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"Eikskild"

"Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)
von

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..endlich geschafft, Polterabend in Sicht

Aber bevor er tatsächlich ernsthaft zur Tat schreiten konnte, um MIR seinerseits etwas entsprechendes zum Anziehen aufzunötigen, hielt ich ihn nochmals kurz aber entschlossen zurück, da mir eben etwas eingefallen war...etwas durchaus wichtiges, um es in die geeigneten Worte zu fassen.
 

Gedacht...getan und so erfolgte im Handumdrehen genau das, was mir in dem Moment an gedanklichen Überlegungen durch den Kopf ging.
 

„HALT...Stopp...entschuldige mein Lieber, aber das war s. Los, also nochmal runter mit den Anzughosen und das möglichst gleich Herr Eikskild.
 

Wenn ich also um das gute Stück bitten dürfte?!
 

Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass wir die vielleicht erst noch etwas kürzen lassen sollten, ehe du den Anzug tragen kannst Herr Trapper? Oder willst du etwa ernsthaft, mit einem halben Kilometer lang umgeschlagenen Hosenbeinen auf dieser russischen „schickimicki“ Hochzeit erscheinen?“
 

Grummelte ich ihm somit mehr oder minder befehlsmäßig entgegen, schon weil ich genau wusste, dass ich das selber weder tun konnte, noch tun wollte.
 

Dessen war ich mir ganz sicher!
 

Verdammt, alles was auch nur annähernd mit kochen oder nähen zu tun hatte, war eine Gottesstrafe für mich und das im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Der Trapper sah mich einen Moment lang entsprechend verblüfft an, als ich ihm diesen in seinen Augen sicherlich mehr als merkwürdig anmutenden „Befehl“ erteilt hatte.
 

Und so tat Eikskild dann auch in etwa das, was ich von ihm an Reaktionen erwartet hatte, wobei er zunächst verdattert mit dem Kopf schüttelte, um im Anschluss daran jedoch rasch zu nicken.
 

„Uhhh ich fürchten du haben recht Lyria. Ich haben völlig vergessen, dass du ja nicht nähen können. Aber..aber werden die das hier denn rechtzeitig schaffen?“ Konnte ich ihn mir einen Moment später überraschend vernünftig antworten hören. Ich erwiderte seinen Blick standhaft und lächelte ihn während dessen etwas zerknittert an, bevor ich ihm seine Frage beantwortete.
 

„Nun ich denke schon, jedenfalls hoffe ich das, sonst wird dies sicherlich eine sehr kreativ gekürzte Anzughose werden, wenn ich das machen muss, soviel kann ich dir jetzt schon versprechen.“
 

Ich bemerkte, wie er mich mit angesichts dieser Aussage, unverzüglich mit denkbar skeptischem Blick musterte.
 

„Dann...dann sollten du es wohl lieber nicht machen?!“
 

Konnte ich ihn mir einen Moment später abermals leicht verunsichert wirkend entgegen brummen hören, eine unbestreitbare Feststellung Seitens des Trappers, dass dies nicht gerade zu meinen besonderen Stärken zählte. Meine möglichen Talente hatte ich bis dato zwar noch nie zuvor so detailliert unter die Lupe genommen, aber Nähen zählte gewiss nicht dazu, soviel wusste ich ziemlich genau.
 

„Oh nein, bestimmt nicht. Aber ich kann ja mal die nette junge Dame hinter dem Tresen fragen, die sieht nämlich so aus, als ob sie prima nähen könnte….findest du nicht?!“
 

Hakte ich indessen fast sofort mit betont um Heiterkeit bemühten Unterton ein, wobei ich die nette junge Dame mit einem gewinnenden Lächeln fixierte, die wohl schon dunkel ahnte, was ihr gleich bevor stehen würde. Denn sie versuchte sich galant unauffällig in Richtung des Lagerraums zu verkrümeln...bevor ich sie ansprechen konnte.
 

Doch da hatte sie sich gründlich mit mir und meiner ausgesprochenen Hartnäckigkeit verrechnet.
 

„Ähh...Moment mal..Entschuldigung?
 

