aber er kämpfte weiter. Beinahe krampfartig hielt er sich an dem Schwert fest, das tief in ihrem Fleisch saß, sie folterte und bestialisch verbrannte. „Hör auf!“, rief sie dröhnend, überschlug sich mit Eis- und Feueratem, ihre Köpfe schnellten in alle Richtungen, trafen sich kurz gegenseitig, und es war dann, dass der riesige, tonnenschwere Drache in einem Moment gespenstischer Stille in den Sturzflug sank. Sie schien wie gelähmt und erreichte mit einem ohrenbetäubenden Knall den Boden, zerberstete das Gestein unter sich und atmete fiebrig. Die Wucht der Attacke hatte auch Link erfasst. An der Grenze zur Ohnmacht lag er wenige Meter weiter, hatte das Schwert aus den Händen verloren und blickte mit einer blutigen Schramme an der Stirn zu Mollys schnaufenden Köpfen. Er war inzwischen völlig erledigt, seine Augen nur halb geöffnet leuchteten mit Hoffnung auf ein Ende dieses Gefechts, das alles überstieg, was er in seinen Träumen erlebt hatte. Für wenige Sekunden fragte er sich, was wohl geschehen würde, wenn er hier versagte, fragte sich, wer seine Freunde rettete und wer dann noch in der Lage war, Zelda zu beschützen… Würde ein weiterer Held kommen und diese Welt retten? Waren irgendwo in den Weiten dieser Welt Helden versteckt, die unsterbliche Ideale in sich trugen und wären sie bereit gegen Skelettritter und Drachen zu kämpfen?

Jede einzelne Körperzelle pochte, alles tat ihm weh, aber wenn er nicht sofort aufstand, sich erhob wie der letzte Krieger einer vergessenen Welt, wer sollte Molly aufhalten? Er wimmerte vor Schmerz, kniff die Augen zusammen und spürte salzige Tränen in den Augen, als er sich auf beide Arme stemmte. Ein herzzerreißender Laut entkam seiner Kehle und doch machte jener Laut Mut, erstarkte und erzwang Gerechtigkeit. Er fror und schwitzte zugleich, sah funkelnde Sternchen der Erschöpfung vor seinen Augen, aber bewegte sich taumelnd vorwärts.

Molly war betäubt, lag noch immer regungslos wie eine riesige Statue in diesem unterirdischen Labyrinth. Ein leiser, dumpfer Atemzug krachte durch ihren Körper, vibrierte leicht, beinahe unschuldig…
 

Link setzte einen Fuß vor den anderen, schlürfend, beinahe auf eine marionettenhafte Weise, als würde er von fremden Händen gesteuert. Und als Mollys eisspuckender Kopf leicht zuckte, tapste er weiter, ließ sich von den schwachen Bewegungen des Drachens kaum beeinflussen, ließ das Schwert, das noch immer in Molly Schwanz stak nicht aus den Augen. Er bewegte sich auf seine Waffe zu, tapste vorwärts, als der Drache sich erneut zu regen begann. Mühsam erreichte er das abgenutzte, aber zum Töten bereite Schwert, zog die Klinge mit einem Ruck aus dämonischem Fleisch und begann zu klettern. Link kämpfte sich auf den schmalen Rücken der Bestie, spürte ihre unebenen, knöchernen Fortsätze, spürte ihre leichten Bewegungen, als sie sich aus der Ohnmacht reißen wollte, aber auch dies ließ er außer Acht. Er hatte nur ein Ziel und wollte seine Klinge in einen ihrer Köpfe rammen, diesen Wahnsinn beenden und sich beweisen, wozu er fähig war, sich beweisen, dass es notwendig war Kreaturen der Finsternis zu vernichten.

Seine Schritte auf ihrem schuppigen Rücken wurden fordernder und fester. Er trat weiter und weiter, seine Augen leuchteten mit Feuern verloren geglaubter Ideale und sie leuchteten durch das Dunkel jenes unterirdischen Reiches. Er erreichte Mollys langen, spröden Rücken, bewegte sich weiter, bis er den Hals von Mollys Eiskopf mit den Beinen umschlang. Und es war dann, dass die Bestie ihre lodernden Augen öffnete, begann ihre Köpfe heftig hin und her zu schlagen, realisierend dass Link nur einen Schritt entfernt war von einem ehrenvollen Sieg über dieses Unheil. Sie fauchte, schlug wild mit ihren überdimensionalen Flügeln, aber Link hielt sich weiterhin fest, und senkte die Waffe in einem Anflug der Verzweiflung so kraftvoll wie er konnte in den eisspeienden Schädel. Es krachte, es knirschte als wurde das härteste Metall gespalten und das Knirschen wurde überstimmt von einem plötzlichen hellen Aufschrei, hoch und markerschütternd. Es war nicht länger der Drache, der schrie, es war ein kleines Kind, das einen Laut des Schmerzes ausstieß, das winselte und wimmerte.

Molly bewegte sich plötzlich heftig hin und her, bemüht ihren Gegner zu Fall zu bringen. Schwankend hielte sich der jugendliche Kämpfer an einer hellblauen, pelzigen Mähne fest. Hin und her warf sich das Ungetüm, stieß Hitzewellen und nur mehr winzige Eisstürme aus seinen Mäulern, bis der Schädel, der den Geschmack von glühendem Stahl erfahren hatte, begann zu schweigen. Verzweifelt und wimmernd, ein Laut der die unterirdischen Höhlen in Schwingungen versetzte, erhob sich der Drache erneut, erhob sich flüchtend vor dem Heroen.

