Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 9: Epizentrum --------------------- Kapitel 9: Epizentrum Das Geräusch von aufeinanderprallenden Metall war zu hören. Immer wieder sorgten die unregelmäßigen Zusammenstöße für ein unverkennbares Klirren, welches die vorherrschende Stille im Dojo durchbrach. Blitzschnell bewegten sich die Schwerter und keine Partei war darauf bedacht, den jeweils anderen zu schonen oder gar zu verhindern ihn womöglich schwer zu treffen. Der geschärfte Stahl schnitt wie ein Buttermesser, mit einem hörbaren Zischen, durch die Luft und endete an der Klinge des Gegenübers, wobei kleinere Funken sprühten und die Schwerter durch den ausgeübten Druck aufeinander zu zittern begangen. Trotz aller Kraft des Angreifers, gelang es dem Verteidiger die Attacke problemlos zu parieren. „Hervorragende Reaktionsgeschwindigkeit.“, lobte die Stimme eines alten Mannes. Cognac hielt die Spannung auf die gesamte Länge seines Katanas, während er belustigt grinste und seinem Gegner die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Er drehte seine Klinge gegen die scharfe Schwertseite des Kontrahenten, sodass das Licht, welches durch das Dach ins das private Trainingsgebäude einfiel, über den glänzenden, von handgeschmiedeten Stahl blitzte. „Alles dank eurer Ausbildung.“, gab er das Kompliment zurück an Genever, ehe er selbst zum Angriff überging und nach drei heftigen und erbarmungslosen Attacken seinen Gegner zu Boden beförderte. Cognac hielt die Schwertspitze an den Hals des Besiegten, der nun in einer kapitulierenden Geste die Hände nach oben streckte. Erneut musste der Boss der Organisation grinsen, ehe er seine Waffe von der Halsschlagader Martinis zurückzog. „Du bist gut geworden, aber du musst noch besser werden. Ich brauche beim Training einen stets ebenwürdigen Gegner.“, erklärte Cognac, als er sein Schwert in die dazugehörige Scheide gleiten ließ. Anschließend ging er auf seinen hölzernen Sandalen aus der Mitte des Kampfzimmers, um sich mit einem eben herangebrachten Handtuch das Gesicht abzuwischen. Cognac trug, wie es beim Kenjutsu als Kenshi üblich war, eine traditionelle Robe aus Kendo-Gi und einem Hakama, also einen weitgeschnittenen Hosenrock. Seit Jahren trainierte ihn sein Mentor Genever schon in den alten Künsten des Schwertkampfes. Er selbst war leider zu alt geworden, um selbst noch zu praktizieren, doch wusste der in die Jahre gekommene Mann alles über die Disziplinen aus der Meji-Zeit, lange vor dem heutigen modernen Kendo oder Iaido. Die neue rechte Hand von Cognac erhob sich nach seiner Niederlage und stöhnte hörbar erschöpft. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich werde versuchen mich zu bessern.“, verbeugte sich Martini ehrfürchtig, dessen schwarze Haare klitschnass vom Kampf waren. Auch er trug eine solche Robe, wie der einstige Schwarze Schatten es tat. „Ihr macht beide Fortschritte. Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Ergebnis.“, erwiderte der rüstige Genever und schritt gemächlich mit seinem Gehstock auf Cognac zu. „ER ist übrigens eingetroffen, wie du es gewünscht hast.“, sprach er an diesen gewandt. „Ah sehr gut, er soll hereinkommen.