STAR TREK - AFTERMATH - 01 von ulimann644 (Eiskalt erwischt) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Was genau will der Chef eigentlich von uns? Kann der uns nicht einfach ganz in Ruhe unsere Arbeit machen lassen? Und warum bestellt er uns in diese graue, hässliche Gegend, die von den Menschen dieser Region, in früher Zeit, mal Ruhrpott genannt wurde?“ Der tellaritische Fragesteller wirkte gereizt, was bei ihm nicht weiter erwähnenswert war, entsprach es doch seinem Grundcharakter. Nervös trommelte er mit den drei Fingern seiner rechten Hand auf der Armlehne seines Kontur-Sessels herum. Dabei sah er seine vulkanische Begleiterin, die in würdevoller Gelassenheit neben ihm im Shuttle saß und es mit ruhigen Bewegungen ihrer Finger steuerte, ungeduldig und auf eine Antwort wartend an. Die Frau mit den spitz zulaufenden Ohren wirkte in ihrer dunkelblauen Robe beinahe surreal. Wobei ihre ruhige Gelassenheit diesen Eindruck verstärkte. Ihr rabenschwarzes Haar trug sie nicht traditionell kurz, sondern es reichte, als breites, schweres Geflecht in ihrem Rücken, fast bis zu ihrer Gürtellinie. Die samtbraune Haut der 1,86 Meter großen, gertenschlanken Frau wies einen deutlich dunklen und weniger grünlichen Ton auf, als der vieler anderer vulkanoider Frauen. Dabei war sie nur zur Hälfte Vulkanierin, doch das wusste niemand, außer ihr selbst. Wie ihr Begleiter trug auch sie einen auffälligen Ring mit dem Symbol dreier Sonnen am Ringfinger ihrer linken Hand. Mit den verschnörkelten, schwarzen Buchstaben T und S - aus ebenso seltenem wie kostbarem Onyx-Diamant. Nach einem Moment antwortete sie, ohne den Tellariten zu ihrer Rechten dabei anzusehen: „Der Chef wird seine Gründe haben, für seine Ortswahl. Es ist im Übrigen wenig hilfreich, wenn Sie mich nach Dingen fragen, deren Antwort ich nicht kenne. Oder glauben Sie etwa, ich hätte eine besondere Verbindung zum Chef, Kral?“ „Etwa nicht, T'Viran?“, grollte der bullige Tellarit. „Immerhin sind Sie seine Nummer Zwei. Andererseits ist dieser blaublütige Eisklotz vermutlich eine eiskalt funktionierende Maschine – kein lebendes Wesen. Das vermute ich zumindest.“ „Immerhin hat der Chef THARAN-INDUSTRIES zum führenden Hersteller von Hochenergie-Waffen, innerhalb der Föderation, gemacht“, hielt T'Viran ihrem Begleiter entgegen. „Jeder führende Angestellte unserer Firma hat davon profitiert. Auch Sie.“ „Ja!“, knurrte der Tellarit finster. „Aber mir gefallen die Machenschaften dieses Andorianers nicht. Wenn man uns dabei auf die Schliche kommt, wie wir unsere Konkurrenten, bei der Ausschreibung zur Lieferung der Waffensysteme, für die brandneue DAEDALUS-KLASSE, aus dem Feld geschlagen haben, dann geht es uns an den Kragen. Warum überhaupt leitet dieser hässliche Kerl seine Geschäfte von der Erde aus?“ „Sie kennen die Antwort“, beschied ihm die Halbvulkanierin. „Seit der Gründung der Vereinten Föderation der Planeten, vor knapp drei Jahren, hat sich Terra zum wirtschaftlichen Zentrum der Föderation entwickelt. Jede Firma, die im Konzert der ganz Großen mitspielen will, hat ihre Hauptniederlassung auf Terra.“ „Allein diese Vormachtstellung der Terraner in der Föderation ist eine Frechheit!“, grollte Kral. „Diesen Emporkömmlingen, die gerade einmal den Sprung ins Weltall geschafft haben, steht dieser Rang nicht zu!