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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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...und Junggesellenspäße, die es in sich haben

Erst als ich Eikskild seinem jüngsten Neffen etwas darauf antworten hörte, holte mich die reale Welt wieder ein...
 

“Ich danke dir mein Junge, ein Kompliment das ich gewiss nicht verdient habe, denn ich bin sehr aus der Übung, aber es hat mir große Freude bereitet, wieder einmal etwas zu spielen und noch größere, dies mit euch beiden zu teilen. Das habe ich wahrlich sehr vermisst und es tut gut, dass wenigstens etwas wieder ein wenig an Heimat anmutet….auch wenn es nur die schmerzlich schöne Erinnerung daran ist.
 

Aber kommt lasst uns etwas fröhlicheres zum Besten geben, bevor hier alle noch vor lauter Schwermütigkeit einschlafen...das sollte doch eigentlich ein geselliger Abend werden oder nicht?“
 

Indem konnte ich Kilis unerwartet heiteres Lachen vernehmen, ehe er seinem Onkel entschlossen beipflichtete.
 

„Ja du hast gewiss recht...ich weiß auch schon etwas Onkel...“
 

Damit war es vorbei….
 

Kili setzte die Geige erneut an und begann ein Lied zu spielen, das wir nahezu alle kannten...etwas flottes modernes, das den eigenartigen Bann brach, den dieses seltsam fremdartige Lied der drei Männer, der Familie Eikskild ungewollt auf uns alle gelegt hatte.
 

Wir amüsierten uns schließlich prächtig, so wie es sich gehörte..unterhielten uns, lachten, tranken wenn das auch im entsprechenden Maß und vereinzelt wurde sogar getanzt. Kili war ein ausnehmend guter Spieler, der über ein überraschend großes Repertoire an allen möglichen Musikstilen verfügte und so kam sogar etwas wie tanzbare Musik zustande, bei der Vasili und sein Bruder Fili ihn tatkräftig unterstützten.
 

Ekiskild hielt sich hierbei vornehm zurück, er nahm die Harfe nicht wieder zur Hand, sondern sah anstatt dessen seinen beiden Neffen mit einem sichtlich stolzen Lächeln dabei zu, wie sie sich beide an ihren diversen Musikinstrumenten ausließen und uns allen damit ordentlich einheizten...und so kam was wohl kommen musste.
 

Wir auch schon nicht mehr ganz nüchternen Frauen hatten die Gelegenheit ergriffen und waren quasi allesamt auf die völlig absurde Idee gekommen, die kleine Tanzfläche im gemeinsamen Ansturm zu entern und amüsierten uns, nachdem wir das getan hatten, ganz prächtig miteinander.
 

Die Männer waren vergessen und sich zumindest für den Augenblick selbst überlassen, während sich eine jede von uns so zur Musik bewegte, wie ihr danach war...bis ja bis Kili irgend einen alten fetzigen Evergreen anstimmte, der sich auch sehr gut mit einem der Standard Tanzschritte tanzen ließ...und ich ganz plötzlich völlig unerwartet den Doktor hinter mir stehen hatte, der mich ebenso unerwartet fragte, ob ich denn nicht ein kleines Tänzchen mit ihm wagen wolle?!
 

Derart verblüfft wie ich darüber war, willigte ich schließlich ein, ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, was es vielleicht an Konsequenzen nach sich ziehen könnte?!
 

Ich bemerkte dabei ja auch noch nicht, das mühsam unterdrückt mürrische Gesicht das Eikskild plötzlich zog, als er mir den fremden Mann so nah auf die „Pelle“ rücken sah.
 

Aber das war ein anderes Problem...meines war im Moment eher, dass ich erst einmal schwer damit beschäftigt war, die passenden Schrittabfolgen des Standardtanzes aus meinem verstaubten Gehirnwindungen zu kramen und damit überhaupt ansatzweise wieder so auf die Reihe zu bekommen, dass ich dem guten Doktor nicht ständig auf die Füße trat...was sich leider trotzdem nicht ganz vermeiden ließ, so sehr ich mich auch darum bemühte.
 

Es war eine halbe Ewigkeit her, dass ich so etwas gemacht hatte, daher hatte ich anfangs entsprechende Schwierigkeiten mich zurecht zu finden.
 

Er nahm es jedoch glücklicherweise mit dem nötigen Humor und schwenkte mich gutgelaunt schwungvoll über das nicht all zu groß geratene Parkett seines Tanzbodens...wo er mir gänzlich unbeabsichtigt mehr als einmal deutlich zu nahe kam, weil wir von anderer Seite zwecks Platzmangels von den anderen Paartänzern in der Runde angerempelt wurden.
 