“, befahl Cognac und winkte gleichzeitig eine junge hübsche Bedienstete mit kurzem haselnussbraunen Haar zu sich. Sie führte ein Tablett, mit einem Glas des gleichnamigen Alkohols darauf, mit sich. Wortlos nahm der Boss das Getränk in seine Hand und wandte sich an die Gestalt, die von Genever soeben ins Dojo hereingeführt wurde. Es war ein Mann europäischer Abstammung und somit deutlich größer, als die meisten Einheimischen. Er besaß grüne Augen und seine dunklen Haare, waren zu einem Undercut geschnitten. Er trug ein enganliegendes Muskelshirt und schwarze Kampfstiefel. Anhand seiner Erscheinung könnte man auf Ex-Militär schlussfolgern. „Baileys“, begrüßte Cognac den Ankömmling mit einem Lächeln. „Möchtest du vielleicht auch eine kleine Erfrischung?“ Er hielt seinen eisgekühlten Drink in die Luft. „Meine liebe Naomi hier, steht zu deiner Verfügung.“ Dabei deutete er auf das schöne und schüchterne Fräulein im Hintergrund, welche es vorzog den Boden anzustarren, statt einen der hohen Tiere vor sich direkt in die Augen. Baileys allerdings zeigte kein Interesse und hob nur ablehnend die Hand. Sein Gesicht war ausdruckslos und machte schon fast einen gelangweilten Eindruck. „Ich bin nicht durstig.“, erwiderte er trocken und mit einem hörbaren Akzent. Cognac rümpfte leicht die Nase. Ihm war der schwierige Charakter des Organisationsmitglieds vor ihm mehr als bekannt. Baileys führte den Ruf mit sich, kein besonders angenehmer Zeitgenosse zu sein und stets alleine zu arbeiten. Seine Alexithymie war eine der Hauptgründe dafür, was ihn jedoch auch zur perfekten und absolut gefühlslosen Killermaschine machte. Sonst wusste man aber nicht viel über seinen Charakter, doch war der Boss der festen Überzeugung ihn irgendwann aus seiner Deckung locken zu können. Jeder Mensch besitzt bekanntlich eine Schwachstelle. „Na gut, dann kommen wir also wieder direkt zum Geschäftlichen, meinetwegen.“ Cognac leerte sein Glas in einem einzigen gierigen Zug und knallte es umgedreht auf einen schmalen Mahagonitisch neben sich. Wenn er ehrlich war, war er auch kein Freund von langen und vor allem unnötigen Gepflogenheiten. „Ich muss sagen, du hast bei der Detektei Mori ganze Arbeit geleistet. Dein erster Auftrag unter meiner Leitung war ein voller Erfolg. Es verlief alles nach Plan.“, lobte er Baileys Leistung. „Wie man es eben von dem Sprengstoffspezialisten Nummer Eins in der Organisation nicht anders erwarten kann. Immerhin hat man dir nicht grundlos den inoffiziellen Spitznamen >der Terrorist< verliehen.“ Sein Gegenüber machte einen eher weniger begeisterten Eindruck als sein Vorgesetzter, was daran liegen könnte, dass er auch weiterhin keine Miene verzog. „Ich habe die Bombe wie befohlen, in der Abwesenheit des Detektivs Kogoro Mori hochgehen lassen, allerdings war neben seiner Tochter auch der Verräter Bourbon zu der Zeit in der Detektei gewesen. Er hat sich eingemischt und die Bombe frühzeitig bemerkt.“ „Ich habe davon bereits gehört. Meine Ohren sind überall wie du wissen solltest.“, merkte Cognac nüchtern an und schaute dabei hinüber zu Martini, welcher schweigend nickte. „Es scheint mir so, als habe unser ehemaliger Freund Bourbon ein kleines Verhältnis mit der Tochter von Mori.“ „Was ist, wenn Bourbon durch seine direkte Intervention schlussfolgert, dass wir hinter der Bombe stecken?“, warf Baileys ein und auch wenn seine Worte keinerlei Besorgnis enthielten, erwies sich seine Frage als durchaus berechtigt. Cognacs Augen begannen aufzublitzen. „Wieso glaubst du sollte er?