Torn von Hinarika ================================================================================ Kapitel 1: Lost --------------- Auch für die Bewohner des Dorfes Konohagakure gibt es am nächsten Morgen ein äußerst unsanftes Erwachen. Von dem Läuten der Alarmglocken geweckt zu werden, hat noch nie Gutes bedeutet. Auch ein gewisser blonder Shinobi blinzelt im ersten Moment noch ein wenig orientierungslos die Reste seines Traumes fort. Doch bei ihm war es eine angenehme Fantasie, die jedoch ein jähes Ende findet, als er erkennt, was ihn geweckt hat. Mit einem wahrlich unguten Gefühl springt er aus dem Bett und in die erstbeste herumliegende Hose. Als er sich im Laufen wahllos ein T-Shirt über den Kopf stülpt, stößt er blind gegen den Türrahmen, doch noch während er einen genervten Fluch murmelt, greift er bereits nach seinem Waffenbeutel und seinem Stirnband, bevor er hektisch durch die Tür nach draußen hechtet und betet, dass es sich lediglich um einen falschen Alarm handelt. Als er ihn erreicht, ist der Marktplatz bereits gerammelt voll mit sämtlichen Konoha-nins, die sich an diesem Tag in ihrem Heimatdorf aufhalten und trotz aller Professionalität spiegelt sich in so mancher Miene verborgene Besorgnis. Die letzten Jahre waren relativ friedlich für die Ninjagroßmacht und dass sie alle von den alarmierenden Glocken geweckt wurden liegt schon so lange zurück, dass die meisten das genaue Datum nicht mehr im Kopf haben. Auf den ersten Blick entdeckt er in dem lauten Getümmel niemanden, den er kennt, nur Kakashi lehnt am anderen Ende des Platzes, deswegen verharrt Naruto unruhig am hinteren Ende der Versammlung. „RUHE!“ Tsunades herrischer Ruf bringt das unruhige Gemurmel augenblicklich zum Verstummen und sichert ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden Shinobi sämtlicher Ränge und Altersgruppen. „Ich gebe hiermit eine Suchmeldung heraus: Hinata Hyuuga wird seit letzter Nacht vermisst.“ Sobald ihr Name fällt, stolpert sein Herz und obwohl ihm klar ist, dass Tsunade noch weiter spricht, hört er sie kaum mehr über das tosende Rauschen in seinen Ohren und seinen panischen Herzschlag. Nein! Bitte, bitte nicht! „Der ganze Hyuuga-Clan sucht bereits nach ihr, aber es wurde mittlerweile bestätigt, dass sie sich nicht innerhalb des Dorfes oder in der unmittelbaren Nähe befindet. Ich bitte euch zunächst Ruhe zu bewahren und euch an der Sammelstelle, die eurem momentanen Standpunkt am nächsten ist, zu melden. Dort werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und anschließend in verschiedene Himmelsrichtungen aufbrechen. Jeder Gruppe wird sich ein Mitglied des Inuzuka-Clans anschließen, außerdem werdet ihr außerhalb der Dorfmauern auf Mitglieder des Hyuuga-Clans treffen-“ „Naruto.“ Die vertraute Stimme des älteren Mannes dringt dunkel durch das Rauschen in seinen Ohren und der blonde Shinobi schluckt angestrengt, bevor er sich Sakuras Vater zuwendet und seine Begrüßung krächzend erwidert. „Kizashi-sama.“ Zum ersten Mal seit er den Haruno kennt, weist ihn dieser nicht an die Höflichkeitsform gefälligst endlich sein zu lassen und er hat nicht gewusst, dass sein Magen in einer dunklen Vorahnung noch tiefer sacken könnte. „Hast du Sakura heute schon gesehen?“ Nein, nein, nein! „Nein, wieso?“ Aber er weiß es. Tief in seinem Inneren weiß er es. „Sie war nicht mehr in ihrem Zimmer als ich aufgewacht bin, sie hat keine Nachricht hinterlassen und… sie hat ihr Bett nicht gemacht.