Digimon Prophecy von Fuchspinsel ================================================================================ Kapitel 21: Doppelleben ----------------------- Gelangweilt stützte Sophie ihren Kopf auf ihrer Faust und durchwühlte den Nachrichten-Chat der Digiritter. Das Gebrabbel ihrer Eltern im Hintergrund hatte sie bereits auf stumm geschaltet und las eine Nachricht nach der anderen sorgfältig durch. Die anderen schienen schon total aufgeregt wegen der Party zu sein. Der Sturkopf Dennis spamte förmlich den Chat voll mit Ideen die er hatte. Zwischen den ganzen Nachrichten von Dennis konnte sie immer wieder Überlegungen und Pläne von Yusaku herauslesen, wie sie unbeschadet in ihrem Haus ankommen würden. Da ihre Eltern sowieso nicht anwesend sein würden, war schon einmal das Problem gelöst, wie sie ohne Verdacht zu erregen, in ihr Zimmer gelangen würden. War also nur noch Makuramon das Problem. Tatsu hatte vorgeschlagen, dass sie sich alle in der Digiwelt treffen würden, um dann gemeinsam zu ihr zu kommen. Was die Gefahr, die von Makuramon ausging, verringern würde. Doch Yusaku erzählte von seiner Theorie… Gut… sein englisch war nicht das Beste und es war schwer zu verstehen, was er meinte, doch sie vermutete, dass sie sich nicht alle gleichzeitig in ein Gebiet teleportieren konnten. „…phie… Sophie Schatz!“ Das Mädchen schrak hoch und sah verdutzt in das Gesicht ihrer Mutter. „Kannst du nicht eine Minute das Ding weglegen? Wir sind gleich bei deiner Großmutter! Du solltest nicht so gelangweilt und desinteressiert sein!“ Das Mädchen seufzte und schaltete den Bildschirm von ihrem Handy aus. „Als ob ich wie ein Suchtie ständig am Handy hängen würde.“, murmelte sie beleidigt und steckte das Gerät in ihre Hosentasche. „Du weißt, dass es ihr viel bedeuten, wenn wir kommen! Da kannst du nicht ständig am Handy hängen!“ „Ich hab schon verstanden Mama! Ich bin kein Kleinkind!“ Beleidigt sah das Mädchen aus dem Fenster des Autos. Sie fuhren gerade an einem Acker vorbei. „Was Tanemon wohl gerade tut…“, dachte sie und seufzte leise. Wahrscheinlich würde der Tag so ätzend werden wie sie es sich vorstellte… Immerzu muss sie sich für andere verstellen. Sie hasste es!   Erst spät am Abend kamen sie wieder zurück. Das Mädchen öffnete die Türe zu ihrem Zimmer und sah sich um. Tanemon lag auf ihrem Bett und sah sie schweigend an. „Hey… Sorry dass es so lange gedauert hat.“ „Mach nichts! Ich bin froh, dass du wieder da bist!“, meinte das Digimon und lächelte. „Willst du irgendwas machen? Irgendwas wissen?“ „Hat’s Spaß gemacht?“ „Hmpf…“ „Wohl nicht… tut mir leid… vergiss, dass ich gefragt hab.“ „Nein! Ist schon okay! Es gibt eben Dinge, die man in seinem Leben machen muss! Eigentlich… bin ich ja froh, dass meine Oma so glücklich war. Das gibt mir immerhin das Gefühl, einmal das Richtige getan zu haben!“ „Meinst du wirklich, dass du so oft den falschen Weg einschlägst?“ „Vielleicht öfters als du denkst.“ Das Digimon sah sie besorgt an und schwieg. Es wusste genau, dass es sie heute nicht mehr trösten könnte.   „Ich bin dann mal weg! Bis später!“, rief Yusaku zwischen Tür und Angel und setzte sich seine Schultasche auf. „Viel Spaß! Hast du dein Attest mit?“ „Klar! Ist im Ranzen! Bis dann!“, grinste der Junge und machte sich auf dem Weg. Während er lief dachte er noch einmal an den gestrigen Tag: „Kann ich mal mit?“ Überrascht drehte ich mich zu Sunmon und sah meinem Partner fragend an. „Du bereitest doch deine Tasche grad für diese… wie hieß das nochmal, vor?“ „Schule?