"Eikskild" von Ithildin ("Eichenschild" Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe (modernes Setting)) ================================================================================ Kapitel 17: noch so allerlei (interessante) Fundsachen... --------------------------------------------------------- Die Tage zogen dahin...es war jetzt meiner Schätzung nach inzwischen Ende Oktober geworden. Die Tage wurden deutlich kürzer auf Svalbard und es war bereits der erste Schnee gefallen...allerdings war er nach einer etwas wärmeren Tauwetter Periode mit starkem Fön wieder weggeschmolzen und hatte nichts als schlammig braune Schmutzwasserlachen zurück gelassen...die Eikskild zu meinem größten Unmut, in schönen regelmäßigen Abständen von draußen nach drinnen ins Haus verfrachtete. Vor allem, wenn MANN mit seinen klobigen schwarzen Tretern, die ganze Tundra mit herein brachte. Eine Sache, die ein gewisses Konfliktpotenzial zwischen uns beiden beinhaltete, vordringlich da ICH zumeist bestrebt war, den Dreck doch bitte schön möglichst draußen zu belassen, wo er meiner Meinung nach auch hin gehörte. Mann dies im Gegensatz zu mir jedoch nicht so besonders zu stören schien. Dennoch wurde es nicht nur draußen spürbar ungemütlicher und vor allem eines...deutlich kälter. Auch im Haus spürten wir den Temperatursturz inzwischen überdeutlich..wenn auch nicht im emotionalen Sinne zwischen uns beiden betrachtet, sondern ganz banal und damit rein körperlich gesehen, denn die dünnen Bretterwände isolierten die schneidende Kälte nicht besonders gut, was bedeutete, dass Eikskild zwar tapfer versuchte die Ritzen, durch die es wie Hechtsuppe in die kleine Hütte zog, so gut wie möglich mit irgendwelchen in Pech getränkten Stofffetzen abzudichten und die beiden Bolleröfen möglichst nicht mehr ausgehen zu lassen..es dennoch nicht ganz verhindern konnte, dass wir die deutlich abfallenden Temperaturen im Haus nicht bemerkten. Der kommende Winter war nahe...und er rückte mit jedem Tag ein ganzes Stück näher. Zeit es sich langsam aber sicher gemütlich einzurichten und zwar IM Haus, auch weil es draußen inzwischen alles andere als angenehm war. Die notwendigen „Gassi“ Gänge mit Keira fielen demnach täglich kürzer aus. Erstens weil ich wegen der streunenden Eisbären auf der Insel jetzt immer das Gewehr mitnehmen musste, das ich inzwischen schon ganz ordentlich beherrschen konnte und zweitens, weil mich die unangenehm beißende Kälte nicht gerade dazu einlud, die Nase besonders lange vor die Türe zu stecken. Eikskild ging jedoch unberührt davon nach wie vor seinem Lebensunterhalt der Jagd nach Pelzen nach und wenn nicht dem, dann doch wenigstens der Jagd nach Futter für seine Huskys….die so einiges an Fleisch verdrückten. Die Robbe war derzeit längst von ihm verfüttert worden und so musste ich wohl oder übel mit ran um ihm zu helfen. Mein erstes Rentier erlegte ich so bereits einige Tage später, wenn natürlich auch eher ungewollt. Ich versuchte absichtlich daneben zu zielen, als er mir das Jagdgewehr eines schönen Nachmittags in die Hand drückte und unerbittlich wie ebenso ungerührt zu mir sagte...“diesmal du schießen das Futter für die Hunde Lyria...das sein deine Aufgabe, dein Hund schließlich auch etwas wollen fressen...und der Winter sein verdammt lang!“ Damit war es klar. Ich tat ohne zu murren was er sagte...da ich wusste, dass es keinen Sinn haben würde dagegen aufzubegehren oder gar mit ihm darum zu streiten….zielte meiner Meinung nach aber mit voller Absicht vorbei. Dummerweise so schlecht...dass ich zu meinem allergrößten Erstaunen doch traf und zwar diesmal nicht den ohnehin spärlichen Tundrabewuchs..sondern oh Wunder tatsächlich das arme Tier. Glücklicherweise war es auf der Stelle mausetot...und der Trapper ersparte es mir das Ren auch noch an Ort und Stelle ausnehmen zu müssen, denn allein schon der unverwechselbare Gestank nach frischem, warmen Blut und der intensive Wildgeruch genügten mir, um mich beinahe noch herzhaft über die ausgeweideten Innereien zu erbrechen, die Eikskild nutzlos wie sie für uns waren, als Köder für die Fallen der Polarfüchse angedacht hatte. „Uhh was ein bestialischer Gestank…ihhgggitt stinken die Biester eigentlich immer so barbarisch?