True Love? von Deathsymphonie ================================================================================ Kapitel 3: Der tränenreiche Abschied von Kentin ----------------------------------------------- Am nächsten Tag auf dem Weg zur Schule, ließ ich den vorherigen Nachmittag Revue passieren. Ken und ich sind nach unserer kleinen Schulbesichtigung und dem „Picknick“ zusammen nach Hause gegangen. Als uns unsere Wege dann nun trennten, verabschiedeten wir uns voneinander und so lief ich den winzigen Rest meines Weges allein nach Haus. Dort angekommen, erzählte ich meinen Eltern von dieser Überraschung und mein Dad meinte, dass Ken mich wirklich gern hätte, wenn er sogar nur wegen mir die Schule wechselte. Er fügte außerdem hinzu, dass er wahrscheinlich mal ein sehr anständiger Typ werden würde und ich mich ranhalten solle, bevor er weg wäre. Bei dieser Aussage wurde ich rot und sagte nur, dass er das doch gar nicht wissen könnte und stand schließlich auf. Wieder daran zurückerinnernd errötete ich ein wenig, schüttelte dann aber mit dem Kopf und redete mir ein, dass Ken immer Ken bleiben würde, ein kleiner, keksversessener Junge mit grünem Pullover, seiner speziellen Frisur und der komischen Brille, welcher mit seiner Anhänglichkeit und Hilfsbereitschaft manchmal etwas nerven konnte. Ich konzentrierte mich wieder auf den Weg der vor mir lag und bog in Richtung Schule ab. Auf dem Schulhof spielte sich eine schreckliche Szene ab. Kentin wurde von Amber und ihren Kumpanen in die Mangel genommen und scheinbar bedroht oder erpresst. Schnell lief ich zu dem Geschehen und hörte beim Näherkommen Amber sagen: „Gib uns das Geld freiwillig, dann geschied dir und deiner ach so geliebten Lulu nichts! Solltest du dich aber weigern, sodass wir es uns einfach nehmen müssen, dann-“ „Das reicht, Amber!“, rief ich laut und die Angesprochene drehte sich um. Scheinbar war ich noch rechtzeitig gekommen, denn Ken lächelte mich erleichtert an als er mich sah. „Ach“, meinte sie, „wen haben wir denn da? Wenn das nicht die kleine Lulu ist… Du kommst gerade richtig, denn ich wollte mir gerade etwas Geld von der Brillenschlange hier leihen, aber da du jetzt hier bist, kann ich ja dich gleich fragen: Wir wollen heute Mittag etwas Essen gehen, leider hat Charlotte aber ihr Portemonnaie zu Hause vergessen, wärst du also so nett und gibst uns etwas?“ „Dann hat Charlotte -und damit auch ihr beide- einfach Pech gehabt! Von mir bekommt ihr keinen einzigen Cent! Und lasst gefälligst Kentin in Ruhe!“, erwiderte ich. Das hätte ich zwar nicht machen sollen, weil ich im nächsten Moment zu Boden geworfen wurde und meine Tasche durchwühlt wurde, aber das war mir egal. Ich hatte ihnen meine Meinung gesagt. Trotzdem war der Preis hoch. Sie hatten mir 30 Euro geklaut und außer den blauen Flecken, kamen Kentin und ich auch noch zu spät zum Unterricht. Bei Amber war das wohl Standard, denn der Lehrer kümmerte sich nicht weiter darum. Als Erklärung für das Zuspätkommen, sagte ich einfach nur, dass wir auf dem Weg hierher aufgehalten wurden, was ja eigentlich auch stimmte. Nachdem der Lehrer es im Klassenbuch notiert hatte und wir uns an unsere Plätze gesetzt haben, bedankte er sich bei mir, doch ich erklärte ihm, dass Freunde einander halfen, worüber er scheinbar er froh zu sein schien. Nach dem Unterricht kam ein Mädchen mit langen, weißen Haaren und gelben Augen an unseren Tisch. Soweit ich das noch im Gedächtnis hatte, hieß sie Rosalia und mit ihr hatte ich mich schon recht gut verstanden. „Du, Lucy? Hat Amber euch aufgehalten?“, fragte sie Ken und mich gleich direkt. Wow, das meinte Iris gestern damit, dass Rosalia sehr direkt sein konnte. „Ähm, woher willst du das wissen? Du kannst mich übrigens Luce oder Lulu nennen, ganz wie du willst.“ „Weil Amber immer zu Neuen ist, vor allem wenn sie glaubt, dass der- beziehungsweise diejenige ihr ihren Status und angebliches Ansehen gefährden könnte. Das hat sie mit fast allen hier gemacht und gelernt, mit welchen Leuten sie sich besser nicht anlegen sollte… Okay, Lulu! Du kannst mich ruhig Rosa nennen.