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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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Heute ist es kälter, als die letzten Tage. Die Sonne lässt sich kaum blicken, als ich auf dem Weg zur Arbeit bin, aber das kann auch daran liegen, das es noch so früh am Morgen ist. Ich schlinge meinen Mantel fester um mich und überquere die Straße, um einen Abstecher bei Starbucks einzulegen, wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen, ist es voll und ich bin glücklich, heute früher als sonst, losgegangen zu sein.

Die Schlange vor mir geht nur langsam vorwärts, aber 10 Minuten später, bin ich dran. Der Vierküfer, sein Name ist Landon, der mich mittlerweile kennt, weil ich fast jeden Morgen her komme, lächelt mich an und fragt erst gar nicht, was ich haben möchte. Er weiß, dass ich einen großen Latte Macciato will und für meinen Chef, einen Kaffee, mit einem Schuss Milch und ohne Zucker.

„Wie geht’s dir?“, fragt er, während er mir wieder eine dieser kleinen, netten Botschaften auf den Becher schreibt, wie er es immer tut. Ich frage mich, ob er sich die selbst ausdenkt oder ob er sich jeden Tag einen neuen aus Googel suchst.

„Ganz gut und dir? Sag mal, denkst du dir die selber aus?“, frage ich, deute dabei auf den Becher.

Landon lächelt stolz. „Mir geht’s gut. Nur ein bisschen gestresst. Und denkst du wirklich, ich suche jeden Tag extra einen aus dem Internet heraus?“ Er lacht und ich stimme mit ein.

„Ehrlich gesagt, habe ich das wirklich gedacht“, gestehe ich, während er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen macht. Das sieht hier alles viel zu kompliziert aus. Ich glaube, ich würde hier alles vertauschen und am Ende, hätte ein Kunde, der eigentlich einen Kaffee wollte, irgendeine heiße Brühe mit Bananen- Minze Geschmack und Käse oben drauf.

„Hier“ Landon reicht mir die Becher, in einen dieser Kartonhalter und ich lege ihm das Geld und ein bisschen Trinkgeld hin.

„Bis morgen“, verabschiede ich mich und er winkt mir beim raus gehen lächelnd zu.
 

Auf der Arbeit, gehe ich zu Mr. Baldwin ins Büro und bringe ihm seinen Kaffee. Er scheint erleichtert darüber, dass ich heute einen Kaffee aus Starbucks mitbringe und keinen, aus der ekelhaften Bäckerei um die Ecke.

„Was steht heute an?“, fragt er mich, ohne seinen Blick von dem Monitor vor seiner Nase zu nehmen.

Ich zähle ihm seine Termine auf, helfe ihn schnell, etwas auf seinem Computer einzustellen und verschwinde auch schon wieder in mein Büro, nachdem er sich bei mir bedankt hat. Mr. Baldwin ist eher einer dieser Menschen, die oft schlechte Laune haben und diese auch an andere auslassen. Mich stört das nicht sonderlich. Es geht bei mir in ein Ohr rein und ins andere raus. Da ich hier gutes Geld verdiene, sehe ich darüber hinweg. Mell sieht das anders. Sie findet, er ist ein riesen Arschloch, welcher kaum etwas allein auf die Reihe bekommt und muss sich immer zusammenreißen, sobald seine Stimme lauter wird, als es angemessen ist, mit seinen Mitarbeitern zu reden.
 

In der Mittagspause bringt Mell mir einen großen Salat und einen Donut und setzt sich zu mir ins Büro. Ich bin erleichtert, dass ich nicht extra losgehen muss, um mir etwas zu holen und schenke ihr ein strahlendes Lächeln. Aber noch bevor ich überhaupt dazu komme, die Folie von meinem Salat zu reißen, werde ich wegen vorgestern verhört.

„Und? Wie war dein Samstag noch so, nachdem Lucifer und du abgehauen seid?“

„Eher unspektakulär.“ Ich zucke gelangweilt mit den Achseln. Was soll ich schon erzählen? Er hat mich nur ins Hotel gefahren und ich habe mich schlafen gelegt.

„Ihr habt nicht miteinander...?“ Ihre Augen blicken mich erwartungsvoll an.

Ich schüttele meinen Kopf und schiebe mir eine Gabel voll Salat in den Mund.

Sie starrt mich verärgert an, und ich wende den Blick ab.