Der grünbemützte Kämpfer sprang in letzter Sekunde hinab, rollte sich mit dem Schwert in der Hand über den Boden und erwachte aus einer bitteren Trance, die ihn geleitet hatte, die ihn jenen Vernichter hatte sein lassen, der er sein musste. Auch er atmete fiebrig, spürte brennende Schweißperlen über sein Gesicht laufen und blickte mitleidig zu dem einst wundervollen, magischen Geschöpf, das jener Drache war, bevor die Seuche des Bösen ihn eingeholt hatte. Der Eiskopf war geschwächt, eine Ader des Bösen durchtrennt, aber noch war es nicht vorbei. Link stützte sich auf seinem Schwert ab, um für einige Sekunden zu verschnaufen…
 

Mit verängstigen Gesichtern, wimmernd und erschöpft krochen die vermissten Menschen, jene, die der See und eine finstere Gewalt dahinter verschluckt hatte, zurück an das freie Tageslicht. Ein Teil hatte Tränen in den Augen, eine junge Frau brach auf ihre aufgeriebenen Knie. Mit Dankbarkeit in ihren von Dreck und Schweiß beladenen Gesichtern reckten sie ihre Gesichter in Richtung des Himmels und spürten die Wärme der Sonne, als erlebten sie jene zum ersten Mal. Und es war dann, dass Feuerwehrleute, zwei Ärzte und Sanitäter in das leere Bett des Sees sprangen und hektisch zu den Überlebenden rannten. Auch Sian hetzte näher, schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein und erkundigte sich über das Geschehen. Er blickte mit seinen blutroten Augen von einem zum anderen, suchte nach Link und wurde unruhig, als einige der Opfer anfingen zu wimmern.

Der ältere Mann mit den verbrannten Wangen schien als einziger sortiert und winkte die Rettungskräfte näher.

„Können Sie mir sagen, was vorgefallen ist?“, meinte Sian und umfasste den Oberarm jenes Mannes fest. Der Angesprochene nickte und schielte verängstigt in Richtung des Höhleneingangs. „Gott… beim lieben Gott im Himmel… ich wünschte, ich könnte selbst verstehen, was geschehen ist…“

„Beruhigen Sie sich“, sprach Sian ernüchternd. „Sie sind der Gefahr entkommen, und in wenigen Stunden werden sie zuhause sein und das Geschehen wird allmählich in Vergessenheit geraten, aber jetzt müssen Sie mir sagen, was geschehen ist.“

Er ließ sich zu Boden sinken, als ein Sanitäter ein Blutdruckmessgerät an seinen Arm band. Es schien keinen der Rettungskräfte zu stören, dass Sian Auskunft verlangte, es erschien beinahe so, als bemerkten sie ihn kaum.

Eine ältere, unverletzte Frau erhob sich und schüttelte den Kopf, als ein Arzt sie ausfragte. Sie trat näher zu dem blonden Irländer und erklärte: „Keiner von uns kann tatsächlich begreifen, was geschehen ist.“ Sie zog ihre Nase nach oben und nahm dankend eine Decke von einem Feuerwehrgehilfen, da sie fröstelte. „Es war einfach nur schrecklich… es war schrecklich. Die vermisste Molly haust dort unten…“, brachte sie stockend über ihre bleichen Lippen. „Dieses wahnsinnige, dumme Mädchen hat es geschafft uns in diese stinkende Höhle zu zerren, als der Wasserspiegel sank… es fühlte sich an wie ein gewaltiger Strudel. Und als wir in einer Höhle zu Bewusstsein kamen, waren wir alle angekettet, umgeben von Monstern…“ Tränen quollen aus ihren Augen, und der Mann von vorhin legte ihr den Arm um die Schultern. Seine Wangen waren mittlerweile von dem Arzt versorgt. Zwei riesige Pflaster lagen darüber. „Bursche… du würdest uns nicht glauben… diese Geschichte ist nichts für deine Ohren… dies geht Unbeteiligte nichts an. Wir wollen diese Schrecken einfach nur vergessen.“

Die Worte des Mannes stießen Sian bitter auf. „Ich bin nicht unbeteiligt“, erklärte er. „Mein Freund ist dort unten und sie wollen mir weiß machen, dass es mich nicht interessieren soll? Sagen Sie schon, wo ist er, der junge Mann mit dem grünen Basecape, etwa eins achtzig groß, er wollte ihnen allen helfen.“ Neben der Frau und dem weißhaarigen Mann sahen nun auch andere Gerettete auf.

„Dieser Junge…“, begann eine junge Dame, die nur mit einem blauen Badeanzug bekleidet war, auch sie kuschelte sich in eine Decke. „Er war unglaublich… er hat gekämpft mit einem Schwert, als gehörte er in eine andere Welt, er sagte, er müsse diese Sache dort unten erledigen. Er hat uns alle gerettet.“

Sian lächelte schwach und blickte zu dem Eingang der Höhle. „Also ist er noch immer dort unten…“

„Ja, er kämpft gegen Molly…“, murmelte ein anderer. „Und er half uns zu entkommen. Er ist ein Held…“ Die Augen der wenigen Menschen leuchteten, erzählten von Menschlichkeit und veränderten Wesen.

„Wir hätten nicht einfach weglaufen dürfen… wir hätten ihm helfen müssen“, sprach ein weiterer, ein junger Mann, der sich kaum auf den Beinen halten konnte. Ein Arzt verpasste ihm gerade in dem Augenblick eine Infusion.

„Auf keinen Fall“, stellte Sian klar, wirkte kühl und streng. „Es ist sein Kampf, nur seiner allein. Er hasst es, wenn sich andere einmischen.“

„Und wobei hätten wir ihm auch helfen sollen“, sprach die ältere Frau weiterhin. „Er will Molly doch nur zur Vernunft bringen.“ Sian nickte und heftete seine Augen besorgt zu dem Höhleneingang. Auch er überlegte in das Labyrinth zu schlüpfen oder aber dem Helden der alten Welt zu vertrauen. Wie würde sich Link in seinem Stolz verraten fühlen, wenn andere versuchten ihm aus der Patsche zu helfen?
 

In dem Augenblick rannte Pat herbei, während Trolli einmal mehr das Weite gesucht haben musste. Als die Schaulustigen am See mit gaffenden Gesichtern in den ausgetrockneten See starrten, war er verschwunden, hatte sich vielleicht von seiner Angst lähmen lassen.

„Wo ist Link“, fragte Patrick van der Hohen entgeistert und trat mitten in die Runde des Geschehens. Er hatte schließlich beobachtet, dass Link, so lebensmüde wie er war, einfach in das unterirdische Reich des Sees eingetreten war, ohne mit den Wimpern zu zucken, als wäre es seine Pflicht. „Ist er noch nicht zurück?“, setzte Pat hinzu.

„Nein, er ist noch immer da unten“, sprach Sian trocken und auf die Öffnung der Höhle deutend.