Da Mann aber weder dumm noch ungeschickt und obendrein offenkundig neugierig auf Eikskilds ach so geheimnisvolle Herkunft war, packte er die günstige Gelegenheit beim Schopf und mich gleich dazu, um mich erneut über meinen männlichen Begleiter auszuhorchen, der ihm ja wohl nicht erst seit heute einiges an Kopfzerbrechen bescherte.
 

Dabei wurde ich das eigenartige Gefühl nicht los, dass er nur darauf gewartet hatte, bis sich eine für ihn günstige Situation ergeben würde, in der er weitestgehend ungestört mit mir sprechen konnte, weil es ihm auf eine mir sehr vertraute Weise genau so zu ergehen schien wie mir.
 

Diese war so eine und so gingen mir fast die Augen über, als ich ihn mir nur Sekunden später entsprechende Fragen stellen hörte, beziehungsweise er mir zwischen zwei Schritt vor und zwei zurück und einer eleganten Vierteldrehung Tatsachen unterbreitete, die mir glatt den Atem stocken ließen und mir klar machten, dass er weitaus mehr ahnte oder vielleicht sogar wusste, als ich mir gedacht hatte.
 

„Wie geht es ihm derzeit denn so...ich meine gesundheitlich natürlich?“
 

War somit der erste eher harmlos wirkende Einstig in unser Gespräch, woraufhin ich den guten Doktor dementsprechend verwirrt anstarrte.
 

„Ähh wer ..wie?“
 

Hakte ich daher nicht weniger perplex bei Thøre nach.
 

„Na meinem Patienten...Eikskild natürlich, wer sonst?“
 

Antwortete mir der Arzt daraufhin in seiner ihm so eigenen ruhigen Art mit anderen zu kommunizieren.
 

Ich sah ihn an….“ähhmm nun ja, ich würde sagen den Umständen entsprechend gut Thøre. Sie haben ihr bestes gegeben um ihn wieder halbwegs vernünftig herzustellen oder nicht?“ Entgegnete ich ihm verlegen, weil ich nicht wusste, was ich hätte sonst zu ihm sagen sollen.
 

Da hörte ich ihn plötzlich lachen...doch es klang nicht sehr erheitert...und das was sogleich darauf folgte, verschlug mir fast die Sprache.
 

„Ja das habe ich versucht...aber die Wahrheit ist doch, dass dieser Mann über eine Art von Wundheilung verfügt, die beinahe schon an so etwas wie Magie grenzt. Sehen sie sich ihn an...er war vor nicht mehr als ein paar Wochen dem Tode nahe Lyria und nun ist er beinahe so quicklebendig, als hätte ihm noch nie etwas gefehlt.
 

Das ist nicht natürlich...also zumindest nicht so, wie WIR oder besser die moderne Medizin das normalerweise gewohnt ist. Jeder andere Mensch würde noch Wochen brauchen, um sich davon wirklich richtig zu erholen...aber ER?
 

Er hat es weg gesteckt wie nichts. Einen solch zähen Hund, was seine Gesundheit anbelangt, habe ich noch nie zuvor erlebt, wie bei diesem Mann.
 

So war es auch beim ersten Mal, als sie ihn mir mehr tot als lebendig auf den OP Tisch gewuchtet haben. Ich weiß nicht, was mit ihm ist...aber Eikskild ist definitiv nicht so wie WIR, nicht wie Sie und nicht wie ich und ich weiß, dass Sie das längst wissen Lyria...oder aber zumindest ahnen, ebenso wie das bei mir der Fall ist!
 

Ich sagte ihnen ja schon einmal, dass er über eine vollkommen andere Anatomie verfügt als ein gewöhnlicher Mensch und damit meine ich jetzt nicht nur, weil er ein gutes Stück kürzer aber dafür um so breiter und muskulöser geraten ist, als ein Mann dies in der Regel ist und wüsste ich es nicht besser, so könnte ich auf die völlig abstruse Idee kommen, den alten Sagen und Legenden meines Volkes durchaus etwas an Wahrheiten abzugewinnen...die da sagen, er sei vielleicht sogar einer vom kleinen Volk?!
 