Hallo Sie da….ja genau Sie meine ich, die junge Dame mit der überaus kreativen Frisur!
 

Entschuldigen Sie bitte, aber wir benötigen dringend Ihre fachkundige Hilfe. Sehen Sie, mein Begleiter und ich müssen für Heute Abend und Morgen unbedingt die passende Garderobe für eine Hochzeit hier in Lonyearbyen auftreiben.
 

Aber wie sie sicherlich selbst sehen, ist ihm diese Anzughose hier viel zu lang.
 

Leider habe ich selbst nicht die Spur einer Ahnung, von der korrekten Handhabung einer Nähmaschine. Bitte könnten Sie nicht behilflich sein und ihm die Hosenbeine in der Zeit etwas kürzen, bis wir hier fertig sind? Die Bezahlung ist kein Problem. Sie bekommen sogar noch was extra...gewissermaßen als kleinen Bonus?!
 

Wie sieht s aus, werden Sie uns helfen?“
 

Ich sah sie mit einem neuerlichen hoffnungsvollen Lächeln an, das sie tatsächlich mitten in der Bewegung inne halten ließ.
 

„Okay, einen Hunderter Madame...mindestens und den direkt bar auf die Hand...dann mach ich s!“
 

Vernahm ich die Stimme der jungen Frau, mit einem Mal überraschend energisch. Mir stockte angesichts dieses Preises, der selbst für den A….der Welt ganz eindeutig Wucher war, kurz der Atem...aber was hatte ich denn für eine Wahl?
 

Keine...das war ja das Dumme an der Angelegenheit und das wusste sie, so gut wie ich!
 

"GUT...gebongt!
 

Sie kriegen einen Hunderter und noch zwanzig extra, wenn sie diese Hose auf passende Länge für ihn umgenäht haben, ehe wir dieses Etablissement wieder zu verlassen gedenken.
 

Also dann los, worauf warten Sie noch?!“
 

Die junge Frau sah mich einen Moment lang ungerührt an, ehe sie sich kurz räusperte und mir dann mit einem unüberhörbar trockenen…
 

„Nun gut, wenn ich die Hose kurz abmessen und in der entsprechenden Länge abstecken dürfte?
 

Ähhhmmm...dann könnte ich nämlich anfangen. Aber dazu müsste ER sich wohl oder übel einmal ganz kurz zu mir bewegen, denn ich kann ihm die Hosenbeine ja schlecht aus der Ferne heraus umstecken.“
 

Ich gab Eikskild angesichts dieser Tatsache mit entsprechend ungeduldiger Handgeste zu verstehen, dass er sich umgehend zu ihr gesellen sollte, damit sie ihm die Hose anpassen und mit den Stecknadeln abstecken konnte.
 

Der nordische Mann mit dem dunkeln Haarschopf hingegen reagierte angesichts dessen, mit einem kurzen verwirrten Schulterzucken, trottete dann aber gehorsam in Richtung des Tresens, wo die junge Frau ihn mit skeptisch zusammen gezogenen Brauen erwartete.
 

Als er bei ihr angekommen war, sah ich ihn etwas zerknittert lächeln, woraufhin sie ihn mehr oder minder ignorierte und unverzüglich mit ihrer Arbeit begann. Etwa fünf Minuten später war sie fertig und die Anzughosen des Trappers deutlich kürzer.
 

Als sie aufstand um die nicht von ihr verwendeten Stecknadeln umgehend zurück in die Schublade zu räumen, hatte Eikskild indessen nichts besseres zu tun, als sich wieder mit einem leisen merklich grummeligen Grollen zu mir zu gesellen….
 

...und zwar bis zu dem Moment, an dem wir sie uns beiden entsprechend unentspannt hinter her rufen hörten.
 

„He wohin so schnell Mr.?
 

Ich bin meines Wissens doch noch gar nicht fertig mit Ihnen?!
 

Ich meine, Ihre Hose bräuchte ich dann schon noch, die Sie da anhaben Sir?!“
 

Eikskild reagierte sofort in seiner denkbar unkonventionellen Art, wie sie der Trapper halt so an sich hatte.
 

