True Love? von Deathsymphonie ================================================================================ Kapitel 7: Unerwartete Wendungen -------------------------------- Kaum hatte ich die Tür hinter mir ins Schloss gezogen, überhäufte mich meine Mom auch schon mit den typischen „Wer war der Junge? Ist das dein Freund?“-Fragen. Sie war schon immer sehr direkt wenn sie etwas in Erfahrung bringen wollte. Fast schon wie Rosalia, die auch recht offen über so einiges redete. Bevor Moms Gedankengänge jedoch in mir unbekannte Richtungen ausarten konnten, erklärte ich den beiden alles kurz und knapp: „Lysander ist nur ein Klassenkamerad und ich habe ihn zufällig getroffen, als er nach seinem Notizbuch suchte. Weil es schon recht spät ist, bestand er darauf, mich nach Hause zu begleiten.“ Als ich endete, sah ich wieder das nur allzu bekannte Glitzern in Moms Augen. Ihre nächsten Worte bestätigten meinen Verdacht: „Was für ein Gentleman, Lulu. Du musst dich ranhalten, sonst schnappt ihn dir eine Andere weg.“ Zwar versuchte ich ihr klarzumachen, dass ich nichts von ihm wollte und wir aller höchstens Freunde waren, aber sie schien es mir nicht wirklich abnehmen zu wollen. Ich fragte mich, warum sie es nicht tat. Wahrscheinlich lag es an den Geschichten, die sie mir manchmal aus ihrer Jugend erzählte. Sie hatte mir einmal gesagt, dass ihre Eltern (meine Großeltern) nie wussten, ob sie einen Freund hatte oder nicht. Wenn sie dann doch mit einem Jungen „erwischt“ worden war, hatte sie immer gemeint, dass es nur ein Teampartner für ein Schulprojekt gewesen wäre. Als noch weitere Fragen mich zu überfluten drohten, verschwand ich mit der Ausrede auf mein Zimmer, es ginge mir nicht so gut und würde deswegen auch nicht zum Abendessen auftauchen. Meine Eltern ließen mich ziehen. Zum Glück, ohne nochmal nachzufragen! ~.~.~ Wie üblich wartete Rosa auf mich früh morgens, damit wir unseren Schulweg gemeinsam antreten konnten. Unüblich war allerdings, dass sie zusammen mit Lysander vor meinem Haus wartete. Zuerst dachte ich, er würde nur etwas mit ihr plaudern wollen, aber als er mich mit den Worten: „Guten Morgen, Lucy. Wir haben schon auf dich gewartet“, begrüßte, blieb mir jegliches Wort im Halse stecken. „Ähm…Guten Morgen zurück“, konnte ich nur herausbringen, da ich viel zu beschäftigt damit war, ihn entgeistert anzuschauen. Hatte er wirklich mit meiner besten Freundin zusammen auf mich gewartet? Wenn ja, dann stellte sich mir die Frage, warum er dies tat. Eigentlich lief er doch mit Castiel zusammen, oder nicht? Eine wedelnde Hand vor meinem Gesicht und Rosas Stimme brachten mich wieder zurück in die Realität: „He, ist jemand zu Hause? Wir müssten nämlich so langsam los. Außerdem ist es nichts Besonderes, wenn ein Junge mit uns läuft. Er ist nicht von einem anderen Stern, Lulu. Du kannst also aufhören, Lys so anzustarren als wäre er ein Alien.“ Mir schoss in Rekordzeit die Schamesröte ins Gesicht und schnell blickte ich zu meiner recht offenen Freundin. Lysander selbst schien es gelassen zu sehen, denn er lächelte nur amüsiert, bevor er mich verteidigte: „Ich kann Lucys Reaktion ganz gut nachvollziehen, denn auch ich wäre im ersten Moment verwundert, wenn beispielsweise Nathaniel morgens mit mir zur Schule laufen würde.