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Das Beta-Guard Projekt

Die Vorgeschichte der Alphas
von

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Alle für Einen

„Hast du das gesehen?“, frage ich meinen Zwilling. Sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass er nicht weiß worauf ich hinaus will. Ich ziehe ihn am Arm mit mir nach draußen, auf den kleinen Innenhof, während alle anderen weiter kreischend und schreiend die Flur langrennen. „Alter“, protestiert mein Bruder. „Hast du das gesehen?!“, frage ich energischer. „Was denn?!“, Mitchell ist aufgebracht. „Wie Hank plötzlich anfängt seine Freunde zu verstrahlen oder wie William auf einmal verschwindet?“, fügt er ebenso aufgebracht hinzu. Sicher, beides sind unglaubliche Fälle. Beides ist verstörend. „Ich meine das, was Hank eben getan hat“, stelle ich klar. „Hank wurde vermutlich zum gefährlichsten von uns“, füge ich hinzu. Wie ich Mitchell kenne, wird er später beten. Das hat er schon immer getan. Mitchell mit seinem Gottkomplex. Manchmal frage ich mich, wofür er betet oder für wen. Nach außen zeigt er es nicht, aber sein Glaube an Gott ist unerschütterlich.

Mir wird wieder bewusst, dass Hank in der Nähe und radioaktive Wellen verstrahlt. Sollten wir wie die anderen planlos durch die Gänge rennen, oder uns in dem Chaos aus dem Staub machen? Ich denke darüber nach, als Mitchell wieder zu sprechen beginnt: „Denkst du er wird es kontrollieren können?“, seine Stimme klingt merkwürdig. Als wäre er wie gelähmt, genauso ergeht es mir in diesem Moment, als ich über die Antwort nachdenke. „Ich weiß es nicht…“, gebe ich zu, „.. aber ich hoffe es. Wenn nicht, werden wir alle draufgehen und für was haben wir das alles hier dann getan?“, ich brauche keine Antwort auf diese Frage und mein Bruder weiß das auch. Wir verstehen uns oft ohne Worte.

Ich sehe, wie ein Mann, mit leicht ergrautem Haar, an uns vorbeieilt. Direkt auf den Raum zu, aus dem alle anderen geflohen sind. Er trägt einen Ganzkörperanzug mit kastenförmiger Kopfbedeckung. Das wichtigste Detail an ihm ist jedoch die längliche Waffe in seiner Hand. Ich bin erneut wie erstarrt und frage mich, was wir hier eigentlich tun und was hier alles gleichzeitig passiert. Ich fühle mich wie betäubt, als wäre jemand anderes dabei meinen Körper zu steuern, als ich plötzlich losrenne und mich zwischen Hank und dem grauhaarigen Mann aufbaue. Wenn er ihn jetzt wegen seiner Fähigkeit erschießen will, wird er mich auch erschießen müssen. Hier wird kein weiteres, unschuldiges Blut vergossen. In den letzten Tagen mussten schon zu viele von uns sterben. Wie in Trance registriere ich, wie der Mann in seinem lächerlichen Anzug das Gewähr anlegt und auf Hank zielt, der zusammengekauert in einer Ecke sitzt. Sein Gesicht ist angsterfüllt, als ich es den Hauch einer Sekunde sehe.

Der Mann zielt noch immer auf Hank und sein Finger schwebt über dem Abzug. Ich springe zwischen Hank und dieses todbringende Gewehr, als er den Abzug betätigt und es laut knallt. Irgendwo schreit eine Frau auf, aber ich kann nicht erkennen welche, oder woher der Schrei kommt. Ich schlage am Boden auf und verspüre einen Druck an meiner Schulter. Neben mir fällt etwas klirrend zu Boden und als ich mich nach diesem Geräusch umsehe, entdecke ich sie. Die Patrone, die für Hank bestimmt war. Ich richte mich halb auf und hebe sie hoch, um sie mir besser anzusehen. Ich erwarte, dass mich jeden Augenblick der Schmerz an meiner Schulter treffen müsste, doch er kommt nicht. Ich spüre gar nichts an meiner Schulter. Noch immer halte ich die Kugel in meiner Hand und sehe sie nun genauer an. An der oberen Seite, die zuerst aus dem Gewehrlauf geflogen kommt, sehe ich das sie statt spitz-abgerundet, platt ist. Verwirrt sehe ich zu meiner Schulter. Nichts. Kein Loch, keine blutende Wunde und kein Anzeichen dafür von etwas getroffen worden zu sein. Ich bin fasziniert.