Noch bevor ich in irgend einer Weise reagieren oder den Mund hätte aufmachen können, war er bereits mitten im Laden aus seinen Anzughosen heraus gestiegen und hielt sie kurz abwägend in der Hand, wobei er mich fragend ansah.
 

Uhhh wow...in dem Moment stockte wohl nicht nur mir allein der Atem.
 

Die junge Frau hinter den Tresen wusste ihrem Gesicht nach zu urteilen offenbar nicht so recht, ob sie jetzt eigentlich lachen oder aber lieber weinen sollte, angesichts der überaus ansehnlich strammen und muskulösen Männerbeine ihres Kunden, der jetzt noch lediglich in einem deutlich zu langem Hemd und seinen im Gegensatz dazu denkbar knappen Boxershorts bekleidet vor ihr stand.
 

„HILFE!
 

Bist du jetzt ganz übergeschnappt?
 

Herrgott Mann, du sollst die Hosen ausziehen ja...aber..aber doch nicht gleich hier!
 

Oh...verdammt Eikskild...was sollte das denn jetzt? Etwa noch nie was von einer Umkleidekabine gehört?
 

Weißt du, das ist der Einsturz gefährdete Bretterverschlag da hinten in der Ecke, in dem du dich eben schon mal umgezogen hast...und das übrigens aus gutem Grund würde ich sagen!
 

Mensch, hast du eigentlich überhaupt so irgend etwas wie Schamgefühl?“
 

Keifte ich ihm angesichts dieser mehr oder minder unüberlegten Handlungsweise entsprechend aufgebracht entgegen, als ich meine Sprache halbwegs wieder gefunden hatte.
 

„WAS?
 

Wieso du dich so anstellen Lyria. Du sagen doch, ich müssen meine Hosen kürzer machen...also haben ich sie ausziehen.
 

Wo sein also dein Problem? Ich können daran nichts anrüchiges finden.“
 

Hörte ich ihn mir ebenfalls dementsprechend ungehalten antworten, wobei ich merkte, dass er meinen Vorwurf wirklich nicht im Mindesten nachvollziehen konnte. Es war ihm tatsächlich völlig schnuppe gewesen...Mann scherte sich um derlei banale Nebensächlichkeiten anscheinend wirklich nicht die Bohne.
 

Ich war angesichts dieser Erkenntnis kurz ernsthaft sprachlos. Okay was regte ich mich darüber eigentlich so künstlich auf, wenn ihm das hier im Gegensatz zu mir, eh alles völlig Banane war?
 

„Ich..oh man vergiss es....vergiss es einfach wieder...Ja?
 

Shit...verfluchter und jetzt komm. Gott ich werd noch wahnsinnig mit dir Mann, du kostest mich irgendwann noch den letzten Nerv.
 

Allmächtiger, da zieht der Kerl sich doch einfach vollkommen ungerührt und mitten im Laden vor aller Augen halb nackig aus....tzeee….verdammte Sch...wo gibt’s denn so was..he?!
 

Hörte ich mich selbst nicht gerade mit Begeisterung vor mich hin fluchen, angesichts solcher denkbar unbürokratischen Manöver meiner besseren Hälfte in spe...oder genauer gesagt, des Mannes, der dahingehend unbestreitbare Ambitionen an den Tag legte, das Privileg mein Gefährte zu werden, in nicht mehr all zu ferner Zukunft für sich in Anspruch nehmen zu wollen.
 

Soweit war ich mir darüber schon im Klaren…und Eikskild auch. Immerhin, soweit waren wir beide diesbezüglich schon mal gekommen. Doch das war ehrlich gesagt im Moment mein kleinstes Problem, den ich besaß noch immer keine passende Garderobe für diese vermalledeite Hochzeit.
 

„Was ist jetzt..?!“
 

Fragte ich ihn dementsprechend säuerlich und mit unübersehbar hochgezogenen Brauen, als er schließlich Anstalten machte wieder in seine ollen Specklederhosen samt Hosenträgern hinein zu steigen und die Anzughose anstatt dessen an die junge Frau weiter zu reichen, die sie mit einem ebenso skeptischen Kopfschütteln in Empfang nahm und sich sogleich daran machte, meine etwas ungewöhnliche Bitte in die Tat umzusetzen.
 

