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Don´t say it

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, lang ist es her, aber hoffe das ist verzeihlich ^^
Wenigstens ist das Kapitel länger als ich sonst eigentlich schreibe (denke ich) :D
Hoffe ihr habt Spaß beim Lesen Komplett anzeigen

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Zwei Jahre zuvor

Moin, allerseits :)

Schön, dass ihr euch hier her verirrt habt.

Da ich schon mehrere ShikaXIno Geschichten hab, wollte ich mal auch dem KibaXIno Ship Aufmerksamkeit zollen XD An sich hatte ich einen Oneshot geplant, aber wie es halt ist, hat sich der Plan geändert

Ich sag dann nur noch viel Spaß beim lesen ^^
 

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»Es ist falsch. «
 

»Sag es nicht. «
 

»Wir dürfen das nicht. «
 

»Sei leise. «
 

»Wir sollten nicht… «
 

»Nur für jetzt. «

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„Ino Yamanaka! Wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, dann räume ich dein Kleiderschrank aus und verbrenne all deine Klamotten im Hinterhof und schenke dir die Asche zum Geburtstag“, rief ein gestresster Vater laut, dessen kleine Tochter am Höhepunkt ihrer Pubertät war. Seine Frau war zurzeit auf einer Fortbildung “Wüstenblumen züchten und erhalten“ und übertrug ihm die Verantwortung über dem kleinen Schrecken im Obergeschoss. Eine Aufgabe, die er nicht meistern konnte.

Es war schon schwer auf seine Tochter im Allgemeinen aufzupassen, doch jetzt kamen auch noch Alkohol, Partys und das Schlimmste aller Schrecken, Jungs ins Spiel. Er hatte mit der Vorstellung gelebt, dass seine kleine Prinzessin sich vor ihrem achtundzwanzigstem Lebensjahr nicht für Männer interessieren würde. Doch seit seine Frau weg war, zerbrach seine kleine Vorstellung in abertausend von kleinen Splittern. Seine kleine, unschuldige Tochter, so rein und zart, hatte einen Freund.

Als er davon erfuhr, war er Hals über Kopf zum Telefon gestürzt und hatte seine Frau davon unterrichtet, die es als Selbstverständlichkeit aufnahm und sagte, dass Ino in das Alter gekommen war, wo ein Freund Thema wurde. Und jetzt musste er sich damit herumschlagen. Er hatte überlegt, Ino Hausarrest aufzubrummen, um sicher zu sein, dass sie die Flasche von einem Mann nicht sehen konnte, doch hatte Hausarrest Ino nie von etwas aufgehalten. Er hörte die stapfenden Schritte seiner Tochter über sich, die lauthals fluchte. In zehn Minuten mussten sie losfahren, wenn er nicht in den morgendlichen Stau geraten wollte. Und erneut zu spät bei der Arbeit auftauchen, konnte er sich nicht leisten. Das letzte Mal hatte sein Chef ihm mit Gehaltskürzung gedroht, eine Drohung, die Wirklichkeit werden würde, sollte Ino ihren Hintern nicht baldmöglich runterbringen. Und bei seinem Gehalt konnte er keine Kürzung vertragen. Nicht mit diesem Haus und seiner Familie, die er unterhalten musste. Und der Blumenladen seiner Frau musste ebenfalls unterstützt werden, solange die Renovierungen liefen.

„Ino ich schwöre bei Gott, wenn du nicht um Voll im Auto sitzt, werde ich pro überzogene Minute dir dein Taschengeld halbieren!“ Ino rief ihm eine weniger freundliche Antwort runter und stapfte wutschnaubend die Treppe herunter.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Inoichi, der Vater dieser bezaubernden jungen Dame, entgeistert.

„Was“, sagte Ino angriffslustig und warf sich die hellgraue Lederjacke über die Schultern.

„Dein Aufzug! Glaubst du wirklich, so lasse ich dich raus? Geh dich sofort umziehen!“ Inos Aufzug war ein bauchfreies lilanes Top und ein Minirock, der so viel Bein zeigte, dass er so gut wie nichts verdeckte. Zur Vollendung des Outfits hatte sich Ino ein dutzend Armreifen um die Handgelenke geschnallt, das aussah, als würde sie einem Weihnachtsbaum Konkurrenz machen wollen.

„Ernsthaft? Wer hat hier wegen der Zeit gemeckert und jetzt soll ich mich nochmal umziehen?!“ Ino kochte vor Wut und warf ihre Jacke auf den Boden. Eine Angewohnheit, die sie seit sie klein war nicht verändert hat. Mit vier wollte sie den Nachbarshund streicheln, eine große, schwarze Bulldogge, die mehr Waffe als Tier war. Nachdem sowohl der Nachbar, als auch ihre Mutter ihr verboten hatte sich dem Hund zu nähern, hatte sie das Erstbeste, was sie zur Hand hatte auf den Boden geworfen und hatte angefangen zu weinen. Als kleines Kind war es süß gewesen, doch als Teenager strapazierte es Inoichis Geduld.

„Du hast drei Minuten dich umzuziehen und dich in den Wagen zu setzten. Und wenn du zu lange brauchst, dann kannst du zu Fuß gehen!“ Er hatte keine Kraft und Zeit lange mit ihr zu diskutieren. Zornig und laut wie ein Rhinozeros raste sie die Treppen hoch. Mit Hotpants und lila Hemd kam sie wieder herunter. Für Inoichis Geschmack immer noch zu freizügig, doch war es um Längen besser, als der Dirnenaufzug zuvor. Schnell schlüpfte seine Tochter in die braunen Keilabsatzstiefel und zog sich die Jacke ordentlich an. Sie hatten nur noch zwei Minuten.

„Gut, dann ab geht´s. Heute gebe ich meinem Chef keinen Grund mich anzuschnauzen“, sagte er leicht erschöpft und schloss die Wohnungstür auf. Ino verdrehte die Augen. Sie verstand die Notwendigkeit nicht. Für sie waren es Partys und Freunde was momentan zählte. Wenn sie erwachsen war, würde sie es verstehen. Wenn sie selbst Kinder haben würde, eine Familie, ein Haus, ein Beruf. Natürlich sollte sie sich erst auf ihre Karriere konzentrieren. Einen Mann finden, konnte sie auch mit dreißig. Oder gar nicht. Sie brauchte keinen Mann, um eine Familie zu haben. Sie würde einfach Kinder adoptieren, wenn sie bereit für eine Familie war. Sie brauchte keinen Mann. Kein Mann wäre gut genug für seine Tochter und schon gar nicht so ein herbeigelaufener Schnösel wie ihr momentaner Freund.

Das Telefon klingelte, als Ino schon fast aus dem Haus war. Inoichi, der gerade seinen Aktenkoffer zur Hand nahm, wies Ino an, ans Telefon zu gehen.

„Halt dich aber kurz! Sag wir rufen zurück, weil wir es eilig haben“, sagte er und schaute sich nach seinen Autoschlüssel um. Er war sich sicher gewesen, dass er sie auf die Kommode neben der Küchentür gelegt hatte, doch dort lagen nur die versiegelten Briefe, die heute von der Post gebracht worden waren. Ino kam mit dem Telefon am Ohr wieder in den Flur und sagte:

„Entschuldigung, aber kann ich zurückrufen, wir haben es momentan… Ja… Ja, die bin ich. Ja, sie ist meine Mutter…“ Als Ino verstummt war, unterbrach er seine Suche nach den Schlüsseln und schaute rüber zu seiner Tochter. Sie war vollkommen erstarrt und ihre Hand, die das Telefon hielt, zitterte. Er hatte seine Tochter seit Jahren nicht mehr weinen sehen. Umso intensiver war der Schock, die salzigen Wasserperlen über ihre Wange fließen zu sehen. Ihre Stimme klang tonlos, als sie weitersprach:

„Ja… Gut, wir kommen sofort… Ja, auf Wiedersehen.“ Das Telefon entglitt ihrer Hand und fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden.

„Wer war das, Liebes?“, fragte Inoichi besorgt und versuchte seine aufgelöste Tochter zu beruhigen, indem er sie sanft zu sich zog und ihr über das weiche Haar strich. Die Schluchzer ließen ihren Körper erzittern und sie krallte sich in sein Jackett.

Unter dem Wimmern fing Ino an zu stottern:

„S-Sie ha-hatte einen U-Unfall… Mama… Sie, Sie i-ist… Sie ist…“ Er brauchte die letzten Worte nicht zu hören, um zu wissen, was Ino ihm sagen wollte. Seine Frau war nicht mehr. Seine Frau, die bei der Fortbildung war, um ihren Blumenladen zu erweitern. Seine Frau, die seit fünfundzwanzig Jahren an seiner Seite war. Die er in der Schule kennen und auf dem College lieben gelernt hatte.

