Die Wächterin von Arinna (Piedra de alma del agua) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Traum wird wahr ------------------------------ ~Tea~   Das Licht der Sonne fiel durch das geöffnete Klassenzimmerfenster. Es fiel ihr sofort auf, denn ihr Geschichtslehrer, hielt die Fenster immer geschlossen. Warum das wusste keiner. Im Sommer, wie jetzt gerade, schwitzte man sich in seinem Unterricht immer halb zu Tode. Ihr Geschichtslehrer dagegen, schien sich nicht daran zu stören. Ihm stand nie auch nur eine Schweißperle auf der Stirn. Jedenfalls hatte keiner je eine bemerkt. Daher war es sehr seltsam, dass das Fenster offen stand. Tea sah sich im Klassenzimmer um. Außer ihr war sonst keiner da. Durch den Stand der Sonne konnte sie erahnen, dass es Mittag sein musste und ihr eigentlicher Unterricht bereits vorbei war. Also warum stand sie noch immer in dem Klassenzimmer des Geschichtsunterrichts? Zögerlich tat sie einen Schritt nach vorne. Tea war bewusst, dass sie sich in einem Traum befand, und dennoch fühlte sie sich komisch dabei. Wenn sie von Damon träumte, hatte sie das Gefühl, nicht Herr der Lage zu sein. Der Traum führte und sie folgte. Doch jetzt konnte sie sich frei bewegen und entscheiden. Sie wusste, sie könnte den Raum verlassen und diesen Traum vergessen, doch etwas riet ihr, sich diesen Traum anzusehen. „Da bist ja, Tea. Sehr schön das du nochmal hergekommen bist.“ Tea entfuhr ein Schrei. Ihren Geschichtslehrer hatte sie gar nicht bemerkt. Es war auch kein Kunststück ihren Lehrer zu übersehen. Bei seiner Körpergröße von gerade mal einem Meter, war er kleiner als jeder seiner Schüler. Viele von ihren Mitschülern nahen ihn gar nicht ernst. Damit war ihr Geschichtslehrer aber noch nicht genug gestraft. Zu seiner nicht vorhandenen Größe, kam auch noch, der geringe Haarwuchs, so dass er eine Halbglatze besaß. „Sie wollten mich sprechen?“ Kam es aus ihrem Munde, ohne das sie drüber nachdenken musste. „Das ist richtig. Es freut mich sehr, dass du meiner bitte nachgekommen bist.“ Von Sekunde zu Sekunde fühlte sie sich unwohler. Ihr kroch langsam eine Gänsehaut über den Körper und sie würde am liebsten gehen. „Ich warte schon lange auf den richtigen Zeitpunkt.“ „Auf den richtigen Zeitpunkt?“ Tea suchte nach der Türklinke in ihrem Rücken. Sie wollte hier raus und weg. Sehr weit weg. Ihr Lehrer machte ihr Angst. Sie konnte nicht sagen wieso. „Ja. Der richtige Zeitpunkt.“ Die Stimme ihres Lehrer quietschte und tat ihr in den Ohren weh. „Ich war mit nicht sicher. Aber nun, jetzt weiß ich es. Du bist eine Sehende.“ Statt auf die Worte ihres Lehrers zu achten, versuchte sie, dass was sie mitansehen musste, zu verkraften. Während ihr Geschichtslehrer sprach, begann seine Haut von seinen Knochen zu fließen. Sie viel einfach von ihm ab und drunter kam eine grünliche Haut zum Vorschein. Gewaltige Zähne wuchsen ihm aus dem Mund, der sich mehr zu einer schrecklichen Grimasse verzog. Vor ihr kam eine hässliche Kreatur zum stehen, mit scharfen langen Krallen und fauligen Atem. Tea war gelähmt vor Angst. Sie starrte in das hässliche von Narben übersäte Gesicht und ihr einzige Gedanken war DAMON!!!   „Tea, Tea!“ Verzweifelt wurde ihr auf die Wangen geklopft und kräftig an ihrem Körper gerüttelt. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ihr Geist aus diesem Traum erwachte und in das vor Sorge verzerrte Gesicht ihrer Mutter blickte. Am ganzen Körper zitterte sie und in ihr inneres fühlte sich wund an. Als hätte jemand sie einmal durch den Fleischwolf gedreht. Sie fühlte, wie ihr die Tränen aus den Augen liefen. „Schatz ... hey ... Tea.