„Wie bitte? Was soll das heißen? Was macht er denn dort unten?“ Panisch werdend blickte Patrick einen Geretteten nach dem anderen an und kam sich plötzlich schutzlos vor.

„Diese Erklärung muss dir derjenige geben, der diese Menschen gerettet hat“, murmelte Sian und blickte mit seinen scharlachroten Augen in der Runde umher. „Hören Sie mir bitte alle zu“, rief er deutlich, worauf alle mit dem Leben davongekommenen Menschen aufsahen.

„Vergessen Sie, was da unten passiert ist. Es darf auf keinem Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Also bitte, denken sie sich eine plausible Erklärung für den Vorfall aus und seien sie dankbar, dass ihnen das Leben gerettet wurde.“ Doch die Anwesenden schienen nur Unverständnis zu zeigen. „Denken Sie an ihren Retter! Niemand darf herausfinden, dass er noch lebt. Seien sie dankbar und bedenken Sie, dass andere Unschuldige möglicherweise in ein ähnliches Unglück geschickt werden, wenn sie mit dieser Geschichte, was immer dort unten auch geschehen ist, hausieren gehen. Sie müssen unbedingt Schweigen bewahren, auch im Sinne des Retters. Haben Sie das verstanden!“

Respektvoll nickten fast alle der Menschen und traten langsam zurück, entfernten sich in Richtung Ufer und ließen sich helfen über die Absperrungen zu klettern.

Als Sian noch einmal zur Öffnung der Höhle starrte und inständig hoffte, dass Link in Ordnung war, packte Patrick van der Hohen den athletischen, aber durchaus dünnen Kerl fest an der linken Schulter. „Jetzt warte doch mal“, sprach er.

„Was willst du?“

„Ich weiß, wir haben nix miteinander zu tun, aber Link ist mein Zimmermitbewohner und ehrlich gesagt, war ich echt froh, dass er da war. Es klingt idiotisch, aber ich habe mich nach diesen ganzen seltsamen Geschichten hier in Irland viel sicherer gefühlt, weil ich wusste, dass er im Bungalow wohnt. Ich will nicht wie ein neugieriger, dummer Junge wirken, aber…“

„Aber?“ Sian verzog sein Gesicht abfällig. Er war nicht gerade offen für Gesellschaften, er mochte auch keinen riesigen Freundeskreis und neue Kontakte passten nicht zu seinem Lebensstyl, er war ein Einzelgänger und nicht gerade daran interessiert fremde Burschen näher kennen zu lernen. Und Patricks Fragen zu beantworten, darauf hatte er nicht gerade Lust.

„Gott, ich würde schlichtweg gerne wissen, was überhaupt passiert ist…“

„Wie ich schon sagte“, meinte Sian schnippisch. „Das wird Link dir erklären, wenn er zurück kommt.“

Einsichtig, dass er von Sian wohl keine Auskunft einholen konnte, nickte er lediglich und trat mit weichen Knien aus dem Bett des Sees heraus.
 

Wacker hielt sich der Held in jener Minute auf den erschöpften Beinen und seine tiefblauen Augen funkelten mit dem Entsetzen, das ihn wie ein eisiger Regenschauer einholte. Er konnte noch immer kaum glauben, was er hier tat, fühlte sich wie in einem seiner Alpträume und spürte die erdrückende Last seiner Verantwortung. Er war hier als ein Krieger, der sich die Pflicht auferlegt hatte einen mörderischen Kampf ohne Beistand zu meistern. Er war hier, weil er sich diese Kämpfe auf eine wahnsinnige Art und Weise gewünscht hatte. Aber war dies alles denn wirklich real?

Er reckte sein schmerzendes Haupt in die Höhe und erstaunte an dem Schauspiel in diesen finsteren unterirdischen Gefilden, wo sich rotglühendes Fackellicht an den quecksilberfarbenen Schuppen des Drachens, an gefrorenen Eissäulen und verrauchtem Gestein spiegelte. Und direkt über ihm in einer edlen Haltung, krallte sich Molly wie eine Fledermaus an das Deckengewölbe, hing kopfüber, während glühender Schleim aus ihrem entstellten Eiskopf sickerte. Sie winselte, begrub ihre Schädel schützend unter ihren dünnen, lappenartigen Flügeln. „Der Held hat mir weh getan“, wimmerte sie. „Ich will, dass mein Meister mich beschützt… Bitte… ich bin so allein…“ Sie schluchzte mit dem tiefen Grölen, das tief aus ihrem Bauch drang. „Warum lässt mich jeder hier alleine?“ Sie schlug mit ihren Flügeln, erzeugte einen messerscharfen Wind, der den jungen Heroen wenige Schritte zurückdrängte. Link schützte sich, hielt seine Arme vor den Oberkörper und kniff die Augen zusammen.

„Ich werde das Wasser rufen!“, rief Molly plötzlich, schlug ein weiteres Mal mit ihren riesigen, skelettartigen Flügeln und blickte mit ihren drei gesunden Augen zu dem letzten Helden Hyrules hinab. „Hörst du!“, schimpfte sie. „Ich schicke das Wasser hierher und dann wird das Wasser wieder den ganzen See ausfüllen“, rief Molly. Sie bewegte sich, kroch am Deckengewölbe entlang, als hatte sie die Schwerkraft der Erde vergessen und zürnte. Und plötzlich summte es von weither. Ein Geräusch drang an Links Ohren, dass er kaum ignorieren konnte. Ein Rauschen hallte in der Ferne, plätscherte dahin, füllte verloren geglaubte Höhlen in diesem unterirdischen Reich. Das Wasser des Sees kehrte zurück, ließ den jungen Krieger unruhig werden.

