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Torn

von

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Doubting

- Am nächsten Morgen in Narutos und Sasukes Wohnung -
 

Naruto legt seine Zeitung zur Seite, als er die Stille nicht mehr erträgt, im Gegensatz zu seinen beiden ehemaligen Teamkameraden, die ihm überzeugend entspannt gegenübersitzen. „Schläft Hinata noch?“

Sakura sieht nicht einmal von ihrem Teil der Zeitung auf. „Sie wird heute nicht aufstehen.“

„Was soll das heißen, sie wird heute nicht aufstehen?“

Den Blick, den sie ihm unter gesenkten Lidern zuwirft, kennt er noch aus ihrer Genin-Zeit, jedes Mal, wenn er ihr auf die Nerven gegangen ist. „Die einfachste Bedeutung, die diese Worte in dieser Reihenfolge haben.“

Das Läuten der Haustüre unterbricht das drohende Streitgespräch der beiden Freunde, aber obwohl sich Naruto zuerst erhebt, ist Sakura vor ihm an der Haustür, als sie die Chakrasignatur identifiziert.

„Soya!“

Die junge Kunoichi hält Nia zärtlich in den Armen, die leise vor sich hinquengelt.

„Es tut mir leid, aber sie hat nicht aufgehört zu weinen-“

„Mein Liebling.“ Hinata steht hinter ihnen im Flur, selten zerzaust in nichts weiter als einem weiten T-Shirt und Shorts und die tiefen Schatten unter ihren Augen zeugen von einer Erschöpfung, die sie seit Tagen verborgen haben muss.

Hinata sinkt in die Hocke und streckt wortlos die Arme aus, in die die Zweijährige zielstrebig tapst, sobald Soya sie auf dem Boden absetzt.

„Gehen wir ins Bett?“

Nia nickt wortlos, aber als Hinata sich mit ihr erhebt, schwankt die junge Clanerbin kaum merklich in ihrer Bewegung und muss sogar mit einer Hand nach dem Türrahmen in ihrem Rücken greifen.

„Hinata-“ Aber bis Naruto die Hand nach ihr ausstreckt, steht sie schon wieder aufrecht.

„Ist schon gut. Wir brauchen einfach ein bisschen Schlaf, nicht wahr, mein Schatz.“ Sie küsst Nia auf die Schläfe und verschwindet mit lautlosen Schritten mit ihr in ihrem Schlafzimmer. Aber ihr letzter Blick gilt einmal mehr Sakura, die sich knapp noch einmal an die junge Kunoichi wendet, die noch im Rahmen der Eingangstür verweilt.

„Ich danke dir, Soya.“

Die Angesprochene verschwindet mit einem knappen Nicken und ohne ein weiteres Wort, aber Naruto hat dieses Mal nicht vor das Spiel vor sich kommentarlos mitanzusehen.

„Sakura, was zur Hölle läuft hier?“

Ihm gefällt der Blick nicht, der ihm aus den Augen seiner besten Freundin begegnet, aber gerade als er entscheidet einen Streit in Kauf zu nehmen, öffnet Sakura überraschend von sich aus den Mund.

„Nur um das klarzustellen, ich erzähle euch das nur, weil sie es mir erlaubt hat.“ Sie dreht den beiden Männern den Rücken zu und richtet ihren Blick aus dem Fenster, denn sie kann ihre eigenen Schwierigkeiten kaum verbergen.

„In einer durchschnittlichen Nacht, schläft Hinata eine halbe Stunde. 15 Minuten am Abend vor mir und 15 Minuten in den frühen Morgenstunden, wenn ich wieder wach bin. Wir haben uns am Anfang abgewechselt, aber…“, sie verschränkt ihre Arme vor ihrem Oberkörper und vergräbt ihre Finger tief in ihren Oberarmen, „das ist nicht lange gut gegangen.“

Sie spürt, dass Sasuke einen Schritt auf sie zumacht, auch wenn sie seinen Umriss in der Scheibe nur verschwommen wahrnimmt, weil ihr Blick für einen Moment unter unerwünschten Erinnerungen flackert.

