Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 18: Vermittlung ----------------------- Kapitel 18: Vermittlung Shiho wurde durch das Schellen an der Tür aus ihrem Nickerchen geweckt. Ihre Augenlider zuckten, jedes Mal wenn die Klingel draußen erneut betätigt wurde. Wer auch immer da war sollte am besten gleich wieder gehen, dachte sie sich verschlafen und drehte sich auf die Seite, doch so einfach wollte sich die Person an der Haustür anscheinend nicht abspeisen lassen, denn das Klingeln ging in einem gleichbleibenden Rhythmus weiter. Genervt zwang sich Shiho die Augen zu öffnen. So langsam wurde dieses Hintergrundgeräusch für sie störend und da es ihr somit unmöglich war ihre Augen wieder zu schließen, begann sie sich stattdessen zu fragen, wer in Teufelsnamen das nur sein könnte. Mürrisch rieb sie sich die Augen und hob ihren noch trägen Oberkörper in eine aufrechte Sitzhaltung, während bereits Professor Agasa das Wohnzimmer betrat. Mit einem Lappen wischte er sich die mit Öl besudelten Finger sauber. Er schien wieder fleißig an seinen neuen Erfindungen zu tüfteln, konnte Shiho daraus nur schlussfolgern. „Moment ich komme ja schon. Du liebe Güte.“, räusperte sich der Professor, als er auf die Haustür zuging. Shiho schwenkte ihren Blick auf die Uhr an der Wand. Es war bereits Nachmittag. Sie hatte doch länger geschlafen, als erwartet. Theoretisch hätte sie und Conan den gesamten Schultag somit als unentschuldigt gefehlt. Das einzig Positive an dem gestrigen Vorfall in ihrer Schule war aber, dass diese für den Rest der Woche geschlossen blieb und alle Grundschüler somit vorerst freigestellt waren. Das kam ihr und Shinichi sehr entgegen, da sie ein Fehlen im Unterricht gar nicht hätten vermeiden können. Man rechnete aber allgemein mit einem baldigen Fortsetzen des normalen Lehrplans, da die meisten Klassenzimmer unbeschadet geblieben waren. Es war also eine reine Vorsichtsmaßnahme, worauf sich Lehrer und Eltern im Laufe des Abends geeinigt hatten. Die Polizei würde indessen ihre Anstrengungen verdoppeln, um den Verantwortlichen zu verhaften, wie ihr Ayumi gestern noch am Telefon berichtet hatte. Ihre eigene Mutter wollte das Mädchen auch solange Zuhause behalten, bis sie sich sicher war, dass etwas dergleichen nicht noch einmal an der Teitan-Grundschule passieren würde. Es läutete erneut an der Tür und der Professor ergriff die Klinke. Erst jetzt wurde Shiho bewusst, dass die Person vor der Pforte zur Villa Agasa mit großer Wahrscheinlichkeit jemand sein könnte, der sie keinesfalls in ihrer wahren Gestalt zu Gesicht bekommen sollte. Was wenn es sogar die Detective Boys waren? Sie wollte dem Professor etwas zurufen, doch dieser öffnete im gleichen Moment die Tür. „Hallo Professor.“, begrüßten ihn Ayumi und Mitsuhiko im Chor. „Oh hallo ihr beiden. Was kann ich für euch tun?“, empfing Agasa die zwei Kinder freundlich. „Wir wollten zu Ai.“, erklärte Ayumi schnell den Grund für ihren Besuch. Der alte Erfinder strich sich besorgniserregend über den Bart. Ihm war klar, dass dies gerade ein ziemliches Problem darstellte, denn Ai war ja plötzlich wieder zu Shiho geworden und auch wenn Ayumi ihre wahre Identität kannte, so galt das nicht für den Jungen, der sie begleitete. „Verstehe. Aber wieso ist Genta denn nicht bei euch?