“ Um dieser peinlichen Situation zu entkommen, lief ich mit den Worten, „Wir kommen noch zu spät zum Unterricht“, voraus. Lange hielt dieses Ausweichmanöver jedoch leider nicht, denn nur kurze Zeit später hatten mich die beiden auch schon wieder eingeholt. „Jetzt renn doch nicht so, Lulu!“, tadelte Rosa mich, als sie mich -etwas aus der Puste- endlich erreicht hatte. Sie hielt mich an der Schulter fest, damit ich nicht mehr so leicht abhauen konnte. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich doch überreagiert hatte. Was sollte das? Warum hatte ich mich so kindisch benommen? Lag es etwa an Lysander? Aber wenn ja, warum? …Nein, es war einfach nicht mein Tag und meine Woche, beschloss ich. Anderes zog ich erst gar nicht in Betracht. „Tut mir leid, ihr beide“, entschuldigte ich mich, „es liegt wahrscheinlich am ganzen Stress der vorherigen Tagen, dass ich so reagiert habe. Selbst meine Eltern schienen sauer auf mich zu sein, obwohl ich ja eigentlich gar nichts gemacht hatte!“ Rosa sah mich mitfühlend an. Sie kam auf mich zu, umarmte mich und meinte: „Das wird schon wieder alles! Glaub mir ruhig. Spätestens wenn Mr. Faraize deine Strafarbeit und die anderen kontrolliert, müsste ihm auffallen, dass Amber und du dieselbe Schrift haben. Solche Zufälle gibt es auch eigentlich nicht!“ „Da muss ich Rosalia Recht geben. Soweit ich weiß, gibt es keine zwei Menschen, die ein und dieselbe Schriftart haben. Außerdem wird er sich dann daran erinnern, dass du versucht hast, Mrs. Martins die Wahrheit zu erzählen, aber sie Ambers Geschichte Glauben schenkte. Du brauchst dir also keine Sorgen machen. Es legt sich schon wieder alles“, mischte sich auch nun Lysander ein. Ich war so davon gerührt, wie sie versuchten mich aufzumuntern, dass ich den Tränen nah war. Ihre Mühen waren auch nicht vergeblich, denn sofort fühlte ich mich besser und blickte hoffnungsvoll dem Tag entgegen. „Danke, dass ihr mich so gut aufbaut“, bedankte ich mich ehrlich bei den beiden, „jetzt habe ich kein allzu großes mulmiges Gefühl, in die Schule zu gehen. Zum Glück, habe ich noch euch!“ Rosalia ließ mich los und sah mich zusammen mit Lysander freudestrahlend an. Nicht zum ersten Mal machte ich mir Gedanken, was ich nur ohne Freunde auf der Sweet Amoris bloß machen würde… „Wir müssen aber nun wirklich los“, erinnerte uns Lysander, nach einem Blick auf seine Uhr. Und so machten wir uns auf den Schulweg. ~.~.~ Kaum in der Schule angekommen, rannte ein nervös wirkender Mr. Faraize auf mich zu. Es war schon echt gruselig, als er mir entschuldigend erzählte: „Ich muss mich bei dir sehr entschuldigen, Lucy. Als ich deine Arbeit von gestern beim Nachschreiben kontrollierte, fiel mir auf, dass ich diese Handschrift schon mal irgendwo gesehen hatte. Sofort dachte ich an die Worte deiner Klassenkameradin Rosalia, die mir geraten hatte, diese Arbeit mit der, die Amber abgegeben hatte, zu vergleichen. Tatsächlich stimmten beide Schriften überein und weil es sehr unwahrscheinlich war, dass du irgendein Blatt von Amber hast mitgehen lassen, musste an der Geschichte, welche Mrs. Martin mir erzählt hatte, etwas nicht stimmen. Wie gesagt, es tut mir außerordentlich leid, dich dieses Diebstahls beschuldigt zu haben und ich werde dir auch ein Schreiben für deine Eltern mitgeben lassen, worin alles nochmals erklärt steht.