True Love? von Deathsymphonie ================================================================================ Kapitel 4: Die etwas andere Übernachtung bei Rosalia ---------------------------------------------------- Der Rest der Woche verlief unerwartet ruhig. Für meinen Geschmack zu ruhig, denn ich glaubte Amber gut genug zu kennen, um zu wissen, dass diese Stille ihrerseits nichts Gutes zu bedeuten hatte. Im Gegensatz zu ihr, war ich das am Freitag nicht, denn den gesamten Schultag saß ich unruhig und leicht nervös auf meinem Stuhl. Dabei ließ meinen Blick immer wieder durch den Raum schweifen, bis er wieder einmal an der Uhr hingen blieb, deren Zeiger sich scheinbar einfach nicht bewegen wollten. Meine innere Unruhe blieb jedoch nicht unbemerkt. Scheinbar hatten sich die Lehrer über Nacht gegen mich verschworen, denn sie forderten mich öfter auf, als an den anderen Tagen der bisher vergangenen Woche und da ich ihrem Unterricht nicht weiter folgte, hatte ich auch dementsprechende Antworten parat. Aber nicht nur die Lehrer bekamen es mit. Auch Lysander tat es. Als mein Blick nämlich auf ihn fiel, grinste er mich amüsiert an. Leicht verlegen sah wieder zu meinem „Lieblingsobjekt“ an der Wand. Es waren nur noch fünf Minuten bis zum Unterrichtsende der letzten Stunde und da es Freitagnachmittag war, wurden nun auch die anderen Schüler immer nervöser. Auch sie konnten es kaum noch erwarten, endlich ins Wochenende zu gehen. Dies ging so weit, dass der Lehrer, welcher vor der Klasse stand, drei Minuten früher den Unterricht beenden musste, weil ihm keiner mehr zuhörte. Natürlich war ich eine der Ersten, die regelrecht aus dem Raum rannten, und lief eilig zu meinem Schließfach, indem ich am Morgen meine Sachen für den Aufenthalt bei Rosa untergebracht hatte. Zwar wohnte sie in der Nähe von mir, aber ich hatte noch keinen Schlüssel für unsere neue Haustür und meine Eltern wollten an diesem Tag etwas länger arbeiten, was bedeutete, sie würden erst spät am Abend wieder daheim sein. Ich nahm die besagte Tasche heraus, schloss meinen Spind und zuckte erschrocken zusammen, als ein Schatten neben mir auftauchte. Es waren jedoch nicht Amber und ihre Clique, die -wie ich zuerst annahm- dort standen, sondern lediglich Lysander. „Ich wollte euch beiden noch viel Spaß für heute wünschen“, meinte er nur und ging dann -ohne ein weiteres Wort- aus dem Schulgebäude hinaus, wobei ich ihm verwirrt hinterher sah. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich erneut zusammenfahren. Es war jedoch nur Rosalia, wie ich kurz danach mit einem Blick zur Seite feststellen konnte. „War das gerade Lys?“, wollte sie mit einer -mir unbekannten- Neugier in ihren Augen von mir wissen. Als Antwort nickte ich und sagte: „Ja, er hat uns noch viel Spaß für heute gewünscht.“ „Ach so“, meinte sie nur geheimnisvoll, bevor sie mich an der Hand nahm und mit den Worten: „Na dann lass uns losgehen, wir haben viel vor!“, zu sich nach Hause schleifte. ~.~.~ Zuerst dachte ich, dass Rosalia ihre letzten Worte, bevor wir zu ihr gingen, nur so allgemein gesagt hätte, aber wie ich schnell feststellen musste, hatte ich meine neue Freundin unterschätzt. Bei ihr angekommen, ließen wir unsere Schulsachen, sowie meine Sachen für die Übernachtung dort stehen, bevor wir mit dem Bus zum Kaufhaus in die Stadt fuhren. Während der Busfahrt fragte sie mich, wie es mir bisher auf Sweet Amoris gefiel und ich sagte ihr, dass ich es -von Amber und Co. Mal abgesehen- besser finde als auf meiner alten Schule. Danach wollte sie jedoch wissen, ob mir schon ein Junge gefiele. Dies verneinte ich aber, woraufhin sie nachdenklich aus dem Fenster sah. Auf meine Frage, was wir alles machen würden, grinste sie nur mysteriös und antwortete: „Das wirst du noch früh genug erfahren.