„Was ist passiert?“

Sie hört den warnenden Unterton in seiner Stimme, auch wenn sie vermutet, dass er sich bemüht die vertraute Emotion zu unterdrücken.

„Wir haben schnell herausgefunden, dass Hinata mit ihren Byakugan als einzige wirklich immun gegen Hoshis besondere Art von Manipulation war… also haben wir einen neuen Rhythmus gefunden.“

Sie hat nicht vor offen zu legen, dass ihr eigenes Schlafpensum nächtlich kaum das absolute Minimum erfüllt.

„Wie lange?“

Sie stählt ihre eigenen Gesichtszüge, bevor sie über ihre Schulter zu ihrem besten Freund sieht.

„Wie lange schläft sie nicht?“

„Ungefähr zwei Wochen.“

Die vertrauten Gesichtszüge ihres ehemaligen Teamkameraden verdunkeln sich sichtbar. „Und dann was? Bleibt ihr einen Tag lang Zuhause, damit sie endlich schlafen kann?“

Ihr Lächeln ist müde und für einen Moment gibt sie jegliches Schauspiel auf. „Tagsüber sind die Schatten der Nacht immer kleiner.“

Sie drückt Narutos Schulter im Vorrübergehen und der Trost der Geste gilt sowohl ihm als auch sich selbst, bevor sie an Sasuke vorbei in die Küche tritt.
 

Sie greift nach der Wasserfalsche und fischt ein Glas aus dem Regal, aber als Sasuke ihr in den Raum folgt, führt sie die Bewegungen hauptsächlich weiter, um sich nicht nur auf ihn zu konzentrieren und auf die Frage, von der sie weiß, dass er sie stellen wird.

Also zwingt sie sich ihm zuvorzukommen.

„Es ist nicht viel passiert-“ Aber sie bricht ihren Satz ab, als sich die vertraute, quälende Enge in ihrem Brustkorb breitmacht, die sie seit zwei Jahren nicht losgeworden ist. Sie unterdrückt auch die Übelkeit, die die Erinnerung jedes Mal begleitet. „Es war nur ein Kuss.“

Es war mehr als nur das. Es waren seine Hände überall auf ihrem Körper, obwohl sie seine Berührung in keinster Weise wollte. Es war die verfluchte Hilflosigkeit, als ihr Körper unter seiner besonderen Manipulation aufgehört hat ihrem Willen zu gehorchen und sich stattdessen seinem gefügt hat, obwohl ihr Verstand in jeder Sekunde gebrüllt hat, dass sie nichts davon will.

Sie schließt die Augen und mit all der Übung, die sie in den letzten zwei Jahren bekommen hat, schafft sie es mit wenigen Atemzügen die Erinnerung in der Tiefe ihres Bewusstseins zu verbergen, wo sie einen Großteil der letzten zwei Jahre unterdrückt.

Allerdings beißt sie sich die Lippe blutig, als er von hinten seine Hände auf ihre Hüften legt und sie eine Gefühlsflut heimsucht, die ihr in all ihren schillernden Farben einmal mehr den Atem raubt.

„Du musst dir um ihn nie mehr Gedanken machen.“

Der zornige Unterton in seinem eisernen Versprechen ärgert sie nicht. Stattdessen verzieht ein erstes, wirklich ehrliches Lächeln ihre Lippen und zum ersten Mal seit mehr als 730 Tagen hat sie das Gefühl zumindest in einer annähernden Form sie selbst zu sein.

Er sieht es, als er noch einen Schritt auf sie zumacht und über ihre Schulter sieht.

„Was?“

Sie dreht sich in seinem Halt, versucht aber nicht ihm auszuweichen. Stattdessen sucht sie seinen Blick und legt ihre Hand zärtlich an seine Wange, dasselbe Lächeln noch auf den Lippen. „Es ist eine meiner wenigen Konstanten, dass dein erster Gedanke immer der Rache gilt.“

Sie küsst ihn, bevor er ihr antworten kann. Das kribbelnde Zittern, das innerhalb winziger Sekunden der Berührung jeden einzelnen ihrer Nervenden unter Strom setzt, erinnert sie eindringlich daran, dass sie noch am Leben ist. Dass es vielleicht doch noch nicht zu spät ist.
 