“ „Er ist eben ein Kenner auf meinem Gebiet. Wir sind uns darüber hinaus schon einmal begegnet und er hat etliche meiner Kreationen zu Gesicht bekommen. Außerdem ist er kein Amateur, wenn es um Bombenentschärfungen geht. Er hat vom damals Besten gelernt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er das kleine Präsent in der Detektei zu mir zurückverfolgen wird.“, sprach er seelenruhig aus was er dachte. Menschen wie Baileys, waren nicht einmal in der Lage etwas wie Angst zu verspüren, selbst wenn jemand wie Cognac direkt vor ihnen stand. Auch wenn ihm das Herz bis zum Halse schlagen würde, so würde er darin nie mehr sehen, als eine rein körperliche Reaktion. Eine Sache, die dem Boss nicht zwingend gefiel. Angst war ein wertvolles Werkzeug seiner Kontrolle über die anderen und jemand in seinen Reihen zu wissen, welcher außerstande war dergleichen zu empfinden, könnte sich als unberechenbar erweisen. Cognac hörte seinen Bedenken dennoch aufmerksam zu und begann zu grübeln. „Das verlangt also eine kleine Überarbeitung meiner Pläne. Wir müssen sicherstellen das Bourbon uns nicht auf die Schliche kommt. Niemand darf von unserem Fortbestehen erfahren, nicht bevor ich die Zeit für geeignet halte.“ Er begann finster zu lächeln. „Ich habe auch schon die passende Lösung für dieses kleine Problem.“ Cognac schnippte mit den Fingern und ihm wurde daraufhin ein kleines Döschen mit einer klaren Flüssigkeit darin überreicht. Die Bedienstete, die auf den Namen Naomi hörte, schien immer genau zu wissen, wonach ihr Herr gerade verlangte. „Das hier wird Bourbon für uns ruhigstellen.“, gab sich der Boss zuversichtlich. Baileys musterte das Objekt zwischen Cognacs Fingern. „Was soll das sein?“, fragte er monoton. „Das soll nicht deine Sorge sein. Ich werde Chablis damit beauftragen. Er wird sich darum kümmern. Du hingegen wirst damit fortfahren, ein wenig Chaos unter denjenigen zu verbreiten, die Shinichi Kudo nahestehen.“ „Mein Job ist es normalerweise Leute mit meinen Anschlägen zu beseitigen. Wieso darf ich dabei niemanden von ihnen töten?“, erkundigte sich der Mann mit Undercut ohne den geringsten Anflug von Unzufriedenheit in seiner Stimme, was in einem deutlichen Widerspruch zu dem stand, was er gerade von sich gegeben hatte. Cognac zog sein Schwert aus der Scheide. „Weil ein Samurai, wenn er seinen Gegner im Schlaf überrascht, immer erst gegen sein Kopfkissen tritt, um seinen Feind zu töten wenn er wach ist und ihn direkt in die Augen schauen kann. Danach wirst du noch genug Blut vergießen können, dass verspreche ich dir.“ Er sah sein Gegenüber ernst an. Der forsche Blick von Baileys war ihm nicht entgangen. Er musste darauf Acht geben, ihn stets an der kurzen Leine zu halten. Solange seine Rache noch nicht vollzogen war, war er auf seine Fähigkeiten angewiesen. „Und jetzt geh, du hast viel zu tun und ich verlange baldige Ergebnisse.