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Now You See Me

Thor & Loki
von

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„Bist du dir sicher, dass du das tun willst, Bruder?“

„Sicher? Nein.“ Lokis Gesicht war blass, doch der Ausdruck darauf zeugte von Entschlossenheit. „Aber wenn es hilft, ihre Zweifel zu beseitigen, dann führt kein Weg daran vorbei.“

„Loki.“ Ein Gefühl von Wärme und Zuneigung erfüllte Thor, als er seinen Bruder ansah. Loki war so weit über sich und seine Ängste hinausgewachsen, seitdem sie das letzte Mal hier gewesen waren, dass es sein Herz vor Stolz anschwellen ließ. „Wenn du es nicht tun willst, dann gehen wir wieder. Ich bin mir sicher, sie werden es verstehen, wenn ich es ihnen erkläre...“

Doch Loki schüttelte nur den Kopf.

„Du hast schon genug für mich getan, Bruder“, erwiderte er. „Jetzt ist es an mir, etwas zu tun.“

Und mit diesen Worten hob er die Hand und klopfte an die Tür.

Beim dritten Schlag machte die Welt plötzlich einen Sprung, und sie standen im Zentrum der großen Eingangshalle. Thor hatte ein flaues Gefühl im Bauch, ähnlich wie beim letzten Mal, und ein Blick in Lokis Richtung bestätigte, dass auch sein Bruder die plötzliche Teleportation als unangenehm empfand.

„Thor“, begrüßte sie eine tiefe Stimme vom obersten Treppenabsatz. „Willkommen zurück in meinem bescheidenen Heim.“

Strange schritt langsam die Treppe hinunter. „Und Ihr habt Euren Bruder mitgebracht, wie ich sehe.“

„Das war die Abmachung“, entgegnete Loki kühl. „Tut, was Ihr tun müsst, damit wir diesen Ort wieder verlassen können.“

Strange hob als Antwort nur vielsagend eine Augenbraue, doch als er zu Thor hinübersah, zuckte dieser hilflos mit den Schultern.

„Er ist wirklich nicht gerne hier“, murmelte Thor. Es hatte ihn viel Geduld gekostet, seinen Bruder zu diesem Besuch zu überreden.

„Ich verstehe“, erwiderte Strange und rieb sich den Bart. „Dann kann ich mir die Gastfreundschaft dieses Mal wohl sparen.“

„Gastfreundschaft?“, fragte Loki spöttisch. „Es ist mir neu, dass es zur Gastfreundschaft gehört, seine Besucher eine halbe Ewigkeit durch absolute Leere fallen zu lassen.“

„Das waren andere Umstände“, entgegnete Strange ungerührt. „Dieses Mal habe ich sogar Plätzchen gebacken.“

„... was?“ Die Bemerkung schien Loki für einen Moment aus dem Konzept zu bringen, und auch Thor starrte den Zauberer überrascht an.

„Aber wie dem auch sei“, fuhr Strange fort, bevor er die letzte Stufe hinabstieg und auf Loki zutrat. „Dann machen wir es eben kurz.“

Er streckte die rechte Hand aus und legte Zeige- und Mittelfinger an Lokis Stirn.

Dieser zuckte bei dem Kontakt kurz zusammen, doch er beruhigte sich, als Thor nach seiner Hand griff und sie drückte.

Ich bin hier Bruder. Ich werde immer hier sein.

„Hmm...“, machte Strange nach einer Weile. Seine Augen waren geschlossen. „Ihr verfügt über großes, magisches Potential... aber es ist ungezähmt und ohne feste Struktur. Nur pures, reines... Chaos?“

Er öffnete die Augen und sah Loki abschätzend an.

„Seid Ihr sicher, dass Ihr Eure Magie zu jedem Zeitpunkt völlig unter Kontrolle habt?“

Loki starrte ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln.

„Ich praktiziere seit 1500 Jahren Magie, natürlich kann ich sie kontrollieren!“, zischte er.

Die Luft um ihn herum begann gefährlich zu knistern, weshalb sich Thor schnell zwischen sie stellte.

„Ich bin mir sicher, es war nicht als Beleidigung an deinem Können gedacht, Bruder“, sagte er besänftigend und legte Loki eine Hand auf die Schulter.

Strange wandte sich ab.