“ Selbst wenn es bedeutet, dass sie zu spät kommt, Sakura ist in diesem Aspekt wie in vielerlei Hinsicht ausgesprochen pedantisch, auch wenn es sich um so etwas Simples wie das ordentliche Hinterlassen ihres Zimmers handelt. Ohne die besorgten Fragen des Älteren zu beachten, stürzt Naruto panisch durch die Menschenmenge nach vorne und schiebt seine Kollegen achtlos zur Seite bis er atemlos Tsunades Seite erreicht. „Naruto-“ Aber was auch immer sie für eine Beschwichtigung zur Beruhigung des blonden Shinobi angedacht hat, bleibt der Hokage angesichts dessen gehetzter Worte schlagartig im Hals stecken. „Sakura ist auch verschwunden!“ Tsunade schließt für eine winzige Sekunde fassungslos die Augen, bevor sie ihre Gesichtszüge stählt und sich noch einmal voller Eindringlichkeit an ihr Dorf wendet. „Hört nochmal her! Ich habe gerade eben erfahren, dass Sakura Haruno ebenfalls vermisst wird! Zwei verschwundene Kunoichis sind kein Zufall und es ist mir egal, wie ihr es anstellt: BRINGT SIE ZURÜCK!“ Konohas beste Shinobis streben gezielt auseinander und die nächsten Stunden verschwimmen vor Narutos Augen zu einem einzigen bunten, sorgendurchtränkten Durcheinander. Er widersetzt sich dem Befehl seines Gruppenleiters als dieser ihnen nach einer vierzehn-stündigen Suche befiehlt nach Konoha zurückzukehren und läuft weiter und weiter, bis seine Beine schließlich nachgeben und er an Ort und Stelle zusammenbricht, in seinen verzweifelten Gedanken bei den beiden jungen Frauen, die ihm alles bedeuten und die er doch nicht vor ihrem ungewissen Schicksal bewahren konnte. Ich finde euch, ich schwöre, ich finde euch- . . . Aber die beiden Frauen sind nicht auffindbar. Nicht an diesem Tag, nicht in dieser Woche, nicht im nächsten Monat… . . . „Neji!“ Tenten fällt mit einem besorgten Aufruf auf die Knie und greift mit beiden Händen nach der bewusstlosen Gestalt ihres langjährigen Teamkameraden, der nach 52 Stunden nahezu ununterbrochener Suche nach seiner vermissten Cousine soeben reglos zu Boden gestürzt ist. Sie streicht dem stolzen Shinobi vorsichtig eine lose Haarsträhne aus der Stirn, während sie besorgt die Rötung um seine Augen mustert, die ebenso wie sein körperlicher Zusammenbruch signalisieren, dass er sein Bluterbe mehr als überstrapaziert hat. Natürlich hat er seine Suche nicht aufgegeben, als alle anderen es verlangt haben und natürlich ist sie ihm wie immer widerspruchslos gefolgt. „Du bist ein dämlicher Idiot, weißt du das?“ Aber der bewusstlose Shinobi reagiert in keinster Weise auf ihre aufgebrachte Beleidigung. Sie legt sich seufzend seinen Arm um ihre Schulter und nutzt ihr ebenfalls schwindendes Chakra um sein Gewicht tragen zu können. Ein paar hundert Meter zurück haben sie eine Höhle passiert, an der der Holzkopf natürlich partout nicht Halt machen wollte. Tenten schleppt ihre Jugendliebe mit dem Rest ihrer spärlichen Kraft zurück in den Unterschlupf und nutzt das wenige, was in den einheitlichen Notfallrucksäcken, die in Fällen wie diesen an den Ausgängen an jeden ausgegeben werden, um ein halbwegs angenehmes Nachtlager aufzuschlagen, bevor sie ihn auf der einen Decke niederlegt und sich vorsichtig neben ihn legt, bevor sie die andere Decke über sie beide zieht. In all den Jahren ihrer Zusammenarbeit hat sie schon unzählige Male an seiner Seite geschlafen, aber noch nie so dicht bei ihm. Aber der