“ Ihre Mutter betrachtete sie besorgt. Strich immer wieder panisch durch ihre wirren Haare. Tea bekam erst mit, dass ihre Mutter bei ihr im Zimmer saß, als ihr ein Schauer über den Rücken lief. Ihre Seele erfuhr ein Energieschub, woher auch immer, aber er reicht aus, um sie wieder zurückzuholen. Ihr starrer Blick, der bisher in die Ferne geblickt hatte, senkte sich auf ihre Mutter. „War nur ein Alptraum.“ Tea schob ihre Mutter etwas von sich und versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. „Du hast mir eine Heidenangst eingejagt.“ Immer noch ließ ihre Mutter sie nicht los. Tea versuchte, ein Lächeln zu Stande zu bringen, damit sie aufhörte sich Sorgen zu machen. Sie mochte es nicht, wenn sich jemand um sie sorgte. Selbst wenn es ihre Mutter war und die hatte irgendwie ein Recht dazu, sich zu Sorgen. Jedenfalls irgendwie. „Tut mir leid. Mir geht es aber wirklich gut. Ich verschwinde schnell unter die Dusche okay ...“ Ohne weiter auch ihre Mutter zu achten, flüchtete sie sich aus ihrem Zimmer. Sie liebte ihre Mutter, das tat sie wirklich, aber dennoch hatte sie Angst, davor ihrer Mutter die Wahrheit zu sagen. Wie sollte sie ihrer Mutter beibringen, dass sie die Zukunft sehen konnte. Bei Frey war das was anderes. Das war nicht die Familie und im allgemein war Frey anders und aufgeschlossener für so was. Ihre Mutter, das war schon was anderes. Ihre Mutter dudlete nicht mal das Wort Glückbringer, weil sie an sowas nicht glaubte und es für Schwachsinn hielt. Wie könnte Tea ihr sagen, dass sie die Zukunft sehen konnte? In ihren Träumen! Tea rutschte an der Badezimmertür hinunter und versuchte ruhig zu atmeten. Der Traum war anders. Sie konnte es noch nicht greifen, aber er war deutlich anders, als alle ihre bisherigen Träume. Schon im Traum selber war ihr das so vorgekommen, dass irgendwas nicht stimmte. Sie wollte nicht weiter drüber nachdenken. Das kann nur ein normaler Alptraum gewesen sein, denn wieso sollte sich ihr Lehrer plötzlich in einen hässlichen grünen Zwerg verwanden. Tea stand auf und stellte sich unter die Dusche. Ihr Nachthemd, streifte sie sich über den Kopf und da sie es zum ersten Mal. Ein kleines Zeichen, nicht größer als Muttermal, zierte ihre linke Schulter. Es sah aus wie eine Welle, die einen Kristall umspülte. Leicht glühte das Zeichen und ihr wurde warm, ohne das sie das Wasser anstellte. Und nicht nur das geschah. Ihr war, als, wäre sie nicht alleine. Unsicher sah sie sich um. Aber wer zum Teufel sollte sich hier rum treiben? In einem fensterlosen Badezimmer? Tea beschloss das ihre Fantasie etwas zu lebhaft und angespannt war. Nach so einem Alptraum sicher nicht ungewöhnlich. Tea drehte das Wasser auf und schloss die Augen. Sie war sich sicher, wenn sie gleich wieder die Augen öffnete, wäre, auch das komische Zeichen verschwunden. Tea zögerte den Moment noch etwas heraus, da sie Angst hatte, dass sie sich in dem Punkt irrte. Doch als sie ihre Augen öffnete, war das Zeichen auf ihrer Schulter verschwunden. „Doch nur Einbildung.“ Erleichtert und fest davon überzeugt, dass sie langsam ihren Verstand verlor, duschte sie in Ruhe zu Ende. Sie fühlte sich seltsam ruhig und entspannt. Sie kannte sich so nicht. Auch wusste sie nicht, woher dieser komische Energieschub, diese angenehmen Welle der Wärme gekommen war. Ihr Inneres fühlte sich nicht mehr so wund an und auch auf ihr Geist, der normalerweise immer fürchterlich schmerzte, gab keinen Piep von sich. Tea drehte die Dusche aus und wieder überkam sie das Gefühl, nicht alleine zu sein. Panisch drehte sie sich um. Das muss an diesem Alptraum liegen. Ihre Nerven lagen eben blank, Wem würde es anders ergehen, nach so einem Traum. Tea hoffte inständig, dass es nur ein Traum war.   