Lilith & Lucifer von LauraFrye (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 32: ------------ Mein Handy klingelt. Ich schrecke aus dem Schlaf und suche mit halboffenen Augen nach meinem Handy. Es liegt unter meinem Kopfkissen und ich hebe schnell ab. „Ja? Hallo?“ Ich setze mich schnell auf und reibe mir verschlafen die Augen. „Hast du noch geschlafen?“, fragt mich Mell überrascht. „Ja, was ist los?“ Ich stelle sie auf Lautsprecher und lege das Hand auf meinen Nachtschrank um mich ausgiebig zu strecken. Als ich auf die Uhr sehe, traue ich meinen Augen nicht. Es ist halb zehn. Ich schlafe nie solang. Und obwohl ich weniger schlaf gewohnt bin, bin ich immer noch müde und könnte mich hinlegen und weiter schlafen. „Ich ziehe heute zu Taylor und wollte fragen, ob du mir mit den Kartoons helfen kannst? Also nur wenn du Zeit hast. Wenn nicht, ist das nicht schlimm, aber ich würde mich echt freuen. Ich bin einfach so unfassbar aufgeregt, Lily!“, plappert sie aufgeregt vor sich hin und ich schnappe nach Luft. „Du ziehst mit Taylor zusammen? Ihr kennt euch doch erst zwei Wochen?“ „Ich weiß, dass ist alles so verrückt und es geht so schnell, aber es fühlt sich an, als würden wir uns schon ewig kennen und ich glaube wirklich, dass es das richtige ist. Bitte rede mir das nicht aus“ Die Tatsache, dass sie wirklich denkt, ich würde ihr das ausreden wollen, kränkt mich. Ich habe mich noch nie in ihr Leben eingemischt. Aber ich lasse mir nichts anmerken. „Wieso sollte ich dir das ausreden? Es ist deine Entscheidung und ich freue mich für dich.“ Das mache ich wirklich, nur bin ich mir nicht sicher, ob das vielleicht nicht doch ein wenig sehr übereilt ist. Aber was weiß ich schon. Ich bin noch nie an diesen Punkt angelangt, wo mein Partner mich fragt, ob ich bei ihm einziehen möchte oder sogar andersherum. Mit Jack war sowieso alles anders. Er war auch anders, als die meisten Männer, die ich kenne. Wieso denke ich schon wieder an ihn? Jack ist Vergangenheit. Ich werde ihn höchstwahrscheinlich nie wieder sehen. Und das ist auch gut so. Er erinnert mich nur zu sehr daran, was ich bereits alles in meinem leben verbockt habe. Wie die zehnte Klasse zu wiederholen, nur um ein Jahr länger in seiner Nähe sein zu können. Er war wütend auf mich, das weiß ich noch. Er hat mir gesagt, dass das nicht richtig ist und ich längst auf dem College sein sollte. Aber insgeheim weiß ich, dass er erleichtert war, sich nicht daran gewöhnen zu müssen, mich nicht mehr jeden Tag zu sehen. Das waren wir beide, aber das wollte keine von uns zugeben. Ich war noch zu jung, fast 17 um genau zu sein. Und er war 29 und was wir hatten, war verboten. Glaube ich. Ich bin mir nicht sicher, denn wir haben nie miteinander geschlafen. „Danke, also hilfst du mir?“ „Ja, wann soll ich bei dir zu Hause sein?“, frage ich. „Na ja, wir stehen vor deiner Tür. Brauchst du lange, um dich fertig zu machen?“ Ist das ihr ernst? Sie steht bereits vor meiner Haustür? Ich versuche mir schon wieder nichts anmerken zu lassen. „Zehn Minuten, bis gleich.