Anlass ihrer momentanen Zweisamkeit lässt sie in tiefem Schmerz die Augen schließen und in vergeblicher Suche nach Trost näher zu ihm rutschen. Sie weiß, warum er nicht aufgeben konnte und wollte, bis ihn sein Körper schließlich im Stich gelassen hat. Aus demselben Grund, warum sie kein Wort darüber verloren hat, als seine Hände vor einer halben Stunde zu zittern und sein konstant in die Ferne gerichteter Blick zu flackern begonnen haben. Jeder verdammte Genin weiß, dass die ersten 48 Stunden bei einer Entführung entscheidend sind. Und sie haben sie nicht gefunden… . . . - Vier Monate später in Konoha - „Was ist eigentlich los mit dir?“ Die willensstarke Blondine verschränkt verärgert die Arme und fixiert den gelassenen Shinobi vor sich mit einem finsteren Blick, der diesen nicht im Ansatz zu berühren scheint. Wie üblich. Der genialste Shinobi seiner Generation sinkt müde auf die Couch in seinem Wohnzimmer und fährt sich erschöpft durch die Haare. Erschöpft von einer weiteren erfolglosen Suchmission, die doch zu nichts führt. Sie sind alle erschöpft von ihrer verfluchten Hilflosigkeit und der drohenden Hoffnungslosigkeit. „Mittlerweile sind vier Monate ohne das geringste Lebenszeichen vergangen. Wir haben keine Lösegeldforderung erhalten und auch sonst nicht den geringsten Hinweis auf ihren Aufenthalt. Rein statistisch gesehen, sind sie längst tot.“ „Du bist ein grenzenloser Optimist, was?“ Shikamaru dreht den Kopf doch noch zu der aufgebrachten Kunoichi, die ihn nach dem heutigen Reinfall in alter Vertrautheit zu seiner Wohnung begleitet hat. Sie ist nach Konoha gekommen, um ihnen bei der Suche zu helfen und das ist nur ein weiterer Grund, der dafür spricht nicht aufzugeben. „Es ist meine Aufgabe, das Ganze nüchtern zu betrachten, Temari. Sakura und Hinata waren auch meine Freundinnen und wenn es irgendetwas gäbe, das ich tun könnte, um ihr Schicksal noch zu verändern, würde ich es tun.“ Der erfahrene Stratege sieht wie ihr Blick auf seine ehrlichen Worte hin ungewohnt weich wird, auch wenn sie es zu verbergen versucht, indem sie den Kopf schnell zur Seite droht. „Wir werden sie finden.“ Ihre sanften Worte entlocken wiederum ihm ein Schmunzeln, das er selbst mit einer kalkuliert gehobenen Augenbraue kaschiert. „Seit wann bist du so optimistisch?“ Die schöne Schwester des Kazekagen legt neckend den Kopf schief und fixiert ihn mit ihren faszinierend blauen Augen. „Einer von uns sollte es sein.“ Sie verliert den Schalk mit einem müden Seufzen und er weiß, dass auch sie längst erschöpft ist. Auch wenn sie es doch nie zugeben würde. „Ich sollte dann wohl mal gehen.“ Sie kehrt ihm den Rücken zu und hebt die Hand in einem leichten Gruß. „Bis-“ Doch sobald sie sich von ihm wegdreht, spannen sich seine ausgelaugten Muskeln beinahe instinktiv an und in weniger als einem Wimpernschlag steht er auf den Beinen und hat kurz darauf den Raum durchquert. Die talentierte Suna-nin erstarrt spürbar, als sich vollkommen unerwartet zwei starke Arme von hinten um ihre Hüfte legen und sie zurück an seinen warmen Körper ziehen. Aber es sind zwei Worte, die ihren Atem für einen bedenklichen Moment stocken lassen. „Geh nicht.“ „Was-“ Doch er lässt sie nicht dazu kommen, sein merkwürdiges Verhalten zu hinterfragen. Wenn ihn die letzten hoffnungslosen vier Monate etwas gelehrt haben dann, dass das Leben gerade in ihrem Berufsfeld viel zu kurz sein kann. Außerdem hat er nach so vielen Jahren doch langsam genug von ihrem ewigen Katz-und-Maus-Spiel. „Wenn ich mich geirrt habe und du nicht so für mich empfindest, dann sag es und wir werden nie wieder darüber reden.