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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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Ich liege im Bett und kriege die Augen nicht zu. Meine Gedanken sind woanders. Genau dort, wo ich sie nicht haben möchte. Wüsste er, dass ich an ihn denke, würde er selbstgefällig in sich hinein grinsen. Ich kann direkt vor mir sehen, wie seine Lippen sich zu diesem grinsen formen, wobei seine perfekten Wangenknochen so gut zur Geltung kommen und seine Augen wieder dieses amüsierte glitzern in sich haben.

Gedanken bei Seite.

Mein Handy vibriert auf meinen Nachttisch und ich schalte das Licht an, bevor ich es zur Hand nehme und nachsehe, wer mir geschrieben hat.
 

Name: Lucifer

Zeit: 22:32 Uhr
 

Denkst du an mich?
 

Himmelherrgott! Woher weiß er das? Ist es etwa eine Sünde, an ihn zu denken?

Ich fühle mich ertappt und lege mein Handy bei Seite, ohne zu antworten. Nur wenige Minuten später kommt eine weitere Nachricht.
 

Name: Lucifer

Zeit: 22:35 Uhr
 

Ich denke nämlich an dich.
 

Natürlich tut er das, sonst würde er nicht auf die Idee kommen, mir jetzt zu schreiben.

Ich überlege etwas zurück zu schreiben. Mir fällt bloß nicht ein, was ich schreiben kann.
 

Name: Lilith Grey

Zeit: 22:41 Uhr
 

Gut zu wissen.
 

Das muss reichen. Eine weitere Abfuhr, sollte doch endlich genügen. Oder etwa nicht?
 

Name: Lucifer

Zeit: 22:43 Uhr
 

Es gefällt dir, meinen Stolz zu verletzen, nicht wahr?
 

Ich starre mit einem grinsen auf mein Handy. Mit so viel Ehrlichkeit, hätte ich ganz und gar nicht gerechnet.
 

Name: Lilith Grey

Zeit: 22:43 Uhr
 

Und dir gefällt es, mich zu nerven. Wenn du nett wärst, wäre ich nett zu dir. Aber was bin ich denn schon: eine Langweilerin.

Hör auf mir zu schreiben.
 

Die nächste Antwort kommt schnell.
 

Name: Lucifer

Zeit: 22:44 Uhr

Ich entschuldige mich ungern, aber es tut mir leid, dass ich dich damit verletzt habe. Du bist alles andere als langweilig. Sonst würde ich nicht so oft an dich denken. Gute Nacht
 

Wie bitte? Ich lese mir die Nachricht noch einmal durch. Er hat sich entschuldigt. Was eine Überraschung. Plötzlich bin ich also nicht mehr so langweilig. Das lasse ich nicht so liegen.
 

Name: Lilith Grey

Zeit: 22:47 Uhr
 

Danke für die Entschuldigung, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht wieder nur einer deiner kleinen Spielchen ist. Ich bin mir sicher, dich kränkt einfach nur die Tatsache, dass du mich nicht haben kannst, so sehr du dich auch bemühst. Gute Nacht, Lucifer.
 

Ich drücke auf senden. Stoff zum nachdenken für ihn. Ich will mein Handy weg legen, aber es vibriert schon wieder und mein Herz beginnt zu rasen.
 

Name: Lucifer

Zeit: 22:53 Uhr
 

Du bist unfassbar nervig. Hat dir das schon mal jemand gesagt? Ich spiele nun mal gern Spielchen, besonders mit dir, aber was ich geschrieben habe, war ernst gemeint. Es tut mir leid. Du bist alles andere als langweilig, was nicht nur daran liegt, dass du unfassbar schön bist, sondern du sagst, was du denkst, ohne darüber nachzudenken und das gefällt mir und nervt mich zur selben Zeit. Ich stehe auf mutige Frauen. Besonders stehe ich aber auf dich. Ich bin nicht gekränkt, auch wenn es nicht nett ist, mich ständig stehen zu lassen oder mir gar keine Chance zu geben. Ich weiß, dass ich dich haben kann und du weißt das auch.

Alles zu seiner Zeit. Schlaf gut, Lilith.

Süße Träume...
 