“, murmle ich und lege auf, bevor sie noch etwas sagen kann. Mir ist das alles schon wieder viel zu blöd. Ich helfe ihr gern, wenn sie Hilfe braucht, selbst bei einem Umzug, der sehr überstürzt kommt. Aber ich kann es nicht ausstehen, so überrumpelt zu werden. Vor allem am frühen morgen. Ich habe nicht mal Zeit, mir einen Kaffee zu machen und etwas zu essen. Ich stehe auf und hole mir eine hässliche, alte, verwaschene Jeans aus dem Schrank und ein weißes Shirt, dass bereits ein Loch hat und deshalb eingesaut werden darf. Das gleiche gilt für die hässliche Jeans. Ich wechsle schnell meine Unterwäsche, entscheide mich wie immer für etwas gemütliches. Heute ist es ein Sport BH und ein normaler schwarzer Slip. Ich gehe nebenan ins Badezimmer und putze mir schnell die Zähne. Meine Zahnpasta ist bald leer. Wenn wir nachher fertig sind, muss ich nochmal schnell in die Drogerie um mir neue zu holen. Dann kann ich mir auch Zopfhalter holen, denn ich besitze nur noch zwei. Vor einen Monat waren es noch sieben, aber weil meine Haare so dick und lockig sind, gehen sie so schnell kaputt. Als ich auf die Uhr sehe, sind die zehn Minuten bereits um, aber das ist mir egal. Ich wasche mir schnell mein Gesicht und creme es ein, wie fast jeden morgen. Dann tusche ich mir meine Wimpern mit etwas Mascara und trage etwas von Mamas Rouge auf, um nicht so blass auszusehen. Jetzt sehe ich wenigstens wieder wie ein Mensch aus, stelle ich fest, als ich in den Spiegel blicke. Trotzdem sieht man mir noch an, dass ich gerade erst aufgestanden bin, aber das ist ja egal. Unten in der Küche schnappe ich meine Tasche und werfe mein Handy einfach hinein. Kurz bevor ich gehe, sehe ich nach, ob meine Geldbörse drin ist und ob ich meine Hausschlüssel habe. Dabei bemerke ich einen kleinen Zettel. Darauf ist der Code für den Fahrstuhl, um in mein Apartment in Manhattan zu gelangen. Besser gesagt, Lucifer seines. Ich ziehe dort nicht ein. „Wieso hat das solange gedauert?“, fragt sie, während sie an der Wand lehnt und auf ihr Handy starrt. „Tut mir leid“, erwidere ich und starre zum weißen Audi, der vor der Einfahrt steht. „Ist das deiner?“, frage ich beeindruckt, aber dann sieht erst mich verwirrt an, dann zum Auto. „Was? Der Audi? Nein, der gehört Lucifer. Er hat mir letztens in der Bar seine Nummer gegeben, falls irgendwas sein sollte, damit ich ihn anrufen kann. Er hilft uns heute. Ich hoffe doch, du hast nichts dagegen?“ Sie knabbert an ihrer Unterlippe und schenkt mir ein Lächeln. Er hat ihr seine Nummer gegeben, falls etwas sein könnte?! Ungläubig sehe ich zum Wagen. Keiner sitzt drin. Will sie mich verarschen? Nein, natürlich will sie das nicht. Sobald ich einen Schritt vorwärts mache, taucht Lucifer in meinen Augenwinkeln auf und er telefoniert. Er läuft gerade zurück zum Auto und legt auf. „Wieso hast du mich nicht erst gefragt?“, frage ich verärgert und sehe sie an. „Wollte ich ja erst, aber er meinte, du hättest mit Sicherheit nichts dagegen.“ Natürlich meint er das. Meinen, ist nicht wissen, würde ich gern sagen, aber lasse es lieber bleiben. Mell steigt hinten in den Wagen und ich stehe immer noch vor meiner Tür mit verschränkten Armen. Er kommt zu mir mit einem grinsen im Gesicht. „Hast du schon darüber nachgedacht?“, will er wissen. „Wieso hast du Mell deine Nummer gegeben?“, fahre ich ihn an. Seine Schultern zucken. „Falls irgendetwas mit dir sein sollte.“ „Tu nicht so, als würdest du dich um mich sorgen!“ „Das tue ich nicht. Du bist erwachsen, du weißt natürlich, wie man auf sich selbst aufpasst. Jetzt komm, wir müssen unserer Freundin bei ihrem Umzug helfen.“ „Dann verstehe ich nicht, wieso du ihr deine Nummer gegeben hast.“, sage ich. „Du brauchst nicht eifersüchtig sein. Sie ist zwar ganz hübsch, aber eine noch größere Nervensäge als du. Und sie redet viel zu viel.“ „Und du bist ein schwanzgesteuertes Arschloch.“, sage ich aus versehen laut und gehe zum Auto. Er kommt mir hinterher. „Zur Zeit bin ich brav.