Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 68: Die Aufnahmen, Teil 1 --------------------------------- Samstag, 8. Juni 2019 Büro von Masao   ~ Beginn der ersten Aufnahme~   Dr. Shihito: „Bevor wir mit der Behandlung anfangen können, brauche ich von Ihnen noch eine Unterschrift auf dieser Verschwiegenheitserklärung. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, da ich bereits Behandlungsspionage in meiner Praxis hatte und gern ein rechtliches Druckmittel in den Händen halten möchte. In Ihrem Fall kommt noch hinzu, dass Ihre Ehefrau eine Kollegin ist und damit die Gefahr besteht, dass sie den Therapieerfolg gefährdet, weil sie vielleicht einige Ansichten nicht mit mir teilt.“   Taichi: „Ich denke nichts liegt ihr ferner, als diese Therapie zu beeinflussen im negativen Sinne, ich kenne die Kompetenzen meiner Frau, da könnten sich viele was von abschauen, ich vertraue auf die Meinung meiner Frau mehr als auf die von vielen anderen Menschen.“   Dr. Shihito: „Ihre Frau ist eine sehr kompetente Kollegin, ich habe schon Vorträge von ihr gehört, sie wird es noch weit bringen auf ihrem Fachgebiet. Aber durch die emotionale Verbindung zwischen Ihnen ist sie für eine Traumatherapie nicht die geeignete Ansprechpartnerin für Sie, Herr Yagami. Ein Zahnarzt kann ja auch nicht plötzlich eine Herz-OP durchführen, um es mal als Vergleich zu nehmen. Chirurg und Zahnarzt sind in ihren Gebieten absolut ebenbürtig, aber würden dem jeweils anderen in seinem Spezialgebiet nur ins Handwerk pfuschen. Aber allein, dass ihre Frau Ihnen geraten hat, einen Spezialisten aufzusuchen, zeigt doch noch einmal, wie kompetent und selbstreflexiv sie ist.“   Taichi: „Dass ein Zahnarzt keine Herz-OP durchführen kann ist mir durchaus bewusst, natürlich wird sie es weit bringen, sie ist klug, gebildet und weiß wovon sie redet im Gegensatz zu so vielen anderen Spinnern, aber naja ich weiß, dass sie zu befangen ist um die Therapie durchzuführen, sonst würde ich nicht gezwungenermaßen in diesem Saftladen hier sitzen.“   Dr. Shihito: „Herr Yagami, um den Therapieverlauf bestimmen zu können, wäre es schön, ein wenig über Sie zu erfahren. Erzählen Sie mir von Ihrem bisherigen Leben. Gab es besondere Ereignisse, die Sie geprägt haben, positiv wie negativ. Wie war die Beziehung zu Eltern, möglichen Geschwistern?“   Taichi: „Prägende Ereignisse gab es einige. Angefangen beim Fußball, den ich nachher aufgeben musste aufgrund meiner Knieverletzung. Wie sich jetzt rausstellte, war es wohl ein Ärztepfusch, aber daran kann man heute nichts mehr ändern... die Beziehung zu Sora... die im Nachhinein gesehen der größte Fehler meines Lebens war... ich muss sagen, ich wünsche niemandem den Tod auch ihr nicht..., aber das Leben ist wesentlich schöner, seit sie nicht mehr da ist. Ich glaube aber das prägendste Ereignis war der Tod meines Sohnes Taki Zwei Wochen nach seiner Geburt..., ich musste entscheiden, ob ich ihn leben lasse, aber dann hätte er für immer starke Schmerzen gehabt und das ist kein Leben, für niemanden, also habe ich entschieden, ihn sterben zu lassen…, damit sein Leid ein Ende hat... das war eine der härtesten Entscheidungen, die ich jemals treffen musste.  Kurz bevor Taki starb..., starb dann auch meine Großmutter, sie war die einzige Person, die von Taki überhaupt wusste und noch bevor ich ihren Tod verarbeiten konnte..., musste ich den meines Sohnes verarbeiten..., aber ich glaube, den Tod von Taki konnte ich noch nicht ganz verarbeiten, bis heute nicht..., wenn ich meinen Sohn Makoto ansehe, passiert es mir in seltenen Augenblicken mal, dass ich kurzzeitig Taki in ihm sehe, aber das passiert dann doch eher selten.