“ Mit einer einfachen Geste verdeutlichte er Baileys sich zu entfernen. Dieser kam der Aufforderung stillschweigend nach und schritt mit schweren Schritten aus dem Dojo. Die Sohlen seiner Stiefel hallten dabei über das Parkett, bis er das Trainingszimmer hinter sich ließ und in der breitgefächerten Tür des Eingangs verschwand. Zur selben Zeit erreichten Conan, Ai, Heiji und Kazuha die verkohlten Überreste der Detektei. Sie waren gezwungen einige Häuserreihen früher auszusteigen, da der Bereich großräumig von der Polizei abgesperrt wurde. Gleichzeitig bemühte man sich, die Straße von dem Schutt zu befreien, um den Verkehr wieder passieren zu lassen. Vorerst war die Strecke nur einspurig befahrbar. Dementsprechend herrschte ein ziemlicher Stau vor und die Stimmung einiger Autofahrer war nicht gerade auf ihrem Höhepunkt, was diese auch offenkundig verlauten ließen. Wildes Gehupe und lange Schlangen dominierten das Straßenbild des Haido-Viertels. Kaum hatten die Vier, in dieser Lärmkulisse, das Taxi verlassen, sprinteten die beiden Detektive voraus zur Absperrung, um einen genaueren Blick auf die Detektei zu erhaschen. Von dort aus gelang es den Beiden, zum ersten Mal, das Ausmaß der Zerstörung mit eigenen Augen zu sehen. Im ersten Obergeschoss, wo einst die Detektei Mori war, klaffte nun ein großes Loch in der Außenfassade, wie sie es bereits in den Nachrichten gesehen haben. Große Risse zogen sich durch den Stahlbeton bis hinauf zur Wohnung der Moris. Der durch die Hitze ausgebrochene Brand hat alles mit einer rabenschwarzen Rußschicht bedeckt und aller Wahrscheinlichkeit nach die gesamte Inneneinrichtung ein Opfer der Flammen werden lassen. Selbst das Café Poirot im Erdgeschoss ist nicht verschont geblieben. Das Glas des Schaufensters war zerborsten und überall lagen die Trümmer der Detektei verstreut. Trotz der erheblichen Blessuren des Gebäudes nach außen hin, schien es für den geschrumpften Oberschüler jedoch nicht so, als sei es in seiner Tragkonstruktion so beschädigt, dass eine Einsturzgefahr herrschen würde oder es sogar abgerissen werden müsste. Der Sprengsatz war ohne Zweifel ziemlich stark gewesen, doch um ein Gebäude vollständig zu zerstören bedarf es schon deutlich mehr und das war auch sicherlich nicht der Sinn hinter dieser Tat gewesen. Fakt blieb es jedoch, dass sowohl die Wohnung der Moris als auch das Café Poirot für eine ganze Weile nicht benutzt werden könnten. Nicht bis alle Schäden beseitigt wurden. Von der Detektei mal ganz abgesehen. Shinichi war sich allerdings unsicher, wie sein Onkelchen das alleine bewerkstelligen sollte, oder ob er mit seiner Detektei überhaupt wieder hier einziehen würde. „Nicht zu fassen“, gab sich der Detektiv des Westens bestürzt, als er die Bilder vor seinen Augen verarbeitete. Er sah dabei hinunter zu seinem bebrillten Freund, um auch seine Reaktion sehen zu können. In Conans Augen war eine Mischung aus Fassungslosigkeit, aber auch fester Entschlossenheit zu erkennen. Heiji wusste genau was in ihm vor sich ging. „Wollen wir loslegen?“, schlug er daher vor und machte sich daran die Absperrung zu passieren, doch als er dies versuchte, eilte sofort ein Polizist herbei und hielt ihn auf. „Warte mal Junge, du kannst hier nicht einfach durch. Es hat einen Grund warum der Bereich abgesperrt ist, also bitte ich sie sich sofort zu entfernen.“, wies der Beamte in der unverkennbaren blauen Uniform Heiji zurecht. Sowas blödes, dachte sich Shinichi und warf einen Blick vorbei an den Polizisten, der ihnen den Zutritt verwehrte. Irgendwie musste er sich was einfallen lassen, um näher heran zu kommen. Nur so könnte er herausfinden, was und wer hinter diesem Attentat steckte. Shinichi biss die Zähne zusammen. Er würde sich doch nicht einfach so wieder wegschicken lassen. Das kam gar nicht in Frage. „Es ist schon okay, die beiden gehören zu mir.