Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Ein anderer Blickwinkel ----------------------------------- Hikari öffnete die Wohnungstür. Takeru stand grinsend davor. „Hallo Hikari. Dein persönlicher Lieferdienst ist da.“ Er hielt eine Tüte hoch. „Ich hoffe, du magst Sushi?“ Dabei musterte er sie aufmerksam. „Hey! Ja, Sushi gehört zu meinen Lieblingsessen“, grinste sie ihn an. Hikari nahm ihm die Tüte aus der Hand, dabei trat die junge Frau einen Schritt zur Seite, somit konnte er eintreten. Kaum hatte Takeru die Wohnung betreten kam eine weiße Katze auf ihn zu. Hikari beobachtete ihren Stubentiger genau. Zur Not musste sie eingreifen. Die Katze schnupperte an seinem Hosenbein. Der Blonde ging in die Knie und hielt dem Fellknäuel seine Hand hin. „Wer bist du?“ Die weiße Katze schnupperte an seiner Hand, danach ging sie in die Wohnstube. „Zum Glück ist das gut gegangen“, atmete Hikari hörbar aus. Nachdenklich sah Takeru sie an. „Gatomon mag keinen Besuch. Sie faucht alle an, manchmal kratzt sie auch. Matt kann davon ein Lied singen. Bekomme keinen Schreck, hier läuft noch ein Kater rum. Patamon hat sich bestimmt versteckt. Er ist sehr zurückhaltend.“ Takeru musste lachen. „Das sind deine Mitbewohner, die ihre Krallen ausfahren können?“ „Genau. Ich an deiner Stelle würde es nicht darauf anlegen, die Beiden zu verstimmen.“ Sie gingen in die Wohnstube. „Hast du gut hergefunden?“ „Ja das habe ich. Danke der Nachfrage.“ „Du kannst dich setzen oder dich in der Wohnstube umschauen. Ich hole noch Teller und Stäbchen. Was möchtest du trinken?“ „Hast du Orangensaft?“ „Klar.“ Mit diesem Wort war die Braunhaarige in ihrer Küche verschwunden. Takeru sah sich in der Wohnstube um. Hikari hatte, so wie er, viele Fotos an der Wand hängen und auf dem Sideboard stehen. Sein Blick blieb an einem Bild von Haru hängen. Er lag auf einem weißen Fell, der Hintergrund war himmelblau. Ein kleiner Teddy saß neben seinem Köpfchen. Die junge Frau stand in der Tür und beobachtete wie Takeru sich das Bild von Haru betrachtete. Dabei bemerkte sie was für einen austrainierten Körper er hatte. In seinem Businessoutfit kam das gar nicht so gut zum Vorschein. Heute hatte er eine Jeans und ein T-Shirt an. Diese betonten seine Muskeln enorm. Hikari musste schlucken. Kurz atmete sie tief ein, bevor sie sprach: „Erkennst du deinen Neffen nicht?“ Takeru zuckte zusammen. „Natürlich erkenne ich Haru. Wieso hast du ein Bild von ihm bei dir stehen?“ Sie reichte ihm das Glas Orangensaft, welches er dankend annahm. Hikari musste lächeln. „Das hat mehrere Gründe. Haru ist ein lieber Junge und der Sohn von Sora und Matt. Zwei meiner engsten Freunde. Ich hatte die Fotos für die Geburtskarte aufgenommen. Dies ist eines davon. Der wichtigste Grund für mich ist, dass ich eine seiner Patentanten bin.“ „Matt und Sora hätten keine bessere Wahl treffen können.“ Verlegen schaute sie zur Seite und nuschelte ein kaum hörbares: „Danke dir.“ Er merkte ihre Schüchternheit. „Lass uns essen und dann die Bilder durchschauen.“ „Wann warst du in Nizza?“, fragte Takeru während er sich ein Maki-Sushi nahm. Hikari schluckte ihr Essen runter. „Woher weißt du, dass ich in dort war?“ „Du hast ein Bild von der Altstadt von Nizza auf dem Sideboard stehen.“ Hikaris Gesicht zierte ein leichter Rotschimmer. „Ich hatte ein Jahr vor dem Abschluss an einem Schüleraustauschprogramm teilgenommen. Ich war für ein halbes Jahr dort.“ „Das erklärt einiges“, grinste der Blonde sie an. Die Braunhaarige stutzte. „So wie du grinst wusstest du das schon vorher.“ Takeru schaute verlegen auf seinen Teller. Hikari stöhnte kurz auf: „Das Matt seine Klappe nicht halten kann.“ „Er hat nur gesagt, dass du für ein halbes Jahr dort warst und fließend Französisch sprichst. Wobei ich schon geahnt habe, dass du diese Sprache nicht nur sehr gut verstehst und liest. Warum hast du ein Problem damit diese Sprache zu sprechen?