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Wegweiser ins Licht

von

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Schockzustand

Kapitel 7: Schockzustand
 

Ran Mori und ihre beste Freundin Sonoko Suzuki saßen an einem Tisch im Café Poirot gemütlich beisammen.

Die beiden jungen Frauen hatten sich vor einer halben Stunde verabredet und unterhielten sich über allmögliche Dinge, ob nun von Belang oder eher weniger, während sie dazu eine Tasse heißen Kaffee tranken.

Das Fräulein Suzuki gackerte gut gelaunt über alles, was es Wert war darüber zu tratschen. Es war die meiste Zeit über mehr ein Monolog als alles andere, aber Ran hörte ihrer Freundin gerne zu. Das diese immer mehr zu berichten hatte als sie selbst, war dabei kein Geheimnis.

Sonoko plauderte gerade mal wieder über ihren großen Schwarm Makoto und wie wunderbar ihre Beziehung liefe, seitdem sie sich mehr Zeit füreinander nahmen, als Amuro sich zu ihnen gesellte und den beiden jungen Damen Kaffee nachschenkte.

„Oh schau schau, wir werden vom Chef höchstpersönlich bedient.“, kicherte Sonoko, während er ihre Tasse mit dem dampfenden Getränk füllte.

Ran stattdessen schenkte ihm im Gegenzug ein warmes Lächeln.

„Das ist wirklich lieb von dir danke.“

„Ja, sehr aufmerksam.“, meinte schließlich auch Sonoko.

„Ach was, für meine Stammkunden mache ich das doch gerne.“, entgegnete der Ex-Agent der Sicherheitspolizei und erwiderte Rans Lächeln, ehe er sich wieder seinen anderen Gästen widmete.

Nachdem die Organisation als zerschlagen galt, hatte sich Amuro aus der Abteilung Null und dem aktiven Dienst zurückgezogen. Der Hauptgrund dafür war Ran gewesen.

Seit die zwei sich näher gekommen und inzwischen eine ernste Beziehung eingegangen waren, sah er sich mit dem ständigen Problem konfrontiert, dass sie früher oder später hinter seinem eigentlichen Job kommen würde und diese Erkenntnis wollte er ihr nur zu gern ersparen.

Außerdem wollte er nach dem Untergang der Organisation mit seiner Vergangenheit endgültig abschließen und vergessen, dass er jemals für diese Leute gearbeitet hat, wenn auch nur als Tarnung.

Also hat er kurzerhand den Dienst quittiert und sich mit einem Teil seiner Abfindung, seinen Traum erfüllt, dass Café Poirot zu übernehmen und nun Vollzeit hier zu arbeiten.
 

Sonoko sah Amuro mit einem breitgefächerten Grinsen hinterher und drehte sich anschließend langsam mit dem Gesicht zu dem Fräulein Mori.

„Scheint ja richtig gut zwischen euch beiden zulaufen, seit du endlich aus deinem eigenen Schatten getreten und mit ihm zusammen gekommen bist.“

Ran wurde ein wenig rot, doch nickte sie fröhlich.

„Ja kann man so sagen. Nachdem Shinichi mir gestanden hat, dass er eine andere liebt und sich danach einfach wieder aus dem Staub gemacht hat, war ich wirklich fertig gewesen. Doch zum Glück war Amuro da und hat mir in dieser schweren Zeit beigestanden.“

Dabei sah Ran ebenfalls noch einmal zu ihrem Freund, als er gerade zwei Gäste bediente. Er hatte es ihr wirklich angetan, aber auf eine gute Weise. Ohne ihn wäre sie womöglich niemals über die Tatsache hinweggekommen, dass Shinichi nicht mehr für sie empfand als bloße Freundschaft.

„Ist auch gut so, dass dieser Taugenichts von Detektiv das Weite gesucht hat, ansonsten hätte er es nämlich mit mir zu tun bekommen.“, plärrte Sonoko und reckte ihre Faust, in Form einer Drohgebärde, in die Luft.