 

- Zur selben Zeit -
 

Sie hat den Wohnungsblock, von dem sie längst weiß, dass es auf den Ruinen des berüchtigten, ehemaligen Uchiha-Viertels erbaut wurde, schon beinahe erreicht, als sie der nächste hinterhältige Schwindelanfall beinahe das Gleichgewicht kostet.

Soya greift stützend nach der Mauer neben sich, aber in eben diesem Moment spürt sie auch sein Chakra in ihrem Rücken.

„Kazekage-sama.“

Sie streckt jeden ihrer Muskel durch und blinzelt jegliche Schwäche aus ihren Augen, bevor sie sich zu ihm umdreht. Es ist nicht so, dass sie seinen Blick nicht gestern schon auf sich gespürt hat. Außerdem ist sie zu 97,5% sicher, dass sie sein Chakra wieder erkannt hat, auch wenn sie sich noch nicht entschieden hat, was sie mit diesem Verdacht anfangen soll.

„Soya, richtig?“

Sie hofft, dass das verräterische Zucken ihrer Augenbraue nicht verrät, was sie davon hält, dass ihm das Recht zuteil wird, sie ohne Erlaubnis zu duzen, während es ihr nur in der absoluten Höflichkeitsform erlaubt ist mit ihm zu reden.

„Ja.“

Es gibt weit mehr als einen Grund, der sie dazu veranlasst sich auf ein einzelnes, einsilbiges Wort zu beschränken. Der Vordergründigste ist aber, dass es ihr definitiv nicht mehr Freunde in dem Dorf verschaffen würde, in dem sie ohnehin nur eine geduldete Fremde ist, sich auf den Kazekage zu übergeben.

Während er den Anschein erweckt dieses Gespräch tatsächlich fortführen zu wollen, bemüht sie sich um eine möglichst höfliche Entschuldigung, um es schnellstmöglich zu beenden. Aber dann fokussieren sich ihre Sinne auf ein herannahendes Chakra und das unerwünschte Interesse des Kazekagen und die anhaltenden Streiche, die ihr Körper ihr spielt, verblassen schlagartig zu den geringeren ihrer Sorgen.

Bevor sie sich zumindest aus dem Sichtfeld des Kazekagen bewegen kann, taucht Tais gewohnt unerwünschte Gestalt vor ihr auf.

„Soya, genau dich habe ich gesucht.“ Es ist die typische Arroganz, die jeder so an ihm schätzt, dass er es sogar fertig bringt, Sunas Dorfoberhaupt vollkommen zu ignorieren. „Hast du vor auch mal wieder zu trainieren oder ist es dein Ziel dich hier den Zivilisten anzuschließen?“

Ja, in diesem Moment wünscht sie wirklich, dass sie momentan in der Lage wäre, ihr Bluterbe einzusetzen.
 


 

- Zur selben Zeit bei Sasuke und den anderen -
 

Sakura tritt zuerst aus seiner Umarmung zurück, aber auch der Uchiha bemerkt die zahlreichen Chakren, die sich zielstrebig ihrer Haustür nähern. Allerdings ist seine Reaktion auf den unerwünschten Besuch zur Abwechslung einmal nicht die gereizteste im Raum.

Sakura grummelt eine hörbare Verwünschung, bevor sie durch die Tür in den Gang tritt und die Haustür öffnet, noch bevor die Klingel ertönt. Sie begegnet zuerst dem Blick ihrer Kindergartenfreundin, aber Ino ist wie üblich nicht allein gekommen. Neben Kiba, stehen auch Neji und Tenten hinter ihr.

„Ino.“

Sie spürt Naruto und Sasuke in ihrem Rücken, während sie ihre beste Freundin zum ersten Mal in ihrem Leben, um Worte ringen sieht.

„Wir wollten nach euch sehen und…“

Sakura schließt ihre Finger um den Türrahmen. „Das ist… nett, aber im Moment ausgesprochen-“

„Günstig.“ Hinatas Stimme lässt sie alle herumfahren, aber ihre Aufmerksamkeit gilt allein Sakura, der sie über den Flur ihre Weste zuwirft.