“ Aber sie bleibt stumm und nach einigen bedeutungsschweren Sekunden greift er lautlos von hinten nach dem Reißverschluss ihrer Weste. Das Geräusch des Reißverschlusses ist das einzige, was mit ihrem leisen Atem die Stille zwischen ihnen stört, bis er ihr das Kleidungsstück sanft von den Schultern streift. Unter der Weste trägt sie nur eine dünne Bluse und er beobachtet einen Moment lang interessiert, wie sich ihr Brustkorb aufgrund ihrer beschleunigten Atmung sichtbar hebt und senkt. Doch dann senkt er den Kopf und genießt ihr atemloses Keuchen, als seine Lippen zum ersten Mal die weiche Haut in ihrem Nacken berühren. Er beugt sich ein Stück weit nach vorne und wandert mit seinen Lippen genüsslich bis zu der empfindlichen Stelle an ihrem Schlüsselbein, während er gleichzeitig neckend eine Hand zwischen ihre Beine schiebt. „Shikamaru!“ Er umfasst den Verschluss ihrer Waffentasche an ihrem Oberschenkel, nimmt ihr auch diese ab und wirft sie gleichgültig hinter sich in die ungefähre Richtung der Couch. Temari legt ihren Kopf haltsuchend in den Nacken, bis er an seiner Schulter lehnt und der talentierte Shinobi nimmt mit einem selbstironischen Schmunzeln zur Kenntnis, was ihr erregtes Flüstern mit ihm macht. Wenn er gewusst hätte, dass ihn ihre ungewohnte Nachgiebigkeit in dieser Situation ebenso erregen würde wie sonst ihr willensstarker Charakter, hätte er diesem tiefen Verlangen nach ihrer Nähe vermutlich schon um einiges früher nachgegeben. Aber trotz seines Genies ist er sich ihrer Gefühle bisher immer ein wenig unsicher gewesen. Bis jetzt. Denn die Art, wie sie unter seiner intimen Berührung zittert, kann sie nicht länger leugnen. Die junge Suna-nin hat ungewohnt überfordert die Augen geschlossen, sieht jedoch erschrocken auf, als er seine Hände zurück auf ihre Hüften führt und sie so schnell dreht, dass der helle Raum noch vor ihren Augen verschwimmt, als sie bereits die Wohnzimmerwand im Rücken spürt. Ihr sichtlich erregter Anblick und die Tatsache, dass er sie noch nicht einmal geküsst hat, befriedigen ihn ungemein. Scheinbar liest sie genau das in seinem Blick, denn im nächsten Moment rollt sie gewohnt widerspenstig ihre Augen, auch wenn ihre Stimme immer noch verdächtig atemlos klingt. „Was willst du von mir hören?“ „Ich will, dass du mir sagst, was du von mir willst.“ Er sieht wie sie trotzig die Stirn runzelt, aber er zweifelt trotzdem keine Sekunde daran, dass sie es tun wird. Bisher hat sie noch auf jede seiner neckenden Herausforderung entsprechend reagiert. „Küss mich endlich“, verlangt sie leise. Und er hat noch nie einen ihrer herrischen Befehle so gerne befolgt. . . . - Zwei Monate später - Der blonde Shinobi starrt verloren in die tanzenden Flammen des kleinen Feuers, das alles ist was die kahle Höhle erwärmt, in der er für die heutige Nacht Schutz gesucht hat. Seine sonst so fröhlichen Gesichtszüge sind eingefallen und die tiefen Ringe unter seinen Augen sind stumme Zeugen zu kurzer Nächte, aber dennoch liegt immer noch eine tiefe Entschlossenheit in seiner Stimme, die sich an niemanden richtet. Seit er vor zwei Monaten zum letzten Mal in seinem Heimatdorf war und sich dem Befehl seiner Kage erneut widersetzt hat, ist er alleine unterwegs. „Ich werde nicht aufgeben! Ich verspreche, ich finde euch!