Lilith & Lucifer von LauraFrye (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Als Mike meine Hand nimmt und seine Finger mit meinen verschränkt, denke ich nichts. Ich kenne ihn schon so lang, dass ich weiß, dass diese Dinge, nichts weiter bedeuten. Das nächste Kaffee ist nicht mal 5 Minuten entfernt. Es ist dasselbe aus dem ich Mr. Baldwins Kaffee und seinen Donut heute Morgen geholt habe und, obwohl ich es nur ungern zugebe, ist der Kaffee wirklich nicht gut. Der Kaffee ist kalt und lasch. „Der Kaffee ist grauenhaft.“, sage ich und stelle ihn auf den Untersetzer zurück. „Besser als nichts.“ Ich zucke mit den Achseln und schaue über seine Schulter hinweg, wo ein Mann mit seiner Freundin den Laden betritt, die beide kaum die Finger voneinander lassen können. Die Leidenschaft der beiden ist ja fast zum Greifen nahe. Als die beiden merken, dass sie angestarrt werden—von mir—erröte ich und senke den Blick auf meine ineinander verschränkten Hände. „Alles in Ordnung?“ Ich nicke. „Ja, ich bin bloß viel am Nachdenken.“ „Geht mir genauso.“ Er lächelt mir aufmunternd zu. „Ich weiß nur nicht, wo das hinführen soll.“ Ich sollte meine Freie Zeit damit verbringen, mir eine akzeptable, kleine Wohnung zu suchen, stattdessen sitze ich in einer Bäckerei und trinke schlechten Kaffee. „Vielleicht sollten wir uns einfach mehr Zeit nehmen, um das herauszufinden.“ Ich nicke. „Ich denke, da hast du Recht. Eine Wohnung zu suchen, beansprucht viel Zeit.“ Mike wirkt plötzlich verwirrt und wird rot. Dann nippt er an seinen Kaffee und spukt ihn wieder in den Becher zurück. „Der ist wirklich ekelhaft.“ Er zieht eine Grimasse und ich muss lachen, dann gebe ihm eine Serviette, aus dem Serviettenhalter. „Hm“, mache ich ganz beiläufig. „Du willst also umziehen? Du bleibst aber in New York?“ „Natürlich.“, sage ich, als wäre es undenkbar in eine andere Stadt zu ziehen. „Ich liebe New York. Schon seit ich klein bin. Im Moment ist es undenkbar für mich, woanders hinzuziehen.“ „Gut, denn du hast immer noch nicht die Zeit gefunden, dir von mir New York zeigen zu lassen.“ Zeit. Ich finde nicht mal Zeit für einkaufen gehen, da ich neue Sachen brauche. Oder um mir eine Wohnung zu suchen. Oder um darüber nachzudenken, wie ich den Teufel loswerde. „Ich denke, die Zeit wird sich schon noch irgendwann finden.“ …nachdem ich die anderen drei Dinge erledigt habe—füge ich in Gedanken dazu. Will ich überhaupt letzteres? Natürlich! „Was beschäftigt dich, Lilly?“ Ich sehe ihn an. Aus irgendeinem Grund, fühle ich mich ertappt und werde rot. „Ich war nur in Gedanken.“ „In Gedanken, also?“ Ich nicke und versuche mir nichts anmerken zu lassen. „Nur in Gedanken. Ich denke einfach darüber nach, wie ich es in New York schaffen soll, mir eine nicht allzu teure Wohnung zu mieten.“ „Du weißt, dass ich Kontakte habe, oder?“ Er sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich hasse es, wenn er das tut. „Und du weißt, wie unangenehm es mir ist, anderen nach Hilfe zu fragen. Ich will das allein schaffen., Mike.“ „Gut. Aber solltest du doch Hilfe brauchen, musst du mir nur Bescheid geben. Ich will schließlich nicht, das du auf der Straße landest.“ Er zwinkert mir zu. „Ich glaube das würden meine Eltern schon nicht zu lassen.“ „Bist du dir da sicher? Du kannst ganz schön nervig sein, wenn du mich fragst.“ Er lacht und ich stimme mit ein. „Nur, weil ich deine Bett Eroberungen nicht gutgeheißen habe, als ich bei dir gewohnt habe, bin ich nicht gleich nervig.“, sage ich empört, schnappe mir eine Serviette, zerknülle sie und bewerfe ihn damit. Er weicht ihr aus und grinst mich schelmisch an. „Du hast Tiffany regelrecht aus der Wohnung gezerrt, nur, weil sie wollte, dass du uns Frühstück machst. Das war nicht sehr nett.