Während seine ehemalige Teamkameradin in das Kleidungsstück schlüpft, ohne eine einzige Frage zu stellen, wandert Narutos Blick kritisch über Hinata, aber von ihrer vorherigen Erschöpfung ist nicht das Geringste zu sehen. Im Gegenteil – in dunklen Hosen und einer karierten Bluse sieht sie so bildschön aus, dass er für einen Moment vergisst, dass sie vor einer halben Stunde noch gewirkt hat, als könnte sie jeden Moment zusammenbrechen. Er öffnet den Mund, aber Hinatas Aufmerksamkeit hat sich bereits von Sakura auf Tenten verschoben.

„Könntest du für ein paar Minuten auf Nia aufpassen? Sie schläft hinten in unserem Zimmer, aber ich werde gleich Soya vorbeischicken, um sie abzuholen.“

Tenten nickt, sichtlich perplex. „Ja, natürlich.“

Aber Hinata schnallt sich nur ihren Waffengürtel um, bevor sie sich gefolgt von Sakura an Ino, Neji und Kiba vorbeischiebt und mit dem Wind verschwindet.

Die Männer folgen ihnen ebenfalls ohne Absprache, aber Ino verharrt unschlüssig neben Tenten. „War das gerade eine Sinnestäuschung oder-“

Doch die talentierte Waffenexpertin fährt sich müde durch die Haare. „Nein, sie war tatsächlich wütend.“
 


 

Soya öffnet den Mund, um Kai zumindest verbal zum Teufel zu schicken, auch wenn sie ihm viel lieber eine reinhauen würde, aber der Schritt, den Gaara überraschend auf sie zumacht, lenkt sie ab.

Sie sieht Kai aus dem Augenwinkel nach ihr greifen, aber als sie zu ihm herumfährt, um ihm dieses Mal wirklich eine reinzuhauen, ist Kai plötzlich verschwunden und alles was sie spürt, ist ein verräterischer Luftzug.

Sie findet Kai 50 Meter von ihr entfernt, ziemlich unsanft gegen einen Baum befördert und sie weiß bereits, wen sie finden wird, bevor sie sich umdreht und Hinatas Blick begegnet, aber die Hyuuga öffnet den Mund, bevor sie dazu kommt.

„Es tut mir leid, aber könntest du dich nochmal für ein paar Stunden um Nia kümmern?“

Soya nickt, dreht sich ohne ein weiteres Wort an Gaara weg und geht zurück in die Richtung, aus der sie gerade erst gekommen ist. Zumindest hat die unerwünschte Aufregung die Übelkeit und den Schwindel erstmal in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins verdrängt.
 

Hinata schreitet derweil ungerührt über den Platz zu der Stelle, wo Kai sich gerade aus dem Staub erhebt.

„Hinata.“

„Wenn du das dringende Bedürfnis hast jemand rumkommandieren zu wollen, warum versuchst du es dann nicht mit mir?“

Die Mundwinkel des Shinobi verziehen sich verächtlich. „Du hast es natürlich gewusst!“

Er öffnet den Mund, aber in diesem Moment schließen sich bereits Hinatas Chakra und der Nebel des von ihr gesponnen Genjutsus um ihn herum und seine nächsten Worte bleiben ihm unsanft im Hals stecken.
 

Während Hinata Kai in ihrem Genjutsu gefangen hält und die Konoha-nins einmal mehr unschlüssig zusehen, tritt Sota aus der Siedlung in ihrem Rücken heraus und platziert sich sichtlich besorgt neben Sakura, die das Geschehen vor sich als einzige als erheiternd zu beurteilen scheint.