“   Man hörte Tai tief durchatmen   „Und der Tod von Jess, ein Mädchen, das ich betreut habe, als ich Sozialarbeiter war…, sie war stark suizidgefährdet und auch in Therapie…, es sah alles gut aus, sie war auf dem Weg der Besserung..., bis eines Tages plötzlich alles umschwang und es immer weiter den Bach runterging. Ich wollte sie retten, aber ich konnte es nicht..., ich war der Ansicht sie packt das..., aber ich habe ihr wohl mehr zugemutet, als sie ertragen konnte und am Ende hat sie sich das Leben genommen…, ich hätte es verhindern können, wenn ich besser aufgepasst hätte.“   Man hörte Tai seufzen   „Danach war ich in Therapie, aber die hat alles nur schlimmer gemacht, es war eine Zeit, in der viele Medikamente durcheinander verabreicht wurden... und irgendwann glaubt man, dass man das Zeug auch wirklich braucht..., meine Frau hält nichts von einer Medikamententherapie und ich kann sie da verstehen, ich will glücklich sein aus eigenem Antrieb... nicht weil ich mir eine Pille einwerfe. Irgendwann war ich halt an einem Punkt, wo ich nur noch funktioniert habe..., ein sicherer Job, der nicht zu mir passte und Einsamkeit, bis meine Frau in mein Leben getreten ist..., das hat alles geändert, sie hat mir gezeigt, dass es wert ist zu leben. Sie hat viele Dinge mit mir bekämpft und auch erfolgreich viele Sachen verbannen können..., ich konnte nachts wieder durchschlafen und habe angefangen ihr zu vertrauen. Sora hatte immer was gegen die Beziehung, aber uns war das egal, sie war nichts weiter als eine rachsüchtige Bitch, eine Lügnerin und kriminell noch zugleich..., Mimi und ich haben geheiratet und sind Eltern geworden von unseren Zwillingen..., es war wie ein Wunder, keiner von uns glaubte daran, noch Eltern zu werden., vor allem nicht, weil sie Jahre davor eine Fehlgeburt erlitten hatte und das wir vor ein paar Monaten noch ein drittes Kind begrüßen durften, das hat unsere Familie perfekt gemacht und vollständig ergänzt. Bei der Geburt von unseren Zwillingen mussten wir um unsere Tochter Kazumi bangen, die mit einem Herzfehler zur Welt kam..., wir haben stundenlang um ihr Leben gebannt und Mimi ist sogar ins Koma gefallen auf der Intensivstation, aber am Ende ging alles gut und Kazumi ist heute Lebensfreude pur, es ist immer schön die Kinder bei sich zu haben. Wenn ich meine Kinder bei mir habe, dann ist alles in Ordnung, meine Frau meint ich hätte Verlustängste, weil ich nervös und unruhig bin, wenn ich die Kinder nicht bei mir und unter Kontrolle habe, aber jeder sorgt sich doch um seine Kinder, wenn sie nicht da sind, oder nicht? Sie glaubt, ich kenne meine Grenzen nicht und gehe zu oft über diese hinaus, um mich nicht mit meinen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen..., aber ich will ihr ja bloß Arbeit im Haushalt abnehmen und ich tue es ja auch gerne, also verstehe ich da das Problem nicht, aber gut da meine Frau wünscht ich solle dieser Therapie machen, bin ich halt nun hier.“ Er zuckte die Schultern „Das waren so die prägendsten Ereignisse in meinem Leben.