Der Weg zur Schule war heute irgendwie nicht derselbe wie sonst. Natürlich hatten sich die Bäume nicht über Nacht in etwas anderes verwandelt. Die Straßen und die Häuser waren auch noch dieselben wie immer, aber dennoch fühlte sich der Weg anders an. So als wären nur kleine Details verändert wurden. Details die ihr nicht auffielen, wollten oder eher, dass sie wusste, dass etwas anders war, aber sie nicht sagen konnte was. Tea wurde fast wahnsinnig und am liebsten wäre sie stehen geblieben, um rauszufinden, was sie hier so sehr störte, dass sie sowieso schon nach allen Seiten Ausschau hielt. In ihrem Nacken begann es zu kribbeln und, noch bevor sie ihn sehen konnte, wusste sie, wen sie treffen würde. Ihr Herz setzte aus und ihr Puls schoss in die Höhe. Das war etwas völlig Neues, aber sie hatte keinen Zweifel, dass er es war. Sie bog um die Ecke und lief fast in den Cousin von Damon hinein. Eher gesagt, sie wäre fast über ihn gefallen. Er hockte mitten auf dem Bürgersteig und blockierte ihn komplett. „Damon was ist los? Steh auf ...“ Beinahe hätte Tea ihn angefahren, was ihm einfiele den ganzen Bürgersteig zu blockieren, aber sie erblickte Damon, zusammengesunken auf dem Bürgersteig knien und sich an die Brust fassen. Sorge schlug ihr sofort durch die Adern und sie konnte nicht anders, auch wenn sie es gerne getan hätte, sie kniete auf die andere Seite von ihm nieder. „Was ist denn passiert?“ Kris, der sie wohl noch gar nicht bemerkt hatte, blickte auf und sah sie völlig verwundert an. So als wäre sie aus dem Nichts aufgetaucht. „Ich weiß es nicht. Er hat plötzlich geschrien und ist dann hier auf dem Bürgersteig zusammengesunken.“ Tea betrachtet den Jungen, der sonst immer ein ziemlich freches Grinsen auf den Lippen hatte. Damon wirkte jetzt alles andere als frech. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er holte schwer Luft. Sie wollte ihm helfen. Schließlich hatte er ihr gestern auch geholfen. Vorsichtig streckte sie ihre Finger nach ihm aus. Auch wenn sie immer noch Angst hatte, dass ihr Traum, wahr werden würde. Sie konnte Damon und Kris hier nicht alleine sitzen lassen. „Komm Damon, du musst aufstehen“, sagte sie und berührte ihn sachte, als könnte er durch ihre Berührung zerspringen oder sie. Damon durchfuhr ein Zittern und er stöhnte erleichtern auf. Erschrocken zog sie ihre Hand wieder weg. Er hob den Kopf und blickte sie aus seinen blauen Augen an. Tea gefror das Blut in den Adern. Sah nur sie es oder konnte Kris es auch sehen. Seine Augen glühten. Blau, in einem Hellenblau. „Du ...“, flüsterte er. Damon blinzelte ein paar Mal und das Glühen seiner Augen verschwand und plötzlich wirkte er so, als wäre nie etwas passiert. Er stand auf, zwar mit Hilfe seines Cousins, aber nicht ohne sie aus den Augen zu lassen. Tea konnte den Blick nicht deuten. Sie konnte nicht mal sagen ob er freundlich war oder nicht. Er starrte sie nur an. „Damon, alles in Ordnung?“ Tea war froh, dass Kris die Aufmerksamkeit von Damon einforderte und er sie nicht mehr so ansehen konnte, als wäre sie eine Außerirdische. Am liebsten wäre sie im nächsten Loch verschwunden. Sie wusste zwar nicht, was sie getan hatte, aber es schien Damon nicht zu gefallen. Sie wollte doch nur helfen. „Mir geht es gut“, sagte Damon und riss sich von Kris los. Tea spürte gleich, dass er sie wieder ansah. Doch ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich in Bewegung. Kris blickte ihm hinterher, aber er war so freundlich und bot Tea die Hand an, um ihr aufzuhelfen. „Was hat er?