Schatten der Gegenwart von Kittykate ================================================================================ Kapitel 9: Töpfe und ihre Deckel -------------------------------- ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Auch in den Wochen drauf, schaffte Kaito es nicht nach Hause. Er versuchte sie spät abends immer wieder zu erreichen, aber sie war sauer auf ihren Freund und ging nicht mehr ans Telefon. Wie konnte er nur seinen eigenen Geburtstag vergessen? Und was noch viel mehr weh tat als ihn nicht mehr zu sehen, war die Tatsache dass er regelrecht aufblühte. Diese ganze Show, die Reisen, das alles war Kaito. Er hatte eine Aufgabe und diese machte ihm Spaß. An manchen Tagen fand sie sich mit der Situation ab. Und dann gab es Tage an denen ihr Tränen in die Augen traten, vor Enttäuschung, Wut, Kummer und Einsamkeit. Heute war wieder einer dieser Tage, als es plötzlich läutete. Aoko wischte sich die Augen trocken und tapste unbeholfen in den Eingangsbereich. Politiker Hino würde sich sicherlich nicht mehr her trauen, denn Eris Worte waren zu deutlich. Seither kommunizierten nur noch die Anwälte miteinander. Jemand anderen erwartete sie nicht. Aoko öffnete die Türe und starrte auf einen großen Strauß roter Rosen. Sie versuchte das Gesicht hinter dem Blumenstrauß zu erkennen, hoffte bereits ihrem Freund persönlich gegenüber zu stehen, aber entdeckte nur einen wildfremden jungen Mann, in einem grünen Anzug und einer grüne Kappe auf dem Kopf, der sie fröhlich angrinste. Auf Brusthöhe, wie auch mittig auf der Kappe, präsentierte sich das Logo eines örtlichen Blumenladen. „Aoko Nakamori?“ Ein unsicheres Kopfnicken gab Antwort auf die Frage. „Sie bestellen Blumen, wir liefern diese. Diese wurden schon bezahlt.“ Er drückte den Strauß Aoko in die Hände und verabschiedete sich schnell. Überrumpelt blieb sie in der offenen Türe stehen, da entdeckte sie eine kleine Karte. Auf der Vorderseite prangte das Logo des Blumenladens, auf der Rückseite stand ein Text in einer wunderschönen Handschrift geschrieben. Sie betrachtete die Handschrift genauer und würde dieser sofort einer Frau zuordnen. Dann aber las sie die Worte: Jede einzelne Blüte soll dir sagen, blick nach vorne statt zu verzagen. Rieche an ihnen und denk an mich! Ich liebe dich, vergiss das nicht! Jedes Rosenblatt steht für eine Sekunde in der ich dich vermisse. In Liebe, dein Kaito. ***~~~***~~~***~~~***~~~*** ***~~~***~~~***~~~***~~~*** Wenig später näherten sie sich dem vermeintlichen Pärchen und Ran sprach so laut sie konnte, damit man sie auch gut verstand: „Habt ihr Spaß?“ Aoko drehte sich ihrer Stiefschwester zu und nickte. Es war so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand. Die Musik riss sie förmlich mit und sie hatte sich lange nicht mehr so gut amüsiert. Hiroshi legte seine Hand auf ihre Schulter, schob sein Gesicht nahe an ihr Ohr und eine Gänsehaut überzog schlagartig Aokos Körper. Sein Atem kribbelte sie und ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie schon seine Stimme hörte. „Ich hole mir was zu trinken.“ Aoko suchte seine Augen und nickte ihm zu. Auch er hielt den Blickkontakt aufrecht, dann lächelte er: „Bin gleich wieder zurück.“ Schon schob er sich durch die Masse und verschwand aus ihrem Blickfeld. Ran und Shinichi tanzten, wobei die Brünette ein breites Grinsen auf ihren Lippen trug. Sie drehte sich ihrer Schwester zu und beugte sich vor. „Ich werde Hiroshi zur Hochzeit einladen. Ihr könnt zusammen kommen.