„Was sollen sein, ich kommen ja schon?!
 

Oh ich denken, wir werden bestimmt etwas schönes für dich finden. Ich werden dir helfen, ich machen das wirklich gern.“ Erfolgte sogleich die denkbar unbekümmerte und sicherlich ernst gemeinte Antwort an mich, die mir unwillkürlich etwas leichtes Magengrummeln verursachte, angesichts der Aussicht darauf, von einem Mann und dann auch noch ausgerechnet von IHM eingekleidet zu werden.
 

Na das konnte ja noch lustig werden.
 

„Ich...ohh lass mal lieber stecken. Ich meine nichts für ungut mein lieber Eikskild, aber dein Geschmack“…
 

...unwillkürlich stockte ich, wobei ich mich heftig räusperte, ehe ich fortfuhr...
 

….“nun ja ähhmm...der ist fürchte ich schon etwas gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken!“
 

Aber da hatte ich mich offenkundig in ihm verrechnet. Eiskild wirkte ehrlich bestürzt über meinen Mangel von Vertrauen an ihn, den er mir entsprechend seines verletzten männlichen Stolzes sogleich zutiefst betroffen unter die Nase rieb.
 

„Was...vertrauen du mir wirklich so wenig? Denken du, ich würden wirklich wollen, dass du nicht hübsch für diese Hochzeit aussehen? Das sein ein wirklich harter Schlag…ganz ehrlich, ich sein sehr enttäuscht Lyria.
 

Ich würden dir sicher etwas schönes geben...etwas, das dein Fraulichkeit richtig zur Geltung bringen können...ich...“
 

„Okay...okay...dann bitte…!“
 

Konnte ich mich ihm etwa eine Sekunde später zunehmend entnervt antworten hören, wobei ich ihn kurzerhand unterbrach.
 

Seine männlich charmante Anklage an mich, hatte nämlich Wirkung gezeigt und mir ein denkbar schlechtes Gewissen beschert. Ein so schlechtes, dass ich mich tatsächlich breit schlagen ließ und schließlich einlenkte...wenn auch mit sichtlichem Magengrummeln, was das anbelangte.
 

„Bitte, dann mach doch....ich bin ja gespannt.
 

Aber so was von!“
 

Fauchte ich Eikskild damit abermals unüberhörbar grimmig entgegen, wobei ich zunächst jedoch nicht mehr als ein belustigtes Grinsen von ihm erhielt, mit dem er sich umgehend daran machte, sich sämtliche Ständer mit dem vorzunehmen, was annähernd nach Damenbekleidung aussah und zwar systematisch.
 

„Du vertrauen mir...ich werden etwas für dich finden...etwas sehr schönes!“
 

War zunächst alles, was er noch an mich verlauten ließ, während er die umliegenden Kleiderständer sichtlich interessiert in Augenschein zu nehmen begann. Mein bisher latentes Magengrummeln verstärkte sich indessen um etwa den Faktor einhundert...aber was half es mir?
 

Ich hatte ihm seine Klamotten ausgesucht, also galt dahingehend wohl annähernd gleiches Recht für alle Beteiligten an dieser Angelegenheit...auch wenn mir das in dem Moment nicht sonderlich gefiel.
 

Ich bleib also stehen und schloss mit einem tiefen, ergebenen Seufzer die Augen, denn ich wollte das Verbrechen an der Menschheit, das er sich todsicher für mich aussuchen würde, besser nicht sofort zu Gesicht bekommen.
 

Sagen wir, ich versuchte zu vermeiden, angesichts dieser männlich geschmacksverirrten Schrecklichkeit, vorzeitig in Ohnmacht zu fallen...wobei ich dahingehend aber für nichts garantieren konnte.
 

„Lyria?
 

Was machen du da?
 