“ Fragte ich ihn schließlich mit sichtbar gerümpfter Nase, als ich mich halbwegs an den intensiven sowie unangenehmen (Wild)Geruch gewöhnt hatte. Eikskild lachte prompt, als er mein angewidertes Gesicht sah. „Oh du dich daran schon noch gewöhnen werden..so sein das eben..das sein die Natur. Leben und Sterben sein hier auf Svalbard eng miteinander verwoben, du dürfen das nie vergessen Lyria. So und du jetzt kommen wir das Ren zurück zur Hütte bringen müssen, bevor es uns noch ein Eisbär streitig machen wollen..da fallen auch für uns beide noch ein schönes Steak ab. Ich mich schon freuen, heute Abend geben es ein ordentliches Stück Fleisch...das sein wahrlich ein Festessen!“ Kommentierte er meine ersten Jagdversuche schließlich entsprechend amüsiert, sowie nicht ohne gewissen Stolz im Unterton...weil er es schließlich höchstpersönlich gewesen war, der mir das Schießen bei gebracht hatte. „Na Hauptsache DU kannst dich darüber freuen Trapper...mir tut das arme Tier einfach nur entsetzlich leid!“ Knurrte ich ihn demnach merklich unwillig an, obwohl ich genau wusste, dass der Lauf der Dinge eben nun mal so war..wie er war. Leben und Sterben lagen hier in der Wildnis sehr eng beieinander...ein Umstand, den ich trotz dass ich es wusste, immer noch nicht so recht verinnerlichen wollte und konnte. Ich konnte ihn leise seufzen hören, als er das Ren gemeinsam mit meiner Hilfe auf den Buggy wuchtete, der jetzt bald dem Schlitten auf seinen immer spärlicher werdenden Erkundungstouren weichen würde. Ich merkte, dass der Trapper mich kurz beobachtete, bevor er ansetzte um mir darauf etwas zu antworten. „Das sein so typisch für Stadtmenschen wie dich...du vollständig vergessen haben, wie die Natur ihre Gesetze machen und auch wie sie sie regeln. Das Ren hätten auch durch den harten Winter sterben können, viele überleben ihn nicht….dann sie sterben auch, so wie jedes Lebewesen es müssen, wenn sein Tag gekommen sein oder es zu schwach zum Überleben sein. Also du aufhören es weiter zu bedauern...das sein völlig unnötig, das Tier sein ja nicht umsonst gestorben. Es erfüllen einen wichtigen Zweck, es halten uns und unsere Tiere am Leben. Du lieber kommen, es werden langsam kalt und ungemütlich, außerdem werden es jetzt bald dunkel, ich wollen zurück sein, ehe die Dämmerung uns überraschen.“ Damit war alles gesagt…und ich wusste genau, dass Eikskild recht hatte..so herzlos brutal dies vielleicht für mich geklungen hatte, so war es zweifellos die Wahrheit. Also tat ich was er sagte und schließlich war das Tier nach einigem Schieben und Zerren auf dem Wagen verladen. Wenig später waren wir auf dem Rückweg..der Weg war relativ kurz, da er sich nicht sehr weit in das Innere der Insel hinein gewagt hatte. Zwischenzeitlich hatte ich mich auch an meinen Platz auf dem vorderen Ausleger des Wagens gewöhnt und mich automatisch dort nieder gelassen. Genau zwischen dem all gegenwärtigen Survival - Überlebens Paket des Trappers und dem von uns erbeuteten Tier. Nach etwa einer halben Stunde ohne besondere Vorkommnisse, außer einem unangenehm kaltem Sprühregen kamen wir zur Hütte zurück. Eikskild versorgte wie üblich das erlegte Beutetier, indem er es zu den anderen Fleischvorräten in den etwa fünf Meter hohen „Frischluftkühlschrank“ brachte, wo er im Anschluss daran den Buggy