True Love? von Deathsymphonie ================================================================================ Kapitel 2: Eine unerwartete Überraschung an der Sweet Amoris ------------------------------------------------------------ Das Weckerkingeln riss mich aus meinem wohligen Schlaf. Gott wie ich diesen Wecker hasste. Es gab für mich nichts Schlimmeres, als gewaltsam aus seinen Träumen heraus gerissen zu werden, was besonders für den ersten Schultag an einer neuen Schule galt. Neue Schule. Dieser Gedanke löste in mir eine Art Mischung aus Nervosität und Aufregung in mir aus, sodass ich nicht mehr ans müde sein denken konnte, sondern stattdessen die Decke zu Boden schmiss und aus dem Bett sprang (im wahrsten Sinne des Wortes wohl gemerkt). Schnell machte ich mich für die Schule bereit. Ich zog mir ein dunkles T-Shirt mit einem hellen Aufdruck an, dazu eine pinke, kurze Hose, unter der ich eine schwarze (oder eben dunkelgraue), glatte Strumpfhose zog, die nicht allzu dick war, und später noch meine schwarzen Chucks. In meine kurzen, pink gefärbten Haare klemmte ich mir noch eine pinke Haarspange in Form eines Sterns. Zu guter Letzt setzte ich mir noch die violetten Kontaktlinsen ein. Diesen „Look“ hatte ich schon eine ganze Weile. Mir wurden meine schokobraunen, glatten Haare und smaragdgrünen Augen langsam zu eintönig und so entschied ich mich für etwas Ausgefallenes. Ich hatte das Glück, dass das meine Eltern mir erlaubten, auch wenn mein Dad etwas misstrauisch war und es mir zuerst nicht erlauben wollte. Gott sei Dank, dass Mom so gut überzeugen konnte. Als ich fertig war, ging ich hinunter in die Küche, in der mich meine Eltern auch schon erwarteten. Sie saßen am Tisch und frühstückten bereits. Flott setzte ich mich hin und tat es ihnen nach. „Lulu, ich fahre dich dann heute zur Schule, damit du weißt wo du lang gehen musst. Zwar ist es nicht sehr weit von hier weg, aber heute ist ja dein erster Schultag auf Sweet Amoris“, gab mir Mom bescheid. Ungläubig sah ich sie an. Meinte sie das wirklich ernst? „Jetzt guck nicht so, ich meine das wirklich ernst. Es liegt gleich auf meiner Strecke, aber trotzdem musst du dann ein bisschen hinlaufen. Wenn du später dann nach Hause gehst, musst du einfach nur an dem Café vorbei und dann kannst du entscheiden, ob du durch den Park gehst oder aber am Park vorbei an den Geschäften entlang. Hinzu ist es natürlich rückwärts.“ „Mom“, begann ich, „woher weißt du wo ich hingehen muss?“ Jetzt mischte sich mein Dad ein: „Während du das ganze Wochenende im Haus vor deinem PC verbracht hattest, haben wir die Umgebung erkundet und dabei zufällig einen Weg zu deiner Schule gefunden. Ich muss jetzt los.“ ~.~.~ Und so stand ich nun dort. Vor dem Schultor, auf der anderen Seite der Straße und beobachtete einzelne Grüppchen von Schülern, welche durch das Tor gingen, über den Schulhof -wie ich vermutete- und dann in den Vordereingang hinein in die Schule. Sie kannten sich schon alle und wussten genau, wer wie tickt. Leider hatte ich nicht das Glück, zusammen mit einer Person, die ich kannte und eigentlich auch mochte, neu auf dieser Schule zu sein. Ich holte tief Luft und wappnete mich Innerlich auf alles, was kommen könnte, von Beleidigungen bis hin zu einer freundlichen Begrüßung. Alles war dabei, also ging ich mit meinem neugewonnenen Mut über die Straße und schließlich ins Schulgebäude hinein. Sie war riesig. Naja, auf jeden Fall größer als meine alte Schule. Der Flur war groß, breit und an den Wänden waren Spinde aufgestellt. Alle paar Meter säumte eine blaue Tür mit einem kleinen Schild die Wand und durchbrach so gesehen die „Mauern“ aus Spinden. Auf meiner suche nach dem Sekretariat, orientierte ich mich an den Schildern neben den Türen. Geografieraum, Musikraum, Englischraum…, las ich. Nirgends fand ich Schulverwaltung oder aber Sekretariat. Da es mir langsam zu bunt wurde, wendete ich mich an eine Dreiergruppe von Mädchen, die sich im Flur unterhielten. Ein Mädchen mit langen blonden Haaren und einem anscheinend „modisch“ orientierten Modegeschmack, war umgeben von einer brünetten Unscheinbaren und einer Schwarzhaarigen mit leicht asiatischen Zügen. „Ähm, Entschuldigung, wisst ihr zufällig wo das Sekretariat ist?