„Na und? Glaubst du, ich lasse mich von ein bisschen Wasser aufschrecken. Bis es diese Höhle ausfüllt, ist noch genug Zeit mit dir abzurechnen, Monster!“, rief Link stur, erhob sich strahlend, als leuchtete die reine Seele in seinem Inneren nach draußen. Und mit seinen Worten fand er Kraft und Tatendrang. „Komm‘ runter, du feige Bestie!“

Molly ließ sich nicht zweimal bitten. Provokant stieß sie sich mit ihren gigantischen Klauen von dem Deckengewölbe ab, sodass die Erde unter Links Füßen bebte und flog in wildem Bogen dahin, zerschmetterte Felswände und ließ ihren Feueratem gewaltvoll durch den Untergrund dröhnen. Im Sturzflug sank sie nieder, blickte verachtungsvoll zu ihrem winzigen Gegner und donnerte mit immer höher werdenden Geschwindigkeit in Links Richtung. Der Dämon, der Mollys Seele besetzt hatte, ging nun aufs Ganze. Sie schlug wild mit ihren Flügeln, flog elegant in seine Richtung, beschleunigte und antwortete auf Links Aufforderung mit ihrer Feuersprache. Ein Strahl aus verbrennendem Licht donnerte in Links Richtung, der begann erneut Kräfte zu mobilisieren. Geschwind hetzte er herum, rannte direkt auf die hinter ihm liegende Wand zu und versuchte ein neues, riskantes Manöver. Nun würde er austesten, wie viel Kraft in seinen Beinen schlummerte. Er rannte mit dem Schwert in der Hand, spürte Molly hinter sich näher rauschen, hörte sie brüllen, hörte sie lachen…

Und als der jugendliche Heroe die steinige Felswand erreichte, steuerte er weiterhin direkt darauf zu, beschleunigte noch mehr und lief in einem Spektakel neuer Kräfte einige Schritte die Wand hinauf. Er bewegte sich, die Bewegungen seines Körpers flossen nur so dahin und das obwohl er körperlich und mental geschwächt war. Und als er die Schwerkraft spürte, stieß er sich mit beiden Beinen an der Wand ab, drehte sich in der Luft mit einer Federleichtigkeit, spürte in seinen Körper hinein, fühlte die Kraft des Mutes brodeln. Wie ein Künstler drehte er sich in der Luft, während der Gegner mit der Wucht einer angreifenden Attacke unter ihm dahin schoss. Knackend landete der junge Held ein weiteres Mal auf dem Rücken seines Gegners, bohrte die zerfetzende Stahlklinge tief in Mollys dämonischen Körper, versuchte sich unter Aufbietung aller Kräfte festzuhalten, aber spürte plötzlich den knöchernen Schwanz der Kreatur, der ihn herb erwischte. Mit markerschütterndem Schrei knallte der Heroe zu Boden, lag regungslos und benommen viele Meter weiter. Die blutbefleckte Klinge, die durch seine Hand erst zum Leben erwachte, wirbelte in die andere Richtung des Gewölbes, klirrte und summte, bis der Klang des Kampfes erlosch. Fest stak die Klinge des Retters in einer Seitenwand.

„Jetzt ist es aus“, rief Molly siegessicher und stapfte mit ihrem tonnenschweren Gewicht in die nasse Erde. „Ich habe den Helden erwischt!“ Sie jubelte, ließ ihren feuerspeienden Kopf Geschosse aus glühendem Atem durch die Höhle sausen. Und noch immer rührte sich der jugendliche Heroe nicht. Ein dünner Blutstrahl floss von seiner Stirn hinab, und noch immer lag er still.

„Mein Lord!“, rief Molly mit rauchiger Stimme, kollernd und tobend. Ihr beschupptes Antlitz erhob sich, richtete sich auf mit hitziger Begeisterung. „Ich habe es getan! Mein Lord!“ Ihre Stimme schwoll an, dröhnte hinauf bis an den Obergrund, dröhnte hinaus um allem Bösen ihren momentanen Sieg zu verkünden. „Ich habe den Heroen besiegt! Er liegt zu Boden!“

Und während sie durch die Höhle tanzte und ihren vermeintlichen Erfolg bewunderte, wurde Link durch ihre Ohren zerfetzenden Rufe aus seiner bitter nötigen Bewusstlosigkeit herausgeworfen, sog die säurehaltige Luft zischend ein und ballte beide Hände vor Schmerzen zu Fäusten. Er brauchte einige Sekunden zu realisieren, wo er war und in welch mörderischer Gefahr er sich befand… und nicht nur er. Er erinnerte sich mit einem Schlitzen in seinem Herzen, dass ganz Irland von Mollys Feuersbrunst in Schutt und Asche gelegt werden könnte. Wenn er sie nicht besiegte, würden Tausende Menschen sterben müssen…

Er stieß einen quälerischen Schrei aus seiner Kehle, als er sich auf seine Arme stützte, spürte seine Muskeln aufbegehren. Sein Körper wollte nicht mehr. Seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Er warf den Kopf in den Nacken und blickte mit tränenden Augen vorwärts. Sein Blick fiel zu der glimmenden Klinge von Naranda Leader, wusste, dass er wohl keine Chance hatte auch nur in die Nähe der Waffe zu gelangen und stützte sich auf seine brennenden Knie. Schweiß lief ihm über das Gesicht und trockener Schleim brannte in seiner Kehle. Er fühlte sich bitter elend und hatte doch den verrückten Sturkopf in sich, der nicht aufgeben wollte. Und als sich Link auf seine zitternden, erschöpften Beine stemmte, erneut erhob, als wäre sein Wille unzerstörbar, richtete auch Molly ihre beiden Schädel einmal mehr in seine Richtung. Sie zürnte, das kleine, trotzige Kind in ihrem Inneren kreischte, weil Link einem weiteren ihrer Angriffe überstanden hatte.

„Kannst du nicht endlich sterben!“, brüllte sie. „Verdammter Held! Verdammter, verdammter Held!“

Link lachte und grinste idiotisch, schmeckte das Blut von seiner Stirn, das träge bis zu seinen Lippen tröpfelte und bot Molly mit geöffneten Armen erneut an sich an seiner Verwundbarkeit zu laben. „Ich bin noch immer hier!“, rief er, gefoltert von energetisierenden Schlägen seines Herzens, das ihm Signale sendete sich fallen zu lassen. Aber er würde diesen Kampf erst zu Ende bringen. Er würde selbst mit gebrochenen Armen und Beinen weitermachen. „Wie lange brauchst du eigentlich um einen Menschen zu töten, lausiger Drache!“, spottete er und lehnte sich schnaufend an die hinter ihm befindliche Felswand.