“ Zum ersten Mal, seit sie von San Francisco aus in Richtung Europa gestartet waren, sah die Hochgewachsene ihren Begleiter an. „Ich kenne einige Firmenangehörige, die Ihrer Meinung sind, Kral. Aber eine solch emotionale Einstellung ist für die weitere Entwicklung der Firma gefährlich. Besonders für jenen Zweig der Firma, für den wir einstehen. Wie ich hörte, haben Sie dem Chef ziemlichen Druck gemacht, dass er Sie in den Vorstand aufnimmt. Es entstand sogar der Eindruck, dass Sie ihn mit Ihrem Wissen erpresst hätten, nachdem Sie von unserer kleinen Unterabteilung erfuhren. Ihnen genügte es nicht, Mitglied bei einer wesentlich wichtigeren Organisation zu sein.“ „Was reden Sie da, von Erpressung?“, ereiferte sich der Tellarit. „Ich habe lediglich meinen Vorteil genutzt. Immerhin arbeite ich seit mehr als zehn Jahren loyal für die Firma.“ „Diskutieren wir darüber, wenn es zwanzig Jahre sind“, konterte die Frau, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Sie selbst war so lange für THARAN-INDUSTRIES tätig. Dabei verspürte sie innerlich eine stille Heiterkeit. Eine Menschenfrau hätte wohl in diesem Moment hintergründig gegrinst, befand T'Viran im Stillen. Es wurde wieder still im Cockpit, was der Halbvulkanierin ganz recht war. Nach kurzer Zeit hatte der Luftgleiter sein vorläufiges Ziel erreicht. Die Stadt Duisburg. Ehemals eine schmutzige Bergarbeiter-Stadt, zeichnete sie sich gegenwärtig durch großzügig angelegte Grünanlagen aus, zwischen denen sich schlanke, gläserne Bauten mit modernen, hellen Häusern in ausgeklügelt angelegten Wohnanlagen ablösten. Die gegenwärtige Lebensqualität in dieser Region übertraf jene die es hier vor einhundertfünfzig Jahren gegeben hatte bei Weitem. Einige der über zweihundert Jahre alten Fördertürme ehemaliger Kohlezechen prägten dabei auch heute noch das Stadtbild. Sie gehörten seit mehr als einhundert Jahren offiziell zum Welt-Kultur-Erbe. Bei der zweiten dieser Stahlkonstruktionen, die sie ansteuerten, in der Nähe der Hafengegend, deutete die Halbvulkanierin mit dem Zeigefinger ihrer Linken zum Frontfenster und sagte ruhig: „Dort vorn liegt unser Ziel.“ „Mich wundert immer noch, dass Sie es geschafft haben, alle unsere Konkurrenten dazu zu bewegen, an dieser Zusammenkunft teilzunehmen“, grollte der Tellarit. „Ich möchte wetten, die warten bestimmt schon auf uns und den Chef, um sich ihr Stück vom Kuchen zu sichern. Die sind schlimmer, als rigelianische Aasgeier!“ „Ich wusste nicht, dass Sie auch Ornithologe sind“, spöttelte T'Viran emotionslos. Sie landete das Shuttle auf einem dafür vorgesehenen Platz, neben einem verwinkelten Gebäude, das der Firma als Konferenzstätte diente. Hier hatten nur Firmenangehörige und geladene Gäste Zutritt. Anhand der Anzahl von zehn Privat-Shuttles, die den Platz bereits füllten, erkannte die Halbvulkanierin, dass sie, abgesehen vom Chef selbst, als Letzte erschienen. T'Viran und Kral verließen das Shuttle. Vor der breiten Eingangstreppe wandte sich die um fast einen Kopf größere Halbvulkanierin an ihren Begleiter. „Gehen Sie schon hinein, Kral. Ich werde hier auf den Chef warten, um ihn in Empfang zu nehmen.“ Die dunklen, beinahe schwarz wirkenden, Augen der Halbvulkanierin folgten dem Tellariten, bis er im Innern des Foyers verschwunden war. Gedankenverloren ihre Rechte auf einen Bereich unter ihrer linken Brust legend, richtete sie ihre Gedanken auf den Andorianer, der THARAN-INDUSTRIES leitete. Niemand erahnte auch nur im Entferntesten ihre Verbindung zu ihm. Er hatte ihr beigestanden, kurze Zeit nachdem sie für die Firma tätig geworden war. Damals, bei ihrem zweiten Pon Farr. Niemand wusste davon und niemand würde je davon erfahren. Ein helles, singendes Geräusch, über