“ Als wir dann endlich ankamen, schleppte sie mich sofort in unzählige Läden. Von Klamotten über die passende Kette, bis hin zu den Schuhen war alles dabei. Ich hatte -vor diesem Tag- noch nie in meinem bisherigen Leben so viel Geld für Kleidung auf einmal ausgegeben. Mein Taschengeld floss nur so dahin. Nachdem wir unzählige Läden abgeklappert hatten, machten wir es uns vor einem Café gemütlich. An meinem Kaffee schlürfend, hielt ich den Glauben aufrecht, nun endlich wieder zurückfahren zu können. Ich war nämlich mit Tüten nur so überhäuft und hatte das Gefühl, dass ich keine weitere mehr tragen konnte. Diese Überzeugung ließ Rosa aber mit nur einem Satz in sich zusammenfallen: „Und jetzt sind die Unterwäscheläden dran!“ Ich verschluckte mich beinahe ein meinem heißen Getränk und schaute meine Freundin entgeistert an. „Wie meinst du das, Rosa?“, wollte ich hustend von ihr wissen. Es war nämlich nicht so, dass ich keine weiter besaß und ich deswegen neue brauchte. „Na, so wie ich es gesagt habe“, antwortete sie mir, „du hast nämlich scheinbar nur -wie ich beim Sportunterricht in den Umkleiden beobachten konnte- ganz einfache Unterwäsche und nichts ausgefallenes, was du aber besser haben solltest, wenn du dir einen Jungen schnappen willst.“ Mein Gesicht wurde in diesem Moment wahrscheinlich so rot wie eine Tomate, während ich nur stotternd fragte: „A-aber woher willst du wissen, ob ich einen festen Freund haben will oder nicht?“ „Weibliche Intuition mit einer großen Portion deine Freundin zu sein, aber darüber reden wir später genauer, wenn wir wieder bei mir sind!“ Mit diesen Worten schleppte sie mich auch schon in einen der besagten Unterwäscheläden. ~.~.~ „Sieh mal, Lulu! Der würde dir bestimmt passen!“, rief Rosa durch den halben Laden und einige Kundinninen reckten scheinbar neugierig die Köpfe in ihre Richtung. Sie hatte einen hellblauen BH, welcher mit schwarzen Bändchen und Spitze verziert war, in die Luft gehoben, damit ich ihn auch ja sehen konnte. „Oh man, Rosa…“, murmelte ich kopfschüttelnd und mit hochrotem Kopf, „ich geh nie wieder mit dir Klamotten kaufen!“ „Waaas?“, kam es von hinter mir und -mal wieder- zuckte ich erschrocken zusammen. Wie hieß es so schön? Aller Guten Dinge ist drei? Ich drehte mich zum Ursprung meines Schreckens um, was meine Situation auch nicht gerade verbesserte. Ein Blick genügte nämlich, dass ich sofort versteinerte und nur noch heraus brachte: „Die probiere ich sicherlich nicht an!“ Rosa hatte sich selbst übertroffen. Mit mehreren Büstenhaltern und den dazugehörigen Höschen stand sie vor mir, aber als würde das noch nicht reichen, hatte sie auch noch ein paar Dessous herausgesucht. Das ging definitiv zu weit! Eigentlich hatte ich gehofft, einen neuen Bikini für den Sommer zu finden, aber doch keine Dessous! „Ach komm schon Lulu…“, versuchte sie mich zu überreden und zog sogar einen Schmollmund. War das wirklich ihr Ernst? Ich schloss meine Augen und musste erst einmal tief durchatmen, bevor ich Rosalia wieder ansehen konnte und meinte: „Na gut, wie du willst! Aber ich ziehe keins von diesen Verführern an!“ Sofort stahl sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht und sie überreichte mir die restliche Unterwäsche. Auf dem Weg zu Umkleidekabine und auch noch während des Anprobierens, beschlich mich das flaue Gefühl, sie hatte die Dessous nur rausgesucht, damit ich die anderen anprobierte. Ich schüttelte den Kopf und verwarf diesen Gedanken. Das würde sie doch nicht machen…oder doch? ~.~.~ „Puh, bin ich fertig!