„Denkst du nicht, du solltest dich da vielleicht einmischen?“

„Jetzt wo es gerade unterhaltsam wird? Bestimmt nicht, ich warte schon zu lange darauf, dass Kai mal wieder die Quittung für seine Arroganz bekommt.“

„Du weißt, was passiert, wenn sie die Beherrschung verliert.“

Aber auf dieses Stichwort verengen sich Sakuras Augen augenblicklich warnend. „Diesbezüglich solltest du dir lieber um mich Gedanken machen.“

Sota zeigt sich jedoch überwiegend unbeeindruckt von Sakuras Temperament. „Glaub mir, das mache ich auch.“

Seine scheinbar ehrliche Besorgnis, beschert ihm jedoch nur ein verächtliches Schnauben. „Kümmer dich um deine Familie, Sota. Deshalb bist du hier und alles andere ist nicht mehr dein Problem.“
 

In diesem Moment löst Hinata das Genjutsu und offenbart einen knienden und zitternden Kai vor sich auf dem Boden, von dem sie sich ungerührt abwendet.

Sakura kommt ihr auf halbem Weg entgegen und begegnet dem hellen Blick, den sie längst zu deuten gelernt hat.

„Er hat es verdient.“

Sie sieht zu, wie Hinata jegliche Emotion aus ihrem Blick verdrängt, bevor es möglicherweise jemand anderem auffällt. „Zumindest sein Timing war ausnahmsweise einmal nicht vollkommen unpassend.“

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher die Wahrscheinlichkeit, dass er uns verraten wird ist gerade über die 50% Marke gestiegen.“

Hinata sieht über ihre Schulter zurück zu dem Mann, der sich erhebt und mit einem letzten verachtenden Blick auf ihre Gestalt verschwindet. „Ich würde es eher auf 80% ansetzen.“

„Es verläuft also alles nach Plan.“

Hinatas sieht aus dem Augenwinkel zu Naruto, dessen Aufmerksamkeit auf ihr sie sich allzu deutlich bewusst ist. „Zumindest fast alles.“

Die junge Clanerebin schließt für einen Moment die Augen und für andere mag es nicht ersichtlich sein, aber Sakura sieht die tiefe Müdigkeit, die sich hinter der unscheinbaren Geste versteckt. Sie legt Hinata eine Hand auf die Schulter und richtet eine seltene Bitte an sie. „Geh nach Hause und schlaf ein paar Stunden. Ich gehe zu Soya und den anderen und passe auf sie auf.“

Es zeugt davon, dass sie wirklich an ihrem Limit angekommen ist, dass sie nicht einmal zögert, bevor sie nickt und verschwindet.
 

In Sasukes und Narutos Wohnung angekommen, lehnt sie ihre Stirn müde gegen die kühle Glasscheibe der Wohnzimmerfront, aber sie hat längst gemerkt, dass Naruto ihr gefolgt ist und in diesem Moment hinter ihr die Wohnung betritt.

„Hinata-“

„Es tut mir leid.“

Er runzelt verständnislos die Stirn. „Was?“

„Dass du das mitansehen musstest.“

Der blonde Shinobi verschränkt ratlos die Arme vor dem Brustkorb und zwingt sich selbst, einen gewissen Abstand zu ihr nicht zu unterschreiten, um sie nicht zu bedrängen. „Du hast nur deine Freundin in Schutz genommen-“

Aber Hinata schnaubt selten verächtlich. „Und dabei einen Mann mental gefoltert. Das lässt sich nicht schön reden, Naruto, denn daran gibt es absolut nichts Gutes!“

„Du bist das Gute.“

Sie kann nicht verhindern, dass ihr angesichts seiner Worte die Tränen kommen und fährt sich aufgebracht mit dem Handrücken über die Augen, bevor sie sich zu ihm umdreht. „Ich bin nicht mehr dieselbe, Naruto! Das Mädchen, in das du dich verliebt hast, gibt es nicht mehr!“ Sie holt zitternd Luft und zwingt sich ihm in die Augen zu sehen, auch wenn sie sicher ist, dass es sie zerstören wird, sobald die Enttäuschung in seine Augen tritt, wenn er erkennt, was aus ihr geworden ist. „Ich konnte nicht bleiben, wer ich war. Die schüchterne, kleine Hinata Hyuuga wäre dort drüben zu Grunde gegangen. Ich habe das Mädchen, das ich war, so tief in mir begraben, dass ich nicht glaube, dass von ihr noch viel übrig ist.“

