Von La Sadie's zu Dir en Grey- Ein steiniger Weg von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 11: Rummel ist nicht gleich Rummel ------------------------------------------ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging Shinya nach Hause. Wenn er doch nur wüsste, wie er seinem liebsten Kyo helfen konnte? Es zerriss ihn, den Freund so nahe am Abgrund zu sehen, zu wissen, er könnte jederzeit abstürzen. Und wieder trieb es dem Drummer fast die Tränen in die Augen. Warum nur war dieser Idiot auch noch so stur? Shinya stieg die Stufen der Metrostation hinauf und lief durch das noble Viertel mit den Villen zu seiner Wohnung. In den meisten Häusern brannte noch Licht, doch der Drummer kannte die Menschen in seiner Nachbarschaft nicht und legte auch keinen Wert darauf. Das verzierte Holztürchen knarzte ein bisschen, als er es aufdrückte und durch seinen Vorgarten schritt. Doch plötzlich hielt er abrupt inne. Auf den Treppen vor seiner Haustür kauerte jemand. Seinen blonden Schopf verdeckte die Kapuze seines Pullis und die Zigarette zwischen seinen Fingern war fast komplett herab gebrannt. Er schaute auf, als er Shinya kommen hörte, nahm einen letzten Zug und drückte die aufgerauchte Kippe aus. Er trug noch immer dieselben Klamotten wie bei der Probe. Das konnte nur heißen, er war danach gleich hier her zu ihm gekommen? Der Drummer fühlte sich ein bisschen geschmeichelt und kuzte sich neben seinen Sänger. „Hey…was machst du denn hier?“, fragte er mit sanfter Stimme und legte seinen Arm um den Freund. Sogleich sank dessen Kopf an seine Schulter. „Ich glaub ich brauch meinen besten Freund gerade…“, flüsterte Kyo. „Lass uns nach drinnen gehen.“ Shinya organisierte Kissen, zwei Decken, Tee und Knabberzeug. Sein Freund ließ sich schon beinahe erschöpft in seinen Schoß sinken. Die unendlich leeren Augen des Sängers jagten dem Drummer eine heiden Angst ein. Und insgeheim war er ein bisschen froh, dass Kyo einen Pulli trug, denn er befürchtet die Arme seines besten Freundes sahen wieder schlimmer aus. „Was ist los?“, fragte er schließlich vorsichtig. „Ich bin am Ende Shin-chan…ich kann nicht mehr…es bringt mich um“, wisperte der Kleinere und brach in Tränen aus. Shinya zog ihn in seine Arme und hielt ihn einfach nur. Ganz fest, damit er merkte, wie sehr er ihn brauchte. Kyo zitterte und der Drummer zog die Decke um ihn. Auch wenn es draußen theoretisch noch Sommer war, in seiner Wohnung herrschten kühlere Temperaturen, weil diese im Erdgeschoss lag. „Mein armer Liebling…ist es wegen Juka?“ „Auch…weißt du, warum Kami ihn geliebt hat? Weil Juka ihm die Unterwürfigkeit gegeben hat, die ihn befriedigte. Mich hat er nie so geliebt wie ihn…ich war stets das zweite Rad am Wagen…nicht, dass ich das nicht wusste, aber der Grund fehlte mir. Den kenn ich jetzt und es tut so weh…so schrecklich weh, denn selbst wenn ich am Ende um Kami gekämpft hätte, ich wäre nie in der Lage gewesen zu gewinnen…und dann…ich hätte mich gar nicht erst auf Juka einlassen dürfen…ich hab das Gefühl mein Herz erträgt diese Schmerzen nicht länger…“ Shinya nahm das Gesicht seines Freundes zwischen seine Hände und küsste ihn auf die Stirn. „Wir schaffen das…gemeinsam…ich lass nicht zu, dass du noch tiefer stürzt…“ Kyo vergrub sein Kopf in den Haaren seines liebsten Freundes und schluchzte erneut. „Und was wenn nicht…was ist, wenn ich zu schwach bin Shini? Ich meine, was hält dich bei mir? Warum lässt du mich nicht einfach fallen?