Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färben von ginakai ================================================================================ Kapitel 24: Spiegel ------------------- Es war finster. Weder erkannte Akai, wo er sich gerade befand, noch sah er die eigene Hand vor seinem Auge. Geräusche waren auch nicht zu hören, und dennoch löste die vermeintliche Stille ein widerliches Rauschen in seinen Ohren aus. “Wo bin ich?“, schoss es ihm durch den Kopf. Eine Frage, auf die er keine Antwort erhalten würde. Egal, in welche Richtungen er sich drehte, die Schwärze um ihn herum wollte nicht verschwinden. Auch als er anfing geradeaus zu laufen, sah er nicht mal den Boden unter seinen Füßen. Wie von selbst bewegten sich seine Beine schneller. Er fing an zu rennen. Die Stille füllte sich mit jedem seiner hastigen Atemzüge, bis er plötzlich stolperte und fiel. Mit gesenktem Kopf starrte er in die Leere unter sich und versuchte für einen Moment, seinen Atem wieder zu beruhigen. Allmählich glaubte er, dass diese Finsternis begann ihn mehr und mehr zu verschlingen. Ein Schauer der Angst kroch ihm über den Rücken. Als er den Kopf wieder hob, erblickte er jedoch tatsächlich ein Licht. Zumindest etwas, was sehr hell zu sein schien. Als würde er von diesem seltsamen Licht angezogen werden, stand er wieder auf und bewegte sich in die Richtung des Lichts. Umso näher er diesem kam, desto mehr konnte er dessen Umriss erkennen. Diese schien quadratisch zu sein. “Eine Tür...“, musste Akai feststellen, als er genauer hinsah. Er verschnellerte sein Schritttempo und hielt dann vor dieser Tür, welche in einem schlichten Weißton gefärbt war. Den Schwarzhaarigen übermannte das Verlangen, zu erfahren, was sich hinter dieser geheimnisvollen Tür verbarg. Doch als er seine Hand auf die Türklinke legte, überraschte ihn auf einmal eine altbekannte Stimme: “Wie schade, dass ich keinen Spiegel hier habe...“ Akais Augen weiteten sich und auf der Stelle drehte er seinen Kopf nach hinten. Aber er sah niemanden. Die Stimme klang auch nicht so, als würde sie direkt aus dem Mund einer Person stammen. Doch nur in seinen Gedanken hatte er sie auch nicht gehört. Viel mehr wie ein Echo… Doch irgendwie verriet Akais Gefühl ihm, dass die Stimme von der Dunkelheit hinter ihm gekommen war. Deshalb drückte er die Türklinke herunter, öffnete die Tür vor sich und trat hindurch. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, überkam ihn Erleichterung. Der Raum war vollständig erhellt. Keine Dunkelheit mehr. Doch er musste feststellen, dass dieser Raum aus vielen Spiegeln bestand. Um genau zu sein bestanden die ganzen Wände aus Spiegeln, so dass Akai sein Antlitz mehrfach sehen konnte. Da erkannte er auch, dass er nicht mal Kleidung trug. Das war ihm im Dunkeln zuvor gar nicht aufgefallen. Vorsichtig trat der Agent näher an einen der Spiegel heran, welcher bis zum Boden reichte. Gerade als er davor stehenblieb, schallte die Stimme von eben erneut: “Du solltest dich wirklich mal ansehen, Schneewittchen!“ Sie klang amüsiert. Akai stockte der Atem und erneut durchlief ihn ein Schauer. Er wollte diese Stimme nie wieder hören. „Verschwinde endlich!“, schrie er, während er die Augen fest zusammenkniff und sich krampfhaft mit seinen Händen an dem Spiegel vor sich abstützte. Trotzdem hatte die Stimme wohl nicht vor, ihn in Frieden zu lassen: “Gefällt dir der Spitzname etwa nicht?“ Akai kannte diese Worte zu gut. Und doch wollte er sie mehr als alles andere vergessen. „Hau verdammt nochmal ab!“ Seine aufgebrachte Tonlage ließ ein schallendes Echo entstehen, welches beinahe in den Ohren weh tat. “Dabei passt die Beschreibung doch so gut.