„Ich mach‘ das für meinen Meister“, begann sie zürnend zu erklären. Sie stapfte mit ihren Klauen besetzten Füßen auf den felsigen Untergrund, während dickflüssiges, silbern funkelndes Blut wie Quecksilber aus ihren Wunden tropfte. „Ich hab‘ dir vorhin schon gesagt, dass ich dich nicht töten sollte. Das wollte mein Herr machen. Er wollte es so, und ich höre auf meinen Herren. Er ist ein Gott unter den Menschen!“

„Was für ein lächerlicher Gott, der einen Drachen die Drecksarbeit machen lässt!“, murrte Link und spuckte Blut und Schleim aus seinem Mund. „Dein toller Meister ist ein Feigling, sonst würde er selbst hier her kommen und sich mir stellen! Er ist eine armselige, dumme Kreatur!“

„Nein“, donnerte Molly aus beiden entstellten Mäulern, bewegte sich schlängelnd näher, aber auch sie schien am Ende ihrer Kräfte. Sie versuchte eine Fontäne ihres Feuers tief aus dem Rachen zu spucken, aber nur eine verpuffende Rauchwolke stieß hervor. „Er ist großartig, er hat mich zu dem gemacht, was ich bin!“
 

Mitleidig biss sich Link auf seine verwundete Lippe. Er wusste, er konnte sein Schwert unmöglich erreichen, es brachte nichts zu kämpfen und sein Körper brauchte eine Verschnaufpause, aber er konnte Molly mit Worten vielleicht beeinflussen, so wie vorher auch. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, überlegte, wie er den Drachen mit einer verwirrenden Diskussion in die Enge treiben konnte, als ihm eine weitere Idee kam.

„Und du bist stolz auf das, was dieser angebliche Meister aus dir gemacht hat?“, rief Link und hoffte, er könnte Molly in eine längere Diskussion verwickeln.

Sie zischte, flatterte mit ihren Flügeln und stieß mit ihren knöchernen Häuten winzige Steine in die Lüfte. Link sank zu Boden, schützte sein Gesicht mit den Armen, aber ahnte, dass seine Taktik funktionieren würde.

„Beantworte mir eine Frage, Molly. Bist du immer schon dieser Dämon gewesen oder warst du tatsächlich einmal ein Mensch? Findest du es gut, was dein Meister getan hat?“

„Argh!“, rief sie panisch, stieß sich in die Lüfte und sank die gesamte Höhle in ein ohrenbetäubendes Donnern versetzend wieder zu Boden. Überall im Gestein bildeten sich Risse, Wasser begann durch die Risse zu wandern, sprudelte weit in der Ferne, kündigte sich mit einem tiefen Grölen an. „Sag‘ das nicht! Sag‘ sowas nicht. Nein, der Held darf mich das nicht fragen!“

„Beantworte mir diese eine Frage… Was hast du zu verlieren?“, sprach Link hustend und fixierte kurz die Waffe, die durch Mollys gewaltvolle Bewegungen, aus der Wand gerissen wurde und griffbereit wenige Meter weiter lag.

„Das ist nicht richtig… frag‘ mich das nicht!“ Sie begann sich mehr und mehr zurückzuziehen, bedeckte mit ihren dünnhäutigen Schwingen ihre Köpfe und den stahlharten Körper. „Bitte tu‘ mir nicht weh…“ Das tiefe Grölen des Fluches in ihr wich erneut der kleinen Kinderstimme, die in dem dicken Körper der Bestie eingesperrt war.

Seinen geschwächten Körper unter Kontrolle begann sich Link vorwärts zu bewegen. Er setzten einen Fuß vor den anderen, kämpfte mit jedem Atemzug, ließ sich erneut leiten von einer Stimme, die ihn in die Vernichtung führen würde. „Niemand wird dir weh tun, Molly“, sprach er mitfühlend. „Das, was vernichtet werden muss, ist der Drache. Er kann dich nicht beherrschen.“

Piepsig platzten weitere Worte aus dem Inneren der Bestie. Weinend. Kindlich und hilfesuchend. „Ja, ich war ein Mädchen… dort in Irland… ich weiß es noch… er hat mich entführt… ich weiß es noch…“, wimmerte sie, so leise, das Link es kaum verstehen konnte.

„Was ist mit deinen Eltern?“, sprach Link und folterte die Menschlichkeit, die noch immer in dem riesigen Ungetüm verwurzelt war. „Hat der Drache sie getötet?“

Erneut zog sich die Kreatur weiter in die Schatten der Höhle, begann die beiden Köpfe in die Seitenwände zu rammen, begann sich selbst zu verletzen. „Hör’ auf damit? Das tut so weh!“

„Du musst es hören, Molly… der Drache muss es hören!“, stieß Link beherzt aus seinen Lungen und trat weiter in Richtung seiner Waffe.

„Verflucht, hör’ auf damit!“ Ihre Stimme klang kläglich und in der Wenigkeit eines Augenblicks kam noch deutlicher ihre menschliche Stimme zum Vorschein.

„Gib auf, Molly… finde deine Ruhe. Es war der Drache, er hat sie getötet, er hat deinen Bruder getötet… wehre dich gegen den Drachen und dann kannst du ruhen…“ Link hörte nicht auf mit seinen Worten, die sich tief in ihr Herz hineinfraßen.

„Er ist zu stark… Der Meister ist zu stark!“, wimmerte sie.

„Dann lass‘ ihn uns gemeinsam bekämpfen!“, sprach Link klar. Seine Stimme wirkte wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, sendete einen zeichentragenden Schwur in diese verdammte Verderbnis, ließ Güte und Mut aufflackern. „Wir werden ihn vernichten! Ich verspreche es.“ Und mit dem Versprechen, das mit Tapferkeit und Hoffnung besiegelt wurde, erreichte der Heroe seine heilende Klinge, den Stahl, der durch die Hand eines wackeren Helden zum Leben erwacht war und der letztlich töten musste.

„Er ist zu mächtig… er hat alle umgebracht… Mama… Papa…“, rief Molly weinerlich und begann sich mehr und mehr selbst zu verletzten. Sie geriet außer Kontrolle, verbündete sich mit der gewaltigen Übermacht in ihrem Inneren gegen ihren Herrn, der sie bisher unter Kontrolle gehalten hatte, stieß ihre Schädel immer wieder in die Wände, senkte die Klauen an ihre knöchernen Schwingen in ihren Körper und kreischte so laut, dass der Nachhall im Camp an der Oberfläche gehört wurde.
 