“ „Mach dir keine Gedanken. Damon hat manchmal so seinen 5 Minuten“, grinste Kris, aber Tea glaubte ihm kein Wort. Auch wenn sie Damon nicht gut kannte und das im Grunde nur ihre Schuld war. So wusste sie, dass Damon zu allen immer freundlich war und mit so einem Blick hatte sie noch nie gesehen. Das waren keine komischen 5 Minuten, das hatte was mit ihr zu tun, aber was? Was konnte sie ihm angetan haben, dass er sie jetzt so an sah. Wobei sie den Blick immer noch nicht deuten konnte. Ihr gefiel er einfach nicht. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Kris musterte sie und wirkte zwar nicht besorgt aber dennoch schien er sich nicht wohlzufühlen. Tea nickte nur und so standen sie beide schweigend nebeneinander und keiner wusste, was er sagen sollte. Ein ziemlich peinlicher Moment. Über Kris wusste Tea nichts. Außer das er eben der Cousin von Damon, gut aussah mit seinen blonden kurzen Haaren, seinem herzförmigen Gesicht und den eisblauen Augen. Wenn sie genauer drüber nachdachte, waren seine Augen intensiver als die von Damon, aber gingen seltsamerweise nicht so unter die Haut. Lag sicher auch daran, dass sie nicht davon träumte, mit Kris in der Bibliothek einen One Night Stand zu haben. Zum Schluss wusste sie noch, dass er genau wie Damon im Schwimmclub ihrer High School war. Und wenn sie das richtig mitbekommen hatte, war er auch nicht der schlechteste Schwimmer. „Was ist denn? Kommt ihr zwei? Die Schule fängt gleich an?“ Damon kehrte zu ihnen zurück, „Ist ja schon gut. Beruhig dich Alter.“ Kris legte ihr einen Arm um die Schulter, was sie sehr merkwürdig fand, aber nicht unangenehm. „Wir haben uns nur Unterhalten.“ Kris zwinkerte er ihr und Tea wusste, nicht was sie sagen sollte. Sie lächelte Damon an, aber ihr wurde eiskalt, als sie in seine Augen sah. Finster starrten diese sie an. Was hatte sie denn bloß getan? Damon drehte sich wieder um, murmelte irgendwas und verschwand wieder. „Er ist ein Miesepeter, was viele nicht wissen. Grübelt ständig vor sich hin. Ignorier ihn einfach.“   „Ihr habt 15 Minuten Zeit, um die Aufgaben, zu bearbeiten. Anschließend werden mit dem nächsten Thema anfangen.“ Mr. Bone teilte den angekündigten Test aus und Tea wünschte sich nicht zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie doch mal davon träumte, die Lösungen des Testes zu wissen. Mit wenig Hoffnung suchte sie einen Stift aus ihrer Tasche. Dabei glitt ihr Blick ungewollt rüber zu Damon, der einige Reihen vor ihr saß. Auf dem Weg zur Schule, hatte Kris sich mit ihr unterhalten. Damon war stumm vor ihnen hergelaufen. Tea wurde das Gefühl nicht los, dass sie an seiner Laune schuld war. Zu dem konnte sie Kris nicht glauben, dass Damon ein Eigenbrötler war und immer schlecht gelaunt. Damon schien zu spüren, dass man ihn beobachtete. Er sah sich suchend um, wobei suchen tat er gar nicht. Zielsicher blickte er sie an. Teas Herz zog sich zusammen und fast wären ihr die Tränen in die Augen gestiegen. „Mr. Bone, mir geht es nicht gut.“ Tea stand auf und biss mit auf die Lippen. Ihr ganzer Körper schien plötzlich in Flammen zu stehen und die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Irgendwas schien nicht mit ihr zu stimmen. „Dann geh auf die Krankenstation. Soll dich jemand begleiten?“ Mr. Bone sah sich schon in der Klasse um und sicher hätte er Frey gebeten sie zu begleiten, aber da stand Damon schon auf. „Ich mach das Mr. Bone.“ Dieser löste seinen Blick von ihrer besten Freundin, die sich schon erheben wollte. Fragend blickte Frey Tea. Doch Tea war es gerade egal, wer sie wohin brachte. Es drehte sich einfach alles und ihre Beine drohten gerade nachzugeben, da wurde sie aufgefangen und auf starke Arme gehoben. „Ist gut Damon. Bleib bei ihr, falls die Krankenschwester gerade nicht da ist.