“ „Oh weil ich das niemals könnte…ich hab dich lieb, so sehr…und ich möchte, dass du deine Musik…dein Talent noch weiter in die Welt hinaus trägst…du zeigst mir jedes Mal auf’s neue, dass wir unsere Bestimmung gefunden haben…ich glaube an keine Götter oder so Tooru, aber ich glaube an dich…“ „Aber weshalb? Ich bin unausstehlich, launisch, exzentrisch, selbstzerstörerisch…hab nicht Mal ein nettes Wort für andere übrig. Sag mir also, was macht mich denn so liebenswert?“ Der Selbsthass und der Schmerz in seiner Stimme trieben auch dem Drummer die Tränen in die Augen. „Weil du immer wieder zu mir zurück kommst…dich mir anvertraust…mir dein wahres Wesen offenbarst…ich kenne dich wie kein anderer Tooru-chan und dafür liebe ich dich, denn das bedeutet, dass du nicht aufgibst, weil du tief in dir noch Hoffnung hast. Hoffnung auf Liebe.“ „Niemand wird es jemals schaffen dieses Feuer wieder zu entfachen.“ „Du weißt genau, dass das nicht stimmt…du bist ein so toller Mann und irgendwann wird das auch jemand sehen…“ „Ich halte es für unmöglich eine Beziehung außerhalb der Musik zu führen. Wie soll das denn funktionieren? Ich schätze deine Bemühungen sehr, aber ich glaube nicht dran Shin-chan…aber du bist da und gibst mir Halt, wie auch immer du mich erträgst…ich geb dir nicht Mal was zurück. Komm immer nur dann, wenn ich was brauche oder es mir scheiße geht“, grummelte der kleine Warumono und Shinya musste ein bisschen grinsen. „Du gibst mir das Gefühl gebraucht zu werden und das bedeutet mir alles…ich meine, du könntest sicher auch mit Die, Toshi oder Kao reden, aber du kommst zu mir. Immer zu mir und das ist schön.“ „Danke dafür…darf ich ein paar Tage bei dir bleiben? Bis ich wieder klar komme?“ „Was fragst du mich das überhaupt…jetzt in deinem Zustand lass ich dich ohnehin nicht allein. Hast du noch Lust auf einen Film?“ Kyo nickte und bediente sich an der Schüssel mit den Chips. „Splatterhorror?“  „Auf jeden Fall…du darfst mich aber nicht los lassen…weißt du, ich hasse Nähe…aber bei dir ist es was anderes. Wenn du mich umarmst, geht es mir immer besser.“ Shinya lächelte und war so froh, dass Kyo jetzt hier bei ihm war und nirgendwo anders. „Aber kurz muss ich aufstehen und den Film einlegen…bin sofort wieder da und du siehst mich ja noch.“ „Na gut.“ Der Sänger löste sich aus der Umarmung seines Drummers und zog seinen Pulli über den Kopf. Die Freunde vertrieben sich den Rest des Abends mit Horrorfilmen und lustigen Anekdoten aus älteren Tagen. Das tat Kyo gut und lenkte ihn ab. Und wieder einmal war es sein bester Freund, der ihn wieder aufpäppelte und tief in ihm glomm ein winziger Funken des Gefühls auf, dass er vielleicht doch noch nicht ganz verloren war.   Auch Toshiya erwartete eine Überraschung, als er nach Hause kam. Vor seiner Wohnung lauerte ihm der Rotschopf auf. Nicht auch das noch. Dabei hatte er gerade überlegt seiner Mariko noch zu schreiben, um sie zu fragen, ob sie nicht doch Lust hatte, noch vorbeizukommen. Genervt drängte er den Gitarristen von der Tür, um aufzuschließen. „Nicht mal ein hallo?