Torn von Hinarika ================================================================================ Kapitel 8: Pleading ------------------- Als Hinata sie am nächsten Morgen wachrüttelt, beläuft sich ihr Schlafpensum auf nicht einmal vier Stunden. Gar nicht mal so schlecht. Allerdings merkt man ihrer besten Freundin nicht an, dass diese noch weniger geschlafen hat und Sakura wischt ihre eigene Erschöpfung zur Seite, als sie die Beine aus dem Bett schwingt. Schweigsam strebt sie das Badezimmer an, während Hinata sich mit leisen Worten Richtung Küche verabschiedet. Im Türrahmen der Küche hält die junge Clanerbin jedoch inne, denn obwohl sie längst gewusst hat, dass er sich in diesem Raum aufhält, hat sie das nicht ansatzweise auf die Gefühle vorbereitet, die schon in ihr aufflammen, bevor sie seinem Blick begegnet. „Naruto.“ „Hinata.“ Die Art, wie er sie ansieht, treibt ihr bereits wieder eine vertraute Röte in die Wangen und sie kann sich nicht entscheiden, ob es sie freuen oder ärgern soll, dass zumindest die Reaktion ihres Körpers trotz der vergangenen Jahre unverändert ist. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Unter der ungewöhnlichen Förmlichkeit seiner Worte, spannen sich ihre Muskeln augenblicklich an und sobald sie sich mehr auf seine Körpersprache konzentriert, als nur auf seine bloße Anwesenheit, erkennt sie auch mit Leichtigkeit die Anspannung in seiner Haltung. Sie sieht sein Zögern und die Art, wie er darum ringt die Worte auszusprechen, verraten ihr, dass er sich genau zurecht gelegt hat, was er ihr sagen will. Sie kann das flaue Gefühl in ihrem Magen nicht verdrängen und obwohl ihr Kopf sie warnt ihre Gesichtszüge zu stählen, bevor er seine Worte ausspricht, trifft sie zum ersten Mal seit langem etwas vollkommen unerwartet. „Wegen letzter Nacht… es tut mir leid.“ Naruto sieht nur eine Millisekunde lang, wie sich ihr Gesicht unter etwas verdunkelt, das verdächtig nach Schmerz aussieht, bevor sie jegliche Gefühle aus ihren Zügen klärt. „Sag das nicht, wenn du es nicht so meinst.“ Der Uzumaki vergräbt angespannt beide Hände in den Hosentaschen, um sich hoffentlich davon abzuhalten der permanenten Versuchung nachzugeben, sie zu berühren. „Ich hätte das nicht tun dürfen-“ Aber Hinata fällt ihm selten schneidend ins Wort. „Willst du mir vielleicht auch erklären, wie du zu diesem genialen Schluss gekommen bist?“ „Ich hätte das nicht ausnutzen dürfen-“ Hinata verschränkt ihre Hände hinter dem Rücken um zu verbergen, dass sich ihre Nägel tief in ihren Handflächen vergraben. Sie hat gewusst, dass die Leute sie anders ansehen würden. Sie hat nur nicht erwartet, dass das auch auf ihn zutreffen würde. „Was? Was genau, hast du deiner Meinung nach ausgenutzt? Dass ich ja gesagt habe?“ „Nach allem, was ihr in den letzten beiden Jahren durchmachen musstet-“ Naruto sieht zu spät, dass er schon wieder das Falsche gesagt hat, als sie schlagartig erblasst und einen ganzen Meter vor ihm zurückweicht, während er nur noch verstärkt mit dem Bedürfnis ringt, sie in seine Arme zu ziehen und ihr zu versprechen, dass er nicht zulassen wird, dass ihr jemals noch mal jemand weh tut. Die hübsche Clanerbin ignoriert das schmerzhafte Pochen ihres eigenen Herzens und strafft entschlossen die Schultern. „Schön, es wird nie wieder-“ Aber bevor sie diese Lüge zu Ende sprechen kann, enttarnt er sie, indem er sie grob nach hinten gegen die Küchenanrichte drängt und seine Lippen hart gegen ihre drückt. Ihr überraschtes Keuchen verhallt gegen seine Lippen, aber statt die Bewegung auszunutzen, um ihren Kuss zu vertiefen, löst er sich unter Aufbringung des spärlichen Restes seiner Selbstbeherrschung von ihr und lehnt seine Stirn zärtlich gegen ihre. „Ich will dich damit nicht überfordern.