Sana von abgemeldet (tortured souls) ================================================================================ Kapitel 5: Eine Zeit ohne Ende ------------------------------ Wie in Trance laufe ich hinter meinem Vater und meiner kleinen Schwester her. Wir waren noch einen weiteren Tag auf der Lichtung geblieben, nachdem ich wieder aufgewacht war, haben die Woche zu ende gebracht. Ich hatte fast die gesamte Woche der Zusammenkunft in dem Gewölbe gelegen und geschlafen. Es gab schon welche die befürchtet hatten ich wäre vor Trauer mit Nartos gemeinsam dort gestorben. Doch noch bin ich am Leben, zumindest körperlich. Wir traben in einem konstanten Tempo in Richtung Berge, kommen an Wäldern, Flüssen und Seen vorbei. Am Abend haben wir bereits eine der großen Ebenen erreicht. Wir schlagen unser Lager auf. Normalerweise wären alle in ihren Kleinfamilien zurück zu unserem Dorf gelaufen, doch mein Großvater wollte in diesen schweren Zeiten nicht, dass sich unser Clan splittet. Und so waren wir alle gemeinsam losgezogen. Es werden schnell ein paar Feuer angezündet, und für die Kinder und Verletzten Zelte aufgespannt. Nicht, dass uns noch mehr wegsterben! Als ich fertig mit helfen bin, lasse ich mich erschöpft neben meinem Vater sinken. Auf seinem Schoß liegt Antres, ihre Augen sehen verheult aus, sie wimmert leise im Schlaf. Ich streiche ihr durch die dunkelroten Haare, die sie genau wie unsere Mutter lang in einem sauberen, geflochtenen Zopf trägt. „Ich weiß noch, wie bestürzt deine Mutter und ich gewesen sind, als du eines Tages von der Jagd kamst und deine Haare zerzaust und abgerissen waren. Du hast so geweint, dass Nartos meinte er würde sie sich auch abschneiden, damit ihr wieder gleich ausseht.“ Mein Vater zaust mir durch die Haare, welche ich seit dem immer kurz getragen hatte. Ich erinnere mich an den Tag, bei dem Gedanken an meinen geliebten Bruder zieht sich meine Brust schmerzhaft zusammen. Ich rappele mich auf und gehe. Ich kann den Blick meines Vaters in meinem Nacken spüren, doch er hält mich nicht auf. Meine Schritte führen mich an den Rand unseres Lagers. Neben einem dicken Baum lasse ich mich wieder auf die Erde sinken. Ich döse ein bisschen. Mein Kopf lehnt an der rauen Rinde und meine Gedanken schweifen wieder zu Nartos, der seine langen Haare geliebt hatte, genau wie ich. Doch er hatte keinen Augenblick gezögert sie zu schneiden, damit ich mich nicht mehr schlecht fühlte... Am Morgen brechen wir auf, sobald die Sonne aufgeht. Laufen dann bis zum Mittag. Am nächsten Wäldchen machen wir ein paar Stunden Pause, und ziehen dann solange weiter bis es wieder dunkel wird. In der Nacht schlafe ich leicht abgelegen, wenn ich nicht gerade Wache halte. Dieser Tagesrhythmus wiederholt sich so lange, bis wir unsere Höhlen, in unserem Tal im Gebirge, erreichen. Tagsüber rennen, bis jeder Muskel zittert, und nachts von Albträumen heimgesucht werden. Nartos stirbt vor meinen Augen, jede einzelne Nacht, sobald ich die Augen schließe.  Wir kommen an. Alle gehen in ihre Höhlen, die einen um zu trauern, die anderen um Gaya zu danken, dass ihre Liebsten noch bei ihnen sind. Zögernd betrete ich die Grotte, welche Nartos und ich uns vor kurzem gemeinsam gesucht hatten. Ich lege mich ganz nach hinten in die Höhle. Ein Monat nach Nartos Tod Die Anderen fangen wieder an durchs Dorf zu gehen. In mir Leere  Zwei Monate nach Nartos Tod Die Anderen sprechen wieder miteinander. In mir Leere Drei Monate nach Nartos Tod  Die Anderen fangen wieder an zu jagen. In mir Leere Vier Monate nach Nartos Tod  Die Kinder laufen wieder durchs Dorf. In mir Trauer Fünf Monate nach Nartos Tod  Die Kinder spielen wieder miteinander. In mir Wut Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)