Die dicke Luft zwischen ihm und seiner Tochter war vergessen. Der Tod hat dem Streit die Luft aus den Segeln genommen. Und eine Tragödie hat eine Familie wieder zusammengeschweißt. Wenn auch nur für eine kurze Zeit.
 

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Nur der Anfang wird so, sag ich mal, tragisch. An sich will ich diese FF eher lustig halten, aber ich weiß nicht, ob mir sowas liegt XD

Danke fürs reinschauen, bald geht es weiter :)

Eine Zuflucht

Ino lag wach im Bett und starrte ihre blaubestrichene Decke an. Die Nacht funkelte hell. Die Sterne übersäten den Himmel wie Farbsprenkel die Wand, als hätte jemand den Himmel als Leinwand für ein wunderschönes Meisterwerk genutzt. Doch in diesem Augenblick kotze es Ino einfach nur an. Es war der zweite Todestag ihrer Mutter und ihr Vater saß unten im Wohnzimmer mit seiner Flamme und turtelte mehr rum, als Naruto und Hinata. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Elf Monate. Elf Monate nur dauerte Inoichis Trauer an, bis er Trost bei diesem braunhaarigem Flohmonster suchte. Und jetzt schlabberte er das Gesicht einer anderen Frau ab, während ihre Mutter grade mal 712 Tage unter der Erde lag. Sie hatte nachgerechnet. Am zweihundertachtundsiebzigsten Tag lernte ihr Vater Tsume Inuzuka in seiner Firma kennen. Ihr erstes Date hatten sie am dreihundertdreiundzwanzig Tag. Er hatte noch nicht einmal ein ganzes Jahr warten können, bis er sich neuem zu wand. Ihre Mutter war noch nicht einmal vollständig verwest. Es dauerte je nach Beschaffenheit zwölf Jahre und dazu kam noch die Dauer der Zersetzung des Skelets. Ihr Vater hätte wenigstens den Anstand haben und warten sollen, bis die Erde Inos Mutter vollständig einverleibt hatte. Aber nein, anscheinend war seine Liebe zu ihr nicht groß genug um zwölf Jahre zu warten. Zwölf Jahre. Er war nicht mal ein zwölftel der Zeit keusch geblieben. Und jetzt musste Ino Tag täglich zusehen, wie ihr Vater auf das Grab ihrer Mutter spuckte und sich mit der Brünette vergnügte. Wenn ihre Mutter sie von oben beobachtete, dann zerriss es ihr bestimmt das stumme Herz. Und mit ihrem blutete auch Inos.

Das helle Lachen Tsumes drang zu ihr in das Zimmer. Und Inoichi hatte sich noch nicht einmal Gedanken gemacht, wie sie sich fühlte. Er verbrachte immer die Zeit mit Tsume bei ihnen zuhause. Er gab Ino keine Zuflucht zu der sie sich zurückziehen konnte. Ino hatte sich zur Angewohnheit gemacht sich nur noch in ihrem Zimmer aufzuhalten, wenn sie mal zuhause war. Denn jedes andere Zimmer war verseucht. Selbst in die Küche ging sie nur, um sich mal was zu Essen mit nach oben zu holen.

„Inoichi! Lass das“, schallte es lachend die Treppen rauf und es verdrehte Ino den Magen. Sie konnte und wollte nicht länger im Bett liegen, während ihr Vater im Wohnzimmer eine Fremde vernaschte. In dem Jahr, das Tsume schon hier ein und aus gingen, hatte Ino jeglichen Kontakt gemieden und wusste nur vier Sachen über diese Frau. Erstens ihr Modegeschmack ist im letzten Jahrhundert stecken geblieben. Ihr Haar war zottelig und die Kleidung trug sie in Übergröße, welche übersäht von Flecken waren. Zweitens sie stank bestialisch nach Hund. Es war, als würde sie zwischen Hunden schlafen. Drittens ihr Lachen war fürchterlich laut. Es gab Nächte an denen Ino nicht schlafen konnte, weil sich Inoichis neue Freundin zu sehr über seine schlechten Vaterwitze amüsierte. Und viertens war sie eine verfluchte Hexe, die ihren vollidiotischen Vater zu einem noch unerträglicheren Vater gemacht hatte. Erzürnt sprang Ino von ihrem weichen Bett und streifte sich die Jeans, welche sie Stunden zuvor auf den Boden geworfen hatte, über ihre Beine. Heute fand sie nicht ihre Innere Mitte, um die psychische Folter zu ertragen. Sie warf sich ihre Lederjacke über, die perfekt mit ihrer blauen Jeans übereinstimmte und öffnete ihr Fenster. Die Schuhe, die sie nun immer mit in ihr Zimmer nahm und unter ihren Schreibtisch platzierte, klemmte sie sich unter den Arm und stieg auf den Fenstersims. Es war recht hoch, immerhin befand sie sich im zweiten Stock, doch hatte sie sich über das Jahr den perfekten Weg nach Unten angeeignet. Vorsichtig drückte sie sich den Sims zur anderen Haus Seite entlang, wo sie sich über den Dachüberstand auf das gewellte und schräge Dach ziehen konnte. Von dort lief sie zum Rand der Vorderseite des Hauses, in dessen Vordergarten sie vor Ewigkeiten einen Baum gepflanzt hatten. Heute war er zu einer kräftigen und widerstandsfähigen Buche gewachsen, dessen starke Äste bis hoch zum Dach reichten. Mit geübten Schritten balancierte Ino auf dem dicken Ast zum Stamm und hangelte sich runter aufs weiche Gras. Und das alles schaffte sie ohne ihre heißgeliebten Schuhe zu verlieren. Durch das geschlossene Wohnzimmerfenster konnte man perfekt auf das turtelnde Pärchen schauen, welches sich auf dem Sofa breitgemacht hat. Tsume hatte ihre Beine über Inoichis Schoß geworfen und küsste lachend sein Gesicht. Er lachte glücklich auf und noch mehr Wut stieg in Ino auf. Nicht genug, dass ihr Vater schon den Platz ihrer Mutter mit einer anderen Frau belegt hatte, jetzt war er auch überglücklich deswegen. Ino schnaubte auf und zeigte dem Fenster ihren Mittelfinger.

„Ihr könnt mich mal“, rief sie ihrem Vater und seiner Geliebten zu, die sie nicht hören konnten, da sie sich erneut ihre Zungen in die Hälse steckten. Sah es so widerlich aus, wenn man sich küsste? Als würden sie sich von innen heraus auffressen wollen. Geschickt schlüpfte Ino in ihre hohen Schuhe und verließ den Garten ihrer Kindheit. Wenn sie es nicht mehr zuhause aushielt gab es nur einen einzigen Ort, zu dem sie immer flüchten konnte. Der einzige Ort an dem sie ihren verräterischen Vater vergessen und sich einfach fallen lassen konnte. Und das Beste war, dass sie aufkreuzen konnte, wann immer sie es wollte. Ihre Schritte hallten auf dem Asphalt wieder, als sie die Straßen entlang lief. Es war nicht weit. Kaum vier Blöcke von ihrem Haus entfernt, doch war der Weg ihr zum Gehen zu lange. Sie brauchte Nähe. Jemanden der sie in den Armen hielt, der sie tröstete. Das braune Haus war von großen Tannen flankiert, die es der Sonne am Tag unmöglich machte durch die Fenster zu scheinen. Doch das war der Grund gewesen, dass der Bewohner des Hauses Tannen in seinem Garten pflanzen ließ. Er mochte, nein, er liebte das Dämmrige. Am schwarzen Zaun hing ein Schild “Achtung, Hund! Bist du nicht willkommen, beißt er dich“, um unerwünschte Gäste zu verjagen, doch gab es kein Haustier, was das Haus bewachte. Es war eine leere Drohung, die trotz dessen oft seinen Zweck erfüllt hatte. Ino sprang über das verschlossene Tor, welches ihr kaum bis zur Schulter reichte und lief um das Haus zum Hinterhof. Aus seinem Zimmer brannte kein Licht mehr, doch Ino wusste, dass er noch wach war. Sie klopfte gegen die Fensterscheibe und presste ihr hübsches Gesicht gegen das kalte Glas. Sie konnte das Zimmer nur schemenhaft in der Dunkelheit erkennen, doch sah sie, wie sich eine große Gestalt von dem Bett erhob und sich zu ihr umdrehte.