“ Ihre Finger vergraben sich noch tiefer in den Stoff seines Oberteils und sie kann den kindischen Wunsch nicht unterdrücken, dass er sie nicht mehr loslässt. „Tust du nicht.“ Als Naruto zweifelnd die Stirn runzelt, beugt sie sich zu ihm vor und nippt unerwartet neckend an seiner Unterlippe. „Außerdem bin ich schon groß und wenn mir etwas zu viel ist, durchaus in der Lage das auch zu sagen.“ Er senkt seinen Kopf erneut zu ihren Lippen, zögert dann aber plötzlich und Hinata erkennt mit Leichtigkeit die Zweifel in seinen hellen Augen und bevor er es verhindern kann, tritt sie einen Schritt von ihm weg und er kann geradezu mitansehen, wie sie sich in Sekunden vor ihm verschließt. Aber er kann Tsunades Worte nicht abschütteln, als sie sie am vorigen Tag gewarnt hat, dass die beiden zweifellos ein tiefes Trauma davongetragen haben, auch wenn sie noch so normal wirken und er will nicht der Grund dafür sein, dass es ihr schlechter geht. Doch während er noch nach den richtigen Worten sucht, um ihr eben dies zu erklären, scheint sie selbst eine Entscheidung zu treffen. „Hinata-“ „Nein, du hast Recht, das hier war ein Fehler.“ Er versucht nicht zu zucken und damit zu zeigen, dass ihn ihre Worte wie ein Messer treffen, obwohl er es vor wenigen Minuten ähnlich formuliert hat. Stattdessen macht er einen Schritt auf sie zu und streckt beschwichtigend die Hände nach ihren Schultern aus. „Hina-“ Doch die schöne Clanerbin weicht kopfschüttelnd vor ihm zurück. „Du hast Recht, wir könnten nie einfach da weitermachen, wo wir damals aufgehört haben. Vergiss es einfach.“ Sie verschwindet aus dem Raum, bevor er noch etwas dazu sagen kann und der blonde ANBU frägt sich zynisch, wie es sich so falsch anfühlen kann, das Richtige tun zu wollen. • - Kurz zuvor bei Sakura - Ihr Schlafmangel rächt sich wenige Minuten später bereits zum ersten Mal, als sie aus dem Zimmer stolpert und beinahe mit Sasuke zusammenstößt. Sie macht gerade noch rechtzeitig einen Schritt zurück, auch wenn die Bewegung bestimmt nicht so unauffällig ist, wie sie sich das gerne einreden würde. „Sasuke.“ „Sakura.“ Nach 27 Sekunden angespannten Schweigens, beschließt sie, dass das genug ist, um sich als morgendliche Begrüßung zu qualifizieren und macht einen Schritt auf ihn zu, um sich in sicherem Abstand an ihm vorbeizuschieben, aber er streckt überraschend die Hand nach ihr aus und sie weicht ihm gerade noch rechtzeitig aus. Sasuke runzelt die Stirn, kommentiert ihr merkwürdiges Ausweichmanöver aber nicht. Dafür spricht er etwas anderes an, von dem sie bevorzugen würde, so zu tun, als wäre es nie passiert. „Wegen letzter Nacht-“ Ihre Schultern straffen sich beinahe automatisch und sie ignoriert das Gefühl, das mit dem Wissen einhergeht, dass er vor ein paar Stunden einen ihrer schwächsten Momente miterlebt hat. „Ich will nicht darüber reden.“ „Ich will nur wissen, wie es dir geht.“ Seine Stimme bleibt gewohnt ruhig, aber sie ist nicht in der Lage es ihm gleich zu tun. „Fantastisch.“ „Lüg mich nicht an“, kritisiert er sie unerwartet sanft. Er bewegt sich überraschend und fährt mit seinen Daumen kaum spürbar über die verräterischen Schatten unter ihren markanten Augen. Es ist eine Zärtlichkeit, von der nicht einmal sie geglaubt hat, dass er dazu fähig ist. Aber sie ist zum ersten Mal seit langem zu langsam darin die Reaktion ihres Körpers zu unterbinden und zuckt so spürbar in seinem Halt zusammen, dass der dunkelhaarige Clanerbe augenblicklich stirnrunzelnd von ihr ablässt. „Sakura-“ Aber seine ehemalige Teamkameradin schiebt sich schnell an ihm vorbei, sorgfältig darauf bedacht ihn nicht zu berühren. Statt der Küche steuert sie die Haustür an und sobald das