Ich zerbreche mir jetzt nicht den Kopf darüber, was er geschrieben hat. Stattdessen schalte ich mein Handy stumm und lege aus auf meinen Schrank zurück. Dann schalte ich das Licht aus, schließe die Augen und versuche nicht an ihn zu denken. Der Versuch schlägt aber fehl.
 

Arbeit beginnt um sieben Uhr morgens und endet um sechs Uhr Abends. Obwohl es Montag ist, schleift Mell mich mit in eine Bar, die voll bis oben hin ist. Mike ist natürlich auch anwesend, sowie Taylor, Molly und jemand an ihrer Seite, den ich nicht kenne. Der Fremde steht auf und lässt dabei Mollys Hand los, um sie mir entgegen zu strecken.

„Ethan“, stellt er sich vor.

„Lilith“ Ich lächele, obwohl ich keine Ahnung habe, woher Molly ihn plötzlich aus dem Hut gezaubert hat. Er hat hellbraunes Haar, eine gerade Nase und er ist wirklich attraktiv. Sein Handschlag ist fest, aber irgendwie auch zärtlich.

Ich setze mich neben Mike und bestelle ein Glas Wein.

Im laufe des Abend erfahre ich, dass Ethan und Molly sich bereits seit 3 Jahren

kennen und sich vor ein Paar Tagen wieder gesehen haben. Seit dem gehen sie miteinander aus. Ethan ist 27 und studiert Architektur.

Irgendwann trinke ich meine zweite Margarita und lache über einen schlechten Witz von Taylor. So süß er auch ist, aber er ist total unwitzig. Mell ist da anderer Meinung, denn sie kriegt sich manchmal kaum noch ein vor lachen.

Mike geht kurz an die Bar und die anderen unterhalten sich bereits darüber, was sie am Samstag vorhaben. Ich werfe währenddessen einen Blick auf mein Handy. Ich habe keine Nachrichten. Ich gehe meine Kontaktliste durch und bleibe bei Lucifer's Namen hängen. Keine Ahnung, wieso ich plötzlich den Drang habe, ihn eine Nachricht zu schreiben,aber ich tue es.
 

Name: Lilith Grey

Zeit: 20:34 Uhr
 

Was machst du?
 

Klingt dumm. Wieso schreibe ich ihn überhaupt?
 

Name: Lucifer

Zeit: 20:35 Uhr
 

Nichts. Warum?
 

Ja, warum frage ich eigentlich? Weil dir langweilig ist und du bereits ein Glas Wein und zwei Margaritas hattest.
 

Name: Lilith

Zeit: 20:37 Uhr
 

Mir ist langweilig.
 

Fast sofort kommt eine Antwort.
 

Name: Lucifer

Zeit: 20:37 Uhr
 

Willst du, dass ich vorbeikomme? ;)
 

Will ich das? Mike ist an der Bar und unterhält sich mit der Barkeeperin. Mell und Molly haben auch eine Begleitung und ich sitze hier rum, wie das fünfte Rad am Wagen. Ja, ich will das er vorbeikommt. Das könnte theoretisch witzig werden. Entweder das oder er beleidigt mich wieder.
 

Name: Lilith

Zeit: 20:39 Uhr
 

Klar. Ich bin im Dead Rabbit.
 

Ich klicke auf senden und lege mein Handy wieder weg. Ich blicke zur Bar, aber Mike ist verschwunden. Wahrscheinlich ist er auf der Frauenteillote und vergnügt such mit der Barkeeperin, die ebenfalls nicht zu sehen ist. Wie macht er das bloß?

„Wo ist Mike?“, fragt Mell in die Runde.

„Ich glaube, er ist mit der Barkeeprin verschwunden. In ungefähr zehn Minuten sollte er wieder hier sein.“

Mell und Molly lachen und Taylor und Ethan werfen sich einen komischen Blick zu.

„Das ist untypisch für ihn.“, sagt Mell. Ich blicke sie fragend an. Ebenso wie Molly.

„Das tut er doch immer.“, wendet Molly ein und Mell schüttelt den Kopf.

„Nicht wenn Lilith in der Nähe ist. Weißt du noch letztens, als er pitschnass war?“

Die Frage ist an mich gewendet und ich nicke.