„Was fällt diesem Typen auch ein, einfach so aufzutauchen, dir das Herz zu brechen und mit seiner neuen Flamme wieder zu verduften.“

Ran nippte an ihrer neuen Tasse mit frischen Kaffee und starrte aus dem Fenster.

„Naja, so wie Shinichi von ihr geschwärmt hat, muss sie wirklich eine tolle Frau sein. Er scheint sie wirklich aufrichtig zu lieben. Ich habe ihn, in all der Zeit, in der wir uns schon kennen, noch nie so erlebt.“

Sonoko warf die Stirn in Falten. Ihr gefiel es nicht, dass ihre beste Freundin mal wieder diesen Krimispinner in Schutz nahm. Ihr wäre es am liebsten, wenn Ran zumindest genauso wütend auf ihn wäre.

Für sie persönlich, waren seine Taten einfach unverzeihlich.

Während Ran mit all ihren Hoffnungen auf ihn gewartet hat, zog dieser Holmes-Freak es vor, sich mir nichts dir nichts irgendeine Fremde zu angeln.

Nicht einmal ihren Namen wusste Sonoko, geschweige denn, wie sie wohl aussah, dass Shinichi sie Ran einfach vorzog.

Da war sie auf einmal wieder, ihre unersättliche Neugierde, welche nach Antworten verlangte.
 

„Sag mal Ran, wie ist überhaupt der Name seiner neuen Freundin? Hat er dir das überhaupt verraten? Ich glaube ich habe dich bisher nie danach gefragt.“, erkundigte sich die junge Frau sogleich, welche bei Beziehungen anderer einfach nicht still sitzen konnte.

Das Fräulein Mori überlegte daraufhin kurz, brauchte aber nicht lange, um sich wieder zu erinnern.

„Er sagte ihr Name sei Shiho Miyano, seine Partnerin beim FBI.“

Bei dieser Antwort hätte Sonoko beinahe ihren Kaffee über Ran ausgespuckt.

„Wie, was, sagtest du gerade ihr Name sei Shiho Miyano?“

Ran war ein klein wenig verwirrt.

„Äh ja, so hat er sie genannt, wenn ich mich recht entsinne.“

Sonoko sprang von ihrer Seite des Tisches auf und packte ihre Freundin an der Schulter. Einige Gäste drehten sich zu ihnen um und die Situation brachte das Fräulein Mori zunehmend in Verlegenheit, doch ließ sich die Erbin des Suzuki-Konzerns davon nicht beirren.

„Ran halt dich fest, du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber ich kenne diese Frau. Ich bin ihr, zusammen mit Masumi und Kazuha, schon einmal begegnet.“

Man konnte Rans Augen dabei beobachten, wie sie zunehmend größer und größer wurden.

„Was? Ist nicht wahr. Wann war das?“

„Genau an dem Tag, an dem wir gemeinsam im Kaufhaus waren und du dich mit Shinichi getroffen hast. Nachdem du weg warst, sind wir ihr in einer Boutique begegnet und halte dich fest, sie war dort mit Professor Agasa gewesen.“

„Was, mit dem Professor?“

Ran machte ein mehr als erstauntes Gesicht.

Die junge Frau mit dem Haarbügel nickte eifrig zur Bestätigung.

„Ja, denn laut seiner Aussage, ist diese Shiho nämlich mit ihm verwandt, allein deswegen sind wir mit ihr überhaupt erst ins Gespräch gekommen.“

Diese Aussage ließ Ran ein wenig stutzig werden.

„Das ist aber ein ganz schöner Zufall, dass er jemanden beim FBI kennenlernt, welcher gleichzeitig mit dem Professor verwandt ist. Vor allem hat er darüber überhaupt kein Wort verloren, als wir uns getroffen hatten.“

Sie hielt für einen Moment inne.

„Wie sah sie denn aus?“

„Sie war wirklich unglaublich hübsch, das muss ich ihr lassen.“, gab Sonoko zu, als sie sich an ihre Begegnung zurückerinnerte und wie die, bis dato ihr noch unbekannte Frau, in diesem bezaubernden roten Kleid vor ihr gestanden hat.

