Torn von Hinarika ================================================================================ Prolog: Taken ------------- Es ist nie angenehm, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden und ein Albtraum ist eine der unangenehmsten Arten geweckt zu werden. Du schreckst auf, zitternd und schweißgebadet, dein Puls und dein Herzschlag schwindelerregend schnell und während der ersten Sekunden, in denen du Wirklichkeit und Traum noch nicht voneinander unterscheiden kannst, bebst du vor Angst, dass die erträumten Schrecken wahr sein könnten. Es folgt die Erleichterung, wenn du erkennst, dass du sicher in deinen eigenen vier Wänden liegst und die furchteinflößenden Schatten in deinem Zimmer nichts weiter sind, als flatternde Blätter im Wind. Das schlimmste, was dir nach dem Erwachen aus einem schrecklichen Alptraum passieren kann, ist panisch festzustellen, dass die Monster aus deinen Träumen grausame Realität geworden sind… . . . Schon bevor sie die Augen aufschlägt, merkt sie, dass etwas nicht stimmt. Sie spürt die Anwesenheit fremder Personen in ihrem Zimmer und unterdrückt ein unheilvolles Schaudern. Sie weiß instinktiv, dass sie nur eine Chance hat zu entkommen, wem auch immer. Trotz der merkwürdigen Schwere ihrer Glieder reagiert sie in einem Atemzug, aktiviert gleichzeitig ihr Bluterbe, rollt geschickt aus ihrem Bett und öffnet den Mund, um zu schreien. Aber sie sind zu schnell und es sind zu viele. Fremde Hände legen sich von allen Seiten um ihren sich sträubenden Körper und jemand drückt ihr ein getränktes Tuch ins Gesicht, bevor der erste hilferufende Laut ihre Lippen verlassen kann. In ihrer verzweifelten Gegenwehr atmet sie die betäubende Flüssigkeit viel zu tief ein und sie spürt förmlich, wie sie in Sekundenschnelle jede ihrer Zellen angreift. Mit ihrem Bluterbe verliert sie zuerst jede noch so kleine Chance, die sie vielleicht noch gehabt hätte, um zu entkommen und eine instinktive Verzweiflung ergreift von ihrem erschlaffenden Körper Besitz. Würde sie nach all den Jahren wirklich so enden, wie ihr Vater es ihr immer prophezeit hatte? Gefoltert, aufgeschnitten und schließlich tot? Angesichts dieser düsteren Aussichten, spannt sich ihr Körper in einem letzten panischen Versuch an, ihren Angreifern doch noch zu entkommen. Aber ihre Kraft und ihre Fähigkeiten lassen sie im wohl bedrohlichsten Moment ihres Lebens im Stich. Muskel für Muskel entgleitet ihr die Kontrolle und auch ihre Fähigkeit ihr Chakra zu nutzen verlässt sie erschreckend schnell gänzlich. Ihr letzter bewusster Gedanke gilt nicht ihrer Familie. Die wird sie nicht vermissen. Ihr erneutes Versagen wird sie beschämen, aber emotional nicht tiefer bewegen. Ihre jüngere Schwester wird vielleicht um sie trauern, nachdem sie sich in den letzten Jahren nach langer Distanz endlich näher gekommen sind. Aber auch sie wird darüber hinwegkommen. Nein, in ihren letzten Gedanken ist sie bei dem Jungen, der ihr schon vor vielen Jahren laut und unwiderstehlich das Herz gestohlen hat. Der sie trotzdem gerade erst gefunden hat. Sie hat ihm versprochen ihn nie zu verlassen und dass man sie jetzt auf diese Art dazu zwingt dieses Versprechen zu brechen ist das, was sie wirklich zerstört… . . . Nur wenige Kilometer entfernt, erkennt auch sie sofort, dass es zu spät für sie ist. Zu spät sich zu wehren, zu spät um nach Hilfe zu rufen. Grausam aus dem Schlaf gerissen, hat sie das Betäubungsmittel instinktiv eingeatmet und sie spürt bereits, wie ihr Bewusstsein schwindet, noch während ihr Herz panisch an Geschwindigkeit zulegt, als sie aus den Augenwinkeln erkennt, dass die dunklen Gestalten aus ihren Alpträumen sich in Wirklichkeit auf sie zu bewegen. Sie fühlt noch wie fremde Hände sie grob aus ihrem Bett zerren und will sich instinktiv gegen die ungewollte Berührung wehren, aber sie hat die Kontrolle über ihre Muskeln in ihrem betäubten Zustand längst verloren. Doch trotz ihrer verzweifelten Panik ist sie beinahe froh, dass sie nicht mehr die Kraft hat zu schreien. Wenn ihr Vater nichts von diesem Übergriff mitbekommt, werden sie ihn vielleicht verschonen. Was auch immer sie wollen, ihr Vater hätte keinen Wert für sie. Aber sie empfindet gleichzeitig einen tiefen Schmerz, weil sie weiß, dass ihr Verlust ihm endgültig das Herz brechen wird. Nachdem sie vor zwei Jahren ihre Mutter nach langjähriger Krankheit verloren haben, ist sie alles, was er noch hat. Sie versucht noch einmal sich zu wehren und kämpft mit aller Macht darum, das Gefühl über ihre Muskeln zurückzugewinnen, aber es gelingt ihr nicht. Ihr Bewusstsein entgleitet ihr und ihr letzter hoffnungsloser Gedanke ist der Schwur, dass, sollte sie diese Nacht überleben, sie alles versuchen wird, um zurückzukehren… . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)