“, versuchte Agasa etwas Zeit zu schinden und signalisierte Siho unauffällig hinter seinem Rücken, sich in ihr Zimmer zurück zu ziehen. Diese verstand seine Botschaft und machte auf Zehenspitzen ihre ersten leisen Schritte hinüber zur Treppe. Zum Glück bot der Professor einen guten Sichtschutz zwischen ihr und der Tür bemerkte die Rotblonde, was natürlich nicht böse von ihr gemeint war. Vielleicht sollte sie doch nicht immer so hart mit ihm ins Gericht gehen, wenn es um seine Ernährung ging. Seine Figur hatte schließlich auch gewisse Vorteile. Ein Mauzen ließ sie bei ihrem nächsten Schritt zögern. In letzter Sekunde gelang es Shiho ihren Fuß wieder anzuheben, ehe sie ausversehen auf den Schwanz von Nara getreten wäre, welche sich müde vor der Couch auf dem Teppich rekelte. Sie schaute ihrer Katze etwas vorwurfsvoll dabei zu und musste sich dabei eingestehen, dass sie dafür dringend ihr Kätzchen weniger zu Essen geben sollte. Die ganzen Leckerlis gingen an ihrem Haustier nicht spurlos vorbei, auch wenn sie das um einiges flauschiger machte. „Genta ist nicht mitgekommen, da Mitsuhiko alleine mit Ai und auch mit Conan reden wollte.“, sprach nun Ayumi weiter, als Reaktion auf Agasas gestellte Frage und legte eine Hand auf die Schulter ihres Schulfreundes. „Ich bin eigentlich nur als seine Stütze hier. Dürfen wir also reinkommen?“ Das braunhaarige Mädchen war schon drauf und dran sich am Professor vorbeizuschieben, um bei dem Zwist zwischen ihren Freunden eine Lösung herbeizuführen. Immerhin war es ihr unüberlegter Umgang mit Ais Fotoalbum, der dafür gesorgt hatte. Nicht doch, dachte sich die Rotblonde, als die beiden Kids über die Türschwelle traten. Shiho biss sich auf die Lippe und ging instinktiv hinter der Couch in Deckung. Zu ihrem Zimmer würde sie es jetzt wohl kaum mehr schaffen, ohne gesehen zu werden. Sie hoffte dem Professor würde etwas einfallen, um zu verhindern das Ayumi Mitsuhiko weiter ins Haus schleifen würde. Ein Besuch adressiert an Ai oder Conan stand zurzeit außer Frage. „Tut mir wirklich leid euch enttäuschen zu müssen, aber Ai liegt mit Fieber im Bett und ist momentan nicht in der Verfassung für Besuch und Conan ist leider nicht hier, falls ihr euch das erhofft habt.“, stoppte Agasa den Vormarsch der beiden Grundschüler. Sehr gut Professor, lobte ihn Shiho in Gedanken, während sie angespannt hinter dem Möbelstück bei ihrer Katze lag. „Oh, verstehe.“, gab Mitsuhiko geknickt von sich. „Worum geht es denn? Ist es wichtig? Vielleicht kann ich ihr was ausrichten.“, bot sich der Professor bereitwillig an. „Ja allerdings, es ist etwas Wichtiges, aber das muss Mitsuhiko am besten selbst machen. Er wollte sich bei den Beiden für sein Verhalten gestern noch einmal entschuldigen.“, meinte Ayumi und gab sich viel Mühe dabei, dem Jungen zur Seite zu stehen. „Ich weiß ich war gemein zu Conan und um ehrlich zu sein auch ein wenig neidisch. Ich wollte den zwei nur klarmachen, dass es mir leid tut und das ich ein guter Freund sein will, so wie sie gute Freunde für mich sind und nichts weiter dagegen haben, dass sie nun ein Paar sind.“, murmelte Mitsuhiko kleinlaut, doch schien er es zweifellos ernst zu meinen. Ach Mitsuhiko, dachte sich Shiho mit einem schwachen Lächeln. „Nun, ich bin mir sicher, sie wird sich darüber freuen einen so verständnisvollen Freund zu haben, der ihre Beziehung gutheißt.“, lächelte Agasa. „Ach Ayumi da fällt mir noch ein, ich sollte dir etwas von Ai geben. Wenn du also kurz Zeit hast und mit ins Labor kommst, dann kann ich es dir geben.“, fuhr er fort, natürlich mit der Absicht verfolgend, den Jungen mit den Sommersprossen von Shiho fernzuhalten und das Fräulein Yoshida gleichzeitig in das Dilemma einzuweihen. „Was ist mit Mitsuhiko?