schwere Holz hinter ihr ins Schloss fällt, nimmt sie einen tiefen Atemzug und zwingt ihren Körper sich zu beruhigen. Aber die Erinnerung an seine Berührung brennt wie ein Abdruck auf ihrer Haut und treibt ihr für einen winzigen Moment der Schwäche Tränen in die Augen. Sie ist sich selbst ausgesprochen klar darüber, wie kaputt sie ist. Aber der Gedanke, dass sie zu kaputt ist, trifft sie wie ein grausamer Hieb in den Magen. Als sich die Tür in ihrem Rücken öffnet, ringt sie schnell um ihre Beherrschung, aber ihre Sinne geben bereits Entwarnung, bevor sie sich zusammennehmen kann und als sie sich zu Hinata umdreht, erkennt sie einen ähnlichen Schmerz in den feinen Zügen ihrer engsten Freundin und nach all den Jahren gibt es immer noch nur einen, der die eiserne Beherrschung der Hyuuga so sehr erschüttern kann. „Naruto?“ Hinata schließt für einen Moment die Augen und schon ist die Tiefe ihres Schmerzes verschwunden und es spiegelt sich nur noch ein Schatten der Emotion in ihren hellen Iriden. „Ist schon gut. Es ist ja nichts Neues, dass ich mich wie ein Idiot benehme, jedes Mal wenn er in der Nähe ist. Wenigstens das scheint unverändert zu sein.“ Aber Sakura macht einen Schritt auf sie zu und senkt vertrauensvoll die Stimme. „Hina. Deine Zweifel, was Naruto betreffen, sind unberechtigt-“ Sie bereut beinahe, etwas gesagt zu haben, als noch einmal tiefer Schmerz über Hinatas Gesichtszüge zuckt. „Sind sie das? Das Mädchen, in das er sich verliebt hat, gibt es nicht mehr.“ Sakura öffnet den Mund, aber stattdessen hören sie Naruto nach ihr rufen. „Hinata-“ Der Ausdruck in Hinatas Augen ist eindeutig und als Naruto die Haustür öffnet, Sasuke direkt hinter ihm, sind die beiden Frauen bereits verschwunden. • Naruto lehnt sich mürrisch gegen das Geländer der Plattform, die eines der abgelegenen Trainingsgelände des Dorfes überblickt und ihn ein wenig an den zweiten Teil seiner Chunin-Prüfung erinnert. Sie haben die Chakren der beiden Frauen zum Krankenhaus verfolgt, nur um sich dort sagen zu lassen, dass Tsunade die beiden persönlich untersucht und unter keinen Umständen gestört werden will und jetzt besteht die Hokage obendrein noch hierauf und seine geäußerten Proteste haben sie einmal mehr in gewohntem Ausmaß beeinflusst. „Was wird das hier?“ Naruto wendet sich nur ungern von den beiden Frauen ab, die sich mehrere Meter unter ihnen in der Mitte des Trainingsplatzes leise miteinander unterhalten, aber er dreht den Kopf dennoch in Nejis Richtung vor allem, weil er weiß, dass sein bester Freund, der neben ihm steht, sich garantiert nicht dazu herablassen wird. „Tsunade hat sie im Krankenhaus untersucht und scheinbar entschieden, dass sie fit genug für eine Trainingseinheit sind.“ „Warum ist dann niemand von uns da unten?“ Temari betritt mit Shikamaru den Raum und umarmt Tenten, die neben Neji steht, bevor sie ihren Blick ebenfalls auf das unter ihnen liegende Gelände richtet. „Du könntest Tsunade fragen, aber wenn du nichts anderes zu hören kriegst als ich, dann wären wir als Trainingspartner eventuell zu belastend für sie.“ Temari hebt eine Augenbraue angesichts der kaum verborgenen Frustration in Narutos Stimme und beendet die Diskussion vorsorglich, besonders da sich ihnen die Hokage gerade gefolgt von zwei Personen anschließt, die augenblicklich alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Was habt ihr hier verloren?“ Es sind Kai und Sota, die beiden Männer, die gestern als Nachzügler angekommen sind und allein für das Grinsen, das der Erste von beiden auf den Lippen trägt, zuckt den versammelten Konoha-nin geschlossen das Verlangen durch die Finger, ihm eine zu verpassen. „Ich wusste nicht, dass wir Gefangene sind, die sich nicht frei bewegen dürfen.