In dem Augenblick hob Link die leuchtende, schwere Klinge in die Höhe, schnaufte heftig, aber hatte in sich den Willen dieses Gefecht endlich zu Ende zu bringen. „Es mag sein, dass er mächtig ist, aber wir sind das Gute… und wir werden siegen“, murmelte er vor sich hin und verbündete sich mit dem einzig möglichen Weg.

Während Molly außer Kontrolle war, ihr eisspuckender Schädel sich tief in den Hals des feuerspuckenden Kopfes biss, trat er vorwärts. In seinen tiefblauen Augen glomm der Mut von Jahrhunderten und das reife Mitgefühl für das Kind, das in die tiefsten Abgründe der Hölle geführt wurde… Mit schweren Schritten tapste der Held weiter, sah die Sekunden sich in die Länge dehnen, lauschte der einzigen Gerechtigkeit, die nun noch erreicht werden konnte. Als gewann er in Sekundenbruchteilen seine Energie zurück, begann er zu rennen, hetzte durch weitere Fontänen aus Feuer und sprang so hoch wie ihn seine Beine brachten. Richtend landete er auf dem Rücken der Kreatur, die wild hin und her schlug. Mit seinem gesamten Körpergewicht stieß er die Klinge in den gepanzerten Rücken seines Feindes, hörte Fasern zerreißen, lauschte dem Knacken von Knochen und hörte die flehenden Schreie eines Kindes in seinen Ohren. Ihre Schreckensschreie, glockenhell und bettelnd, würden noch Monate in seinem Kopf nachhallen… Schwarzes Blut spritzte ihm entgegen und ein wenig getötetes Leben befleckte Links alte Seele…

Erschöpft sprang Link zurück auf den Boden, noch immer ein mitleidiger Blick in seinen tiefblauen Augen. Molly bettelte nach dem Tod, flehte nach Beendung ihrer Grausamkeit und begann sich weiter und weiter selbst zu richten. Sie schrie markerschütternd, als sie ihren Feuer erschaffenden Schädel mit einem weiteren Biss vom Rumpf trennte. Entsetzt stürzte sich Link auf sein Schwert, sah zu wie sich diese riesige Bestie selbst erlegte, wünschte sich nur noch sie von ihrem Elend zu befreien. Ihm stiegen Tränen in die Augen, als er ihren Todeskampf beobachtete, ahnend es gab keine Chance mehr für die kleine Molly. Keine Chance auf Abbüßung in diesem Leben. Keine Hoffnung für ihr sterbendes Bewusstsein. Der Drache hatte sie entehrt, ein dunkler Hexer hatte ihre Seele befleckt und sie auf die scheußlichste Weise missbraucht…

Link trat vorwärts, mit Zweifeln und der Gewissheit einen verunstalteten Menschen zu töten, ließ sich unter den weichen, bastfarbenen Bauch des Monsters rutschen und stach in das von Übel, Hass und Dämonen zerfressene Herz, spürte, wie das Leben aus ihr hinaus sickerte, spürte die wachsende Schuld auf seinen Schultern. Molly fauchte ein weiteres Mal, versuchte sich in die Lüfte zu erheben und brach kraftlos zur Seite. Es war aus… das Herz des Drachens war verwundet. Der Kampf war entschieden…

Hechelnd stützte sich Link auf die Waffe, zitterte am ganzen Leib und sank mit einem wimmernden Schnaufen auf die Knie. Er hatte getan, was notwendig war, er hatte den Drachen getötet, sein Herz aufgespießt, weil es keine andere Wahl gab. Aber er fühlte sich wie ein Mörder… Ein erbarmungsloser Killer steckte in ihm. War dies noch heldenhaft?

Ein gespenstisches Röcheln hallte durch die unterirdischen Gefilde. Der Drache hauchte alles Leben aus, was noch in ihm steckte. Ein Gurren aus den Tiefen des einstigen Eisschädels ließ Link aufhorchen. Ein scheußlicher Laut, als kämpfte noch immer ein Wesen in der Brust des gerichteten Dämons. Irritiert schlürfte Link sein Körpergewicht näher, sah den schuppigen Körper des Drachens an vielen Stellen aufbrechen, sah violetten Schleim herausfließen und zu Asche verpuffen, aber da war noch etwas anderes, etwas fleischfarbenes, etwas Menschliches. Tiefdurchatmend ließ der Held das Schwert fallen, riss mit bloßen Händen an dem eisigen, sich ölig anfühlenden Leib des Dämons, versuchte das, was in dieser Hülle stak noch zu befreien. Mehr und mehr Fleischstücke des Dämons schmolzen dahin, verglühten, bis der junge Heroe einen rotblonden Schopf in dem Schleim und Blut erkennen konnte. Mit einem beherzten Schrei riss er die Brust des Drachen auseinander und sah das kleine irische Mädchen, nackt, teilweise entstellt und verbrannt unter der Hülle noch immer atmen. Er nahm das missbrauchte Kind auf seine Arme, legte sie lethargisch auf den kühlen Erdboden und war erneut den Tränen nahe. Sie wirkte so unschuldig, klein und hilflos. Vor ihm lag ein Mädchen mit langem, rotem Haar, nass. Mit Wunden, die sie nicht überleben konnte. Ihre Haut verbrannt. Ihr Fleisch blutend…

Sie hechelte, öffnete ihre tränenden Augen. Grün waren sie, eine schöne Farbe, so wie weite, smaragdgrüne Wiesen. Träumerisch und sinnlich. Sie war nicht geschaffen worden für ein solch bemitleidenswertes Schicksal. Sie war zu jung für den Tod…

Sie blickte dem Heroen dankbar entgegen, zitterte und weinte. „Held… das ist gut… es ist schön… ich kann das Licht sehen…“, sprach sie, ihre Stimme war klar und vorbereitet. Molly war bereit zu sterben. „Bitte… bitte töte mich… ich will mich nicht wieder verwandeln. Alle sind tot… meine Mama, mein Papa…“ Sie zerrte zögerlich an Links Jeanshose. „Wenn du es tust, bitte, Held der alten Welt, werde ich dir helfen… dann in Hyrule, wenn du im Schnee gefangen bist… bitte…“

Link kniete nieder, fühlte sich innerlich mehr und mehr betäubt, konnte ihre Worte kaum verstehen. Seine Kehle brachte kein weiteres Wort mehr hervor, das Unverständnis dieses Wahnsinns lähmte ihn. Er konnte lediglich nicken, sah ein letztes Lächeln aus Mollys kindlichen Gesichtszügen. Er hielt eine ihrer Hände krampfhaft mit der Rechten, während er mit der Linken den Dolch eine letzte Tat vollbringen ließ. Wie in Trance tat der Heroe, was notwendig war, was in der Pflicht eines Heroen stand und stieß den Dolch auf eine beinahe zärtliche Weise in das befleckte, verdammte Herz des Mädchens.