„Ich konnte zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen, dass sie die neue Freundin von Shinichi ist. Erstaunlicherweise hat sie aber große Ähnlichkeiten mit der kleinen Ai gehabt. Du weißt schon, dieses Kind was immer so ernst wirkt und sich nicht wirklich wie jemand in ihrem Alter verhält, ähnlich wie Conan. Ihre Haare waren von der Frisur und auch von der eher seltenen Farbe komplett identisch. Vielleicht ist sie ja auf irgendeine Weise auch mit der Kleinen verwandt. Sinn machen würde es auf jeden Fall.“, erklärte Sonoko.

„Ich frage mich allerdings, wie jemand, wie dieser unverbesserliche Shinichi, so eine Frau bekommen konnte.“, fügte sie noch schnippisch hinzu.
 

Ran starrte nachdenklich in die Tiefen ihrer Kaffeetasse, welche sie mit beiden Hände umklammerte.

Diese Ansammlung an Zufällen und Ähnlichkeiten brachten sie doch ziemlich ins Grübeln.

So oft hat sie den Verdacht gehegt, Conan wäre unter Umständen Shinichi oder zumindest hatte sie sich das, das ein oder andere Mal gewünscht. Immerhin waren sie sich doch so ähnlich und nun tauchte auch noch eine Frau auf, welche Ai in vielerlei Hinsicht gleichen soll und darüber hinaus nun die Freundin ihres Sandkastenfreundes ist.

Das wäre vielleicht nicht so sonderbar, wenn nicht ungefähr zur gleichen Zeit auch Conan und Ai ein Paar geworden wären.

Sie verhielten sich tatsächlich beide immer viel reifer als ihre Freunde und gerade an den Tagen, an denen die Beiden spontan zu ihren Eltern nach Übersee geflogen waren, kam Shinichi mit dieser Shiho wieder zurück in die Stadt. Damit aber nicht genug.

Nachdem diese genauso plötzlich wieder verschwunden waren, wie sie aufgetaucht sind, traten sofort ihre zwei kleinen Freunde aufs Neue auf, als hätte man sie einfach nur ausgetauscht.

Ran war ganz schön durch den Wind. Sie war doch nicht etwa verrückt oder paranoid, dachte sie sich besorgt. War es merkwürdig, dass sie solche Gedanken hegte?

Aber irgendetwas konnte da doch unmöglich mit rechten Dingen zu gehen.

Ihre alte Vermutung kehrte zurück, obwohl diese bisher noch so häufig widerlegt wurde und sie eigentlich schon längst nicht mehr an diese Theorie glauben sollte.

Dennoch huschte immer wieder dieser Gedanke durch ihren Kopf. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie man meinen sollte. Eigentlich.

War Conan vielleicht doch Shinichi und Ai dann womöglich etwa…
 

„Über was denkst du denn so angestrengt nach? Dein Kaffee wird noch ganz kalt.“, meldete sich auf einmal die Stimme von Amuro direkt neben Rans Gesicht.

Sie schreckte leicht auf und drehte ihren Kopf zu ihm, als er sich lächelnd neben sie setzte, willens ein wenig mit den beiden Damen zu plaudern.

„Musst du denn deine anderen Gäste nicht auch noch bedienen?“, fragte ihn das Fräulein Suzuki ein wenig schroff.

Eigentlich mochte sie Amuro sehr, hatte sowieso eine Schwäche für gebräunte Männer, aber bei ihrem derzeitigen Thema, zog sie es lieber vor, wenn sie unter Mädels bleiben würden. Viel mehr noch wollte sie nicht, dass Rans neuer Freund bei einer Diskussion mit reingezogen wird, die sich um seinen, mehr oder weniger, Vorgänger drehte. Das war etwas, was einfach nicht für seine Ohren bestimmt war.

Ran warf ihrer besten Freundin einen tadelnden Blick zu, bevor sie ihre Hand auf die von Amuro legte.

„Ach, ich habe nur über banale Kleinigkeiten gegrübelt, alles nicht so wichtig.“, lenkte sie ihn davon ab eventuell mehr erfahren zu wollen und nahm hastig noch einen Schluck von ihrem Kaffee.