im Geräteschuppen verstaute und schließlich nachdem all dies gewissenhaft erledigt worden war, zu mir ins Haus zurück kam. Ich hatte derweil den Ofen neu befeuert und heißes Wasser für Kaffee aufgesetzt, was sich inzwischen als tägliches Ritual zwischen uns etabliert hatte, um sich wenigstens etwas aufzuwärmen, wenn man direkt von draußen herein kam. Alles in allem gaben wir beide schon ein ganz gut eingespieltes Team ab, von dem jeder von uns beiden genau wusste, was er zu tun hatte. An diesem Abend sprachen wir nicht sonderlich viel miteinander, obwohl er schon einiges an Fortschritten bezüglich seiner Sprachkenntnisse gemacht hatte...es aber zumindest grammatikalisch gesehen noch immer recht abenteuerlich klang, wenn er den Mund aufmachte, um mit mir englisch zu sprechen. Eikskild hatte im Zuge unserer erfolgreichen Beuteaktion abermals für ein ganz annehmbares Abendessen gesorgt, das sicher um einiges besser geschmeckt hatte als meine kläglichen Kochversuche, die ich zwischenzeitlich vollständig eingestellt hatte, da ich ihn und mich nicht noch absichtlich vergiften wollte. Wir saßen zusammen wie wir es gewohnt waren...das altersschwache Radio lief und brabbelte irgend etwas für mich völlig unverständliches auf skandinavisch vor sich hin. Er las wie üblich in seinen verstaubten dicken Büchern und ich versuchte mich wieder einmal an meinem mir inzwischen sehr vertrauten Tagebuch…. ..bis...ja bis die alte Kiste von einem Radio urplötzlich völlig unverhofft Funken spuckte und dann jäh erstarb, wo es keinen einzigen Mucks mehr als Lebenszeichen von sich gab. Eikskild sah unwillkürlich mit sichtlich verblüffter Mimik von seinem Buch hoch, in dem er bis eben noch gelesen hatte und fluchte dann leise aber völlig ungerührt vor sich hin.“Shazra..der alte Kasten machen einem aber auch nichts als Ärger...das sein jetzt schon das zweite Mal in kurzer Zeit, dass das passieren. Du bringen mir in der Hinsicht offenbar kein Glück Lyria.“ Kam es somit entsprechend kurz angebunden aus dem Trapper in meine Richtung heraus gesprudelt. „Ha ha sehr witzig...sonst noch Probleme? Tzeee...na du macht mir vielleicht Spaß Mann, als ob ICH etwas dafür könnte, dass das dumme Ding andauernd die Grätsche macht. Ich geb dir einen guten Rat, kauf dir einfach ein modernes Digitalradio, wenn du das nächste mal nach Longyearbyen kommst Eikskild, dann hättest du diese Probleme vermutlich nicht mehr. Aber wenn es dich beruhigt, kann ich es mir morgen ja mal in Ruhe ansehen. Ich habe zufällig ein wenig Ahnung von der Materie, mein Dad war begeisterter Radiofan...besonders alte Radios wie dieses hat er sehr gemocht und ich habe ihm früher oft über die Schulter geschaut, wenn er eine dieser Antiquitäten wider ins Leben zurück geholt hat. Was ist, daran interessiert oder nicht?“ Eikskild sah mich an...er wirkte leicht zweifelnd, wie zugleich merklich überrascht angesichts meines doch eher unkonventionellen Angebots an ihn. „DU es versuchen wollen...wirklich ernsthaft?“ Antwortete er auf meinen Vorschlag hin, mir das Radio einmal genauer anzusehen entsprechend knapp, wobei er ehrlich verblüfft wirkte...so als ob er mir dies als Frau nicht zutrauen würde. „Ja etwa was dagegen? Ich meine wenn du es besser kannst, bitte sehr, ich lasse dir herzlich gerne den Vortritt. Es sei denn, du willst den kommenden Winter über gänzlich auf etwas Unterhaltung durch die Außenwelt verzichten?!