ihr, veranlasste T'Viran dazu ihren Blick gen Himmel zu richten. Sie erkannte augenblicklich das Privat-Shuttle ihres Chefs, Uly'Khuen Tharan. Unübersehbar prangte das Logo der Firma an den Seiten der schneeweißen Maschine, die sich aus dem strahlend blauen Himmel herabsenkte. Nachdem die Maschine, nur wenige Schritte von ihr entfernt gelandet war, stieg ein kräftig gebauter, annähernd sechzig Jahre alter, Andorianer, durch die Seitenschleuse des Shuttles aus. Hoch aufgerichtet kam der Andorianer, der noch um einen Fingerbreit höher gewachsen war, als die Halbvulkanierin, auf T'Viran zu. „Es sind bereits alle Gäste anwesend“, empfing die Frau ihren Vorgesetzten ohne Umschweife. Dabei bemerkte sie bei ihrem Gegenüber eine ähnliche Handbewegung, wie jene, die sie selbst eben ausgeführt hatte. Mit einem deutlich sardonischen Grinsen erwiderte der Andorianer, dessen Antennen sich dabei auf die Halbvulkanierin richteten: „Danke, T'Viran. Diese Robe steht Ihnen ausgezeichnet muss ich sagen. Sie unterstreicht Ihre gesamte Erscheinung.“ T'Viran war klar, dass der Andorianer wusste, wie unempfänglich sie für derlei Schmeicheleien war. Dass er dennoch nicht darauf verzichtete war seiner Emotionalität zuzuschreiben. Ein Fehler, den er mit fast allen anderen Spezies dieser Galaxie teilte. Dennoch wusste sie was sich gehörte und sie verneigte sich leicht in Richtung ihres Vorgesetzten, als sie erwiderte: „Ich bedanke mich.“ T'Viran schien es dabei zu keinem Zeitpunkt befremdlich, dass sie sich siezten, obwohl sie bereits vor vielen Jahren zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Jedoch seitdem nicht zum letzten Mal. Dabei amüsierte es sie auf eine intellektuelle Art, wie der Andorianer sie immer noch leicht unwillig dabei ansah, wenn sie ihn so unpersönlich ansprach. Letztlich würde der Andorianer sie in ihrem Kern nie wirklich verstehen. Was es ihr leichter machte an das zu denken, was schon bald passieren würde. Nebeneinander durchschritten sie das breite Eingangsschott, nachdem die Individual-Taster des Eingangsbereiches sie gescannt und als legitimiert eingestuft hatte. Rasch durchquerten sie das Foyer und schritten die breite Treppe zur ersten Etage hinauf, ohne auf die Bilder an den Wänden zu achten, die vom Aufstieg der Föderation erzählten. Die Köpfe aller elf Anwesenden wandten sich ihnen zu, als sie gemeinsam den prunkvoll eingerichteten Konferenzraum betraten. Wie auf ein geheimes Kommando hin erhoben sie sich während der Andorianer rechts des Tisches und die Halbvulkanierin links des Tisches zum Kopfende schritten. Die hohen Fenster, die vom Boden bis zur Decke des Raumes reichten, hinter sich blieben Tharan und T'Viran stehen. Auf ein Zeichen des Andorianers ergriff die Halbvulkanierin das Wort und sagte, mit klarer Stimme: „Wir freuen uns, dass Sie unserer Einladung zu dieser Zusammenkunft gefolgt sind. Sie erweisen unserer Firma damit nicht nur Respekt sondern auch ihr Vertrauen, meine Damen und Herren.“ Bei diesen Worten glitt die Rechte der Halbvulkanierin mit einer geschmeidigen Bewegung unter die Falten ihrer Robe. Der Andorianer zu ihrer Linken tat es ihr nach, nachdem sie die entscheidenden Worte gesagt hatte. Beide zogen je eine EM-37 Handwaffe, eine verbesserte Versionen der EM-33, hervor und legten damit auf die Anwesenden an. Mit tödlicher Präzision erschossen Uly'Khuen Tharan und T'Viran die am Tisch versammelten Männer und Frauen. Kral starb dabei als Letzter, als ihm die Halbvulkanierin, über den Tisch hinweg, erbarmungslos in den Kopf schoss. Die Augen ungläubig aufgerissen stürzte er nach vorne und sein Kopf prallte dabei auf die Tischplatte, bevor er zu Boden sank. Doch das spürte Kral schon nicht mehr. Die beiden Schützen ließen die Waffen sinken und mit heiserer Stimme sagte der Andorianer in verächtlichem Tonfall zu den Leichen gewandt: „Hätten Sie uns doch nur vertraut und uns respektiert, meine Damen und Herren.