“ „Stimmt, wenn ich so darüber nachdenke, komme ich zu dem Entschluss, dass ich dich aus der Wohnung hätte zerren sollen, nicht Tiffany. Hat sie sich überhaupt nochmal bei dir gemeldet?“ Er schüttelt den Kopf. „Zum Glück. Sie war noch nerviger als du.“ Ich ignoriere sein Kommentar über meine angeblich nervige Art—dabei weiß ich ganz genau, wie nervig er sein kann. Zum Beispiel, wenn ich mal viel zu lang im Bad war. Meistens ist er einfach reingekommen. Völlig gleichgültig ob ich unter der Dusche war, auf Toilette oder vor dem Spiegel. Anfangs war es mir unangenehm, aber mit der Zeit, habe ich mich daran gewöhnt. Das einzige an was ich mich nicht gewöhnt habe—oder gewöhnen wollte—waren seine Betthäschen. Das war auch letztlich der Grund, wieso ich vor drei Monaten bei ihm ausgezogen bin. Das und weil ich das Gefühl hatte, Mike würde sich zwischen uns mehr als nur Freundschaft wünschen. Desto länger ich darüber nachdenke, desto absurder kommt mir der Gedanke. Er ist glücklich mit seinen Betthäschen und ich bin glücklich als Single. Das glaube ich zumindest. „Was denkst du gerade?“ „An nichts.“, sage ich hastig und trinke von meinem ekelhaften Kaffee. Er hebt ungläubig die Augenbrauen. „Soso, verheimlichst du mir etwas?“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe auf meine Armbanduhr. Es ist dreiviertelvier. Ich habe kaum noch Zeit bis Er mich abholt um mit mir essen zu gehen. „Hast du heute noch was vor?“ „Was?“ „Ob du heute noch etwas vorhast. Ist alles in Ordnung?“ Ich nicke. „Ja, ich war nur in Gedanken.“ „Du wirkst so nervös.“ Ich runzle die Stirn, bevor ich besänftigend lächele. „Alles in Ordnung. Ich habe heut Abend nur ein… Essen.“ Nun runzelt er die Stirn. „Ein Essen?“, fragt er schmunzelnd. Ich nicke wieder. „Mit wem?“ Seine Neugier geht mir gewaltig auf den Geist. „Mit niemand wichtigem.“, antworte ich schlicht. Ich weiß nicht, wieso er plötzlich so neugierig ist. So kenne ich ihn gar nicht. „Niemand wichtigem also? Und wieso bist du dann so nervös?“ Er wirkt plötzlich viel zu ernst für meinen Geschmack, also beschließe ich es auf die andere Art zu machen. „Ich denke gerade darüber nach, wie toll ich es finden würde, wenn du dir morgen Zeit nehmen würdest, um mir New York zu zeigen.“ Mike fängt an zu strahlen und greift über den Tisch hinweg meine Hand. „Wirklich? Samstag hätte ich sogar Zeit. Wie wäre es, wenn ich dich um sechs abhole?“ „Um sechs? Findest du das nicht ein wenig spät?“ Hastig schüttelt er den Kopf und grinst zuckersüß. „New York ist die Stadt, die niemals schläft, Süße. Abends geht es hier erst richtig los.“ Er zwinkert mir zu und ich ignoriere, dass er mich Süße genannt hat. Auch wenn es mir schwerfällt, da es mir nicht sonderlich zusagt, dass er mich bei den Spitznamen, seiner Betthäschen nennt. Ich sehe wieder auf die Uhr und ziehe meine Hand vorsichtig aus seiner. „Ich muss los. Ich habe noch nichts zum Anziehen.“ „Ich kann dich fahren, wenn du willst.“ „Danke, aber ich bin mit dem Auto meines Vaters hier. Er würde mich umbringen, wenn ich es hier stehen lasse.“, erkläre ich, ohne abweisend zu wirken. „Vielleicht ein andermal.“ Wir stehen auf und verlassen den Laden. Er begleitet mich schweigend bis zur Firmengarage, wo der Wagen steht. „War nett mal wieder mit dir zu reden. Ich freue mich auf morgen.“ Er kommt einen Schritt näher und für den Hauch einer Sekunde, habe ich die Befürchtung, er würde mich gleich auf den Mund küssen, doch stattdessen, drückt er mir zart einen auf die Wange. Ich lächele, obwohl ich mich unwohl fühle, umarme ihn kurz und steige dann in den Wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)