„Ino, was tust du hier?“, fragte die Person müde, aber Ino winkte ungeduldig ab.

„Frag nicht und lass mich rein! Hier ist es sau kalt!“ Das Fenster öffnete sich und Ino konnte schon die wohlige Wärme des vollbeheizen Raumes spüren. Hastig kletterte Ino über den Sims in das Zimmer und schloss das Fenster hinter sich schnell. Dann drehte sie sich zu ihrem besten Freund und zwinkerte ihm zu.

„Naaa, hast du mich vermisst?“, fragte sie grinsend. Shikamaru fuhr sich stöhnend durch das dichte, lange Haar, welches er offen trug.

„Keines Wegs. Ich war grad am Schlafen“, zischte er, doch schwang ein sanfter Unterton mit. Ino nickte nur. Sie wusste, dass er log. Seit sie angefangen hatte, ihm nächtlich mal einen Besuch abzustatten, blieb er immer bis spät in die Nacht wach und wartete auf sie. Kam sie mal nicht sah man am nächsten Tag, wie lange er wach gewesen war, da seine Augenringe tiefer als sonst waren. Doch er stritt es immer ab. Er sagte, er könne nicht gut schlafen oder er musste noch Hausaufgaben machen. Als ob Shikamaru jemals Hausaufgaben gemacht hätte, dieser faule Sack, dachte Ino kichernd.

„Was kicherst du so blöd“, fragte Shikamaru genervt und warf sich zurück aufs Bett. Auch wenn er abweisend mit ihr sprach, liebte Ino seine Nähe. Es beruhigte sie seinen Duft in ihrer Nase zu haben und seine Stimme zu hören, die seit der achten Klasse unglaublich tief geworden war.

„Ich musste nur dran denken, wie du mit Glatze aussehen würdest“, erwiderte Ino schlicht und setzte sich neben ihrem besten Freund aufs Bett. Ein tatsächlich amüsanter Gedanke. Immerhin kannte Ino Shikamaru nur mit mindestens schulterlangen Haaren. Shikamaru grunzte nur und begann Inos Haare in seiner Hand zu zwirbeln. Er hatte es sich angewöhnt, wenn er nachdachte. Ino hätte “Denkerhaare“, wie er es ihr mal gesagt hatte. Das beste Kompliment, was man von solch einem Morgenmuffel erwarten konnte.

„Bleibst du über Nacht?“, fragte er nach einer Weile und Ino nickte. Oft ging sie spät nach Mitternacht wieder nach Hause, denn ihr Vater hasste es, sie morgens nicht in ihrem Bett vorzufinden. Er dachte dann immer, sie wäre bei ihrem Freund Seigo. Ex-Freund traf es besser, doch was wusste ihr Vater überhaupt noch von ihrem Leben? Sie hatte Seigo kurz nach dem Tod ihrer Mutter verlassen, da er sich darüber beschwert hatte, wie depressiv sie in der Zeit war und sie ihn immer runterziehen würde. Es war ein unschöner Streit gewesen, in dem sie ihn hätte am liebsten erwürgen können.

Ino drehte sich zu Shikamaru um und fuhr ihm über die Wangen:

„Danke, dass du für mich da bist.“ Er lächelte und griff nach ihren Fingern.

„Wir sind Freunde, da ist so etwas doch das Mindeste. Als Gegenleistung könntest du ja weniger nerven“, sagte er und schaute sie lange an.

„Du weißt, dass das nie passieren wird. Das wär´ doch so als würde ich meine Persönlichkeit aufgeben“, lachte Ino und lehnte sich an seine Schulter.

„Weißt du…“, begann Ino langsam und es freute sie, dass er wartete, bis sie es ansprach und sie zu nichts drängte,

„Heute ist sie gestorben. Genau heute, zwar paar Stunden zuvor, doch heute ist ihr Todestag. An so einem Tag sollte man eigentlich ihre Totenstätte besuchen und für ihr Wohl dort oben beten. Und mein Vater hat noch nicht einmal gedacht ihr eine Kerze anzuzünden. Während ich zu ihrem Grab gefahren war, hatte er seinen Hals mit Rasierwasser ertränkt, um seine neue Freundin zu betören. Letztes Jahr waren wir zusammen dort, auch wenn er schon eine Neue gefunden hatte. Dort besaß er noch wenigstens etwas Respekt gegenüber meiner Mutter. Er hatte ihr sogar eine Rose mitgebracht. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, er würde Tsume verlassen, weil er Mama noch zu sehr liebt. Aber das war nicht der Fall. Er krallte sich nur noch fester in diese Frau und nun scheint es, als würde sie schon bei uns wohnen.“ Shikamarus Arm hatte sich über ihrer Schultern gelegt, die angefangen hatten zu zittern. Beruhigend strich er ihr den Arm entlang und es wirkte. Augenblicklich beruhigte sich Inos inneres Chaos. Der Zorn, die sie gegenüber ihren Vater hatte verebbte langsam und sie konnte ruhig weiterreden:

„Könntest du, wenn deine wahre Liebe gestorben ist, neu anfangen?“ Es blieb still und als Ino zu Shikamaru aufschaute, hatte sich ein schmerzvoller Ausdruck in seinem Gesicht gezeichnet, mit dem er sie innig anschaute.

„Nicht mal, wenn sie nicht sterben würde“, antwortete er und seine Hand verkrampfte sich kurz an ihrem Arm. Langsam nickte Ino und legte ihren Kopf wieder gegen seine Schulter.

„Siehst du. Und er war mit seiner Liebe zig Jahre zusammen. Ich verstehe ihn nicht.“ Plötzlich regte sich etwas in Ino und sie wollte so schlagartig, wie sie über ihren Vater reden wollte, so schlagartig alles andere außer dies tun.

„Shika, halt mich ganz fest, dass ich an nichts mehr denken kann“, flüsterte Ino leise und drückte sich enger an ihren besten Freund, der bereitwillig seine beiden Arme fest um sie legte. Es war schon ein Ritual von ihnen geworden. Erst kam die innige Umarmung, dann die sanften Streicheleinheiten, bis einer von Beiden, meist war es Ino, den ersten Schritt tat und ihn küsste. Es waren keine “Wir-sind-Freund-und-Freundin“-Küsse und auch keine “Ich-steh-auf-dich-aber-will-es-mir-nicht-eingestehen“-Küsse, sondern fordernde Küsse, die einen für kurze Zeit vergessen lassen sollten. Angefangen hatte es vor knapp zwei Monaten. In einer Nacht war Ino vollkommen aufgelöst zu Shikamaru gekommen und wollte einfach nur abgelenkt werden. Es war nicht die beste Idee mit dem besten Freund zu schlafen, doch half es. In der Zeit fühlte sie sich nicht alleingelassen und sogar auch geliebt.

Shikamaru war nach wie vor liebevoll und zärtlich, es hatte sich nach den ganzen Malen nie geändert. Seigo hingegen hatte seine zuvorkommende und Gentleman Art schon nach ihrem ersten Mal verloren. Es war schon fast lustig, wie der beste Freund sie besser behandelte als ihr damaliger fester Freund.

Ino keuchte auf, als Shikamaru sie unter sich auf die Matratze warf und ihr einen langen und innigen Kuss auf die Lippen gab. Shikamaru hatte sie nicht einmal abgewiesen, auch wenn er, als sie das erste Mal bei ihm aufkreuzte und mit ihm schlafen wollte, sichtlich erschrocken war. Doch nachdem er gesehen hatte, wie traurig, fast verzweifelt sie gewesen war, hatte er sie in sein Bett gelassen. Und seit jeher kroch sie öfters unter seine Decke. Aber hatte sie sich selbst zwei Regeln aufgestellt. Wenn sie sich geküsst hatten, dann mussten sie miteinander schlafen, denn sonst wäre es mehr als eine Bettgeschichte und das wollte sie nicht. Und nachdem die Nacht vorüber war, wurde nicht darüber gesprochen. Es wurde getan, als wäre nie etwas zwischen ihnen passiert. Nur wenn es wieder soweit war, durften die Erinnerungen wiederkommen. So, sagte sich Ino immer wieder, hielt sie die Freundschaft aufrecht, nachdem sie sie unbedacht in Gefahr gebracht hatte. Und Shikamaru war ihren stummen Regeln gefolgt. Er hatte gespürt, dass Ino nicht wollte, dass aus der Sache mehr wurde, als nächtliche Ablenkung.