“ Damon nickte, was Tea nicht sehen konnte. Sie hielt die Augen geschlossen und genoss die Nähe. Egal was Damon für ein Problem hatte, er half ihr aber warum? War er nicht sauer auf sie? Vorsichtig wurde sie aus dem Zimmer getragen. Tea hatte das Gefühl auf Wolken zu schweben. Es war ein herrliches Gefühl, so dicht an Damons Brust zu liegen, seinem sanften Herzschlag zu lauschen und sich vollkommen sicher zu fühlen. So hatte sie sich noch nie gefühlt. Wie lange sie so eng an Damon gekuschelt lag, das konnte sie nicht sagen. Sie verlor völlig das Zeitgefühl. Sie traute sich auf nicht die Augen zu öffnen um ihn sehen zu können. Sie hatte viel zu viel Angst davor, was für ein Gesicht er machen würde. „Das Fieber scheint zu sinken.“ Hörte sie ihn sagen und dann tat sie es doch. Sie wollte wissen, warum er so komisch zu ihr heute Morgen gewesen ist. Ob es was mit gestern zu tun hatte? Das sie vor ihm quasi geflohen war?   Tea hatte erwartet wieder die weiße Zimmerdecke, zu sehen. Doch über ihr erstreckte sich ein Baum mit seinen wunderschönen grünen Blättern. Die Sonnenstrahlen blitzten zwischen den Lücken im Blätterdach hervor. Unter ihr konnte sie eine weiche Wiese fühlen und ihr, bevor sie es richtig verstand, wusste sie, dass ihr Kopf im Schoss von Damon lag. Sie lief rot an, als diese Erkenntnis in sie sickerte und wollte sich aufsetzen. Damon hielt sie aber davon ab. Er packte sie an der Schulter und drückte sie in seinen Schoß. „Es ist besser, wenn du noch etwas liegen bleibst.“ Seine Stimme war wieder so sanft wie gestern, auch wenn sie deutlich spürte, dass er gerne wo anders wäre. Aber warum war er dann hier? Wenn er nicht bei ihr sein wollte? „Wo sind wir? Das ist nicht das Krankenzimmer.“ „Blitzmerker. Wir sind draußen beim Schwimmbecken.“ Tea musste nicht nachsehen, ob er recht hatte. Sie konnte das Wasser im Becken hören, wie es sanft gegen die Wände schwappte. „Warum?“ „Es gibt nichts Besseres als frische Luft und in die Bibliothek durfte ich ja nicht mit dir gehen.“ Da war es wieder, das freche Grinsen und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie war so erleichtert, dass ihr die Tränen nun doch aus den Augen liefen. „Was ist denn jetzt los? Warum weinst du?“ „Ich weiß es nicht,“ gestand sie ehrlich „Aber ich bin froh, dass du nicht mehr böse auf mich bist.“ Damon schien über diese Worte verwirrt zu sein. Sanft strich er mit seinen Händen über ihre Wangen und diesmal ließ sie ihn gewähren. Sie zuckte nicht mal, als er die Tränen auffing und zärtlich wegwischte. Sie konnte nicht sagen, was da zwischen ihnen passierte, aber ihr begann es zu gefallen. Hatte sie nicht bereits gelernt, dass sie ihre Träume nicht aufhalten konnte. Verhindern. Wenn es dazu kommen soll, dass Damon und sie miteinander schlafen dann soll es halt so sein. So schlimm wird es schon nicht sein und Frey hatte recht. Es könnte schlimmer sein. „Ich bin nicht böse auf dich.“ „Und warum warst du heute Morgen so komisch?“ Tea fühlte sich besser. Als hätte sie Kraft getankt. Der Schwindel war weg, worüber sie sich sehr freute und auch ihr Körper fühlte sich nicht mehr so an, als würde er verbrennen. Sie genoss die kühle des Schattens und die beruhigende Melodie des Wassers. Auch wenn es nur von ihrem Schwimmbecken kam. „Das kann ich dir nicht erklären.“ Damon sah zur Seite und wurde ein wenig rot um die Wangen. Tea fand das süß. Was Kris ihr erzählt hatte, stimmte so was von gar nicht. Sicher hatte er sie angelogen, warum auch immer. „Warum nicht? Ich habe mir echt Gedanken gemacht.“ „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht Sorgen.“ Tea zuckte mit den Schultern. Sie war zwar neugierig, warum er sich so komisch benommen hatte, aber es, war seine Sache ob er ihr es erzählte oder nicht. Sie beide kannten sich einfach zu wenig, was sie im Nachhinein wieder sehr bedauerte. „Was hattest du denn heute Morgen?