“, rief nun eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Aus dem beschädigten Eingang des Café Poirot kam ein Mann ganz in Schwarz gekleidet mit Skimütze und markanten grünen Augen ins Freie getreten und schob sich lässig eine Zigarette in den Mund, bevor er diese anzündete. Als er sein Feuerzeug zuklappte und den Rauch in die Luft blies, richtete sich sein Augenpaar bestimmend auf Conan und Heiji. „Akai?“, stammelte Shinichi überrascht und auch Hattori war erstaunt den FBI-Agenten ihres damaligen Einsatzes gegen die Organisation wiederzusehen. Ai und Kazuha, die den Taxifahrer noch bezahlt haben und anschließend den beiden Detektiven gefolgt waren, erblickten nun ebenfalls Shuichi. Haibara reagierte ähnlich wie ihr Freund über seine Anwesenheit. In ihr machte sich sofort ein mulmiges Gefühl breit. Wenn Akai hier auftauchte, dann musste doch mehr hinter der Explosion stecken, als sie bisher vermutete. Vielleicht sogar… Die Hände des jungen Mädchens begannen nass vom aufkommenden Schweiß zu werden. Eine alte, fast schon vergessene Angst meldete sich zurück. Kazuha hingegen war die Einzige, die nicht so recht wusste, in welche Schublade sie diesen unbekannten und unheimlich wirkenden Mann stecken sollte. Sie hatte ihn bisher ja noch nie zu Gesicht bekommen. „Wer ist das? Arbeitet der Typ etwa für die Polizei?“, fragte das Fräulein mit dem Pferdeschwanz neugierig. Conan warf Ai schnell einen bittenden Blick zu, den seine Freundin sofort verstand. „Komm Kazuha, lass die beiden Hitzköpfe ruhig ihre Untersuchungen machen. Wir können in der Zwischenzeit doch etwas anderes unternehmen.“, versuchte sie ihre Begleiterin dazu zu bringen kehrt zu machen. Wenn Ai ehrlich war, wollte sie selbst auch lieber weg von hier. Irgendetwas bedrückendes und auch gefährliches hing wie eine Glocke über der Detektei und auch wenn sie schon seit geraumer Zeit keinen Groll mehr gegen Akai hegte, so war seine Person eine der Auslöser für dieses mulmige Gefühl, was sie nun verspürte. „Hey, das ist eine wirklich tolle Idee Ai. Du hast dich so verändert, seit du und Conan ein Paar geworden seid. Ran muss noch aufpassen, dass du nicht meine neue beste Freundin wirst.“, lachte Kazuha. „Wie wäre es, wenn wir ein wenig bummeln gehen?“, schlug sie vor. „Klingt gut“, quälte sich Ai zu einem Lächeln. Was sollte das überhaupt bedeuten? Sie habe sich verändert? War sie vor der Beziehung mit ihm etwa anders, überlegte sie. Haibara spürte wie ihr die Hitze in den Kopf stieg und schaute zu Shinichi, dessen Haarsträhnen durch eine aufkommende Brise über sein nachdenkliches Gesicht tänzelte. Ihr Herz machte einen kleinen Satz. Gut, vielleicht war an Kazuhas Aussage wirklich was Wahres dran, musste sich das rotblonde Mädchen mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen eingestehen. Damit verzogen sich die beiden jungen Damen langsam, während Shuichi, auf der anderen Seite, das Absperrband erreichte und sich neben den Polizisten stellte. Er sah Haibara noch einen Moment lang nach, ehe er sich an den Beamten wandte. „A-Aber Sir, das sind doch nur ein Jugendlicher und ein Kind.