“ „Ich hab dich doch heut schon gesehen“, fuhr ihn der Bassist verzweifelt an. Warum konnte Daisuke nicht einfach verschwinden und ihn in Ruhe lassen? „Tosh, bitte, können wir nicht vernünftig reden? Diesen Mist aus der Welt räumen? Ich komm sonst echt nicht mehr klar.“ „Na schön, aber wehe du kommst mir zu Nahe.“ „Keine Sorge, ich lass meine Hände bei mir.“ Die jungen Männer setzten sich auf den Boden auf die Sitzkissen gegenüber. „Egal was du zu sagen hast, mach schnell, ich bin voll erledigt.“ „Tosh…ich wollte dir nur sagen, dass ich es verstanden hab. Aber ich fände es schön, wenn wir immerhin als Freunde wieder normal miteinander umgehen können. Wäre das für dich machbar?“ Der Bassist schaute seinen Gitarristen lange an, dann zuckte er mit den Schultern. „Wahrscheinlich hast du Recht…es ist eben passiert, aber ja…lass uns das vergessen…Freunde?“ Er streckte dem Rothaarigen die Hand zur Versöhnung hin und dieser schlug ein. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und schon wollte er sich erheben und gehen. „Ähm, willst du nicht noch auf einen Drink bleiben?“, fragte Toshiya und Die freute sich sogar ein bisschen, doch er fühlte sich müde und kaputt und bevor er wieder etwas tat, was er später bereute, trat er besser den Heimweg an. „Danke für das Angebot, aber ich sollte dringend schlafen. Ein anderes Mal gerne.“ Nach einem Moment des Zögerns umarmten sich die Freunde und Toshi rief seine Freundin noch an, die vorbeikommen wollte. Sie tranken Wein, plauderten über den Tag und gingen schließlich schlafen. Mariko kuschelte sich an ihn und doch fühlte er sich so leer? Vielleicht sollte er auch Mal wieder richtig schlafen.   Daisuke marschierte in die nächste Bar, denn wenn er jetzt nach Hause ging, würde er zusammenbrechen. Er bestellte sich Schnaps. Schnaps  und  noch mehr Schnaps. Der Barkeeper kannte den jungen Musiker zwar und normalerweise mischte er sich nicht in das Trinkverhalten seiner Gäste ein, doch das schien eindeutig nicht gesund zu sein. „Hey…ich glaub du hattest genug heute. Geh nach Hause, schlaf dich aus und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, riet der Barkeeper dem rothaarigen Trunkenbold. „Ja klar, wer’s glaubt!“, murmelte dieser in seinen nicht vorhandenen Bart, erhob sich und stolperte geradewegs in den nächsten Club hinein, dessen Pforten noch geöffnet hatten. Dort flirtete er mit irgendeinem Mädel und beschloss sie kurzerhand mit zu sich nach Hause zu nehmen. Von dem, was da passierte, bekam er kaum etwas mit. Am nächsten Morgen fand er sich nackt auf seinem Wohnzimmerteppich wieder. Das Mädel lag neben ihm, ebenfalls nackt. Toll. Super Sex musste das ja gewesen sein. Der Gitarrist ging duschen, kochte sich Kaffee und schlug dann den Weg zum Proberaum ein. Er wollte seinen Kummer in der Musik ertränken. Besser als andere Dummheiten anzustellen. Nach einer Weile trafen auch die anderen Jungs ein. Alle begrüßten sich zwar wieder normal und die Jamsession verlief auch ganz gut, dennoch schwebte noch immer diese dunkle Wolke über den Köpfen aller. Wenn sich das Mal nicht wieder einrenkte. Für den Abend suchte sich der Rothaarige wieder eine nette Begleitung und der Sex war dieses Mal gar nicht so übel. Das lag wohl daran, dass er nicht ganz so betrunken war wie am Tag zuvor. Und so trug sich das Abend für Abend zu. Woche für Woche. Die wollte seine Gefühle abstellen, seine Lust ausleben, doch immer mit demselben Ergebnis. Toshiya spukte in seinem Kopf herum und machte ihm schöne Augen. Wie hatte er auch nur eine Sekunde glauben können, dass der Bassist Interesse an ihm hatte. Traurig ließ er sich mit deinem Tequila auf der Dachterrasse nieder.   „Schatz, was hast du denn? Du bist gar nicht bei der Sache“, meckerte Mariko und Toshiya schreckte auf. Sie saßen im Kino, doch er hatte seine Umgebung ausgeblendet. Bekam kaum etwas mit. Der Film schien zu Ende zu sein, denn der Saal erhellte sich und alle Gäste erhoben sich von ihren Plätzen. Mariko wollte unbedingt noch auf diesen Rummel gehen. Na schön, warum auch nicht. „Möchtest du Zuckerwatte?“, fragte er schließlich, um seine Freundin wieder ein bisschen aufzumuntern. Sie nickte ihn mit strahlenden Augen an. Glücklich stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Toshi versuchte zu lächeln, als er seiner Freundin das rosa Zuckerzeug reichte. „Willst du auch was haben mein Schatz?“ „Nee danke“, lehnte er höflich ab. „Bitte ein bisschen für mich…es ist sooo lecker!“ Schließlich ließ er sich breit schlagen, verzog jedoch sofort das Gesicht, als die klebrige Masse in seinem Mund zusammenpampte. Immer, wenn er im Augenwinkel einen roten Haarschopf sah, schrak der Bassist zusammen und drehte sich paranoid um, doch es waren immer andere Menschen, nicht sein Gitarrist. Moment Mal, sein Gitarrist? Warum dachte er sowas? Schnell schüttelte Toshiya den Kopf, um diesen Gedanken los zu werden. Mariko schleifte ihn noch ins Geisterhaus, zu einem der schnelleren Fahrgeschäfte, wobei sie ihm die ganze Zeit ins Ohr schrie und sich an ihm festklammerte, obwohl sie angeschnallt war und dieses dauernde Gekuschel. Am Ende des Abends war der Bassist nur noch genervt und ihm war jegliche Lust auf weitere Aktivitäten vergangen. Deshalb begleitete er Mariko noch nach Hause und trat dann selbst den Heimweg an. Dazwischen kam er an diesem Club vorbei, der ihn magisch anzog und wo er kurzerhand einflog. Er hatte sich schließlich schon lange nicht mehr amüsiert und die Musik schien nicht schlecht zu sein. Rockig, das mochte er. Nachdem er den ersten Shot weg gekippt hatte, beschloss er zu tanzen. Auf einmal erklang ein Lied, welches ihm sehr bekannt vorkam. Dieser Riff? Woher kannte er den doch gleich? Wow, super Gitarreneinsatz. Interessante Stimme. Oh Gott! Das war seine Band. In dem Club lief gerade Dir en Grey. Toshiya hüpfte vor Freude und wählte die einzige Nummer, die er neben der seiner Freundin auswendig kannte. Es klingelte. „Komm schon Die, geh an dein beschissenes Handy!“, fluchte der Bassist vor sich hin. Pech. Da sprang ihn auf einmal jemand von der Seite an und die beiden Männer gingen beinahe zu Boden. „Die? Du hier? Wahhhh, hörst du das gerade? Das ist unser Lied…ich meine, die spielen unsere Musik in nem Club!“ „Jaaaaa, ich freu mich wie verrückt! Das ist der Wahnsinn Tosh und muss definitiv gefeiert werden. Was willst du trinken?“ „Long Island Icetea bitte…brauchst du Geld?“ „Nee lass stecken, die erste Runde geht auf mich.“ Die Freunde stützten sich auf der etwas klebrigen Bar ab, grinsten sich an und schauten zu, wie ihr Cocktail gemixt wurde. Ihnen wurden die Gläser mit Schirmchen gereicht. „Na dann, auf uns! Das müssen wir den Jungs morgen erzählen.