“ Konterte ich damit ebenso unerbittlich streng in seine Richtung, weil genau dieser Umstand mich ungewollt nervte...denn so ungeschickt in Bezug auf Technik war ich nun auch wieder nicht. Ich wusste mir an sich nämlich schon zu helfen, jedenfalls in solchen Dingen war ich schon immer eher praktisch veranlagt gewesen. Ich hatte keine Angst davor mir die Finger schmutzig zu machen oder gar sie mir zu verbrennen...meine Devise, was einen nicht sofort umbrachte, machte einen um so härter. Ein Umstand den ich hier auf Svalbard inzwischen in einer ganz neuen Dimension kennen lernen durfte. Der Trapper sah mich indessen an, als hätte er eben den Yeti höchstpersönlich durch unsere Hütte spazieren sehen...doch dann fing er sich rasch. „Gut ich wollen dir vertrauen, ein Versuch können nicht schaden, wenn du es wagen. Ich wollen es mit eigenen Augen sehen und etwas zum Lachen haben, falls es schief gehen, wie ich es glauben. Das Leben sein hier schließlich schon hart und entbehrungsreich genug...da können etwas Spaß nicht schaden!“ Sagte er demnach vergleichsweise gelassen aber doch mit einem Hauch von Spott in meine Richtung...der unüberhörbar in seiner schönen tiefen Tonlage mitschwang, was mir somit nur schwerlich entging. „Ja du mich auch...ha ha wie ungemein lustig. Ich zeig s dir Mann...drauf kannst du getrost deinen H…...verwetten Einfaltspinsel. Du wirst es sehen..ich schwörs dir!“ Fauchte ich ihm entsprechend zornig entgegen, woraufhin ich mich ruckartig von meinem Sitzplatz erhob, mein Tagebuch packte in dem ich bis eben noch geschrieben hatte und ihn umgehend danach sitzen ließ, wobei ich es vorzog lieber mit meiner eigenen Gesellschaft vorlieb zu nehmen...was nichts anderes bedeutete, als dass ich kurzerhand zu Bett ging. Der nächste Morgen kam und damit definitiv auch mein Versprechen mich um das defekte altersschwache Radio zu kümmern, wie ich es ihm am Abend zuvor ach so vollmundig angekündigt hatte. Als ich kurz nach dem Morgengrauen noch immer herzhaft vor mich hin gähnend in Jogginghose und wenig attraktiv modischen Schlabberpulli auf der Bildfläche erschien...war ich wie üblich allein! Von Eikskild fehlte mal wieder wie so oft jede Spur..MANN war nämlich längst unterwegs zu seinen Fallen, so wie an jedem Tag. Also versuchte ich das Beste daraus zu machen, doch der Gedanke der sich mir dabei unwillkürlich aufdrängte, war eben jener, der mir ganz eindeutig sagte, dass ich den Trapper noch früh genug als Dauerzustand am Hals haben würde, vermutlich früher als ihm oder mir lieb sein konnte und damit zwangsläufiger Alltag für uns beide werden würde. Spätestens dann, wenn die polare Dunkelheit und der meterhohe Schnee es nicht mehr zuließ, dass er das Haus längerfristig verlassen konnte, um seine Felle zu erjagen, was jetzt wohl schon sehr bald der Fall sein würde. Also schob ich diese unschönen Überlegungen vorerst beiseite und versorgte im Anschluss daran gewissenhaft meinen Hund mit Futter, der im Übrigen mit schwach wedelndem Schwanz vor mir stand und mich bittend aus großen braunen Hundeaugen ansah. So nach dem Motto...“nun gib mir schon endlich mein Fressen Frauchen!“ Aber erst nachdem Keira ordnungsgemäß versorgt war, kümmerte ich mich um mich selbst und damit um mein leibliches Wohl. Mein Frühstück bestand wie an jedem Tag aus dem üblichen schwarzem Instand Kaffee...und steinhartem Knäckebrot...das ich erst vor einigen Tagen originalverpackt, ganz tief hinten in einem der wackligen Küchenschränke des Trappers gefunden hatte. Zwar war es gerade noch eben so an der Haltbarkeitsgrenze entlang geschrammt und schon allein deswegen nicht mehr eben das Frischeste im Biss. Aber wenigstens war es genießbar und nicht so widerlich in Geschmack und Geruch, wie das getrocknete Rentier Fleisch welches ER in der Regel zu seiner ersten Mahlzeit des Tages auserkoren hatte. Trotzdem kam es mir als Engländerin die Toast, Ham und Eggs, sowie baked Beans zum Frühstück gewohnt gewesen war, wie ein Festmahl vor….doch mein altes Leben war unweigerlich aus und vorbei. Hier bestimmte ein völlig anderer Rhythmus das, was wir zu tun und zu lassen hatten. Was