“, fragte ich sie höflich. Man konnte also nicht behaupten, ich hätte irgendeinen Streit vom Zaun gerissen. Das blonde Mädchen in der Mitte drehte sich langsam zu mir um und musterte mich mit diesem typischen arroganten Was-willst-du-Loser-jetzt-von-mir-?!-Blick von oben bis unten, dass ich es schon -bevor sie überhaupt etwas gesagt hatte- bereute, sie um Rat gefragt zu haben. „Natürlich wissen wir das, aber für Frischlinge kostet das extra. Der Hinweis auf ihren Platz in der Rangordnung hier, ist dagegen umsonst“, erkläre sie mir. Solche Leute waren das also. Genau die Sorte von Menschen, welche ich so liebte. „Ach“, meinte ich, „das ist aber nett von dir. Du zeigst den Ranghöheren also, vor welchen idiotischen Tussen sie sich besser in Acht nehmen sollten. Sehr hilfsbereit. Danke schön!“ „Na warte-“, setzte sie an, bis eine Jungenstimme irgendwo hinter mir sie unterbrach. „Amber!“ Sofort drehte sich die Angesprochene zum Ursprung meines vorzeitigen Retters um. Ich tat es ihr nach und erblickte den wahrgewordenen Traum eines gutaussehendes Strebers jedes Mädchens, mich -und scheinbar diese Mädchen- jedoch ausgeschlossen. Er stellte sich links neben uns, zwischen Amber und mir, hin und blickte mir direkt in die Augen. „Hallo, mein Name ist Nathaniel. Ich bin hier der Schülersprecher. Du musst dann wohl Lucy sein, nicht wahr? Freut mich dich kennenzulernen“, stellte er sich vor. Ich nickte nur bei seiner Frage nach meiner Identität. Nathaniel wandte sich nun zu Amber und ihrem Gefolge um. „Amber, Lee, Charlotte begebt euch bitte in euren Klassenraum, der Unterricht fängt bald an. Ich kann mich sehr gut allein um dieses neue Mädchen kümmern, also geht jetzt besser.“ Amber warf ihre Haare nach hinten, reckte ihr Kinn in die Luft und erwiderte: „Wir wollte sowieso gerade gehen, Nathaniel. Charlotte, Lee? Folgt mir!“ Mit diesen Worten entfernte sich das Trio und hinterließ mir einen kopfschüttelnden Schulsprecher namens Nathaniel. Er seufzte und erklärte: „Ich muss mich für meine Schwester bei dir entschuldigen. Bei den anderen benimmt sie sich sonst eigentlich auch ganz normal und nicht so wie du das gerade erfahren musstest. Anscheinend ist heute nicht ihr Tag, denn sie hat auch schon den anderen neuen Schüler nicht gerade freundlich begrüßt…“ „Den anderen neuen Schüler? Wer ist es denn?“, wollte ich, nun hellhörig geworden, von ihm wissen. Meine Neugier war erwacht. Also war ich doch nicht die einzige Neue hier an Sweet Amoris! „Das wirst du noch früh genug erfahren, weil er in die gleiche Klasse wie du gehen wird. Er müsste eigentlich noch im Sekretariat sein. Da wolltest du doch sicher auch hin, oder? Gut, dann folge mir bitte.“ ~.~.~ „So, da wären wir. Ich kann ja gleich mit rein kommen, da ich noch deine Anmeldeformulare überprüfen muss“, erzählte mir und öffnete die Tür. Vor Überraschung, Verwirrung und einer leichten Brise Freude, blieb ich wie angewurzelt stehen. „Lucy? Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte Nathaniel besorgt nach, doch ich hörte ihm kaum zu, denn nur wenige Schritte vor mir stand ein etwas schmächtiger und kleinerer Junge, mit einem grünen Pullover auf welchem ein brauner Streifen auf Brusthöhe war, dazu eine blaue Jeans trug und eine große runde Brille, durch die man die grünen Augen des Jungen nicht sehen konnte. Sein brauner Haarschopf drehte sich bei meinem Namen in meine Richtung und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Lulu! Da bist du ja endlich! Ich habe schon gedacht, meine Eltern hätten mich auf der falschen Schule angemeldet und ich wäre nun ganz allein hier! Als ich von deinem Umzug und Schulwechsel erfahren hatte, habe ich meine Eltern dazu überredet, mich ebenfalls hier