Star Trek - Icicle - 08 von ulimann644 (Wechselwirkung) ================================================================================ Kapitel 9: Spiegelbild der Gegenwart: Abdrift --------------------------------------------- STRATEGICAL STARBASE 71 Sternenzeit: 59163.7 Forlan-System - Primäruniversum Im Kontrollraum von Inhaftierungsblock AA-23 standen fünf hohe Offiziere und beobachteten die verschiedenen Bildschirme über den Konsolen. Bei ihnen handelte es sich um Admiral Torias Tarun, die Konteradmirale Christina Carey und Valand Kuehn, Lieutenant-Commander Christian Sinemus und Lieutenant-Commander Julia McKeown, die Leitende Medizinerin auf der Strategischen Sternenbasis. Die Ärztin war von Tarun in die Geschehnisse der letzten Stunden eingeweiht worden, da es unumgänglich gewesen war an Commodore Dheran und Commander Mancharella einige Veränderungen vorzunehmen, die ihr Aussehen betrafen. Wobei die Spanierin sich gar nicht begeistert darüber gezeigt hatte, dass zwei Handbreit ihrer Haare abgeschnitten werden mussten nachdem sie sich, ebenso wie Dheran, für das riskante Spiel von Valand Kuehn bereiterklärt hatte. Momentan warteten die Anwesenden darauf dass beide Offiziere von einigen Bewaffneten hereingeführt und in die Zellen gesperrt werden würden. Konteradmiral Valand Kuehn, der bereits mit einigen Leuten der ICICLE-Crew zusammengearbeitet hatte, erkundigte sich unvermittelt bei Sinemus: „Wie hat die Crew der ICICLE es übrigens aufgenommen, als sie an Bord kamen um den falschen Dheran und die falschen Pasqualina Mancharella festzusetzen, Lieutenant-Commander?“ Ein humorloses Lachen des MACO war die erste Antwort, bevor er sagte: „Sie hätten dabei sein sollen, Sir. Die Crew des Schiffes war bereit dazu auf die Barrikaden zu steigen und nur mit Mühe konnte der Kommandeur der Jagdstaffeln, Commander Kunanga, eine Revolte der übrigen Besatzung verhindern. Er war es auch, der den Zweiten Offizier davon abhielt zu insistieren. McMahan heißt der wohl. Wenn es nach dem gegangen wäre dann hätte man uns schwer verdroschen und kurzerhand von Bord geworfen.“ „Leider konnten wir die Crew der ICICLE nicht einweihen“, erwiderte Kuehn. „Hier darf es vorläufig noch nicht zu viele Mitwisser geben. Das sehen Sie doch ein?“ Sinemus machte eine zustimmende Geste. „Natürlich, Sir.“ Kuehn bemerkte bei Sinemus eine ähnlich Aufgewühltheit wie bei Christina Carey und ihm war natürlich klar woran das lag. Er wollte den MACO nicht beschämen darum meinte er neutral: „Die beiden Betrüger haben ihre Rolle perfekt gespielt. Ohne den Zufall, der hier für uns gewirkt hat, würden wir immer noch glauben dass es sich um unsere Kameraden handelt und nicht um zwei Agenten des Spiegeluniversums.“ Christian Sinemus warf dem Konteradmiral einen langen Blick zu und Kuehn wusste auch ohne Worte was in dem Lieutenant-Commander vorgehen musste. Dasselbe galt in vielleicht noch stärkerem Umfang für Christina Carey. Auch sie hatte keinerlei Verdacht geschöpft, nicht das Original vor sich zu haben. Da Kuehn erfahren hatte dass sie mit seinem Freund seit Weihnachten des letzten Jahres wieder zusammen war, konnte er sich die Konsequenzen sehr plastisch vorstellen. Was er ebenfalls ahnte war, wie Tar´Kyren reagieren würde sobald er wusste was sich zwischen dem falschen Dheran und ihr zugetragen hatte. Dabei konnte man der Frau wirklich keine Vorwürfe machen. Weshalb Valand Kuehn von Herzen bedauerte was zweifellos noch auf sie zukommen würde. Bisher hatte Tarun dafür