Aber statt sich von ihr abzuwenden, macht er zwei Schritte auf sie zu und vernichtet den Abstand, von dem er sich eben noch bemüht hat, ihn einzuhalten. Er legt seine Hände zärtlich an ihre Wangen, zwingt sie aber auch energisch seinem Blick zu begegnen. „Ich habe mich in deinen eisernen Willen verliebt und in deine Güte. Ich habe mich in deine Art verliebt, mich anzusehen. Ich habe es lange nicht erkannt, aber du hast mich schon immer mit der Liebe angesehen, die du für mich empfunden hast, seit wir Kinder waren. Niemand hat mich je so angesehen wie du.“

Sie verliert den Kampf gegen die Tränen, die in ihren Augen schwimmen und er fährt mit seinen Daumen sanft über ihre Haut, um sie zur Seite zu wischen.

„Ich liebe es, wie du dich um Nia kümmerst und die anderen Frauen und Kinder aus dem Dorf. Ich liebe deinen Gerechtigkeitssinn und deine unerschütterliche Art für die Menschen zu kämpfen, die du liebst. Ich liebe deine Loyalität und wie du dich für andere einsetzt.“ Er drückt seine Lippen kurz gegen ihre und erstickt ihr leises Schluchzen in der Berührung, bevor er erneut eindringlich ihren Blick sucht. „Ich liebe alles an dir, Hinata. Und ich werde niemals aufhören dich zu lieben.“

„Naruto!“

Sie schließt mit ihrem Flüstern die Lider und fühlt sich zum ersten Mal seit Monaten absolut hilflos, aber als er seine Lippen gegen ihre drückt, schlägt ihr Herz zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder richtig in ihrer Brust. Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals und vergräbt ihre Hände in seinen unbändigen Haaren und sobald sie seinen Kuss erwidert, eskaliert die Berührung zwischen ihnen in Sekunden.

All der Schmerz, die Hoffnung und die Sehnsucht der letzten zwei Jahre vermischen sich zu einem Sturm, der sie in diesem Moment beide die Beherrschung kostet.

Er reißt ihr die schwere Weste beinahe unsanft von den Schultern und erstickt ihr atemloses Keuchen gegen seine Lippen, als er sie auf seine Arme hebt und blind sein Schlafzimmer ansteuert.

Sie verlieren ihre Kleidung in einem wilden Durcheinander auf dem Boden seines Zimmers, aber als sie entkleidet auf seine Matratze taumeln, verliert sich ihre Eile plötzlich.
 

Das Tageslicht, das durch die Vorhänge scheint, wirft Schatten auf ihre bloßen Körper, während sie ihre Fingerspitzen erkundend und tastend über den Körper des anderen ziehen.

Hinata stört sich selbst nicht an den zahlreichen Narben, die sie seit ihrem letzten Beisammensein hinzugewonnen hat und ihre Nähe negiert den Schmerz und die Wut, die er sonst darüber empfunden hätte. Stattdessen zieht er seine Lippen über jede Spur, die die letzten zwei Jahre auf ihrer Haut hinterlassen haben und genießt das rastlose Zittern ihres Körpers.

Die schöne Clanerbin wirft atemlos den Kopf in den Nacken, als er seine Lippen über eine breite Narbe auf ihrer linken Brust zieht.

„Naruto!“

Er wandert über ihren Oberkörper nach rechts, bis er ihren wilden Herzschlag direkt unter seinen Lippen spürt. „Ich liebe dich!“

Sein raues Flüstern treibt erneut Tränen in ihre Augen und sie schiebt ihre Hände in seinen Nacken, um ihn zurück gegen ihre Lippen zu ziehen. „Ich liebe dich auch!“

Naruto verschränkt ihre Finger sanft miteinander und sieht ihr in die Augen, bevor er ihre Körper ohne einen Funken Eile miteinander vereint.

In seinen Armen ist sie endlich Zuhause.
 


 

Sie liegt in seinen Armen und während seine Finger sanfte Kreise über ihre Schulterblätter ziehen, kann sie ihre Augen kaum noch offen halten.