“, seufzte ich, als wir wieder bei Rosa zu Hause waren. Sofort hatte ich die ganzen Tüten neben meine anderen Sachen gestellt und mich -fertig wie ich war- einfach daneben gesetzt. Ich hätte nie gedacht, dass shoppen so anstrengend sein kann. Zwar war ich davor auch schon öfter mal Klamotten und so einkaufen gewesen, aber ich hatte mich in meinem Leben noch nie so erledigt gefühlt! „Du siehst aber ganz schön erschöpft aus, Lulu! Am besten hole ich uns etwas zu Essen und Trinken hoch“, schlug sie vor und verschwand auch schon die Treppe hinunter. Währenddessen schloss ich meine Augen, lehnte den Kopf gegen die Wand und atmete tief durch. Bisher war der Tag relativ gut verlaufen und ich freute mich schon auf den eigentlichen Abend. Als wir aus dem Kaufhaus nämlich heraus kamen, war es schon spät geworden. Meine Gedanken schweiften zu Kentin. Wie es ihm wohl ging? Meine Kenntnisse über Militärschulen waren nämlich gleich null und wenn ich den Filmen und Serien Glauben schenkten konnte, dann waren das Schulen, an denen Disziplin und Ordnung ganz oben standen. Verstöße jeglicher Art werden hart bestraft. Deswegen hoffte ich, dass es ihm dort besser ging als hier, hinsichtlich Amber und ihrer Clique wohlgemerkt. „Nicht schlafen, Lulu!“, ertönte Rosalias Stimme direkt neben mir, woraufhin ich erschrocken zusammen zuckte und die Augen aufriss. Wollte sie mich etwa töten?! „Oh Gott, Rosa!“, rief ich entsetzt aus, „willst du mich umbringen?! Ich hätte einen halben Herzinfarkt bekommen können!“ Sie grinste nur, hielt mir ein Teller mit Sandwichs hin und meinte: „Ach, Quatsch! Rede nicht so ein Stuss, Lulu. Derjenige, der einen Herzinfarkt erleiden wird, ist Lysander, wenn er dich in einen deiner neuen BHs und dem dazugehörigen Höschen sieht!“ Der Bissen von meinem Salamisandwich blieb mir im Hals stecken, woraufhin ich heftig anfangen musste zu Husten, um dieses Stückchen auf den richtigen Weg zu bringen. Röchelnd und halb erstickt wollte ich von ihr wissen: „Wie bitte, was? Woher willst du das denn wissen? Ich habe nämlich nicht vor, nächste Woche nur in Unterwäsche in die Schule zu kommen!“ „Mensch, Lulu!“, beschwerte sie sich seufzend, nachdem ich wieder normal atmen konnte, „Du bist ja wirklich so blind, wie Alexy es mir gesagt hat! Hast du noch nie bemerkt, wie Lysander oder Kentin dich angesehen und angelächelt haben? Die zwei stehen auf dich! Das sieht sogar ein Blinder mit einem Krückstock! Zwar ist Ken jetzt weg, aber nun ist die Bahn frei für Lysander!“ „Stopp! Das wird nun wirklich zu viel für mich. Erst schleifst du mich in einen Dessousladen und dann behauptest du, die beiden würden auf mich stehen, was aber nicht stimmt!“ „Wie du meinst… Aber solltest du Hilfe brauchen, sag mir bescheid! Ich helfe gerne dabei, wenn du dir Lys schnappen willst!“, rief sie optimistisch. Wenn sie so weiter machte, würde ich am Ende auch noch glauben, dass ich mit Lysander zusammen kommen würde. „Wer ist eigentlich Alexy?“, fragte ich nachdem wir aufgegessen hatten. Rosa schien sich gut mit ihm zu verstehen, wie ich aus ihren Worten schließen konnte, als sie mich blind nannte. „Alexy ist der Typ mit den blauen Haaren, der manchmal bei mir ist. Er ist unteranderem auch der Zwillingsbruder von Armin.“ „Und wer war Armin nochmal?“ „Armin ist der Schwarzhaarige, der entweder im Unterricht schläft oder aber zockt“, erklärte sie mir. Nun wurde mir auch klar, warum die beiden fast immer zusammenhingen und sich recht ähnlich sahen. ~.~.~ Wenn man von dem Vorfall mit der Unterwäsche und dem Thema mit Kentin und Lysander absah, war es eine sehr tolle Übernachtung gewesen. Nachdem wir uns zum Schlafen gehen umgezogen hatten, schauten wir uns noch Filme an, die wir schon immer mal sehen wollten. Darunter waren einige Fantasy-, Action-, aber auch Kinderfilme wie Peter Pan oder König der Löwen gewesen. Etwas später waren dann auch noch die Horrorfilme dran. Wir gruselten uns schon bei einfachen Dingen und schrieen fast gleichzeitig auf, wenn wir uns erschreckt hatten. Als wir dann so langsam schlafen gehen wollten, lagen wir noch eine ganze Weile wach, weil uns noch die ganzen Monster und Horrorgestalten in den Knochen saßen. Um die Angst zu vertreiben, redete über irgendwelche Dinge aus unserem Alltag -wie beispielsweise die plötzliche Stille um Amber- bis wir einschlafen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)