“ Er zwinkert mir zu und hält mir die Autotür auf. Ich halte mich an der Tür fest, bevor ich einsteige und sehe ihn an. „Ach stimmt ja, deine Erektionsprobleme.“ Ich lächle ihn zuckersüß an. Ehe ich einsteige, hält er meine Hand an der Autotür fest und kommt einen Schritt näher. „Nicht in deiner Nähe“, raunt er sinnlich und lässt mich dann los. Als ich drin sitze, beginnen meine Wangen zu brennen und er wirft die Tür zu. „Hab ich mich da gerade verhört?“, will Mell wissen, bevor Lucifer einsteigt. „Ich will nicht darüber reden. Nicht jetzt.“, warne ich sie und da steigt er auch schon ein und wir fahren los. Zwei Stunde später hocke ich in irgendeiner Ecke in Mells Wohnung und sehe dabei zu, wie sie ihre Bücher, die sie einfach nur als Dekor benutzt, in einen Umzugskarton räumt. Ich bin gerade damit fertig geworden, ihr ganzes Geschirr in Zeitungspapier zu wickeln und dann vorsichtig in die Kartons zu legen. Mein Bauch knurrt und ich brauche Kaffee. Lucifer und Taylor sind nicht zu sehen und ich hoffe, was auch immer sie gerade machen, dass es noch lange dauert. „Wieso ist Mike nicht hier und hilft mit?“, frage ich Mell. Sie neigt ihren Kopf in meine Richtung und sieht mich an. „Ich hatte das Gefühl, dass Lucifer und er sich nicht wirklich mögen. Das musst du doch auch gemerkt haben“ Klar habe ich das gemerkt, aber Mike ist auch ihr Freund, deshalb halte ich es für Fragwürdig, dass sie statt ihn, lieber Lucifer hier haben will. „Aha“, erwidere ich leise, bevor ich aufstehe und gucke, was ich als nächstes tun kann. Ich fange einfach an die Schränke auszuräumen. „Du kannst mir ruhig sagen, wenn du ihn meinetwegen eingeladen hast.“ Sie sagt nichts, aber ich kann sehen, dass sie leicht schmunzelt und sich schnell wegdreht um das letzte Buch aus dem Regal zu nehmen und es durchzublättern. „Wie kommst du darauf?“, fragt sie. „Ich kenne dich.“, erwidere ich und sehe sie an. Sie lächelt und ich kann nicht sauer auf sie sein. „Was war das vorhin im Auto? Erektionsstörungen?“, will ich wissen und lacht kurz. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr alles erzählen soll, aber ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann also beschließe ich, ihr einfach alles zu erzählen. Ich lasse eben nur aus, wer er wirklich ist und woher er mich kennt. Ich erzähle ihr, dass ich ihn vor fast vier Wochen, was ebenfalls nicht stimmt, in einem Coffeshop begegnet bin und nicht genug Kleingeld dabei hatte, weshalb er mir meinen Kaffee und Jones seinen bezahlt hat. Daraufhin haben wir angefangen zu reden und er hat mich zum essen eingeladen. Dann erzähle ich, was nach dem Date passiert ist, als er sich ausgezogen hat und ich seine Sachen mitgenommen habe. Als ich das erzähle, fängt sie an zu lachen und mittlerweile finde ich das auch ziemlich witzig. Natürlich sage ich ihr auch, dass er mir ein Apartment in Manhattan geschenkt hat, welches ich nicht angenommen habe. Sie versucht mir kurz einzureden, wie blöd ich doch sei und was sie alles tun würde, um in der Upper East Side leben zu können. Nachdem sie damit fertig ist, fahre ich fort. Ich erzähle ihr sogar, dass ich letzte Woche mit ihm geschlafen habe und er danach einfach gegangen ist und sich bis gestern nicht mehr gemeldet hat. Aber ich erzähle ihr nicht von seinem Angebot, über welches ich nachdenken soll. Aber was ich ihr auch erzähle, ist die Sache mit seinem... kleinen Problem, dass er hat. Nur Mell schafft es, es süß zu finden, dass er anscheinend mit keiner anderen Frau mehr schlafen kann. Und wenn ich schon dabei bin, sage ich ihr auch, dass ich es nicht besonders toll finde, dass er hier ist. Sie entschuldigt sich dafür, aber ich bin ihr längst nicht mehr böse. „Dreckiges Arschloch!