True Love? von Deathsymphonie ================================================================================ Kapitel 5: Nachsitzen Dank Amber -------------------------------- Am Montag nach dem Wochenende fühlte ich mich wie gerädert, was sicherlich von den Horrorfilmen und dem damit verbundenen Schlafentzug kam. Wahrscheinlich konnte ich mit meinem Aussehen gleich selbst in einem mitspielen. Als Rosa mich am Morgen für Schule abholte, starrte sie mich für einen kurzen Moment entgeistert an, was meinen Verdacht, selbst wie ein Zombie zu wirken, verstärkte. Mit Sicherheit lief ich sogar wie einer, denn Rosalia bewahrte mich -mehr als einmal- davor, gegen etwas zu laufen. Sie schliff mich, ohne groß rumzutrödeln, auf die Mädchentoilette und versuchte dort, noch etwas von mir zu retten. Ein Blick danach in den Spiegel verriet, dass Rosa wahrlich ein Talent für’s Schminken besaß. Sie hatte zwar sehr viel Make-up benutzt, aber trotzdem sah es so aus, als wäre ich nur dezent geschminkt. Ich mochte es eigentlich nicht, aber in solchen Ausnahmesituationen, beziehungsweise Notfällen, sah ich darüber hinweg. Besonders wenn man mit einer solch begabten Freundin gesegnet war. „Danke Rosa. Ich glaube, du hast mir damit den Tag gerettet“, nuschelte ich, noch immer leicht verschlafen und sah sie dankbar an. Dass ich dabei wahrscheinlich eher eine groteske Grimasse zog, interessierte mich im Moment herzlich wenig. Sie lächelte begeistert und meinte: „Keine Ursache, Lulu. Das ist eine meiner leichtesten Übungen! Wir sollten uns aber beeilen, sonst kommen wir noch zu spät zur ersten Stunde! Du weißt ja noch gar nicht, wie biestig unsere nette Biolehrerin ist…“ ~.~.~ Rosa sollte Recht behalten, was unsere Biolehrerin anging. Letzte Woche war sie nicht da gewesen, weshalb wir an diesem Tag Vertretung hatten und ich diese -wie meine liebe Freundin schon erwähnt hatte- außerordentlich nette und freundliche Lehrerin leider erst an diesem Montag kennenlernen durfte. Das Gruseligste an dieser ganzen Sache war, dass sie scheinbar mehr über mich wusste, als ich über sie. Dies bewies sie mit einem Kommentar ihrerseits, nachdem ich eine Antwort auf ihre -an mich gerichtete Frage- regelrecht verpeilt hatte. „Lucy, ich bin sehr enttäuscht von dir… Letzte Woche hat es doch noch so gut geklappt! Entweder besitzt du einfach keine ausdauernde Konzentration…oder, liegt es etwa an deinem kleinen Freund, der die Schule leider wieder verlassen musste?“ Ich hatte zwar keine Ahnung, woher sie von Kentin und mir wusste, aber in dem Moment wurde ich urplötzlich so wütend, dass ich einfach geradeheraus erwiderte: „Naja, wenn Sie mir schon die Wahl lassen, dann muss es wohl der Mangel an ˈausdauernde Konzentrationˈ liegen. Alles andere hat Sie ja nichts anzugehen, nicht wahr?“ Ihrem giftigen Blick nach zu urteilen, hätte ich meinen Mund lieber nicht so weit aufreißen sollen. Natürlich musste sie es mir im Laufe des weiteren Unterrichts demonstrierten. Dies ließ sie in Form einer mündlichen Leistungskontrolle, einer Stundennote, sowie weiteren Aufforderungen und der Abgabe des Unterrichtstoffes geschehen. Doch trotz meiner Müdigkeit und der damit verbundenen schlechten Laune, schlug ich mich tapfer und bot ihr die Stirn. Wenn ich schon unterging, dann sicherlich nicht kampflos! Am Ende der Stunde rief sie mich zu ihr und nörgelte: „Wie ich es dir ja bereits schon sagte, bin ich sehr unzufrieden mit deiner Leistung im Unterricht. Solltest du mir nochmals so negativ auffallen, wird das Konsequenzen, in Form von Nachsitzen, nach