“ Aus dem Gefühl heraus, dass ich Rosa vertrauen konnte, erzählte ich ihr den Vorfall am Morgen, aber nicht ohne Kentin um Erlaubnis zu fragen, denn er war ja auch ein Teil und Opfer vom Geschehen. Sie hörte aufmerksam zu und erzählte mir danach: „Wenn du sie ärgern willst, musst du entweder ihren Kleidungsstil imitieren, wovon ich dir abrate, da dir ihre Klamotten nicht stehen werden -so wie ihr-, oder du redest mit Castiel. Wenn du das aber machst, musst du dich auf die eifersüchtigen Rachepläne einer abgewiesenen Tussi gefasst machen. Sie liebt ihn nämlich abgöttisch, aber er will auch nichts mit ihr zu tun haben.“ Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an und nickte dann langsam, fast so, als würde ich sie für eine Irre halten. Die Info würde ich mir wahrscheinlich eh nicht merken, da ich Castiel nicht kannte. „Und wer soll dieser Castiel sein?“, wollte ich mit desinteressierter Stimme von ihr wissen, was klarmachen sollte, dass ich nicht an ihm interessiert war, schrak aber im nächsten Moment heftig wegen einer -eindeutig männlichen- Stimme, die direkt von hinter mir kam, zusammen. „Ich bin Castiel.“ Vorsichtig drehte ich mich um und erblickte einen großen, rothaarigen Jungen mit einer schwarzen Lederjacke, einer dunklen Hose und einem roten T-Shirt, der mit verschränkten Armen, mürrisch auf mich herabblickte. Ihn hatte ich noch nicht weiter gesehen. Er musste also gestern entweder entschuldigt oder unentschuldigt gefehlt haben, wobei ich bei seinem Aussehen -was eigentlich sehr gemein von mir war, nur nach seinem Äußeren zu urteilen- eher auf Letzteres tippte. „Soweit ich mich erinnern kann, warst du gestern nicht da“, äußerte ich meine Gedankengänge laut. Der Rotschopf schnaubte, bevor er antwortete. „Und soweit ich mich erinnern kann, habe ich dich noch nie hier gesehen, Pinky“, kam es als Antwort von ihm. Bei meinem neuen „Spitznamen“ verkniff ich meine Augen und warnte ihn: „Mach nur weiter so, Rotkäppchen…“ Von ihm kam nur noch ein abwertendes „Tze…“, bevor er sich auf den freien Platz neben Lysander setzte. Lysander war ein recht ruhiger Junge und Schüler -soweit ich das nach einem Tag schon beurteilen konnte-, welcher seine weißen Haare auf der einen Seite an den Spitzen schwarz gefärbt hatte. Das Außergewöhnlichste an ihm waren weder seine Haare, noch sein eigener Kleidungstil aus der viktorianischen Zeit, sondern seine zweifarbigen Augen, ein Gelbes und ein Grünes. „Aha“, kam es von Rosa, „schon den nächsten ausgesucht? Lysander ist ein toller Typ und verdient es, aufrichtig geliebt zu werden.“ Ich lief wahrscheinlich so rot an, wie eine Tomate und brachte zu meiner Verteidigung nur die Frage heraus, woher sie das denn alles wissen wollte. Sie erzählte mir dann, dass sie mit dem Verkäufer aus dem Modegeschäft, welches ganz in der Nähe war, zusammen war und Light -so hieß er- der Bruder von Lysander wäre, und sie ihn deshalb sehr gut kannte, fast schon wie ein eigener Bruder, was ich im Laufe des restlichen -und zum Glück ruhigen- Tages selbst feststellen konnte. ~.~.~ Am nächsten Tag in der Schule, lief ein tränenüberströmter Kentin in mich hinein und umarmte mich. Nachdem er sich nach gefühlten 30 Minuten etwas beruhigt hatte, konnte er mir seinen emotionalen Ausbruch erklären. „Lulu, m-mein Vater will mich auf eine M-militärschule schicken, da ich ihm von dem Vorfall von gestern erzählte. Er nutzte seine engen Freunde und Bekannte vom Militär, um mich sofort bei einer solchen Schule a-anzumelden. Ich darf erst dann wieder hierher zurückwechseln, w-wenn ich gelernt hätte, wie sich ein Mann r-richtig verteidigt. Da schon alles mit der Direktorin abgesprochen ist, bin ich heute nur hier, weil i-ich mich von dir verabschieden wollte. D-das ist übrigens für dich.