„Wann hattest du das letzte mal Sex?“

Die Frage zu beantworten, ist mir peinlich. Und irgendwas sagt mir, dass sie genau weiß, wie lange das her ist. Vermutlich wachsen mir dort unten schon Spinnenweben, wenn ich es nicht besser wissen würde.

„Vor einem Jahr?“, fragt sie, obwohl sie genau weiß, wann es war. „Oder vor 4?“

„Du weiß, wann ich das Letzte mal Sex hatte und mit wem. Jetzt halt die Klappe.“

Sie zuckt mit den Achseln und grinst mich an. „Ich frage mich, wieso du nicht mal mit Mike gevögelt hast. Mike ist heiß. Fast so heiß, wie Lucifer. Aber nur fast.“

Ich habe nie mit Mike gevögelt, weil ich wusste, was er jeden Abend treibt und deshalb, haben wir uns von Anfang an auf Freundschaft geeinigt. Gut, er hat fast ein Jahr probiert, mich rumzubekommen, hat dann aber schließlich aufgeben, worüber ich mehr als froh bin.

Ich streite nicht einmal ab, dass er gut aussieht, das tut er nämlich wirklich. Jede Frau, würde sich toll vorkommen, wenn er sie haben wollen würde, außer mir. Aber er ist eben jemand, der nichts festes eingeht. Jedenfalls hatte er in den ganzen 4 Jahren, die wir uns kennen, nie eine feste Beziehung.

Mell tippt ungeduldig mit dem Zeigefinger auf meinen Eichenholzschreibtisch herum. Ich komme nicht drumherum, ihr diese Frage zu beantworten.

„Weil er Mike ist. Er Vögelt alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist.“, sage ich also und esse meinen Salat weiter.

„Und wieso hast du nicht mit Lucifer gevögelt?“

„Mell, bitte lass uns das Thema wechseln. Ich bin wirklich nicht Stimmung, über mein nicht vorhandenes Sexualleben zu plaudern.“
 

Mein Arbeitstag ist so unspektakulär und gewohnt langweilig, wie jeden Tag und ich bin zufrieden, endlich nach Hause zu kommen, Duschen zu gehen und mich vor den Fernseher zu setzen. Aber zuerst, muss ich dort hinkommen. Ich frage Mell auf den Weg nach unten, ob sie mich mitnehmen kann und sie sagt, wie erwartet, ja.

Unten ist nur noch Beth und sortiert irgendwelche Dokumente, die nicht mal was mit der Arbeit zu tun haben. Ich lächele ihr zu und sie lächelt zurück, während sie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, hinters Ohr legt.

Mell zieht mich am Arm und ich sehe sie an. „Was ist?“

„Bist du sicher, dass du mit mir fahren möchtest?“

Was soll denn die Frage?

„Ja klar. Oder spricht irgendwas dagegen?“

„Na ja“ Sie nickt in Richtung Ausgang. Lucifer parkt vor dem Gebäude und ich will nicht raus gehen. Was will er denn heute von mir?

„Wartest du kurz auf mich?“

„Klar“

Ich muss ihn klarmachen, dass er gehen soll.

Auf den Weg nach draußen, ziehe ich mir meinen braunen Mantel an und Lucifer kommt mir bereits entgegen. Er trägt nicht wie gewohnt einen seiner Anzüge, sondern eine hellbraune Hose und einen enganliegenden, dunkelblauen Pullover, welcher so eng ist, dass man genau sehen kann, wie muskulös er eigentlich ist. Er sieht so heiß aus, aber davon lasse ich mich nicht ablenken.

„Was willst du hier?“, frage ich, noch bevor er seinen Mund öffnen kann.

„Dir auch einen guten Tag.“ Ich versuche, mich nicht von seinem schönen Lächeln irritieren zu lassen.

„Was willst du hier?“, wiederhole ich meine Frage mit etwas mehr Nachdruck und verschränke meine Arme vor de Brust.

„Ich war in der Nähe und wollte dich Fragen, ob du Hunger hast?“

„Ich habe keinen Hunger.“, antworte ich, in der Hoffnung, dass er umdreht und einfach wegfährt.

„Brauchst du jemanden, der dich nach Hause fährt?“

Ich drehe mich kurz zu Mell um, die sich schnell wieder etwas anderem widmet, statt uns von drin zuzusehen.

„Nein, ich fahre mit Mell.“

Auf seiner Stirn bilden sich leichte Falten und er sieht an mir vorbei, in den Verlag und entdeckt sie sofort.