Das Familiendinner

„Das ist ein schlechter Witz, oder?“ Ino war kaum zwei Stunden wieder zuhause und sie könnte gleich wieder zu Shikamaru flüchten. Doch es war nicht genug, dass das ganze Wohnzimmer nach Inoichis neuer Flamme roch und Ino schon vereinzelt Tsumes Eigentum im Haus wiederfand. Wie zum Beispiel mehrere abgenutzte Schuhe und einzelne Ohrringe, die sie anscheinend bei ihrem hitzigen und sehr sexuellen Gefecht mit Inoichi einfach auf den Boden verteilt hatte. Ganz zu schweigen von der Zahnbürste, die neben Inos im Bad lag. Nein, jetzt hatten die beiden alten Schachteln sich etwas ganz Neues ausgedacht, um Ino auf die Palme zu bringen.

Wir werden heiraten.

Der Satz war wahrlich das letzte was Ino hätte je hören wollen. Wütend starrte sie die Beiden an und schüttelte entsetzt den Kopf. Inoichi, dessen Arm liebevoll um Tsumes Schulter lag, starrte sie entsetzt an. Er hatte sich wohl erhofft, dass sie vor Tsume mich ein bisschen im Zaun halten würde. Kannte er sie wirklich so schlecht?

„Ino! Also wirklich, kannst du nicht etwas…“, begann er und trat ein Schritt auf sie zu, doch Ino funkelte ihn nur wütend an.

„Nein, kann ich nicht! Damit eins klar ist; Ich werde dem nie zustimmen und ihr könnt versuchen was ihr wollt, um mich umzustimmen, aber sie als neue Mutter zu haben… Eher esse ich mit Golum rohen Fisch.“ Ich warf Tsume einen wenig freundlichen Blick zu und wünschte, dass dies alleine schon reichen würde, um sie zu vergraulen. Doch sie wäre schon längst weg, wenn so ein kleiner Blick reichen würde. Ino wollte hoch in ihr Zimmer, doch ihr Vater versperrte ihr den Weg. Wenn er mal wirklich ernst war, konnte er einem schon ziemlich Angst machen, doch wollte sie es nicht zeigen. Stattdessen schob sie ihr Kinn vor und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Hab etwas mehr Respekt vor Tsume. Auch wenn du es nicht willst, wird sie bald deine Stiefmutter sein und ich erwarte, dass du deinen pubertierenden Hochmut etwas im Zaun hältst. Es dreht sich nicht die ganze Welt um dich, Prinzessin, und deine Wünsche. Und jetzt entschuldige dich gefälligst bei Tsume.“ Ino schnaubte erzürnt auf:

„Träum weiter. Mir egal, ob es dir passt oder nicht, aber ich werde sie nie mehr ansehen als eine Fremde, die versucht mein Leben zu zerstören. Und wenn du glaubst, ich sehe untätig zu, wie sie sich in unsere Familie drängen möchte, dann hast du dich geschnitten. Ich gebe euch keine sechs Monate und ihr seid wieder getrennt. Und das ist schon viel zu großzügig von mir!“ Die Hand, welche gegen ihre Wange schellte schmerzte so stark, dass Ino die Tränen in die Augen schoss. Aber sie wollte ihrem Vater ihren Schmerz nicht zeigen und setzte ihr arrogantes Gesicht auf und straffte ihre Schultern. Inoichi funkelte sie wütend an, wobei er keine Reue für seine Tat zeigte.

„Ich habe dein egoistisches Verhalten jetzt lange genug gestattet. Ich nahm Rücksicht auf dich, du hattest immerhin deine Mutter verloren. Ich akzeptiere auch deine Beziehung mit diesem Jungen, Seigo. Also nun reiß dich mal zusammen und entschuldige dich bei deiner Stiefmutter!“ Während Inoichi seine Tochter anschrie, stand Tsume unbeteiligt neben den Beiden und schaute ihren Freund mit undefinierbaren Blick an. Turnte es sie an, ihn mit seiner Tochter schimpfen zu sehen, oder was? Ino tat so, als müsste sie würgen, verdrehte vor Inoichi die Augen und stieß ihn grob zur Seite um wieder in ihr Zimmer zu gelangen. Das war ein neues Level von Respektlosigkeit, doch das kümmerte sie so überhaupt nicht. Inoichi, der wohl in dieser Sache aufgab, rief ihr noch hoch.

„Zu deiner Information: Heute kommt auch Tsumes Sohn zum Abendessen. Immerhin solltet ihr euch Kennenlernen, bevor wir alle zusammenziehen.“ Ino stockte kurz vor ihrer Zimmertür, dessen Holz mit „Keep-out“-Stickern überzogen war. Sie wirbelte entsetzt herum und rannte zurück zum Treppenabsatz.

„Was hast du da gesagt? Diese Hexe hat einen Sohn? Mit dem ICH zusammen wohnen soll? Eine von denen ist schon zu viel!“ Aber Inoichi zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

„Ich versuche dich nicht mehr von Ihnen zu überzeugen. Mit ihnen leben musst du so oder so.“ Und somit nahm er Tsumes Hand, die nun endlich ihre Augen von Inoichi nahm und zu Ino hochschaute. Und dann lächelte sie. Dieses verfluchte Miststück lächelte sie tatsächlich an.

„Ich denke, ihr werdet euch gut verstehen. Er ist genauso aufbrausend wie du.“ Ino streckte ihr nur den Mittelfinger aus und rannte wutentbrannt in ihr Zimmer. Dort warf sie ihre Schuhe gegen die Wand und schrie einmal laut auf. Eins war klar, diese Frau und ihr Produkt müssen weg. Und am besten fing Ino heute beim Dinner schon an, die beiden zu vergraulen. Mit grimmigen Gesicht setzte sie sich vor ihren Spiegel und betrachtete sich nachdenklich, während sie über einen angemessenen Plan nachdachte.
 

Als sie die Treppe herunterstolziert kam, als Inoichi zum fünften Mal nach ihr rief, hatte sie genug Zeit gehabt nachzudenken. Ihre erste Idee mit gräußlichen Aussehen und Manieren, die Beide in die Flucht zu schlagen, hatte sie schnell fallen gelassen. Im Nachhinein würde Tsume sie noch sympatisch finden, so wie sie wirkte, war sie nicht sonderlich gepflegt aufgewachsen. Nein, das war nicht der richtige Weg. Inoichi sah seine Tochter misstrauisch an, als sie in dem körperbetonten Abendkleid vor ihm stand. Hellblau mit dunklem Schimmer legte sich der seidige Stoff um ihre Schultern herab und bedeckte bis zu ihren Knien ihren Körper. Ein leichter Einschnitt an der rechten Seite lies ihr eine angenehme Beinfreiheit.

"Ist etwas", fragte sie mit unschuldiger Stimme zu ihrem Vater, der immer noch nicht seinen Blick abgewandt hatte.

"Du siehst gut aus...", sagte er langsam.

"Danke", antwortete sie lächelnd und zog sich ihre hochhackigen Sandalen an.

"Ich weiß nicht, was du geplant hast, aber wenn ich dir etwas bedeute, sei heute Abend einmal brav." Ino richtete sich wieder auf und warf ihr offenes Haar nach hinten. Sie hatte ihr sonst glattes Haar in mächtige Locken gedreht, die imposant ihre Silhouette umspielten. Inoichi wartete auf eine Antwort, doch sie lächelte einfach nur und schritt zur Tür. "Wollen wir?" Seufzend nickte er und nahm die Autoschlüssel. Tsume war wohl während der Zeit, die Ino in ihrem Zimmer verbracht hatte, nachhause gefahren. Vermutlich um ihren verwahrlosten Sohn zu entlausen, bevor sie ihn in die Öffentlichkeit mitnehmen konnte. Bei dem Gedanken musste Ino tatsächlich schmunzeln. Wahrscheinlich war ihr Sohn ein fettes, säuenähnliches Kind, dass in der Schule so unbeliebt war, dass es sich nur von der mütterlichen Liebe ernährte. Ino setzte sich auf den Beifahrersitz, während Inoichi schon den Motor anspringen lies. Sie schwiegen sich auf der Fahrt an. Ihr Vater versuchte ihre Laune nicht runterzuziehen und Ino war mit ihren Gedanken ganz woanders, sodass ihr nicht einmal auffiel, dass es still war. Die Fahrt dauerte jedoch auch nicht besonders lange und als sie die Fassade des Gebäudes sah, schreckte Ino aus ihren Gedanken.