“, reagierte der Polizist irritiert. Akais Blick verschärfte sich. „Irrtum“ Er deutete auf Heiji. „Der Bursche hier ist ein angesehener Detektiv aus Osaka und bestimmt von Nutzen. Außerdem übernehme ich hierfür die volle Verantwortung, also lassen sie sie passieren. Sie kommen mit mir.“ Der Polizist kratzte sich nachdenklich an der Stirn, gab dann aber schließlich doch nach und hob das Absperrband hoch, sodass Conan und Heiji darunter hindurch konnten. Ohne weitere Worte zu verlieren ging Akai voran. Die beiden Detektive folgten ihm und ließen den Mann der Polizei einfach hinter sich. „Perfektes Timing Akai, doch was tust du überhaupt hier wenn ich fragen darf.“, sprach Shinichi als erstes, nachdem sie zu dritt das Café erreicht hatten. Akai nahm die Zigarette aus dem Mund und schaute auf den Geschrumpften herab. „Solange das FBI mich noch nicht nach Amerika zurückbeordert, wie sie es mit Jodie und James getan haben, biete ich den Behörden meine Dienste als Experte für kriminelle Verbrechen an. Außerdem hat mich Amuro kurz vor der Explosion versucht anzurufen. Ich bin mir sicher es hat mit diesem Anschlag zu tun und deswegen habe ich mich persönlich hierher aufgemacht.“, erklärte der FBI-Agent kühl und schnipste den bereits aufgerauchten Stummel beiseite, ehe er die Treppen zu der ramponierten Detektei hinaufging. Conan und Heiji tauschten einen flüchtigen Blick aus, ehe sie ihm folgten. Vor Ort waren keine Polizisten oder Leute von der Spurensicherung mehr anzutreffen. Die Hauptuntersuchung schien bereits abgeschlossen zu sein, sodass Akai ungestört seine eigenen Überprüfungen durchführen konnte, ohne dass jemand ihm dabei auf die Finger schaute. Shinichi überraschte es nicht, dass man ihm, als angesehenen FBI-Agenten, ein gewisses Maß an Freiraum überließ. Die zusätzliche Meinung eines Profis konnte der Polizei von Tokyo doch nur gelegen kommen. „Lasst mich raten, ihr seid ebenfalls hier, um mehr über die Hintergründe dieser Explosion zu erfahren richtig?“, stellte Shuichi nüchtern fest, als er in der Mitte des Schutthaufens von Büro wieder stehengeblieben war und sich zu ihnen umdrehte. „So sieht es aus.“, bestätigte der Junge mit Brille. „Haben sie vielleicht schon etwas herausgefunden?“, erkundigte sich Heiji. „Oder weißt du schon, warum Amuro dich kontaktieren wollte?“, lieferte Shinichi gleich die nächste Frage. Akai wollte zu einer Antwort ansetzen, doch ein lautes Scheppern im Zimmer nebenan, ließ alle drei sich zur Quelle des Lärms umschauen. „Hey Masumi, was treibst du dahinten?“, erkundigte sich Shuichi in einem strengen Tonfall. „Ich sagte doch du sollst nichts anfassen.“ Eine hustende Sera trat aus der Küche hervor und zog dabei eine Wolke aus feinem Gips und Ruß hinter sich her. „Ich habe nichts angefasst.“, verteidigte sie sich, während sie versuchte ihre Lunge von dem eingeatmeten Staub zu befreien. „Das blöde Regal ist umgefallen, kein Grund sich aufzuregen Shu-nii.