“ Naruto schließt müde die Augen und wie so oft, trägt ihn seine Erinnerung zurück zu einer Zeit, wo noch keiner von ihnen geahnt hat, dass eine derartige Katastrophe in wenigen Wochen alles ruinieren würde. Zweifellos einer der glücklichsten Momente, von dem er damals noch geglaubt hat, dass es ihrer beider Leben für immer zum positiven hin verändern würde, war ein Abend gute sechs Wochen vor ihrem Verschwinden… „Hinata!“ Die junge Clanerbin fährt mit einem sanften Lächeln zu ihm herum, während er übermütig durch die leeren Straßen seines Heimatdorfes läuft, um zu ihr aufzuschließen. Die sanfte Röte auf ihren Wangen, die er trotz des schummrigen Lichtes der Dämmerung schon aus einer Entfernung von mehreren Metern erkennen kann, bestärkt seinen Entschluss. „Naruto-kun.“ Er bremst seine Schritte, als er nur noch wenige Meter von ihr entfernt ist und beschließt es auf seine gewohnte Art zu versuchen: frei weg und geradeheraus, bevor er einmal mehr kneift. „Ich muss dir etwas sagen.“ Die schöne Hyuuga runzelt die Stirn und verschränkt in einer alten Angewohnheit nervös ihre Finger miteinander. „Ja?“ Mental verpasst er sich selbst einen Tritt und öffnet den Mund, um nicht in Versuchung zu kommen, jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Auch wenn er keine Chance hat, er muss es versuchen. Doch in diesem Moment frischt der laue Herbstwind auf und wirbelt der hübschen Clanerbin zahlreiche lose Haarsträhnen ins Gesicht. Die junge Kunoichi reagiert mit einem leisen Lachen und versucht ihre langen Haare mit den Fingern zu erwischen, doch plötzlich legen sich fremde Hände an ihre Wangen und sie sieht noch überrascht auf, bevor sie vollkommen erstarrt. „Ich habe mich in dich verliebt, Hinata.“ Er sieht wie ihre großen Augen sich sichtbar weiten, aber als sich Tränen in ihnen sammeln, befürchtet er schon, einmal mehr das Falsche gesagt zu haben. Er will seine Hände von ihrem Gesicht nehmen, aber Hinata legt ihre eigenen blitzschnell auf seine, um ihn bei sich zu halten. Mit pochendem Herzen erwägt er nervös, ob es eventuell sein könnte, dass er sie nur mit seinem unerwarteten Geständnis überwältigt hat und- „Ich- Ich liebe dich, Naruto! Schon immer, ich-“ Aber obwohl sie all ihren Mut zusammen genommen hat, um ihm endlich ihre Gefühle zu gestehen, kommt sie nicht weiter, da er sich ungeduldig vorbeugt und ihr einen ersten Kuss stiehlt. „Sag es nochmal“, fordert er überwältigt gegen ihre Lippen und sie kommt seiner gerührten Bitte mit einem heiseren Flüstern nach. „Ich liebe dich.“ Sie haben sich zusammen auf die Hokagefelsen zurückgezogen, einen der Lieblingsorte seiner Kindheit und stundenlang nebeneinander gesessen, beide in grenzenlosem Erstaunen darüber, dass sie nach all den Jahren doch noch zueinander gefunden haben. Erst als sie angedeutet hat nach Hause zu müssen, hat er die verborgene Besorgnis in ihren hellen Augen entdeckt und in einem tiefen Instinkt tröstend nach ihren Fingern gegriffen und sie mit seinen verschränkt. „Was ist, was hast du?“ „Es ist…“, sie stockt nervös und er sieht ihr an, dass sie nach den richtigen Worten sucht ihm etwas beizubringen, von dem sie nicht weiß wie. „Meine Familie… sie werden es uns nicht leicht machen.