Lilith & Lucifer von LauraFrye (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Das Hotelzimmer ist riesig und schick eingerichtet. Aus Neugier sehe ich sogar ins Schlafzimmer, in welchen ein wunderschönes, riesiges Bett ist. Weil ich langsam die Erschöpfung des langen Tages spüre, setze ich mich ins Wohnzimmer und blicke aus dem Panoramafenster. New York bei Nacht ist atemberaubend schön, und stände ich nicht so unter Druck, weil Lucifer gleich wiederkommt, könnte ich diesen Ausblick wirklich genießen. „Der Ausblick in meinem Apartment ist noch besser.“ Erschrocken drehe ich mich um und blicke Lucifer entgegen, der bereits sein Jackett abgelegt hat. Die ersten zwei Knöpfe seines weißen Hemdes sind geöffnet und man kann ein paar schwarze Haare darunter erkennen. Seine silberne Krawatte wirft er einfach auf den kleinen Tisch, vor der schwarzen Couch, dann setzt er sich zu mir und reicht mir ein Glas Champagner. „Danke,“ murmle ich. Ich komme mir wie eine Idioten vor, denn ich habe keine Ahnung, was ich tun oder sagen soll. Normalerweise mache ich so etwas eigentlich nicht. Bevor ich mich versehe, rutscht er näher an mich und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Zum Glück trage ich eine Hose und keinen Rock oder ein Kleid. Vermutlich wäre seine Hand sonst schon längst zwischen meinen Schenkeln verschwunden. Nervös trinke ich einen großen Schluck. „Zieh dich aus, für mich.“ Ich verschlucke mich. Hustend stelle ich das Glas auf den Tisch ab. Lucifer klopft mir sanft auf den Rücken, bis ich mich beruhigt habe und ihn ansehe. Dann kann ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Du willst, dass ich mich ausziehe? Jetzt?“ Lucifer nickt mit todernster Miene. Er lässt seinen Blick kurz und unverhohlen an mir auf und abgleiten. „Wieso ziehst du dich nicht zuerst aus?“, schlage ich vor, dabei bin ich selber überrascht, über mich selbst. Er runzelt die Stirn und ich zucke mit den Achseln. Das könnte spaßig werden, wenn er keine Sachen mehr hat und ich in Ruhe verschwinden kann. Der kurze Abend war ein Reinfall. Der Teufel ist nicht charmant, sondern er ist einfach nur Notgeil und Arrogant. Eine spektakuläre Abfuhr hätte er verdient. „Bitte“ Ich lächele zuckersüß und lehne mich zurück. Der Alkohol zeigt endlich seine erhoffte Wirkung und macht mich mutig. Das muss ich auch sein, wenn er sich vor mir auszieht. „Gut“ Er steht auf und ich sehe mit offenem Mund zu, wie er mein Glas leert und beginnt, während er sich hinter den Tisch stellt, sein Hemd aufzuknöpfen. Wie gebannt sehe ich zu, wie immer mehr von seinem Muskulösen Oberkörper entblößt wird, bis sein Hemd offen ist und er es auf die Couch neben mir wirft. Wo ist der Alkohol? Weiterhin beobachte ich ihn, wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnet. Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer. Das ist zu viel auf einmal. Ich bin keiner dieser Frauen, die mit einem Mann schlafen kann, den sie nicht kennt. Das war ich noch nie und das werde ich nie sein. Ganz egal wie gutaussehend der Mann ist. Selbst wenn er so scharf ist wie Lucifer. … Nachdem ich einen Kaffee getrunken und ein Toast zu mir genommen habe, gehe ich ins Bad und bändige meine wilde locken Mähne. Es ist 8 Uhr und ich bin Todmüde. Melanie und Molly wollen mit mir shoppen, weil sie mir etwas Gutes tun wollen. Wenn sie wüssten, dass ich lieber zu Hause im Bett bleiben würde. Nachdem ich fertig mit meinen Haaren bin, ziehe ich mich an. Sofort als ich meinen Kleiderschrank öffne und meine weiße Bluse erblicke, denke ich an den gestrigen Abend und meine Wangen beginnen zu jucken. Heute ziehe ich mal keine Bluse an. Stattdessen nehme ich ein schwarzes Top und eine schlichte Jeans. Dazu Sneakers. Meine Füße müssen sich vom ständigen tragen meiner ungemütlichen High Heels erholen. Mell und Molly holen mich bereits eine halbe Stunde früher, als sie angekündigt haben, ab und haben mich skeptisch unter die Lupe genommen. Mell hat mich dazu gezwungen, meine Enge, ungetragene schwarze Hose anzuziehen und dazu mein schwarzer Tank top mit V-Ausschnitt. „Wieso der Aufwand für eine Shoppingtour?“ „Weil wir später vorhatten, was trinken zu gehen. Und du kommst mit.“, klärt Molly mich auf und steigt in den Wagen. Ich steige hinten ein und schnalle mich an, was Mell und Molly nicht tun, als sie losfahren. „Eigentlich wollte Mike mit mir…“ „Jaja, er kommt mit. Er fährt uns und muss nüchtern bleiben.“ „Ich könnte auch fahren.“, schlage ich vor, aber das steht anscheinend nicht zur Debatte. „Nein, du trinkst mit uns. Von mir aus, kannst du auch deinen heißen Loverboy mitbringen.