"Was zum-", sie konnte nicht weitersprechen. Sie fuhren auf den kieseligen Parkplatz. Das Restaurant war aus einem brauen Ebenholz gebaut und saftig grüne Ranken kringelten sich das Holz herab. Rote und violette Blumen schienen zwischen den Blättern hervor. Altmodische, romantische Laternen flankierten den Gehweg zur Tür, von denen auch ein dunkelroter Teppich ausgerollt worden war. Mit weißen, schimmernden Lettern stand der Name des Restaurants groß über der Tür. »Le bonheur du coeur«. Ino brauchte kein französisch um zu wissen, wie schweineteuer das Restaurant war. Zu solch ein Restaurant hatte ihr Vater ihre Mutter ab und an ausgeführt, doch mit jeder weiteren Aktion ihres Vaters, die Ino zeigte, dass Tsume den Platz ihrer Mutter einnahm, machte sie immer wütender. Aber sie unterdrückte ihren Wutausbruch. Zettern würde sie nicht ans Ziel bringen. Sie musste ganz anders voran gehen. Darauf setzte sie ein falsches Lächeln auf ihre rot geschminkten Lippen und öffnete ihre Tür.

"Dann wollen wir einmal", meinte sie und stieg aus. Inoichi richtete sich noch die gestreifte Krawatte im Rückspiegel und folgte dann seiner Tochter. Es parkten viele Autos, meist waren es teure, glänzende Geldschlucker, die den Besitzern das Gefühl von Macht geben sollten. Nur vereinzeln standen schlichte Alltagsautos zwischen den Angebern.

"Warte hier kurz. Ich frage, ob unser Tisch schon bereit ist." Ino nickte nur und stellte sich neben die Laterne, während ihr Vater den Teppich zum Restaurant entlang lief. Die Gäste mussten sich auch wohl wie Prominente fühlen, wenn sie hier essen gingen. Vielleicht war dies auch der einzige Grund, wieso es beliebt war. Sie holte ihren Handspiegel aus ihrer Handtasche und überprüfte ihr Make-up, als sie durch die Spieglung hinter sich, außerhalb des Lichtkegels einen Umriss sah. Skeptisch drehte sie sich zu der vermeintlichen Person um. Eine Rauchfahne stieg über ihr empor und Ino roch den Tabak zu ihr wehen. Sie verzog das Gesicht und rümpfte die Nase. Sie mochte den Geruch und Geschmack von Zigaretten nicht. Früher verbat sie Shikamaru sie beim Sex zu küssen, wenn er an dem selben Tag noch geraucht hatte, da es sie einfach abgeturnt hatte. Ob wegen ihr oder weil er eingesehen hatte, dass es ungesund war, hatte er seit längerem schon aufgehört. Ino schritt zu der Person. Sie hatte ihr den Rücken zugedreht und sie sah nur seinen lockeren grauen Hoodie und seine zerzausten, dunklen Haare. Er passte überhaupt nicht in die Szene.

"Der Wind bläst mir deinen Rauch ins Gesicht", sagte sie laut klagend und der Mann drehte sich überrascht um. Auch Ino stockte in der Bewegung. Wache, animalische Augen fingen sie ein und Ino war von dem Rest des Gesichts genauso fasziniert. Er war doch tatsächlich im Gesicht tätowiert. Ino kannte kaum einen Menschen mit Gesichtstätowierung, wenn dann nur aus dem Internet. Und diese sahen dadurch besonders kriminell aus. Aber der mann vor ihr hatte keine bedrohliche Ausstrahlung, die durch die roten Reißzähnen auf seiner Wange verstärkt wurde. Ein breites Grinsen legte sich auf das junge Gesicht. War er überhaupt volljährig?

"Sorry, ich finde den Geruch auch grässlich! Ist aber für ein guten Zweck", meinte er und drückte die Zigarette, ohne einmal dran gezogen zu haben an seiner Jacke aus. Ino zog skeptisch eine Braue hoch:

"Und der wäre? Ich bezweifle, dass du unbedingt den Tabak als neues Aftershave tragen möchtest." Der Junge lachte rau auf und vergrub seine Hände im Hoodie, während er locker auf sie zuging. Er stank entsetzlich stark und als Ino zum Kiesboden schaute, fielen ihr die Dutzend Zigarettenstummel auf, die er definitiv nicht gerade alle geraucht haben konnte.

"Sagen wir es so, es ist mein Willkommensgeschenk an meine neue Familie." Ino grinste ihn anerkennend an:

"Wohl eher Kriegserklärung." Seine Art gefiel ihr und sie erwischte sich sogar bei dem Gedanken ein bisschen zu flirten. Ein kleiner Flirt mit einem Jungen, den sie eh nie wieder sehen würde, würde doch nicht schaden. Er aber schüttelte den Kopf.

"Keineswegs. Es ist eher ein Aufnahmeritual. Meine Mutter verdient Glück in ihrem Leben und ich will nur sichergehen, dass sie nicht an eine Familie geraten ist, die nichts für sie aushält." Inoichi öffnete die Tür und spähte über den Platz, da die Beiden im Dunkeln standen. Und bevor Ino auf die Worte des Fremden reagieren konnte, rief ihr Vater nach ihr.

"Ino! Unser Tisch ist fertig. Komm rein!" Der Junge nickte in die Richtung ihres Vaters.

"Dein Vater ruft nach dir. Wir sehen uns." Ino nickte stumm und schritt ins Licht zum Restaurant. Die Worte des Jungen hingen ihr noch bitter im Kopf und es ärgerte sie, es nicht mit ihm ausdiskutiert zu haben. Das Restaurant sah innen genauso imposant aus wie außen. Das dunkle Holz umschloss den großen Raum und schwere Kronleuchtern hingen tief von der hohen Decke herab. Die diamantenförmigen Glaskugeln an den Leuchtern, brachen das helle Licht in sanfte Farben und ließen den Raum warm aufleuchten. Große, rechteckige und kleine, runde Tische füllten die weite Fläche und waren je mit roten Decken bedeckt. Viele der Tische waren schon besetzt und die Gespräche der Gäste klang angenehm mit der klassischen Musik im Hintergrund. Inoichi führte sie in den anschließenden Raum, welcher von dem Vorraum lediglich von einem ästhetischen Rundbogen getrennt wurde. Der Raum war nahezu identisch mit dem Vorherigen und Inoichi wies auf einen kleinen Tisch am Fenster. Das Fenster eröffnete einem einen Ausblick auf den Hinterhof, in dem im Sommer und am Tage weitere Tische aufgestellt wurden, damit die noble Gesellschaft sich auch an der frischen Luft die Bäuche vollschlagen konnte. Ino setzte sich Inoichi gegenüber, der nervös seine Hände im Schoss knetete. Ino konnte sich nicht erinnern, dass Inoichi je Tsumes Sohn kennengelernt hatte. Der dunkelhäutige Kellner kam an ihren Tisch, um die Getränkwünsche aufzunehmen. Danach ließ er die Beiden sofort wieder alleine. Sie hatten sich nichts zu sagen. Früher, als kleines Kind, saß Ino immer auf Inoichis Schoß, während sie auf ihre Bestellungen warteten und hatte ihm ihre Träume und Gedanken kichernd ins Ohr geflüstert. Ihre Mutter hatte spielerisch ärgerlich gefragt, wieso sie ihr denn nicht ihre Träume erzählen und auf ihrem Schoss sitzen wollte. Bei dem Gedanken an ihrer Mutter versetzte es ihr einen Stich. Was würde sie jetzt sagen, wenn sie sie sehen könnte?

"Tsume", riss die Stimme ihres Vaters sie aus ihrem Trübsal, wobei das Gesicht, was sie sah, sie nicht mehr erfreute. Tsume trug doch tatsächlich etwas nicht vollkommen Unstylisches. Es war ein schlichtes, schwarzes Kleid, was nicht schlecht aussah, aber auch nicht wirklich ein Blickfänger war. Ihr zerzaustes Haar hatte sie in einen Zopf gebunden, wodurch sie fast gepflegt aussah. Inoichi war aufgestanden, um seiner Liebsten einen Kuss aufzudrücken und sich dann zur anderen Person zu wenden, die hinter Tsume her gegangen war. Ino, leicht von der Neugier gepackt beugte sich leicht vor, um um Tsume herumzublicken und es verschlug ihr die Sprache. Es war kein dicker Mittelschüler mit einem offensichtlichen, abartigen Mutterkomplex. Es war der Junge, den Ino vor dem Restaurant getroffen hatte. Und nun im Licht stehend konnte sie ihn besser sehen. Er wirkte neben seiner Mutter groß und erwachsen. Das breite Grinsen schlich sich auf sein markantes Gesicht, als er die geschockte Ino am Tisch sitzen sah.