“, hakte ich ungläubig nach. „Genau! Nimmst du mich mal dahin mit?“ „Wa-? Ich glaube das wäre keine so gute Idee!“, schüttelte ich hastig den Kopf. „Warum nicht? Ich will dich doch besser verstehen! Dann muss ich doch auch wissen was du wo tust!“ „Du weißt doch, dass Digimon in der realen Welt eher unbekannt sind… Du müsstest den ganzen Tag stillhalten! Ich glaube das willst du nicht!“ „Ich schaff das! Mizuki nimmt Moonmon auch immer mit!“ „Ja, aber das ist was anderes!“ „Was ist daran anders?“ „Mizuki ist ein Mädchen! Was glaubst du, wie alle gucken würden, wenn die dich in meiner Tasche finden?! Ich hab schon genug Probleme!“ „Was meinst du damit?“ „Ach… vergiss es.“ Plötzlich spürte Yusaku, wie jemand am Riemen seiner Tasche zog und wurde zurück in die Gegenwart geholt. „Uwah!“, rief er und wurde hinter den Kaninchenstall der Schule gezogen. Kaum stand er mit dem Rücken zur Stallwand, schlug eine Flache Hand neben seinem Kopf dagegen. Schockiert blickte der Junge in das Gesicht eines kräftig gebauten Jungen. „K-Kenzo…“, stammelte er. „Also los Zwerg! Rück sie raus!“ „W-was? Wovon sprichst du?“, fragte der kleinere. „Soll ich dir die Fresse polieren?!“ „Genau Zwerg! Wo sind Kenzos Hausaufgaben?“, meinte einer der anderen beiden Jungs und lies seine Finger knacken. „Ich… hab sie nicht…“, murmelte Yusaku bestimmt. Ehe er sich versah, hatte ihn Kenzo bereits am Kragen gepackt und in die Luft gehoben. „Willst du mich verarschen?!“ „N-nein… i-ich konnte nicht… ich… mein Handgelenk ist verstaucht.“, stöhnte der kleinere halb erstickt. Wütend lies Kenzo den Braunhaarigen wieder fallen, welcher kurz darauf angestrengt nach Luft rang. Bevor der Junge auch nur handeln konnte, packte Kenzo sein Handgelenk und zog es in die Höhe. Vor Schmerz wollte Yusaku losschreien, doch Kenzo hielt ihm mit der anderen Hand den Mund zu. „Oh~ dir tut also dein Patschhändchen weh?“, sagte Kenzo in herablassendem Ton. „Ist das der einzige Grund? Oder glaubst du wirklich, dass ich dich damit so einfach davonkommen lasse?“ Yusaku konnte weder sprechen noch sonst irgendwie darauf reagieren. „Wenn du morgen nicht wieder auftauchst und meine Hausaufgaben nicht hast, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken!“, flüsterte Kenzo finster in das Ohr des kleineren. Dann löste er seine Hand von Yusakus Mund. „Willst du noch was sagen?“, fragte Kenzo lässig und festigte den Griff um Yusakus Handgelenk. Ein schmerzhaftes Stöhnen entfuhr seinen Lippen. „Dacht ich mir. Hey Jungs… Sagt mal… Was sollen wir heute mit ihm machen? Toilette oder Hasenstall?“ „Wo wir doch schon hier sind…“, grinste einer der anderen. „Gut! Sieh nach ob die Luft rein ist!“, meinte Kenzo und nickte Richtung Schulgebäude. Kurz darauf schleiften sie den kleineren vor den Kaninchenstall und öffneten das Schloss von dem Käfig. Sie schupsten ihn hinein und schlossen ab. „Viel Spaß beim Zuspätkommen, Zwerg!“, lachten die Jungs, bis sie im Schulgebäude verschwanden. Yusaku blieb eine kurze Zeit liegen. „Verdammt!