Du sehen her, ich glauben ich haben etwas für dich gefunden.“
 

Konnte ich ihn mir etwa gefühlte fünf Minuten später plötzlich leise, aber überraschend aufgeregt und offenbar sichtlich angetan entgegen rufen hören.
 

Was sollte ich tun?
 

In diesem Fall blieb mir also nichts weiter übrig, als die Augen wieder aufzumachen und mir vorsichtshalber doch anzusehen, was Eikskild sich da an diversen Unmöglichkeiten für mich ausgesucht hatte.
 

Als ich sie wieder aufschlug, war er bereits bei mir angelangt...ich vernahm dabei das unverwechselbar leise Rascheln von weichem Stoff...und hielt merklich überrascht den Atem an, denn ich sah einen Augenblick später in seine strahlenden Augen. Um genau zu sein, in die eines erfolgreichen Jägers, der offenkundig mehr als zufrieden, mit seinem Jagderfolg zu sein schien.
 

Ich hingegen war zu verblüfft, um überhaupt reagieren zu können, denn er hielt tatsächlich so etwas, wie ein Kleid in Händen oder viel mehr waren es zwei, den unterschiedlichen Farben und Stoffen zu urteilen.
 

Ich war regelrecht sprachlos angesichts dessen, dass ihm hier in dem Laden gelungen war, auch nur annähernd so etwas, wie ein Kleid für mich aufzutreiben. Aber dem Anschein nach, gab es das wirklich...und was für welche.
 

Okay ich musste mich demnach wirklich berichtigen, was seinen Geschmack betraf, denn so blind wie ich ihn bisher immer eingeschätzt hatte, war der Mann anscheinend doch nicht.
 

Ich musste mir, wenn auch zögerlich eingestehen, dass er offensichtlich ein weitaus besserer Beobachter war, als ich bisher angenommen hatte, denn Eikskild hatte Farben für mich ausgewählt, die meinem seit mehreren Monaten weiterhin ungebremst und natürlich nachwachsendem dunkelroten Haar durchaus schmeichelten.
 

Weiterhin sprachlos nahm ich ihm das Erste der beiden Kleider ab, das er mir mit einem sichtlich amüsierten Zwinkern reichte...es war weich, der Stoff fühlte sich an, als wäre es aus Samt oder so etwas ähnlichem gemacht worden.
 

Aber wirklich schön war die Farbe...der Trapper hatte aus dem sicherlich nicht besonders üppigen Fundus an Abendgarderobe für die Dame, zielsicher die beiden Kleider heraus gefischt, die beide ziemlich gut mit meinem intensiv dunkelroten Naturfarbton harmonieren würden.
 

Das eine Kleid, das ich in Händen hielt, war Smaragdgrün. Das andere, das er noch immer in Händen hatte jedoch Eisblau, so wie das ewige Eis eines Gletschers. Beide Farben mochte ich und beide würden mir so Gott will, hoffentlich ganz gut zu Gesicht stehen.
 

Wenn...ja wenn sie so geschnitten waren, dass sie meinen um die Hüften herum doch eher fraulich ausfallenden Proportionen halbwegs schmeicheln würden, denn wie ein Rollmops in der Pelle wollte ich ja nun auch nicht gerade enden. Schon gar nicht auf einer Hochzeit, an der ich als unfreiwillige Brautjungfer aufzulaufen hatte, vordringlich deshalb, weil ich die offizielle Begleitung des Trauzeugens des Bräutigams darstellte.
 

„Ohhccchhh...hey, die beiden Farben sind wirklich schön, das muss ich zugeben. Wow, soviel guten Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut?!“
 

Hörte ich mich ihm daher angenehm überrascht und obendrein noch sichtlich erleichtert antworten, doch ich hätte damit rechnen können, dass er das natürlich so in der Art nicht auf sich sitzen lassen würde und so bekam ich die entsprechende Retourkutsche darauf umgehend präsentiert.
 

„Nun ja, auch du können dich einmal irren...Lyria!
 

Es geben im Leben Gelegenheiten, an denen auch eine Mann beweisen können, dass er durchaus etwas von festlichen Anlässen und Begebenheiten verstehen. Ich wollen, dass du begreifen, dass ich dies einmal haben mühsam erlernen müssen, auch wenn dies schon eine sehr lange Zeit her sein.
 

