STAR TREK - AFTERMATH - 01 von ulimann644 (Eiskalt erwischt) ================================================================================ Kapitel 5: Die Zusammenkunft ---------------------------- In einem perfekt abgeschirmten Untergeschoss ihres Chalets stand T´Viran, in demselben Moment vor einer durchsichtigen Röhre. Sie besaß eben genug Durchmesser, dass ein Humanoider darin stehen konnte, ohne die Wände zu berühren. Ein helles, singendes Geräusch durchdrang den halbdunklen Raum. In der Röhre selbst befand sich ein Mensch, der sich vor Qualen wand, immer wieder verkrampfte und gellend schrie vor Schmerzen. Die Halbvulkanierin stand mit unbewegter Miene neben ihrem Sicherheits-Chef, der an einer Konsole stand und von Zeit zu Zeit die Einstellungen änderte. Mitleidlos beobachtete sie die Folterung des splitternackten Mannes, der sich in der annähernd hermetisch geschlossenen Röhre befand. Seine gellenden Schreie wurden durch die Röhrenwandung auf ein erträgliches Minimum abgedämpft. Mit einem beinahe diabolischen Grinsen sagte T´Viran nach einer ganzen Weile zu ihrem Untergebenen: „Foltern sie diesen Mann noch mindestens vier Stunden. Er sollte dafür sorgen, dass ich diese neugierige Ermittlerin loswerde und er hat versagt. Diese verdammte Ermittlerin ist aus der Falle, die ich ihr gestellt habe, entkommen. Danach wird dieser Kerl sich hüten nochmal einen ähnlichen Fehler zu machen. Ich hasse Versager.“ „Ja, Erei´Khrein!“ Der Mann sprach die Frau, da sie unter sich waren, mit ihrem militärischen Rang an, den sie inne hatte. Dabei legte er seine rechte Faust auf seine Brust. Obwohl der Mann selbst weder Romulaner war, noch der Romulanischen Kriegsflotte angehörte. T´Viran erwiderte den Gruß des Untergebenen und wandte sich ab. Sie musste nun einige Dinge einleiten, für die sie gerne noch eine längere Vorbereitungszeit gehabt hätte. Sie schritt gemessen auf den mechanischen Lift, im Hintergrund des Raumes zu. Dabei drehte sie sich, als sie die gläserne Kabine erreichte, zu ihr um. Diese Agonie-Röhre hatte schon so manchen Versager wieder in die richtige Spur gebracht. Noch bevor die Liftkabine hinter einer getarnten Wandtür im Erdgeschoss ankam, richteten sich die Gedanken der Frau bereits wieder auf das, was nun vor ihr lag. Dabei ballten sich ihre gepflegten Hände zu Fäusten. Die Kabine des Lifts rasch verlassend durchschritt sie die Bibliothek des Chalets und eilte in den angrenzenden Arbeitsraum. Vor vier Jahren war ihr Mentor umgekommen. Bei der finalen Raumschlacht des Krieges zwischen den Menschen dieses Planeten und den Romulanern. An Bord seines Flaggschiffs. Khrein Valdore i´Kaleh tr´Irrhaimehn – den selbst die meisten Romulaner nur unter seinem Familiennamen Valdore gekannt hatten. Tatsache war, dass er für sie wesentlich mehr gewesen war, als nur ihr Mentor. Er hatte sie geschützt, gefördert, geliebt. Ja, Valdore hatte sie geliebt – so, wie sie ihn geliebt hatte. Praetor D´deridex hatte Valdore seines Ranges als Senator entkleidet und ihn aus dem Senat ausgeschlossen, als er die Lehre von der unbegrenzten Ausdehnung in Frage stellte. Erst danach hatte er seine, bis dahin unterbrochene, militärische Laufbahn fortgesetzt. Als später der ehrgeizige Khrein Khazeran Praetor D´deridex tötete und selbst die Macht im Sternenimperium ergriff, da hatte sie das mit grimmiger Genugtuung erfüllt. Fast der gesamte Stab der Romulanischen Flotte stand zu diesem Zeitpunkt hinter Khazeran. Auch sie selbst. Hauptsächlich deswegen, weil Khazeran, anders als D´deridex, stets den Krieg gegen die Menschen der Erde befürwortet hatte. In ihnen sah Praetor Khazeran die größte Gefahr für die Existenz und für die Ausdehnung des Romulanischen Sternenimperiums Auf Befehl des neuen Praetors hin, hatte eine Kriegsflotte des Romulanischen Sternenimperiums, am 7. März des Jahres 2156, unter dem Oberkommando von