Das würde auch die merkwürdige Sprache bestätigen die er sprach, als er damals zu uns kam….ich meine, ehe er die unsere so mühsam erlernte. Ich weiß ja das dass, das was ich sage ihnen als vollkommener Schwachsinn vorkommen muss..aber in den alten Legenden der Edda und der darin enthaltenen Volksstämme gibt es solche wie IHN oder besser gesagt, das was er da so eindrücklich verkörpert durchaus..und sie haben sogar einen eigenen Namen!“
 

Konnte ich Thøre ungewöhnlich nachdrücklich in meine Richtung flüstern hören, wobei er mich beinahe beschwörend ansah.
 

„...und wie..wie nennt Euer Volk sie dort...?“
 

Hauchte ich ihm demnach völlig atemlos entgegen, da ich insgeheim spürte, was der Doktor mir da mitteilen wollte...denn ich fühlte es auf geheimnisvolle Weise ebenso wie ER.
 

Svensøn hatte Eikskild höchstpersönlich auf dem Operationstisch liegen gehabt und das inzwischen mehr als einmal. Er hatte ihn bis auf das obligatorische OP Hemd gänzlich ohne jegliche Kleidung gesehen.. Er wusste demnach sehr gut, welche Anatomie ein Mensch besaß, also genau genommen, was der Norm entsprach und was nicht!
 

Indem hörte ich mir den Chirurgen bereits antworten, noch als mir diese Erkenntnis siedend heiß durch den Kopf schoss.
 

„DVERGEN!
 

So nennen wir sie im Allgemeinen Lyria, in Ihrer Sprache übersetzt heißt das“….
 

In dem Moment entfuhr mir ein nahezu hysterisches Lachen…
 

„Z w e r g e...ich weiß!
 

Äähhh...was?
 

Ist das..ist das jetzt wirklich Ihr Ernst...Thøre?“
 

Wollte ich ihn noch fragen, doch da bemerkten der Doktor und ich, wie wir beide unversehens und ebenso unerwartet unterbrochen wurden…und ich in diesem Fall nicht mehr dazu kam, in Erfahrung zu bringen, WAS Svensøn mir da hatte so dringendes mitteilen wollen.
 

„Hmmm...Herr Doktor wenn Du gestattest...würde ich sie Dir gerne für einen Moment entführen...wir beide hatten noch nicht das Vergnügen miteinander?!“
 

Als ich die vertraute Stimme vernahm, die das zu Thøre sagte, bekam ich beinahe den Mund nicht mehr zu...denn natürlich war es wie kaum anders zu erwarten Eikskild höchst selbst, der da so unvermutet hinter dem Doktor aufgetaucht war und noch während er das sagte, bereits nach meiner Hand griff, um mich zwar mit sanfter aber dementsprechender Nachdrücklichkeit von ihm weg und zu sich hin zu ziehen.
 

Svensøn ebenso verblüfft über den spontanen, wie ebenso dreisten Überfall seitens des dunkelhaarigen Nordmannes den ER zweifellos für einen Dverg, also um genau zu sein einen"Zwerg" halten musste, ließ mich augenblicklich los….schon weil er offenbar ebenso schnell bemerkt hatte wie ich, dass es Eikskild was immer er auch in Wahrheit sein mochte, auf irgend eine nicht messbare, dafür aber um so spürbarere Art missfiel, dass der Doktor mich zum Tanzen aufgefordert hatte.
 

„Ich oh ja natürlich...ich..ich wollte lediglich einmal mit ihr tanzen Eikskild. Weißt du, ich hatte an sich nicht vor, sie anstatt dessen zum Abendessen zu verspeisen. Außerdem hatte ich eben so wenig vor, sie dir in irgend einer Weise abspenstig zu machen, dahingehend kannst also ganz beruhigt sein mein Freund.“
 

Hörte ich den Arzt daraufhin etwas verwirrt aber auch belustigt in Eikskilds Richtung antworten, dessen überraschend besitzergreifende Verhaltensweise ihn offenbar ziemlich durcheinander zu bringen schien.
 

Doch das, was danach von Eikskild erfolgte...verblüffte mich noch mehr und den guten Doktor vermutlich auch, denn es war ebenso unmissverständlich wie nicht unbedingt höflich aber ganz typisch Eikskild mäßig trocken ...in seiner manchmal etwas ruppig und linkisch wirkenden Art, sich anderen um sich herum mitzuteilen.
 

„Das würdest du auch nicht fertig bringen...Thøre. Sie gehört zu mir und ich werde sie vor jedem von euch aufdringlichen Kerlen beschützen, der es wagt ihr auch nur im Ansatz zu nahe zu kommen, dessen kannst Du Dir gewiss sein. Ich pflege in der Regel keine leeren Versprechungen zu machen...und schon gar nicht in Bezug auf so etwas!“
 

Der Doktor starrte Eikskild einen Augenblick lang entsprechend verdattert an, doch dann zog sich ein erwartungsgemäß erheitertes Grinsen über seine sonst eher verhärmt wirkenden strengen Züge.
 