gesorgt, Tar´Kyren Dheran und Pasqualina Mancharella vor neugierigen Blicken verborgen zu halten. Wohl auch deshalb um Christina Carey noch etwas Zeit zu verschaffen. Ein paar Tage in denen die Irin Zeit gehabt hatte ihrer Emotionen Herr zu werden. Umso wichtiger war es, nach Ansicht des Konteradmirals, dieses perfide Spiel nun umzudrehen und gegen die Agenten des Spiegeluniversums zu wenden. Torias Tarun hatte bisher geschwiegen. Erst jetzt räusperte er sich und fragte: „Glauben Sie wirklich der Trick wird funktionieren, Valand? Immerhin können sich diese beiden Doppelgänger doch denken dass wir vielleicht Dasselbe versuchen werden, wie sie. Ich will zwei meiner besten Offiziere nur ungern einer unnötigen Gefahr aussetzen.“ „In diesem Fall ist es nötig, Admiral.“ Valand Kuehn, der ruhig und sehr ernst gesprochen hatte, wechselte einen raschen Blick mit dem Trill. „Diese Leute kennen möglicherweise die Gründe und Hintergründe dafür, warum das Terranische Imperium in diesem Universum einen Krieg angezettelt hat. Zwischen der Außenwelt-Allianz auf der einen Seite und der Föderation und ihren Verbündeten auf der anderen Seite. General Sun Tzu hat einmal behauptet, dass die größte Verwundbarkeit die Unsicherheit sei und dass man sich selbst und seinen Feind kennen muss um den Ausgang von hundert Schlachten nicht fürchten zu müssen. Ich bin geneigt dem zuzustimmen, Sir. Wir können es uns nicht leisten unseren wahren Gegner nicht zu kennen.“ Tarun sah in die Runde und erkannte die zustimmenden Blicke der übrigen Anwesenden. Resignierend erwiderte er. „Also schön, fangen wir an. Mister Sinemus, ich nehme an das Eingreifteam für den Notfall steht bereit. Falls die beiden Agenten des Spiegeluniversums das Spiel durchschauen müssen Ihre Leute rasch eingreifen können.“ Christian Sinemus erwiderte fest: „Das werden meine Leute, Sir!“ Tarun verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun gut. Fangen wir an.“ * * * Tar´Kyren Dheran war froh dass die geplante Aktion endlich begann. Es passte ihm zwar nicht dass ausgerechnet Valand diesen Plan entworfen hatte, doch diese Tatsache schob er erst einmal zur Seite. Denn er wusste um die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Auch nach seiner eigenen Ansicht war es dringend erforderlich einen taktischen Vorteil zu nutzen wenn er sich bot. Dabei hoffte er nur Pasqualina würde dabei nichts geschehen. Der Andorianer verschwendete jedoch nicht zu viele Gedanken daran, denn es galt nun sich auf seine eigene Aufgabe zu konzentrieren. Julie McKeown hatte zuvor seine Narbe mit lebendem Gewebe überdeckt. Einfacher wäre es gewesen sie mit einem Hautregenerator zu beseitigen. Doch das hatte er der Ärztin strikt untersagt. Stattdessen trug er nun auf der anderen Gesichtshälfte eine neue Narbe die sich über das Auge hinweg zog. Er hatte noch die ironischen Worte der Ärztin im Ohr, als sie ihm gesagt hatte dass er das auch einfacher hätte haben können. Nach der Demaskierung ihrer Doppelgänger war ersichtlich geworden, dass die Pasqualina Mancharella des Spiegeluniversums eine ganz ähnliche Narbe trug. Nur auf der linken Gesichtshälfte statt auf der rechten Seite. Während Dheran von mehreren MACO´s durch den Gang zu ihrer Arrestzelle eskortiert wurde fragte er sich was zu dieser Narbe der Spiegel-Pasqualina geführt haben mochte. Bei dieser Überlegung verspürte Dheran einen wilden Zorn in sich auflodern. Obwohl er natürlich wusste dass es nicht seine Pasqualina war. Er verzog das Gesicht etwas, bei diesen