“, flucht sie und es klopft an der Tür. Ich hoffe es ist ist Taylor und nicht Lucifer. Aber natürlich ist er es. Wenn man vom Teufel spricht... „Ich habe meinen Namen gehört“ Lucifer lächelt und ich verdrehe die Augen. Sein lächeln wird wieder zu diesem grinsen, welches ich so hasse, aber es lässt ihn so verdammt gut aussehen. Er sieht auch ohne dem grinsen verdammt gut aus, aber dieses grinsen passt einfach perfekt zu ihm. Ich drehe mich weg und blättere in irgendwelche Papiere rum, die mich eigentlich nichts angehen, aber ich lese mir nichts davon durch. „Kann sein. Wir haben gerade über dich geredet.“ „Ach wirklich? Ich hoffe doch, es wurde nur gutes über mich gesagt“ Ich verkneife mir eine sarkastische Bemerkung und auch Mell sagt nichts mehr. Wahrscheinlich sieht sie ihn jetzt mit anderen Augen. „Wie weit seid ihr?“, fragt er, als keiner von uns beiden etwas erwidert. „Fast fertig.“, sage ich und lege den Stapel Papiere in den Karton. Dabei bücke ich mich und neige den Kopf, um zu gucken, wo Lucifer ist. Er steht bei Melanie, hat ein Buch in der Hand, welches er sich mit Sicherheit aus dem Karton genommen hat und starrt mir auf den Hintern. Ich richte mich schnell wieder auf und werfe ihm einen finsteren Blick zu. Daraufhin zuckt er mit den Schultern und legt das Buch zurück. Ich widme mich wieder der Kommode und räume die restlichen Dinge in den Karton, bis Lucifer irgendwann hinter mir steht und über meine Hüfte streicht. „Hast du schon darüber nachgedacht?“, fragt er leise, damit Melanie uns nicht hören kann. „Nein“ „Nein was?“, will er wissen. „Nein, ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“ Er sagt eine Weile nichts, aber ich merke, dass er sich kurz umdreht, um nach Mell zu sehen, dann drückt er sich etwas an mich und ich wehre mich nicht einmal dagegen. „Dann denk jetzt darüber nach. Ich halte das nämlich nicht aus.“, seufzt er leise und ich schüttle den Kopf. „Jetzt habe ich keine Zeit dafür. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, ich bin beschäftigt. Hast du eigentlich nichts zu tun?“ Auch wenn ich gleich fertig bin. Danach ist das Badezimmer dran und dann können die Männer die Kartons nach unten bringen und ich gehe nach Hause, esse endlich etwas und trinke einen Kaffee um wach zu werden. „Dieser Taylor nervt. Er redet die ganze Zeit nur von Isabelle.“ „Isabelle?“, frage ich nach. „Die blonde hinter uns.“ Ich stoße ihm meinen Ellenbogen in den Bauch, aber es scheint ihm nichts auszumachen. „Ihr Name ist Mell du Vollidiot“ „Vollidiot?“, lacht er leise und dann schließt er die leere Kommode und lehnt sich an ihr. Ich nicke. „Ja, Vollidiot. Du bist ein Vollidiot und jetzt lass mich in Ruhe.“ „Ich kann nichts dafür, dass ich schlecht darin bin, mir Namen zu merken. Wie heißt du nochmal? Tara?“, neckt er mich und ich verdrehe meine Augen, gehe weg von ihm, weil er mich nervt. „Nein, warte, dein Name war Leila, richtig?“ „Halt die Klappe“, rufe ich ihm zu und Mell sieht mir hinterher, als ich den Raum verlasse um ins Badezimmer zu gehen. Ich vernehme Schritte, die mir folgen, drehe mich aber nicht um, weil ich mir denken kann, dass es Lucifer ist. Dafür dass er keiner Frauen hinterherrennt, folgt er mir wirklich unfassbar oft. Das beunruhigt und schmeichelt mir gleichermaßen. Im Badezimmer ist bereits alles eingeräumt. Ich habe also nichts mehr zu tun. Und jetzt bin ich allein mit ihm. Vielleicht ist im Schlafzimmer noch irgendwas, was ich tun kann. Wenn nicht, ist es Zeit für mich zu gehen. „Wieso folgst du mir?