“ Er hat ihre Worte immer noch genauso im Ohr wie seine eigene Erwiderung. Er hat ihr versprochen, nein geschworen, dass sie zusammen einen Weg finden würden. Und nun ist sie fort. Der neunzehnjährige Shinobi wischt sich mürrisch über die Augen und erneuert seinen Schwur entschlossen: „Ich schwöre, ich finde euch!“ • Noch in derselben Nacht schreckt er nach nur zwei Stunden hoch, einmal mehr geplagt von der Erinnerung an die beiden Frauen, die er im Stich gelassen hat. Es ist eine seiner Besten. Seine letzte Nacht mit ihr – und ihre erste gemeinsame. Er lässt den Gedanken daran, dass es gleichzeitig die letzte gewesen sein könnte, nicht zu. Hinata. Sie stolpern lachend in seine Wohnung, Hand in Hand und beide bis auf die Haut durchnässt, weil sie auch der plötzliche Regenschauer nicht dazu bringen konnte sich voneinander zu lösen. Ihre Beziehung die letzten sechs Wochen über geheim zu halten war eine organisatorische Meisterleistung, aber sie sind sich beide einig, dass es den Aufwand wert ist, bis sie eine bessere Lösung finden. Er hat es nur Sakura gesagt und seine beste Freundin hat sich einmal mehr zu seiner größten Komplizin entwickelt. Naruto legt seine Hände sanft an Hinatas Wangen und streift seinen Lippen einmal über ihre, weil er unter Tags zu oft darauf verzichten muss sie so zu berühren wie ihm der Sinn danach steht. „Du musst aus den nassen Sachen raus und unter die Dusche.“ Er streift ihr noch während er spricht die dünne Jacke von den Schultern. Es war ein lauer Sommerregen, der sie erwischt hat, aber das wird sie nicht vor einer Erkältung bewahren, wenn sie sich nicht bald aufwärmen. Als er nach den Knöpfen ihrer kurzärmligen Bluse greift, schleicht sich die vertraute Röte in ihre Wangen, aber sie hält ihn nicht auf, als er Knopf für Knopf durch die kleinen Öffnungen schiebt, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen. Als er ihr den dünnen Stoff auszieht, vergräbt sie ihre Vorderzähne leicht in ihrer Unterlippe und stiehlt damit wirkungsvoll seine Beherrschung. Er überwindet die wenigen Zentimeter zwischen ihnen und drückt ihr rau seine Lippen auf. Hinata stolpert keuchend zurück gegen die Flurwand in ihrem Rücken und Naruto greift mit einer Hand in seinen Nacken, um sein eigenes T-Shirt loszuwerden. In dem Moment, in dem der Stoff seinen Körper verlässt, legt er seine Lippen zurück auf ihre, aber als ihre kühlen Finger zaghaft seinen nackten Oberkörper streifen, büßt er seine Selbstkontrolle vollständig ein. Er hebt sie mit einem unterdrückten Knurren auf seine Arme und manövriert sie blind über den Flur in die Richtung seines Badezimmers. Er schließt die Tür hinter ihnen und setzt sie unwillig ab. Fasziniert davon, dass sich die vertraute Röte ihrer Wangen tiefer über ihren Oberkörper zieht, sinkt vor ihr in die Hocke und folgt der Kontur ihres Hüftknochens mit seinen Lippen, bis ihr ganzer Körper spürbar unter seinen Händen zittert. Als er dreist nach dem Knopf ihrer Hose greift, sieht er auf und das Bild wie sie mit geschlossenen Augen und tief geröteten Wangen den Kopf in den Nacken legt, wird ihn nie mehr verlassen… Er schließt erneut die Augen und dieses Mal ist es das Gesicht seiner besten Freundin, dass ihn quält. „Aber Sakura, ich hab Hunger!“ Die junge Medic-nin lacht ausgelassen. „Baka, du hast immer Hunger.“ Sie sieht über ihre Schulter zu ihm zurück und ausnahmsweise wird sie angesichts seines flehenden Blickes weich. „Okay, okay. Aber wir gehen nicht zu Ichiraku!“ „Aber Sakura-“ „Hör auf zu jammern, bevor ich es mir noch anders überlege.