So sein ich aber durchaus noch in der Lage, den Sinn für schöne Dinge zu erkennen...wenn ich sie vor mir sehen.“
 

Eikskild verstummte mit einem seltsam undurchschaubaren Lächeln auf den Lippen….doch dann straffte er sich und sagte schließlich leise aber entschlossen.
 

„Was sein, wollen du sie nicht einmal anziehen? Ich würden sehr gerne sehen, wie sie dir passen und zu Gesicht stehen.“
 

Sein Lächeln wurde breiter und so kam ich nicht umhin, es spontan zu erwidern.
 

„Nun ja, warum eigentlich nicht. Ich meine, wenn du dir damit schon solche Mühe gemacht hast, sie hier aufzutreiben...also dann, gib schon her.“
 

Mit diesen Worten nahm ich ihm auch das zweite Kleid vorsichtig aus den Händen und steuerte gleich danach, die nächstliegende Umkleidekabine an. Zuerst wollte ich aber das dunkelgrüne Kleid anziehen, da ich die Farbe wirklich sehr schön fand und sich der samtige Stoff zudem ziemlich gut auf der Haut anfühlte.
 

Ich besah es mir genauer und stellte dabei fest, dass es für ein Abendkleid eigentlich eher unübliche lange und schmal an den Armen anliegende Ärmel besaß. Aber es gefiel mir irgendwie und der ungewöhnliche Schnitt hatte einen gewissen Reiz.
 

Alles in allem war es figurbetont, aber dennoch nicht so enganliegend konzipiert worden, wie man es sonst von einem Abendkleid gewohnt war. Es fiel locker und nahezu Falten und Schnörkellos gerade bis zum Boden hinunter. Das in einem etwas hellerem grün abgesetzte Bustier war halbrund auf den Schultern aufliegend und dazu glücklicherweise nicht sehr Dekolleté lastig geschnitten.
 

Um das Bild optisch etwas abzurunden, war der Zierbesatz am Oberteil außen herum, mit feinen goldenen und hellgrünen Ornamenten in leichter Ranken Optik bestickt worden. Ebenso, wie bei der Taillierung, die direkt unter der Brust angesetzt und ebenfalls mit feinen goldenen und grünen Mustern bestickt und abgesetzt worden war.
 

Es gefiel mir, denn irgendwie hatte dieses Kleid einen leichten Touch von schlichter Anmut zu bieten und obwohl es ein schwerer Stoff war, besaß es so eine gewisse „elfenhafte“ Leichtigkeit, die ich wirklich schön fand.
 

Auch wenn es mir Bauerntrampel mit meinen Quadratstampfern sehr wahrscheinlich stehen würde, wie der A….auf den Eimer. Okay gut, ich würde ihm den Gefallen trotzdem tun und es anziehen. Ich meine schön fand ich es ja, aber davon überzeugt, dass es mir auch zu Gesicht stehen könnte, war ich nicht wirklich.
 

Und so legte ich es mit einem leisen Seufzer hin, um aus meinen anderen Sachen heraus zu schlüpfen.
 

„Wie weit sein du..he...Lyria?!“
 

Konnte ich ihn mir derweil von draußen her, entsprechend ungeduldig entgegen grummeln hören.
 

„Immer mit der Ruhe Herr Eikskild, ich bin ja noch nicht mal aus meinen eigenen Klamotten heraus...also was willst du eigentlich?“
 

Konterte ich demnach wenig begeistert in seine Richtung, wobei ich Anstalten machte, mir das dunkelgrüne Kleid über zu ziehen, doch das war leichter gesagt als getan. Nach einigem Ächzen und Stöhnen hatte ich mich zwar in das gute Stück hineingezwängt, aber das war leider noch nicht alles, denn es wurde am Rücken mit einem Reißverschluss zugemacht und damit hing ich im wahrsten Sinne des Wortes etwas in der Luft.
 

In diesem Fall versuchte ich es kurzerhand mit der einzig verfügbaren Alternative.
 