Khrein Valdore, einen terranischen Handelsposten auf dem Planet Draylax angegriffen. Der Handelsposten wurde bei diesem Angriff vollkommen zerstört und mehr als eintausend Menschen fanden dabei den Tod. Als Folge dieses Überfalls, ohne vorangegangene Kriegserklärung, brach damals der Irdisch-Romulanische Krieg aus. Als sich die Halbvulkanierin, deren Rang in der Romulanischen Kriegsflotte vergleichbar war mit dem Rang eines Commodore der Sternenflotte, hinter ihren Arbeitstisch setzte, dachte sie an die Ironie all dieser Geschehnisse. Begonnen hatte Valdore mit einer Aktion, die dazu gedacht gewesen war, die Spezies des Alpha-Quadranten zu entzweien. Sie in einen Krieg zu stürzen, damit das Romulanische Sternenimperium später die Scherben zusammenkehren und über all diese Spezies würde herrschen können. Heute stand als Ergebnis das genaue Gegenteil am Ende all seiner Pläne. Die vier mächtigsten Spezies der Region hatten die Vereinte Föderation der Planeten gegründet. Eine Flotte war im Entstehen, die schon bald in der Lage sein würde, der Romulanischen Flotte nicht nur Paroli zu bieten, sondern sie vernichtend schlagen zu können. Ihrer Meinung nach, würde die Föderation dann die Gunst der Stunde nutzen und das Volk der Romulaner endgültig in die Knie zwingen und versklaven. An dieser Stelle ihrer Überlegungen lachte T´Viran humorlos auf. Ihr kam überhaupt nicht der Gedanke, dass die Völker der Föderation nicht ebenso brutal vorgehen würden, wie ihr eigenes Volk. Ja – die Föderation behauptete zwar, dass die Sternenflotte einen Forschungsauftrag habe, doch wer rüstete Forschungs-Raumschiffe mit den besten Offensiv- und Defensiv-Systemen von gleich vier Sternenreichen aus? Nein, das Romulanische Volk war in Gefahr. Das Volk, von dem sie zur Hälfte abstammte. Die Hälfte, für die sie selbst sich entschieden hatte. Denn sie hasste die Schwäche der Vulkanier, die nicht einmal in der Lage waren, sich ihren eigenen Emotionen zu stellen. Sie verkrüppelten sich lieber emotional. In einem Moment der Unbeherrschtheit schlug T´Viran so heftig mit der rechten Faust auf die Platte ihres Arbeitstisches, dass sie schmerzhaft das Gesicht verzog. Im nächsten Moment hatte sie sich bereits wieder in der Gewalt. Sinnend sah sie für einen Moment lang auf den Ring an ihrem Finger, während sie ihre schmerzende Hand massierte. Die Bezeichnung TRIPLE-STAR war sinngemäß, die annähernd exakte, terranische Übersetzung des alt-romulanischen Begriffes eh´Trih isaehj´ey stealm. Der Name eines der stärksten und einflussreichsten politischen Bündnisse, nach dem Exodus vom Heimatplanet Vulkan. Aufgrund des Betreibens seiner Mitglieder hin, kam es in späterer Zeit zum Krieg gegen die Vulkanier. Doch nicht das gesamte romulanische Volk stand hinter eh´Trih isaehj´ey stealm, so dass der Erfolg ausblieb. Man gab den Mitgliedern dieses Bundes im Anschluss die Schuld an der Misere, weshalb er ab diesem Zeitpunkt ausschließlich im Geheimen operierte. Außerhalb des Sternenimperiums wusste Niemand, dass der uralte vulkanische Bund, bei den Romulanern die Jahrtausende überdauert hatte. Ein kaltes Lächeln überflog das Gesicht der Frau, die zur Hälfte Vulkanierin und zur Hälfte Romulanerin war. Bald schon würde der Geheimbund rehabilitiert sein. Man würde seinen Namen mit Achtung und Respekt aussprechen. Zumindest sobald man sich der niederen Mitglieder dieses Geheimbundes entledigt haben würde. Darunter fielen alle Mitglieder, die nicht zumindest zum Teil romulanischer Abstammung waren. Den Anfang hatte sie bereits gemacht, als sie Tharan und diesen tellaritischen Veruul eliminierte. T´Viran machte sich endlich daran, eine gesicherte Subraum-Verbindung herzustellen. Eine Verbindung, durch welche ihre Gesprächspartner holografisch anwesend sein würden, sobald sie stabil lief. Die Technik der Menschen war zu primitiv um eine solche Verbindung anmessen zu können. Bisher jedenfalls waren diese Verbindungen geheim geblieben, was dieser Einschätzung recht gab. Ebenso wenig waren bisher die getarnten Subraum-Relais geortet worden, die eine Funk-Strecke bis nach Romulus ermöglichten. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis fünf bläuliche, halb-transparente Romulaner im Raum zu stehen schienen. T´Viran erhob sich von ihrem Platz und schritt zu ihnen. Bei den holografischen Personen handelte es sich ausnahmslos um Flaggoffiziere der Romulanischen Kriegsflotte. Darunter der Kommandeur der Kriegsflotte selbst. Khrein Ulldaron eh´Koral t´Airrhimaon. Mit den holografisch Anwesenden Admiralen der Romulanischen Kriegsflotte einen Kreis bildend verneigte sich T´Viran respektvoll und sah abwartend zu Ulldaron. Die akustische Übertragung, von Romulus bis hierher funktionierte so hervorragend, dass T´Viran für einen kurzen Moment den Eindruck gewann, Khrein Ulldaron würde wirklich neben ihr stehen, als er mit dunkler, bedächtig klingender Stimme fragte: „Was haben Sie zu berichten, Erei´Khrein?“ T´Viran fasste effizient zusammen, was sich in den letzten vierundzwanzig Stunden zugetragen hatte. Dabei beschönigte sie nichts und sie ließ nichts aus. Nachdem sie geendet hatte, meldete sich die einzige Frau in der Runde zu Wort. Ihr Rang, als Arrain´Khrein, entsprach dem eines Vizeadmirals der Sternenflotte. „Wieviel wissen diese Ermittler der Polizei? Kann man diese beiden Ermittler unauffällig verschwinden lassen?“ „Schwierig, aber nicht unmöglich“, erwiderte T´Viran. „Wenn der Befehl so lautet, dann werde ich mich persönlich darum kümmern, Arrain´Khrein Te´Larin.“ „Lassen Sie es wie einen Unfall aussehen“, beschied ihr Ulldaron und machte damit aus der Frage von Te´Larin einen offiziellen Befehl für sie. Mit einem finsteren Unterton fügte er an: „Und beseitigen Sie jede ermittelnde Person, mit der die beiden Kriminal-Ermittler möglicherweise sonst noch gesprochen haben könnten. Sie wissen, dass Sie notfalls auf sich gestellt sein werden. Offiziell weiß weder der Praetor, noch der Flottenstab, irgendetwas von dieser Aktion.“ „Das ist mir klar, Khrein Ulldaron.“ „Wie steht es in Bezug auf die Sabotage der neuen DAEDALUS-KLASSE Kreuzer?“, warf Khrein Alarik ein, der zu Ulldarons Rechter stand. „Können Sie gewährleisten, dass die neuartigen Phaserkanonen explodieren, sobald sie abgefeuert werden?“ Ein beinahe vergnügtes Grinsen überflog T´Virans Gesicht. „Inzwischen hat der Konzern, den ich nun kontrolliere und der durch mein Einwirken zuvor den Zuschlag erhalten hatte, die manipulierten Waffensysteme an die Sternenflotte ausgeliefert.“ Ein baumlanger Romulaner mit hagerem Gesicht, der vor Wochen erst vom Rang des Erei´Khrein zum Aendeh´Khrein befördert worden war, und sich bislang im Hintergrund gehalten hatte, fragte kritisch: „Wird das nicht fraglos beim ersten Waffentest auffallen? Wenn ja, wird man danach sehr schnell darauf kommen, dass Sabotage im Spiel ist und auch alle übrigen Raumschiffe der DAEDALUS-KLASSE untersuchen.“ „Nein, das denke ich nicht!“, widersprach T´Viran mit fester Stimme. „Denn die Waffen werden bei den ersten Tests ganz hervorragend funktionieren. Die Steuer-Prozessoren sind nämlich so eingestellt, dass die Sonderprogrammierung erst greift, nachdem das Raumschiff insgesamt mehr als zwanzig Lichtjahre zurückgelegt hat. Also selbst wenn ein Raumschiff bei Axanar gebaut und vor dem Waffentest zu einer der vier Gründerwelten überführt wird, verhält sich jedes Waffensystem an Bord ganz normal. Nachdem die Raumschiffe jedoch mehr als zwanzig Lichtjahre hinter sich haben, würde ich bei einem Waffeneinsatz nur sehr ungern an Bord weilen.