„Ich glaube, er wollte sie loswerden, als er dich gesehen hat und hat deshalb etwas gesagt, was sie dazu gebracht hat, ihm den Drink ins Gesicht zu schütten.“

Molly runzelt die Stirn. „Wieso sollte er das tun?“, fragt sie, und Mell wirft ihr einen vielsagenden Blick zu, den ich nicht verstehe. Genau, wieso sollte er das tun? Es hat ihm noch nie interessiert, was ich von seiner Lebensweise denke. Sein Sexualleben geht mich rein gar nichts an und es interessiert mich nicht, was er und mit wie vielen Frauen tut. Das hat es noch nie.

„Mike interessiert nicht im geringsten, was ich darüber denke, genauso wenig, wie mich sein Sexualleben interessiert. Er ist Schwein und ein Herzensbrecher. Er weiß, dass ich so denke.“

„Also interessiert es dich doch.“ Molly sieht mich an. Ich schüttle den Kopf.

„Nein. Wenn es dann tun würde, wäre ich nicht mit ihm befreundet.“

Mell öffnet den Mund um etwas zu sagen, verstummt aber und starrt auf etwas oder jemanden, der hinter mir steht. Ich neigen meinen Kopf zur Seite und es ist Lucifer.

„Guten Abend, Ladys.“ Er lächelt Molly und Mell charmant an. Den Männern nickt er zu und mir legt er eine Hand auf die Schulter. Ich rutsche, damit er sich setzen kann und Mell hat wieder dieses Honigkuchenpferd grinsen im Gesicht. Weil alle uns anstarren, werfe ich Molly und Mell einen wütenden Blick zu und sie beschäftigen sich mit ihren Männern.

„Wie viel hast du schon getrunken?“ Er klingt überraschend streng und ich sehe ihn nur verwirrt an.

„Nicht viel, wieso fragst du?“

„Du solltest nicht so viel trinken, wenn du am nächsten Tag arbeiten musst.“, erwidert er in einer Mischung aus Sanftheit, aber mit ein bisschen strenge im Unterton. Was interessiert es ihn, wie viel ich trinke? Es geht ihn nichts an.

„Bist du nur hier, um mir zu sagen, dass ich nicht so viel trinken soll?“, frage ich zerknirscht und nehme meine Margarita vom Tisch. Er legt einen Arm um meine Schulter und setzt sich so hin, dass er mich ansehen kann.

„Jemand muss doch aufpassen, dass du keine Fehler begehst.“

„Und derjenige bist du?“, frage ich spöttisch und er schüttelt den Kopf.

„Nein, ich bin eher der Fehler.“

„Den einzigen Fehler, den ich heute gemacht habe, war dich herzubitten.“ Ich versuche es mit einem Lächeln, damit er mich nicht allzu ernst nimmt und es funktioniert.

„Hast du deine Meinung etwa geändert?“

Meine Meinung? Über ihn? Nein. Die ist noch dieselbe. Er ist ein schwanzgesteuertes Arschloch. Aber er sieht gut aus und ich fühle mich so anders in seiner Nähe. Offengestanden, ich mag ihn nicht, aber ich mag es, wie ich mich bei ihm fühle.

„Nein“, antworte ich leise.

„Wieso wolltest du dann, dass ich herkomme?“

„Weil mir langweilig war.“

Er lächelt geheimnisvoll. „Und was schlägst du vor, was wir gegen deine Langeweile anstellen?“

Er legt seine freie Hand auf meinen Oberschenkel und streichelt mich sanft. Ich werde rot und mein Unterleib zieht sich auf angenehme Weise zusammen. Ein Gefühl, was ich bisher nur bei ihm hatte. Durch eine einzige Berührung.

Jemand macht sich mit einem gespielten husten bemerkbar. Es ist Mike, der Lucifer und mich misstrauisch mustert. Er steht vor dem Tisch und wirft erst mir einen fragenden Blick zu, dann Mell. Da Mell völlig unwissend ist, zuckt sie mit den Achseln. Lucifer lässt mich los und richtet sich auf. Die beiden stehen sich gegenüber. Mike beäugt ihn misstrauisch, hält ihm dann die Hand hin und Lucifer ergreift sie, ohne ihn aus dem Auge zu lassen.