“ „Ohne scheiß. Ich bin immer noch voll aus dem Häuschen. Wie geht es dir? Bist du gar nicht mit Mariko unterwegs?“ „Nee, sie hat mich über den Rummel da ums Eck geschleift…aber war voll ätzend.“ „Hast du gerade Rummel gesagt? Mit Zuckerwatte und so? Ohhhhh Tosh, bitte, lass uns hingehen…bitte, bitte, bitte…“, flehte ihn der Rotschopf an. „Die, wie alt bist?“ „Haha, gerade 10. Komm schon, der hat sicher nicht mehr lange auf. Nur kurz.“ „Hat dir schon Mal jemand gesagt, dass du eine verdammte Nervensäge bist?“ Der Gitarrist grinste breit. „Ja du, gerade eben“, witzelte er und lachte los. Toshiya konnte nicht anders und musste mit lachen. Also stürzten sie ihren Cocktail runter und machten sich leicht betüdelt wieder auf den Weg in Richtung Rummel. Daisuke kaufte sich zuerst Zuckerwatte. Natürlich in rosa. Mit der Zunge fische er geschickt nach dem klebrigen Zeug und Toshi lief ein kurzer Schauer über den Rücken. Was sollte denn das jetzt? Seit wann faszinierte ihn denn Dies Zunge so sehr? Auch egal. Die beiden Jungs organisierten sich noch einen Sluched-Ice Wodka Waldmeister. Der Gitarrist schien alles zu lieben, was bunt und knallig und süß war. Amüsiert schüttelte der Bassist den Kopf. „Komm wir haben nur noch eine Stunde. Lass Mal nen Schlachtplan machen- Autoscooter, Gruselhaus, Riesenrad und dieses schnelle Drehdings da. Okay?“ Toshiya nickte nur, weil er wusste, dass es sinnlos war, dem verrückten Rotschopf zu widersprechen. Die ließ die erste Runde springen. Die beiden jungen Männer hatten ein wenig Probleme sich mit ihren langen Beinen in die kleinen Autos zu quetschen. Doch irgendwie schafften sie es und noch bevor Toshiya startete, wurde er von dem wagemutigen Gitarristen gerammt. „Tosh, du musst auch fahren!“, ärgerte er ihn und drehte um. Da fuhr auch der Bassist los, um den anderen einzuholen. Und WUUUUMMMMS. Der Schwarzhaarige kicherte und drehte schnell um, weil er Die entkommen wollte. Doch scheinbar war der Rotschopf nicht nur im Gitarrespielen geübt und so wurde Toshiya ein zweites und drittes Mal gerammt. Ein bisschen außer Puste stiegen sie wieder aus und rannten zur nächsten Attraktion. Das Gruselhaus war alles andere als gruselig, doch  Die erschrak sich trotzdem dauernd. In dem dunklen Gang krallte sich der Gitarrist an seinem Freund fest und versteckte sich hinter diesem, als am Ende des Weges ein Skelett auf sie zugerast kam. Auf dem Friedhof sprangen hin und wieder einige der Gräber auf und ein Zombie versperrte den Weg oder monströse haarige Spinnen seilten sich von der Decke ab. Für Die schien es echt schlimm zu sein, doch Toshiya nahm das alles mit Humor. Da erlaubte sich der Bassist doch glatt einen Spaß und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Der andere rief nach ihm und Toshiya musste aufpassen nicht laut loszulachen. „Ich komm gleich um die Ecke und wehe du stehst…aahhhhhhhaahhhhh!!!! Ich hasse dich….echt, sowas macht man nicht….“ „Die, du kreischt wie ein Mädchen….hahahahahah, ich kann nicht mehr…“ „Haha, sehr witzig…du bist echt doof“, murrte der Rothaarige und Toshiya legte kurz seinen Arm um den Älteren. „Sorry, ich konnte einfach nicht widerstehen…die nächste Runde geht auf mich, in Ordnung?