“ Jetzt glaubte der Schwarzhaarige, dass die Stimme direkt vor ihm war. Doch als er seinen Kopf hob und die Augen öffnete, durchfuhr ihn ein Schreck. Sein smaragdgrünes Auge traf sich mit dem seines Spiegelbildes. Sein Gesicht war plötzlich vollkommen blutverschmiert. Dieser Anblick sorgte dafür, dass ihm fast sein Herz stehenblieb. Sein Körper begann zu zittern. Die Angst holte ihn wieder ein und sich selbst dabei so im Spiegel zu sehen, trug keinesfalls zur Ermutigung bei. Da riss ihn ein Knacken aus seiner Starre. Sein Auge wanderte zu seinen Händen, von welchen aus auf einmal Risse in den Spiegel gelangten. Das Glas fing an immer weiter zu zerbrechen und die Knackgeräusche nahmen zu, bis der ganze Spiegel mit Rissen übersät war. Bereits im nächsten Moment zerbrach das Glas vor seinen Augen und tausende Scherben fielen auf dem Boden. Da erklang ein schallendes Lachen, welches nicht mehr aufhörte. Daraufhin bekamen auch die anderen Spiegel im Raum Risse. Wieder und wieder zersprang einer nach dem anderen. Das klirrende Geräusch gemischt mit dem Gelächter dieser verhassten Stimme, waren mehr als ohrenbetäubend für Akai und kaum auszuhalten. Er hielt sich die Ohren zu und sank auf dem Boden, woraufhin sich sein Körper zusammenkrümmte. Der Lärm wollte einfach nicht nachlassen. Wurde stattdessen immer lauter. „Aufhören!!!“, schrie Akai, als er drohte, den Verstand zu verlieren. Danach herrschte tatsächlich Stille. Es war wieder so ruhig, dass er sich selbst atmen hören konnte. Doch der Frieden trügte. Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um seinen Körper und zogen ihn ruckartig nach hinten. Nur mit schockgeweiteten Augen warf er einen Blick in die Scherben vor sich auf den Boden, welche ihn die Person erkennen ließen, die sich gerade hinter ihm befand. „Weißt du, wo du dich hier befindest?“, stellte Arrak ihm belustigt eine Frage. Akai gab ihm keine Antwort. Der Schock saß einfach zu tief. Obwohl er dieses Spiel langsam auswendig kannte. Es geschah immer wieder. Jede Nacht. Ohne, dass er sich dagegen wehren konnte. Und niemand half ihm. Er war es bereits seit dem ersten Mal leid. Dabei wünschte er sich so sehr, endlich alles verdrängen zu können. „Du weißt es also nicht.“, beantwortete Arrak seine Frage irgendwann von selbst, bevor er eine neue stellte: „Hast du dich also in der Dunkelheit verlaufen?“ Der Agent schloss seine Augen wieder. “Lass mich in Ruhe...“, dachte er flehend. Doch aussprechen tat er das nicht. Sonst würde dieser Bastard darauf eingehen und alles würde nur noch schlimmer werden. „Mein armes Schneewittchen...“, meinte der Braunhaarige in einem bekümmerten Tonfall, während er mit einer seiner Hände über Akais Brust strich und zu dessen Kinn wandern ließ, um es zu umfassen. Er hob es an und leckte vergnügt über den Hals des Agenten. „Hör auf.“, war alles, was Akai tonlos aus sich heraus brachte. Er hatte schon lange aufgegeben, etwas dagegen zu tun. Doch das ekelerregende Gefühl war dabei nie verschwunden. Es quälte ihn. „Was hast du gesagt?“, fragte Arrak, wobei er jedoch ziemlich desinteressiert klang. Stattdessen begann er erneut den Hals des Schwarzhaarigen zu liebkosen. „Hör auf mich anzufassen!“ Mit diesen wütenden Worten drehte Akai sich um und stieß seinen Hintermann von sich weg. Kaum einen Moment später krallten sich jedoch Arraks Hände in seine Schulter und warfen ihn zu Boden. Daraufhin knallte er mit dem Rücken direkt auf die spitzen Scherben. „Wann wirst du endlich begreifen, dass es zwecklos ist?“ Eine Frage, die Akai Schmerzen in der Brust bereitete. Eigentlich hatte er das schon längst begriffen. Nur akzeptieren wollte er das nicht. Vielleicht hatte er selbst zwar aufgehört, sich zu wehren, gab jedoch die Hoffnung auf Rettung nie auf. Irgendwer musste ihm doch aus dieser schrecklichen Spirale befreien können. „Hilf mir, Gin...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)