Überlegungen. Er hatte so vollkommen selbstverständlich von Pasqualina als seine Pasqualina gedacht, dass es ihn nun ins Grübeln brachte. Sie erreichten die Arrestzelle in der sich die falsche Pasqualina Mancharella aufhielt. Eine der MACO-Wachen deaktivierte des Kraftfeld und Dheran würde von seinen beiden anderen Begleitern grob in die Zelle gestoßen, die gerade einmal zehn Quadratmeter hatte. Durch das gleich darauf wieder aktivierte, unsichtbare Kraftfeld sah Dheran die beiden MACO´s giftig an und wandte sich dann Pasqualina zu, die sich von der Pritsche erhob, auf der sie gelegen hatte. „Hier hast du deinen Spielkameraden zurück!“, höhnte einer der MACO´s noch, bevor er sich zusammen mit seinen Kameraden entfernte. Der Andorianer sah sich in der Zelle um wobei sich seine Antennen unwillkürlich nach Innen krümmten. Denn gegenwärtig war er wirklich sauer. Pasqualina schritt schnell zu ihm und umarmte ihn. Sie küsste ihn leidenschaftlich und sah ihn danach an. Dabei sagte sie leise: „Ich bin froh dich zu sehen.“ Tar´Kyren Dheran hatte ihren Kuss erwidert ohne darüber nachzudenken und irgendwie hatte er es nicht als falsch empfunden. Das verwirrte ihn für einen Moment. Dann riss er sich zusammen und erwiderte heiser: „Ich möchte zu gerne wissen warum die uns wieder zusammengeführt haben. Ob die sich erhoffen wir würden uns ihnen deshalb ergeben und vielleicht sogar überlaufen?“ Pasqualina drängte sich eng an ihn und legte ihre Wange an seine bevor sie in sein Ohr flüsterte: „Die haben mich fast vierundzwanzig Stunden lang befragt aber ich habe denen nicht ein Wort verraten, Tar´Kyren.“ Offensichtlich ahnte diese Pasqualina dass man sie beide beobachtete und belauschte. Ebenso leise, dabei ihre Zärtlichkeiten erwidernd, antwortete der Andorianer: „Wir werden auch weiterhin durchhalten. Hat man dich gefoltert?“ „Nein. Aber vielleicht kommt das noch. Ich brauche jetzt aber etwas Schlaf, denn wer weiß was die noch mit uns vorhaben.“ Pasqualina küsste Dheran erneut und Tar´Kyren Dheran zog sie eng zu sich heran, während er den Kuss erwiderte. Dabei sagte er sich es würde zu der Mission gehören. Doch er wusste in demselben Moment, dass dies nicht die volle Wahrheit war. Als sie sich trennten machte der Andorianer nur eine zustimmende Geste und sah zur einzigen Pritsche dieser Zelle. Sie machten es sich darauf bequem, wobei Dheran die Spanierin von hinten umarmte und sie sich eng gegen ihn drängte. Während die Frau rasch einschlief lag Dheran noch einige Stunden wach. Verwirrt darüber wie vertraut ihm diese Situation vorkam. Immerhin war der erste Schritt getan. Diese Pasqualina ahnte nicht, dass er nicht ihr Kamerad aus dem Spiegeluniversum war. Darauf kam es zunächst an. Alles Weitere würde sich finden. * * * Commander Pasqualina Mancharella hatte von Beginn an kein gutes Gefühl dabei gehabt, sich zu dem Dheran des Spiegeluniversums sperren zu lassen. Doch sie hatte sich zu dieser Mission bereit erklärt, weil sie um die Notwendigkeit wusste diesem Andorianer aus dem Spiegeluniversum wichtige Informationen zu entlocken. Dass dieser Dheran sie zunächst eng umarmte hatte sie für eine Weile etwas verwirrt. Doch notgedrungen hatte sie mitgespielt. Dabei hatte er sie unverfänglich dazu befragt, was die von der Sternenflotte mit ihr gemacht hatten während der Trennung von ihm. Pasqualina Mancharella hatte es verstanden ihn zu beruhigen. Im Anschluss hatte sie abgewartet, bevor sie ihn schließlich leise fragte was zwischenzeitlich mit Christina Carey