“ Er hielt sich das Handgelenkt, welches noch immer vor Schmerz pulsierte und begann sein Leben zu hassen. Selbst wenn er den Mut hätte, ihnen ins Gesicht zu sagen, was er dachte, wie sehr er Kenzo und seine Freunde verachtete, wusste er genau, dass es eine schlechte Idee sein würde. Er war ihnen in jeder Hinsicht unterlegen. Er hatte sich eigentlich schon längst damit abgefunden, doch seit er mit den anderen in der Digiwelt unterwegs war, begann er sich zu fragen, ob er denn wirklich nichts daran ändern konnte… War er denn wirklich dazu verdammt, der Boxsack von Kenzo zu sein? Vorsichtig richtete sich der Junge wieder auf. Er sah auf die Uhr. In weniger als einer Minute würde der Unterricht beginnen und er wusste genau, wie pünktlich Herr Ishida immer war. Die Schulglocken begannen zu läuten. Für einen Augenblick versuchte er, das Drehschloss von innen aus zu erreichen und den Code einzugeben, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen, zumal er es mit einer Hand machen musste. Da plötzlich hörte er jemanden rufen: „Mist, mist, mist mist! Ich hab noch nie verschlafen! Warum gerade jetzt?!“ Mizuki sprang in sein Gesichtsfeld. Ihre Schultasche rutschte ihr von der Schulter, weswegen sie kurz ihren Kopf zur Seite drehte. Hastig blieb sie stehen. „Y-Yusaku?!“, fragte sie verdutzt und deutete auf den Jungen im Kaninchenstall. „Ähähä… das ist jetzt peinlich… hi Mizuki…“, murmelte der Junge und hob seine Hand. „W-wie bist du denn da reingeraten?!“ „I-ist ne längere Geschichte… K-kannst du mich hier vielleicht rausholen?“ „Liebend gern… aber… ich kenn den Code nicht.“, meinte das Mädchen und trat näher. Besorgt sah sie in sein angespanntes Gesicht. Er schien Schmerzen zu haben. „Ist gar nicht so schwer. Stell einfach das momentane Jahr ein. Das machen die hier immer so.“ Mizuki sah ihn kurz fragend an, tat aber wie ihr befohlen. Mit einem kurzem „Klick“ sprang das Schloss auf und Mizuki konnte ihm die Tür öffnen. „Puh! Danke für die Hilfe!“, meinte er und schloss ab, nachdem er hinausgegangen war. „Jetzt sag schon, wie ist das passiert?“ „Später, ja? Ich hab jetzt echt Unterricht! Bin sowieso schon viel zu spät!“, meinte er und winkte zum Abschied.  „Oh stimmt da war was…“, stellte das Mädchen fest und machte sich auch hastig auf den Weg. „Aber glaub ja nicht, dass du mir mit der billigen Antwort davon kommst, Yusaku!“ Sie formte ihre Hände zu einem Trichter und rief: „Wir sehen uns dann in der Pause!“ Sie war sich nicht sicher, ob er es gehört hatte, aber sie würde ihn auf jeden Fall noch einmal aufsuchen.   Hastig zog Yusaku die Tür zu seinem Klassenzimmer auf. Alle Augenpaare im Zimmer ruhten nun auf ihm. „Yu-Yusaku?“, fragte der Lehrer verdutzt. „V-verzeihen Sie die Verspätung, aber ich…“, keuchte der Junge und lies seinen Blick durchs Klassenzimmer schweifen. Er blieb an Kenzos finsterer Miene hängen, woraufhin er seinen Satz hastig beendete. „…hab verschalfen!“ Ishida hasste es, wenn seine Schüler zu spät kamen und erst recht mit so einer schlechten Ausrede wie Verschlafen. Yusaku bereute seine Antwort, doch ehe er erneut etwas sagen konnte schnaubte der Lehrer: „Dann kannst du heute ja vielleicht die Hausaufgaben vorstellen?“ „Ich…“, begann Yusaku und sah abermals auf Kenzo. Sein finsterer Ausdruck hatte sich in ein siegessicheres Grinsen verwandelt. „Ich kann nicht…“ „Nicht?“, hakte Herr Ishida verwundert nach. Yusaku trat an das Lehrerpult, stellte seine Schultasche ab und schob den Ärmel seiner Schuluniform nach unten. Zum Vorschein kam sein Verband und er erklärte: „Ich bin am Wochenende blöd hingefallen und hab mir das Handgelenk verstaucht… Ich hab auch ein Attest dabei!“ „Ah verstehe… setz dich hin, das können wir nachher machen…“, meinte Ishida und deutete auf Yusakus leeren Sitzplatz. Schweigend tat der Junge wie ihm befohlen. „Noch mal rotz gehabt was, Zwerg?“, meinte der Junge kichernd hinter ihm. Yusaku beachtete ihn nicht sondern sah stur auf die schmerzende Hand.   „In letzter Zeit verletzt du dich ziemlich häufig, kann das sein?