Amuro sah zwischen ihr und Sonoko hin und her und hob eine Augenbraue.

Was die beiden Frauen natürlich nicht wussten war, dass man einem ehemaligen Agenten für Observierung und Beschattung nichts vormachen konnte. Menschen anhand ihrer Gesichtszüge und der Körperhaltung zu lesen, war einst sein tägliches Brot gewesen, doch sollten die Oberschülerinnen dies selbstverständlich nicht erfahren.

„Ah, ich verstehe schon, ein Gespräch unter Frauen.“, grinste der Ex-Agent daher einfach und gab sich ganz gelassen.

„Na dann will ich mal nicht weiter stören.“
 

Amuro wollte sich wieder erheben, da fiel sein Blick aus dem großen Schaufenster des Cafés. Er erspähte eine ausländische Person, welche aus der Menge herausstach, sowohl wegen ihres Aussehens als auch wegen ihrer Körpergröße.

Sie ging zügig an dem Poirot vorbei und zog dabei Amuros Sicht auf sich, wie ein gefräßiges Schwarzes Loch, das nicht einmal Licht entkommen ließ.

Alles Gute und Schöne was er kannte, drohten von dieser Person und ihrer Erscheinung förmlich aufgesaugt und für immer verschluckt zu werden.

Sein Herz setzte für einen Moment aus. Seine Augen weiteten sich und seine Hände verkrampften sich reflexartig, wodurch er unbeabsichtigt, die Hand von Ran zusammendrückte.

„Autsch, Toru das tut weh.“, beklagte sich Ran über seinen viel zu festen Griff.

Sofort ließ er sie los und entschuldigte sich geistesabwesend bei ihr, bevor er aufstand und eilig aus dem Café rannte, hinaus auf den Gehweg.

Er schaute die Straße hinunter und ging noch einige Schritte. Ständig sah er sich hektisch in alle Richtungen um, doch konnte er die Person nirgendwo mehr sehen. Sie war wie vom Erdboden verschwunden.

Hat sich Amuro vielleicht geirrt? Hat er sich diese Person nur eingebildet?

Es war eigentlich unmöglich, dass sie noch am Leben war und sich dann auch noch in Japan aufhielt und einfach so in Tokyo auf offener Straße herumlief, überlegte der Chef des Poirots.

Bei dem anhaltenden Gefühl, was sie bei ihm ausgelöst hatte, konnte es sich aber unmöglich um einen Irrtum handeln. Es war das gleiche Gefühl, welches er auch bei ihrer letzten Begegnung verspürt hatte.
 

Wenn dem so wäre, und es war wirklich diese Person gewesen, dann würde das mit großer Wahrscheinlichkeit auch bedeuten das…

Nein, das konnte einfach nicht sein.

Er hatte doch den Abschlussbericht zu diesem Fall auf das gründlichste studiert.

Der Name der Person stand auf der Liste der eliminierten Ziele, ohne jeden Zweifel.

Er beschloss so bald wie möglich Akai davon in Kenntnis zu setzen. Er war schließlich der letzte FBI-Agent, welcher nach der Zerschlagung der Organisation in Japan geblieben war. Er würde ihm sicherlich weiterhelfen können.

Amuro zwang sich zurück ins Café zu gehen, wo er die beiden Frauen ohne jede Erklärung hat sitzen lassen.

Zuerst waren sie noch sehr verdutzt, dass Amuro so plötzlich weggerannt war, doch gelang es ihm, sie davon zu überzeugen, dass er fälschlicherweise einen Passanten auf der Straße, für einen alten Bekannten gehalten hat.

Er war sehr erleichtert, dass sie ihnen diese kleine Notlüge abkauften und empfand es als das Beste, sich lieber wieder an die Arbeit zu machen und sich ein wenig abzulenken.

Er schnappte sich sein Handy und wählte Akais Nummer.

Zu seinem Bedauern nahm niemand ab, was Amuro ein leises Fluchen entlockte.