und ihm gewesen war. Die Frage interessierte sie mehr privat, als dass es etwas mit ihrem Auftrag zu tun gehabt hätte. Außerdem schien ihr dieses Thema ein guter Einstieg zu sein um sein bisheriges Vertrauen in sie zu vertiefen. Dabei hätte sie ahnen müssen, wie heikel eine solche Thematik werden konnte wenn man selbst zu sehr involviert war. Zunächst hatte Dheran nur davon gesprochen, wie einfach es für ihn gewesen war, der Christina Carey dieses Universums vorzugaukeln, er wäre ihr richtiger Geliebter. Bei diesen Ausführungen hatte sie mit wachsendem Interesse zugehört und sie dachte nur unterschwellig daran, dass die Offiziere der Sternenflotte an anderer Stell mithören würden. Schließlich begann der Andorianer davon zu berichten wie leidenschaftlich Christina Carey im Bett gewesen war und wie erstaunlich es für ihn war, dass sie seiner Christina in dieser Hinsicht so sehr ähnelte. Dabei spürte sie eine Welle des Zorns in sich aufsteigen. Sie versuchte ihn niederzuringen. Doch als Dheran lachend meinte, dass er ernsthaft überlegt hatte den richtigen Dheran zu töten um seine Stelle einnehmen zu können, da überkam es sie einfach. Mit vor Zorn lodernden Augen verabreichte sie ihrem Gegenüber zwei schallende Ohrfeigen. Erst danach wurde ihr bewusst was sie getan hatte. Der Tar´Kyren Dheran des Spiegeluniversums funkelte sie irritiert an. Dann kam der Moment in dem er verstand und er sprang sie an. Ihre Kehle packend riss er sie mit sich zu Boden und schrie: „Wer, bei der Roten Kreatur der Unterwelt, bist du!“ Pasqualina wehrte sich gegen den Angriff so gut es ging. Ein Fausthieb des kräftigen Andorianers trieb ihr die Luft aus den Lungen. Sie wollte schreien doch sie brachte keinen Ton heraus. Immer verzweifelter rang sie nach Atemluft und ihre Abwehr wurde schwächer. Schließlich umfing sie Schwärze. Die Spanierin bekam nicht mehr mit, wie von Draußen das Sperrfeld deaktiviert wurde und ein MACO den Andorianer mit einem betäubenden Phaserschuss außer Gefecht setzte. Gleich darauf stürmten zwei MACO´s herein und trugen sie aus der Arrestzelle heraus. Sie legten die Frau vorsichtig auf den Boden, als Lieutenant-Commander Sinemus herein gestürmt kam. Zusammen mit Julie McKeown die sich sofort um die Bewusstlose kümmerte. Erleichternd aufatmend rief sie über ihren Kommunikator ein Sanitätsteam und sah dann zu Sinemus. „Sie lebt. Wir werden sie sofort zur Krankenstation bringen. Ein Nottransport ist zum Glück nicht nötig.“ Der Wiener atmete erleichtert auf und warf dem betäubten Andorianer, hinter dem nun wieder aktivierten Sperrfeld, einen finsteren Blick zu. Als die Sanitäter erschienen und Pasqualina Mancharella abtransportierten schloss sich Sinemus unaufgefordert an. Dabei schwor er sich, dass er so etwas wie eben nie wieder zulassen würde. Und wenn der Chiefadmiral selbst den Befehl geben würde. * * * An anderer Stelle verlief alles glatt. Dheran nannte nach rund sechsunddreißig Stunden das verabredete Code-Wort und er wurde unter einem Vorwand aus der Arrestzelle geholt, die er sich mit einer Frau aus dem Spiegeluniversum geteilt hatte. Etwas übermüdet, doch mit den erhofften Informationen, gab er im Anschluss seinen Bericht im Büro des Admirals ab. Mit einer Tasse starken Kaffees in der Hand führte der Andorianer aus: „Diese Doppelgängerin aus dem Spiegeluniversum war mit dabei als mein Doppelgänger die Abwehrsysteme dieser Station für eine Sabotage vorbereitete. Bereits in vier Tagen sollte es soweit sein. In diesem Fall wollte Dheran während einer Routine-Patrouille der ICICLE das vereinbarte Signal geben, auf das hin eine Flotte von Gorn und Tzenkethi hier auftauchen und angreifen soll.