„Sicher?“

Ich nicke. Ich bin mir mehr als sicher. Gegen meine Sicherheit, können nicht mal seine Muskeln oder sein schönes Lächeln etwas ändern.

Er nickt, sieht wieder an mir vorbei. „Du willst mich also wieder stehen lassen?“ Ich zögere, denn ich weiß nicht, was ich daraufhin sagen soll. Vermutlich sollte ich mich einfach umdrehen und gehen.

„Lilith?“, fragt er ungeduldig. Mir gefällt, wie er meinen Namen ausspricht. So langsam und sinnlich, dass ich kaum klar denken kann.

„Ich habe dich nicht gebeten herzukommen, also ja, ich lasse dich jetzt hier stehen.“

Ich weiß, dass Mell uns beobachtet, und werfe ihr einen einen Blick über meine Schultern zu. Sofort hört sie mit dem, was auch immer sie dort drin getan hat auf und kommt raus. Sie lächelt Lucifer zu, aber dieser beachtet sie nicht.

Ich packe sie am Handgelenk und gehe mit ihr über die Straße, wo ihr Auto steht und steige ein, sobald sie es geöffnet hat. Beim losfahren, fühle ich mich unglaublich mutig, für das, was ich eben getan habe.

Ich habe ihn wieder stehen gelassen.

Das muss sich unglaublich beschissen, für einen Mann wie ihn anfühlen. Ich grinse beim Gedanken daran, wie wütend es ihn machen muss, so oft von der selben Person abgewiesen zu werden.
 

Mein nächster Arbeitstag vergeht schnell. Ich hatte nicht viel zu tun und mache 5 Minuten eher Schluss als sonst. Heute bin ich mit dem Auto meines Dad's hier und bin mehr als froh darüber, nicht wieder mit Mell fahren zu müssen, denn sie hat mir während der gestrigen Autofahrt, meinen letzten Nerv geraubt, indem sie nur über Lucifer geredet hat. Wie heiß er in Anzügen aussieht und wie verdammt eng sein Pullover gestern war. Über seine perfekten Wangenknochen, diesen schönen Lippen und den hellblauen Augen. Nicht zu vergessen den Muskeln und seiner Armbreite. Wenn er wollte, könnte er mich ganz einfach um die Ecke bringen und ich bin mir sicher, dass diese Hände schon mal jemanden ermordet haben.

Natürlich haben sie das.

Ich weiß auch wem.

Ich schiebe den Gedanken bei Seite und verlasse das Gebäude. Ich habe nicht aufgepasst und von drin nicht gesehen, dass er schon wieder auf mich wartet. Dieses Mal mit Kaffee in jeweils einer Hand. Heute lächelt er nicht, er wirkt ernster und ich versuche mich zusammenzureißen.

Denk daran, was diese großen Hände mit dir tun könnten.

Sie könnten ganz einfach dein Genick brechen.

Oder sie können dich anfassen...

Ich sollte nicht nachdenken.

„Schicke Brille.“

Sofort nehme ich meine Brille ab, die ich eigentlich nur auf Arbeit trage und stecke sie in meine Tasche.

Ehe ich nein sagen kann, drückt er mir einen Kaffee in die Hand, beugt sich zu mir nach unten und gibt mir einen hauchzarten Kuss auf die Wange.

Was soll das denn?

„Wieso bist du heute hier?“

Er zuckt mit den Schultern und sieht überall hin, nur nicht zu mir. Ich folge seinem Blick und fühle mich beleidigt, als ich sehe, wie er einer Frau in Sporthosen und knappen Sport Bh hinterhersieht.

Er ist also hier, um mir Kaffee zu bringen, der kalt ist und um Frauen beim Sport zu beobachten.

Arschloch.

Ich nehme den Deckel vom Kaffee und schütte ihn den Inhalt ins Gesicht. Er bleibt an Ort und Stelle stehen, dreht seinen Kopf zu mir, schließt kurz seine Augen, öffnet sie wieder und schüttelt seinen nassen Kopf, eher er sich durchs Gesicht fährt und mich ansieht, wie ein hungriger Löwe, ein Reh.

„Der Kaffee war kalt.“, sage ich, drücke ihm den Becher in die Hand und gehe. Ich versuche eine total dramatischen Abgang, wie in Filmen und steige in meine Auto, ohne ihn anzusehen.

Etwas sagt mir, dass ich das bereuen werde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sundy
2017-05-25T19:36:13+00:00 25.05.2017 21:36
Und wie sie das bereuen wird.


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