Drachen mussten vernichtet werden… Böses, das außer Kontrolle geriet, verdiente den Tod. Und Befallenes konnte nur gereinigt werden, in dem er es tötete…

Er nickte und hielt weiterhin die kleine, kalte Hand der Irin, als sie ihren letzten Atemzug nahm und das Leben ihren Körper verließ.

Link sank mitleidig in sich zusammen. Er ahnte dieser Tod würde noch einige Zeit an ihm nagen, fühlte sich scheußlich und unfähig alle die zu retten, die es verdient hatten… aber wer hatte es verdient? Es lag nicht in seiner Macht zu entscheiden, vieles, was den Kampf gegen das Böse anging, lag nicht in seiner Macht…

Abschied nehmend, mit ehrlicher Anteilnahme und dem Wunsch nach Trost und Vergebung, fuhr er über Mollys kindliche Stirn. Er spürte unangenehme Gefühle in sich hochkochen, spürte Zorn und Schuld neben einer Wallung von Mitleid. Hass kam in ihm auf, Hass auf denjenigen, der diesem wehrlosen Kind einen Drachen eingepflanzt hatte, der sie auf diese grausame Weise verdorben und zugerichtet hatte. Dieses unschuldige Kind hatte es nicht verdient ein Spielzeug des Bösen zu sein, hatte es nicht verdient geopfert zu werden… Ja, dachte er. Wieder ein Opfer. Ein Opfer des Bösen für bestialische Triebe nach Macht und Kraft…
 

Wenige ehrenvolle Sekunden des Gedenkens zogen vorüber hier in diesem unterirdischen Grab, wo ein schwaches Wesen der Unschuld von dunklen Gelüsten verdorben ein bitteres und trauriges Ende gefunden hatte. Dieser Kampf war vorbei, hatte Opfer in einen machthungrigen Schlund des Wahnsinns gerissen und hinterließ einen Heroen, der sich bekümmert seine blutbesudelten Hände betrachtete. Noch einmal kniete er nieder, während ein hinterhältiges Rauschen in der Ferne die Gewalt des nahenden Wassers verriet. Noch einmal berührten seine Hände das Gesicht der kleinen, leblosen Molly, bis er ihre grünen, gläsernen Augen zudrückte. Alles Leben war dahin… Ein Irrtum des Schicksals war hier begangen worden… Und als er sich erhob, seine tiefblauen Augen mit legendärem Feuer des Mutes leuchteten, zerfiel der kindliche Körper des kleinen irischen Mädchens in Staub. Glühende Ascheplättchen erhoben sich und verpufften leise…

Inzwischen standen Links Turnschuhe unter Wasser und erst da schien er zu realisieren, dass die Zeit tickte. Er musste schleunigst aus dem Untergrund herausfinden, oder das Wasser, das langsam anstieg, könnte ihn wie eine heimtückische Flutwelle überrollen. , Zeit, die Beine unter die Arme zu nehmen‘, dachte er und trat mit schweren Schritten in Richtung Ausgang. Link kletterte mühsam die Erhöhung hinauf, dorthin, wo er vorhin die Menschen hatte entkommen sehen. Er fühlte sich schlapp und müde, sehnte sich nach seinem Bett zuhause und grinste unter seinen Schmerzen durch die zunehmende Dunkelheit.

Der Wasserspiegel stieg schneller an, als erwartet, er konnte das klare, kristallene Element des Lebens plätschern hören, ahnte, dass es unheimlich knapp werden könnte. Er spornte sich an, dachte an sein geheimes Licht, das er unbedingt noch einmal sehen und berühren wollte und zog sich unter Aufbietung seiner Kräfte vorwärts. Er wischte sich über das Gesicht, als die verbliebenen Fackellichter unter der zunehmenden Wucht des Wassers ausgingen. Er trat vorwärts, ahnte, es war keine Zeit mehr erst noch seine Taschenlampe heraus zu kramen und verließ sich auf sein Gedächtnis. Er lehnte sich kurz an eine raue, eisige Felswand, verschnaufte und spürte mehr und mehr Müdigkeit durch seine Glieder wandern. Er fühlte sich miserabel. Seine Kräfte schwanden immer mehr…

,Beweg‘ dich!’, sagte er innerlich, um sich anzuspornen. ,Reiß‘ dich zusammen.’

Er tapste mit gebückter Haltung vorwärts, ignorierte das Brennen seiner Wunden und rang quälerisch nach Luft. Er hatte das Gefühl jeglicher Sauerstoff war durch Mollys Säureattacken aufgebraucht. Seine Augenlider flatterten zu, während er vorwärts trat, sein Kopf pochte wild.

Das Wasser schlängelte sich durch die finsteren, moosigen Höhlengänge, kam näher und näher. Link hörte es plätschern, spürte, wie es die Felswände leise zum Vibrieren brachte. Taumelnd blickte er nach hinten, zog sich unter Aufbietung seiner Kräfte weiter, ließ das Schwert beinahe aus seiner Hand fallen und betete für etwas Tageslicht. Es plätscherte im Untergrund, sprudelte hinter ihm, bis er sich sicher war, dass das kühle, erfrischende Wasser ihn in wenigen Sekunden einholen würde. Ein kräftiger Adrenalinschub tobte durch seine Venen, spornte ihn an weiterzueilen, aber es war verdammt schwer, verdammt hart…

Und es war dann, als das Rauschen in seinen Ohren lauter wurde, er gefühlsmäßig einen unglaublich tiefen Atemzug nahm und schließlich spürte, wie das Wasser sich um ihn schlängelte, ihn einholte, als wollte es ihn zerquetschen. Noch einmal rang Link nach Luft, versuchte gegen die heftige Strömung anzukommen, versuchte unter Aufbietung aller Kräfte zu schwimmen, um nicht an die Kanten der Höhle zu stoßen, aber die Gewalt jenes Lebenspendenden Elements war zu gigantisch. Er fühlte den Schmerz der Wunden, das qualvolle Japsen seiner Lunge und wurde gnadenlos von der überwältigenden Kraft des Wassers mit gezerrt.