Um Himmelswillen, das ist ja da reinste Platzhirschgehabe!

„Ich bin Mike.“

Lucifer mustert ihn. „Lucifer. Ihr Freund.“ Er lässt seine Hand los und Mike mustert ihn nochmal finster, bevor er mich ansieht.

Freund? Ein Freund! Will ich schreien, aber ich lasse es sein.

Lucifer setzt sich und legt mir wieder einen Arm um die Schulter. Dieses Mal zieht er mich fester an sich und ich weiche Mikes Blicken aus. Er setzt sich ebenfalls, weit weg von uns und schnappt sich sein Glas, um es mit einem Zug zu leeren. Er ist stinksauer auf mich. Ich habe gesagt, dass ich mich von ihm fernhalte und jetzt sitzt er hier, weil ich ihn eingeladen habe. Ich kann mich auf ein ernstes Wörtchen gefasst machen, sobald Mike und ich allein sind.

„Mein Freund?“, flüstere ich ihm zu, bevor ich ein Stück wegrutsche. Aber er rückt ein Stück näher. Also sitze ich wie immer in der Falle. Und es macht mir nichts aus.

„Wir sind doch Freunde.“ Seine Lippen verziehen sich zu einem kleinen Lächeln und ich kann meinen Blick nicht mehr von diesen nehmen.

„Freunde flirten nicht miteinander.“

„Manche Freunde schon.“, antwortet er mit einem süffisanten grinsen.

Macht er sich schon wieder über mich lustig?

„Willst du gar nichts trinken?“, wechsle ich das Thema.

„Nein, ich möchte einen klaren Kopf behalten. Du solltest auch nichts mehr trinken.“

Da fällt mir ein, was er zu mir gesagt hat. „Ich mag Frauen, die wissen, was sie tun.“

„Ich mag es aber, nicht zu wissen, was ich tue.“, erwidere ich so leise, damit niemand uns hören kann, aber laut genug, damit er es versteht.

Er hebt eine Augenbraue. „Was willst du denn tun?“

Ich weiß nicht, was ich tun will, ich weiß nur, das ich es gern mit ihm täte, obwohl er ein Arschloch ist.

„Ich muss mal.“, lüge ich. Das ist die einzige Ausrede, die ich gerade finde, um kurz verschwinden zu können.

Ich stehe auf und halte mich an seiner Schulter fest, weil ich sich mir kurz alles dreht.

„Alles in Ordnung?“, fragt Mike und steht auf. Ich hebe eine Hand, damit er sich wieder setzt.

„Ja, alles gut.“

Ich gehe zur Toilette und wasche meine Hände und betrachte mich im Spiegel.

Mir blickt ein Wesen mit blauen Augen entgegen. Die lockigen Haare wild und zerzaust, so wie ich sie am meisten hasse und meine Wangen rot, vom Alkohol.

Ich sehe scheiße aus.

Die Tür geht auf und Mike kommt rein. Ich hab vergessen die Tür abzuschließen.

„Geht's dir gut?“, fragt er.

„Wenn du mir jetzt eine lange predigt halten möchtest, lass es sein.“

„Gut, ich halte meine Klappe. Ich habe dir gesagt, was ich weiß und wenn du dich trotzdem auf ihn einlassen willst, ist das dein Problem. Aber wenn er dich verletzen sollte, brauchst du nicht auf mein Mitgefühl zu hoffen, Lilith.“

Wie bitte? Ich funkle ihn wütend an. Wenn er meint. Ich schubse ihn zur Seite und öffne die Tür. Er hält mich fest und zieht mich zurück.

„Warte“

„Was?“, blaffe ich und ziehe meinen Arm aus seiner Hand.

„Tut mir leid.“, murmelt er und kommt näher. „Ich mache mir nur sorgen um dich. Versteh das bitte. Er ist nicht gut für dich. Er will nur das eine.“

„Und du bist besser?“, frage ich spöttisch und verschränke die Arme vor meiner Brust.

„Ich weiß, was ich will.“, antwortet er leise.

Ich verdrehe die Augen und will gehen. Er hält mich schon wieder fest.

„Mike, was willst du von mir?“, hersche ich, lauter als gewollt.