"Kiba, schön dich Kennen zulernen", sagte Inoichi und reichte dem Jungen, Kiba, die Hand. Dieser schlug wie bei einem Kumpel ein und setzte sich ohne ein weiters Wort neben Ino. Inoichi, etwas irritiert, sah Tsume fragend an, die den Kopf schüttelte und sich setzte. Dabei war Inoichi ganz der Gentelman und bot ihr ganz traditionell den Stuhl an. Kiba hatte über sie geredet. Ob er schon draußen wusste, dass ihre Eltern planten eine gemeinsame Familie zu werden? Ino sah den Jungen misstrauisch an. So wie er ihr erklärt hatte, hatte er kein Problem eine Familie zu werden, doch er würde es Inoichi nicht leicht machen. Da war nur die Frage, ob er Feind oder Verbündeter werden würde. Oder wie Ino ihn gegen ihre Eltern ausspielen konnte. Solange er Inoichi testen würde, gab es eine Chance, dass er eine Heirat aufhalten konnte. Wenn er aber irgendwann Inoichi für würdig halten würde, würde es für Ino schwerer werden.

"Nun, wollen wir erst einmal Essen bestellen?", fragte Inoichi, dessen eine Hand mit Tsumes verschmolzen war. Kiba sah in mit durchdringenden Blick an und schien noch nicht einmal zu blinzeln. Ein bisschen psychopatisch schien er schon dabei. War seine Masche, die des durchgeknallten Sohns, den der Liebhaber seiner Mutter sich nicht aufbürden wollte? Ino hatte eine ähnliche Masche, die unmögliche Furie, bei Tsume durchgezogen, doch sie war hart geblieben. Ob Inoichi genauso stark war, würde sich sehen lassen.

Der Kellner kam mit den Getränken und nahm dabei weiter auf. Zum Schluss wiederholte er die Bestellung und verschwand in der Küche.

"So, Kiba, dann erzähl doch ein bisschen was von dir", begann Inoichi das Gespräch. Kiba hatte sich weit in seinem Stuhl zurückgelehnt und seine Arme vor der Brust verschränkt.

"Ich bin wegen Körperverletzung von der Schule geflogen", sagte er mit blankem Gesicht und Ino sah wie Tsume leicht auf dem Stuhl rutschte und Kiba kurz das Gesicht verzog. Sie hatte ihn unter dem Tisch gegen das Schienbein getreten. Inoichi machte ein nichtssagendes Ah. Er wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte.

"U-Und was machst du so gerne in der Freizeit? Bestimmt Sport, oder", fragte Inoichi weiter und Kiba nickte, den warnenden Blick seiner Mutter ignorierend.

"Ja, Kampfsport. Ich kann sehr gut zuschlagen. Und auch sehr hart", antwortete er. Dafür kassierte er gleich bestimmt noch ein Schienbeintritt. Tsume schaute sich nach dem Kellner um, in der Hoffnung er würde schon das Essen bringen. Und tatsächlich kam er kurz darauf mit großen, geschwungenen Tellern. Er stellte die beiden Fleischplatten vor Kiba und Tsume, den Cäsarsalat vor Inoichi und das Lachsfilet vor Ino. Der Mann wünschte jedem einen guten Appetit, doch Ino räusperte sich und zeigte angewidert auf den Fisch.

"Was ist das denn?", fragte sie mit verzogenem Mund. Inoichi warf ihr einen vorahnend, bösen Blick zu.

"Das Lachsfilet, Ma´am", antwortete der Kellner freundlich.

"Ich bin enthusiastische Veganerin. Wie könnte ich bitte Fisch bestellen? Ein Lebewesen zu verspeisen ist abscheulich, und das sie mir das zumuten...! Ich habe die Mangold-Bandnudeln bestellt. Ich verstehe nicht, wie man daraus Fisch verstehen kann!" Kiba sah sie belustigt an, während Inoichi zischte:

"Was redest du da? Du hast den Fisch bestellt! Und seit wann bist du Veganerin?" Ino warf ihre Haare zurück:

"Definitiv nicht! Und würdest du dich mehr für mein Leben interessieren, wüsstest du über meine Nahrungsmoral bescheid! Also, Sir! Ich erwarte, dass sie mir meine richtige Bestellung bringen!"

"Entschuldigung für die Umstände, ich bringe ihnen sofort die Mangold-Bandnudeln." Er nahm das Lachsfilet zurück und eilte zurück. Etwas wehleidig sah sie dem Fisch hinterher. Er roch wirklich verdammt gut, aber was tat man nicht alles, für einen besseren Zweck.

"Ino, benimm dich! Du bist doch kein verzogenes, kleines Kind", flüsterte Inoichi ihr über den Tisch zu und wandte sich dann mit einem entschuldigenden Lächeln zu Tsume um, die sein Lächeln erwiderte.

"Wir beginnen schon einmal mit dem Essen", sagte Inoichi und so begannen die drei, bis auf Ino, zu essen. Dabei versuchte Inoichi immer wieder ein vernünftiges Gespräch mit Kiba zu führen, doch dieser schien allergisch gegenüber ein normales Gespräch zu sein. Es war ganz lustig zuzusehen, wenn man wusste, dass Kiba normalerweise gar nicht so desinteressiert und karg sprach. Als dann auch endlich ihre Nudeln kamen, entschuldigte sich der Kellner noch einmal. Ino ignorierte ihn und nahm einen Bissen von den Nudeln. Es schmeckte köstlich. Aber sie verzog das Gesicht und würgte.

"Was zur Hölle ist das", fragte sie den Kellner, der sich schon weggedreht hatte.

"Was meinen Sie?", fragte er freundlich, doch man konnte schon in seinen Augen den Stress sehen.

"Was ist dieser furchtbare Geschmack?!"

"Ino, jetzt lass gut sein!"

"Sie meinen das Mangold?"

"Das schmeckt verdorben! Verwenden sie verdorbene Zutaten? Wollen sie, dass ich eine Lebensmittelvergiftung bekomme?" Der Kellner schüttelte verzweifelt den Kopf:

"Natürlich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in unserer Küche solch ein Fehler passiert-"

"Sie nennen mich eine Lügnerin? Bin ich nicht der Gast? Ist der Gast nicht König? Beledigen sie mich gerade etwa?"

"Nein, auf keinen Fall! Ich- Es tut mir leid, wir machen ihnen eine neue-", versuchte der Kellner sie zu beschwichtigen, während Kiba sehr am schmunzeln war und Inoichi kochte. Ino unterbrach ihn harsch.

"Wissen Sie was, nehmen sie die Nudeln zurück. Ich will sie nicht mehr. Packen sie mir den Lachsfilet ein. Ich gehe." Verwirrt blickte der Kellner von Ino zu ihrem Vater, der seine Hände zu Fäuste geballt hatte.

"Den Fisch? Sind sie nicht Veganerin?"

"Muss ich mich hier rechtfertigen? Ich bin nicht vor Gericht. Jetzt packen sie den verdammten Fisch ein und beeilen sie sich." Der Kellner ging erneut von ihrem Tisch weg und man kann an seinen hängenden Schultern sehen, dass ihn solche Kunden überforderten. Ein bisschen tat er ihr leid. Aber sie behielt ihr Pokerface, schnappte ihm die Tüte aus der Hand, als er wiederkam und richtete sich auf. Sie schaute kurz in die Runde und lächelte breit.

"War ein scheiß Abend, danke dafür!" Sie schlug Kiba auf die Schulter,

"Mit Glück sehen wir uns nicht noch einmal." Dann schritt sie mit erhobenen Kopf aus dem Restaurant und holte ihr Handy raus. Schnell wählte sie die Nummer und wartete bis er abhob. Es dauerte nicht lange, bis sie die müde Stimme hörte. Er war wirklich immer müde.

"Hey, Shika. Kannst du mich abholen?"