“ Aber in diesem Moment meldet sich zum ersten Mal Sasuke zu Wort. „Sie fangen an.“ Bis sie sich alle am Geländer versammelt haben, stehen Hinata und Sakura Rücken und Rücken, umgeben von ein paar Jonin, die überwiegend älter sind als sie. Es ist Sakuras Stimme, die gewohnt vorlaut die Stille bricht. „Erwartet ihr eine förmliche Einladung?“ Sie beweist erneut ihre mangelnde Geduld und bewegt sich trotz ihrer Provokation, zuerst. Sie schlägt dem Jonin, der am nächsten zu ihr steht sein Katana aus der Hand und trifft ihn mit ihrer anderen Hand so hart in den Magen, dass der Mann trotz seiner Körpergröße und Erfahrung mit einem unterdrückten Stöhnen in die Knie geht. Er kann Sakuras nächstem Angriff nur ausweichen, weil zwei seiner Kollegen sie von hinten angreifen und ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch Hinata aktiviert in Sekundenbruchteilen ihr Bluterbe und duckt sich geschickt unter den Angriffen hinweg, bevor sie selbst beginnt im Stil ihres Clans anzugreifen. Es sind ihre altbewährten Jutsus und Techniken in abgewandelten Formen, aber in den Grundzügen erinnern sie immer noch an früher und Shikamaru bringt seine Skepsis in Narutos und Sasukes Richtung als Erster zum Ausdruck. „Also, ich sehe den Unterschied, aber wie konntet ihr sie nicht an ihrem Kampfstil erkennen?“ Naruto vergräbt angespannt die Hände in den Hosentaschen. „Weil sie gestern nicht auf diese Weise gekämpft haben.“ „Weil das ein ernsthafter Kampf war. Das da vorne ist ein Witz.“ Kai ignoriert die Blicke der Konoha-nin, die deutlich klar machen, dass seine Einmischung erneut unerwünscht ist und sieht stattdessen zu Sota, der bisher schweigsam an seiner Seite gestanden hat. „Und es wird Zeit, das zu ändern.“ Aber der andere Shinobi scheint unwillig der dubiosen Aufforderung seines Kameraden zu folgen. „Wie wäre es, wenn du dich da einfach raushältst?“ „Wie wäre es, wenn du einfach tust, was man dir sagt?“ Der Blickkontakt zwischen den beiden Männern klärt schon nach wenigen Sekunden die Rangordnung zwischen ihnen, als Sota ihn zuerst bricht und ohne weitere Diskussion in rascher Folge verschiedene Schriftzeichen zu formen beginnt. Die Wirkung des Jutsus wird augenblicklich ersichtlich, als eines der Seile, das er am Gürtel trägt, sich unter dem Einfluss seines Chakras bewegt und mit einem Satz hinunter in die Arena schießt, direkt auf Sakura zu. Die Haruno dreht sich kaum von ihrem momentanen Gegner weg und wirft lediglich ein gezieltes Kunai über ihre Schulter, um das Seil abzuwehren. Hinata schickt ihren nächsten Gegnern jedoch im selben Moment mit zwei gezielten Schlägen vor die Brust in die Bewusstlosigkeit, bevor sie den Kopf in die Richtung der Beobachtungsplattform richtet und zumindest den Großteil ihrer Aufmerksamkeit Kai zuwendet, der sich grinsend über das Geländer beugt. „Was, ich dachte ihr habt heute vielleicht noch was anderes vor und würdet es bevorzugen, dass hier schnell und ordentlich zu erledigen, aber wenn nicht-“ Er hebt provozierend eine Augenbraue, aber Hinata wendet sich bereits wieder von ihm ab, sichtlich nicht daran interessiert auf sein Angebot einzugehen. Während sie sich kurz darauf unter dem Angriff des nächsten Jonin wegduckt, streckt sich ihr Körper jedoch plötzlich und es ist kaum zu bemerken, aber wer mit den Byakugan vertraut ist, kann dennoch erkennen, dass ihre Aufmerksamkeit den Kampfplatz für wenige Sekunden verlässt. Ihre Chakrahülle blockt ihre nächsten Angriffe für sie, während sie sich wieder aufrichtet und über den Platz hinweg für einen Moment Sakuras Blick sucht. Es ist faszinierend zu beobachten, dass Sakura Hinatas Blick wortlos zu spüren scheint und ihren Gegner mit einem unsanften Ablenkmanöver von sich stößt, um die Augen ihrer Freundin zu finden. Es sind nur Millisekunden des Blickkontakts, bevor Sakura sich erneut ihren Gegnern zuwendet und Hinata die Hände auf dem Rücken miteinander verschränkt. Dieses Mal bewegt sich das Seil von Sotas Gürtel zielsicher auf Hinata zu und da die Hyuuga keine Anstalten macht, ihm auszuweichen, schlingt es sich fest um ihre Unterarme. Naruto umschließt den Griff des Geländers so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten, um sich selbst zurückzuhalten. „Was zur Hölle soll das?