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Lilith & Lucifer

Teil 1
von

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Als ich ins Wohnzimmer gehe, sitzt mein Dad vor dem Fernseher und sieht sich Football an, doch von Mom ist weit und breit nichts zu sehen.

"Wo ist Mum?" Dad zuckt vor Schreck zusammen und dreht sich mit überraschten Gesichtsausdruck zu mir um.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken."

„Schon gut, ich muss wohl eingeschlafen sein." Ich lächele schwach und lege meine Schlüssel auf den kleinen Abstelltisch im Flur.

„Mit wem warst du so lang weg?"

„Mit Mell, das habe ich Mum doch geschrieben. Wo ist sie überhaupt?"

„Mum sitzt auf der Terrasse und zerreißt sich bereits den ganzen Tag den Kopf darüber, wo du warst. Sie hat sich schreckliche Sorgen gemacht."

„Und du?" Dad grinst und schaltet den Fernseher aus, während ich meine Jacke in die Garderobe hänge und darüber nachdenke, warum Lucifer mich so gemustert hat und verlangte, dass ich morgen angemessene Sachen trage. So schlimm sehe nun wirklich nicht aus. Ich trage eben gern Jeans.

„Mit deinem Temperament und meiner Nase wird dich schon niemand wegschnappen.", neckt er mich und fängt an zu lachen. Ich werfe ihn einen warnenden Blick zu.

„Ich habe nicht deine Nase!" Oder doch? Ich wage einen verstohlenen Blick in den Spiegel im Flur, was Dad erneut zum Lachen bringt. Er hat unrecht. Meine Nase ist klein, zierlich und überhaupt nicht auffällig. Seine hingegen sieht aus, wie die Nase eines Nasenaffen. Dazu kommt noch, das er nicht mein leiblicher Vater ist, sondern der Vater meines leiblichen Vaters.

„Rede dir das nur weiter ein, Püppchen."

Um nicht weiter über meine Nase reden zu müssen, verziehe ich mich auf die Terrasse zu Mum, wo ich sie mit einer Zigarette in der Hand finde. Sie hat bereits vor zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Ich bin fassungslos.

„Seit wann rauchst du wieder?" Vor Schreck fällt ihr die Zigarette aus der Hand und sie sieht mich an, wie ein ertappter Teenager.

„Lilly, du hast mich erschreckt!", keucht sie und tretet die Zigarette aus.

„Wieso rauchst du?"

„Mich würde eher interessieren, wieso du deinen Geburtstag nicht mit uns verbracht hast. Ich habe mir Sorgen gemacht." Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz diese Woche schon gehört habe, und es geht mir gewaltig auf die Nerven. Ich fühle mich wie ein kleines Kind. Doch was mich noch mehr aufregt, als wie ein Kind behandelt zu werden, ist, wenn ich eine Frage stelle und eine Gegenfrage zurückkommt.

„Ich habe dir doch geschrieben das ich mit Mell unterwegs war."

„Das beantwortet nicht meine Frage. Wieso verbringst du dein Geburtstag nicht wie jedes Jahr bei uns?"

„Weil ich ein einziges Mal das tun wollte, auf was ich Lust hatte! Dein Schokokuchen und Kaffee jedes Jahr geht mir mittlerweile gewaltig auf den Zeiger. Genauso geht es mir auf die Nerven, dass du mich behandelst, wie ein kleines Kind, obwohl ich eine 21-Jährige, Berufstätige Frau bin." Ich klinge Vorwurfsvoller als gewollt. Die Hälfte meiner ungefilterten Worte, sind eine Lüge. Ich mag es meinen Geburtstag, wie jedes Jahr, schlicht und langweilig zu halten. Und ich wollte heute gar nichts anderes tun, als nach Hause zu fahren, viel zu starken Kaffee zu trinken und meinen Lieblingskuchen zu essen.

„Dann benimm dich auch wie eine 21-Jährige Frau." Ihre Stimme klingt belegt. Sie hebt die Zigarette auf und verschwindet ins Haus.

Nachdem ich geduscht und ein Stück Kuchen verzehrt habe, gehe ich ins Bett und nehme mir ein Buch zur Hand, obwohl ich mich kaum darauf konzentrieren kann. Meine Gedanken schweifen zu Lucifer und seine Worte: Dein Schicksal ist viel schlimmer als der Tod, denn dein Schicksal bin ich.

Wieso habe ich das ungute Gefühl, dass er, sei er mein Schicksal oder nicht, mein Tod bedeutet?
 