“ Admiral Tarun, der zusammen mit Kuehn und Christina Carey in seinem Büro dem Bericht des Andorianers lauschte, warf wütend ein: „Ich hätte nicht übel Lust diesen Angriff stattfinden zu lassen! Nur um denen einmal kräftig auf die Krallen zu schlagen!“ „Ich auch!“ Die Blicke aller drei übrigen Anwesenden richteten sich auf Valand Kuehn, der gelassen diese Worte ausgesprochen hatte. Tarun hob beide Augenbrauen und erkundigte sich misstrauisch: „Wie meinen Sie denn das nun wieder, Valand. Wollen Sie etwa einen Angriff der Allianzflotten auf diese Station herausfordern?“ Valand Kuehn lächelte hintergründig und verschränkte die Finger ineinander. Ruhig erwiderte er: „Genau das ist mein Vorschlag. Hören Sie, Admiral: Wenn diese Doppelgänger Erfolg gehabt hätten, so würden diese Flotten sehr leichtes Spiel haben. Doch sie hatten keinen Erfolg. Aber das wissen die Gorn und die Tzenkethi nicht. Falls Sie sich dazu entschließen, denen das Code-Signal dennoch in vier Tagen zu senden und diese Station samt Bedeckung, wider allen Erwartungen, höchst bereit dazu ist die Flotten der Außenwelt-Allianz zu empfangen, dann werden diese Echsen ihr blaues Wunder erleben. Sie wissen ebenso gut wie ich dass wir einen sauberen Sieg sehr gut gebrauchen könnten. Denn in einigen anderen Sektoren der Föderation steht es nicht zum Besten. Wie schnell kann der Kommandeur der Sechsten Taktischen Flotte uns zweihundert seines Schiffe schicken?“ „Aber was ist mit dem, was die beiden Saboteure bisher hier angerichtet haben?“, hinterfragte Christina Carey folgerichtig, ohne auf Kuehns Frage zu antworten. „Es wird eine verdammte Kleinarbeit werden, die sabotierten Systeme aufzuspüren.“ Es war Tarun, der darauf erwiderte: „Setzen wir doch unseren Überall-Zugleich-Chief auf dieses Problem an.“ Valand Kuehn und Tar´Kyren Dheran sahen bei diesen Worten gleichermaßen irritiert zu Tarun und der Trill erklärte schmunzelnd: „Entschuldigen Sie bitte. Dieser Ausdruck betrifft Master-Chief-Petty-Officer Grandax. Erst im letzten Jahr habe ich diesen Tellarit zum Leiter aller Technischen Abteilungen auf dieser Station ernannt. Den Spitznamen trägt Grandax deshalb, weil er oft scheinbar gleichzeitig an verschiedenen Orten der Station erscheint und sich auf diese Weise zum Schrecken seiner Untergebenen entwickelt hat. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, munkelt man, dass Grandax noch zwei absolut identisch aussehende Drillingsbrüder hat, die auch hier herumschleichen. Andere seiner Untergebenen glauben hingegen zu wissen, dass Grandax heimlich überall Personentransporter installiert hat um blitzschnell von einem Ende der Station zum anderen zu gelangen.“ „Ach“, machte Kuehn und erlaubte sich ein angedeutetes Grinsen. „Haben Sie auch erfahren, welche Annahme stimmt?“ Torias Tarun zwinkerte belustigt und erwiderte launig. „Das darf ich Ihnen nicht verraten, denn ich muss die Autorität des Chiefs wahren.“ „Allerhand“, entfuhr es Dheran und sah dabei mit ernster Miene von Valand Kuehn zu seiner Freundin. Den einen konnte er momentan nicht leiden und mit Christina stand ihm noch eine unangenehme Unterhaltung bevor. Christina Carey wirkte kampfeslustig als sie zu Tarun gewandt erwiderte: „Der Chief wird schnell sagen können, ob und wo man Sabotage betrieben hat. Vier Tage sollten ihm und seinen Teams reichen, wenn ich zusätzlich Dampf mache.