“ Aoko riss ihre Augen auf, nicht sicher ob sie Ran richtig verstanden hatte. Überrumpelt antwortete sie: „Das musst du nicht. Mach dir keine Gedanken. Ich habe Keiko, Saguru, Sonoko und Makoto. Oma Kisaki wird kommen. Eri und Papa. Ich habe genügend Leute, die ich kenne, und zur Not bleibe ich einfach bei Yuudai.“ „Nein, du brauchst eine Begleitung und Hiroshi ist genau der Richtige dafür“, widersprach Ran. „Wie er dich ansieht...“, schwärmte sie plötzlich und kicherte: „... als wärst du die Sahne auf einem Schokoeisbecher.“ Schon entdeckte sie Sasuke, der sich zur Musik bewegend näherte. Er klopfte Shinichi aufs Schulterblatt und beugte sich zu den Freunden vor. „Amüsiert ihr euch?“ „Und du? Schon eine Süße gesichtet?“, hakte Shinichi herausfordernd nach und spielte damit auf die Aussage an der Bar an. Sasuke musterte Aoko aufmerksam, während die Musik wechselte und ein rhythmischer Beat dazu verlockte die Hüften zu schwingen. Er grinste kurz zu seiner Studienkollegin und deren Verlobten, die nach dem Musikwechsel sofort das Parkett zum Beben brachten, dann drehte er sich Aoko zu, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie in einen Paartanz. Auch wenn die junge Mutter keine Ahnung von den Schritten hatte, so spürte sie den festen Griff und die Bewegungen. Schnell fand sie sich in den Rhythmus ein und ließ sich komplett von dem blonden Studenten führen. Er war ein guter Tänzer, da fiel es ihr nicht schwer in den Takt zu finden. Aokos Augen wichen zu Ran und Shinichi, aber die beiden waren so auf einander konzentriert, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen. Sie sah wieder zu ihrem Tanzpartner. Er war größer als sie und sein Körper bereits erhitzt vom Tanzen. Er konzentrierte sich komplett auf den Beat und seine eisblauen Augen hielten Aoko in seinem Blick gefangen. Ihr Herz wummerte mit dem Bass, sie spürte den Zustand ihres Körpers, der zwischen Erschöpfung und Adrenalin schwankte. Ihr fiel das Atmen langsam schwerer. Die schnelle Musik forderte die tanzende Menge heraus. Sasukes Finger lagen an ihrem Rücken und drückten sie näher an seinen Körper und sie folgte der Aufforderung, verließ sich komplett auf seine Führung. Angeheizt von der Atmosphäre und der Spannung in der Luft, drückte sich sein Körper noch enger an ihren. Die letzten Töne verklangen und außer Atem sahen sie sich in die Augen. Als würde der DJ ahnen, dass alle eine Pause brauchten, stimmten plötzlich sanfte ruhige Klänge ein langsames Lied an. Aoko wollte sich von ihrem Tanzpartner lösen, doch der verstärkte die Umarmung. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, während er sie sanft zur Musik schunkelte. Er näherte sich langsam ihrem Ohr: „Ich war ein ziemlicher Idiot. Darf ich dich zur Entschädigung zum Essen einladen?“ Aokos Augen wurden größer. Unsicher, was sie zu der Einladung sagen sollte, senkte sie die Augen auf ihre Fingerspitzen, die auf dem weißen Hemd lagen und die starke männliche Brust darunter spürten. „Ich weiß was du denkst“, sprach er weiter und klang doch auch etwas belustigt. „Dieser Idiot hatte seine Chance und hat sie nicht genutzt. Und trotzdem bitte ich dich um einen Neuanfang.“ Er zog sich zurück, löste zeitgleich eine Hand um ihr diese unter ihr Kinn zu legen. Dann hob er ihr Gesicht sanft seinem entgegen. „Ein unverfängliches Essen, dagegen kannst du doch keine Einwände haben.