“ „Ihr könnt nicht erwarten, dass ihr im Rahmen eines kleinen Trainingskampfes wie diesem auch nur den Ansatz ihres Potentials zu sehen bekommt. Wir helfen euch lediglich dabei, einen Einblick in ihre wirklichen Fähigkeiten zu bekommen.“ Neji mischt sich mit verschränkten Armen ebenfalls verächtlich ein. „Und ihr die Arme auf den Rücken zu binden, zeigt uns was? Wie schnell sie es mit ihrem Chakra auflösen kann?“ „Sie kann es nicht mit ihrem Chakra auflösen.“ Neji richtet sein eigenes Bluterbe konzentrierter auf das Seil um Hinatas Arme und erkennt seine Besonderheit, bevor Naruto es als Frage formulieren kann. „Es entzieht ihr ihr Chakra.“ Aber nicht lange. Es ist eine Bewegung, die Naruto für einen Moment zwingt seinen Blick abzuwenden, als Hinata an dem Seil zieht und sich ihre rechte Schulter durch die Bewegung knackend aus ihrem Gelenk löst. Die verlagerte Lage ihres Armes erlaubt ihr jedoch mehr Bewegungsfreiheit und als der nächste Jonin gegen ihre Chakrahülle anstürmt, löst sie sie auf und der Shinobi ist für einen Moment selbst überrascht, als sie plötzlich direkt vor ihm steht. Er dreht sein Schwert in der Hand, aber als er damit nach ihr schlägt, dreht Hinata sich in der allerletzten Sekunde geschickt um und auch wenn seine Klinge das Seil nur an einer Stelle durchtrennt, ist es genug, um Hinata zu erlauben sich zu befreien. Sie duckt sich tief unter dem nächsten Angriff hinweg und als sie gezielt einen der Chakrapunkte in seiner Ferse trifft, gerät der erfahrene Shinobi, der sie um zwei Köpfe überragt ins Straucheln, während Hinata sich blitzschnell wieder aufrichtet und ihn noch einmal gegen den Nacken trifft, sodass er bewusstlos zu Boden sackt. Sakura schließt unterdessen ihre eigenen Fingerzeichen und greift mit einer Hand in den kleinen Lederbeutel, den sie am Gürtel trägt. Ihr Jutsu beschwört einen Windsturm auf, der die Kirschblüten, die sie in der Hand hält, aufnimmt und gezielt in die Richtung ihrer Gegner treibt. Naruto schmunzelt über die herablassende Gelassenheit mit der die Jonin dem Kirschblütenwirbel begegnen und auch wenn er die Wirkung des Jutsus nicht kennt, hat er keinerlei Zweifel, dass sie ihre überhebliche Herabschätzung gleich bereuen werden. Die meisten ihrer Gegner machen nicht einmal Ansätze den kleinen Blüten auszuweichen und wie erwartet, bereuen sie den Leichtsinn wenige Sekunden später, als sie spüren wie das Lähmungsgift mit dem die Blütenblätter versetzt sind, ihre Muskeln angreift. Die rosa Blätter sind zu klein, um einzeln irgendwelchen Schaden anzurichten, aber an mehreren Stellen verursachen sie ein unangenehmes Ziehen unter der Haut, um sogar die erfahrenen Jonin lange genug abzulenken, um es Sakura zu erlauben direkt vor ihnen aufzutauchen. Als ihr Chakra zum ersten Mal an der Schläfe eines Jonins aufflackert und dieser augenblicklich bewusstlos zu Boden sackt, wird schnell klar, dass sie gelernt hat ihre medizinischen Kenntnisse auch im Kampf zu ihrem Vorteil zu nutzen. Hinata hat sich währenddessen von ihren Fesseln befreit, ihre Schulter grob selbst wieder eingerenkt und schließt rasche Fingerzeichen für ihr eigenes Jutsu. Die Klinge, die sie befreit hat, hat einen kleinen Schnitt in ihrer Haut hinterlassen, den sie jetzt nutzt, um mit zwei Fingern ihr eigenes Blut über die Innenseite ihres Unterarms zu ziehen. „Was ist das?