“ „Ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass ich diese Sprache noch sprechen kann. Jedenfalls nicht so wie du. Du hast fast dein ganzes Leben in Frankreich gewohnt.“ „Was man einmal richtig gelernt hat, verlernt man nicht mehr. Das weißt du?“ „So wie Fahrrad fahren oder schwimmen?“ „So ähnlich“, grinste er sie an. Takeru überlegte kurz. Schließlich sprach er sie auf Französisch an: „Was ist passiert? Wovor hast du Angst?“ Hikari sah ihn mit großen Augen an. Sie knapperte unsicher auf ihrer Unterlippe herum. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen, bevor sie in der gleichen Sprache antwortete: „Das ist sehr privat.“ „Magst du es mir trotzdem erzählen?“ Sie sah unschlüssig von Takeru zum Fenster und wieder zurück. Er sah, wie sich ein Schleier über ihre Augen legte. Sie schluckte und sprach mit leiser Stimme: „Mein letztes Gespräch in Nizza war kein angenehmes. Ich hatte einen Freund. Er hatte sich am Tag meiner Abreise von mir getrennt.“ „Das tut mir Leid, Hikari.“ Die junge Frau sah Takeru an und schmunzelte. „Muss es nicht. Ja, es hat wehgetan. Ich wusste aber von vornherein, dass eine Fernbeziehung nicht funktionieren kann. Ich hatte gehofft, dass wir uns freundschaftlich trennen und nicht im Streit.“ „Der Streit war dein letztes französisches Gespräch?“ „Nein. Das führe ich jetzt gerade“, kam es schelmisch von Hikari. Takeru musste lachen. „Stimmt und vor unserem Gespräch?“ „Das war vor zwei Jahren. Dabei ist mir der blöde Versprecher unterlaufen. Das war nachdem ich deine Schwester kennengelernt hatte. Seitdem meide ich es französisch zu sprechen.“ „Warum? Du sprichst ausgezeichnet Französisch.“ „Bist du dir sicher?“ Er nickte. „Sonst würde ich es nicht sagen.“ Es legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen. Sie fing an den Tisch abzuräumen. Takeru half ihr und schnell war das Geschirr im Geschirrspüler verstaut. „Was ist mit dir? Warum lässt du keine Nähe zu?“, fragte sie in ihrer Muttersprach nach. Dabei hob sie den Kopf und sah direkt in die blauen Augen ihres Gesprächspartners. „Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte er in derselben Sprache. „Lass uns in die Wohnstube gehen. Magst du erzählen, was passiert ist?“ Takeru nahm auf der Couch Platz und überlegte kurz. Schließlich fand er den Mut zu sprechen: „Absolute Kurzfassung: Ich war vierzehn, als ich mit Chloé zusammen kam. Nach fünf Jahren hatten wir beide unser Studium begonnen. Sie in Marseille. Ich in Paris. Wir entschlossen uns eine Fernbeziehung zu führen. Kurz bevor ich nach Tokio gezogen bin, hatte ich mich nach fast neun Jahren Beziehung von ihr getrennt.“ Der Blonde war über sich selbst überrascht, wie ruhig er über diese Thema sprechen konnte. „Warum?“ „Die Treue war ihr nicht wichtig. Das hatte mich sehr verletzt. Heute bin ich darüber hinweg. Soll sie mit ihrem Alain glücklich werden.“ „Das ist die richtige Einstellung“, grinste sie ihren Vorgesetzten an. Takeru zuckte kurz zusammen, als er eine Bewegung an seinem Bein bemerkte. Kurze Zeit später saß ein rot-weißer Kater auf seinem Schoß und rollte sich darauf ein. Gedankenverloren fing er an, das Tier hinter den Ohren zu kraulen. Schnell fing das Fellknäuel an zu schnurren. Hikari hatte die Szene mit offenem Mund beobachtet. „Patamon scheint dich zu mögen. Normalerweise zeigt er sich Fremden nicht, oder lässt sich von denen streicheln. Falls er dich stört sag mir Bescheid. Ich setzte ihn dann auf den Boden.“ „Nein. Er stört nicht.“ Sie schaltete den Fernseher und den DVD Player an. „Bei den privaten Fotos werde ich schnell umschalten.