Er würde Shuichi später noch einmal anrufen müssen, sobald seine Schicht in einer Stunde zu Ende wäre, denn wenn diese Person auf der Straße, wirklich real und hier in Japan war…

Wenn einige von ihnen vielleicht doch im Untergrund überleben konnten und in Tokyo ihr Unwesen trieben, dann musste das FBI davon erfahren, bevor noch etwas Schlimmes geschehen würde. Bevor Conan und Ai etwas passieren würde.
 

Die nächste Stunde verging wie im Flug und die letzten Gäste verließen das Café.

Auch die Oberschülerinnen verließen ihren Tisch und gingen hinüber zu Amuro, welcher zu diesem Zeitpunkt hinter dem Tresen mit dem restlichen schmutzigen Geschirr beschäftigt war.

Ran bat ihn darum, ihr doch kurz nach oben in die Detektei ihres Vaters zu folgen, da sie angeblich etwas für ihn hätte.

Er fragte sich, was dies nur sein könnte und begleitete sie, ohne große Widerworte, nachdem sie sich noch von Sonoko verabschiedet hatten.

Diese winkte ihnen noch mit einem Kichern hinterher, als sie die Stufen ins zweite Geschoss emporstiegen.

„Also, was ist das jetzt, was du für mich hast?“, wollte Amuro wissen, als sie in der Detektei ankamen. Dabei sah er auf sein Handy, in der Hoffnung Akai hätte sich schon gemeldet, jedoch Fehlanzeige.

„Warte eine Sekunde.“, versuchte Ran ihn in Geduld zu üben und huschte schnell mit einem Lächeln in die Küche.

„Nun spann mich doch nicht so auf die Folter.“, rief er ihr grinsend hinterher.
 

Während er auf Ran wartete, sah sich Amuro ein wenig in der Detektei um.

Eine Sache viel ihm dabei sofort auf.

„Sage mal, wo steckt eigentlich dein Vater?“, erkundigte er sich, als er hinter den Schreibtisch von Kogoro schlenderte und den leeren Stuhl betrachtete.

„Ach der ist mal wieder bei einem Pferderennen. Du weißt ja wie gerne er dort Wetten platziert.“, war die Antwort von Ran, die immer noch in der Küche war und, den Geräuschen nach zu urteilen, irgendetwas suchte.

Amuro wanderte mit seinen Fingern über die Fläche des Schreibtisches, wo eine noch aufgeschlagene Zeitung lag und alte Zigarettenkippen einen Aschenbecher förmlich zum Überquellen brachten.

Er erblickte dabei auch einen Kalender für Termine, wobei ihm das heutige Datum ins Auge fiel.

Er nahm den Kalender zögerlich in die Hand.

Das heutige Datum war ihm aus irgendeinem Grund sehr vertraut.

„Tatsächlich.“, flüsterte er zu sich selbst, als ihm klar wurde, dass heute sein Geburtstag war.

Wie gelang es ihm auch immer wieder seinen eigenen Geburtstag zu vergessen, grinste der blonde Mann.

Ran hingegen schien ihn nicht vergessen zu haben. So ein Mensch war sie nicht. Sie war immer gut zu denen, die sie mochte und ihn mochte sie doch ganz besonders, erinnerte sich Amuro und bekam einen leichten Rotschimmer.

Daher wollte sie ihm also etwas überreichen.

Was es wohl sein würde?
 

Als es erneut laut in der Küche polterte, fiel ihm ausversehen der Kalender aus den Händen, welcher beim Fall auf den Boden, unter den Schreibtisch rutschte.

„Mist“, zischte er.

Schnell bückte sich Amuro hinunter, um den Kalender wieder aufzuheben.

Als er nach ihm griff, bemerkte er im Augenwinkel ein seltsames Blinken.

Mit weit aufgerissenen Augen fand er sich nun auf einmal direkt neben einer Ladung Plastiksprengstoff wieder, der mit einem Zünder zur Fernaktivierung bestückt war.

Es war also doch keine Einbildung, rief sein Inneres panisch.

Die Männer in Schwarz sind wieder da.