Jemand kommt zu mir gerannt und rüttelt an mir. Immer noch fühlt es sich an, als würde alles in Zeitlupe passieren. Ich sehe mich nach dem Rüttler um, um ihm sagen zu können, er solle sich verziehen. In letzter Sekunde kann ich mich dann aber doch noch beherrschen und entdecke Ana. Ihr Gesicht ist wie versteinert und doch redet sie. Leider scheine ich unter Schock zu stehen und kann ihre Stimme nicht hören. Ich registriere nur ihren Mund, der Wörter formt. Ihre Augen sind vor Schreck weit aufgerissen und untersuchen meine Schulter. Der Schütze zielt ein weiteres Mal auf Hank und auf einmal bin ich wieder bei mir. „Stopp!“, brülle ich. „Hör auf! Hank braucht Hilfe und nicht den Gnadenstoß“, meine Stimme klingt in meinen Ohren bestimmter als ich mich in Wirklichkeit fühle. „Er gehört zu uns und wir helfen einander“, ich bin froh, dass er seine Fähigkeit wenigstens für diesen Moment unter Kontrolle hält, denn ich fühle mich weder verstrahlt, noch habe ich das Gefühl mir würden die Augäpfel schmelzen oder so. Ich fühle mich gesund und munter. Etwas gestresst vielleicht noch, durch diese konfuse Situation.

Hinter mir rührt sich etwas und ich sehe mich danach um. Jonathan und Fynn stehen dort. Ich bin überrascht sie hier zu sehen. Die beiden lassen je eine der Schwingtüren aufschwingen und die restlichen von uns kommen dahinter zum Vorschein. Ihre Gesichter sind genauso entschlossen wie, das meines Bruders, der neben Ana steht. In diesem Moment weiß ich, wir sind füreinander da. Wir lassen niemanden zurück und wir lassen nicht zu, dass Hank erschossen wird. Vielleicht probiere ich das mit dem beten nochmal aus. Womöglich hat der Herr da oben einen Plan für uns und hat uns deswegen alle zusammengebracht. Immer mehr Leute stellen sich neben mich. William steht als Letzter vor mir und ergreift das Wort: „Wenn Sie Hank haben wollen, müssen Sie erst uns alle erschießen. Wir geben unseren Freund nicht auf“.

Ein Statement eines Anführers würdig.

Immer noch kann ich nicht realisieren, dass unser gemeinsames Auftreten vor dem Schützen dafür gesorgt hat, dass Hanks Leben verschont geblieben ist. William und die anderen sind Stundenlang so vor Hank und mir stehen geblieben, bis schließlich Peter Wellington persönlich zu uns gekommen ist. Er versuchte uns etwas darüber zu erklären, dass Hank eine wandelnde Zeitbombe sei, den Rest seines Lebens und das er fähig sei uns alle über Nacht sterben zu lassen. Unser wichtigstes Argument ist, dass Hank das alles nicht beabsichtigt hat und sich seither mehr als nur schlecht fühlt. Seine Fähigkeit hat seine ganzen Freunde umgebracht. Sicherlich gibt er sich dafür die Schuld und ich hoffe, sie wird ihn nicht erdrücken. Mittlerweile sind weitere zwei Tage vergangen und Hank wurde aus dem Land gebracht. Wellington und Dr. Sasson haben entschieden, dass es auf der Welt nur einen Ort geben kann, an dem Hank nicht gefunden werden, oder jemanden verstrahlen, kann. Im Kernkraftgebäude in Tschernobyl. Sie haben ihm einen Laptop gegeben und wir skypen täglich mit ihm. Gestern habe ich Mitchell im Videochat mit Hank erwischt, wie sie beide miteinander gebetet haben. Sie riefen Gott um Beistand und Vergebung an und ich frage mich, ob Gott einem von ihnen wirklich jemals antworten wird. Weitere Überlegungen überlasse ich meinem Bruder selbst. Er hat den besseren Draht zu dem da oben und wird sicherlich bessere Antworten finden als ich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Felicita-
2019-05-13T22:08:46+00:00 14.05.2019 00:08
Hank tut mir richtig leid...:( wie steve seine fähigkeit entdeckt hat ist echt cool und es passt zu seinem charakter. ich weiß nicht, ob es an der musik lag die ich gerade gehört habe oder doch am lesen oder wegen beidem, jedenfalls habe ich eine richtige gänsehaut bekommen als sich alle vor hank gestellt haben q-q das du die vorgeschichte der alphas so schreibst ist echt eine geniale idee. man erfährt so viel über die Charaktere :DD


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