„Mir scheint, die Stärke Eurer Magie ist an die Stärke Eurer Gefühle gekoppelt“, sagte er, dann machte die Welt erneut einen Sprung und sie standen plötzlich eine Etage höher vor einer antiken Kommode. „Solange Ihr Euer Gemüt nicht besser unter Kontrolle habt, wird Eure Magie immer eine Gefahr für Euch und Eure Umgebung darstellen.“

Er öffnete die oberste Schublade der Kommode und begann, darin herumzuwühlen.

„Das ist eine absolut unverschämte Unterstellung, wie könnt Ihr–!“, brauste Loki auf, bevor er von seinem Bruder unterbrochen wurde.

„Er hat nicht Unrecht“, sagte Thor und räusperte sich. „Die Sache mit Visions Bademantel letztens...“

„... war reiner Zufall!“, verteidigte sich Loki. „Was kann ich dafür, dass er so dicht am Kamin stand!“

„Und dann wären da noch Banners Sammeltassen...“

„Hat der Wind vom Tresen gefegt. Was kein Wunder war, das Fenster stand weit offen!“

„Das Schimpfwortglas voller Münzen?“

„Stand zu nah am Herd und hat sich erwärmt, früher oder später musste es ja zerspringen“, grummelte Loki.

„Und was ist mit der Mikrowelle, die jedes Mal ‚Last Christmas‘ spielt, wenn man sie öffnet, und das nachdem Stark mehrfach erwähnt hat, dass er sich aus dem nächsten Fenster stürzen wird, wenn er das Lied noch ein einziges Mal hören muss...?“

Loki verstummte plötzlich.

Ein kleines Lächeln trat auf seine Lippen, das jedoch sofort wieder verschwand.

„Okay, ja, das war ich“, gestand er zerknirscht.

Strange starrte abwechselnd vom einen zum anderen.

„Ja... absolut unter Kontrolle“, stellte er trocken fest.

Dann trat er plötzlich an Loki heran und ein leises Schnappen war zu hören.

„Was zum–!“, machte Loki und Thor machte besorgt einen Schritt auf ihn zu.

Wortlos hob sein Bruder den Arm. Um sein Handgelenk hatte sich ein kunstvoll verziertes, goldenes Armband geschlossen.

„Was. Bei den Nornen. Ist das.“ Lokis Blick bohrte sich in den von Strange.

„Ein magisches Artefakt, das Eure Magie im Zaum halten wird“, erklärte Strange.

„Bitte was?“ Loki zog ungeduldig an dem Armband, um es wieder aufzubiegen, doch ohne Erfolg. „Nehmt es mir wieder ab!“

„Ich befürchte, das ist nicht möglich“, erwiderte Strange gelassen.

Dann malte er ein kompliziertes Muster aus feurigen Linien in die Luft und berührte anschließend Thors Schulter. Die Linien schlängelten sich um Thors Arm zu seinem Handgelenk hinab, dann leuchteten sie auf einmal grell auf und waren verschwunden. Misstrauisch hob Thor seine Hand und inspizierte sie eingehend. Seine Haut prickelte immer noch von der Magie.

„Euer Bruder ist nun der einzige, der Euch das Armband wieder abnehmen kann“, fuhr Strange fort. „Ihr werdet es so lange tragen, bis er der Überzeugung ist, dass ihr keine Gefahr mehr für Eure Umgebung darstellt.“

Er wandte sich ab. „Bis dahin habt Ihr hoffentlich die eine oder andere Lektion in Selbstkontrolle gelernt. Und in Demut.“

„Wartet!“, rief Loki ihm nach, der nun offenbar begriff, dass er keine Wahl in dieser Sache hatte. „Heißt das, das Band unterdrückt sämtliche Magie, die ich wirke?“

„Ja.“

Loki zögerte einen Moment, und plötzlich trat ein angstvoller Ausdruck in seine Augen, den Thor nicht gleich zu deuten wusste.

„Und was ist mit Magie, die auf mir liegt, die jedoch ein anderer gewirkt hat...?“

Strange drehte sich stirnrunzelnd zu ihm herum.

„Wieso fragt Ihr?“

„Loki...“ Thors Stimme war leise, als er an ihn herantrat. „Bruder, was hast du...?“

Doch seine Frage wurde einen Moment später beantwortet, als Lokis blasse Haut plötzlich immer grauer wurde, bevor ihr Ton in ein dunkles Blau überging. Währenddessen wich das Grün seiner Augen einem blutigen Rot.

„Oh nein“, flüsterte er.



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