„Alles Gute zum Geburtstag.“, rief Ran fröhlich, als sie mit einem hübsch verpackten Präsent aus der Küche zurückkehrte.

„Schnell Ran, wir müssen hier raus, sofort!“, schrie Amuro und stürmte hinter dem Tisch hervor und auf seine Freundin zu.

Bevor sie etwas einwenden konnte, packte er sie am Handgelenk und zerrte sie zur Tür, wobei sie das Geschenk für ihn fallen ließ.

Gleich nachdem sie aus der Detektei gerannt und im Treppenhaus auf den Weg nach unten waren, erfasste sie die Druckwelle einer heftigen Explosion.

Der Knall war so laut und die Erschütterung so heftig, dass Amuro, mit Ran in seinen Armen, mit voller Wucht gegen die Außenwand des Gebäudes geschleudert wurde.

Ihm wurde kurzerhand schwarz vor Augen, als ihm etwas Schweres auf den Kopf fiel.
 

Wie man sich denken konnte, war den vier jungen Menschen im Hause der Hattoris, nach diesem erschütternden Ereignis, nicht unbedingt mehr nach einem Essen im Okonomiyaki-Restaurant zumute.

Stattdessen verblieben sie im Anwesen und riefen jeden an den sie kannten, um zu erfahren, was in Tokyo denn nur passiert sei.

Zuerst versuchte es Shinichi natürlich direkt bei Ran und Kogoro, doch keiner der beiden ging an sein Handy, was ihn zutiefst beunruhigte.

Danach versuchte es Ai bei Professor Agasa. Dieser ging zwar ans Telefon, konnte ihnen aber auch nicht mehr erzählen, als sie nicht ohnehin schon wussten. Dafür versprach er, auf Bitten Conans, sich sofort zur Detektei Mori aufzumachen oder zumindest was davon noch übrig war.

Schließlich versuchte es Kazuha noch mit einem Anruf bei Sonoko.

Das Fräulein Suzuki meldete sich nach langem Klingeln.

Völlig aufgelöst und unter Tränen berichtete sie ihrer Freundin aus Osaka, dass sie selbst Zeuge der Explosion gewesen war. Durch sie erfuhren sie nun endlich auch genaueres über den schockierenden Vorfall, welcher alle in Atem hielt.

Niemand wagte es sich auch nur einen Zentimeter zu rühren, als sie Kazuha dabei zusahen, wie sie angespannt den Worten von Sonoko lauschte.

„Oh nein, Ran und Amuro waren zum Zeitpunkt der Explosion in der…?“, brach es auf einmal aus Kazuha heraus, doch ihre Stimme versagte ihr am Ende des Satzes.

Jeder wusste sofort, dass die Detektei gemeint sein musste und diese Nachricht traf, unter den Anwesenden, vor allem Conan besonders schwer.

Shinichis Beine drohten nun plötzlich ihren Halt zu verlieren. Es fühlte sich für den Geschrumpften so an, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen, sodass er in einen tiefen dunklen Abgrund ohne Widerkehr stürzte.

Auch Haibara reagierte mitgenommen, doch konnte sie Conan anmerken, dass es für ihn um einiges Schlimmer war. Ran schien ihm immer noch sehr viel zu bedeuten.
 

Es folgte das laute und erleichtert klingende Ausatmen von Kazuha, was sie alle erneut aufhorchen ließ.

„Was, ist das wahr? Das sind gute Neuigkeiten. Sei bitte so nett und halte uns unbedingt auf dem Laufenden Sonoko. Wir drücken für Ran und Amuro die Daumen.“

Kazuha legte auf und ließ sich erschöpft aber auch erleichtert auf die Couch neben Heiji sinken, der ihr sofort eine Hand behutsam auf die Schulter legte.

„Jetzt sag schon, wie geht es Ran? Ist sie wohl auf?“, wollte Shinichi sofort ungeduldig wissen.

„Sie ist am Leben, beide, Ran und auch Amuro haben überlebt. Allerdings wurde Amuro wohl ziemlich schwer verletzt. Er wurde daher auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus gebracht. Ran wurde vorsichtshalber auch ins Hospital eingeliefert. Ihr Vater war zu dieser Zeit nicht in der Detektei gewesen, ist aber nun zusammen mit Sonoko ebenfalls auf dem Weg ins Krankenhaus.“, berichtete Kazuha.