“ Mal wieder sprachlos, stammelte ich nur: „Oh, ähm, danke Mr. Faraize. Wie-“ „Bedanke dich nicht bei mir, sondern bei deiner Klassenkameradin Rosalia. Wenn sie mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, wäre mir die Ähnlichkeit wahrscheinlich nicht aufgefallen. Aber entschuldige mich, ich muss noch etwas vorbereiten“, unterbrach er mich und zog mit diesen Worten von Dannen. Erst nach einigen Sekunden konnte ich das Gehörte weiterverarbeiten, denn ich war mir erst nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte oder aber nicht. Als mir dann endlich ein Ergebnis vorlag, drehte ich mich mit großen ungläubigen Augen zu Rosa um. Daher wehte also der Wind. Meine Retterin stand mit Lysander etwas abseits von mir, gleich vor den Schließfächern. Scheinbar hatten sie sich dorthin gestellt, damit Mr. Faraize in Ruhe mit mir reden und die ganze Situation aufklären konnte. Freudestrahlend umarmte ich meine beste Freundin und bedankte mich bei ihr: „Mensch, Rosa! Ich wusste ja gar nicht, dass du gestern nach der Schule nochmals bei ihm warst! Du bist einfach die Beste! Vielen Dank!“ „Ich weiß, dafür bin ich doch da, Lulu. Wann immer du irgendwelche Schwierigkeiten hast, ich bin immer für dich da, um dir zu helfen und beizustehen“, erwiderte sie ebenfalls glücklich und umarmte mich auch sehr kräftig zurück. „Du glaubst gar nicht, wie leicht es eigentlich war, Mr. Faraize zu überzeugen“, begann sie zu erzählen und ließ mich los, damit ich ihr besser zuhören konnte, „am Anfang hatte er alles abgestritten und wieder dieselben Worte wiederholt, welche er schon auf der Pause zu uns gesagt hatte, dass die Hexe ihn niemals anlügen würde und blah, blah, blah… Den Mist meine ich. Jedenfalls machte ich ihm klar, dass ich gar nicht davon ausging -natürlich eine Lüge-, sondern viel eher daran glaubte, dass Amber die Kräuterhexe angelogen hätte -was ja gar nicht weit hergeholt war. Er blieb still und dachte nach. Als er mir gerade antworten wollte, kam ich ihm zuvor und machte ihn darauf aufmerksam, sich gut zu erinnern, wann Amber das letzte Mal ihre Hausaufgaben hatte, und dann noch in einer solchen Ausführung und auf solch einem Niveau. Außerdem wies ich ihn darauf hin, er sollte doch mal die beiden Handschriften von ˈAmbersˈ Arbeit und der, die du dann später beim Nachschreiben erledigt hättest, zu vergleichen. Gerade als ich dachte, ich hätte ihn überzeugt, meinte er nur, dass sich auch schlechte Schüler bessern können und ich nicht so gemein sein solle. Danach ging er einfach los zum Nachsitzen. Aber ich bin froh, dass ich ihm doch noch die Augen öffnen konnte.“ Das Schulklingeln riss uns aus unserer frohen Stimmung. „Mist, das war das Stundenklingeln!“, bemerkte ich unnötiger Weise, da es jedem von uns klar war. So schnell ich konnte, ging ich den Stundenplan im Geiste ab. Es war Mittwoch und in der ersten Stunde hatten wir… „Chemie bei Mrs. Delanay…“ Mrs. Delanay war auch so eine hervorragende Lehrerin wie Mrs. Martins. Zwar nicht unbedingt so unausstehlich, aber genauso streng. Sie legte außerdem sehr viel Wert auf die Pünktlichkeit der Schüler, was bedeutete, dass wir so schnell wir nur konnten, zum Chemie- sowie Bioraum flitzten. Dort angekommen, blickten wir uns alle fragend an, wer es übernahm, an die Tür zu klopfen und Mrs. Delanay zu erklären, warum wir erst so spät zum Chemieunterricht erschienen. Bevor einer der beiden etwas machen konnte, fasste ich meinen Mut zusammen und klopfte an die Tür. Eine Weile schien es ruhig zu sein -ja fast schon zu ruhig-, bis wir Schritte hörten, die sich hinter der Tür uns näherten. Als die Tür auf ging, stand nicht wie erwartet Mrs. Delanay vor uns, sondern Mrs. Martins. Wir sahen sie alle mit einem Blick, gemischt aus Verwirrung und Schreck, an. Was machte sie denn ausgerechnet hier?! Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass scheinbar nicht nur mir diese Frage durch den Kopf schwirrte. Mrs. Martins sah uns auch zuerst überrascht an, bevor sich ein wissendes Grinsen in ihrem Gesicht festsaß. Lysander war der Erste, welcher seine Fassung wiedererlangte und ganz neutral fragte: „Mrs. Martins, wo ist denn Mrs. Delanay?“ „Sie ist bei einem sehr wichtigen Termin und hat euch Arbeitsblätter hinterlassen, die ihr als Stundenarbeit später abgeben sollt. Ich bin hier, um aufzupassen, dass jeder seine Aufgaben korrekt erledigt“, beim letzten Teil ihres Satzes sah sie mir direkt in die Augen. Ich widerstand ihrem Blick, denn ich erfüllte meine Aufgaben schließlich immer so gut ich nur konnte. Nach einigen Sekunden Stille, fragte sie dann Rosa: „Und? Warum seid ihr drei zu spät zum Unterricht gekommen?“ „Mr. Faraize wollte sich bei mir für die Missverständnisse der letzten Tage bei mir entschuldigen und sich bei Rosa bedanken, dass sie ihm einen Tipp gegeben hatte, damit diese aufgeklärt werden konnten. Er wird es Ihnen sicher bestätigen können“, antwortete ich ihr, anstatt Rosa und betonte dabei das Wort Missverständnisse absichtlich. Sie musterte mich mit einem mir undefinierbaren Blick, bevor sie dann meinte: „Was das angeht, werde ich Mr. Faraize später persönlich danach fragen. Bis dahin werde ich euer Zuspätkommen im Klassenbuch vermerken. Wenn ich mich von der Wahrheit eurer Aussage überzeugt habe, werde ich den Eintrag natürlich wieder streichen. Steht nicht unnötig hier rum, sondern kommt rein und setzt euch auf eure Plätze! Die Aufgaben liegen dort bereit.“ Erneut kochte ich innerlich vor Wut. Es mag ja eine Sache sein, mir ständig etwas anhängen zu wollen, aber dass sie jetzt sogar so weit ging und meine Freunde mit hineinzog, war einfach unerhört! Wie konnte eine so boshafte Person immer noch Lehrerin sein?! Doch bevor jemand etwas dazu erwidern konnte, drehte sich Mrs. Martins um, und stöckelte regelrecht zum Lehrertisch zurück. Dort nahm sie sich das Klassenbuch, sowie einen Stift und machte sich daran, einen sehr lang wirkenden Text hinein zuschreiben. Ich merkte wie jemand meinen Arm nahm und mich in den Raum hinein zog. Es war Rosalia. Auch sie schien sehr verärgert über die Umstände zu sein und es war ein Wunder, dass sie noch nichts dazu gesagt hatte. Aber ich konnte mir denken, dass sie ihren Frust spätestens in der Pause herauslassen würde. Wir setzten uns an eine freie Bank ganz hinten am Fenster. Lysander folgte uns und sah mit gerunzelter Stirn nachdenklich nach unten. Über was er grübelte konnte ich nur spekulieren, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es etwas mit unserer liebenswürdigen Biolehrerin zu tun hatte. Um mich von meinen eigenen negativen Gedankengängen abzulenken, widmete ich mich dem Arbeitsblatt, das uns Mrs. Delanay als Stundenarbeit dagelassen hatte. Doch als ich mir die Aufgaben genauer ansah, sackte ich innerlich zusammen. Das konnte eine sehr lange Stunde werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)