also half es mir noch dem Alten nachzutrauern? Nichts, gar nichts, das war mir, die sich innerlich solange so vehement dagegen gewehrt hatte, mittlerweile auch schon klar geworden. Anstatt dessen sollte ich mich wohl lieber auf das konzentrieren, was mein Leben jetzt an Gegebenheiten für mich bestimmte...denn so hatte ich es für mich entschieden. Zumindest eine gewisse Zeit lang, bis der Winter im März vorbei sein würde. Also würgte ich das trockene Brot hinunter, wo ich es mit ordentlich Kaffee nachspülte..machte anschließend Tasse und Teller sauber, wie es sich gehörte und ging dann daran, mich entsprechend für die kalte Witterung draußen zu wappnen und zwar indem ich meine warmen Outdoor Kleider anzog. Mein Daunenmantel, Wolljacke und Winterstiefel...hatten demnach also längst an der an sich schon äußerst spärlichen Garderobe des Trappers Einzug gehalten. Kurze Zeit später trat ich im ersten Tageslicht einer eher zögerlich weichenden Morgendämmerung mit Gewehr bewaffnet, dicht gefolgt von meinem Hund aus der Türe und machte mich sofort danach umgehend auf den Weg zum Geräteschuppen..wo ich hoffentlich die entsprechenden Ersatzteile finden würde, um dieses uralt Dings wieder in Stand zu setzen. Kaum draußen vor der Türe angelangt, sah ich mich gewissenhaft nach etwaigen unerwünschten Gästen um, wie er es mir in letzter Zeit andauernd eingeschärft hatte...aber es bleib ruhig, weit und breit kein Bär in Sicht...was erst mal ein merklich erleichtertes Aufatmen meinerseits zufolge hatte. Okay mal ehrlich, wer war schon besonders scharf darauf, ausgerechnet ein Rendevouz mit Meister Petz vor der eigenen Haustüre zu haben? Na also ich bestimmt nicht...so tat ich, was er mir eingebläut hatte und sicherte die Umgebung so, wie ich es von ihm gelernt hatte. Die Luft war im Augenblick rein...na was ein Glück! Hastigen Schrittes machte ich mich damit also umgehend daran um schnellstmöglich zum (hoffentlich) sicheren Schuppen zu gelangen. Keira folgte mir weit weniger euphorisch mit hängendem Schwanz und einem beleidigten Kläffen nach, weil sie natürlich völlig selbstverständlich angenommen hatte, dass wir jetzt Gassi gehen würden..was im Augenblick jedoch eine gänzliche Fehlannahme meines Hundes darstellte. Ich sah sie an und sagte dann leise zu ihr...“später Keira...wir gehen nachher, wenn ich es repariert habe. Ich versprech s dir. Nur noch ein bisschen Geduld meine Süße, das hier ist wichtig...meine Ehre steht auf dem Spiel. Dem Kerl werd ich s schon zeigen, ich krieg das hin und wenn es das Letzte ist was ich tue!“ Mit diesen Worten und einem leisen Seufzen kraulte ich sie einen Augenblick lang hinter den weichen Ohren, wo ich im Anschluss daran entschlossen auf die Türe des kleinen schiefen Bretterschuppens zu ging, um sie mit einem entschlossenen Ruck zu öffnen. Ich war bisher noch nicht einmal hier drin gewesen, seit ich hier angekommen war, denn ER hatte mir den Zutritt bisher stets strikt verweigert. Eikskild hatte es mir zwar nicht direkt gesagt oder verboten, aber allein seinem Verhalten nach, war mir schnell klar geworden, dass ein Betreten dieses Schuppens von meiner Seite aus, in den Augen des Trappers unerwünscht war. Ich wusste zwar nicht weshalb das so war, auch weil ich mir nicht im Traum vorstellen konnte, was ER hier drinnen denn so angestrengt an geheimen Schätzen vor mir zu verstecken versuchen sollte. Gut aber wenn ich daran dachte, WAS ich vor kurzem zufällig und dazu völlig unverhofft in seiner Teedose gefunden hatte, war ich mir zwischenzeitlich schon nicht mehr ganz so sicher, hier nicht vielleicht doch noch auf etwas zu stoßen, das einen gewissen Wert darstellte oder wenigstens auf eine andere Art ungewöhnlich erschien. Doch das Erste was mir entgegen schlug als ich die Türe