“   Dr. Shihito: „Ich denke, die Beziehung und den Fußball können wir wohl außer Acht lassen, so wie Sie sich darüber äußern, haben Sie damit innerlich abgeschlossen und Ihren Worten entnehme ich, dass diese Person nicht mehr am Leben ist? Die Geburt Ihrer Kinder war sicherlich sehr positiv für die Bewältigung der Vergangenheit, aber was mir große Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass Sie ihren verstorbenen Sohn in ihrem Lebenden sehen. Selbst wenn es nur selten vorkommt, aber das deutet auf ein extrem schweres, psychisches Trauma hin und ist auf jeden Fall behandlungsbedürftig, Ihre Frau hat also sehr richtig gehandelt, Sie zu einer Therapie zu bewegen.“   Man hörte, wie Dr. Shihito trank und dann ein Glas oder eine Tasse auf dem Tisch abstellte   „Sie haben zwei Mal selten gesagt, das bedeutet, dass Sie sich diese Sache selbst schönreden wollen, Herr Yagami. Psychosen sind aber keine Lappalie, im schlimmsten Fall vermischen sich Realität und Einbildung so miteinander, dass man glaubt, dass die Einbildung echt wäre und das könnte schon recht bald gegenüber Ihrem Sohn passieren. Ich sehe, dass Ihnen ihre Familie wichtig ist und genau deswegen müssen wir dort so bald wie möglich ansetzen. Es könnte durch das Trauma dazu kommen, dass Sie emotionale Distanz zu Ihren Kindern aufbauen und diese dadurch schweren, psychischen Schaden nehmen, der sie bis ins Erwachsenenalter beeinflussen wird. Das Problem ist, dass Sie bereits damit begonnen haben, die Kinder psychisch negativ zu beeinflussen. Ich muss Ihrer kompetenten Frau recht geben, Sie haben schwere Verlustängste und engen dadurch die Kinder in der Autonomieentwicklung ein. Dadurch wird die Entwicklung des Sozialverhaltens extrem gestört, was dazu führt, dass die Kinder entweder aggressiv werden und es nach außen hin kompensieren oder sie richten es gegen sich selbst und bekommen Angststörungen, Panikattacken oder entwickeln selbstverletzendes Verhalten bis hin zu Essstörungen und Suizid. Davon sind insbesondere Mädchen betroffen, also ist Ihre kleine Kazumi durchaus gefährdet. Sollte Ihr drittes Kind ebenfalls ein Mädchen sein, so gilt dies ebenfalls für sie.“   Man hörte Dr. Shihito tief durchatmen und er legte eine kurze Sprechpause ein   „Sie haben doch so viele Schuldgefühle, weil Sie Jess nicht retten konnten, aber nun haben Sie wenigstens die Möglichkeit, Ihre Tochter oder Töchter von diesem Weg fernzuhalten. Dazu müssen wir aber noch tiefer in die Vergangenheit schauen, aber das machen wir in der nächsten Sitzung, bis dahin sollten Sie in sich gehen und überlegen, welches Ereignis bei Ihnen zum ersten Mal ein Gefühl von Schuld ausgelöst hat. Ihre Frau hat Recht, Sie laufen vor Ihren Problemen davon, indem Sie sich mit Arbeit, Haushalt, Kindern und allem anderen ablenken, denn seien Sie ehrlich, sobald Sie eine ruhige Minute haben, kommen die Gedanken wieder, Sie fangen an, alles vor Ihrem geistigen Auge zu sehen: Ihren toten Sohn, Ihre Großmutter, die Exfreundin… und das alles bringt Sie in einen Wahnzustand, der sich aktuell darin zeigt, dass Sie Taki in Ihrem Sohn Makoto sehen. Aber diese Psychosen werden schlimmer, irgendwann beginnen Sie in ihrer Frau Ihre tote Exfreundin zu sehen, in Ihrer Tochter die tote Jess… ich könnte immer so weiter aufzählen. Das wird Sie in den Wahnsinn treiben und entweder in einen Selbstmord oder Mord führen, denn so wie Sie Ihre Exfreundin beschrieben haben, herrschte dort viel Hass. Ihre Familie ist in Gefahr, wenn wir nicht schnell die Ursache finden, womit alles begann.   