“, stellte Ayumi unschuldig die Frage, von der Agasa befürchtet hatte, dass sie diese stellen würde. Doch ehe er sich in weiteren Erklärungen zu verrennen drohte, kam ihm erstaunlicherweise Mitsuhiko unbewusst zu Hilfe. „Schon gut Ayumi geh ruhig. Ich mache mich lieber wieder auf den Heimweg.“, sprach dieser leicht niedergedrückt. „Wir sehen uns.“ Der Junge winkte noch kurz und lief dann davon. Ayumi konnte seinen flüchtigen Abschied ebenfalls nur mit einem schwachen Winken erwidern, zu schnell war Mitsuhiko auch schon um die Ecke gebogen. „Was ist das eigentlich, dass sie mir von Ai geben sollen?“, runzelte das Mädchen -an Agasa gewandt- die Stirn. „Ist sie wirklich so sehr krank, dass sie es selbst nicht schafft?“ Sie klang ungemein besorgt um ihre beste Freundin im Körper eines Kindes. „Eigentlich ist Ai gar nicht krank Ayumi.“, entgegnete Agasa ernst, als er die Tür hinter ihr schloss und sie ins Wohnzimmer führte. Shiho begriff worauf der Professor hinauswollte und kam im gleichen Atemzug hinter ihrem Versteck zum Vorschein. Ayumis Augen weiteten sich. „Oh nein Ai, was ist passiert? Wieso bist du denn auf einmal wieder groß?“ Sie eilte zu ihrer Freundin und sah, von einem ihrer Beine aus, zu ihr hoch. „Hast du nicht gesagt, du und Conan könnt euch nicht mehr zurückverwandeln?“ Shiho tätschelte beruhigend das Haupt des Mädchens und kniete sich zu ihr auf Augenhöhe. „Eine unerwartete Nebenwirkung. Das ist ein bisschen kompliziert musst du wissen. Ich selbst war genauso überrascht, wie du jetzt.“ Die Rotblonde lächelte warm und zog Ayumi zu sich auf die Couch. Professor Agasa beschloss ihnen Gesellschaft zu leisten. „Du bist also nicht wirklich krank?“ Shiho verneinte dies. „Es war nur eine Notlüge, damit mich Mitsuhiko nicht so sieht. Außerdem ist es wichtig, dass du Bescheid weist. Shinichi und ich brauchen wohlmöglich nun mehr denn je deine Hilfe.“ Ayumi hörte der Rotblonden zu und begann vor Solidarität nur so zu strotzen. Sie hatte immerhin noch etwas gut zu machen. „Wie kann ich helfen?“ „Bingo. Das muss es sein.“, stellte Shinichi zufrieden fest, als er das Motorrad in der Einfahrt parken sah. Nachdem er das Foto des gesuchten Gefährts an Sera weitergeleitet hatte, konnte diese ihn davon in Kenntnis setzen, dass sie bereits mehrmals ein Exemplar des gleichen Modells in der Nähe seiner Schule gesehen hatte. An das Kennzeichen konnte sie sich zwar nicht erinnern, doch war sie sich sicher gewesen, dass es sich um ein gemietetes Motorrad handeln musste. Am Ende brauchte Shinichi somit nur mit Kogoros Stimme bei der Polizei anzurufen, um Nummernschilder gemieteter Hondas mit den Kennzeichen umliegender Stadtbezirke abzugleichen. Tatsächlich beschränkte sich die Ausbeute auf gerademal zwei Treffer. Somit machte sich Shinichi quer durch die Hauptstadt auf, zu den dazugehörigen Adressen, in der Hoffnung, den Täter beider Anschläge endlich zu finden und das Handwerk legen zu können. Er wünschte sich nichts sehnlicheres, als endlich ein paar Antworten auf seine vielen ungeklärten Fragen zu bekommen. Das erste Ziel -Präfektur Tokyo 東京 im Bezirk Sumida 墨田- erwies sich hierbei aber schnell als Sackgasse, als der Fahrzeughalter, ein Familienvater mittleren Alters, der sich sehr für Motorräder interessierte, sich so freundlich erwies und ihm erklärte, dass er das besagte Motorrad erst kurzfristig vor drei Tagen gemietet und es bereits gestern wieder bei der zuständigen Stelle abgegeben hatte. Das klang zunächst natürlich nicht sonderlich überzeugend, dafür mehr die Tatsache, dass der Mann mit seiner Frau und den beiden Kindern beim Vorfall in der Detektei das Wochenende über in Gunma