“, frage ich Lucifer auf dem Weg zum Schlafzimmer. „Mir ist langweilig“ „Und du glaubst, eine so langweilige Person wie ich, könnte das ändern?“ Im Schafzimmer ist ebenfalls alles zusammen gepackt, abgesehen davon, dass das Bett noch steht. Ich fange an die Bettwäsche abzuziehen. „Das wirst du mir ewig vorhalten, oder?“ Ja, vermutlich werde ich das. Und es macht mir sogar ein wenig Spaß. „Wer weiß“, erwidere ich. Lucifer geht zum offenen Fenster hinüber und sieht hinaus. Er streift sich seine Lederjacke ab und wirft sie auf den kleinen Sessel neben dem Bett. Er trägt ein rotes Shirt. Es sitzt eng an seinen durchtrainierten Körper und zeigt seine breiten Oberarme. Er sieht gut darin aus- sogar mehr als gut. In diesem roten Shirt, gefällt er mir sogar noch mehr, als in seinem dunkelblauen Pullover. Nachdem ich ihn eine Weile angestarrt habe, beginne ich zögerlich die Kissenbezüge zusammenzulegen. „Wieso bist du nicht aufs College gegangen?“ „Woher weißt du das?“, frage ich. „Du hast es mir erzählt, falls du dich erinnern kannst.“ Stimmt. Das war am Abend, als er mich nach Hause gefahren hat und mehr über mich erfahren wollte. Kommt mir vor, als wäre das eine halbe Ewigkeit her. „Ich wurde nicht angenommen, also habe ich es nicht weiter probiert.“, schwindle ich. Er dreht sich zu mir um. „Ich merke, wenn du lügst.“ Natürlich merkt er das.Ich bin eine schlechte Lügnerin. Das war ich schon immer. „Ich möchte nicht darüber reden.“ Ich habe heute bereits genug Zeit damit verbracht, an meine Fehler zu denken. Ich wäre gern aufs College gegangen. Ich hatte auch eine zusage, aber dann war da Jack und ich habe einfach absichtlich die Prüfungen verhauen. Jack war der größter Fehler, den ich je begannen habe. Wenn ich eine Sache aus meinem Leben rückgängig machen könnte, dann wäre es Jack. „Ich will dir auch ein Paar Fragen stellen“ Ich will einfach nur das Thema wechseln und auf andere Gedanken kommen. „Solange sie nichts mit meiner...“ „Sie haben nichts mit deiner Vergangenheit zu tun. Keine Sorge.“, versichere ich ihn und er nickt, lehnt sich gegen das Fensterbrett und verschränkt die Arme. Dabei sieht er unwiderstehlich aus. Ich wende schnell den Blick ab und widme mich dem anderen Kissen. „Wie läuft es mit den Drogengeschäften?“, frage ich frei heraus und erwarte, dass er mich fragt, wie ich darauf komme, dass er Drogengeschäfte am laufen hat. Aber nein. So kommt es nicht. Er ist völlig unbeeindruckt von meiner Frage. „Ganz gut“, antwortet er. Ich muss mich beherrschen, ihn nicht mit geweiteten Augen überrascht anzublicken. Aber mein Mund steht kurz offen. „Also stimmt es? Du verkaufst Drogen?“, frage ich entsetzt, und er schüttelt den Kopf. „Na ja, ich persönlich verkaufe sie nicht. Das machen andere für mich.“ Er klingt so locker, als er das sagt. Als wäre es so normal, wie ein Job im Büro. „O Gott“, sage ich und höre sofort auf, mit dem, was ich die ganze Zeit gemacht habe. „Sag nicht, du machst auch noch illegale Waffengeschäfte? Nimmst du auch Drogen? Wirken die überhaupt bei dir?“ Die Fragen sprudeln einfach so aus mir heraus. Schnell und viel zu laut. Er schließt die Tür und ich bin allein mit ihm. Ganz allein. Das war ich zwar vorher auch schon, aber die offene Tür war mein Ausweg. Gleich nebenan sind Mell und Taylor. O Gott, ich hoffe sie haben uns nicht gehört. Nein, ich hoffe sie haben mich nicht gehört. „Beruhige dich“, sagt er und kommt zu mir. Ich weiche zurück. „Nicht anfassen!