nach innen öffnete und hinein ging war unangenehmes Halbdunkel...und dann so ziemlich die größte Sauerei und Unordnung, die ich jemals in meinem Leben zu Gesicht bekommen hatte! Nichts aber auch nicht ein einziger Quadratmeter in der kleinen Hütte war OHNE irgendwelchen Krempel oder in meinen Augen vollkommen nutzlosen Plunder voll gestellt worden, der sich sogar noch in Massen auf dem Fußboden stapelte. Großer Gott, wie beim Allmächtigen sollte ich HIER denn etwas finden können, das ich als geeignete Ersatzteile zum Reparieren des Radios verwenden konnte? Ich konnte ja schon froh sein, wenn sich wenigstens ansatzweise ein Schraubendreher oder eine Zange finden ließ, um das Gehäuse des Radios zu öffnen, damit ich mir gegebenenfalls ansehen konnte, wo der Fehler lag...oder ob es überhaupt noch zu retten war, was ich zwar nicht annahm, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt. Mit einem tiefen Seufzer holte ich Luft um sie dann ruckartig aus meinen Lungen zu pressen...phhhhhhh...na das war ja mal eine Überraschung, wenn auch nicht unbedingt eine angenehme. Doch davon wollte ich mich nicht schon gleich ins Boxhorn jagen lassen….dafür war ich schon zu weit gegangen. Also versuchte ich es mit Plan B….erst mal die Lage sondieren. Ich versuchte somit weigstens eine kleine Fläche vom Sperrmüll frei zu legen, damit ich irgendwo arbeiten konnte...glücklicherweise fand sich eine alte Kiste unweit von meinem Platz denn besonders viel Bewegugsfreiheit hatte ich da drin nun nicht gerade. Als mir das geglückt war..suchte ich die Petroleumlampe, die der Trapper schlauerweise direkt über mir an der Türschwelle an einen Haken an die Decke gehängt hatte..denn MANN wollte hier drin ja unzweifelhaft ebenfalls etwas sehen, wenn er mal hinein musste...was der Unordnung zufolge allerdings nicht sehr häufig der Fall sein konnte. Als ich sie erfolgreich von der Decke gefischt hatte, versuchte ich sie mittels eines Streicholzes in Gang zu setzen, das ich natürlich gaannnzzz zufällig aus meiner Jackentasche gezaubert hatte...und oh Wunder es wurde tatsächlich Licht! Na also konnte ich jetzt ja wenigstens schon mal erkennen, WO ich mich nun eigentlich im Raum befand. Allerdings trug es wenig dazu bei, meine denkbar schlechte Laune zu heben, denn hier etwas brauchbares zu finden, würde sich im Vergleich in etwa anstellen, wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das waren ja ungemein prickelnde Aussichten. Nun gut, aber was blieb mir anderes übrig, wo ich doch schon mal hier war? Ein Versuch konnte nicht schaden. Was hatte ich denn schon zu verlieren? Ich meine..wenn ich kein geeignetes Werkzeug finden würde, so konnte ich es denn wenigstens getrost und ohne schlechtes Gewissen auf seine absolut Rekord verdächtige Unordnung schieben. Also seufzte ich abermals hörbar, ließ meinen Hund vorsorglich "platz" machen...stellte die Kiste die ich eben erfolgreich erbeutet hatte im Anschluss daran vor mich hin und begann damit mich systematisch in diesem Chaos voran zu tasten, um in jeden noch so kleinen versteckten Winkel nach eben jenen Dingen zu fahnden, die ich benötigte um das alte Radio zu reparieren. Das waren demnach also nichts weniger als eine Zange...diverse Schraubendreher...ein Lötkolben und das zugehörige Zinn...und oder vielleicht sogar den einen oder anderen Kondensator, beziehungsweise eine neue Röhre...denn die überhitzten schon mal ganz gerne in den alten Kisten und dann PUFFF...verglühten sie und starben damit unweigerlich den Hitzetod, was ich bei diesem Radio vermutete. Ich versuchte es mit System indem ich vorne rechts an der Türe anfing um mich dann im Uhrzeigersinn weiter nach links in dem nahezu quadratischen Raum vorzuarbeiten...das ganze Gerümpel das in Kisten und mitten auf dem