Es folgte eine längere Sprechpause von Dr. Shihito   „Ich weiß, das alles zu erfahren, ist erst einmal sehr heftig, aber Sie sind stark, das sehe ich und gemeinsam arbeiten wir daran. Nehmen Sie sich bis zum nächsten Termin mal eine Auszeit von allem, übergeben Sie Ihrer Ehefrau zu Hause das Zepter, ziehen Sie sich etwas für sich zurück und denken Sie über die Vergangenheit nach, wecken Sie die verschütteten Erinnerungen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht wehtun wird, aber der Schmerz gehört zur Heilung dazu. Und denken Sie immer daran: Sie tun es auch für Ihre Frau und Ihre drei Kinder, als Vater und Ehemann tragen Sie für Ihre Familie die Verantwortung.“   Taichi: „Die Beziehung und die Sache mit dem Fußball belasten mich schon lange nicht mehr, Sora hat mich nachher einfach nur noch genervt, weil sie keine Ruhe gegeben hat und immer wieder versucht hat, uns Steine in den Weg zu legen, aber das hat sich ja Gott sei Dank mit ihrem Ableben dann auch erledigt. Ich vermisse diese Frau in keiner Sekunde meines Lebens, ich bereue es eher, ihr überhaupt einen Platz in meinem Leben gegeben zu haben, aber ja, das sind beides Dinge, die mich heute nicht mehr stören.“   Es folgte eine kurze Sprechpause   „Ich möchte auf keinen Fall meine Kinder oder meine Familie gefährden, dass es so schlimm ist war mir nicht bewusst, ich empfand es nicht als schlimm, sondern dachte, dass es ja irgendwie normal ist, wenn man sich um das Wohlergehen seiner Kinder sorgt, wir haben zwei Töchter und einen Sohn, aber das ich Jess irgendwann in Kazumi oder Misaki sehe, das will ich auf keinen Fall und davon ging ich auch ehrlich gesagt niemals aus. Aber Sora, diese Bitch, in meiner Frau sehen? No way, es gibt keine Psychose, die das auslösen könnte. Meine Frau liebe ich, Sora habe ich niemals ansatzweise auch nur so geliebt, wie ich es bei meiner Frau tue, also da habe ich keine Bedenken, dass so ein Mist passieren könnte. Jess hatte einen anderen, emotionalen Wert für mich als Sora, das zu vergleichen halte ich für schwachsinnig, ich meine der Auslöser für diesen ganzen Beschützerinstinkt liegt in meiner Kindheit. Ich hätte damals beinahe um ein Haar meine Schwester verloren, weil ich nicht gut genug auf sie aufgepasst habe..., sie war krank, hatte Fieber, aber als ich von der Schule kam, wirkte es so, als ginge es ihr schon viel besser und ich hatte sie zum Spielen mit in den Park genommen, weil ich dachte die frische Luft täte ihr vielleicht gut.., am Ende ist sie zusammengebrochen und musste ins Krankenhaus und ein paar Tage auf die Intensivstation und keiner wusste, ob sie durchkommt, da habe ich mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passiert... dass ich die Menschen, die ich liebe, um jeden Preis beschütze, koste es was es wolle. Und ich will weder mich umbringen, noch meine Kinder in den Suizid treiben, auf gar keinen Fall, meine Kinder sind mir heilig! Genauso wie meine Frau, aber ich kann ihr doch nicht alle Haushaltsaufgaben und die Kindererziehung aufhalsen, etwas unterstützen muss ich sie trotzdem und sei es auch nur mit Kleinigkeiten, aber gut ich werde mich etwas zurücknehmen und versuchen mir eine Verschnaufpause zu gönnen bis zum nächsten Mal, dann sehen wir ja, ob es was bringt oder nicht.“   Man hörte, wie sich jemand bewegte   „Diese Geste können Sie sich für Ihre Frau aufheben..., unter Männern macht man sowas nicht. Dann sehen wir uns beim nächsten Termin, schätze ich“   Dr. Shihito: „Herr Yagami, machen Sie sich deswegen bitte keine Vorwürfe, die Tücke an psychischen Erkrankungen ist ja gerade, dass sie für die Betroffenen nicht ersichtlich sind. Aber genau deswegen hat Ihre Frau Sie ja hierhergeschickt, da sie es bemerkt hat, aber nicht in der Lage ist, Ihnen durch die emotionale Nähe zu helfen.