“ Nicht nur Neji lehnt sich weiter über die Lehne des Geländers, das den Trainingsplatz überblickt, während Hinatas Gegner schlagartig in jeder Bewegung verharren. Er sieht ihr Chakra in der Luft flackern, dieses Mal nicht als zusammenhängende Hülle, sondern mehr wie ein Nebel, der sich durch die Luft zieht. „Eines ihrer mächtigsten Genjutsus.“ Es ist erneut Kai, der unerwünscht antwortet. „Sie hat sich ihre Tricks von unserem besten Genjutsu-Künstler abgeschaut.“ Während Sasuke wortlos sein Bluterbe aktiviert, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu überprüfen, zieht Sotas unerwartetes, verächtliches Schnauben die Aufmerksamkeit der Konoha-nin auf sich, aber seine Aufmerksamkeit liegt auf Kai. „Du musst endlich aufhören dir den ganzen Mist schön zu reden.“ Naruto wendet sich unwillig von Hinata ab, die ihre Gegner, die immer noch regungslos verharren, augenscheinlich gefangen in einem raffinierten Genjutsu, einen nach dem anderen in die Bewusstlosigkeit schickt und mustert den anderen Shinobi abschätzend. „Wie würdest du es formulieren?“ Der junge Shinobi zögert einen Moment zu lange, scheint sich aber dann mit einem schweren Seufzen doch zu einer wahren Offenbarung durchzuringen. „Es war von Anfang an klar, dass die beiden nicht leicht mit physischen Schmerzen zu manipulieren sein würden. Außerdem haben wir zu viele außergewöhnliche Talente in unserem Dorf, um es nötig zu haben, Gefangene zu foltern, um ihren Willen zu beugen. Ihr habt einen Blick auf Hoshis Fähigkeiten erlebt. Sobald er einmal in den Kopf eines anderen vorgedrungen ist, reicht ein Blickkontakt und er kontrolliert jeden Muskel in deinem Körper.“ Sotas Blick findet Sakura, die ebenfalls die letzten ihrer Gegner auf die Bretter schickt. „Sakura hat sich ihm wochenlang widersetzt. Wahrscheinlich ist er deshalb so besessen von ihr.“ Sasukes Bluterbe flackert aus einem anderen Grund warnend auf und seine Augen wandern zurück zu seiner ehemaligen Teamkameradin, die an Hinatas Seite weiterhin beweist, dass sie kaum noch etwas mit dem kleinen Mädchen gemeinsam hat, das ihm zu ihren Genin-Zeiten so auf die Nerven gegangen ist. Sota vergräbt die Hände in den Hosentaschen und fährt leise fort. „Aber an Hinata hat er sich die Zähne ausgebissen. Wir sind uns nicht sicher, ob es an den Byakugan liegt, vermuten es aber. Jedenfalls ist sie immun gegen seine Art von Kontrolle. Aber Hoshi ist nicht Koris einziger Sohn mit ausgesprochen manipulativen Techniken. Kaito ist so gut in dem, was er tut, dass selbst die erfahrensten Shinobi Schwierigkeiten haben, seine Genjutsus von der Realität zu unterscheiden. Und weil er die sadistische Ader seiner Mutter geerbt hat, hat er früh gelernt, dieses Talent auszunutzen, um seine Gegner mit der Folter seiner Wahl in den Wahnsinn zu treiben. Ich habe erwachsene Männer den Verstand verlieren sehen, nach nur ein paar Tagen mit ihm. Persönlich würde ich physische Folter gegenüber auch nur einem Tag mit Kaito in seiner Welt jederzeit vorziehen.“ Shikamaru ist der Erste, der die Stille durchbricht, die sich nach dieser unerwarteten Offenbarung für ein paar Sekunden verhängt und ihnen einen ersten Einblick darin liefert, was die beiden Frauen, die unter ihnen trainieren, in den letzten beiden Jahren wirklich widerfahren ist. „Er hat versucht sie mit Hilfe seiner Genjutsus zu brechen.“ Sota nickt. „Und ihre Antwort war es so gut in seiner Kunst zu werden, dass sie ihm heute beinahe ebenbürtig ist.