“ „Vertrauen ist Ihre größte Schwäche!“ Überrascht sah der Andorianer zu T'Viran, die ihre Waffe auf seinen Kopf gerichtet hatte, wobei sich seine Antennen in alle Richtungen bewegten. Mit unbewegter Miene erklärte die Halbvulkanierin: „Sie vertrauen mir seit vielen Jahren, Mister Tharan. Dafür sorgte ich, indem ich Ihre Emotionen gegen Sie benutzt habe. Sie haben Ihren Rubikon überschritten und Sie werden niemals begreifen, dass man für diese Art von Geschäften keine störenden Emotionen gebrauchen kann.“ Bevor Tharan etwas tun oder sagen konnte feuerte die Halbvulkanierin. Zu ihm hinab sehend feuerte sie noch eine Serie von sechs weiteren Energieschüssen in seinen Kopf, bis seine Gesichtszüge nicht mehr zu erkennen waren. Erst danach zog sie ein Tuch aus andorianischer Seide aus einer Tasche ihrer Robe und wischte den Griff ihre Waffe damit ab. Tharan hatte ihr dieses kostbare Tuch, dass sie mit einer speziellen Flüssigkeit präpariert hatte, vor vielen Jahren einmal geschenkt. Mit der Waffe schritt sie zielstrebig zur Leiche von Tral um sie ihm in die Hand zu drücken. Mit einem kalten Glitzern in den Augen sah die Halbvulkanierin auf die Leichen zu ihren Füßen. Sie empfand dabei weder Schuld noch Reue. Wohl aber Hass, denn zur Gänze hatte sie ihre Emotionen nicht in der Gewalt. Das romulanische Erbe ihrer Mutter. All diese Toten, die vor ihr auf dem Boden lagen, hatten zu Lebzeiten weder Skrupel, noch Ehre, oder Respekt gekannt. Solchen Figuren konnte man nicht vertrauen und man durfte ihnen nicht die Führung der größten und einflussreichsten Firmen der Föderation überlassen. Das hatte der Krieg gegen die Romulaner gezeigt, an dem diese Leute sich eine goldene Nase verdient hatten. T'Viran wandte sich gleichmütig ab und begab sich, gemessenen Schrittes, hinunter zum Foyer des Gebäudes. Mit weit ausholenden Schritten eilte sie durch das sich öffnende Schott, hinaus zum Parkplatz. Da sie vorbereitend, auf Uly'Khuen Tharans Weisung hin, alle Überwachungsinstallationen geschickt manipuliert hatte, gab es keine Aufzeichnungen von dem Verbrechen, das sich eben in dem Gebäude abgespielt hat. Es gab des Weiteren keinerlei Hinweise darauf, dass sie selbst je hier gewesen war. Dafür hatte sie zuvor gesorgt. Offiziell befand sie sich in ihrem Chalet, in den Schweizer Alpen. Dorthin würde sie nun umgehend fliegen, denn sie ahnte, dass man sie dort schon bald aufsuchen würde. Um ihr von diesen Ereignissen zu berichten und sie dazu zu befragen. Doch darum machte sie sich keine Sorgen. Der Sicherheitsdienst der Föderation war erst im Aufbau begriffen und die lokalen Beamten der Kriminalpolizei, die innerhalb der nächsten Jahre von ihnen abgelöst werden würden, hatten, ihrer Einschätzung nach, nicht das Format um die komplexen Zusammenhänge dieser Aktion zu durchschauen. Doch selbst wenn, so würde es zu spät sein. Denn nun gehörte die Firma und die damit verbundene Unterabteilung von TRIPLE-STAR ihr. Die Föderation mochte den Krieg gegen Romulus vielleicht gewonnen haben, aber es gab immer die Chance einer Revanche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)