“   Man hörte das Rascheln von Stoff, vermutlich eines Ärmels   „Nun gut, dass mit Ihrer Frau und Sora ist wirklich sehr unwahrscheinlich, da dort das Verhältnis nicht zu stimmen scheint, aber Jess und Ihre Kinder halte ich durchaus für ziemlich wahrscheinlich, wenn ich mir das so anhöre. Und Ihre Schwester ist möglicherweise auch in Gefahr, wenn die Ursache Ihres Beschützerinstinktes damit zusammenhängt, aber darüber sprechen wir in der nächsten Sitzung. Dort möchte ich gern alles über Ihre Beziehung zu Jess, aber auch zu Ihrer Schwester wissen. Aus den alten Akten geht hervor, dass Ihr Verhältnis zueinander eine Weile ziemlich angespannt war und Ihre Schwester sich auch in Therapie befindet. Aber darüber reden wir dann beim nächsten Mal, Herr Yagami, für heute wars das. Gönnen Sie sich einfach Ruhe und geben sie Ihrer Familie Freiraum.“   Taichi: „Ja, ja okay…, nächste Sitzung widmen wir uns dem Thema meine Schwester und Jess, wird werden ja sehen was dabei herum kommt..., ich kooperiere mit Ihnen so gut ich kann Dr., wenn ich manchmal grob oder abweisend bin nehmen Sie mir das nicht böse..., das ist alles nicht so leicht wieder darüber zu reden.“   ~ Ende der ersten Aufnahme ~   Mimi schnaubte am Ende der Aufnahme nur verächtlich. „Nur weil Tai mal Taki in Makoto gesehen hat direkt darauf zu schließen, dass er Jess in unseren Mädchen sehen würde… also so etwas Absurdes ist mir auch noch nicht untergekommen, weder im Studium noch in meinen bisherigen Berufsjahren. Er hat sich allerdings sofort auf die Geschichte mit Kari und Jess gestürzt, aber kein Wunder, er kannte Jess ja und wusste, dass sie Kari ähnlichsah, das war gefundenes Fressen für ihn.“ Kari sah Mimi und Masao an und wirkte nun wieder relativ nüchtern und sachlich. „T.K. hat gestern Abend ein bisschen recherchiert, also stimmte es tatsächlich, dass dieser Shihito auch der Therapeut von Jess war?“ Da Kari normal mit ihr sprach, antwortete Mimi auch gewohnt höflich. „Ja, er hatte nur einen anderen Namen, Tais Erinnerungen sind durch den Medikamentencocktail endlich zurückgekehrt, beim Namen Makino wusste er sofort Bescheid. Masao und ich wissen ja so in etwa, was noch kommt, da Tai es uns gestern unter Hypnose schon erzählt hat, aber zu hören wie abgebrüht und schleimig er mit Tai redet… das ist einfach nur widerlich.“ Man sah Mimi an, dass ihr schlecht war und Kari seufzte ein wenig. „Ich habe nicht gewusst, dass er sich immer noch Vorwürfe wegen damals macht. Ich hatte ihm verschwiegen, dass es mir nicht gut ging, weil ich ihn nicht enttäuschen wollte und das habe ich ihm später auch immer wieder gesagt, dass er sich die Schuld dafür gibt, ist doch Unsinn.“ Mimi sah mit überraschtem Ausdruck zwischen Masao und Kari hin und her. Was war denn mit der kleinen Zicke auf einmal passiert?   Masao hatte es endlich geschafft Kari irgendwie ruhig zu kriegen und bei den Dingen, die sie auf der Aufnahme hörten, war er einfach nur fassungslos, wie konnte so jemand als Therapeut zugelassen werden? Das war ihm schleierhaft. Er seufzte. „Kein Wunder, dass Tai sich so zurückgezogen hat, dieser Shihito war ja so unfassbar manipulativ, das ist nicht auszuhalten, aber wenn ich mir alleine die erste Sitzung anhöre wird mir schon vieles klar…, das kann der nicht ernst meinen, Tai würde niemals Jess in seinen Töchtern sehen oder seine Ex in dir Mim, das ist doch totaler Schwachsinn. Aber dass Tai das alles glaubt…, kein Wunder, dass er jedem den Hals umdreht, der ihm nochmal zu einer Therapie rät. Immerhin werden uns diese Aufnahmen viel Aufschluss geben, über was da noch geredet wurde und so wird sich sein Verhalten mit Sicherheit auch erklären. Wenn der Part über Kari kommt, dann wird Kari uns denke ich auch mehr dazu sagen können, wie es für sie wirklich war und was tatsächlich passiert ist. Wäre der Kerl nicht schon tot, würde ich ihn am liebsten höchstpersönlich um die Ecke bringen.