„Na so was...ist das so?
 

Wüsste ich es jetzt nicht besser, so könnte ich mir meinen Teil darüber denken, dass du gewiss gute Gründe dafür hast, mir das mitzuteilen mein lieber Eikskild...oder wie sehe ich das? Ich würde sagen, dass diese Botschaft eindringlich genug war. Jedenfalls für meinen Geschmack und ich habe sie durchaus verstanden.
 

Das ist ein patentes Mädchen und ich kann daher gut verstehen, dass Du sie sehr gern hast. Gib gut auf sie acht, solche wie sie gibt es nicht so häufig...und die, die es gibt, sind dann zumeist schon anderweitig vergeben.
 

So ich werde Euch zwei Hübschen jetzt besser alleine lassen, denn ich habe da so eine unbestimmte Ahnung, dass Ihr euch noch einiges unter vier Augen zu sagen haben dürftet?
 

Lyria..vielen Dank für die nette Geste, es hat großen Spaß gemacht mit Ihnen zu tanzen. Vielleicht können wir das ja gelegentlich an anderer Stelle wiederholen...ganz unverbindlich natürlich?!“
 

Schloss der Arzt mit einem vergleichsweise gutmütigen Augenzwinkern in meine Richtung, wobei er sich ebenso höflich wie galant empfehlen wollte, ich ihn jedoch noch einmal zurück holte.
 

„Ich oh selbstverständlich Thøre, ich fand es war sehr nett mit Ihnen....vielen Dank ähhh...gern!“
 

Stotterte ich ihm dementsprechend hastig entgegen, wobei ich es allerdings vermied Eikskild dabei direkt anzusehen. Denn das nicht sehr begeisterte Grollen, das er dabei ausstieß, vernahm ich durchaus und es gefiel mir nicht so besonders...schon weil mir der Doktor nicht das Geringste getan hatte und es an sich überhaupt keinen Grund für irgendwelche haltlosen Eifersüchteleien gab.
 

Aber das wollte offenbar noch nicht so ganz in sein sturschädeliges Trapperhirn vordringen. In diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig, als zwischen den beiden Männern zu vermitteln.
 

„Ist schon gut Thøre und danke für das nette Angebot. Eikskild hat es bestimmt nicht so gemeint...oder?
 

Das hast du doch?!“
 

Hörte ich mich dem Doktor einen Moment später leise aber nachdrücklich antworten, wobei ich den dunkelhaarigen Trapper mit einem eindringlichen und ziemlich entrüsteten Blick taxierte. Spätestens da bemerkte er wohl, dass er sich dahingehend offenbar einen guten Schritt zu weit hinaus aufs „Eis“ gewagt hatte, was seinen vermeintlichen Anspruch auf mich betraf, den er damit ganz ohne jeden Zweifel sehr deutlich hatte geltend machen wollen.
 

„Verzeih ich...ähhmmm….hatte es nicht so gemeint...ich...wollte doch nur …?!“
 

Vernahm ich ihn mit einer dementsprechend verlegenen Antwort auf den Lippen in Richtung des Doktors die aber durchaus ehrlich gemeint war….und so atmete ich erleichtert und mit einem tiefen Seufzer durch.
 

« Das war ja mal wieder denkbar knapp. »
 

Ertappte ich mich selbst bei diesen sicherlich nicht eben angenehmen Überlegungen, doch da konnte ich Thøre bereits antworten hören.
 

„Ist schon gut Eikskild, vergesst es einfach wieder ja?
 

Ich werde euch jetzt besser alleine lassen, denn ich habe ja auch noch andere Gäste, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Es war schön Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben Lyria und es war dazu eine äußerst interessante Unterhaltung...ich danke Ihnen dafür..
 

...bis dann!“
 

Mit diesen Worten machte er tatsächlich Anstalten zu gehen, ohne noch eine Antwort von uns abzuwarten.
 

Ich sah Eikskild weiterhin forschend an…ehe ich ihn fragte, was mich in dem Moment ziemlich stark beschäftigte.
 

„Was ist denn in dich gefahren...er..er wollte doch gar nichts von mir? So kenne ich dich ja gar nicht?
 