Mein Morgen beginnt um 6 Uhr morgens und ausnahmsweise fühle ich mich einigermaßen erholt, was sicher daran liegt, dass ich von Alpträumen diese Nacht verschont wurde. Ich fühle mich deutlich frischer als sonst und spüre das Bedürfnis, mich ausnahmsweise Mal für die Arbeit zu Schminken.
 

Nachdem ich damit fertig bin, kann ich meinen Vater glücklicherweise dazu überreden, dass er mir sein Auto für heute gibt. Es kommt nur selten vor, dass er mir sein liebstes Eigentum anvertraut, desto erfreuter bin ich auch darüber. Es ist komisch, der Tag hat noch nicht einmal richtig angefangen und schon ist es der Beste Tag seit langem. Abgesehen davon, dass mich heute Abend die Folter erwartet. Ein Dinner mit dem Teufel. Ist das zu fassen? Was erhofft er sich davon? Er kann doch wohl nicht so dumm sein und denken, dass ich ihn nach einem Essen mögen werde und mich bereit erkläre, was auch immer für ihn zu sein. Wie mache ich dem Teufel nur klar, dass er sich keine weiteren Bemühungen machen brauch, mich ins Bett zu bekommen? Außer zu ihm klipp und klar zu sagen, dass zwischen ihn und mir niemals etwas laufen wird, fällt mir nichts Besseres ein.
 

Auf der Arbeit ist nicht viel los. Ich brachte meinen Chef wie jeden Morgen seinen Kaffee und den Donut. Ich musste mir diesen Morgen anhören wie inkompetent ich doch sei, nur, weil ich seinen Kaffee mal nicht bei Starbucks, sondern bei einem Bäcker um die Ecke, geholt habe und dann drückte er mir mehrere Artikel in die Hand, die ich kontrollieren sollte.
 

Ich bin bereits beim letzten Artikel und wie jeder andere ist er ohne Fehler und perfekt, weshalb mir die Entscheidung, welchen er nehmen soll, besonders schwer fällt, doch ich entscheide mich für den Ersten.

„Sind Sie sicher?", fragt Mr. Baldwin, lässig an meinen Tisch gelehnt und sieht sich den Artikel über Naturschutz noch einmal an.

„Ja, ich teile dieselbe Meinung wie Sie und finde, dass er veröffentlicht werden soll."

„Gute Arbeit Miss Grey." Es gelingt mir ihn zum ersten Mal ein leichtes Lächeln zu entlocken.

„Danke. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, dann würde ich gern Schluss für heute machen."

„Sicher. Gehen Sie ruhig, Lilith."

„Miss Grey", korrigiere ich ihn und versuche meinen höflichen Ton aufrecht zu erhalten. Ich kann mich nicht daran erinnern ihn jemals erlaubt zu haben, mich beim Vornamen zu nennen.

„Miss Grey, natürlich."

Ich schnappe mir mein Handy und schlüpfe in meine dünne Jacke, bevor ich das Gebäude, ausnahmsweise ohne Melanie, verlasse und grinse als ich ein bekanntes Gesicht erkenne.

„Was verschafft mir die Ehre von dir abgeholt zu werden?" Er lächelt und schließt mich in seine Arme.

„Da du gestern nicht wirklich auf meine Anrufe geantwortet hast, wollte ich sichergehen, dass es dir auch wirklich gut geht."

Als er sich von mir löst, ist aus seinem Lächeln ein besorgter Gesichtsausdruck geworden.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nur mit einer Kollegin trinken war."

„Welche Kollegin?"

„Melanie."

„Melanie.", wiederholt er säuerlich, was daran liegt, dass er sie nicht besonders mag.

„Was hast du gegen sie?" Ich weiß nicht, wieso ich ihm diese Frage nicht schon viel früher gestellt habe.

Er zuckt mit den Achseln. „Sie ist so wild und du so..."

„Langweilig." Ich schürze die Lippen.

„So war das nicht gemeint. Ich finde einfach, dass sie viel zu aufgedreht ist. Versteh das nicht falsch, aber du bist eher der ruhige Typ Frau."

„Ruhig ist eine nette Umschreibung von langweilig."

Er grinst und ich mache es ihm gleich. „Mit dir zu diskutieren bringt nichts. Willst du einen Kaffee trinken?"

„Solang du bezahlst."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LuciaAngel1
2015-09-26T23:21:04+00:00 27.09.2015 01:21
Oh wird der liebe Lucifer eifersüchtig! :-D

Antwort von:  LauraFrye
27.09.2015 05:01
So ist der liebe *husthust* Lucifer eben. :D
Freue mich immer wieder über ein Kommi das von dir stammt. :)


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