Naruto sieht auf ihre feinen Gesichtszüge herab und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Schlaf“, bittet er sie leise und erkennt erleichtert, dass sie ohne zu protestieren die Augen schließt. Minuten später streift ihr Atem gleichmäßig seinen Brustkorb und in diesem Moment spürt er selbst eine verdächtige Feuchtigkeit in seinen Augenwinkeln.

Er festigt seinen Griff um ihren zierlichen Körper leicht, sorgfältig darauf bedacht sie nicht zu wecken, aber auch mit dem stummen Versprechen, nicht zuzulassen, dass ihr jemals nochmal etwas geschieht.
 

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- Einige Stunden später -
 

Sakura verabschiedet sich mit leisen Worten von Soya, bevor sie gefolgt von Sasuke das Haus verlässt. Am Rande des Uchiha-Viertels hält sie jedoch inne und sucht seufzend den Blick ihres ehemaligen Teamkameraden. „Würde es dir etwas ausmachen schonmal das Essen zu holen? Ich hab noch was zu erledigen.“

Sie sieht, dass es ihm widerstrebt sie gehen zu lassen, deshalb schätzt sie es umso mehr, dass er ohne eine weitere Erklärung zu fordern nickt. Allerdings stockt ihr Atem hart in ihrem Brustkorb, als er plötzlich den Kopf senkt und seine Lippen für einen Moment zärtlich gegen ihre Stirn drückt, bevor er blitzschnell verschwindet.
 


 

Sie sieht die Überraschung in den schönen Gesichtszügen ihrer Kindergartenfreundin, bevor sie dazu kommt sie zu kaschieren.

„Sakura.“

„Ino.“ Sie nimmt einen tiefen Atemzug, denn Entschuldigungen liegen ihr schon lange nicht mehr und trotzdem ist sie ihr diese schuldig. „Es tut mir leid, wegen vorhin.“

Dieses Mal bemüht Ino sich nicht einmal ihre Überraschung zu kaschieren, aber dann öffnet sie ihre Wohnungstür weiter. „Möchtest du reinkommen?“

Sakura fährt sich müde und in ehrlichem Bedauern durch die Haare. „Ich muss… nach Hause.“ Sie erkennt auch die verborgene Enttäuschung in den blauen Augen, die ihr so vertraut sind. „Aber ein andermal.“

Sie wendet sich ab, aber die Stimme ihrer langjährigen Freundin hält sie zurück.

„Sakura!“

Als sie sich umdreht, steht Ino bereits vor ihr und schlingt ungestüm die Arme um sie. Die erfahrene Medic-nin verschließt sich gegenüber dem Schmerz, der damit einhergeht, dass sie die Berührung ihrer Freundin kaum wahrnimmt und erwidert ihre Umarmung zögernd, aber die Yamanaka hält sie nicht lange, sucht aber noch einmal eindringlich ihren Blick.

„Ich weiß, dass dich jetzt etwas anderes mit Hinata verbindet. Aber ich werde immer für dich da sein.“

Sakura nickt und dieses Mal muss sie sich abwenden, bevor ihre Gesichtszüge zu viele Emotionen verraten, die nicht nur sie Kopf und Kragen kosten könnten.
 

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- Am späten Abend in Sakuras und Hinatas Zimmer -
 

Sakura wirft sich neben Hinata auf das Bett, sorgfältig darauf bedacht Nia, die in der Mitte des Bettes schläft, nicht zu wecken und registriert erleichtert, dass die tiefe Erschöpfung aus den Zügen ihrer Freundin verschwunden ist. Bis zum nächsten Mal.

„Du hast mit ihm geschlafen.“

Es ist eine Feststellung, die nicht nach einer Bestätigung fragt, aber Hinata nickt wortlos.

„Sei mir nicht böse, wenn ich dich nicht nach Einzelheiten frage, aber er ist wie ein Bruder für mich und du- jedenfalls macht es das ein bisschen merkwürdig.“

Aber Hinata geht nicht auf die neckende Stichelei ein und Sakuras Blick verliert schnell jeglichen Schalk.