“ Naruto erhebt sich wütend und sucht seine wenigen Sachen zusammen, bevor er die Reste des Feuers löscht und hinaus in die Dunkelheit der Nacht aufbricht. Er muss sie finden! . . . - Drei Monate später - Es sind kaum ein paar Stunden vergangen, als er panisch neben ihr aus seiner Bewusstlosigkeit schreckt. „Hinata!“ „Neji.“ Die erfahrene Waffenexpertin richtet sich müde auf und legt ihrem Teamkameraden beruhigend eine Hand auf die Schulter, als dieser augenblicklich aufspringen will. „Ich muss sie finden!“ Es ist dasselbe Spiel seit acht Monaten. Sie sind seit Hinatas und Sakuras Verschwinden nur ein paar Mal in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Das Oberhaupt des Hyuuga-Clans hat seinen Neffen auf dessen Ermutigung hin immer wieder losgeschickt und glücklicherweise hat Tsunade ihr erlaubt ihn zu begleiten. Die Hokage ist in den letzten acht Monaten sichtlich gealtert und über den schmerzhaften Verlust ihrer Schülerin kommt ihre Sorge um Naruto, den sie selbst seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hat, weil er sogar noch mehr unterwegs ist als sie beide, obwohl das eigentlich kaum möglich ist. Sie fokussiert sich wieder auf das Hier und Jetzt, so wenig verlockend das auch ist und auf ihren langjährigen Teamkameraden, der sich in den letzten Monaten jeden Tag ein bisschen mehr aufgelöst hat; direkt vor ihren Augen. Sie greift erneut in einer beschwichtigenden Geste nach Nejis Arm. „Wir werden sie finden, aber du musst endlich damit aufhören, dir die Schuld für ihre Entführung zu geben!“ Aber der Hyuuga reißt sich aufgebracht von ihr los und erhebt sich, die Augen voller vertraut gewordener Selbstverachtung. „Ich habe beinahe direkt neben ihr geschlafen, Tenten! Ich hätte in Sekunden bei ihr sein können!“ „Es ist trotzdem nicht deine Schuld!“ „Sag das meinem Onkel! Man hat seine Tochter direkt aus dem Hyuuga-Anwesen heraus entführt! Das vergibt er uns nie.“ Sie weiß langsam nicht mehr, was sie noch zu ihm sagen soll. Aber sie kann auch nicht tatenlos zusehen, wie er sich über diese Sache zerstört. Tenten springt ebenfalls auf und greift mit beiden Händen nach seinen, in dem verzweifelten Versuch ihn zu beruhigen. „Du bist nur noch ein Schatten des Mannes, der du einmal warst, Neji. Ich ertrage den Verlust meiner besten Freundin kaum, ich kann nicht auch noch dich verlieren!“ Und weil sie keinen anderen Trost für ihn und sich selbst weiß, wischt sie ihre ewigen Zweifel endlich zur Seite, schlingt ihre Arme um seinen Hals und drückt ihre Lippen vorsichtig gegen seine. Sie zieht sich schnell wieder vor ihm zurück, in der tiefen Angst einen Fehler gemacht und endgültig alles ruiniert zu haben, aber als sie zitternd seinen Blick sucht, steht in den vertrauten Iriden mehr Leben als sie in acht Monaten gesehen hat und sie steht gefährlich kurz davor in Tränen auszubrechen, etwas, was sie sich seit acht Monaten hartnäckig verboten hat, weil sie sich selbst keinerlei Anzeichen von Aufgeben erlaubt. Ihre eiserne Hoffnung ist mittlerweile alles, was ihnen noch geblieben ist. Ihr langjähriger Teamkamerad schlingt wortlos einen Arm um ihre Hüfte und zieht sie mit einer einzelnen Bewegung ruckartig gegen seinen Körper und es fühlt sich an, als könnte sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten frei atmen, kurz bevor sich seine Lippen auf ihre legen. Es macht es nicht wirklich leichter, aber