“ „Mir war nur etwas schwindlig. Habe heute Nacht nicht gut geschlafen. Alptraum.“ Er lächelte sie an und Tea erwiderte. „Ja, Alpträume können einem echt den letzten Nerv rauben.“ „Willst du dich noch etwas ausruhen?“ Damon klopfte auffordern auf seine Oberschenkel und grinste so flegelhaft dabei, dass sie lachen musste. Egal wie gut es sich angefühlt hatte, in seinen Armen zu liegen oder in seinem Schoß zu schlafen. Sie würde sich nicht freiwillig und schon gar nicht so schnell wieder dort hinbegeben. Dann könnte sie ja auch gleich mit ihm in der Bibliothek verschwinden. „Nein, mit geht es wieder und wir müssen wieder in den Unterricht.“ Tea fiel erst jetzt wieder ein, dass sie gar nicht wusste, wie viel Zeit verstrichen war, seid sie aus dem Unterricht gegangen waren. „Was haben wir denn jetzt?“ „Geschichte.“ Tea wich alle Farbe aus dem Gesicht. Geschichte? Ausgerechnet Geschichte? Ihr Traum von gestern Nacht drängte sich wieder in ihr Gedächtnis und ohne das es sie es wollte, begann sie wieder zu zittern. „Was hast du?“ „Nichts ... alles gut ...“ „So siehst du aber nicht aus.“ Damon packte sie bei den Schultern und zog sie dicht an seine feste Brust. Sofort wurde sie von dem Geruch von frischem Quellwasser umschlossen und ihre Panik begann zu verfliegen. Seine Arme schlangen sich um ihren zitternden Körper und Tea war versucht darin zu versinken. Aber das tat sie nicht. Das zwischen ihnen. Es fühlte sich zu gleich gut und richtig an aber auch völlig falsch. Sie wollte nicht, dass es so zwischen ihnen war. Sie kannte ihn nicht und noch immer konnte sie den Traum nicht vergessen, den sie seid einem halben Jahr träumte. Vorsichtig schob sie ihn von sich, was ein Teil von ihr sehr bedauerte. „Wir müssen zum Unterricht.“ Sie drehte sich um und ließ Damon an Ort und Stelle stehen. Sie musste dringend Ordnung in ihre Gefühle bekommen. Irgendwas lief hier gewaltig schief. Warum fühlte sie sich plötzlich so wohl in seiner Nähe? Wo sie doch immer versucht hatte, nicht in seine Nähe zu kommen. Sie hat ihn gemieden und nun?   „Nun erzähl schon,“ drängte Frey sie in der Mittagspause. Zum Geschichtsunterricht war sie zu spät gekommen. Er war schon zu ende gewesen, so dass sie gleich weiter zum Englischunterricht gegangen ist. Damon war gar nicht erschienen, aber das interessierte sie nicht. Sie war froh, dass sie ihre Gedanken für einige Zeit mal über was anderes nachdenken lassen konnte, als ihre Träume und Damon. Ehrlich gesagt wollte sie gar nicht mehr an ihn denken, aber das hielt nur bis zur Mittagspause an. Frey hatte sie gleich damit überfallen, da Damon sie ja zur Krankenstation bringen wollte und sie beide dann zwei Stunden lang nicht wieder kamen. Sie beide hatten sich einen Platz draußen gesucht, wo nie einer hinging. Die Wiese unter der Bibliothek, das war ihr Platz. Ein großer Baum spendete ihnen Schatten und der kleine Fleck Grün zwischen der Wand mit Fenster der zur Bibliothek gehörte und dem Lehrerparkplatz, der gleich hinter dem Baum anfing, war nicht heiß begehrt. „Da gibt es nichts zu erzählen. Mir ging es nicht gut und er hat sich um mich gekümmert.“ Frey verzog eine Augenbraue. Sie leckte ihre Löffel ab und steckte ihn ihren Fruchtjoghurt. „Tea, du wirst vom heißesten Typen der Schule auf die Krankenstation gebracht und du willst mir ehrlich sagen, da läuft nichts zwischen euch?“ „Ja, das will ich.“ Tea blickte auf ihr Tunfischsandwich und verspürte keinerlei Hunger. „Du weißt ganz genau, das ich ihm, seid er auf diese Schule geht, aus dem Weg gehe.“ Frey nickte wissend, aber in ihren Augen konnte Tea deutlich lesen, dass sie ihr kein Wort mehr glaubte. „Und wenn zwischen euch wirklich nichts läuft, warum bringt er dich dann auf die Krankenstationen?