Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 31: Sehnsucht --------------------- Triggerwarnung Gewalt Sehnsucht Die Seife glitt über weiche Haut und ließ die Miko wohlig aufseufzen. Als recht reinlicher Mensch der Moderne, war es immer wieder eine Wohltat den Geruch und vor allem den Dreck einer Schlacht abzuwaschen. Vorsichtig arbeitete sie sich vor, bis zu der geheilten Stelle an welcher Kazumi ihre Krallen in ihren Brustkorb gestoßen hatte und musterte die Stelle dann. Es war sehr knapp gewesen. Dennoch erschreckte es die Priesterin nicht einmal annähernd so sehr, wie das Verhalten ihres Reisebegleiters. Um sie zu versorgen, hatte Sesshōmaru nicht nur seine Beute entwischen lassen, nein, er zeigte ihr auch genug Aufmerksamkeit, um sich an ihren Verhalten zu stören. Doch hattet damit Recht? Stellte Sie Inuyasha auf ein Podest? Übersah die die junge Frau etwa die Wahrheit hinter ihrer Trauer? Über ihren Verlust? Hatte sie womöglich sogar den Zeitpunkt verstreichen lassen Weiterzuleben? War ihr Leben eine Farce? Wenn dies der Fall war, hatte sie nicht nur sich selbst unrecht getan, sondern auch ihrem verstorbenen Mann und auch dem Daiyōkai an ihrer Seite, der ihr tatsächlich so etwas wie Sicherheit bot. Nur zu gut erinnerte die Priesterin sich an das wachsende Gefühl, dass sich in seinen Armen verstärkte und es vermochte die Scham von ihn getragen zu werden, zum Schwinden zu bringen. Ihre Finger blieben hängen und zischend holte die Miko Luft, ihr Blick wanderte zu einer Wunde an ihrer Schulter. Die Stelle an der sie Kazumi zu Boden gedrückt gehalten hatte. Dunkelrote, nässende Halbmonde zierten dort ihre Haut, bei weitem kleiner, als die Wunde an ihrem Brustbein und daher hatte sie der Inuyōkai wohl übersehen. Seufzend fuhr Kagome über eben jene makellose Haut, die sich über ihr Schlüsselbein spannte und versuchte die Phantomschmerzen hinfort zu schieben. War dies das letzte was ihr Mann gespürt hatte? Kagome entschloss sich das Wasser zu verlassen und dem Herr des Westens zum Aufbruch zu bewegen. Es wurde so oder so Zeit Kazumi ein Ende zu bereiten. Keine zwei Schritte hatte sie geschafft, da wurde sie gepackt. Klauen schnitten in ihre nackte Haut. Zwar durchspülte sofort Reiki ihre Adern und ließ den Angreifer zurücktaumeln, jedoch holte die Frau dennoch aus Reflex tief Luft und stieß einen markerschütternden Schrei aus. *** Das Tier unter seinen Krallen löste sich unter seinem Toxin auf und die Reste davon, welche auf den zuvor fruchtbaren Boden trafen, ließen seine Nase kribbeln. Auch wenn sich der Dämonenfürst etwas beruhigt hatte, war er noch immer mehr als nur unzufrieden. Kagome hatte Recht gehabt, sie mussten reden. Aber nicht über Inuyasha oder gar Kazumi, sondern über dieses immer weiter aufkeimende Gefühl von Beschützerinstinkt und die damit verbundenen Probleme. Weder hatte Sesshōmaru sich groß mäßigen können, noch schien sich der Umstand in dem er nun war, ignorieren zu lassen. Aber es war nun einmal ein wirklich schlechter Zeitpunkt, in dem sich die Miko und er, der Herr der westlichen Ländereien zurzeit befanden. Gerade streifte er ein Hauch von Blut an einem Blatt ab, da stieg eine noch größere Ruhelosigkeit in ihm auf. Sein Blick wanderte über den Waldboden, suchte die Hölzer und auch den Himmel ab. Als der Daiyōkai allerdings keinen Grund für seine Alarmbereitschaft erblicken konnte, konzentrierte er sich auf seine