“ Die Irin sah zu Kuehn und der Norweger übernahm. „Admiral, werden Sie es schaffen, einen Angriff der Echsen für einige Stunden zurückzuschlagen – auch wenn die mit einer Übermacht hier aufkreuzen würden? Länger würde meine Sektorenflotte und ein Kontingent der Sechsten, in zehn Lichtjahren Entfernung auf der Lauer liegend, nicht benötigen um in den Kampf einzugreifen.“ Tarun lehnte sich im Sessel zurück und überlegte kurz, bevor er überraschend mit der Faust auf den Tisch schlug und grimmig meinte: „Die sollen nur kommen! Irgendwann werden wir ja doch gegen sie antreten müssen. Warum also nicht dann, wenn sie der Meinung sind uns auf dem falschen Fuß zu erwischen?“ Valand nickte zustimmend. „Das sehe ich ebenso, Admiral.“ Nachdem auch Christina Carey zugestimmt hatte, sagte Tarun: „Also gut. Christina. Im Anschluss werde ich mit Ihnen und mit Konteradmiral Kuehn die grundsätzliche Taktik besprechen. Anschließend kontaktieren Sie persönlich DEEP SPACE NINE und verlangen von Commodore Nerys, dass sie einen Kurier zu Admiral Carzon Seregan schickte. Absolute Geheimhaltung. Der Admiral soll zweihundert Schiffe durch das Wurmloch auf diese Seite schicken und zehn Lichtjahre vom Forlan-System entfernt in Stellung gehen lassen. Die Sektorenflotte-Bajor stößt zu ihnen und übernimmt.“ Valand Kuehn nickte bestätigend, während Dheran stumm in die Runde sah. Tarun registrierte es und fuhr zu Christina Carey gewandt fort: „Rufen Sie morgen Vormittag die fünf Verbandsleiter zusammen. Mit ihnen werden wir dann die Details unseres Plans durchgehen. Commodore Dheran, ich bedanke mich für ihren persönlichen Einsatz in den letzten Stunden und Tagen. Ruhen Sie sich aus, ich brauche sie morgen fit bei der Besprechung und in einigen Tagen dringend für die Front.“ Tar´Kyren Dheran verstand den Wink. Rasch trank er seinen Kaffee aus, setzte die leere Tasse ab und erhob sich. Gar nicht unglücklich darüber etwas Abstand zu Valand und zu Christina zu gewinnen. „Bis morgen Vormittag, Sir.“ Damit marschierte er zum Schott des Büros hinaus. Valand Kuehn wartete, bis sich das Schott hinter dem Andorianer geschlossen hatte bevor er zu Tarun gewandt meinte: „Es gibt da leider noch ein weiteres Problem, Sir. Letzten Sommer konnte einer meiner… Leute ermitteln, dass es einen Agenten auf der Station gibt. Sie erinnern sich an den Zwischenfall mit der USS VALKYRIE, Sir?“ „Ja der Fall ist mir noch in Erinnerung.“ Kuehn lächelte gezwungen. „Gut. Damals war ich zu Stillschweigen verpflichtet, doch jetzt ist der Moment da um Sie und Konteradmiral Carey einzuweihen. Auch wenn Admiral Sherman das nicht gefallen dürfte, würde er davon erfahren. Ich habe damals einen meine Leute auf diesen Agenten angesetzt, von dem wir nicht wussten für wen er arbeitet. Zunächst hatte ich Sherman selbst in Verdacht, doch das schließe ich inzwischen aus. Mein Informant bestätigte mir kürzlich, dass es keine Verbindung gibt. Dafür liegen inzwischen Indizien vor die belegen, dass es eine Verbindung zur Außenwelt-Allianz und damit zum Spiegeluniversum gibt. Dieser Agent wird bald handeln müssen, wenn das stimmt. Ich muss jedoch darauf bestehen diesen Agenten nicht festzunehmen. Denn ich vermute, dass er und seine Auftraggeber eine geheime Basis unterhalten. Irgendwo in diesem Sektor. Ich hoffe darauf er wird uns dorthin führen, Admiral.