“ Schnell wischte er sich eine letzte Träne weg und übergab mir eine kleine Geschenktüte. Ich sah hinein und erblickte einen süßen, kleinen braunen Teddybären mit einem T-Shirt an, der schon sehr weich und knuddelig aussah. Als ich mich bei ihm für dieses schöne Geschenk bedanken wollte und aufsah, musste ich feststellen, dass er nicht mehr da war. Schade…dabei wollte ich mich bei ihm auch noch verabschieden, denn ich hatte ja keine Ahnung, ob und wann er wieder kam… „Ach, wen haben wir denn da…?“, fragte eine verhasste weibliche Stimme hinter mir scheinheilig und bittersüß. Wütend drehte ich mich zu ihr um. Es war doch alles nur ihre Schuld gewesen! Hätte sie Ken nicht so geärgert, wäre er noch hier! „Mir ist zu Ohren gekommen, dass deine kleine Brillenschlange namens Ken nicht mehr an der Schule sein soll, kleine Lulu. Jetzt bist nur noch du ganz allein hier, ohne Freunde, die dir helfen könnten, wenn wir uns von dir unser Essensgeld borgen…“, meinte Amber zu mir und ich schäumte vor Wut. Würden Blicke töten können, wäre sie die Allererste, die reglos umgefallen wäre. Aufgewühlt warf ich ihr vor: „Ihr drei -vor allem du Amber- seid schuld daran! Wenn ihr ihn nicht herum geschubst und bestohlen hättet, hätte er nicht gehen müssen! Selbst wenn er noch hier wäre, würdet ihr keinen einzigen Cent von uns sehen. Weder von mir, noch von ihm!“ „Bloß gut, dass uns deine Meinung überhaupt interessiert“, erwiderte die Blondine gelangweilt zu meinem kleinen Wutausbruch. Gerade als die drei sich auf mich stürzen wollten, erklang eine ruhige, aber doch rettende Stimme hinter mir. „Was hast du vor Amber?“ Die Angesprochene sah auf und ich drehte mich um. Nur wenige Meter von mir entfernt, kam Lysander auf uns zu. Er sah sich das Schauspiel skeptisch an, wobei sich eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete. Es war scheinbar eine Skepsisfalte. „Oh, Lysander! Ich wollte Lucy nur trösten, da mir zu Ohren gekommen ist, dass ihr kleiner Lover leider die Schule verlassen musste“, log Amber ihm ohne rot zu werden ins Gesicht. Die Falte auf seiner Stirn schien sich zu vertiefen, als er scheinbar merkte, dass das irgendwie nicht stimmen konnte. Zu meinem Erstaunen sagte er nichts weiter dazu, sondern sah mich nur an und meinte: „Lucy, Rosa sucht dich. Sie wartet bestimmt schon auf uns.“ „…Okay, und wo ist sie denn?“ „Bestimmt im Klassenraum oder davor, je nachdem. Folge mir einfach, ich bring dich hin. Nicht, dass du nochmal in Schwierigkeiten gerätst“, antwortete er und sah bei seinem letzten Satz direkt Amber ins Gesicht. Zur Bestätigung nickte ich nur und folgte ihm dann. Als wir einige Meter von ihnen entfernt waren und wir uns sicher sein konnten, dass wir nicht belauscht werden würden, wollte Lysander von mir wissen: „Stimmt das wirklich, was Amber gesagt hatte? Also dass dein kleiner Freund nicht mehr auf der Schule ist?“ Betrübt ließ ich meinen Kopf hängen, wobei mein Blick auf die kleine Geschenktüte fiel und ich mich wieder daran erinnerte, dass ich mich nicht einmal von ihm verabschieden konnte. Genau in diesem Augenblick nahm ich mir vor, dass dieser süße, kleine Teddybär einen Ehrenplatz auf meiner Kommode verdiente. „Du meinst wohl Kentin…“, begann ich, „ja, es stimmt, dass er weg musste, aber nur deswegen, weil Amber ihn geärgert und bestohlen hatte. Wer konnte denn schon wissen, dass sein Vater so extrem darauf reagierte und ihn sofort auf eine Militärschule schickt, auf der er ein ‚richtiger‘ Mann werden soll…“ „Als was arbeitet denn sein Vater, wenn er so reagiert?“ Bevor ich ihm antworten konnte, kam eine aufgedrehte Rosalia auf uns zu und erdrückte mich halb zur Begrüßung. Etwas überrascht erwiderte ich ihre Umarmung, jedoch nicht mit derselben Intensität wie sie. „Da seid ihr ja endlich!“, rief sie uns zu, „Lysander, dich kann man wirklich nicht allein losschicken um jemanden zu suchen, weil du dich ja selbst noch verirrst! Naja, zum Glück hast du Lulu gefunden. Ich wollte dich nämlich fragen, ob du am Wochenende bei mir übernachten willst.“ Hosted by Animexx e.V. 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