“, warne ich ihn. Er nickt und entfernt sich einen Schritt von mir, um mir Platz zu lassen. „Waffengeschäfte nein. Ich steh nicht so auf Schusswaffen. Ab und zu habe ich Drogen genommen, aber zur Zeit nicht mehr. Und ja, sie wirken bei mir. Genauso wie Alkohol. Nur brauche ich immer ein bisschen... mehr davon.“, klärt er mich auf. Keine Ahnung, was ich davon halten soll. „Ich hoffe, dass beeinflusst nicht deine Entscheidung. Du wolltest sicherlich eine ehrliche Antwort.“ Mein Entscheidung? Meine Entscheidung steht schon seit gestern fest... auch wenn ich ab zu über die Pros und Contras nachgedacht habe. Es gab mehr Contras, als Pros. Und jetzt kommen noch mehr Contras dazu! „Meine Entscheidung stand bereits gestern fest: Nein!“ Ich stemme meine Hände in die Hüften und weiche seinen Blick aus. Er streckt eine Hand nach mir aus, die ich nicht beachte. Also lässt er sie wieder sinken. „Die Drogengeschäfte sind nur ein kleiner Nebenverdienst. Nichts großes. Vertrau mir“ „Die Drogengeschäfte sind nicht das Problem“, entgegne ich barsch. „Ich will das einfach nicht“, fahre ich fort und blicke ihm entgegen. Seine Miene ist undurchschaubar. Ich weiß nicht ob er wütend, traurig oder glücklich ist. Vermutlich nichts von dem. Ich lehne mich gegen die Wand und fummle an meinen Pferdeschwanz herum. „Du hast gesagt, dass du mich willst.“ Jetzt ist seine Miene steinhart. „Ja, ich weiß was ich gesagt habe. Aber das ist falsch!“, versuche ich ihn zu erklären, doch davon will er nichts hören. „Wer bestimmt, was richtig und was falsch ist? Du etwa? Hat es sich wirklich so falsch angefüllt, als du auf meinem Schoß saßt und wir gevögelt haben? Oder hat es sich falsch angefühlt, als du betrunken mit mir rumgemacht hast?“ Seine Stimme ist jetzt lauter. „I-ich weiß es nicht“ Ich bin verwirrt. Es hat sich im Nachhinein falsch angefühlt, aber nicht währenddessen. Ob das anders wäre, wenn ich auf ihn eingehe? Ob es sich immer richtig anfühlen würde? Er verwirrt mich immer. Wie macht er das bloß? Wieso werde ich in seiner Nähe immer so schwach? Er stützt sich mit einer Hand an der Wand ab. Direkt neben meinen Kopf. „Ich wollte noch nie jemanden so sehr, wie ich dich will.“ „Weil du weißt, dass du mich nicht haben kannst.“ Meine Stimme ist leise, damit uns niemand hört. Obwohl Mell und Taylor uns sicher schon gehört haben müssen. „Du gehörst bereits mir.“, säuselt er. „Das mit uns beiden fühlt sich gut an. Du fühlst dich gut an“ Er berührt meine Taille. Nur ganz vorsichtig. Aber mir stockt es trotzdem den Atem. Er verharrt mit seiner Hand an dieser Stelle. Er versucht mich nicht so zu bedrängen, wie er es sonst immer macht. Dieses mal bittet er mich stumm um Erlaubnis. Ich ertappe mich dabei, wie ich meine Hand an seinen Hals lege. „Nein, ich gehöre dir nicht.“, widerspreche ich ihn. Bevor er etwas einwenden kann, spreche ich weiter, „Versprich mir, mich nirgendwo mit hineinzuziehen.“, fordere ich. Seine Augen weiten sich kaum merklich. Erleichterung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Das ist noch kein ja, will ich sagen, lasse es dann aber bleiben. „Ich verspreche es.“, versichert er mir. Er lächelt und ich lächle zögernd zurück, als es an der Tür klopft und sie aufgeht. Lucifer löst sich aber nicht von mir. „Kannst du mir mal kurz behilflich sein, Bro?“, fragt Taylor. „Ich bin gleich da.“, erwidert Lucifer und Taylor geht wieder. Er lacht amüsiert. „Hat er mich gerade Bro genannt?“ Er schüttelt mit den Kopf und löst sich von mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)