„Ähhmm kannst du...kannst du mir bitte mal kurz behilflich sein? Ich krieg den Reißverschluss am Rücken nicht ganz zu, mein Arm ist da leider irgendwie etwas zu kurz geraten.“
 

Eikskild war damit so ziemlich die einzige verfügbare Hilfe, die diesem blöden Reißverschluss zu Leibe rücken und ordnungsgemäß zumachen konnte.
 

Deshalb bat ich ihn darum...und nur deshalb.
 

„Gut ich kommen zu dir...du warten kurz?!“
 

Vernahm ich seinen tiefen Bariton eine Sekunde später bereits vor dem noch geschlossenen Vorhang meiner Kabine. Mit einem leisen Seufzer zog ich den Stoff zurück und hatte ihn quasi unerwartet direkt vor mir stehen.
 

Ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken sollte, aber dem Trapper klappte tatsächlich kurz die Kinnlade herunter, als sein Blick auf mich fiel.
 

„Es ist total daneben..ich wusste es, nun guck nicht gleich so furchtbar entsetzt Mann. Oh warte, ich zieh es besser sofort wieder aus!“
 

Versuchte ich mich daher entsprechend hastig zu verteidigen, wobei mein Blick zweifelnd über dieses grüne Etwas huschte, das ich da am Leibe trug.
 

„NEIN!
 

Nein, bitte nicht...ich..ich finden es wirklich schön. Die Farbe passen so gut zu deinem dunkelroten Haar Lyria, mir gefallen es jedenfalls sehr. Mahal es sein einfach perfekt für Morgen zu diese Hochzeit.“ Hörte ich ihn mir überraschend atemlos antworten, nachdem er sich wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte...doch irgendwie wollte ich es ihm dennoch nicht ganz abnehmen.
 

„Was, das glaube ich nicht, soll das jetzt ein Scherz sein oder so? Meine..meine roten Haare sind doch einfach nur schrecklich...bist du ganz sicher, dass das wirklich zusammen passt?!“
 

Konnte ich mich ihm somit denkbar verunsichert erwidern hören, wobei mein Blick noch immer höchst zweifelnd über das grüne Ding huschte das ich da anhatte. Die darauf von ihm folgende spontane Reaktion überzeugte mich schließlich überraschend schnell und überraschend endgültig, doch die richtige Wahl für Morgen getroffen zu haben.
 

Ich fühlte, wie er mich kurz aber ehrlich ergriffen in seine Arme zog..wie sich seine Hände einen Augenblick lang besitzergreifend auf meine Hüften verirrten und er mir schließlich einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gab, ehe er mich im Anschluss daran nur äußerst zögernd los ließ.
 

„Ich finden, du sein eine sehr schöne Frau und ich denken, dass ich dir das nicht andauernd sagen müssen. Viel mehr nehmen ich an, du wissen langsam, wie ich für dich fühlen Lyria?!“ Konnte ich ihn mir bei der Gelegenheit leise entgegen flüstern hören.
 

„Ich weiß es...danke das ehrt mich wirklich...und...und...ich hoffe du weißt auch, wie ich für dich empfinde?!“ Entgegnete ich ihm ebenso atemlos und spürbar emotional ergriffen...ich mochte ihn so sehr, mehr als ich es ihm sagen konnte...und dann noch das.
 

Wir waren so nahe dran...uns endlich zu sagen, was wir wirklich wollten, was wir wirklich füreinander fühlten, doch dann war der kostbare Augenblick unwiederbringlich vorbei. So schnell wie er gekommen war, endete er auch wieder.
 

Unsanft unterbrochen von der jungen Frau, meldete die sich nämlich mit einem Mal ganz plötzlich zu Wort.
 

„Ich möchte ja nicht stören, aber ich ähmmm wäre dann soweit, Sie können ihre Anzughose gerne mitnehmen, wenn sie gehen.“
 

Damit war der fast greifbare Zauber des Augenblicks verpufft...und zwar endgültig.
 

Mit einem leisen aber tiefen Seufzer löste ich mich von Eikskild, wobei ich ihm ein leicht verlegenes Lächeln schenkte.
 