verbracht hatte. Zeugen gab es dafür auch. Selbst die Fahrzeugvermietung bestätigte, dass der Mann das Motorrad nur einmal und auch nur in dem angegebenen Zeitraum benutzt hatte. Shinichi hakte damit auch nicht weiter nach, da sein Gefühl ihm ebenfalls mitteilte, dass der Mann und seine Familie unmöglich hinter diesen Gräueltaten stecken konnten. Ein Vater, wie der Mann den Eindruck vermittelte, würde bei seinen zwei kleinen Mädchen, niemals eine Bombe in einer Grundschule hochgehen lassen. Gerade weil seine Kinder die selbige besuchten. Sie waren eine Stufe unter Shinichi, in der 1a und erst dieses Jahr eingeschult worden, wie er in Erfahrung bringen konnte. Damit blieb dem Oberschülerdetektiv folglich nur noch ein möglicher Täter übrig, dessen Anschrift in der Präfektur Toyko 東京, Bezirk Adachi 足立 lag. Allein die Erscheinung des Hauses von außen, machte Shinichi gleich zu Beginn misstrauisch. Es war nicht mit der freundlichen und familiären Umgebung seines ersten Abstechers zu vergleichen. Das Grundstück wirkte lieblos und der Besitzer schien sich nicht groß darum zu kümmern. Die Fenster waren alle geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Eine ältere Frau, die gegenüber wohnte, hat Shinichis neugieriges Auftreten bemerkt und ihm darauffolgend erzählt, dass das Haus einem sehr komischen Typen gehörte. Er war ungewöhnlich groß und war, wenn er mal zuhause war, nie zu sehen, sondern hielt sich stets im Haus auf, wodurch der Garten auch so ungepflegt war, beschwerte sich die Dame. Shinichi spürte auf der richtigen Fährte zu sein, war auf der Überwachungskamera immerhin eine große Person zu sehen gewesen und auch Sonokos und Mitsuhikos Aussagen von einer großen Persönlichkeit deckten sich damit. Nähere Angaben über das Aussehen konnte die alte Frau aber leider nicht liefern, da der unhöfliche Typ, der ihr niemals grüßte oder auch sonst nicht redete, nur nach draußen ging, wenn er mit seinem Motorrad davonfahren wollte und den Helm immer bereits im Vorfeld aufsetzte. Sie selbst fragte sich dabei, warum ihr Nachbar überhaupt erst vor kurzem hier hergezogen sei, wenn er doch kaum hier war oder sich um das Anwesen kümmerte. Shinichi besaß keinen Zweifel, dass das der Kerl war, den er so ehrgeizig suchte. Die Auskünfte der Frau, worauf diese sichtlich stolz war, untermauerten seine Vermutungen nur noch zusätzlich und er bedankte sich höflich für ihre Unterstützung. Für ihn, war dieser Ort die perfekte Bombenwerkstatt und da das Motorrad davor stand, musste auch der Bombenleger daheim sein. Auf der Hut betrat Shinichi das Grundstück und schlich vorsichtig auf das zweirädrige Gefährt der Marke Honda zu. Wie von Sera geschildert, verriet das れわ auf dem Kennzeichen, dass es sich um ein Mietfahrzeug handelte und der Oberschüler könnte darauf wetten, dass dieses bereits seit mindestens einer Woche im Besitz seines Verdächtigen war. Außerdem konnte er am Heck schwache Kratzer im schwarzen Lack erkennen, sowie einige Abnutzungen am Getriebe, wo das Motorenöl hätte auslaufen können. Der Schwarzhaarige zog einen kleinen Peilsender hervor und platzierte diesen an der Unterseite des Motorrades. Nur für den Fall der Fälle, dachte sich Shinichi, ehe er weiter zur Hauswand ging und sich hoch zu einen der Fenster streckte, um eventuell etwas vom Inneren erhaschen zu können, doch Fehlanzeige. Nun versuchte es der junge Schnüffler eben anderweitig und schlich zur Haustür, um an dieser zu lauschen. Eine Weile war nichts zu hören, bis er eine Stimme vernehmen konnte, die langsam immer lauter wurde. „Ja, habe verstanden. Wird sofort erledigt. Ich nehme das Treffen war und besorge die nächste Fuhre.