Conan fasste das mit äußerst gemischten Gefühlen auf.

Zum Glück war Ran weitestgehend in Ordnung, was man bei den Ausmaßen der Schäden an der Detektei nicht vermutet hätte. Höchstwahrscheinlich hatte er das Überleben seiner Sandkastenliebe einzig und allein Amuro zu verdanken, welchen es deutlich heftiger erwischt hatte. Hoffentlich schwebte er nicht in Lebensgefahr.

Wer steckte bloß dahinter, war sogleich Shinichis Überlegung.

Das wirkte auf den ersten Blick nicht wie ein Unfall durch ein herkömmliches Gasleck oder ähnliches, was man normalerweise sofort vermuten würde.

Vielleicht ein geplantes Attentat? Aber von wem und gegen wen? Etwa gegen Kogoro?

Seine Gedanken schweiften ab zu Ran.

Wie konnte er auch jetzt über etwas anderes nachdenken, als über sie und ihr Wohlergehen. Wie gerne wäre er jetzt bei ihr, um ihr Kraft zu spenden. Wer sagt nicht, dass sie nicht innere Verletzungen davon getragen hat und ihr Zustand vielleicht doch ernster ist, als Sonoko erzählte.
 

Ai beobachtete Conan die ganze Zeit über, wie er sich fürchterliche Sorgen um Ran machte. In ihr begann sich ein ulkiges Gefühl auszubreiten. Sie konnte sich jedoch nicht erklären was es war.

„Ich glaube ich spreche jedem vom uns aus tiefster Seele, wenn ich den Vorschlag äußere, dass wir morgen alle zusammen sofort nach Tokyo fahren und Ran und Amuro besuchen.“, schlug Heiji, nach einem langen Moment der bedrückenden Stille, vor.

„In das Okonomiyaki-Restaurant können wir auch ein andern Mal gehen und Osaka habt ihr sowieso schon oft genug gesehen.“

Conan stimmte dem sofort zu. Er konnte unmöglich länger in Osaka bleiben, wenn er weiß, dass Ran ihn jetzt dringend brauchte. Die Detektei war immerhin zerstört und auch die Wohnung der Moris hatte bestimmt einiges abgekommen.

Auch Ai und Kazuha waren mit Heijis Idee einverstanden, doch da es inzwischen schon ziemlich spät war, vertrat der Detektiv des Westens die Meinung, erst einmal eine Nacht darüber zu Schlafen und dann morgen früh mit dem Zug aufzubrechen.
 

So kam es, dass wenige Stunden später, Ai und Conan nebeneinander im Bett des Gästezimmers lagen und versuchten einzuschlafen.

Wie man sich denken konnte, ein hoffnungsloses Unterfangen.

Haibara lag auf der Seite und hatte ihre Augen geschlossen, doch den dadurch erhofften Schlaf bekam sie nicht.

Conan hingegen versuchte es nicht einmal, sondern starrte die ganze Zeit über, nur nachdenklich an die Decke.

Obwohl Ai ihn nicht sehen konnte, spürte sie dennoch seinen Blick wie Nadeln auf ihrer Haut. Es machte sie selbst ganz unruhig, dass er partout nicht abschalten wollte und seine Gedanken ununterbrochen bei Ran waren.

Allein schon den gesamten Abend über, war er kaum ansprechbar für andere Dinge gewesen.

„Wie lange willst du bitte schön denn noch Löcher in die Luft starren?“, murmelte Ai ein wenig ungehalten.

„Was soll ich denn sonst machen? Glaubst du etwa wirklich ich könnte jetzt schlafen?“, brummte Conan mit einem frustrierten Blick auf die Uhr, dessen Zeiger sich immer langsamer zu bewegen schienen.

„Du könntest es ja wenigstens mal versuchen.“, erwiderte Ai, nicht daran interessiert ihre Augen für diese Konversation zu öffnen.