„Bereust du es?“

Die schöne Clanerbin schließt seufzend die Augen. „Ich habe in Bezug auf Naruto immer nur die Dinge bereut, die ich nicht getan habe.“

„Warum bist du dann hier?“

„Dass ich es nicht bereue heißt nicht, dass es nicht trotzdem ein Fehler war.“

Sakura nickt, zieht die Decke über sie beide und das Kleinkind zwischen ihnen und legt den Lichtschalter um, um sie in vertraute Dunkelheit zu tauchen. „Sind wir nicht ein lustiges Gespann? Du hast kein Problem damit dich körperlich auf Naruto einzulassen, hältst ihn aber emotional auf Abstand. Und ich ertrage Sasukes Berührungen kaum, obwohl meine Gefühle für ihn nach all den Jahren immer noch eine klare Sprache sprechen.“

„Wahnsinnig lustig.“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  youjissi
2017-11-18T09:30:57+00:00 18.11.2017 10:30
Ich bin etwas zu spät, habe aber nach weiterem hin und herr geschafft das Kapitel zu lesen.

Ich bin wie immer beeindruckt und liebe die Gestaltung der Geschichte.
Und Naruto und Hinata sind nur zu süß.

Gabz liebe Grüße
Von:  Hokagebernd
2017-10-14T15:05:56+00:00 14.10.2017 17:05
Tolles Kapitel nun wenn Hinata sich körperlich auf Naruto eingelassen hat dann sollte sie auch Gefühlisch ein lassen u. Sakura sollte sich ihren Gefühlen Stellen u. Mit sasuke drüber reden das sie es langsam angehen lassen
Von:  SaphirUchiha99
2017-10-11T12:23:42+00:00 11.10.2017 14:23
Genial, wie immer!
Liebe Grüße! Saphier
Antwort von:  SaphirUchiha99
11.10.2017 14:23
*saphir
Von:  XxGirlyxX
2017-10-10T17:31:00+00:00 10.10.2017 19:31
Wieder ein gelungenes Kapitel 😊
Die beiden tun mir so leid. Was sie wohl alles durchleben mussten 😓
Ich hoffe das sie es irgendwann schaffen wieder ein normales Leben zu leben, natürlich mit den beiden Männern 😁😁
Bin schon auf das nächste Kapitel gespannt.
LG XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2017-10-09T22:01:43+00:00 10.10.2017 00:01
Tolles Kapitel :)
Sehr schön geschrieben.
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.
Mach weiter so.
LG
Von:  Salada
2017-10-09T19:24:52+00:00 09.10.2017 21:24
Auch hier muss ich dir sagen macht du keine halben Sachen ( wann machst du das auch schon )
Es hat mir Spaß gemacht das Kapitel zu lesen und freue mich schon wie die Beziehungskriesen ihren lauf nehmen ;)
LG Salada
Von:  Scorbion1984
2017-10-09T12:11:28+00:00 09.10.2017 14:11
Wenn es darum geht Gefühle zu zulassen sind Sakura und Hinata emotionale Krüppel !
Sie müssen Furchtbares erlebt haben ,da sie dermaßen verändert haben !
Aber was ist ihr Plan ? Das sie beide etwas Vorhaben ist offensichtlich !
Von:  lula-chan
2017-10-08T18:46:43+00:00 08.10.2017 20:46
Interessantes Kapitel.
Hinata scheint sich endlich auf Naruto einzulassen. Trotzdem sind sowohl Hinata als auch Sakura noch weit davon entfernt eine richtige Beziehung zu führen.
Ich frage mich schon, wie es jetzt weitergeht und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Von:  Studio
2017-10-08T18:43:33+00:00 08.10.2017 20:43
Tolles kapi!
Ich hab mich riesig gefreut, als ich deine ENS über die neuen kapis gelesen habe!
Und deshalb muss ich jetzt auch gleich weiter zu Meritum!!!
freu mich schon aufs nächste kapi!
lg Studio
Von:  Kleines-Engelschen
2017-10-08T18:28:54+00:00 08.10.2017 20:28
ein echt tolles kapitel. ich finde es immer wieder aufs neue toll wie hina und saku miteinander harmonieren. freue mich auf das nächste kapitel.

greetz


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