Was ist los mit dir…?!““
 

Ich sah ihn meinem Blick hastig und etwas schuldbewusst ausweichen…
 

„Es ist nichts...nichts wichtiges....es ist nur….ach ich weiß auch nicht...ich ähhh...wollte...nur“…
 

....“mein Bestes...ich verstehe!“
 

Ergänzte ich den angefangenen Satz mit einem ziemlich schiefen Lächeln auf den Lippen...da ich plötzlich recht gut begriffen hatte, worin sich das eigentliche Problem dieser Angelegenheit abzeichnete. Aber darauf wollte ich ihn nicht noch einmal extra aufmerksam machen, schon weil ich wusste, dass es ihm entsprechend unangenehm sein musste, sich so in seiner eigenen Gefühlswelt überrumpelt zu sehen...und noch mehr sie zu offenbaren...selbst vor mir.
 

Denn es war eine gänzlich spontane Reaktion gewesen, die ihn da eben überkommen hatte...eine, die mir wenn ich ehrlich war sogar ein wenig als Frau schmeichelte.
 

Er sah mich an….und ich merkte dass ich lächelte…
 

„Komm...lass uns endlich tanzen, das wolltest du doch oder?“ Entgegnete ich ihm fast sofort danach leise, wobei ich ihm die Hand hinstreckte.
 

Ich fühlte wie er meine spontan ergriff und mich dabei erneut behutsam aber fest in seine Arme zog…die er mir um die Hüften legte…
 

„Hmmm….ja ich denke, das fände ich schön.“
 

Konnte ich ihn mir ebenso verhalten antworten hören, woraufhin er mich forschend ansah. Der Blick aus diesen faszinierend blauen Augen verwirrte mich, als er mich traf, mit einer Klarheit und Überzeugung, die mir überdeutlich verriet, wie es wirklich in ihm aussah...oder besser ausgedrückt was er in dem Moment empfinden musste, als er mich so in seinen Armen hielt.
 

Und als ich nur den Bruchteil von Sekunden später spürte, wie sich seine Lippen zärtlich auf meine legten, während er uns beide zum wunderbar romantischen Klang der Musik langsam im Kreis herum, um uns selbst drehte….da wurden mir die Knie weich...und ich hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl zu schweben…
 

Wir lösten uns nur äußerst zögernd voneinander, uns gänzlich in dem schnöden Bewusstsein wiederfindend, sehr wahrscheinlich so ziemlich alle Augenpaare im Raum, überaus neugierig auf uns gerichtet zu wissen…und dennoch schien es ihm aller neugierigen Zuschauer zum Trotz, vollkommen egal zu sein.
 

Ich sah ihn ob dieser Erkenntnis leicht irritiert an und bemerkte dabei zu meiner Verblüffung, dass er lächelte...es war jenes wunderbar gelöste und so anziehend jungenhafte Lachen, das ich so an ihm mochte. Ebenjenes Lächeln, das mich vom ersten Tag an fasziniert hatte...und jenes, das ich bisher so selten von ihm zu Gesicht bekommen hatte.
 

Aber hier schenkte er es mir zum allerersten Mal so freimütig und unbedarft, als wären wir beide gänzlich allein.
 

Doch plötzlich sah ich, wie er seinen Blick forschend weiter über meinen Hals hinunter zu meinem 'Dekolleté lenkte. Als ich ihm überrascht und entsprechend verwirrt folgte, löste er sich etwas von mir und ich fühlte anstatt dessen, wie sich die rauen Fingerspitzen seiner rechten Hand zögernd auf die Glieder der feinen goldenen Kette legten, die ich wie gewöhnlich um den Hals trug...seit dem Tag vor etwa einem halben Jahr, an dem ich sie von ihm geschenkt bekommen hatte.
 

Ein Umstand der wie es mir schien, inzwischen vor einer halben Ewigkeit geschehen war.
 

Ich fühlte, wie er den dünnen, ineinander fest verschlungenen Kettengliedern nachspürte, deren matter Glanz sich goldschimmernd im Licht der Kerzen, in nahezu perfekter Schönheit abzeichneten. Ein Kunstwerk, dass er selbst eigenhändig erschaffen hatte….eines, dessen Kunstfertigkeit ich diesen rauen und von der Wildnis gezeichneten Händen niemals zugetraut hätte...eines, das mich damals wie heute zutiefst beeindruckte...und um eben diese Erkenntnis reicher spürte ich, wie er die Fingerspitzen langsam weiter nach unten wandern ließ.
 

Genau in die kleine Mulde zwischen meinen Brüsten, bis…
 

...ja bis sie auf dem eigens von ihm für mich eingefassten, wunderschön rötlich leuchtenden, herzförmigen Bernstein Anhänger verhielten und er ihn schließlich mit einem leisen Seufzer berührte.
 