Boden verstreut herum lag machte es mir nicht eben leichter...ich wühlte in alten Pappschachteln die vermutlich von den diversen Versorgungspaketen des Helikopters herrühren mussten da groß „Smörrebröt“ darauf zu lesen war. Na längerem Suchen hatte ich schließlich Glück..ich fand tatsächlich nahezu alles, was ich benötigte, bis auf die verdammte Ersatzröhre. Alle meine Schätze legte ich gewissenhaft in die Kiste, damit ich nachher alles wieder (möglichst heil) ins Haus transportieren konnte, denn HIER im Schuppen wollte ich mein Glück sicher nicht versuchen um das altersschwache Radio wieder in Stand zu setzen. Das hatte ich spätestens ab da beschlossen, als ich diese megasauerei zu Gesicht bekommen hattte. Wie gesagt, ich fand so ziemlich alles was ich brauchte, bis auf diese verflixte Röhre, doch ich wollte nicht aufgeben..noch nicht! In dem Fall stellte ich den ganzen Haufen Unordnung also noch einmal komplett auf den Kopf und stieß schließlich in einer Ecke ganz hinten in der Hütte auf ein loses Brett im Dielenfußboden, aus dem etwas heraus lugte das verdächtig nach alten Lumpen oder so etwas ähnliches in der Art aussah. Nun also DAS war mir vorhin trotz meiner ersten intensiven Suchaktion dennoch nicht so wirklich ins Auge gestochen. Aber jetzt beim zweiten Hinsehen hatte ich es schlussendlich doch bemerkt. Neugierig ging ich näher ran und kniete mich schließlich auf den Boden direkt vor die lose Diele...mit höchster Präzision und Vorsicht löste ich das Brett und hob es dann etwas an, um darunter zu blicken, denn man konnte ja nie wissen….ich wollte mich a zum einen nicht verletzten und b konnte darunter ja wer weiß nicht was alles zum Vorschein kommen. Aber es sprang mich kein Tier an, wie ich es fast erwartet hatte, noch lag ein verstecktes Ersatzgewehr im Zwischenboden. Nein, es war nichts von alledem. Zutiefst enttäuscht von meiner Entdeckung wollte ich das Brett angesichts dessen, was ich da gefunden hatte schon wieder zurück auf seinen ursprünglichen Platz gleiten lassen, denn es war tatsächlich nichts weiter als ein nachlässig in alte Stofflumpen gehülltes Bündel...bis...ja bis, ich unter dem alten rissigen Stoff etwas glänzen sehen konnte, das mir dann doch verdächtig erschien...goldener Glanz wie von Metall war es nämlich, was ich da schwach in der fahlen Dunkelheit der Ecke zu sehen glaubte. Überrascht legte ich das Dielenbrett beiseite und fasste beherzt zu...ich wollte das Bündel aus dem Spalt ziehen damit ich es mir etwas genauer ansehen konnte und musste im Zuge dessen jedoch verblüfft feststellen, das genau DAS sehr viel schwerer war, als ich es zuvor angenommen hatte. Also was immer ER darin auch versteckt haben mochte...es wog ganz ordentlich und ich musste daher nahezu meine gesamte Körperkraft aufbieten, um es aus der Bodenöffnung heraus zu heben. Als es mir anschließend aufgrund der ungewohnten Schwere mit einem dumpfen KLONG..auf den Boden glitt, war ich sprachlos...den ich hörte leises Klirren und Klimpern wie von Ketten...und das Geräusch von etwas schwerem, das den Boden entlang schrammte. Mit zitternden Fingern zog ich die alten Lumpen die sorgsam um das Bündel gewickelt waren auseinander und wollte meinen Augen nicht trauen, als ich sah...was ich vermutlich nicht sehen sollte..ja was niemand sehen sollte...denn es war offenkundig sein Geheimnis! Das Geheimnis des Trappers und ich hatte es gefunden..wieder völlig ungewollt und rein zufällig..und wieder einen Teil eines Puzzles mehr, das ich mir selbst beim besten Willen nicht mal ansatzweise zusammen setzen konnte, denn dass es etwas mit seinem Leben hier auf Svalbard zu tun haben musste, war mir spätestens ab da klar geworden, als ich es zu Gesicht bekommen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)