“, wollte Ishida wissen, als Yusaku wie üblich einer der letzten war, die ihre Sachen zusammen packten. „Mhm… kann sein…“, antwortete der Junge abwesend und sah aus dem Fenster auf den Pausenhof. „Du solltest vorsichtiger werden!“ „J-ja ich weiß. H-hier noch mein Attest, auf Wiedersehen!“, antwortete Yusaku, legte dem Lehrer das Stück Papier auf das Pult und verschwand.   „Hier geblieben!“, hörte er plötzlich eine Frauenstimme und wurde an seinem Kragen nach hinten gezogen. Hastig drehte er sich um und sah erschrocken in Mizukis Gesicht. Erleichtert atmete der Junge auf und meinte: „Ach du bist’s nur… Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein!“ „Wieso Schrecken? Ich hab dir doch vorhin gesagt, dass wir uns nochmal treffen wegen vorhin.“, meinte sie überrascht und lies ihn los. „Und ich soll ernsthaft erwarten, dass du mich direkt am Ausgang abfängst?“, fragte er skeptisch und richtete seine Schuluniform. „Ich will nur endlich eine klare Antwort von dir!“ „Das sagt sie so einfach…“, dachte Yusaku. Mizuki hatte einen ernsten Blick aufgesetzt und wiederholte ihre Frage: „Was ist heute Morgen passiert? Ich meine das ernst!“ „Und ich meine ernst, dass es kompliziert ist! Ich… es war ein kleines Missgeschick von mir. Mehr brauchst du nicht zu wissen.“, antwortete er, doch wich er ihrem Blick stets aus. „Yusaku…“, begann Mizuki besorgt, doch plötzlich tauchte jemand hinter ihr auf und hielt ihr die Augen zu. „Wer bin ich?“, fragte diese Person belustigt. „Ah! Ayumi! Lass den Quatsch!“, meinte Mizuki und zog die Hände ihrer Freundin von ihren Augen. Gerade wollte Yusaku sich aus dem Staub machen, als Ayumi ihn bemerkte und fragte: „Nanu? Wer bist denn du?“ „I-ich?“, stammelte er. „Oh! Ist er etwa dein Freund?! Ich dachte du stehst nicht auf jüngere!“, wollte Ayumi aufgeregt von Mizuki wissen. „Wir sind nicht zusammen!“, antworteten die beiden wie aus einem Mund. „Und außerdem ist er mindestens genauso alt wie wir!“, protestierte Mizuki. Ayumi blinzelte ein paar Mal und fragte: „Ach echt? Sag mal… wie alt bist du?“ „15…“ „Welcher Monat?“ „A-August…“ „Heeeeeeh?! D-dann ist er ja sogar älter als du Mizuki!“, rief Ayumi ungläubig aus.  „Huh? Tatsächlich?“, wollte nun auch Yusaku wissen. „Ja… ich bin im Oktober geboren.“, meinte Mizuki und stützte ihre Hände auf die Hüfte. Dann begann Ayumi Yusaku genauer zu untersuchen. Sie lief ein paar Mal mit musternden Blick um ihn herum, bis sie fragte: „Du gehst aber nicht zufällig in unsere Parallelklasse?“ „Doch… die A-Klasse um genau zu sein…“, murmelte er. Nachdenklich stützte Ayumi ihr Kinn auf ihre rechte Hand und meinte: „Seltsam… Sonst sind mir doch alle Leute aus der Parallelklasse bekannt… Wie konnte ich dich übersehen haben…“ „Naja… mit seiner Größe ist das doch nicht recht verwunderlich!“, grinste Mizuki und verwuschelte Yusaku die Haare. „L-lass das Mizuki!“, meckerte er.   „Yo Tatsu! Nanu? Du siehst ja irgendwie nicht so prickelnd aus… ist am Wochenende was passiert?“, begrüßte Kenji den Jungen mit der Fliegerbrille. „Hey Kenji… Ach nicht so wichtig… Ich musste mir gestern nur ne Standpauke von meiner Mutter anhören und hab jetzt Fernseherverbot…“ „Oh hart! Was hast du angestellt?“ „Vergiss es einfach…“, seufzte Tatsu und sah aus dem Fenster. „Nicht dass es mich stören würde… Mit dem ganzen Digimon-Kram komme ich sowieso nicht oft zum Fernsehen… aber… Was ist, wenn mir mal keine Ausrede einfällt?“ „Oh, da fällt mir ein! Hast du nächsten Freitag schon was vor?