“, versuchte er seinen Freund zu beschwichtigen. „Na gut“, murrte dieser. Auch der Rotschopf schrie in dem schnellen Fahrgeschäft um sein Leben, krallte sich an seinem Bassisten fest und führte sich auf wie ein pubertierendes Mädchen, doch komischerweise störte es Toshiya nicht. Im Gegenteil, er genoss die Nähe des anderen. Wollte ihm Halt geben, auch wenn es nur ein blödes Karussell war. „Boah ich glaub mir ist schlecht“, kam es von dem Gitarristen. „Die, wehe du kotzt mir auf die Schuhe.“ „Nee alles gut, geht schon wieder. Riesenrad?“, fragte er und klimperte mit den Augen. „Okeee…aber dann noch was trinken.“ Die nickte und ergriff eher unbewusst nach der Hand seines Freundes, doch auch Toshiya fiel das nicht weiter auf. Sie setzten sich in eine Gondel, allein und als diese ganz oben anhielt, stellte sich Daisuke hin und schaute hinaus. Reflexartig schloss der ängstliche Bassist seine Arme um dessen Beine. „Du hast doch einen Vollknall. Setzt dich wieder hin!“, fuhr er seinen Freund in forschem Ton an. Doch dieser hielt sich in der Mitte an der Stange fest und zog den Schwarzhaarigen vorsichtig hoch. „Schau doch, wie schön…das ist unsere Stadt Tosh…und heute kam unsere Musik einfach im Club…“ „Können wir uns trotzdem wieder hinsetzen?“ Die grinste und setzte sich wieder, Toshiya noch immer in seinen Armen haltend. „Dir ist schon klar, dass ich dich gerade im Arm halte?“, fragte der Rotschopf vorsichtig. „Ja, ich weiß und die lässt du da bitte auch, so lange wir hier oben sind…hab ich Mal erwähnt, dass ich Höhenangst habe?“ „Und du bist trotzdem mit mir hier oben? Oh Tosh, hättest du eher was gesagt. Da wären wir was anderes gefahren.“ „Nein alles gut, solange du mich nicht los lässt.“ „Tue ich nicht…danke, dass du mitgekommen bist…vor allem nach all dem Stress und so.“ „Ist doch klar, wir sind doch Freunde Die…“ Der Gitarrist seufzte kaum merklich. „Ja, Freunde…“ Das Riesenarad setzte sich wieder in Bewegung und hielt unten an. Die beiden stiegen aus und bewegten sich Richtung Ausgang. „Was machen wir noch?“ „Magst du noch mit zu mir kommen? Was trinken oder so?“ Der Bassist willigte ein, was sollte denn schon passieren? Die nahm eine Flasche Wein mit auf die Dachterrasse, zwei Decken und Kissen. Dort machten es sich die beiden Freunde bequem. Der Gitarrist sprang noch einmal auf, um das Feuer in der Feuerschale zu entfachen und seine Klampfe zu holen. Er spielte ein bisschen vor sich hin und der Schwarzhaarige schaute ihm einfach nur zu. Seine rotblonden Haare fielen ihm ein bisschen ins Gesicht, welches so entspannt und zufrieden wirkte. Gar nicht so aufgedreht wie eben auf dem Rummel. War Die wieder dünner geworden? Ein bisschen sorgte sich der Bassist um seinen Freund. Naja, immerhin hatte er ein ganzes Ding Zuckerwatte verputzt. „Du hast mir schon lang nichts mehr vorgespielt“, stellte er etwas verträumt fest. Die grinste ihn an. „Du bist ja auch kaum noch da. Wenn du willst können wir das wieder öfter haben.“ „Ich wollte dann auch langsam los…morgen ist Probe oder?“ „Jepp…ich bring dich noch zur Tür.“ Die beiden lagen sich lange in den Armen und es fühlte sich so gut an. Toshiya konnte nicht anders und musste den Weg zu seiner Wohnung die ganze Zeit grinsen. Oben angekommen, entledigte er sich seiner Kleider, doch als er das Licht im Schlafzimmer anknipste, traf ihn fast der Schlag und er schrie kurz auf. „Was zur Hölle machst du denn hier?