“ Er hat den Punkt kaum hinter seinen Satz gesetzt, als Sakura plötzlich in seinem Rücken auftaucht und Sota wirbelt schnell zu der jungen Kunoichi herum. „Hast du jetzt genug geredet?“ Hinter ihm flucht auch Kai, als Hinata aus dem Nichts vor ich auftaucht. „Ich glaube, wir müssen noch einmal ein paar grundlegende Eckpunkte ausarbeiten.“ Ihr Chakra legt sich in Millisekunden um sich selbst und Kai, aber statt durchsichtig zu bleiben, nimmt es eine milchige Farbe an, die maximal noch Neji erlaubt hindurchzusehen. Sota tritt einen Schritt von Sakura zurück und hebt abwehrend die Hände, aber diese lässt ihm keine Zeit zu Wort kommen und verringert den Abstand zwischen mit einer Bewegung auf ein solches Minimum, dass ihr zierlicher Körper beinahe seinen streift. „Wo willst du denn hin?“ Sie legt ihre Hände an seinen Nacken und für einen Moment sieht es aus, als wollte sie ihn küssen, als sie sich auf die Zehenspitzen streckt, aber stattdessen huscht ein berechnendes Grinsen über ihre Lippen, als Sota zitternd die Hände nach ihr ausstreckt und innehält, ohne sie ganz zu erreichen. „Wenn du dich nicht so sträuben würdest, wäre es nicht so schmerzhaft.“ „Das behauptest du jedes Mal.“ Sota bewegt selbst seine Lippen mit sichtlicher Anstrengung und die anderen begreifen, dass Sakura ihm vermutlich unbemerkt ein schnellwirkendes Nervengift verabreicht hat. Sakura dagegen lächelt ohne jede Anstrengung. „Da ist was dran.“ Während ihr Gift Sota erst seine Bewegungsfreiheit und schließlich sein Bewusstsein stiehlt, löst sich Hinatas Chakrahülle vor ihren Augen auf und während die junge Clanerbin scheinbar unverändert an Ort und Stelle steht, liegt Kai ebenfalls bewusstlos vor ihr auf dem Boden. Sakura tritt ebenfalls vollkommen ungerührt von ihrem Gegner zurück und lässt seine regungslose Gestalt hart zu Boden fallen. „Dass du nach all der Zeit immer noch auf denselben Trick reinfällst.“ Tsunade tritt zuerst einen Schritt nach vorne, an die Seite ihrer ehemaligen Schülerin. „Nervengift?“, will die Hokage, die sich bisher verdächtig ruhig im Hintergrund gehalten hat, interessiert wissen und ein boshaftes Grinsen huscht über Sakuras Züge. „Lässt sie so schön zappeln.“ Sie hebt spöttisch eine Augenbraue, angesichts der Gefühle in den Mienen ihrer Freunde, die manche besser verbergen, als andere und fügt lapidar hinzu: „Keine Sorge, er wird es überleben.“ Dann weicht die Gleichgültigkeit jedoch schlagartig aus ihrer Miene, als sie sich Hinata zuwendet. Sie aktiviert ihr Chakra ungefragt über der Schulter ihrer Freundin. „Ich wusste, warum ich das mit den Fesseln für eine dumme Idee gehalten habe.“ Sie stellt sicher, dass ihre Heilung alle Auswirkungen von Hinatas ausgerenkter Schulter behebt, bevor sie beinahe vorwurfsvoll den Blick der Hyuuga sucht. „Du hättest es einfach mich machen lassen sollen.“ Hinata rollt mit seltenem Spott die Augen. „Ich habe noch nicht vergessen, was mit dem letzten Größenwahnsinnigen passiert ist, der versucht hat dich zu fesseln.“ Sakura grinst erneut mit einem leichten Hauch von Boshaftigkeit in dem Zucken ihrer Mundwinkel. „Warum auch? Das war eine meiner besten Arbeiten.“ „Hn. Weckst du sie auf?“ Sakura richtet ihren Blick abschätzend auf die beiden bewusstlosen Männer, die immer noch reglos vor ihnen auf dem Boden liegen. „Wollen wir sie nicht noch ein bisschen da liegen lassen? So halten sie wenigstens mal den Mund.“ „Wie du willst“, antwortet Hinata, ganz offensichtlich wirklich gleichgültig. „Ich würde es nur bevorzugen, das hier so schnell wie möglich zu beenden.“ Sie spricht ihren letzten Satz mit deutlich gesenkter Stimme, scheint sich aber gleichzeitig auch nicht wirklich darum zu scheren, ob die anderen Konoha-nin sie nun hören können oder nicht. „Willst du ihm nicht zumindest das Gegengift spritzen?