„Wenn ich nur wüsste, was die Ursache der Explosion war.“, ignorierte Shinichi Haibaras Ratschlag völlig und begann aufs Neue mit seiner Grübelei.

Ai seufzte, demotiviert weiterhin zu versuchen, ihn zur Ruhe zu bringen.

„Und Sonoko hat sich, seid ihrer Ankunft im Krankenhaus, auch nicht mehr bei uns gemeldet. Vielleicht hat sich Rans Zustand ja verschlechtert.“, redete er weiter.

Das rotblonde Mädchen öffnete die Augen und schaute, mit einem traurigen Blick, in die Dunkelheit des Raumes.

Da sie mit dem Rücken zu Conan lag, bemerkte er dies nicht.

Empfindet er doch noch etwas für sie, überlegte Ai und spielte mit ihren Fingern am Bezug ihres Kopfkissens herum.

So dämmerte sie dann doch schließlich langsam dahin und auch Shinichi musste sich dem Drang der Müdigkeit früher oder später geschlagen geben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2019-01-20T14:29:31+00:00 20.01.2019 15:29
Guten Tag.
Mal wieder tolles Kapitel!
Oh Mann, Sonoko, ich glaub' ich hab's schon mal erwähnt, ich kann sie einfach nicht ab, egal ob sie nicht weiß, dass Conan in Wahrheit Shinichi ist. Wenn sie wüsste was Sache ist, würde selbst sie nicht so rumzicken. Echt, kann die nicht ab!
Genug von Sonoko und zurück zur Handlung.
So so, Amuro ist also nun Besitzer des Cafés Poirot und hat seinen Dienst quittiert. Und wie's nun ausschaut hat er nun auch eine feste Beziehung mit Ran.
Und wo ich sie gerade erwähne, oje, da setzten sich ihre Vermutungen, bezüglich Shinichi und Conan sind ein und die selbe Person, wieder ordentlich in gang gesetzt. Ob sie wohl doch noch dahinter kommen wird?
Und Amuros Reaktion auf jene Person, die er kurz durch's Fenster sah, kann man ihn nicht verdenken. Auch das er Akai sofort anfunken und ihn davon in Kenntnis will, zeigt dass sein Spürsinn in höchste Alarmbereitschaft waren. Und ein Glück das er die Bombe unter den Tisch bemerkte, sonst wäre dies noch schlimmer ausgegangen, als es ohnehin schon wäre.
Oh je, dass Shiho annimmt, das Shinichi doch noch was für Ran empfindet, macht sie wohl nervös und unsicher, dass sie ihm wieder verlieren könnte. Zum einen kann ich es auch verstehen, dass sie so denkt, aber sie darf nicht vergessen, dass er und Ran sich schon lange kennen und auch viel zusammen durch gemacht haben. Sie ist ihm wichtig, ja, aber als gute Freundin.
Aber Shinichi müsste aber auch eigentlich merken, dass sich Shiho da verunsichert fühlt. Na ja, wenn ihn etwas beschäftig was nicht mir rechten Dingen zugeht.
Nun, dann bis zum nächsten Mal wieder, freu' mich schon, ciao! (^^)/

Antwort von:  Cognac
24.01.2019 00:10
Guten Abend
Also ganz am Anfang, Thema Sonoko, muss man glaube ich nicht näher darauf eingehen. So ist sie eben nun einmal.
Tja Amuro hat definitiv eine Entwicklung in dem kleinen Zeitsprung von mir erfahren, aber bei auch Ran, oder besser gesagt, zwischen Amuro und Ran, hat sich einiges getan, wobei dies bereits im ersten Teil absehbar war und nun nur noch offiziell gemacht wurde.
Eigentlich eine friedliche Atmosphäre, doch der Schein trügt, wie man schnell feststellen musste.
Steckt womöglich diese Person auf der Straße hinter der Bombe in der Detektei?
Auf jeden Fall meldet sich hier wieder ein alter und mächtiger Feind zurück, der es auf mehr als nur Conan und Ai abgesehen hat.
Es bleibt also spannend.

Gruß Cognac


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