“, drang eine tiefe männliche Stimme durch das Holz der Tür bis an Shinichis Ohr. Die Tatsache das das gesprochene Japanisch einen starken europäischen Akzent aufwies, sprach für die Theorie eines Westlers, was auch erklären würde, warum dieser nicht grüßte und nicht fiel bzw. gar nicht redete. Entweder an seinem Aussehen oder an seinem Akzent würde jeder sofort erkennen, dass er kein Japaner sein konnte und somit wäre ihm ungewollte Aufmerksamkeit in der Gegend gewiss. Schlechte Voraussetzungen für einen Attentäter, der unerkannt bleiben will. Schwere und immer deutlicher zu vernehmende Schritte im Haus verrieten Shinichi, dass die Person dem Eingang, an dem er lauschte, immer näher kam und jede Sekunde nach draußen treten würde. Hastig entfernte sich der Oberschüler von der Haustür. Er sah sich um und suchte Schutz in einem wild wuchernden Gebüsch im Vorgarten. Er handelte keinen Wimpernschlag zu früh, denn sofort wurde die Tür geöffnet, vor der er bis eben noch gestanden hatte. Zwischen zwei dichten Zweigen hindurch, erblickte er die großgewachsene Gestalt in seiner bekannten Motorradkluft und wie sie das Haus verließ. Glück gehabt. Anscheinend wurde er nicht gesehen, da der Kerl, obwohl er unweit von seinem Versteck entfernt stand, ohne zu zögern nach links einlenkte, hin zu der Maschine mit dem Viertaktmotor. Beim genauerem Hinsehen erkannte Shinichi, dass der Typ tatsächlich bereits seinen Helm trug und sogleich auch das Motorrad startete, ehe er damit davonfuhr. Shinichis Herz hämmerte in seinem Ohr, während er sich nur langsam aus dem Gestrüpp wagte. Das war vielleicht die beste Chance, die sich ihm bot, sich ungestört in dem Haus umzusehen, doch Shinichi war auf etwas ganz anderes hinaus. Das belauschte Kurzgespräch ließ vermuten, dass seine Zielperson sich mit gewissen Kontakten treffen würde. Für den Detektiv in ihm, war es demnach viel entscheidender, den Täter zu verfolgen, denn dieser könnte ihn zu den Leuten bringen, die womöglich den Ton in dieser ganzen Sache angaben oder zumindest mit drin steckten, wodurch man alle auf einen Streich hochgehen lassen könnte. Shinichi kramte seine Brille aus seiner Jackentasche und setzte sich diese auf. Er aktivierte das Radar, wo ein roter Punkt ihn anblinkte und zügig auf die Küste zusteuerte, in Richtung der Präfektur Chiba. „Noch einmal entwischt du mir ganz bestimmt nicht.“, flüsterte er entschlossen. Shinichi verfolgte mit einem Taxi, das Signal auf seiner Radarbrille bis zu einer etwas abseits liegenden Hafenanlage. Auf der anderen Seite einer alten brüchigen Steinmauer, war der Punkt zum Stehen gekommen. Hier irgendwo musste also das erwähnte Treffen stattfinden. Was für ein reizendes Plätzchen, dachte sich Shinichi so dabei, als er ausstieg und seinen Fahrer bezahlte. Kaum das dieser weg war, verschaffte er sich unbefugt Zutritt zu dem Privatgelände. Es zahlte sich doch aus, zurzeit seinen alten Körper zur Verfügung zu haben, denn so fiel ihm das hinüberklettern deutlich leichter. Alles wirkte ziemlich verlassen und lange Zeit nicht mehr genutzt, stellte der Schwarzhaarige fest, als er sich das erste Mal genauer umsah. Verrostete leere Stahlcontainer säumten seinen Weg, ebenso wie zerfallene Unterstände und einen außer Betrieb gestellten Verladekran. Shinichi befiel eine Gänsehaut, als er die Lagerhallen betrachtete, von denen das Signal ausging. Die Erinnerungen an den Tod von Akemi, welchen er nicht in der Lage war zu verhindern