sich ziehen! Normalerweise greife ich nicht zu solch drastischen Maßnahmen, aber du lässt mir ja keine andere Wahl. Und jetzt beeil dich, um in deinen nächsten Unterricht zu kommen! Du willst dir doch nicht noch mehr Ärger einheimsen…“ „O-okay…“, brachte ich nur heraus und wandte mich ab. Sie sollte nicht wissen, wie sich Wut, Verwirrung und eine kleine Brise Hass auf ihre hochnäsige und überhebliche Art, in meinem Gesicht widerspiegelten. Welcher Lehrer, abgesehen von ihr natürlich, ließ einen Schüler wegen einmaliger Unaufmerksamkeit, nachsitzen? Naja, bestimmt verstand sie sich blendend mit Fräulein Nimmerschön, alias Amber. Draußen, auf dem Gang, wartete Rosalia mit einer kleinen Gruppe von Mädchen. Ich erkannte Kim, Viola, Iris und Peggy. Sofort stürzte Peggy auf mich zu und wollte haargenau wissen, was mir unsere Biolehrerin erzählt hat. „Das wird einer super Schlagzeile abgeben!“, rief sie begeistert, „ˈMrs. Martins vs. Lucy, die Revolution der Schülerˈ! Verstehst du nun warum ich das alles wissen will, Lucy? Du wirst der Star in der Schule sein! Es hat sich nämlich noch niemand getraut, sich mit ihr anzulegen. Alle, außer du!“ „Peggy, das reicht. Lass sie lieber in Ruhe! Die Kleine hat auch ohne dich schon so genug Probleme, da brauch sie nicht noch mehr Lehrer und Schüler, die sich gegen sie stellen“, mischte Kim sich mit ein, worüber ich ihr sehr dankbar war. Jedoch war ich nicht einer Meinung mit ihr, was meine Körpergröße betraf. Leicht verärgert, die Geschichte ihres Lebens gehen zu lassen, lief Peggy den Flur entlang in Richtung Kunstraum. Sie war manchmal wirklich eigenartig… ~.~.~ Es war mittlerweise schon Mittag und die zweite große Pause, beziehungsweise die Mittagspause, voll im Gange. Auf dem Weg zu meinem Schließfach schlenderte ich, etwas in meinen Gedanken versunken, gemächlich Schulflure entlang. Ich bemerkte deswegen auch nicht Amber, die sich an meinem Schießfach zu schaffen machte, bis ich gegen sie stieß. Erschrocken wichen wir beide jeweils einen halben Meter voneinander zurück und starrten uns mit vor Schreck geweiteten Augen an. Kaum zu glauben, dass ich einmal diesen Augenblick erleben durfte, in welchem Amber mich mit einem überraschten Gesichtsausdruck ansah. Leider hielt sich dieser nicht lange, denn sobald sich der erste Schrecken gelegt hatte, schaute sie mich mit ihrem typisch arroganten Blick an. „Was machst du denn hier?! Es ist Pause, also hast du gefälligst nicht auf den Gängen herumzuschnüffeln!“, tadelte sie mich und warf demonstrativ ihre blonde Mähne nach hinten. Zum Glück, ich hatte meine Haare damals abgeschnitten… „Wie bitte?!“, erwiderte ich entrüstet, „du bist doch hier diejenige, welche auf den Fluren herum gaunert! Scheinbar vorzugsweise vor meinem Schließfach! Was hattest du da eigentlich zu schaffen?!“ Sie schnaubte: „Als würde ich an deinen Sachen interessiert sein! Schulsachen habe ich selber und an dem, was du da sonst noch drin gelagert hast, hege ich ebenfalls kein Interesse! Wenn du es unbedingt wissen willst; ich bin nur zufällig hier, weil ich auf diesem Weg auf den Pausenhof wollte.“ „Und zufällig hast du meine Hausaufgaben auf dem Boden liegen sehen. So hilfsbereit wie du bist, wolltest du sie bestimmt aufheben und mir dann später wieder zurückgeben, nicht wahr?“, wollte ich von hier wissen. Ein kurzer Blick auf ihre Hände verriet sie, denn sie hatte mehrere linierte Blätter bei sich und davor war sie auch noch an meinem Spind gewesen. Am Morgen hatte ich nämlich dort meine Hausaufgaben für Geschichte deponiert. „Was bildest du dir bitte ein?! Das sind meine und nicht deine! Wenn du deine zu Hause vergisst, ist das dein Problem und nicht meins! Jetzt lass mich gefälligst in Ruhe!