“ „Ich weiß nicht“, zögerte Aoko. Sie dachte an die letzten Treffen und je mehr die Schwangerschaft fortschritt desto weniger Interesse zeigte er an ihr. „Wir haben uns immer gut verstanden, das kannst du doch nicht abstreiten.“ „Das stimmt“, nickte sie, denn sie hatten bereits beim ersten Kennenlernen eine Sympathie für einander entwickelt. „Warum zögerst du dann immer noch?“, grinste Sasuke schief und blickte ihr tief in die Augen. „Du hast dich plötzlich nicht mehr gemeldet und mich jedes Mal versetzt oder vertröstet.“ Er sah beschämt drein. „Ich hab mich wirklich wie ein Vollidiot benommen.“ Dann schob er ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen. „Lass uns Essen gehen. Wir reden in Ruhe drüber und sehen was daraus wird.“ Mit großen Augen sah sie ihn an, wägte ab, dann stimmte sie zögerlich zu. „Ich melde mich bei dir.“ „Aber du sagst das nicht einfach so?“, hakte er sofort prüfend nach. Aoko schüttelte ihren Kopf. „Ich melde mich, ehrlich.“ Sasuke nickte zufrieden und näherte seinen Kopf dem ihren. Ganz vorsichtig berührte er ihre Stirn mit seiner ohne den Blickkontakt zu lösen. Die Braunhaarige wusste nicht was sie tun sollte. Die Nähe zu Sasuke verunsicherte und verwirrte sie zugleich. Zudem kam Hiroshi überhaupt nicht wieder. Langsam machte sie sich Sorgen um ihren Studienfreund. Die Musik wechselte wieder in einen schnelleren Hit. Sasuke begann Aoko erneut in einen Tanz zu ziehen, aber sie löste sich von ihm. „Ich brauche eine Pause.“ Schon quetschte sie sich durch die tanzende Masse und begab sich auf die Suche nach Hiroshi. Allerdings konnte sie ihren Kommilitonen in dieser dunklen Halle nicht sehen. Sie schob sich gerade an einer kleinen Gruppe vorbei als sie einen Druck an ihrem Handgelenk spürte und erschrocken aufsah. Mit ernstem Gesichtsausdruck stand Hiroshi ihr gegenüber. Schon verfestigte er seinen Griff und ging ohne ein weiteres Wort in Richtung Ausgang. Dabei zog er sie einfach mit. Erst in einem ruhigeren Bereich blieb er so plötzlich stehen, das Aoko in ihn hineinlief. Schon drehte er sich ihr zu und suchte ihre blauen Augen. „Ich kenne eure Vorgeschichte nicht, aber wenn du Interesse an ihm hast, dann sag es mir gleich.“ Er sah sie durchdringend an, ließ sie aber immer noch nicht los. Aokos Blut rauschte durch ihre Adern, hallte in ihren Ohren nach und überrascht wie auch verwirrt starrte sie ihr Gegenüber an. Sie setzte an etwas zu sagen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie bewegte tonlos ihre Lippen. Hiroshi hielt ihren Blick und wartete vergebens auf eine Antwort. Dann fasste er seinen Mut zusammen und fügte hinzu: „Ich will dich wirklich nicht überrumpeln und schon gar nicht bedrängen, aber du bedeutest mir sehr viel, Aoko. Wie ich dir schon mal sagte: Ich bin bereit zu warten. Besteht für mich die Hoffnung dass sich das Warten lohnt?“ Ihre Gedanken rasten. Sie war noch nicht bereit diese Frage zu beantworten. Sie war sich ihrer Gefühle nicht sicher und sie wollte ihn weder als Freund verlieren noch ihm falsche Hoffnungen machen. Wieder setzte sie an etwas zu sagen, aber die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen. Aoko schluckte den Frosch im Hals hinunter, räusperte sich, aber ihre Lippen bewegten sich erneut tonlos. Hiroshi wartete wieder vergebens. Dann senkte er den Blick und nickte verständnisvoll. Er löste seine Finger von ihrem Handgelenk und suchte geknickt ihre blauen Augen. „Wir sehen uns Montag in der Uni.