“, fragte er seine Freundin. „Auf dich warten, was sonst! Ich hatte gedacht, wir könnten uns noch einen schönen Abend machen, aber du hattest ja scheinbar besseres zu tun! Wo warst du Toshiya?“ „Muss ich mich vor dir jetzt rechtfertigen oder was?“ Mariko stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn wütend an. „Wo warst du?“ „Ich war mit Die unterwegs okay?“ „Die? Dein Gitarrist? Habt ihr nicht gerade Streit…“ „Nein, wir haben uns wieder versöhnt. Und im Allgemeinen fänd ich es super, wenn du mich vorher anrufst und nicht einfach hier rein schneist!“, fuhr er die junge Frau an. „Ach, schmeißt du mich jetzt raus oder was?“ Toshiya ließ sich auf dem Sofa nieder und rauchte die Zigarette, die er noch von Die bekommen hatte. Mariko kam aufgebracht aus dem Schlafzimmer gestapft. „Toll, du rauchst also wieder?“, fragte sie mit ungewöhnlich hoher Stimme. Toshi verdrehte die Augen. „Ich hab nie aufgehört…und kannst du mich jetzt bitte einfach in Ruhe lassen? Meinetwegen kannst du hier schlafen, aber jetzt hör endlich auf zu reden Mariko!“ „Schön! Wie der Herr wünscht. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten verschwand sie wieder im Schlafzimmer und schloss die Tür nicht gerade leise. Toshiya ließ sich noch tiefer ins Sofa sinken. Er hatte keine Lust sich jetzt ins Bett zu seiner Freundin zu legen. Viel lieber wäre er bei Die. Die. Sein Freund, mit dem er heute einen wundervollen Abend verbracht hatte. Die, der ihn gehalten hatte, weil ihn die Angst in der Höhe packte. Die, dessen verführerische Zunge ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, wie er an der Zuckerwatte leckte. „Ach verflucht!“, schimpfte der Bassist und boxte gegen das Sofakissen. Er musste jetzt mit jemandem reden. Am besten mit jemanden, der nicht Daisuke war. Blieb nur noch ein Mensch, der um diese Uhrzeit vermutlich noch auf war. Shinya und Kaoru legten Wert auf ihren Schönheitsschlaf. Es klingelte. Immerhin. „Ja?“ „Tooru…ich bin’s Toshi…bist du zu Hause?“ „Ja, warum?“ Der Bassist seufzte. „Kann ich bei dir pennen? Ist gerade irgendwie alles kompliziert…“ „Komm her…ich bin da.“ „Cool, bis gleich.“ An Auto fahren war wohl jetzt nicht mehr zu denken, deshalb bestellte sich der Bassist ein Taxi zum Haus des Sängers, da dieser am Rande der Stadt wohnte. Leise schlich er ins Schlafzimmer, um seine Sachen zu packen. „Wo willst du hin?“, fragte Mariko verschlafen und scheinbar wieder zahm wie ein Lämmchen. „Ich muss weg…Mariko, wir können nicht zusammen sein…tut mir leid. Du kannst bleiben so lange wie du willst, dein Zeug aus der Wohnung räumen…aber ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Tut mir leid, dir Hoffnung gemacht zu haben.“ Die junge Frau brach in Tränen aus, doch Toshiya ließ sie allein. Nicht gerade sehr nett, das wusste er selbst, aber er konnte nicht anders. Kyo erwartete seinen Bassisten schon und stand in der Tür. „Willst du bei mir einziehen?“, fragte er verwundert. „Nee…ich musste vor Mariko flüchten…können wir morgen reden? Ich bin völlig erledigt. Und danke…“ Der Sänger winkte mit der Hand ab. „Keine Ursache. Ich hab dir schon alles fertig gemacht…kannst im Wohnzimmer schlafen.“ Und es dauerte auch nicht lange, da fiel der Bassist in einen nahezu traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)