“, die Frage der Hokage klingt beinahe amüsiert, als sie das Gespräch der beiden Frauen unterbricht, aber ihre einzige Schülerin legt nur gelangweilt den Kopf zur Seite. „Du weißt so gut wie ich, dass ihn das so schnell nicht umbringen wird.“ Sie greift in einen der beiden Waffenbeutel, die sie jeweils an ihren Oberschenkeln trägt und offenbart mehrere kleine Fläschchen und Spritzen, hält aber mit einem Seitenblick auf Hinata inne, bevor sie nach der richtigen greift. „Ich könne ihm auch einfach versehentlich das falsche Gegengift spritzen und wir hätten ein Problem weniger?“ Man kann ihr wirklich nicht nachweisen, ob sie scherzt oder ob es ihr möglicherweise ernst ist, aber Hinata legt nur den Kopf schief und Sakura verdreht murrend die Augen. „Jaja.“ Sie zieht die Plastikkappe mit den Zähnen von der Spritze und sinkt in die Hocke, um das Gegengift mit wenigen, geübten Handgriffen in Sotas Kreislauf zu spritzen. Dann dreht sie sich zu Kai und aktiviert ihr heilendes Chakra kurz an seinen Schläfen. Der dunkelhaarige Shinobi erwacht mit einem Keuchen, während Sota sich langsamer erholt. Kais Blick wandert von Hinata zu Sakura und er richtet sich mit einem amüsierteren Schmunzeln auf, als seine Niederlage irgendwie rechtfertigen könnte. „Hättest du mich nicht warnen können, dass sie schlechte Laune hat?“ Aber statt auf die freundliche Stichelei einzugehen, verdunkelt sich Sakuras Miene schlagartig. „Ich schulde dir überhaupt nichts.“ Die Haltung der beiden Frauen macht eben dies auch mehr als deutlich. Keine von ihnen macht irgendwelche Anstalten den beiden Männern aufzuhelfen oder gar Bedauern über deren unsanfte Niederlage zu äußern. Stattdessen drehen sie sich ohne ein weiteres Wort um und machen Anstalten die Plattform zu verlassen. Naruto macht einen Schritt nach vorne, aber Neji kommt ihm mit seiner Frage zuvor. „Wo wollt ihr hin?“ „Duschen.“ Sakura hebt provozierend eine Augenbraue und greift herausfordernd nach dem Reisverschluss ihrer Weste. „Es sei denn ihr wollt mitkommen und uns auch dabei noch beobachten.“ Sie dreht sich um und folgt Hinata, bevor sich die zurückbleibenden Konoha-nin von der provokativen Antwort ganz erholt haben. Aber die Lektion die Hinata Kai erteilt hat, scheint schon wieder nachzulassen, denn der vorlaute Shinobi bringt erneut ungefragt seine Meinung ein. „Macht euch nicht zu viel daraus, Sakura ist immer so.“ Das ist schließlich der Moment in dem Narutos strapazierter Geduldsfaden reißt. Er bewegt sich blitzschnell und drückt den anderen Shinobi in der nächsten Millisekunde bereits grob gegen das Geländer, ein Kunai warnend über seiner Halsschlagader. „Sie war nicht immer so, also wag es ja nicht dir anzumaßen so zu tun, als würdest du sie kennen!“ Angesichts der Tatsache, dass ihm ein scharfes Messer gegen die Haut drückt, grinst Kai immer noch zu selbstbewusst. „Ihr mögt sie einmal gekannt haben, aber die Sakura und Hinata, die ihr verloren habt, gibt es nicht mehr.“ Naruto wendet sich von dem Shinobi ab, als er das Chakra des Fuchses brodelnd in sich spürt und damit einhergehend das brennende Verlangen dem verdammten Mistkerl zumindest eine Prise des Schmerzes zurückzugeben, den er in den letzten zwei Jahren empfunden hat und verlässt die Plattform ohne ein weiteres Wort. Aber ausgerechnet Sasuke hat noch etwas zu sagen, bevor er ihm folgt und das mörderische Funkeln in seinen Augen benötigt eigentlich keinerlei Erklärung. „Du solltest besser öfter den Mund halten und dich daran erinnern, welche Rolle ihr darin gespielt habt, dass wir sie verloren haben. Einige von uns sind nämlich eher rachsüchtig als vergebend veranlagt.“ . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)