Als er es tat, hörte ich ihn plötzlich unerwartet rau und nahezu lautlos entgegen flüstern.
 

„Mein Herz...das habe ich dir geschenkt...vor einer ganzen Weile schon.“
 

Er geriet ins Stocken, hob ganz plötzlich den Blick und sah mich an…es war ein zögerliches Lächeln, das sich in seinem markanten Gesichtszügen ausbreitete...und da fühlte ich es….es war so stark, dass es mich beinahe umwarf.
 

„Ich weiß es ...ich habe es gesehen und ich fühle es...so stark wie du. Das ist der Grund, weshalb ich es Tag und Nacht um meinen Hals trage...denn da ist es ganz nahe an meinem.“
 

Hörte ich mich ihm ebenso leise antworten, wobei ihm ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wangen drückte.
 

Doch im selben Moment, als er mir darauf etwas entgegnen wollte, wurde mit einem Mal so derartig schwungvoll die Türe zur Kellerbar aufgerissen und ein brüllender Hüne kam herein gestürzt, dass wir hastig und zutiefst erschrocken auseinander fuhren und dem Neuankömmling sprichwörtlich mit offenen Mündern entgegen starrten.
 

Es war natürlich kein anderer, als der reichlich übellaunige Bräutigam auf der Suche nach seiner frisch angetrauten Gattin, die hiermit also endlich von Erfolg gekrönt zu sein schien.
 

Dennoch hörten wir ihn kaum, dass er drinnen bei unserer illusteren Gesellschaft angekommen war, lautstark durch den ganzen kleinen Raum brüllen….
 

„VERDAMMT WO IST SIE!?
 

Wo habt ihr sie versteckt, los sag schon, wo ist meine Svetlana?!“
 

Dieses Missverständnis konnte glücklicherweise sehr schnell aufgeklärt werden….denn er hatte sie bereits keine zwei Sekunden später mit einem unüberhörbaren Freudenschrei um den Hals hängen...worüber beide zugleich verblüfft, wie höchst erfreut erschienen und es daher etwas dauerte, bis sie wieder ansprechbar waren, nachdem sie sich so glücklich wiedergefunden hatten.
 

Danach kam vermutlich das, was kommen musste….
 

Yokky machte sich bei Eikskild erst einmal entsprechend temperamentvoll Luft darüber, was er von unserer gelungen Aktion der heimlichen Entwendung seiner Liebsten hielt und dass wir ein ganz und gar durchtriebenes Pack wären, das ihm seine Braut so einfach vor der Nase weg gestohlen hätte.
 

Natürlich meinte er es nicht so, wie er es mit seiner lautstark dröhnenden und längst nicht mehr ganz nüchternen Donnerstimme verkündete...wobei er meinen Trapper jedoch wieder einmal in eine seiner „Bärigen“ Umarmungen zog und ihm dabei ganz ordentlich durch rüttelte, woraufhin ich Eikskild das entsprechende Gesicht ziehen sah und mir angesichts dieser zu köstlichen und amüsanten Aussichten ein etwas schadenfrohes Lachen nicht gänzlich verbeißen konnte.
 

Die Retoure von Eikskild erfolgte aber sogleich ebenso ungerührt, indem er Yokky stocktrocken verkündete, dass er nachdem er ja jetzt seine Braut gefunden hätte, sie auch entsprechend auslösen müsse, um den alten Traditionen genüge zu tun...aber es würde nicht ausreichen nur die fällige Zeche zu zahlen, mit der wir den armen Doktor inzwischen ganz schön geschröpft hatten….nein dem nicht genug, gehöre es sich den alten Bräuchen folgend, dass der Bräutigam etwas zum Besten geben müsse, wenn er sie denn wieder zurück haben wollte.
 

Also gesagt getan ließ sich der hünenhafte Trapper nicht nehmen dem schleunigst Folge zu leisten und so hörten wir ihn keine zwei Sekunden später aus vollster Brust ein derart unzüchtiges Trink- und …...lied schmettern, dass die Damen allesamt heftigst erröteten und die Männer unter entsprechendem Beifalls bekundendem Gejohle, halbtot unter die Tische fallen ließ...im Übrigen auch meinen Kerl, der sich die Lachtränen nur unter aller größter Mühe verkneifen konnte und während dessen ebenso verzweifelt versuchte, wenigstens ansatzweise die nötige Contenance zu wahren.
 

