Digimon Prophecy von Fuchspinsel ================================================================================ Prolog: Am Anfang war das Ei ---------------------------- „Tatsu… Tatsu! Man wach endlich auf!“, nörgelte eine hohe Mädchenstimme an das Ohr des Teenagers. „Nahh! Geh weg Miu! Es ist Samstag…“, nuschelte er in sein Kissen. Doch die Siebenjährige gab nicht so leicht auf. Sie hüpfte auf das Bett von ihrem großen Bruder und rief: „Du musst aber aufstehen Tatsu! Du hast es mir versprochen! Versprochen, versprochen! Versprechen darf man nicht brechen!“ Er drehte sich auf den Rücken, fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare und fragte: „So… was hab ich dir denn versprochen?“ Erschrocken sog seine kleine Schwester die Luft ein und erstarrte. Da sie ihm nicht antwortete, setzte er sich auf und blinzelte sie an. Doch dann rannte sie schreiend aus dem Zimmer: „MAMA! Tatsu ist wieder gemein zu mir!“ „Dein verdammter ERNST?!“, rief er seiner Schwester, nun hellwach hinterher. Das würde wieder was geben… ein ganzer Samstag sollte wohl für seine Schwester draufgehen. Seine Wut gerade noch so im Zaum haltend sprang er aus seinem Bett und folgte ihr langsam. Als er in die Küche kam, hing Miu an dem Rockzipfel seiner Mutter und jammerte an diese heran. „Man Miu! Jetzt mach nich so nen Aufstand.“, gähnte Tatsu. Er schielte auf die Küchenuhr. Dann rieb er sich eines seiner Augen und meinte: „Du kannst mich doch auch nich so früh fragen, ob ich was mit dir mache…“ „Du hast es versprochen und sagst, dass du es einfach so vergessen hast!“, schimpfte die Kleine. „Aber mich kannst du nicht so leicht anlügen! Du hast schiss gegen mich zu verlieren und tust nur so!“ „Ich hab was?!“, hakte er ungläubig nach und blickte hilfesuchend auf seine Mutter. Doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Wovor soll ich denn Angst haben? Für gewöhnlich spielen wir Federball und da wir das zusammen tun, kann ich da unmöglich verlieren…“, nörgelte er und setzte sich an den Frühstückstisch. Seine Mutter stellte ihm eine Müsli-Schale hin. „Nein! Tischtennis! Du hast mir versprochen, dass du heute das machst was ich will, weil du meinen Geburtstag verschlafen hast!“ „Ouw… ja da war was…“, gab er zu. An dem Tag hatte er einen wichtigen Karate-Kampf mit seinem Rivalen aus Gunma und war total kaputt, sodass er während der Feier einfach auf dem Sofa eingeschlafen war. Um ihren Geburtstag noch zu „retten“, gab er ihr das eben genannte Versprechen. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass sie es in den drei Wochen vergessen würde, leider war dem nicht so… „So wo das endlich geklärt ist, kann ich dich ja jetzt platt machen!“, rief die kleine aufbrausend und schwang ihren Tischtennisschläger – wo auch immer sie den nun schon wieder her hatte… „Immer mal langsam mit den jungen Pferden! Ich hab gesagt nach dem Frühstück und vor dem Mittagessen! Ich hab aber noch keinen Bissen gegessen!“ „Oooch! Muss das sein?! Dann iss schneller! Ich bin schon lange fertig!“ „Gefrühstückt hast du aber auch noch nicht!“, warf die Mutter ein und wie aufs Wort knurrte der Magen des Mädchens. Mit erröteten Wangen meinte sie dann: „Naja… ein bisschen essen kann ja nicht schaden…“ „Wo ist eigentlich Papa?“, wollte Tatsu wissen, als sie alle am Tisch saßen. „Im Dienst. Als Polizist hat dein Vater eben auch am Wochenende zu tun.