Einzug

Es vergingen zwei Wochen nach dem Familiendinner, in denen weder Tsume, noch Inoichi Zweifel an der Sache hatten. Missmutig stand Ino an ihrem Fenster und sah den Umzugswagen vorfahren, in denen sich die Güter der Inuzuka befanden. Ihr Vater und Tsume hatten sich entschieden, dass Tsume und Kiba bei ihnen einziehen sollten, anstatt eine komplett neue Immobilie zu kaufen. Immerhin war ihr Haus groß genug für zwei weitere Menschen, da Tsume sich ein Zimmer mit Inoichi teilen würde. Lediglich das Gästezimmer, welches gegenüber von Inos war, wurde zu Kibas eigenes Reich ummodelliert. Kiba sprang aus dem Beifahrersitz heraus und streckte sich wie nach einem langen, tiefen Schlaf ausgiebig. Er hatte schwarze On-Ear-Kopfhörer auf und wieder einen Hoodie an. Schien sein einziges Kleidungsstück zu sein. Als könnte er ihren Blick auf sich spüren, schaute er plötzlich zu ihrem Fenster hoch und hob die Hand. Zur Antwort zog Ino die Vorhänge zu. Dass er beim Umzug half, zeigte ihr, dass er Inoichi akzeptiert hat, sein Stiefvater per se zu werden. Ino hatte gehofft, dass sein Aufnahmeritual länger und schwieriger sein würde. Aber da hatte sie sich getäuscht. Jetzt war er bereit ihr Bruder zu werden. Sie warf sich betrübt auf ihr Bett. Sie allerdings hatte noch nicht aufgegeben. Für ihre Mutter. Und für sich, durfte sie es nicht akzeptieren. Das letzte Jahr zuhause wollte sie nicht in der Hölle verbringen. Es klopfte an der Tür und als sie nicht reagierte, öffnete sich diese einfach. Inoichi, der vorhin den Umzugswagen gefahren hatte, stand im Türrahmen.

"Hey", sagte er mit sanfter Stimme.

"Wie geht es dir?" Sie hatten die letzten Tage, seitdem der Umzug begonnen hatte, nicht mehr miteinander geredet. Ino ignorierte ihn und drehte sich mit dem Rücken zu ihm. Sie hörte seine Schritte auf das Bett zu sich kommen. Er setzte sich auf die Bettkante und lies seinen Blick durch das Mädchenzimmer streifen. Es war lange nicht mehr das kleine Kinderzimmer, was es einst war, als sie hier eingezogen waren. Die rosane Tapete mit dem Blumenmuster war mit weißer Farbe überstrichen worden. Doch von der Wand sah man nicht viel, da sie über und über mit Bildern und Lichterketten überzogen war. Ein großer Wandspiegel nahm eine ganze Wandseite ein, an der früher das Puppenhaus stand.

"Ich weiß, dass wir momentan nicht auf gutem Fuß stehen und dass dir die Situation nicht passt, aber ich mache mir Sorgen um dich. Und ich will, dass du mit mir redest. Wenn du dich nur in deinem Zimmer einsperrst und mich wie Luft behandelst, macht mich das traurig. Da hab ich es lieber, dass du frech bist und mit mir streitest." Ino hatte ihre Arme um ihr Kissen geschlungen und starrte stur die Wand an.

"Du weißt, wieso ich so bin. Ist ja nicht so, dass ich es dir nicht schon tausend mal gesagt habe." Ihr Vater schwieg erstmal und Ino dachte schon, er würde wieder gehen, da ihm nichts einfiel, was er sagen sollte.

"Ich habe Tsume wirklich gerne. Deine Mutter wird immer in meinem Herzen einen Platz haben, aber sie hätte nicht gewollt, dass ich für den Rest meines Lebens ihr nachtrauere. So war sie nicht", sagte er schließlich und legte seine Hand auf Inos Schulter.

"Und sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass du deswegen unglücklich bist. Ihr Platz wird nie wieder belegt werden. Das schwöre ich dir. Aber im Kinosaal gibt es mehrere Plätze und ich kann nicht für immer alle reservieren." Ino verdrehte über seine Metapher die Augen, wandte sich aber nicht zu ihm um.

"Mama war nur ein Sitz in einem verdreckten Kino? Ein Kinosaal hat knapp 200 Sitze. Heißt das, du willst weitere Hundert Schlampen auf den Wert von Mama stellen? Wenn deine Metapher weise klingen sollte, war das eine Fehlzündung." Inoichi seufzte:

"Aber du hast verstanden, was ich damit sagen wollte. Wenn es zum Beispiel mit Seigo enden sollte, heißt das nicht, dass du nie wieder jemanden finden wirst, denn du genauso lieben wirst."

"Das ist was komplett anderes. Seigo ist nur ein Idiot und Mama war deine Liebe deines Lebens, jedenfalls dachte ich es."

"Weißt du, was nach der Liebe deines Lebens kommt? Die nächste Liebe deines Lebens. Deine Mutter war wundervoll und einzigartig. Aber wenn du Tsume eine Chance geben würdest, würdest du auch sehen, was ich so an ihr liebe. Wenn du dich aufraffen kannst, kannst du ja später beim Ausräumen helfen. Es sind viele Kisten da." Er drückte sanft ihre Schulter, ehe er aufstand und zur Tür ging. Sie hatte sich immer noch nicht zu ihm gewandt, als er kurz inne hielt.

"Du... Du kannst gerne Seigo zum Abendessen einladen. Vielleicht ernüchtert das deine Laune und ich hab ihn lange nicht mehr gesehen."

"Wir haben uns getrennt", antwortete Ino knapp.

"Oh... wann denn?" Inoichi schien wirklich überrascht und interessiert, was Ino noch mehr ankotzte. Seit Ewigkeiten war Seigo kein Thema mehr bei ihr und Inoichi hatte nichts mitbekommen.

"Kurz nach Mamas Tod."

"Oh... Tut mir leid... Wieso hast du es mir nicht erzählt?" Nun richtete sich Ino auf und sah ihren Vater an, der einfach nur unschlüssig in der Tür stand.

"Es hat dich einfach nicht interessiert. Mein Leben interessiert dich allgemein nicht. Du hast eine Meinung, wie ich bin und mit wem ich bin und das reicht dir. In den letzten Monaten, was waren wirklich persönliche Fragen von dir, die du an mich gerichtet hast? Denk erstmal darüber nach, ob du mit einer Tochter auskommst, bevor du dir noch einen Sohn zulegst." Sie war aufgestanden und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Ihr waren die Worte einfach entfläucht.

"Und jetzt lass mich in Ruhe", rief sie ihm durch die Holztür zu. Er stand noch kurz vor ihrer verschlossenen Tür, ehe er sich runter zu Kiba begab, der drei Kisten auf einmal von der Laderampe ins Haus trug. Inoichi lächelte ihn an, etwas gezwungen, da er Inos Worte noch verdaute. Kiba nickte ihm zu, als er an ihm vorbei lief. Heute schien Kiba ganz anders als beim Familiendinner, dachte sich Inoichi, während er sich auf die Verandabank setzte und sich durch das helle Haar fuhr. Tsume kam aus dem Haus und legte ihren Arm um seine Schultern. Sie fragte nicht, wie das Gespräch verlaufen war. Seine hängenden Schultern und der müde Blick erzählten mehr, als sie wissen musste.

"Irgendwann wird sie es akzeptieren, oder", fragte Inoichi Tsume hoffnungsvoll, als wollte er, dass sie ihm all die Sorgen nahm.

"Mit Sicherheit", antwortete sie und schaute zum Umzugswagen. Die Hälfte der Kisten waren schon ins Haus gebracht worden. Im Laufe des Tages würden all ihre Güter in ihrem neuen Zuhause sein.

"Sie ist verletzt. Ich glaube, sie hat Angst, dass du ein neues Buch aufschlägst und sie somit nicht mehr wichtig in deinem Leben sein wird", sprach sie weiter und Inoichi schüttelte den Kopf.

"Das ist lächerlich. Sie wird immer ein Teil meines Lebens sein."

"Das weiß ich doch, aber hast du es einmal versucht, ihr das zu zeigen, anstatt zu sagen?"
 

Es war schon dunkel, als Ino ihre Tür öffnete, um ins Bad zu gehen. Sie hatte die ganze Zeit im Bett gelegen und somit waren ihre langen Haare strubbelig. Sie sah vermutlich aus, wie eine Vogelscheuche. Da sie ihr Zimmer den ganzen Tag nicht verlassen hatte, war sie ebenfalls ungeschminkt. Als sie ihre Zimmertür hinter sich schloss und dann in Richtung Bad ging, stieß sie mit Kiba zusammen, der gerade die Treppen hoch kam. Daber trug er zwei aufeinander gestapelte Kisten, wodurch die obere Kiste beim Aufprall zu Boden fiel und ihren Inhalt ausspeite, wie ein Wasserspeier von Notre Dame. Fluchend hockte sie Ino auf den Boden, um die ganzen Gegenstände zurück in die Kiste zu werfen. Kiba kniete sich neben sie und half ihr dabei, wobei er sie schief angrinste.