Aber irgendwann war auch das überstanden...und es wurde unter allgemeiner Zustimmung entscheiden, dass die Feier wieder zurück in den „betrunkenen Eisbären“ verlegt werden sollte, da ja der größte Teil der Gäste noch immer dort auf die Rückkehr von Braut und Bräutigam wartete.
 

Also packten wir uns abermals allesamt auf die Schlitten, diesmal inklusive des Doktors, sowie Bräutigam und dessen Gefolge, so dass die armen (Schlitten)Hunde mächtig arbeiten mussten, um die ganzen halb besoffenen Kerle (und Damen) wieder zurück ins Motel zu schaffen.
 

Als das geschafft war, zeigte meine Armbanduhr bereits weit nach Mitternacht an...aber die feierwütige Gesellschaft an Hochzeitsgästen hatte offenbar noch lange nicht genug davon, irgendwelche dümmlichen Spielchen zu veranstalten.
 

Denn das nächste dieser nervigen Gehirnzellenabtöter erfolgte sogleich, als wir vor Ort angekommen waren, so als hätten sie allesamt nur darauf gewartet!
 

Indem geschah nämlich das, was hinterher niemand mehr so recht nachvollziehen konnte und aus welchem Grund sich dieses Ereignis so ergeben hatte, wie es jetzt letztendlich zur Sprache und damit sozusagen auf den „Tisch“ kam.
 

Beziehungsweise nicht ganz klar ersichtlich war, welchem der zahlreichen männlichen Gehirne das nun folgende Ereignis wohl entsprungen sein mochte.
 

Die nordischen Männer allesamt nicht mehr ganz nüchtern, einschließlich des Bräutigams und seines Trauzeugen, verlangten nämlich mit einem Mal, dass auch einem alten Junggesellen Brauch genüge getan werden müsste.
 

Die Frauen hatten schließlich alle schon ihren Spaß mit dem Brautstrauß werfen gehabt, also müsse es auch etwas vergleichbares für die Männer geben...da es auch bei ihnen einige gab, die bisher noch nicht an die „Frau“ gekommen und damit zweifellos unverheiratet waren…und eben diese wollten zu gerne wissen, wer von ihnen denn der nächste Kandidat wäre, der innerhalb des nächsten Jahres eine geeignete Frau für sich finden und dann zweifelsohne verheiratet sein würde.
 

Immer noch deutlich angetrunken und von der meines Erachtens ziemlich idiotischen Idee angetan, ließ sich Yokky demnach nicht lange bitten dem nachzugeben, was sich die anderen Männer einschließlich des Doktors gewünscht hatten.
 

Nachdem sie also alle noch mal einen „Kurzen“ in die „trockenen“ Kehlen hinunter gegossen hatten, stellten sie sich allesamt vor Braut und Bräutigam auf um den Bräutigam entsprechend gebührend anzufeuern, dessen wirklich ungemein intelligente Aufgabe darin bestand, das obligatorische und hoffentlich „blaue“ Strumpfband seiner Braut, das diese ja im Normalfall um einen ihrer Oberschenkel sicher verwahrt unter ihrem Kleid trug vor aller Augen abzunehmen, nur um ihn im Anschluss daran unter die versammelten Junggesellen zu werfen und ihn im wahrsten sinne des Wortes an den Mann zu bringen, derjenige der Kerle der das Band fing, war demzufolge also der nächste Heiratskandidat!
 

So also der Brauch….dessen Umsetzung offenbar schon etwas Unterhaltungscharakter aufweisen durfte und dem nicht mehr ganz so nüchternen Bräutigam fiel tatsächlich nichts besseres ein als seiner etwas peinlich berühren frisch Angetrauten unter das Kleid zu schlüpfen, um ihr das Strumpfband tatsächlich nur allein mit den Zähnen zu entwenden und nach unten zu befördern...was ihm überraschend geschickt gelang, denn er brauchte dazu nicht mal zwei Minuten.
 

Wobei ich ihn es sofort danach aufheben und im Anschluss daran schwungvoll unter die lauthals Beifall johlende und pfeifende Männertruppe in die Luft zu werfen…
 

Jeder wirklich jeder der versammelten Junggesellen reckten sich nach dem blöden Ding...und sie prügelten sich fast darum, es als erster von allen zu erhaschen und wenn ich ALLE sagte, dann meinte ich es auch so...denn da war auch der lange Silber dunkle Haarschopf eines ganz bestimmten Herren dazwischen, der es ganz plötzlich unter lautem Triumphgebrüll siegessicher in die Höhe reckte, damit jeder sehen konnte, was ihm gelungen war...er hatte es tatsächlich ergattert..und ich..ich war in dem Moment erst einmal sprachlos.
 