“ Takeru nickte. Hikari hatte in der rechten Hand einen Stift und in der linken Hand die Fernbedienung. „Ich kann dir nicht versprechen, dass du die Bilder findest, die du suchst“, kam es verlegen von ihr. „Du wirst die passenden Aufnahmen haben.“ Sie seufzte auf: „Am besten, du sagst welche Bilder deiner Meinung zum Thema passen. Ich schreibe mir die Bildnummer auf. Morgen schaue ich mir diese im Büro in aller Ruhe an und überarbeite die Aufnahmen gegeben Falls. Du müsstest die Fotos spätestens Donnerstagvormittag vorliegen haben. Reicht die Zeit aus?“ „Das reicht vollkommen. Der Text steht. Deine Bilder von heute habe ich schon in das Layout eingefügt.“ Hikari grinste ihn auf einmal an. „Was ist los?“ „Hey Chef, gilt das eigentlich als Arbeitszeit?“ Takerus Lachen erklang. Patamon war davon gar nicht begeistert und trat den Rückzug an. „Frau Yagami, so wie sie gekleidet sind, entspricht es nicht der Kleiderordnung des Verlages. Daher kann ich ihren Einsatz leider nicht als Arbeitszeit werten.“ „Sie sind gemein, Herr Takaishi. Sie wollten etwas von mir.“ Takeru entging die Doppeldeutigkeit nicht. „Sicher, dass ich etwas von dir will?“ Hikaris Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Tomate an. „Ich spreche von den Fotos. Das ist dir klar?“ „Schade.“ „Lass uns die Aufnahmen anschauen.“ „Na gut. Ich werte das im Übrigen als Arbeitszeit.“ „Musst du nicht.“ „Mache ich aber. Du solltest dich in die Arbeitszeiterfassung einloggen, sonst ist es keine Arbeitszeit. Ich habe es schon getan.“ Hikari holte ihr Diensthandy raus und loggte sich ein. „Was sagt dein Vater dazu?“ „Was soll er sagen? Wir arbeiten doch.“ „Es sind private Fotos.“ Er verdrehte die Augen. „Die keine privaten Fotos sind, wenn sie veröffentlicht werden. Hiroaki ist froh, wenn wir überhaupt Bilder von Paris haben.“ „Warte! Kannst du das vorherige Foto nochmal aufrufen?“ „Klar. Was ist damit?“ „Ich kenne das Bild.“ „Das kann nicht sein. Es wurde nie veröffentlicht.“ Takeru sortierte seine Gedanken. „Doch, es kommt mir bekannt vor. Ich habe es schon öfters gesehen. Der Blick auf den ‚Place de la Concorde‘ wurde von den Tuilerin aus aufgenommen. Der ‚Obelisk von Luxor‘ ist mit auf dem Bild.“ Plötzlich fiel ihm wieder ein woher er das Foto kannte. „Ich wage einen Vorstoß: Diese Aufnahme ist nicht von dir. Du hast einen anderen Stil.“ Erstaunt sah Hikari zu Takeru rüber. „Stimmt. Das Foto hat -“ „Darf ich raten?“ Sie nickte. „Louisa hat das Foto aufgenommen." "Richtig", kam es erstaunt von seiner Gesprächspartnerin. "Woher -" "Genau dasselbe hängt nämlich in ihrem Zimmer. Ich wusste gar nicht, dass sie so gut fotografieren kann.“ „Ich hatte den geeigneten Platz gesucht, ihr gesagt, worauf sie achten muss, den Rest hat deine Schwester gemacht …“, Hikari deutete auf das Bild auf ihrem Fernseher, „… diese Aufnahme ist dabei herausgekommen. Ich hatte es ausgedruckt, damit Louisa sieht wie toll sie das Foto in Szene gesetzt hatte.“ „Das Bild ist wunderschön. Können wir das Foto mit in die Auswahl nehmen?“ „Nein. Ich habe diese Aufnahme nicht gemacht. Streng genommen ist Louisa die Eigentümerin dieses Bildes. Daher müsstest du sie fragen, ob sie dir erlaubt, es zu veröffentlichen.“ „Das sollte kein Problem sein. Schreibst du die Nummer bitte auf? Ich werde mit meiner Schwester sprechen.“ „Kann ich machen. Ich vertraue dir. Wenn du es nicht machst kann ich in Teufelsküche kommen. Das ist dir klar?“ Takeru schmunzelte. „Natürlich ist mir das bewusst. Ich würde auch riesen Ärger bekommen, da mein Name, neben deinem, unter der Kampagne steht. Ich bin nämlich der Hauptverantwortliche und dazu verpflichtet die Quellen zu prüfen.“ „Na dann kann nichts schief gehen. Außer, dass unsere Karrieren den Bach runtergehen würden“, lachte Hikari auf. „Darauf habe ich keine Lust“, kam es trocken von ihrem Gesprächspartner. „Ich auch nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)