zumindest für den Rest dieser Nacht hören sie endlich auf sich ununterbrochen auszumalen, was den beiden zugestoßen sein könnte… . . . - Vier Monate später, irgendwo zwischen der Grenze von Kawa-no-kuni und dem Feuerreich - Das erste Aufeinandertreffen der früheren Freunde nach Jahren ist von beiden Seiten vollkommen ungeplant gewesen. Der erste Beweis dafür wie ungewöhnlich dieses Treffen ist, liegt allein in der Tatsache, dass der Verräter unter ihnen zuerst das Wort ergreift. „Was, kein dummer Spruch oder eine feurige Rede, dass du mich um jeden Preis zurückbringen wirst?“ Auch wenn er es nie zugeben würde, registriert der letzte lebende Uchiha dennoch wie miserabel sein ehemaliger Teamkamerad aussieht. Der blonde Konoha-nin wirkt abgemagert und von seiner sonstigen Frohnatur ist rein gar nichts zu sehen, als Naruto seinen leeren Blick von ihm abwendet und in die scheinbare Ferne starrt. „Entschuldige, aber ich muss zuerst jemanden zurückholen, der unser Dorf nicht aus freien Stücken verlassen hat.“ Der dunkelhaarige Clanerbe runzelt verständnislos die Stirn, aber sein ehemaliger Teamkamerad schließt niedergeschlagen und in offensichtlicher Verzweiflung die Augen. „Ich habe versagt, Teme. Ich konnte sie nicht beschützen.“ Wer hätte gedacht, dass ihn die Verwendung dieses elenden Spitznamens nach all den Jahren und allem was er getan hat, an diesem Treffen am wenigsten verwundern würde. „Wovon redest du?“ Dieses Mal ist es nichts als purer Schmerz, der in Narutos blauen Augen steht. „Von Sakura. Sie-“ „Nein!“ Es ist eine einzige Silbe, die ihm zu schnell über die Lippen rutscht und viel zu viel über eine Schwäche verrät, die er nach all der Zeit nicht mehr haben sollte. Wenn den Uzumaki die selten heftige Reaktion seines ehemaligen Teamkameraden überrascht, merkt man es ihm nicht an, denn er senkt seinen Blick mit einem zynischen Lächeln und voller Selbstverachtung auf den Boden. „Ich will nicht glauben, dass sie… aber sie und Hinata wurden vor einem Jahr aus Konoha entführt und seitdem fehlt jede Spur von ihnen.“ Keiner der beiden zählt die Sekunden, die in angespanntem Schweigen vergehen und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen ist es erneut Sasuke, der die Stille bricht. Aber es sind seine Worte, die diesen Tag letztendlich denkwürdig machen. „Ich komme mit dir.“ Im ersten Moment hat Naruto wirklich keine Ahnung wovon er spricht. „Wohin?“ „Nach Konoha.“ Über die arrogante Selbstverständlichkeit mit der Sasuke diesen Frevel ausspricht locker hinwegsehend, runzelt Naruto verständnislos die Stirn. „Du weißt schon, dass du nicht einfach so nach Konoha marschieren und dann wieder verschwinden kannst, wann immer es dir passt, oder?“ „Ich habe nicht vor wieder zu verschwinden, Dobe.“ Damit ist die Apokalypse endgültig eingeläutet. Aber zum ersten Mal seit über einem Jahr, fühlt Naruto etwas Anderes als Kummer und Sorge durch seine Venen pulsieren. „Du meinst, du- du kommst zurück? Ohne, dass ich dich verprügeln, fesseln und an den Haaren zurückschleifen muss?“ „Wir wissen doch beide, dass du das ohnehin nicht schaffen würdest, Dobe.“ Doch bevor der Uzumaki auf die Provokation eingehen kann, wird der gesuchte Nuke-nin schlagartig ernst. „Ich werde dir helfen sie zu finden.“ Und nach einem minimalen Zögern, hebt er in einer niemals vergessenen Geste seine geballte Faust an. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)