“ „Wenn ich das wüsste“, Tea ließ ihr Sandwich, Sandwich sein. Sie legte sich in die Sonne und schloss die Augen. Sie wüsste wirklich gerne warum sie sich auf einmal mit ihm auseinandersetzen musste. Tea schwieg einige Zeit und Frey aß ihren Joghurt auf. „Ach ja. Du sollst nach der Schule noch zu Mr. Lung.“ „Was, wieso?“ „Keine Ahnung. Er wollte, dass ich dir das sage. Vielleicht macht er sich Sorgen, dass du nicht im Unterricht warst.“ Mr. Lung war der Geschichtslehrer. Frey schien zu bemerken, dass Tea bei dem Gedanken richtig unwohl wurde, zu ihrem Lehrer zu gehen. „Was ist? Du siehst aus, als hätte ich dir gesagt, dass du Henry heiraten sollst.“ „Sehr witzig und lass endlich mal den armen Henry in Ruhe. Der hat dir nichts getan.“ Tea setzte sich auf und holte einmal tief Luft. Sie mochte keine Geheimnisse vor ihrer Freundin haben. Sie hatten noch nie welche und so erzählte sie ihr von ihrem letzten Traum. Sie ließ keine Einzelheit aus, außer vielleicht, dass sie in ihrer aller Größten Not an Damon gedacht hatte. Frey hörte ihr zu, bis sie mit ihrer Erzählung zu ende war. Tea biss sich wieder nervös auf die Lippen. Eine Angewohnheit, die sie seit ihrer Kindheit nie abgelegte hatte. Warum sie damit angefangen hat, weiß sie nicht mehr. „Ist das dein ernst? Unser Geschichtslehrer? Ein hässlicher grüner Zwerg?“ Tea nickte. Frey schüttelte den Kopf. Sie sammelte ihre Sachen zusammen und stand auf. Tea beobachtete sie dabei und konnte nicht ganz verstehen, was ihre Freundin vorhatte. Die Mittagspause war noch nicht zu ende. „Dann gehen wir jetzt zu Mr. Lung ...“ „Was?“ „Wenn wir jetzt gehen, wird er sich nicht verwandeln oder? In deinem Traum war es nach Unterrichtsende oder?“ Tea nickte. Völlig perplex. „Und du warst alleine. Ich komme mit.“ Tea hätte ihrer Freundin um den Hals fallen können. Wenn sie jemanden anderen davon erzählt hätte, der hätte sie für verrückt gehalten und in die nächste Irrenanstalt verfrachtet. Frey streckte ihr die Hand hin und freudig ergriff sie diese. Frey zuckte kurz, als hätte sie einen Schlag bekommen. Verwundert blickte Tea ihre Freundin an, die ihre Hände schnell in die Taschen steckten. Frey verlor kein Wort darüber, sondern setzte sich in Bewegung. Tea beschloss nicht weiter drüber, nachzudenken, und folgte ihrer Freundin. Auf dem Weg zur Klasse verloren sie beide kein Wort, was für sie schon sehr ungewöhnlich war. Sie hatten eigentlich immer ein Thema, über das sie reden konnten. Frey fand immer etwas und wenn es der neueste Klatsch an ihrer Schule ist, den sie unbedingt weiter geben musste. Aber jetzt so schweigend nebeneinander herzulaufen, war sehr seltsam. Tea nutzte den Moment, um drüber nachzudenken. Hatte Frey recht und ihr Lehrer verwandelte sich nicht. Aber was ist, wenn er es doch tat? Dann geriet Frey in Gefahr und das wäre ihre Schuld. „Frey ...“ Bevor Tea etwas sagen konnte, wurde ihre Freundin von einer ihrer Mitschülerinnen gerufen. „Kannst du mir mal kurz helfen. Ich habe da eine Frage. Oh hallo Tea ... darf sie mal kurz entführen.“ Weder Frey noch Tea konnten verhindern, dass ihre Mitschülerin die rothaarige griff und hinter sich her zerrte. Sprachlos sah Tea ihrer Freundin hinterher. Allein und verloren stand sie am Eingang zum Gebäude. Sollte sie jetzt weiter gehen oder doch lieber den Besuch einfach vergessen und gar nicht hingehen? Vielleicht hatte Frey später Zeit mitzukommen. „Tea ... willst du zu mir?“ Ihr Herz machte einen Satz und ihr entfuhr ein spitzer Schrei. Hinter ihr stand Mr. Lung. „Ja ... Nein ... ich meine ... Frey hat mir gesagt, dass sie mich nochmal sehen wollen.