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und wollte schon gehen, als zaghaft sein Name erklang. Überrascht drehte er sich um und ein hoffnungsvolles Leuchten trat in seine Augen. Aufmerksam glitten seine Augen über den schmalen Körper seiner Mitstudentin und blieb zuletzt an ihren blauen Augen hängen. Gebannt wartete er auf ihre Antwort. „Das mit Sasuke und mir ist nichts ernstes. Aber du“, sie trat einen Schritt auf ihn zu. Es war ihr unangenehm solch ein Thema in aller Öffentlichkeit zu besprechen. „Aber du bist mein Freund. Du bist ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren. Ob sich das Warten lohnt oder nicht...“, sie brach ab, biss sich unsicher auf die Lippe, dann nahm sie ihren Mut zusammen und suchte seine Augen. „Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen oder dich verletzen.“ Hiroshi ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Im nächsten Moment trat er auf sie zu, lächelte liebevoll und zog Aoko an sich heran. Er drückte ihr ein Küsschen auf die Stirn, ehe er antwortete: „Ich habe Zeit.“ Schon suchte er ihren Blick: „Dann lass uns noch ein bisschen feiern, aber dieses Mal lass ich dich nicht mehr in seine Nähe“, versprach er ihr schmunzelnd. Sie fanden einen freien Tisch nicht weit von der Tanzfläche entfernt und setzten sich. Nach und nach kamen die anderen dazu, sie alle tranken ihre Cocktails und waren schon bald in ein Gespräch verstrickt. Ihnen allen tat die Tanzpause gut, bis Yuri Hiroshi an die Hand nahm und den jungen Mann mit sich auf die Tanzfläche zog. Aoko trank einen Schluck, als Naomi Shinichi zum Tanzen aufforderte und Ran mit Sasuke auf die Tanzfläche verschwand. Sie spürte wie der Alkohol ihr in den Kopf stieg, ihren Körper von innen erwärmte und sich ein leichter Nebel bildete. Das war ihr zweiter Cocktail und dennoch stieg ihr der Alkohol dermaßen schnell zu Kopf, dass sie sentimental wurde. Zum ersten Mal seit so langer Zeit ließ sie die Gedanken zu, die ihr durch den Kopf gingen. Was genau hatte sie nur angestellt, dass sie so ein Pech in der Liebe hatte? Warum war es so schwer den richtigen Mann fürs Leben zu finden? Es hieß doch immer für jeden Topf gibt es auch einen passenden Deckel. Dann müsste es doch auch einen Partner für sie geben. Nur wann und wo würde sie diesen treffen? In ihrer Naivität dachte sie wirklich, dass Kaito ihr vorherbestimmt war, aber ganz offensichtlich war das ein Trugschluss. Hätte er sie sonst einfach so vernachlässigt und letztendlich ersetzt? Ihre Augen wichen zu Ran und Shinichi. Wie Keiko und Hakuba, Sonoko und Makoto, Kazuha und Heiji hat sich das künftige Brautpaar gefunden und waren wie geschaffen füreinander. Ihre Augen wanderten von Sasuke zu Hiroshi. Zwei junge attraktive Männer die ihr Interesse bekundet hatten. Während Sasuke die Chance bekam, nutzte er sie nicht und ihrem Studienkollegen räumte sie nicht mal die Möglichkeit eines Versuches ein. War sie wirklich ein so komplizierter Mensch, der nicht für die Liebe geboren war? War es ihr vorherbestimmt für immer allein zu bleiben? Über diesen Gedanken schmunzelte Aoko wehmütig. Egal was die Zukunft noch bringt, sie war nicht mehr allein. Es gab bereits einen Mann in ihrem Leben und er war der kostbarste Schatz den es für sie überhaupt geben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)