Das war mehr als eindeutig...schon allein die schnöde Tatsache, dass ER sich dafür überhaupt hergegeben hatte und das auch noch freiwillig..allein das spiegelte so einiges wider, was ihn und seine momentane Gefühlslage anbelangte.
 

Eikskild hatte es unbedingt fangen wollen..dieses olle Band und es war ihm trotz der nicht ganz so kleinen Konkurrenz durch die anderen zahlreichen „Mitbewerber“ tatsächlich gelungen. Da sah man mal wieder ganz eindeutig und auf einen Blick, wie zielstrebig sich der Charakter dieses Mannes doch gestaltete...was er wollte bekam er auch...ganz gleich WIE!
 

Das erkannte ich ohne jeden weiteren Zweifel an dem, wie Mann diese Trophäe betrachtete..die er mir nur einige Augenblicke später siegessicher und stolz präsentierte, nachdem sich der ausgelassene Tumult unter den Männern wieder halbwegs gelegt und die frenetischen Beifallsbekundungen und Beglückwünschungen der anderen Kerle in der Runde abgeklungen waren.
 

Ich sah seine ausdrucksstarken dunkelblauen Augen vor Freude strahlen..in diesem absolut sicheren Gefühl etwas zu wissen, das längst kein Wunschtraum mehr ist...die beruhigende Erkenntnis erlangt zu haben, sich seinem angestrebten Ziel ganz nahe zu wissen….genau diesen Ausdruck konnte ich in ihnen sehen, als er mich fast sofort völlig unerwartet und wieder einmal vor aller Augen in seine Arme zog und mich dann überraschend sanft aber in nachdrücklich entschlossener Leidenschaftlichkeit direkt auf den Mund küsste…und mir dabei das kurz zuvor erbeutete Strumpfband in sanfter Nachdrücklichkeit über das Handgelenk schob….was natürlich nicht unbemerkt blieb und von den übrigen Gästen der Hochzeitsgesellschaft abermals entsprechend lautstark bekundet wurde.
 

Mir selbst war spätestens in dem Augenblick klar, was das zu bedeuten hatte und schnappte somit erst einmal heftig nach Luft aber nicht nur weil mir unter seinem stürmischen Kuss glatt der Atem versagte.
 

„Ich habe längst gefunden, was andere noch mühsam suchen müssen. Ich wusste, dass ich es auffangen würde, ich war mir ganz sicher, weil ich es unbedingt haben wollte….und zwar für dich und für mich.“
 

Hörte ich ihn mir nur einen Augenblick später in atemlos zärtlicher Entschlossenheit entgegen flüstern.
 

„Ja das hat man(n) gesehen...und Frau auch...ich hätte es mir eigentlich denken können, dass du schwer an diesem neckischen Ding interessiert sein dürftest Eikskild. Oh mein Gott, ich hoffe dass du dir wirklich ganz sicher bist, was du dir da eigentlich gewünscht hast?“
 

Antwortete ich ihm ebenso leise aber weitaus unsicherer, denn ich verstand die versteckte Ernsthaftigkeit, die sich dahinter verbarg durchaus.
 

„Oh, ich weiß denke ich ziemlich genau, was ich gut für mich ist...also kannst du unbesorgt sein..denn ich habe es längst gefunden.“
 

Entgegnete er mir daraufhin wie üblich so derart selbstsicher und trocken, dass ich abermals schluckte.
 

„Wie Schön für dich mein Liebster Eikskild...gibt s da in deinem Wunschdenken eventuell noch ein Wörtchen an Bedenken, bei dem ich mitreden darf..oder könnte?“
 

Hielt ich mit einem leisen sichtlich resignierten Seufzen dagegen, obwohl ich ganz genau wusste...dass er mich doch schon längst als sein Weib in Besitz genommen hatte...wenigstens in platonischer Hinsicht gesehen...und das andere...das Körperliche, das in Kürze folgen würde, war demnach unausweichlich…..das wussten wir inzwischen beide.
 

Er sah mich an und grinste plötzlich amüsiert.
 

„Nein, ich denke eher nicht!“
 

Erfolgte der neuerliche knappe Kommentar seinerseits, der keinen Zweifel mehr daran offen ließ, was sich da an Phantasien in seinem Kopf abspielte..besser ausgedrückt...in noch wesentlich tiefer liegenden Regionen...denn ich bemerkte plötzlich, dass ich da mit einem Mal etwas sehr verdächtiges verspürte….
 

Und dann….
 

…..dann kam auch schon, was ich halb von ihm erwartet hatte!



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