“ „Achso…“, murmelte der Teenager und aß schweigend sein Müsli. „Also Tischtennis, ja?“, hakte er nach, als er sich seine Fliegerbrille um den Hals hing „Tischtennis, Federball und dann zeigst du mir deine neusten Karate-Tricks!“ „Wow, hast ja die paar Stunden richtig durchgeplant…“, meinte er und holte die nötigen Utensilien aus dem Schuppen. „Auf zum Park!“, rief sie und er folgte ihr stumm. An Tischtennis verlor sie schon bald die Lust, als er sich teilweise einfach nicht zurückhalten konnte und die Partie für sich gewann. Bei Federball schob sie den einen oder anderen Fehler auf ihn, weil er „zu stark“ geschlagen hätte. Aber das machte ihm nichts aus. Er fand es teilweise sogar witzig, weil ihr oft selbst auffiel, was für einen Stuss sie da von sich gab. Doch als sie einmal den Ball traf, kam zufällig eine kräftige Windböe und blies den Ball weit von ihnen weg. „Ja, ja und ich soll ihn nicht so stark schlagen?!“, fragte er neckisch und rannte dem Ball hinterher. „Wenn du zu langsam bist!“, konterte sie. Tatsu sah, wie der Ball durch das Blätterdach eines Laubbaumes stürzte, mitten in ein dorniges Gebüsch. „Ja klasse…“, murmelte er. Er seufzte, als er dort angekommen war und bemerkte, wie sehr sich das Ding in den Dornen verheddert hatte. Doch als er den Ball gerade freigegraben hatte, sah er ein überdimensionales Osterei darunter liegen. „Nanu… was ist denn das?“ „Tatsu, jetzt beeil dich mal!“, nörgelte seine Schwester aus der Ferne. „Ja Moment! Da ist noch was!“, rief er ihr zurück. Aus Neugier kam sie auf ihren großen Bruder zu, während er das Ei von den Ästen des bedornten Busches befreite. Sie trat gerade an ihn heran, als er das Ei in die Hände nahm. Plötzlich umgab das Ei ein grelles Licht. Vor Schreck und halb erblindet, schloss er die Augen und verlor das Gleichgewicht. Als er seine Augen wieder öffnete, schwebte eine kleine leuchtende Kugel vor ihm. „Was ist das?“, wollte Miu wissen. „K-keine Ahnung…“, murmelte er. Tatsu verspürte irgendwie ein Verlangen, das seltsame Licht anzufassen und mit seinen Händen zu umschließen. Doch er fürchtete sich auch irgendwie davor. „Vielleicht ist das ja eine Glücksfee!“, flüsterte Miu aufgeregt. „Ja klar…“, antwortete er ironisch. Dann fixierte er wieder das Licht und streckte langsam seine linke Hand danach aus. Seine Fingerspitzen berührten es schon leicht, als es langsam blasser wurde und seine Form veränderte. Nun holte er auch seine zweite Hand dazu und ließ den leicht leuchtenden Gegenstand langsam in seine Hände fallen. Es formte sich zu einer Art Handy, als das Leuchten gänzlich verschwunden war. „Und was ist das jetzt?“, wollte seine Schwester etwas enttäuscht wissen. „Hmm.“, machte ihr Bruder und betrachtete das eigenartige Gerät etwas genauer. Die Ecken des Geräts waren stark abgerundet. Am oberen Ende befand sich ein quadratischer Bildschirm, den ein goldener Ring, welcher mit eigenartigen Runen gefüllt war, umgab. Darunter und an der Seite befanden sich ein paar unbeschriftete gelbe Knöpfe. Das Gerät an sich war leicht gräulich. „Sieht aus wie nen Gameboy, Walki-Talki oder uraltes Handy oder so…“, meinte Tatsu dann. „Das kam aus dem Ei oder?“ „Scheint so…“ Sie sahen beide auf das leicht bläuliche Ei, welches mit violetten Dreiecken bestückt war. „Das ist aber nicht normal, oder? Also, dass überdimensionale Ostereier komische Handyteile ausspucken… meine ich…“ „Überdimensionale Ostereier sind auch so nicht normal…“ „Und was jetzt?