kamen langsam zu Tage. Shiho, dachte sich der junge Detektiv, da sofort das Bild seiner Freundin vor seinem geistigen Auge auftauchte. Sollte er vielleicht Bescheid geben wo er war? Was ist, wenn sie sich Sorgen machte? Sie hatte doch überhaupt keine Ahnung was er gerade tat. Sein Blick fiel auf ein altes zugewachsenes Schild mit abgeblätterter Schritt darauf. Man konnte nur noch schwer den Namen des damaligen Betreibers erkennen. „Kara…ma G…p“, versuchte Shinichi das Verbliebene zu entschlüsseln. Aus irgendeinem Grund kamen ihm die Zeichen vertraut vor, als hätte er sie schon einmal irgendwo gesehen. Davon aber mal abgesehen, bot dieses Gelände die idealen Bedingungen für ein heimliches Treffen und dem Abwickeln verbotener Geschäfte. Shinichi musste auf der Hut sein. Vielleicht wäre es schlau Shuichi als Unterstützung hinzuzuziehen? Ein Wagen näherte sich. Keine Zeit dafür, beschloss der Oberschüler und begab sich außer Sichtweite. Eine schwarze Limousine, festes Verdeck und getönte Scheiben fuhr auf das Hafengelände. Im Schritttempo näherte es sich einer der Lagerhallen. Shinichi huschte von Deckung zu Deckung, um an ihnen dran zu bleiben. Der Wagen hielt genau neben dem Gebäude an und drei Männer in grauen Anzügen stiegen aus. Sie schienen auf dem ersten Blick unbewaffnet, doch Shinichi würde es nicht wundern, wenn genau das Gegenteil der Fall war. Markant war an ihnen, dass alle einen Fedora, einen dunklen Filzhut auf dem Kopf trugen. Sie hatten eine beängstigende Ähnlichkeit mit den Männern in Schwarz. Etwas später verließ auch ein vierter Mann den Wagen, ein älterer Herr mit scharfen Gesichtszügen und grauem Schnurrbart. Er schaute sich kurz um und schnipste dabei eine aufgerauchte Zigarette von sich. Den Hut ins Gesicht ziehend ging dieser voraus und deutete seinen Begleitern an, ihm zu folgen. Anscheinend hatte er wohl das Sagen, denn die anderen taten wie befohlen. Wenn Shinichi raten müsste, würde er auf Angehörige der Mafia tippen. Er erinnerte sich, wie Sera ihm erzählt hatte, dass im Untergrund, die Yakuza für das Dealen von explosiven Substanzen bekannt war. Schnelles Geld, war alles voran diese Kerle interessiert waren. Die Männer betraten durch einen Seiteneingang die Halle. Zwei um genau zu sein, der Ältere und ein weiterer Kerl, der einen großen Koffer mit sich führte. Die anderen beiden blieben vor der Tür stehen und schienen wache zu halten. Shinichi biss die Zähne zusammen. Er musste wissen was darin vor sich ging, konnte sich aber unmöglich an den beiden Gorillas vorbeischleichen. Denk nach, forderte er sich selbst dazu auf, seine Gehirnbindungen schneller arbeiten zu lassen und ihm eine Lösung zu präsentieren. Dabei fiel ihm ein, dass der Peilsender, den er am Motorrad angebracht hat, dasselbe Modell war, wie es auch schon in Gins Porsche zum Einsatz kam, sprich inklusive Abhörgerät. Das könnte tatsächlich klappen. Er griff an den Bügel seiner Brille und versuchte die richtige Frequenz einzustellen. Seine Idee würde jedoch nur funktionieren, wenn das Motorrad in der Nähe des Treffens parken würde, am besten im Inneren der Lagerhalle. Würde er selbst sich mit der Mafia treffen, dann würde er sein Fluchtfahrzeug immer in seiner Nähe wissen wollen, um schnell zu verschwinden, falls was schief ginge. Shinichi drehe weiterhin das kleine Rädchen, doch mehr als ein Rauschen wollte seine Brille nicht einfangen. „Nun komm schon.