“, räusperte sich das Mädchen mit den ebenso grünen Augen und klopfte ihre Motorradjacke sauber. Aus irgendeinem Grund wunderte es Shinichi so gar nicht, dass Masumi ebenfalls hier war. Als die Organisation besiegt wurde und sich Akai nicht länger zu verstecken brauchte, hat er nach Jahren die Kluft zwischen ihnen überwinden können. Seitdem weicht sie ihrem großen Bruder und Idol kaum noch von der Seite. Er nahm vor etlichen Wochen Kontakt zu seiner jüngeren Schwester auf und hat, auf Shinichis und Ais Erlaubnis und auch dem des FBI, ihr alles erzählt was geschehen war, wirklich alles. Von den Gründen seines Verschwindens und vermeintlichen Todes, bis hin zu dem, was Sera schon seit geraumer Zeit selbst herausgefunden, es jedoch stets für sich behalten und nur auf den richtigen Moment gewartet hatte. Die Rede war natürlich von der wahren Identität von Conan Edogawa und Ai Haibara. Auch wenn sie selbst darauf gekommen war, war sie dennoch erstaunt gewesen, als Akai ihre Vermutungen bestätigte und es auch Conan und Ai letzten Endes zugaben. Sie hatte einfach schon immer geahnt, dass es sich bei dem Bengel mit der Brille, genau um den Jungen handelte, welchen sie vor zehn Jahren am Strand zum ersten Mal begegnet war und das Ai in Wahrheit Sherry ist, daran gab es für sie keinen Zweifel, nachdem sie sie in ihrer wahren Gestalt im Beika Einkaufszentrum gesehen hatte. Mittlerweile hat sich Sera ihnen gegenüber als vertrauenswürdig erwiesen und da sie sowieso ihnen auf die Schliche gekommen wäre, haben sie sie offiziell in den Kreis der Geheimnisträger aufgenommen. Natürlich wusste sie somit auch, dass bereits andere Personen davon Kenntnis besaßen, wie Heiji oder Professor Agasa und andere wiederum, wie Ran, Kogoro oder auch Sonoko es weiterhin nicht erfahren durften, da Conan und Ai nicht mehr in der Lage waren in ihre alten Körper zurückzukehren. Masumi wusste durch die eigenen Erfahrungen in ihrer Familie, wie gefährlich die Männer in Schwarz waren und zu was man gezwungen wurde, wenn man ein Opfer des APTX wurde und sich fortan verstecken musste. Demnach zeigte sie von Anfang an Verständnis dafür, dass die Beiden es nie, bis an einige vertrauenswürdige Personen in ihrem Umfeld, weitererzählt hatten. Es ehrte sie sehr nun ebenfalls zu dieser kleinen Gruppen von Eingeweihten dazuzugehören. Als Sera, nach ihrer Säuberungsaktion, endlich aufsah und Conan und Heiji erblickte, begann sie munter zu grinsen, wobei die beiden Jungen ihren Fangzahn zu Gesicht bekamen. „Na wen haben wir denn hier? Ein Treffen der Detektive.“ Sie ging auf ihre Freunde zu und nahm sie gleichzeitig mit beiden Armen in den Schwitzkasten. „Zusammen mit dem Detektiv des Westens und des Ostens werden wir sicherlich schnell herausfinden, wer hinter diesem feigen Angriff auf Rans und Amuros Leben steckt.“, ließ Sera selbstbewusst verlauten und ignorierte dabei die Geräusche ihrer Gefangenen, welche verzweifelt nach Luft rangen. „Es ist auch schön dich zu sehen Sera. Ist schon ein Weilchen her.“, presste Hattori hervor, welchem es als erstes gelang, sich wieder aus Masumis Griff zu befreien. Conan hatte durch seine Größe da eher weniger Glück und war auf das Erbarmen Seras angewiesen, die ihn nach einer Weile wieder aus ihrer >Umarmung< entließ. „Wo ist eigentlich deine Freundin?“, bemerkte Sera nun Ais Abwesenheit. „Wollte die kleine Ai etwa nicht mitkommen?“, grinste sie hämisch. Shinichi rieb sich den Hals, welcher durch Masumis Griff leicht gerötet war. „Du weißt doch inzwischen ganz genau, dass sie gar nicht so klein ist, wie es den Anschein macht und sie kam nicht mit, weil sie Kazuha für uns beschäftigen soll.“, erklärte Conan mit einem Krächzen in der Stimme. Masumi beäugte Heiji mit einem schmalen Lächeln. „Achso. Wie läuft es denn überhaupt so zwischen dir und Kazuha?