“ „Ein diabolisch guter Plan“, stimmte der zweite Aendeh´Khrein in der Runde lobend zu. T´Viran wusste, dass er Teralak hieß. „Man wird selbst nach dem Verlust des ersten Raumschiffs keinen Verdacht schöpfen und noch ein oder zwei weitere Raumschiffe verlieren. Und danach gehen sich vermutlich die Vertreter der vier verschiedenen Gründerspezies an die Kehlen und werden sich gegenseitig beschuldigen, dass es an einer mangelhaften Anpassung ihrer Technik liegt.“ „Das ist der Plan hinter dem Plan“, bestätigte T´Viran. „Nach meinen Recherchen war die Entwicklung der Multikreuzer-Klasse bereits schwierig genug. Bei der Forschungs-Klasse wurden nochmals sehr viele Modifikationen des ursprünglichen Konzeptes dieser Raumschiff-Klasse vorgenommen. Dass sich die Konstrukteure der verschiedenen Komponenten gegenseitig die Schuld am Versagen zuweisen werden ist sehr wahrscheinlich. Unter günstigsten Umständen kommt es dadurch in der Folge zu schweren diplomatischen Verwicklungen, die meine Organisation natürlich noch befeuern wird.“ „Sie denken wirklich, dass die Föderation so schnell zerbrechen könnte?“ Te´Larins Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Lage weitaus weniger optimistisch betrachtete, als T´Viran. „Trauen Sie da der Föderation vielleicht nicht doch viel zu wenig zu?“ „Allein für sich wird das kaum reichen“, gab die Halbvulkanierin unumwunden zu. „Allerdings wurden bereits hochrangige Manager großer Konzerne ermordet. Wenn es, nach der Zerstörung der ersten Kreuzer der DAEDALUS-KLASSE, zusätzlich zu Attentaten und Sprengstoffanschlägen auf allen vier Hauptwelten der Föderation kommt, dann wird die momentan noch sehr fragile Allianz wahrscheinlich schnell beendet sein.“ Khrein Ulldaron spreizte zustimmend die Finger seiner Rechten. „Ihre Pläne finden meine ungeteilte Zustimmung. Ich ermächtige Sie also hiermit, PHASE-2 anlaufen zu lassen. Töten Sie den Gefangenen und auch Ihren Sicherheits-Chef. Letzterer weiß bereits zu viel. Damit ist diese Zusammenkunft beendet.“ Ohne zu zögern bestätigte T´Viran. Sie verließ den Kreis und deaktivierte die Verbindung, woraufhin die durchscheinenden Hologramme verschwanden. Wieder allein in ihrem Raum aktivierte die Halbvulkanierin die Beobachtungsanlage für das Haus und aktivierte die optischen Scanner des Kellerbereiches. Ihr Sicherheits-Chef folterte noch immer den Gefangenen in der Agonie-Röhre. Auf einen Knopfdruck von T´Viran hin schoben sich zwei verborgene Disruptor-Geschütze aus der Decke und nahmen ihren Angestellten ins Visier. Grell-grüne Strahlenbündel fuhren durch die Brust und den Kopf des Mannes. Er starb, ohne es zu wissen. Mit einem fast bedauernden Zug aktivierte T´Viran eine zweite Schaltung. Im nächsten Moment glühte die Agonie-Röhre grell auf und zerschmolz samt Inhalt. Wobei das Bedauern der Halbvulkanierin nicht dem Mann in der Röhre galt, sondern der Röhre selbst. Sie hatte ihr so manch guten Dienst geleistet. Sich langsam aus ihrem Sessel erhebend aktivierte die Frau eine dritte Schaltung. Damit hatte sie die Thermit-Ladung unter dem Keller des Chalets scharf geschaltet. Sobald sie das Chalet verlassen hatte, würde das Sicherheitssystem des Hauses dafür sorgen, dass die Ladung hochging, sobald ein Unbefugter in das Haus eindrang. T´Viran sah sich noch einmal nachdenklich um, bevor sie zu einer verborgenen Transporterkammer schritt. Nachdem das Wandsegment zur Seite geglitten war, aktivierte sich das System. Es war denen der Föderation weit überlegen. Zudem sorgte eine perfekte Abschirmung dafür, dass Niemand auf der Erde den Transportvorgang anmessen konnte. Ohne zu zögern trat die schlanke Frau auf die kleine Transporter-Plattform, drehte sich herum und gab das Stimmenkommando: „Ziel: Ausweichstützpunkt-II. Energie!“ Eine grün-goldene Lichtspirale hüllte den Körper der Frau ein. Im nächsten Moment wurde der Körper durchsichtig und das Leuchten verblasste. Zurück blieb das Chalet mit seinen technischen Wunderwerken. Seine Zeit war so gut wie abgelaufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)