einzuschreiben. Sie waren damit einverstanden, weil ich dann nicht mehr von meiner Mom zur Schule gefahren werden musste“, sprudelte es -aufgeregt wie er war- aus ihm heraus. Kentin oder -wie wir ihn auf der alten Schule nannten- Ken, war eigentlich sehr hilfsbereit, freundlich und nett, aber auf die Dauer konnte seine Anhänglichkeit zu mir -so süß es manchmal auch war-, einfach nur etwas nervig sein. Erst jetzt im Nachhinein, da er es erwähnte, fiel mir wieder ein, dass er mir irgendwann mal erzählt hatte wo er wohnte. Zufälligerweise war dies die Stadt gewesen, in der er wohnte. Nathaniel schien überrascht: „Oh, ihr kennt euch schon?“ „Ja“, antwortete ich an Kens Stelle, „wir gingen vorher zusammen auf die selbe Schule und in die gleiche Klasse. Scheinbar führen wir dies hier fort, nicht wahr Kentin?“ „Hahaha, stimmt, du hast recht“, antwortete er und musste grinsen. Es war schon erleichternd, dass ich nun jemanden hatte, den ich etwas kannte. Somit hatte ich nicht mehr eine so große Angst vor der neuen Klasse, denn Kentin hatte ich irgendwie ganz gern und zusammen würden wir es schon durchstehen. „Ach so, ich verstehe schon“, meinte Nathaniel mit einem leichten Lächeln, sodass ich mir die Frage stellte, was er denn nun genau verstand beziehungsweise warum er denn so lächelte. Er sah Ken an und sagte: „Kentin, da deine Anmeldung schon abgeschlossen ist, kannst du ja schon mal zu deinem neuen Klassenlehrer Mr. Faraize gehen und ihm bescheid geben, dass Lucy noch nachkommt mit mir, weil wir noch ihre Anmeldung regeln. Er wird euch dann der Klasse vorstellen.“ Ken schien etwas verzweifelt, als Nathaniel ihm sagte, er solle schon mal vorgehen und bescheid geben, aber er nickte tapfer und verließ das Sekretariat. Gleich danach sprach Nathaniel mit der Sekretärin, welche in das Büro der Direktorin ging und kurz danach wieder mit ihr erschien. „Ah! Tut mir leid, dass ich dich und diesen kleinen Jungen nicht schon vorher persönlich begrüßt hatte. Du musst wissen, als Schulleiter hat man nie Langeweile oder Zeit. Jedenfalls herzlich Willkommen auf dem Gymnasium Sweet Amoris! Ich wünsche dir einen guten Start in das Schulleben hier und hoffe, dass ich nicht allzu oft von dir höre, außer es ist was Gutes“, begrüßte sie mich freundlich, doch irgendetwas gab mir das Gefühl, dass sie nicht immer so ruhig und gelassen ist. „Vielen Dank, Frau Direktorin“, bedankte ich mich höflicher Weise bei ihr. „Ich muss dann auch wieder los“, sie sah auf ihre Uhr, „Nathaniel wird sich um den Rest dann kümmern und so wie ich ihn kenne, wird er sehr zuverlässig sein.“ ~.~.~ Nachdem die Schule endlich zu Ende war, fragte Ken mich etwas schüchtern, ob ich mit ihm nicht die Schule besichtigen wollte. Natürlich stimme ich ihm zu und so schlenderten wir gemütlich die nun leeren Flure entlang. Der Tag war bisher ganz okay gewesen, bis auf den Vorfall am Morgen mit Amber und ihrem Gefolge und der Tatsache, dass wir zusammen in eine Klassen gingen. In der neuen Klasse hatte ich mich schon mit ein paar der Mädchen gut verstanden, sowie Iris, Rosalia, der stillen Viola und Kim. „Du, Lulu?“, riss Kentin mich aus meinen Gedanken, „glaubst du, dass unsere Klassenkameraden nett zu uns sein werden?“ „Wenn man mal von Amber und so absah, glaube -nein hoffe- ich, dass sie nett sein werden“, antwortete ich ihm. Nach einer Weile bemerkten wir, dass wir nicht mehr wussten wo es lang ging und irrten auf der Suche nach dem Ausgang durch das Gebäude hindurch. Nach gefühlten drei Stunden, fanden wir ihn endlich und machten es uns noch etwas auf der Treppe bequem. Zusammen genossen wir die Lieblingskekse von Ken und ließen den Tag ausklingen. So schlimm wie ich zuerst gedacht hatte, war der erste Tag an der neuen Schule nun doch nicht geworden, worüber ich mich freute. Ich konnte von Glück reden, dass ich mich schon jetzt mit einem aus meiner neuen Klasse gut verstand und ihn halbwegs kannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)