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Wieso nicht?“ Ich versuche mich aus seinem Griff zu entwinden, aber er ist zu stark für mich.

„Es tut mir leid, wirklich.“ Er zieht mich näher. Ich beginne mich unwohl zu fühlen. Was soll das? Wieso lässt er mich nicht los?

„Mike“, beginne ich und verstumme, als er versucht mich zu küssen.

„Bitte hör auf damit.“, flehe ich ihn an. Er soll mich loslassen, sofort, bevor ich gezwungen bin, ihm wehzutun.

„Mike, lass mich los. Ich will das nicht!“ Seine Lippen sind dicht vor meinen und er hält inne. Ich fühle mich der Luft entraubt. Wieso tut er das? Er weiß, dass wir nur Freunde sind. Wieso versaut er alles?

Ich werde weggezerrt.

„Finger weg!“, knurrt Lucifer und schubst Mike. Er taumelt zurück und wirkt überrascht. Lucifer sieht aus, als würde er ihn gleich zusammen schlagen wollen. Er hat die Hände zu Fäusten geballt und ist bereit, Mike wehzutun, doch das möchte ich nicht. Ich ziehe an Lucifers Jackett und er sieht mich an. „Lass ihn in Ruhe. Er ist betrunken.“, versuche ich ihn zu verteidigen, obwohl er das nicht verdient hat.

Lucifer wirft Mike einen finsteren Blick zu, der so viel bedeutet wie „Verpiss dich“, und ich merke, wie Mike mich um Erlaubnis bittet. Aber ich schenke ihm keine Beachtung, also verschwindet er wortlos.

„Hast du nicht gesagt, du bist wie eine Schwester für ihn?“, knurrt er und zieht nimmt meine Hand.

„Das dachte ich, bis gerade eben...“, sage ich kleinlaut und sehe ihn nicht an.

Verdammt! Seit er in mein Leben getreten ist, ist alles so kompliziert, wie noch nie. Ich weiß nicht mit alldem umzugehen.

„Wollen wir gehen?“

Wir? Er bemerkt meinen Blick. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, will er wissen. Ich nicke. Ich muss morgen zur Arbeit. Und ich muss dringend unter die Dusche, um den Kopf freizubekommen.

„Gut, dann komm. Hattest du eine Jacke dabei?“, fragt er mich, als wir wieder in dem befüllten, stickigen Raum sind, wo die anderen uns ansehen.

„Nein“

„Dann nimm mein Jackett. Es ist kalt draußen.“ Er lässt meine Hand los, zieht sein Jackett aus und legt es mir über meine Schulter. Mit so viel Freundlichkeit, habe ich nicht von ihm gerechnet.

„Danke“, murmle ich und schnappe mir mein Tasche.

„Ist alles gut?“, fragt Mell.

„Ja, bis morgen. Tut mir leid.“

Lucifer nimmt wieder meine Hand und wir verschwinden von hier.

Im Auto ist es eiskalt und ich ziehe sein Jackett enger um mich. Es riecht nach ihm. Eine Mischung aus teurem Duschgel und Meer.

Der Geruch gefällt mir.

„Ich sagte doch, dass es kalt ist.“, lächelt er und fährt los. „Soll ich die Heizung einschalten?“

Ich nicke wortlos. Ich war schon immer eine Frostbeule.

„Den Abend habe ich mir anders vorgestellt.“ Er legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und ich mag das Gefühl, was er damit in mir verursacht. Wieso hat er bloß diese Wirkung auf mich?

„Tut mir leid, dass ich deine Zeit verschwendet habe.“

„Wie kommst du darauf, dass du meine Zeit verschwendet hast?“

Ich zucke mit den Achseln und er presst die Lippen aufeinander.

„Sollte er nochmal versuchen, dich zu anzufassen, verspreche ich nichts.“ Er verübt leichten Druck auf meinen Oberschenkel und ich bekomme Gänsehaut, als er mein Kleid nach oben schiebt, um sie auf meine nackte Haut zu legen.

„Bist du eifersüchtig?“, necke ich ihn und er sieht mich an. Sein Blick ist ernst und seine Hand auf meinen Oberschenkel besitzergreifend fest.