“ Nachdem Kuehn geendet hatte sah er beschwörend von Torias Tarun zu Christina Carey und wieder zurück zu dem Trill. Es dauerte einige Augenblicke, bis Tarun sich entschied und erwiderte: „Ich lasse Ihnen freie Hand, Valand. Vielleicht gelingt uns ja ein entscheidender Schlag gegen die Hintermänner dieser Aktion.“ Valand Kuehn lächelte erleichtert. „Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen, Sir. Sie entschuldigen mich jetzt bitte. Ich möchte die Stellvertretende Kommandeurin meines Verbandes kontaktieren. Sie muss die Sektorenflotte-Bajor bereithalten.“ Damit erhob sich Kuehn, warf Christina Carey einen aufmunternden letzten Blick zu und marschierte zielstrebig zum Schott des Büros hinaus. Etwas konsterniert sah Tarun ihm nach und sagte ironisch in Richtung Schott: „Sie dürfen wegtreten, Konteradmiral.“ * * * Auf dem Weg durch die OPS zu einem der Turbolifte beschloss der Andorianer, seinen Ersten Offizier zu besuchen. Vermutlich weilte sie noch auf der Krankenstation. Er wusste wie überfürsorglich Lieutenant-Commander McKeown beruflich werden konnte. Zu seiner Erleichterung blieb die Liftkabine leer bis er die passende Ebene erreicht hatte. Als er nach einigen Minuten die Krankenstation betrat blieb er abrupt im Vorraum stehen. Denn aus der nebenan liegenden Krankensektion drangen laute und erregt klingende Stimmen an seine Ohren. Die von Pasqualina hörte er sofort heraus. Dem immer heftiger werdenden Geschrei entnahm er wie ungehalten Pasqualina offensichtlich darüber war, dass Sinemus mit ihrer Doppelgängerin geschlafen hatte. Die beiden also auch, dachte Dheran und wurde wieder schmerzlich daran erinnert, dass Christina ganz Ähnliches widerfahren war. Falls man das so bezeichnen konnte. Zwischen den beiden Stimmen klang plötzlich die von Julie McKeown auf. Dheran überlegte nicht lange und schritt zum Durchgang, wo er fast mit Christian Sinemus zusammenprallte. Der MACO sah ihn finster an als er ihn erkannte und der Andorianer sah sich genötigt zu betonen: „Lieutenant-Commander, ich sehe zwar wie der Übeltäter aus, der Commander Mancharella erwürgen wollte, doch ich bin es nicht.“ „Denken Sie das wüsste ich nicht… Sir!“, grollte der Mann und ballte seine Hände zu Fäusten. Dann wandte sich der MACO abrupt ab und rauschte an Dheran vorbei, aus der Krankenstation hinaus. Mit sich nach innen biegenden Antennen sah Dheran dem Mann hinterher, bevor er sich abwandte und das eigentliche Krankenrevier betrat. Julie McKeown war im Begriff den Raum zu verlassen. Als sie an Dheran vorbei schritt sagte sie bestimmt: „Nicht länger als zehn Minuten, Commodore.“ Ohne darauf einzugehen marschierte der Andorianer an der Ärztin vorbei und blieb an der Liege stehen, auf der Pasqualina ruhte. Sein Blick hellte sich auf als er zu ihr trat und ruhig sagte: „Ich hoffe du regst dich bei mir nicht genauso sehr auf, wie bei Sinemus. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht als ich von dem Zwischenfall erfuhr.“ „Es sind nur ein paar leichte Quetschungen gewesen“, wiegelte die Spanierin schnell ab. „Aber diese Glucke von Ärztin will mich nicht vor morgen Früh weg lassen.“ Bevor Dheran etwas darauf erwidern konnte heulte Julie McKeown von Draußen, mit überkippender Stimme: „Das habe ich gehört, Commander!“ „Gut!“, brüllte Pasqualina Mancharella nach nebenan. Gleich darauf musste sie husten und mahnend sah Tar´Kyren Dheran zu ihr hinunter. „Du wirst heute Nacht hier besser aufgehoben sein“, beruhigte er sie. „Erst in einigen Tagen wird es hier rundgehen und dann bist du wieder auf der ICICLE. Es war unschwer herauszuhören, dass dein Gespräch mit dem MACO nicht gerade angenehm verlief.