“ Mr. Lung quetschte sich an ihr vorbei und öffnete die Tür. Er hielt sie einladend für sie offen und wartete darauf, dass sie in das Gebäude trat. „Das stimmt, ich wollte dich noch was fragen. Kommst du kurz mit?“ Tea sah sich suchend um. Keiner der ihr helfen konnte. Frey stand an einem Tisch mit einer größeren Mädchengruppe. Dort kam sie nicht so schnell weg und auch wenn sie es nicht gerne tat, sie sah sich nach Damon um. Aber auch der war nirgends zu sehen. Nicht das er ihr helfen würde, da er ja gar nicht wusste worum es ging. „Klar.“ Tea hatte keine andere Wahl. Sie hatte keinen Grund abzulehnen. Sie konnte ihrem Geschichtslehrer ja auch nicht unbedingt sagen, dass sie glaubte, dass er sich in einen hässlichen Zwerg verwandelte der sie, scheinbar fressen wollte. Wenn das nur ein abgedrehte Alptraum war unterschrieb sie ihre Fahrkarte in die Irrenanstalt.   Tea folgte ihrem kleinen Lehrer durch die Flure, die seltsam ausgestorben wirkten. In der Mittagspause herrschte immer ein Durcheinander auf dem Flur. Selbst bei so schönem Wetter, fanden sich genug Leute, die nicht nach draußen gingen, sondern sich im Klassenzimmer aufhielten oder sich auf den Fluren unterhielten. Doch ihnen lief nicht ein anderer Mensch über den Weg. Tea bekam ein sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend. Hatte sie sich vielleicht an der Uhrzeit geirrt und es war gar nicht nach der Schule? Sie suchte nach einem Grund warum sie nicht mitgehen konnte, aber ihr fiel nichts ein. „So da wären wir“, sagte Mr. Lung und öffnete die Tür. Das erste was Tea auf fiel, war, dass das Fenster offen stand. Auch wie das Licht hinfiel, kam ihr unheimlich bekannt vor. Das war ihr Traum, er wurde, war. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde ein Traum, in dem sie selber drin vorgekommen ist.  „Es freut mich sehr, dass du meiner bitte nachgekommen bist.“ Tea konnte nicht klar denken. Was sollte sie tun. Jeden Moment würde sich ihrer Lehrer in ein Ungeheuer verwandeln. Unsicher blickte sie zu der Tür, die hinter ihr geschlossen hatte. Würde sie es schaffen hier rauszulaufen? In ihrem Traum hatte sie nicht versucht zu entkommen. Was würde passieren, wenn sie es versuchte? „Ich warte schon lange auf den richtigen Zeitpunkt.“ „Auf den richtigen Zeitpunkt?“ Tea suchte nach der Türklinke in ihrem Rücken. Sie fand sie und musste erschreckend feststellen, dass die Tür verschlossen war. Wie konnte sie verschlossen sein. Nach ihr war keiner in die Klasse gekommen? Panisch drückte sie die Klinke immer wieder nach unten und rüttelte an der Tür. Ihren Lehrer schien das nicht zu stören. „Ja. Der richtige Zeitpunkt.“ Die Stimme ihres Lehrer quietschte und tat ihr in den Ohren weh. „Ich war mit nicht sicher. Aber nun, jetzt weiß ich es. Du bist eine Sehende.“ Wie in ihrem Traum begann Mr. Lung sich zu verwandeln. Seine Haut begann von seinen Knochen zu fließen. Sie viel einfach von ihm ab und drunter kam eine grünliche Haut zum Vorschein. Gewaltige Zähne wuchsen ihm aus dem Mund, der sich mehr zu einer schrecklichen Grimasse verzog. Vor ihr kam eine hässliche Kreatur zum Stehen, mit scharfen langen Krallen und fauligen Atem. Tea war gelähmt vor Angst. Sie hatte ja schon einige Mal erlebt, wie ihr Traum Wirklichkeit wurde. Durfte im Fernsehen miterleben, wie der Nachrichtensprecher genau die gleichen Worte sagte und über einen Vulkanausbruch berichtete, den sie selbst miterlebt hatte. Fand sich der Essenschlacht wieder, die sie eine Nacht, zu fuhr, geträumt hatte. Doch nichts hatte so eine Wirkung auf sie gehabt wie dieses hier. Sie konnte nur ihren Lehrer anstarren oder das, was aus ihm geworden war. Und wie ihn ihrem Traum war ihr einziger Gedanken DAMON!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)