“, meinte Kenji plötzlich und setzte sich auf den Stuhl vor Tatsu. „Ich? Wieso?“ „Wir könnten ja was machen. Fußball spielen oder so!“ „Oh! Tut mir leid! Ich hab zu tun!“ „Was denn? Ich dachte du hast Fernseherverbot! Oder hat dir deine Mutter fürs Wochenende auch noch Hausarrest gegeben? Hast du vielleicht was kaputt gemacht?“ „N-nein! Was denkst du denn von mir?!“, protestierte Tatsu. „Ich bin auf ne Party eingeladen! Nur ne Party!“ „Oh cool! Bei wem? Geburtstag?“ „Kennst du nicht. Und ist auch nicht so wichtig!“ „Woher willst du wissen, dass ich die Person nicht kenne? Ich kenne ziemlich viele Leute in Odaiba!“, meinte Kenji und kippelte belustigt mit seinem Stuhl. „Genau das ist es ja! Keiner von ihnen ist aus Odaiba…“, dachte Tatsu genervt und stützte sein Kinn auf seine Handfläche. „Ich weiß es einfach!“ „Was ist denn das bitte für eine Antwort?“ „Ach… bevor ich‘s vergesse! Sag mal… welche Charaktereigenschaft würdest du mir zusprechen?“ „Hä?“ „Ach… vergiss es…“, meinte Tatsu und sah aus dem Fenster. „Ich wüsste wirklich gerne, welcher Charakter das auf meinem Wappen ist… Aber außer uns Digirittern und Miu ist die Digiwelt ja nicht bekannt… Ich sollte vorsichtiger sein, mit dem was ich sage…“ „Ich soll dich mit nur einem Wort beschreiben?“, hakte Kenji nach. „Wozu?“ „Ich hab doch schon gesagt, dass du das Vergessen sollst! Das war nur so daher gesagt! Das ist mir einfach nur durch den Kopf geschossen.“ „Selbstbewusst!“ „Huh?“ „Ich glaube ich würde dich mit diesem Wort beschreiben. Denk doch nur mal an unseren Schulausflug nach Osaka! Ich glaube, dass die meisten sich nur dafür entschieden haben, weil du plötzlich so selbstbewusst aufgetreten bist!“ „Meinst du?“ Doch bevor Kenji ihm antworten konnte, öffnete sich die Tür zum Klassenzimmer und die Lehrerin trat ein. Vor Schreck, verlor Kenji den Halt und kippte mit seinem Stuhl zu weit nach hinten. Als er am Boden liegend seine Augen wieder öffnete fragte Tatsu: „Hat’s wehgetan?“ Er half ihm auf und stellte den Stuhl wieder hin. „Was ist denn hier los?“, wollte die Lehrerin wissen. „Uhm… nichts! Kenji ist nur gestolpert.“, meinte Tatsu und zwinkerte seinem Freund zu. Kenji setzte ein wehleidiges Grinsen auf. Die Lehrerin wandte sich kopfschüttelnd von den beiden ab. Nachdem die Schüler sie begrüßt hatten flüsterte Kenji plötzlich: „Hey, danke Tatsu! Bist nen echter Freund!“ „Ach was! Ich hab doch gar nichts gemacht!“ „Hast aber schnell geschalten und ohne rot zu werden gelogen! Glanzleistung!“ „Ich bezweifle, dass lügen löblich ist!“ „Aber hat mich vor einer Strafarbeit bewahrt!“ „Hör einfach mit dem kippeln auf!“, riet Tatsu ihn und sah aus dem Fenster. „Selbstbewusst und schnell schalten… Ob das etwas mit meinem Wappen zu tun haben könnte?“   „Ist das dein Ernst Dennis?“ „Was meinst du, Annika?“, fragte der Junge unschuldig und befüllte seinen Teller mit dem Abendessen. „Na sonst sitzt du auch immer nur vor der Glotze oder deinem Computer und zockst den ganzen Tag irgendwelche Spiele. Und jetzt gehst du einen Freund nach den anderen besuchen. Sogar ne Party!“ „Darf ich nicht?“, fragte Dennis niedergeschlagen und sah zu seinen Eltern herüber. „N-nein! Ist schon in Ordnung! Es ist schön, wenn du Freunde hast, mit denen du viel unternimmst!“, meinte seine Mutter. „Es wäre nur ganz gut zu wissen, wann du wieder da bist! Das letzte Mal warst du einfach wieder in deinem Zimmer… du hast nicht mal Hallo gesagt, als du wieder gekommen bist. Wir wussten nicht einmal, dass du weggegangen bist! Bitte gib dann doch wenigstens Bescheid!