“ Er sah Kari an. „Ich denke, dein Bruder hat sich auch immer mehr Vorwürfe gemacht, weil Shihito ihn in diesem Denken anscheinend bestärkt hat, aber jetzt hören wir uns die zweite Sitzung an, danach wissen wir mehr.“ Und damit startete Masao das Abspielgerät erneut und was sie dann erwartete…, dass veranlasste ihn dazu, Kari doch tatsächlich in den Arm zu nehmen.   Mimi konnte Masao da nur beipflichten, das war noch schlimmer, als Tai es ihnen beschrieben hatte und davon waren sie ja beide schon mehr als nur geschockt gewesen. Mimi seufzte und stützte das Kinn in die Hände. „Dass es so weit kommen konnte, ist auch meine Schuld, ich hab ihm im Vorfeld immer wieder gesagt, dass dieser Mann ein Experte auf seinem Gebiet sei und dass er alles tun solle, was ihm gesagt wird… aus Tais Stimmlage entnehme ich, dass er anfangs noch Zweifel gehabt hat, aber er hat sich einlullen lassen, weil ich ihm quasi gesagt habe, dass er es tun soll.“ Was Masao und Mimi nun wohl überraschen dürfte war Karis Reaktion, denn sie legte Mimi eine Hand auf die Schulter. „Du konntest doch nicht wissen, dass er es auf Tai abgesehen hatte, ich… sehe jetzt auch ein, dass du ihm da nicht helfen konntest, weil du zu befangen warst.“ Mimi seufzte wieder, ehe sie Masao ansah. „Dass er Sora in mir sehen soll ist das Bescheuertste, das ich in meinem ganzen Leben gehört habe, er verachtet Sora, ich denke mal, dass man das hier auch mehr als deutlich hören konnte.“ Sie schnaubte ein wenig, nahm dann die Hände von ihrem Kinn weg und setzte sich wieder ordentlich hin. „Glaub mir, ich würde den Mord glatt noch mit dir begehen Masao, darauf hättest du Gift nehmen können. Also danken wir dem Karma, dass es uns diese schmutzige Angelegenheit abgenommen hat.“ Kari nickte, sie verstand die Wut der beiden sehr gut und begriff auch, warum Tai aus diesem Denken nicht herausgekommen war, aber nun wurde ihnen erst mal die zweite Aufnahme abgespielt, die es in sich hatte.   T.K. unterdessen war daheim endlich alleine und hatte auch bald die Flasche Whisky geleert und so stand er auf und holte sich noch eine Flasche Alkohol aus dem Schrank, die er zu trinken begann. Gefühle betäuben war bei ihm gerade die Devise und somit auch nicht mehr traurig zu sein, aber da der Alkohol nun knapp wurde, begab er sich schließlich auf den Weg zum kleinen Supermarkt, der in der Nähe war, allerdings mehr schwankend als geradeaus gehend. Irgendwie schaffte er es dorthin und fand da auch Hochprozentiges, was ihm sicher helfen würde alles zu vergessen, doch dass er eigentlich schon richtig betrunken war, registrierte er selber gar nicht so. Den Kassierer schien das auch nicht sonderlich zu interessieren, denn dieser verkaufte ihm das Zeug ohne Einwände, es bedeutete für ihn ja auch Umsatz und er war nicht der erste sturzbetrunkene Kunde. Also konnte T.K. sich auf dem Weg nach Hause weiter betrinken, er hatte das Gefühl für sein Limit komplett verloren und war einfach nur noch darauf fixiert, so viel zu trinken wie es nur ging, damit er auch ja nichts mehr fühlte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)