“, nörgelte er ungeduldig. Als dann endlich das erste verständliche Wort an sein Ohr drang, war Shinichi sogleich wie in Stase. Er schloss die Augen und drückte seine Hände an die Ohren, um sich voll und ganz auf das folgende Gespräch und das, was sich im Inneren der Lagerhalle abspielte, konzentrieren zu können. „Was hat euch aufgehalten?“, empfing Baileys die Männer der Yakuza schroff. Der ältere Herr ging gemächlich auf das Mitglied der schwarzen Organisation zu, der sein Motorrad tatsächlich in weiser Voraussicht direkt neben sich zu stehen hatte. „Wir haben eben noch andere Kunden, mit denen wir Geschäfte tätigen und dessen Zufriedenheit uns sehr am Herzen liegt, auf das wir sie auch weiterhin unsere Kunden nennen können.“ „Liegt euch meine Zufriedenheit nicht am Herzen?“, merkte Baileys mit einer Verwunderung an, vergleichbar mit der eines Taschenrechners. Der Mann mit dem Filzhut lachte genüsslich und betrachtete sein Gegenüber, der durch seine Größe, Körperbau, seine Art zu Reden und dem schwarzen Motorradleder, wie ein Terminator-Verschnitt wirkte. „Du bist doch nur ein Handlanger. Das wir dich beliefern ist nur einem Gefallen gegenüber unseres alten Freundes geschuldet.“, blaffte er und winkte seinen Kollegen zu ihm herüber, der mit ihm die Halle betreten hatte. Dieser schleppte den Koffer, den er bei sich trug, zu Baileys und legte diesen auf einen Tisch ab. „Keine Ahnung worauf dein Boss so versessen ist, dass er wahllos irgendwelche Gebäude in die Luft jagen will, aber das sollte besser nicht auf uns zurückfallen. Die Polizei sucht nach der zweiten Explosion nur umso verbitterter nach den Verantwortlichen. Wenn das sich weiter so zuspitzen sollte, dann wird mein Boss wiederum sehr schnell vergessen, dass wir einst einen so guten Draht zu seinem Mentor hatten.“ Baileys sah dem Yakuza unbeeindruckt in die Augen. „Bist du fertig?“ Der Ältere stieß einen Pfiff aus. „Würde mich ja brennend interessieren von welcher Bühne er dich hergeholt hat. Einem Typen wie dir bin ich auch noch nicht begegnet. Irgendein Gaikokujin der auf Bad Boy macht. Das finde ich lustig.“ Der Mann legte den Kopf schräg. „Ich wurde nach Japan beordert, da ich meine Befehle immer ausführe, ohne sie in Frage zu stellen und ich lasse mich auch nicht einschüchtern, von niemanden.“, entgegnete Baileys ruhig. Der alte Herr zückte einen Revolver und hielt ihn dem Organisationsmitglied ins Gesicht. „Ist das so? Ich hörte schon davon, man soll dich nicht kleinkriegen können.“ Unverdrossen schaute Baileys in den Lauf der Waffe und anschließend daran vorbei zu dem Mann, der diese auf ihn richtete. „Du kannst mir keine Angst machen.“ Der Mafioso nahm die Waffe wieder herunter und verstaute sie in der Innentasche seines Jacketts. „Etwas Angst kann niemals Schaden. Es hilft Situationen besser einzuschätzen und sich klar zu machen, bei wem man den Bogen lieber nicht überspannen sollte.“ Er nickte seinem Partner zu, welcher nun den Koffer öffnete. „Der bestellte Sprengstoff, wie gewünscht. Ausgemustert vom Militär und bereit zum Weiterverkauf. Wir erwarten die Bezahlung auf die übliche Weise.“ Shinichi hatte genug gehört. Er musste die Polizei einschalten, ehe sich das Treffen, deren Teilnehmer und alle dazu gehörenden Beweise in Luft auflösen würden. Mit seinem Handy wählte er eine Nummer und drückte es an sein Ohr, während es klingelte. „Inspektor Megure, hier ist Shinichi Kudo.“ Einen Moment lang war es still. „Ich weiß, ich weiß, hören sie Inspektor, ich erkläre ihnen alles weitere später, aber es geht um etwas wichtiges. Es hat mit den Explosionen der letzten sieben Tage zu tun. Ich weiß wer dahinter steckt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)