“, wollte die Siebenjährige wissen. „Nehmen wir’s mit nach Hause und sehen es uns genauer an. Irgendwie hat mich das neugierig gemacht.“ „Und was wird Mama dazu sagen, dass du einfach so was von der Straße mit nach Hause geschleppt hast?“, wollte seine Schwester dann wissen. „Mama muss es ja nicht erfahren.“, grinste er und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Das Ei bleibt unser kleines Geheimnis, okay?“, zwinkerte er dann. Total aufgeregt grinste sie, packte die anderen Sachen zusammen und folgte ihm auf dem Weg nach Hause. Es fiel ihnen nicht schwer, das Ei, trotz seiner Größe, unbemerkt in ihr Zimmer zu bringen. Dort angekommen sah sich Tatsu das Ei noch einmal genauer an. „Was meinst du? Lebt das da drin? Oder ist das nur so nen olles Plüschei?“ „Plüschei? Das Ding is hart wie Stein!“, meinte er, hob es an und reichte es seiner Schwester. „Dann ist das vielleicht ein Drachen-ei? Oder schlüpfen da Elfen draus?“ „Was weiß ich… hab jedenfalls noch nie so ein riesiges Ei gesehen…“, murmelte er. Dann kam er dem Ei näher, legte sein Ohr auf die Schale und lauschte in die Stille. „Was machst du denn da?“ „Klappe jetzt!“, zischte er. Dann plötzlich hörte er einen Herzschlag… nein! Er spürte ihn förmlich. Wie als würde irgendetwas ihn mit dem Wesen, das in diesem Ei schlummerte, verbinden. „Also was auch immer da drin ist… es lebt…“ „Meinst du, wir könnten unseren eigenen Godzilla halten?“ Tatsu lachte: „Na ich hoffe mal nicht! Godzilla ist böse!“ „Ach! Das kann gar nicht böse werden, wenn wir beide uns drum kümmern!“, meinte sie und umarmte das Ei feste. Dann sah sie den Dreck, der noch immer von dem dornigen Gestrüpp auf dem Ei war. Mit ihrem Handballen wischte sie diesen weg. Urplötzlich begann das Ei sich zu bewegen. „H-ha-hast du das gesehen?“, wollte Miu dann von ihrem großen Bruder wissen. „Und ob! Mach das noch Mal!“ „S-spinnst du?! Was ist wenn es mich anspringt und auffrisst?“ „Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd! Du hast doch selbst gesagt: Mit uns an der Seite kann es gar nicht böse werden!“ Miu schluckte und streichelte das Ei noch einmal. Wieder wackelte es in ihrem Schoß hin und her. „Ich glaube, wir können es so zum Schlüpfen bringen!“, meinte Tatsu begeistert. Schnell legte auch er eine Hand auf die kalte Schale und rieb an ihr, wie an einer Wunderlampe. Das Ei spielte in Mius Schoß fast verrückt und bald darauf bekam die Schale auch Risse. Gebannt stierten die Geschwister auf das Ei. Puff! Als sie ihre Augen wieder vorsichtig öffneten, saß auf den Schalen des Eies ein kleines, kugelrundes Wesen. Es erinnerte ein wenig an einen zu rund gewordenen Dinosaurierkopf. Das violette Wesen sah die beiden mit großen Augen an. „Was zum Geier ist das?!“, fragte Tatsu. Doch seine Schwester war weniger verwundert als er, kreischte und meinte: „Oh nein! Wie süß ist das denn?!“ Schneller als er gucken konnte, nahm sie den violetten Fellknäul in den Arm und drückte ihn fest. Doch irgendwie erleichtert, dass es keine Gefahr darstellen sollte, lachte Tatsu und meinte: „Pass auf, dass du es nicht erdrückst!“ „Ich doch nicht!“, grinste seine Schwester und knuddelte das Wesen noch fester. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)