"Lang nicht gesehen. Haben wohl doch ein Wiedersehen."

"Ja, wunderbar. Hast es ja wirklich gut geschafft, meinen Vater zu vergraueln", fauchte Ino ihn wütend an und warf eine Shampooflasche rein. Kiba zog die Augenbrauen hoch.

"Ich habe nie gesagt, dass das unbedingt das Resultat sein soll. Ich wollte lediglich testen, ob er meine Mutter wirklich mag. Und das scheint er aufrichtig zu tun."

"Ich verstehe dich nicht. Dieses ganze Gefasel, deine Mutter verdient das Glück und Liebe... Bist du nicht wütend, dass sie deinen Vater einfach mit einem fremden Mann ersetzten will? Dass sie dich dabei einfach übergeht, was du möchtest?" Ino suchte nicht mehr unter der Kommode nach restlichen Gegenständen, sondern sah Kiba ungläubig in die Augen. Er hatte auch aufgehört, alles wieder einzupacken und lehnte sich an die Flurwand.

"Mein Vater war ein Säufer und Schläger. Nahezu jeder andere Mann ist besser für meine Mutter als er, also nein, ich bin nicht wütend, dass sie ihn ersetzten will. Eben weil so jemand ihr Mann war, verdient sie jetzt viel mehr Liebe und Glück als irgendjemand anderes. Deswegen hatte sie von Anfang an meine Zustimmung, sich mit Männern zu treffen. Nur wenn es ernst wird, mische ich mich ein. Meine Mutter hat nicht unbedingt das beste Gespür für Männer und sie ist sehr vorschnell. Mein Vater ist das beste Beispiel. Ich stell nur sicher, dass sie nicht noch einmal einen miesen Kerl heiratet."

"Vorschnell? Wie oft stand denn sie schon quasi vor dem Altar", fragte Ino plötzlich interessiert. Kiba zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch das dichte Haar.

"Schon einpaar Mal."

"Aber es ist das erste Mal, dass sie mit Einem zusammenzieht, oder?" Ino rutschte neugierig näher zu Kiba, der erneut den Kopf schüttelt.

"Nein, wir sind schon so vier Mal zu einem ihrer Lover gezogen, aus dem dann nichts wurde. Aber geheiratet hatte sie niemanden von denen. Bis zu einem Antrag oder einer Heirat kam es nie. Davor hatte ich sie entweder als ein Arschloch entlarvt oder meine Mutter hat selbst bemerkt, dass sie nicht gut für sie waren. Sie ist manchmal etwas unbeholfen." Demnach war doch noch nicht alles vorbei. Die beiden Alten noch auseinander zu bringen, war noch nicht hoffnungslos.

"Sag mal, du bist gar nicht so hart, wie du beim Familliendinner getan hast, nicht wahr? Du bist gar nicht von der Schule geflogen, weil du jemanden verprügelt hast." Ino musste lachen, als sie sich an Inoichis entsetztes Gesicht zurückdachte.

"Ich bin nicht geflogen, aber wurde suspendiert. Also, ich hab es ein bisschen hochgesteckt."

"Also du hast jemanden verprügelt", fragte Ino skeptisch, und Kiba nickte gleichgültig.

"Es war gerechtfertigt und ich wurde nur suspendiert, weil er immer noch im Krankenhaus liegt. Was soll der Blick? Hast du mich anders eingeschätzt?" Ino saß nun direkt vor Kiba und räusperte es, als sie merkte, wie sie ihn angestarrt hatte.

"Ich habe dich für einen Kerl mit extremen Mutterkomplex gehalten. Aber anscheinend bist du ein Kerl mit Mutterkomplex und Aggressionsprobleme." Er lachte belustigt auf. Sie saßen schon lange auf dem teppichbelegten Boden, sodass Inos Füße langsam einschliefen, aber sie ignorierte das leichte Kribbeln in ihren Beinen.

"Ach, so wirke ich auf dich?"

"Ja, willst du dann mir deinen Eindruck von mir sagen. ich kann mir schon ziemlich gut vorstellen, was du denkst."

"Ein egozentrisches Mädchen, dass ihren Willen unbedingt bekommen muss? Tatsächlich dachte ich eher an eine starke Persönlichkeit, die den anderen Leuten lieber ihre harte Seite zeigt, als zu zeigen, wie sehr sie verletzt ist." Das brachte Ino zu schlucken und runzelte die Stirn.

"W-Was redest du da? Bist du ein Seelenklempner, oder was?"Kiba legte ihr die Hand auf die Schulter, während er sich vom Boden erhob.

"Nein, aber ich habe eine ganz gute Menschenkenntnis. Danke fürs zusammenpacken." Er ergriff die Kiste und trug sie ins Bad, während Ino immer noch geschockt, wie durchschaut sie sich fühlte, reglos auf dem Boden saß.

"Was tust du denn hier auf dem Boden?", fragte Tsume verwundert, als sie die Treppen hoch kam und Ino vor sich sitzen sah. Alleine sah das schon lächerlich aus. Schnell richtete sie sich auf und rümpfte die Nase.

"Ist mein Haus. Ich kann sitzen, wo ich will oder willst du mir diese Freiheit auch noch nehmen?" Damit drehte sie sich um und wollte ins Badezimmer gehen.

"Ich will dich weder einschränken, noch dir irgendetwas nehmen. Ich will nur mit deinem Vater glücklich sein. Und ich will dich neben wir wissen, als eine ganze Familie", hörte sie Tsume mit ruhiger Stimme sagen.

"Du willst nichts nehmen und doch tust du´s! Und ich weiß nicht, wie oft ich es noch sagen muss, bis es in euer minimal existierendes Gehirn gelangt, ich will dich, deinen Sohn und eure Familienplanung nicht in meinem Leben!"



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Zyklon64
2017-10-11T20:36:32+00:00 11.10.2017 22:36
Ein tolles Kapitel :)

Die Thematik der Geschichte hab ich bisher so noch nicht gelesen, deswegen freue ich mich schon sehr auf die nächsten Kapitel. Vor allem wenn Kiba auftaucht und wie das das Verhältnis von Ino und Shikamaru beeinflusst.
Von:  SarahSunshine
2017-08-22T17:39:01+00:00 22.08.2017 19:39
Hallöchen!

Es ist lange her, dass ich eine Geschichte gelesen habe, in der es primär um Teenagerprobleme geht.. aber ich muss auch bei einigen Jugendromanen hin und wieder die Augen über das Verhalten in diesem Alter verdrehen - vielleicht bin ich da einfach ein bisschen rausgewachsen.

Ino ist denke ich ein super Charakter für ein solches Thema, ich kann sie mir in so einer - schrecklich, grauenvollen - Phase durchaus sehr gut vorstellen. Und ich finde es recht süß, wie ihr Vater sich um sie kümmert bzw seine Gedanken, auch wenn ich persönlich ihn nicht so nahe an seinem Charakter sehe, aber vielleicht kommt das auch erst später.

Der Plot ist aufgrund von Bild und Kurzbeschreibung schon sehr stark vorhersehbar, zumindest das eigentliche Gerüst lässt sich schon vorausahnen, aber trotzdem ist jede Umsetzung irgendwie individuell, von daher bin ich gespannt, was du da noch alles einbringen willst.
Für dieses Kapitel hätte ich mir noch mehr Input gewünscht, als den bloßen Rückblick, da einfach keine Spannung erzeugt werden kann, wenn in der Kurzbeschreibung schon alles verraten ist. Das einzige, was mich gecatched hat war der Anfang, weil der durchaus ein bisschen geheimnisvoll rüber kommt.

Bezüglich deiner Worte am Anfang und am Ende würde ich dir eher raten die Vor- und Nachwort-Funktion zu nutzen, die Animexx bietet. Ggf wirst du von den Admins auch noch darauf hingewiesen, im Text selbst ist das immer ein bisschen störend.

Also viel Erfolg noch beim weiteren Schreiben, ich bin gespannt, wie du das Thema noch behandelst.

Liebe Grüße
SarahSunshine
Antwort von:  Nightglass
11.10.2017 17:25
Heeey,
danke für diesen ausführlichen Kommentar ^^
Freu mich immer, wenn ich Kritik bekomm, da weiß ich wo ich mich verbessern muss!
Ich merk mir, demnächst die Kurzbeschreibungen etwas wage zu halten.
Und danke, wegen dem Verweis auf den Anfang und Ende, merke ich mir :)

Freue mich auf weitere Kritiken von dir und hoffe das du dran bleibst, auch wenn ich immer lange brauche um hochzuladen...
LG
Nightglass


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