“ Ich kann Mells grinsen im Rückspiegel erkennen und trete gegen den Sitz. Sie stößt ein empörtes aua aus und fängt an zu lachen. Nach dem gestrigen Abend, werde ich ihn sicherlich nicht dazu einladen, mit uns trinken zu gehen. „Wie war eigentlich euer essen?“, fragt Molly und ich wundere mich, weil ich ihr nichts davon erzählt habe. Aber als Mell ihr dann auf den Oberschenkel haut, kann ich mir denken woher sie es weiß. Sie war schon immer eine Plappertasche. „Ganz in Ordnung.“, lüge ich und hole mein Handy aus meiner Tasche. Ich tue so, als wäre ich beschäftigt, eine Nachricht zu schreiben, aber der Plan geht nach hinten los. „Schreibst du gerade mit ihm?“ Mells Stimme klingt, als würde sie platzen vor Neugier. „Nein, ich schreibe“ Wem schreibe ich eigentlich? Mir fällt ganz spontan nur meine Mum ein. „Meiner Mum, das ich heute Abend spät komme.“ Genau das mache ich jetzt auch. Vielleicht etwas übertrieben, aber ich will nicht, dass sie sich sorgen macht. Und wie erwartet, antwortet sie mir nicht. Sie ist noch immer sauer, wegen Donnerstag und dem, was ich gesagt habe. „Ahja, und was ist gestern Abend noch so passiert?“ „Wir waren essen und danach haben wir etwas bei ihn getrunken.“ Das ist sogar nichts ganz gelogen. Nur fehlt da dieses kleine Detail, dass er sich einen Spaß mit mir erlaubt und mich dann ohne weiteres weggeschickt hat. … Ich höre ihn leise lachen und ziehe mein Handy aus meiner Tasche. Dann schreibe ich Mike, ob er mich mit dem Auto abholen kann. Er antwortet sofort. Klar. Wo bist du? Scheiße! Wo bin ich? Wie heißt das Hotel? Ich blicke mich hektisch im Badezimmer um und erkenne eine Innschrift im Handtuch. Kimpton Muse Hotel Ich schreibe es ihn sofort und er schreibt, dass er in zehn Minuten vor dem Hotel parkt, da er gerade in der Nähe ist. Gerade als ich Erleichterung verspüre, schnappt man mir das Handy aus der Hand und legt es neben das Waschbecken. „Wir haben also noch zehn Minuten. Denkst du, das kriegen wir hin?“, flüstert er und ich bekomme Gänsehaut. Ich traue mich nicht, mich umzudrehen, weil ich weiß, dass er nackt ist und das macht mich nervös. Noch nervöser als zuvor. Vor allem war ich noch nie in so einer Situation. Wer war das schon? „Wieso drehst du dich nicht um?“, fragt er mit weicher Stimme. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich stehe einfach nur da und spüre seinen Oberkörper an meinen Rücken. Dann legt er eine Hand an meinen Oberarm und ich zucke zusammen. „Entweder, wir bleiben zehn Minuten lang so stehen oder du drehst dich um und wir vergeuden nicht länger unsere Zeit.“ Ich entscheide mich für das stehen bleiben und schüttle den Kopf. Er fängt an zu lachen und lässt von mir ab. „Hab ich mir gedacht. Du bist aber keine Jungfrau mehr, oder?“ Wieder diese direkte Art, mit der ich nicht umgehen kann. Wer fragt denn sowas? „Nein, ich bin keine Jungfrau!“, sage ich barsch und schnappe mir mein Handy. Mike müsste gleich da sein. „Gut, denn ich stehe nicht auf Blümchen Sex und den ganzen Kram.“ Ich lasse mir den Begriff Blümchensex durch den Kopf gehen, aber der sagt mir nichts. Ist das eine Stellung? „Überlegst du es dir gerade anders? Weil wenn nicht, kannst du jetzt gehen. Ich stehe nicht besonders auf passive Frauen. Ich stehe eher darauf, wenn sie willig sind und sich nehmen, was sie wollen.“ „Wieso hast du mich dann mit hier hergenommen?“ Bevor ich mich umdrehe, schließe ich meine Augen und will aus dem Badezimmer verschwinden. Stattdessen laufe ich gegen Lucifer und öffne sie nun doch. Den Blick in sein makelloses Gesicht gerichtet. Bloß nicht nach unten sehen! „Aus Neugier“ Er streckt eine Hand nach meinem Gesicht aus und lässt zärtlich zwei Finger meine Wange entlang gleiten. „Ich wurde amüsiert und habe dich neugierig zugleich gemacht.“ „Neugierig auf was?“ „Das wirst du früh genug erkennen.“ Mein Handy vibriert. Mike steht sicherlich da. „Wir sehen uns, Baby.“ Er macht Platz, damit ich vorbeigehen kann. Im Wohnzimmer liegen seine Sachen auf einen Haufen. Etwas hindert mich zu gehen. Ich habe ihn amüsiert? Na mal sehen, wie sehr es ihn amüsiert, nackt aus dem Hotel zu verschwinden. Bevor er aus dem Badezimmer kommt, schnappe ich mir seine Sachen und verschwinde aus dem Apartment. Ich steige in einen freien Fahrstuhl und fahre ins Foyer. Draußen erwartet mich bereits Mike, der mir die Autotür aufhält. Als er den Haufen Sachen in meinen Armen sieht, wirkt er verwirrt. Ich werfe den Haufen ins Auto und steige ein. „Was sind das für Sachen, Lilly?“ Ich fange an zu grinsen. „Bring mich einfach nach Hause.“ Bevor Lucifer Wind von der Sache bekommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)