anderen noch stärker ausgeprägten Sinne. Fast zeitgleich mit Kagome ihrem weit entfernten Schrei, roch er auch schon ihr Blut. Keine Sekunde später war der Dämon in vollem Lauf, diesmal zurück zu dem Ort an dem er sie Priesterin zurückgelassen hatte. *** Natürlich war sie keine fünfzehn mehr und wahrscheinlich hätte sie selbst damals nicht so verzweifelt aufgeschrien, aber es war nun einmal so, wie es Sesshōmaru so treffend beschrieben hatte, sie war verweichlicht. Dennoch, der Schock war von kurzer Dauer und als der Yōkai versuchte ihr die Hand auf den Mund zu pressen, versenkte sie ihre weißen Zähne so tief darin, das Blut hervorschoss. Schon Millisekunden danach, hatte die Priesterin ihm mit einem Reiki verstärkten Schlag, erneut von sich gestoßen. Gerade wollte sie in die andere Richtung zum gegenüberliegenden Ufer flüchten, da wurde sie dieses Mal an der Hüfte gepackt. Der zweite Dämon war ein hässliches Geschöpf mit überstehenden Zähnen und einen wirren Blick. Ohne groß zu zögern, zog Kagome ihr Knie hoch und rammte es ihm mit voller Wucht an einem Ort, an welchem es besonders delikate Scherzen erzeugen dürfte. Ihre Befreiung brauchte nur Sekunden und sie war schnell am zuerst angesteuerten Ufer angelangt, an dem sie auch ihren Bogen zurückgelassen hatte. Gerade richtete der Yōkai mit der zerbissenen Hand seine Aufmerksamkeit auf sie, da spannte sie auch schon ihren Bogen und richtete die Pfeilspitze so aus, das sie ihm unweigerlich vernichten dürfte. Ein Fluch verließ seinen Mund dann war er bereits zerstört, die Priesterin schätzte allerdings die Erholungsphase ihres zweiten Angreifers, als viel zu lang ein. Seine Pranke schlug ihr den Bogen aus der Hand und ihr Herz geriet aus dem Gleichgewicht. Das Pochen von diesem überdeutlich in ihren Ohren, blickte sie in tiefrote Augen. „Dumme Miko. Du hattest lediglich Glück nicht so schwer verletzt zu sein, wie erwartet.“ Ihre Gedanken rasten, woher wussten ihre Gegner, dass sie verwundet gewesen war? Eine Yōkiwelle erfasste sie und der Dämon stand innerhalb von wenigen Millisekunden vor ihr. „Kazumi-sama will deinen Tod und denn werde ich dir gerne schenken", sein Lächeln entblößte weitere gelbe Zähne und Kagome versuchte zurückzuweichen. Ohne Erfolg. Seine Pranke schloss sich um ihren Hals, ohne dass sie dieser ausweichen hätte können. Die Hilflosigkeit war übermächtig jagte durch ihre Glieder, drängte sie dazu irgendwas zu machen, nur das sich gleichzeitig alle ihre Körperanhänge weigerten ihre Befehle durchzuführen. Sehr bald würde auch ihr Herzmuskel seinen Dienst quittieren, wenn das so weiter ging, schoss ihr der wirre Gedanke durch den Kopf. Die Belustigung in den Augen ihres Gegenübers war überdeutlich, ein letztes Mal versuchte die Shikon Miko auf ihr Reiki zurückzugreifen. Doch es schien durch ihre Finger zu rinnen, wie Wasser. Es fiel ihr immer schwerer sich zu konzentrieren und Kagome dachte, nein, wusste sogar, sie würde sterben. Gerade akzeptierte die Miko dies, spürte wie ihre Verzweiflung wich, während ihre Sehnsucht nach Sauerstoff immer größer wurde, da ballte der Wind auf, ließ ihren nackten Leib zittern. Sesshōmaru sein Yōki preschte über die Lichtung und keine Sekunde später, spürte sie den Druck nachlassen. Die Dunkelheit blieb, doch spürte die Priesterin wie sie sanft, fast schon zärtlich ins Gras gelegt wurde. Aus Sekunden, wurden Minuten in denen sie gierig nach Luft