„Ich ähhmm....geh dann mal besser noch schnell das andere anziehen. Für heute Abend sollte ich ja denke ich, auch noch ein halbwegs brauchbares Kleid vorweisen können, meinst du nicht?!“ Versuchte ich betont um Fröhlichkeit bemüht zu retten, was noch zu retten war.
 

Doch ich sah ihn nur nicken.
 

„Sicher, das sollten du wohl tun. Ich werden besser vorne auf dich warten.“ War demnach alles, was ich noch an Antwort von ihm zu hören bekam.
 

Hastig beeilte ich mich, auch das andere Kleid anzuprobieren...das Eisblaue und auch das, war farblich sehr schön gehalten, da das ungewöhnliche Blau in einem sanften hellen und nach unten hin etwas dunklerem Blauton eingefärbt worden war, gefiel mir wirklich gut.
 

Dazu war es ganz aus luftigem Chiffon gemacht und sogar in etwa wie ein richtiges echtes Brautjungfernkleid geschnitten.
 

Ein weiter weich fallender Glockenrock, bis etwa zu den Knien, mit leichtem Faltenversatz und dazu ein entsprechende tailliertes Bustier, mit dünnen über den Schulter sitzenden Trägern und einem über kreuz gehaltenem Faltenmuster im Dekolleté. Dazu noch ein farblich passender Chiffonschal als Stola und es war nahezu perfekt...eigentlich viel zu perfekt dafür, wo Eikskild dieses gute Stück aufgetrieben hatte.
 

Wahrscheinlich war es sogar Second Hand und hatte sich wohl rein zufällig in diesen Tante Emma Laden für Klamotten verirrt, genau wie das andere Kleid auch.
 

Alles in allem wirkte es, wie ein schönes luftiges Sommerkleid...und damit nicht gerade passend, für die frostigen Temperaturen, die draußen im Moment vorherrschten. Aber die Party würde heute Abend ja nicht vor der Türe, sondern im Haus steigen. Also fand ich es ganz angemessen und beschloss kurzerhand beide zu kaufen.
 

Fehlte nur noch etwas an hübschem Zubehör, das ich hoffentlich bei den Friseurutensilien im vorderen Teil des Ladens finden würde, dann war ich durchaus zufrieden mit meinem Erscheinungsbild, denn das blaue Kleid passte mir auch wenn ich mich nicht selbst sehen konnte da in der Kabine kein Spiegel war hatte ich ein recht gutes gefühl was Passform und Schnitt anbelangte. Also dafür, dass ich normalerweise so gut wie nie Kleider trug, war das eine wirkliche Premiere für mich.
 

„Nun aber schleunigst raus hier...mir reicht s erst mal dicke mit solchen Unanhemlichkeiten.“
 

Hörte ich mich mit einem dementsprechend schiefen Lächeln zu Eikskild sagen, woraufhin er mit einem ebenso amüsierten Grinsen reagierte und bekräftigend mit dem Kopf nickte, ehe er seinen Kommentar dazu abgab.
 

„Hmm...du nehmen mir die Worte aus dem Mund, das sehen ich genauso!“
 

In dem Fall hieß es also schlicht alles an Ware zu bezahlen, was ich selbstverständlich selbst übernahm...soviel zur Emanzipation der Frau.
 

Hierbei bekam ich sie nicht unbedingt im positiven Sinne zu spüren aber Eikskild besaß im Moment gelinde gesagt keinen roten Heller...seine Brieftasche mochte sonst wo abgeblieben sein, jedenfalls hatte er sie nicht hier.
 

Somit war ich gezwungen für uns beide zu bezahlen, doch witzigerweise störte es mich kaum...an sich war mir mein altes Leben das zum größten Teil aus irgendwelchem unnützen Zeugs Shoppen bestanden hatte, so fremd und so weit weg, dass ich es keine Sekunde lang vermisste.
 

Im Gegenteil, langsam aber sicher hatte ich mich an die eher einfachen Verhältnisse dieses Lebens gewöhnt und es gefiel mir immer besser, je länger ich damit konfrontiert wurde.



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