“, sprach sie an den Braungebrannten gerichtet. Mit knallrotem Kopf versuchte Heiji diesem Thema besser auszuweichen. „Ich glaube wir haben jetzt erstmal andere Prioritäten, um die wir uns kümmern sollten.“, hüstelte er verlegen. „Stimmt“, lenkte Sera sofort ein und setzte ihren Detektivblick auf, wobei sie zielgerichtet auf das Loch in der Hausfront zusteuerte. Akai lehnte sich währenddessen im Hintergrund an eine Wand und überließ es seiner Schwester, Conan und Heiji auf den aktuellsten Stand ihrer Untersuchungen zu bringen. „Der Explosionsherd befand sich zweifellos am Arbeitsplatz von Rans Vater.“ Sera verwies auf die Stelle, wo einst der Schreibtisch vom schlafenden Meisterdetektiv gestanden hatte. „Der Radius und die Spuren der Schäden lassen gar nichts anderes zu, als das die Bombe dort deponiert wurde. Dadurch liegt die Tatsache nahe, dass man es wohl eindeutig auf Kogoro Mori abgesehen hat.“, erklärte sie professionell. „Was den Sprengstoff anbelangt, der verwendet wurde, so vermutet Shu-nii das es sich um C4 handelte.“ „Ich vermute es nicht nur, ich bin mir ziemlich sicher.“, mischte sich Shuichi ein. „Ich habe während meiner Jahre beim FBI schon viel mit C4 zu tun gehabt. Außerdem konnte ich geringe Rückstände von Hexogen feststellen, der Hauptbestandteil des besagten Plastiksprengstoffes.“ „Verstehe“, grübelte Shinichi und war bereits mitten in seinen eigenen Überlegungen. „Beunruhigend ist allerdings, wie der Verantwortliche der Explosion an das C4 herankam. Es wird normalerweise ausschließlich vom Militär genutzt und die illegale Einlieferung ist durch zugefügte Geruchsstoffe für die Erkennung von Sprengstoffhunden, alles andere als ein Kinderspiel.“ „Des Weiteren wird heutzutage dem C4 Metallstaub beigefügt, sodass es auch auf Metalldetektoren anspringt. Das soll den Missbrauch von Sprengstoff zusätzlich erschweren.“, fügte Akai hinzu. „Es scheint sich also nicht gerade um einen kleinen Fisch zu handeln oder derjenige hat besonders gute Kontakte. Zumindest müsste es jemand sein, der einen Groll gegen das Onkelchen hegt.“, warf Heiji ein. „Und falls sich der Täter den Sprengstoff bei irgendeinem Mittelsmann besorgt hat, dann lässt sich auch herausfinden bei wem und wo genau das war. Wir müssen nur die richtige Fährte aufnehmen.“, ergänzte Sera, wobei ihr Hattori bestätigend zunickte. „Doch egal wer dahinter steckt, galt sein Angriff wirklich Onkel Kogoro?“, kam ihnen Shinichi dazwischen und klang dabei äußerst skeptisch. „Schließlich war er doch überhaupt nicht zugegen, als die Bombe hochging. Jemand der das hohe Risiko eingeht und sich einen solch effizienten Sprengstoff besorgt, sollte sich schon sicher sein, dass sein Ziel auch wirklich vor Ort ist, bevor er den Sprengsatz hochgehen lässt.“ Shuichi verschränkte die Arme und musterte den Geschrumpften eine Zeit lang. „Du bist davon überzeugt, dass es vielmehr als eine Art Botschaft ausgelegt war, oder?“ Conan legte eine Hand an sein Kinn und begann auf und ab zu gehen. „Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube da steckt mehr dahinter, als es den Anschein hat. Doch ich bin davon überzeugt, dass wenn wir die Spur des Sprengstoffs zurückverfolgen, wie Masumi es vorschlägt, wir auch den Täter finden werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)