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Rot wie Blut

Die Legende der Shichinintai
von

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Prolog

Durch das vergitterte Rechteck, oben in der Tür ihres Verlieses eingelassen, drang eine Ahnung von Fackelschein. Bankotsu hatte vergessen, wie sich das warme Tageslicht anfühlte. Er hatte vergessen, wie lange er schon hier war. Hier unten verlor man jegliches Zeitgefühl.

Das einzige, das er mit Gewissheit wusste, war, dass der Tag, an dem er das Sonnenlicht wieder erblicken sollte, der Tag seiner Hinrichtung sein würde.

Ein leises Rasseln von Ketten war zu vernehmen, dann ein Körper, der sich zaghaft und tröstend an den seinen lehnte. Er war ausgemergelt und glühte von dem Fieber der Erschöpfung, dem letzten Aufbegehren vor dem Sterben. Die Ketten reichten gerade so. Er spürte, wie sich Jakotsus linke Hand mit seiner rechten verhakte.
 

„Hast du Angst, Bankotsu?“, drang die androgyne Stimme zu ihm herüber. Wie hoffnungslos sie klang. Aber nicht verängstigt. Wo die anderen waren wusste er nicht.  Vielleicht waren sie hier im riesigen Dunkel dieses Verlieses, vielleicht waren sie längst tot.

„Der Tod macht mir keine Angst“, antwortete er nach einer Weile. „Der Gedanke daran, dich sterben zu sehen, der macht mir Angst.“
 

Er würde der Letzte sein. Niemand hatte es ihm gesagt, aber er wusste es. Und er würde um sie weinen, stolz und mit erhobenem Haupt. Kein Flehen mehr, keine Unterwürfigkeit vor falschen Herren.  Sie fürchteten sie, weil sie sie nicht mehr kontrollieren konnten. Weil sie eine Übermacht geworden waren. Lächerliche sieben Mann gegen ein Imperium von Kriegsherren.
 

Bankotsu hatte immer gewusst, dass nichts ewig war.

Nicht der Schnee, der im Winter fiel. Nicht die Blätter an den Bäumen. Und auch nicht die Blumen des Frühlings. Nicht der Regen über dem Feld und nicht die Ähren der Frucht. Nicht der Kaiser von Japan und nicht das Weib, bei dem er das erste Mal gelegen hatte. Und auch nicht die Shichinintai. Die Sieben Krieger, die beinahe drei Jahre lang ganz Japan in Angst und Schrecken versetzt hatten.

Bankotsu sog den Geruch von Jakotsus Haar ein. Selbst nach dieser langen Weile hier unten hatte es seine süße Eigennote nicht verloren. Dieser Duft würde ihm fehlen. Und Jakotsus Lachen. Sein schwingender Gang und das Rot seiner Lippen.
 

Doch auch, wenn das Schicksal ihnen einen frühen Tod bescherte. Auch wenn sie niemals wieder zusammen kämpfen. Zusammen lachen. Zusammen trinken. Zusammen feiern. Zusammen weinen würden. Er bereute nichts. Denn sie hatten in Freiheit gelebt. Drei wundervolle erfüllte Jahre lang.
 

Und als er schließlich nach Stunden der Dunkelheit die Schritte hörte, da wusste er, dass sie heute nicht kamen, um ihnen ihre karge Mahlzeit zu bringen. Heute kamen sie, um sie zum Richtplatz zu führen. Und Bankotsu schloss die Augen und ließ sich ein letztes Mal von jedem Moment seines Lebens durchpulsen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  mokomoko
2020-01-24T19:02:33+00:00 24.01.2020 20:02
Ohhhhh mei~ *_*
Mir ist gerade aufgefallen, dass du an dieser Fanfic gearbeitet hast bzw. sie überarbeitet hast und es jetzt sogar noch mehr Kapitel gibt!!! :3
Ich war ja schon damals ein riesen Fan deiner Fanfic und bin es jetzt immer noch!
Dann werde ich mich mal durch alle Chaps lesen und dir jeweils meine Meinung mitteilen *kicher*
Awwww :3
BanJako gehören zu meinen Lieblingschars und Pairings! *schwärm*
Von:  Mitsuki-chan
2019-08-18T12:29:00+00:00 18.08.2019 14:29
Hallo.^^ Sorry mir fällt kein besonders geistreiches Kommentar ein außer das mir dein Prolog sehr gut gefällt. Ich konnte es mir richtig vorstellen wie Bankotsu und Jakotsu im Verließ schmoren müssen. Der Dialog zwischen den beiden ist auch schön und traurig. Auch Jakotsu (androgyne Stimme) hast du meiner Meinung nach gut getroffen mit diesem Wort ;P
Antwort von: abgemeldet
18.08.2019 14:31
Hui, vielen Dank für deinen lieben Kommi :D Hätte gar nicht gedacht, dass die FF überhaupt noch jemand liest xD.
Viel Spaß wünsch ich dir weiterhin :)
Antwort von:  Mitsuki-chan
18.08.2019 14:45
Doch :D Glaub mir das Gefühl kenne ich auch xD. Nicht verzweifeln :D


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