“ „Oh… ach so… naja…“, stammelte Dennis. „Das ist aber nicht so einfach, wenn ich die Digiwelt betrete… Ich kann schließlich nicht aus dem Haus gehen und dann meinen Computer benutzen!“ „Bist du denn so vergesslich. Oh Mann! Ich dachte ich wäre die ältere hier. Aber mein kleiner Bruder scheint wohl echt alt zu werden!“, meinte Annika. „So ist das nicht!“, protestierte Dennis. „Ich ruf euch an, wenn ich dort bin, okay?“ „Und warum machst du das so kompliziert und kannst dich nicht wie ein normaler Mensch verabschieden.“ „Weil‘s nicht geht!“ „Und warum nicht?“ „Geht halt nicht!“ „Was ist das für ne Antwort?!“ „Mein Gott! Kann dir doch egal sein, was ich mache! Warum muss ich mich dann unbedingt hier verabschieden?!“, meckerte Dennis. „Weil sich das so gehört!“ „Hmpf!“, machte Dennis und schob sich beleidigt einen Löffel des Abendessens in den Mund. „Wenn es den Jungen so stört, dann kann er von mir aus auch einfach anrufen wenn er dort ist. Sollte er sowieso machen, wenn’s weiter weg ist.“, meinte sein Vater und begann auch zu essen. Begeistert funkelte Dennis mit seinen Augen und meinte: „D-danke! Danke, danke, danke, Papa! Du bist der allerbeste!“ „Hmpf! Ich weiß!“ „Boa, Papa! Gib bei Dennis doch nicht immer so schnell klein bei!“, motzte Annika.   „Was war denn bei euch da unten los? Ihr seid alle ziemlich laut geworden.“, sagte Chapmon, als Dennis sein Zimmer wieder betrat. „A-ach nicht so wichtig. Weißt du, es ist nicht immer so einfach, die Digiwelt und ihre Existenz geheim zu halten. Am liebsten würde ich es ihnen einfach sagen und damit alle meine Doppelleben-Probleme aus der Welt schaffen!“ „Warum tust du es dann nicht?“ „Weil das nicht geht, Dummkopf! Die würden mir das nie glauben! Vielleicht stecken sie mich dann noch in irgendeine Klapse… Darauf verzichte ich!“, antwortete der Junge und überkreuzte seine Arme vor dem Gesicht. „Oh! Hast du mir was zu essen mitgebracht?!“, fragte das Digimon aufgeregt, als es den Teller in seiner Hand sah. Dennis sah kurz auf den Teller und meinte mit einem  fiesen Grinsen: „Heeeh~ willst du das?“ „Unbedingt! Ich verhungere!“ „Tja… tut mir Leid! Da wir immer noch nicht unser Wappen haben sehe ich keinen Sinn dir das zu geben!“ „WAAAAS?!“ „Such unser Wappen und du bekommst was ab.“ „A-ab-aber wie soll ich das denn anstellen?! Ich kann doch nicht ohne deine Hilfe in die Digiwelt! Ich kann ja nicht einmal ohne dich digitieren… ich…“ Dennis konnte sich sein Lachen nicht länger verkneifen und lachte lauthals los. „Das war doch nur ein Scherz, ein Scherz!“, prustete er. Kichernd stellte er dem verdutzten Digimon den Teller vor die Nase. „Lass dir schmecken!“ „A-aber ich hab das Wappen nicht gefunden…“, meinte Chapmon verwundert. „Boa ey! Jetzt lass dich doch nicht immer so verarschen! Sollte doch nur ein Scherz von mir sein!“ „Der war aber nicht komisch!“, fand Chapmon und blies beleidigt seine Backen auf. „Ich sehe das anders!“, kicherte Dennis. „Dennis! Was machst du da drin?!“, hörten sie plötzlich Annika rufen, die an der Tür zu seinem Zimmer klopfte. „N-nichts! Ich… les mir nur ne Witzeapp durch!“, lachte der Junge. „Du verlierst deinen Spaß nie, oder?“, wollte Chapmon wissen und nahm ein Brötchen vom Teller. „Sollte ich?“, grinste der Junge zurück. „Nein! Das mag ich an dir!“, sagte Chapmon freudig. „Bitte verlier diesen Spaß an unseren Abenteuern nie!“ „Worauf du dich verlassen kannst!“, grinste Dennis und streckte dem Digimon seinen Daumen entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)