„Du hast ja keine Ahnung...“

Als wir da sind, hält er mir die Tür auf und hilft mir beim aussteigen. Ich bin glücklich, dass meine Eltern nicht da sind, denn wenn sie mich so sehen würden, mit ihm, hätte ich ein ernstes Problem. Da sie nicht wissen würden, wer er ist, würden sie davon ausgehen, dass er mein Freund ist und dies würde bedeuten, dass sie ihn kennenlernen wollen würden. Das würde ich nicht gut finden. Schließlich ist er nicht mein freund und wird es nie sein.

„Danke fürs fahren.“ Ich halte ihn sein Jackett hin und er nimmt es, wirft es sich über die Schulter und beugt sich zu mir nach vorn, um mich auf die Wange zu küssen. Mein Puls beschleunigt sich und irgendwas an der Atmosphäre zwischen uns ändert sich.

Er sieht mich an und ich könnte mich in seinen Augen verlieren. Sie sind hellblau, erinnern mich an Meer. Ich beiße mir auf die Unterlippe.

Ich will von ihm geküsst werden. Das erste Mal, seit ich ihn kenne, will ich wirklich von ihm geküsst werden. Aber keiner von uns wagt den Schritt. Ich bin mir sicher, er tut es bloß nicht, weil er will, dass ich es tue. Er brauch die Bestätigung, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Genauso wie er es brauch, dass ich ihm sage, dass ich ihn will. So ist er nun mal. Trotzdem ändert das nichts an meinen Gefühlen.

„Du solltest rein gehen, bevor du noch erfrierst.“ Seine Stimme ist leise und rau. Ich nicke und starre kurz zu Boden. Das ist keine gute Idee. Das war es von Anfang an nicht. Mike liegt richtig: Er will nichts ernstes.

Er ist nicht gut für mich. Er ist der Teufel. Er hat schlimme Dinge getan. Aber er steht vor mir und scheint so normal. Sein weißes Hemd liegt eng an seiner Haut, lässt seine Muskeln erahnen, die ich gern nochmal betrachten würde. Die ersten drei Knöpfe sind offen und man sieht ein paar schwarze Härchen.

Scheiß drauf!

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lege eine Hand auf seine Brust, um mich festzuhalten, und hoffe, dass er mich nicht abweist. Dann küsse ich ihn zaghaft. Nur kurz, denn er erwidert den Kuss nicht. Innerlich seufze ich. Das war dumm. Und ich fühle mich schlecht.

„Tut mir leid“ Ich möchte ihn loslassen.

„Bist du dir sicher?“, fragt er, und ich versuche abzuschätzen, was er gerade fühlt.

Bei was sicher? Das es mir leid tut?

„Ja“, erwidere ich, obwohl ich mir nicht sicher bin, was er meint.

Ehe ich darüber nachdenken kann, drückt er mich gegen sein Auto, presst seine Hüfte gegen meine und küsst mich. Mit seiner freien Hand, packt mich am Haar und zieht es nach unten. Ich stöhne auf, öffne meinen Mund und seine Zunge gleitet hinein, um meinen Mund zu erforschen. Ohne Widerwillen, erwidere ich, was er tut.

Als er sich von mir löst, lässt er zärtlich Finger über meine Wange gleiten.

„Du ahnst gar nichts, wie sehr ich dich begehre, Lilith.“, sagt er mit tiefer Stimme.

Und ich begehre ihn. Ausgerechnet ihn.

„Ich muss jetzt rein.“, sage ich atemlos. Ich kann das noch nicht. Ich weiß nicht wieso, aber ich brauche noch Zeit, um mir über uns beide, den Teufel, klar zu werden.

„Wann sehen wir uns wieder?“

Er ist mir immer noch so nahe und ich bin total durch den Wind.

„Ich weiß es noch nicht.“

Vorsichtig streicht er mir eine Strähne hinters Ohr und küsst mich noch einmal. Ich könnte dahinschmelzen, reiße mich aber zusammen. Wir lösen uns voneinander und er hebt sein Jackett vom Boden auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
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Von:  Sundy
2017-05-26T08:02:47+00:00 26.05.2017 10:02
Er ist so süß wenn er eifersüchtig ist und sie wegen Dingen um Erlaubnis fragt. Was das jetzt mit Mike wird darauf bin ich echt gespannt.


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