“ „Was ist denn hier los?!“ Während Amber zum Ursprung der Stimme blickte, fluchte ich innerlich. Denn diese Stimme -die ich an diesem Tag zum ersten Mal vernehmen durfte- hatte sich schon beim ersten Wort, das sie aussprach, tief in mein Gedächtnis gebrannt. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich diese Person erst in der nächsten Woche wiedersehe, aber scheinbar war mir das Glück nicht hold. „Ah, Sie sind es, Mrs. Martin! Sie kommen gerade rechtzeitig!“, rief Amber der Biolehrerin zu, „Lucy hat mich beschuldigt, dass ich mich an ihrem Schließfach vergriffen hätte, um ihre Hausaufgaben zu klauen! Dabei habe ich nur gerade meine eigenen geholt! Ich kann ja nichts dafür, dass sie einen Spind in meiner Nähe hat. Es ist aber eine Unverschämtheit, mich eines Verbrechens zu beschuldigen, welches ich nicht begangen habe, nur um selbst an die Hausaufgaben zu kommen, die sie nicht gemacht hat!“ „Wie bitte?!“, entkam es mir bestürzt. Was konnte ja wohl nicht wahr sein! Sie log sie einfach, ohne mit der Wimper zu zucken, an! Dieses unverschämte Verhalten, mich einfach eines angeblich versuchten Diebstahls zu beschuldigen, ließ ich nicht auf mir sitzen: „Du lügst ja wie gedruckt, Amber! Als würde ich mich dazu herablassen, von jemanden -vor allem nicht dir- irgendwelche Hausarbeiten zu stehlen! Außerdem-„ „Sei still, Lucy! Ich hatte dich gewarnt, dass du, solltest du mir nochmals negativ auffallen, nachsitzen wirst. Eigentlich habe ich dich für klüger gehalten, aber gut, da kann man wohl nichts machen… Ich werde jedenfalls einen Brief an deine Eltern schicken, dass du beim nächsten Mal eine Strafarbeit erledigen wirst! Morgen Nachmittag will ich dich beim Nachsitzen vorfinden, sonst droht dir wie gesagt mehr als nur das. Außerdem gebe ich auch Mr. Faraize Bescheid, dass du deine Aufgaben nicht erledigt hast und sie stattdessen von einer Mitschülerin klauen wolltest!“, donnerte Mrs. Martins und in mir begann es zu brodeln. Dieses Mädchen und diese Frau waren einfach nur unmöglich! Kaum zu glauben, dass sie die Geschichte von Amber glaubte! Es klingelte zum Ende der Pause und unsere Biolehrerin ging mit den Worten: „Komm nicht zu spät zum Unterricht!“ wieder weg. Amber folgte ihr und grinste mir noch hämisch und siegesgewiss hinterher. Als sie außer Sichtweite waren, ließ ich meine Schultern sinken, öffnete mein Schließfach und suchte nach den Hausaufgaben. Natürlich fand ich sie nicht und machte mich auf zum Geschichtsraum. ~.~.~ Der Tag verlief aber auch weiterhin so prickelnd. Da Mr. Faraize scheinbar nicht sehr gut gelaunt war, durfte ich am morgigen beim Nachsitzen die Aufgaben nachholen. Und als wäre das nicht schon genug, wollte er mich nach der Stunde nochmals sprechen, wobei er mir eine Standpauke hielt und mir ebenfalls nochmal erklärte, dass ich bei einer weiteren Auffälligkeit, einen Strafdienst ausführen durfte. Aber am besten war die Reaktion meiner Eltern, als sie vom Nachsitzen und den weiteren Maßnahmen erfuhren. Mein Dad wurde sehr wütend und gab mir eine Woche lang Hausarrest, während meine Mom enttäuscht von mir war. Wütend und gedemütigt, zu Unrecht bestraft geworden zu sein, schmiss ich mich aufs Bett, drückte mir ein Kopfkissen ins Gesicht und wollte alles einfach nur noch vergessen… Warum musste die Welt manchmal so ungerecht sein…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)