In dem Augenblick rutschte das Heft des Schwertes aus seiner Hand, es sank hinein in den tiefen Abgrund, verschwand so wie Molly in der Dunkelheit verendet war. Er wollte noch nach dem Schwert greifen, aber es versank schnell und leblos, bis es nicht mehr funkelte…

Link wurde weiterhin mit gespült und seine Luft knapp. Seine Lunge krampfte fieberig, kämpfte um einen rettenden Atemzug, den er nicht zulassen konnte. Seine Sinne begannen gegen ihn zu arbeiten, seine Augen wollten nichts mehr sehen, obwohl er hoffte, irgendwo weit oben das Licht des Tages oder das wohltuende Sonnenuntergangsglühen zu erblicken. Seine Ohren dröhnten mit fremdartigen Geräuschen, als wären es die erschütternden Glocken eines Willkommensgrußes ins Todesreich.

Er durchquerte die Öffnung der Höhle, konnte das Licht weit oben nicht sehen, konnte nicht spüren, dass die Rettung nah war… Link fühlte nur noch, wie eiskaltes Wasser in seine verbrauchten Lungen strömte. Dennoch schwamm er mit seinem starken Willen und einer ungewissen Kraft, von der er nicht wusste, woher sie stammte weiter und hoffte, dass die Oberfläche zum Greifen nahe war. Trübe sah der Heroe nach oben und erkannte das schummrige Licht der Sonne oder das Licht, das ihn in einem anderen Sein Willkommen hieß… Dabei ohnmächtig zu werden, kämpfte sich der Held durch das eiskalte Wasser. Dunkelheit breitete sich immer fordernder über seinen Sinnen aus, aber er bewegte sich nach oben in die Freiheit, kämpfte gegen die Gewalt der Natur, kämpfte um sein Leben. Die Zeit hatte in seinen Augen sich selbst betrogen und ihr Puls schien still zu stehen. Link schwamm immer noch, auch wenn er sich nicht mehr sicher war, ob es lediglich sein Geist war, der sich fortbewegte.
 

Er tauchte auf, fühlte wie Luft beinahe schmerzhaft in seine Lungen strömte und atmete hastig ein. Wie er es Sekunden später ans Ufer geschafft hatte, wusste er nicht mehr. Er krabbelte langsam auf ein Stück Wiese, hustete kläglich und brach mitgenommen auf seinen wackligen Armen zusammen. Sein ganzer Körper erschien ihm wie gelähmt, wie taub. Mühsam drehte er sich und schaute in den rotgefärbten Abendhimmel. Noch nie hatte ein Sonnenuntergang für ihn so wunderbar ausgesehen…

,Ich hab’s geschafft.’ Der einzige Gedanke, der ihm einfiel. ,Ich hab’s geschafft.’ Er schloss seine tiefblauen Augen mit einem idiotischen Grinsen, fragte sich, ob er noch bei Verstand war, ob er auch wirklich am Leben war. Und wie als eine glückliche Bestätigung spürte er auch seine anderen Sinne allmählich wieder zurückkommen. Und er vernahm Stimmen von weitem, die sich ihm annäherten. Er seufzte und versuchte sich gegen seine schweren Augenlider und das Gefühl auf der Stelle einzuschlafen zu wehren. Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah in Sians blutrote Augen, die ihn von oben herab fürsorglich anblickten.

„Alles in Ordnung“, fragte er und lächelte. Er sah irgendwie erleichtert aus.

„Geht so“, murmelte Link sichtlich benommen und hatte plötzlich ein noch idiotischeres Grinsen auf dem Gesicht.

„Kannst du aufstehen?“ Sian wirkte außerordentlich besorgt.

„Ich kann’s ja mal versuchen“, meinte Link die Zähne zusammenbeißend und richtete sich langsam auf. Jede einzelne Körperzelle tat ihm weh, ließ man die Beulen, Schnitte und Blutergüsse mal außer Acht…

Erst jetzt sah er am anderen Ufer unzählige Passanten stehen unter anderem auch Patrick van der Hohen mit entgeistertem Gesicht. Und Link ahnte in dem Augenblick, dass jener die Wahrheit erkannte hatte, wenn auch nur die, die er selbst für wahr erachten wollte. Sian half Link beim Aufstehen und Himmel, ein seltsames Gefühl breitete sich in Links Beinen aus, ein eigenartiges Gefühl wieder zu stehen. Aber es fühlte sich prima an. Der Heroe unterdrückte erneut den Gähnzwang und versuchte sich wach zu halten, in dem er sich den Sand aus den Augen wischte. „Ich brauch’ jetzt erst mal eine ordentliche Mahlzeit“, sagte Link und ließ sich nichts von dem soeben gefochtenen Kampf anmerken.

Sian grinste. „Das kannst du haben, komm’ ich lad’ dich ein, wenn du dich noch wach halten kannst.“

„Echt?“ Ungläubig musterte der Held seinen neuen Bekannten, dessen wahre Identität er bereits ahnte.

„Ja, bin schließlich neugierig, was in der Höhle vorgefallen ist.“

„Es war… voll der Hammer…“, sprach er unter einem weiteren Gähnen.

„Voll der Hammer?“, lachte Sian und verschränkte dabei die Arme.

„Ich sag‘ dir, ich komme mir vor wie ein Superheld!“ Er stützte sich kurz auf seine schmerzenden Knie und lachte.

„Vielleicht bist du das ja“, erwiderte Sian.

Link atmete tief ein, lächelte angenehm an diesem Gedanken und sah Sian vor ihm her marschieren und stimmte innerlich zu, fühlte sich großartig trotz der Erschöpfung. ,Ja… das bin ich vielleicht.‘



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-01-07T18:09:58+00:00 07.01.2008 19:09
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sagte die nachzüglerin zur FF XDDDD


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