schnappte. Die Finger tief in seinem Kimono gekrallt. Tränen auf ihren Wangen. Als Panik zu Akzeptanz geworden war, hatte sie kurz loslassen können, doch dann war die Angst gekommen. Das Wissen, dass sie noch so viel zu erledigen hatte. Der Daiyōkai fasste ihre Hände, lockerte sie etwas und sie ließ ihn schließlich los. Nur um weiterhin die Wärme seiner langen schlanken Finger auf ihrer Haut zu spüren. Schließlich beruhigte sich ihre Atmung und die Schwarzhaarige war bereit ihn anzusehen. Kagome schlug sie die Augen auf. Seinen Blick konnte die Miko nicht deuten, er war nicht sauer oder gar emotionslos. Ein Hauch eines Gefühls sah sie in ihm und ohne darüber nachzudenken schloss die Miko den Abstand zu dem Herrn der westlichen Ländereinen, dem wohl stärksten Dämon der je existieren würde und legte ihre Lippen auf die seinen. Nie hätte der Dämon mit einer solchen Handlung gerechnet, dennoch lehnte er es nicht ab die Miko zu küssen. Ein Schauer lief über seinen Rücken, während er spürte wie ihr zarter Leib sich zitternd an den seinen drückte. Die komplette Situation schien die Frau Instinktiv handeln zu lassen und auch er ließ sich von seinem Inneren leiten. Die lebende Onna so nah bei sich zu haben, war wichtig, nein, essenziell in diesen Moment. Der Verlust des Menschen undenkbar und erschreckend, sodass er es gar nicht schaffte einen klaren Gedanken zu fassen. Auf dem Weg zurück, war ihm sein Fehler nur allzu bewusst geworden. Kagome zurückzulassen ohne Schutz, war in Anbetracht dessen das Sesshōmaru zuvor erfahren hatte, dass Kazumi nicht allein handelte unbedacht gewesen. Das es sich bei ihren Anhängern nicht um die schwächsten Dämonen handelte, hatte sich schnell in Kampf mit ihnen gezeigt, als ihm der Weg zu der Priesterin versperrt worden war. Sein Körper pochte immer noch, von der angestauten Aggression und dem Ärger, mit dem er schlussendlich seine Gegner zerstörte hatte. Die brachiale Gewalt mit der er dabei vorgegangen war, ähnelte nur noch in Ansatz seiner sonstigen Eleganz. Natürlich wusste er nur zu gut, dass die Schwarzhaarige sich zu wehren wusste. Doch war sie verletzt und abgelenkt gewesen, zu tief in der verzwickten Situation, die sich zwischen ihnen gebildet hatte, versunken. Der Daiyōkai ahnte, dass es auch ihr nicht vollkommen verborgen blieb, wie sie sich angenähert hatten. Spätestens aber, als ihr weichen Lippen auf seine trafen, hätte ein jeder erkannt, wie es in ihr stand. Dennoch, die süße dieses Kusses wurde von nichts in seinem Leben, je übertroffen. Auch wenn, dem Dämonenfürst zuvor schon bewusst geworden war, dass die Miko einen viel zu großen Teil in seinen Sehnsüchten eingenommen hatte, war dies so viel mehr, als nur ein flüchtiger Gedanke, welchen er sich verbieten konnte. Dies hier war pures Sein und der Herr des Westens wusste nicht, wie er sich gegen etwas stellen sollte, das er so sehr genoss, dass er die Priesterin an liebsten nie wieder loslassen hätte. In eben jenem Moment konnte oder wollte er, diesen Teil seines eigenen Seins, nicht verleugnen. Zudem fehlte ihn auch das erste Mal in seinem Leben die Macht dazu, sodass das Wort Ningen jegliche Bedeutung verlor und er sich dem Lippen der jungen Frau vollkommen bemächtigte. Hätte er doch bloß nie von dieser Frucht gekostet, doch nun war es zu spät. „Sehnsucht… bittersüßes Schwert der Ungewißheit.“ Damaris Wieser Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)