“ „Du hast es mit angehört?“ „War schwierig es nicht zu hören“, versetzte der Andorianer trocken. „Laut genug gebrüllt, dass es noch im letzten Winkel der Station zu hören war, habt ihr ja.“ Sie schwiegen eine Weile bevor sich die Spanierin vorsichtig erkundigte: „Was ist mit dir und Christina? Habt ihr schon darüber geredet?“ „Du weißt davon, dass sie mit meinem Doppelgänger…?“ Pasqualina nickte schwach und ihre Augen funkelten förmlich. „Dieser Mistkerl hat versucht sich damit herauszureden, dass sie auch nichts gemerkt hat. Ist das zu fassen?“ Dheran wusste wen seine XO mit Mistkerl meinte. Düster erwiderte er, wobei er sich auf die Bettkante setzte und unbewusst seine linke Hand auf die Linke der Spanierin legte: „Das verstehe ich auch nicht. Ich meine – du und Sinemus, ihr kennt euch noch nicht so lange. Doch bei Christina und mir ist das etwas ganz anderes. Sie sollte mich gut genug kennen um sofort den Unterschied zu bemerken.“ Pasqualina Mancharella legte ihre Hand vertraut in seine. Dabei entgegnete sie: „Vielleicht wollte sie es gar nicht bemerken.“ Tar´Kyren Dheran sah seine Ex-Freundin mit brennendem Blick an und sie fügte rasch hinzu: „Entschuldige bitte, Tar´Kyren. Ich wollte dich nicht kränken. Dieser Gedanke ging mir nur eben schon einmal durch den Kopf. Kann es sein, dass den beiden unsere Doppelgänger so viel besser gefallen haben? Wäre das nicht ein Witz?“ Die Antennen des Andorianers krümmten sich stark nach vorne. Ein Zeichen dafür, dass er traurig war. „Ja, aber ein schlechter Witz, Pasqualina. Auch mir kam dieser Gedanke bereits und dieser Gedanke lässt mich seitdem nicht mehr los. Vielleicht sah sie bei ihm etwas das sie bei mir vermisst hat?“ Pasqualina Mancharella drückte die Hand des Andorianers. „Tu das nicht. Denke so etwas nicht. Du bist genau so wie du sein sollst.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Andorianers. Spontan streichelte er die Wange der Frau und sagte: „Es hat gutgetan mit dir reden zu können. Jetzt werde erst einmal wieder gesund. In ein paar Tagen wird es eine heftige Prügelei um diese Station geben, so wie es aussieht. Dann brauche ich dich wieder in Höchstform.“ Die Spanierin hob spöttisch die Augenbrauen an „Sieh mal an es gibt also bald eine Raumschlacht? Wer kommt denn?“ Dheran amüsierten diese trocken gestellten Fragen und etwas besser gelaunt erklärte er seiner XO in knapper Form was eben bei Tarun besprochen worden war. Zuletzt fügte er an: „Aber das habe ich die natürlich niemals erzählt, Commander.“ Die Spanierin bedachte Dheran mit einem verschwörerischen Blick und fragte so harmlos, dass der Andorianer grinsen musste: „Was denn erzählt.“ Dheran nickte beinahe stolz und erhob sich zögerlich, wobei sich seine Antennen rasch zur Seite bogen um sich gleich darauf wieder aufzurichten. „Wir sehen uns morgen.“ Damit verließ er die Krankenstation. Er hatte noch ein ähnlich unangenehmes Gespräch vor sich, wie jenes das er bei seiner Ankunft eben miterlebt hatte. Ein Gespräch mit viel Karacho, wie es Valand formuliert hätte. Bei dieser Überlegung verfinsterte sich die Miene des Andorianers und seine Antennen bogen sich nach Innen. Er wollte immer noch nicht an diesen Kerl denken, auch wenn der ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Es würde noch Zeit brauchen das anzuerkennen und ihm später dafür zu danken. Auch wenn ihm in seinem tiefsten Innern bereits klar war, dass dies irgendwann unweigerlich geschehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)