Wegweiser ins Licht von Cognac ================================================================================ Kapitel 5: Wie du mir, so ich dir --------------------------------- Kapitel 5: Wie du mir, so ich dir Shinichi stand grübelnd etwas abseits der Menge und überlegte angestrengt. Es fehlte ein entscheidendes Puzzleteil innerhalb seiner Schlussfolgerungskette, vorneweg der Hintergrund des ungewöhnlichen Geruchs von Nagellackentferner aus dem Mund des Opfers. Nagellackentferner beinhaltete kein TTX, nur Aceton, welches diesen typischen unverkennbaren Geruch erzeugte. Des Weiteren war Tetrodotoxin normalerweise ein Feststoff und auch nur schwer in Wasser löslich. Wie wurde Akamaru das Gift nur verabreicht, sodass es jetzt davon keine weiteren Spuren mehr gab? Der Schwarzhaarige fuhr sich durch die zerzauste Mähne auf seinem Kopf. „Inspektor Oura?“ Sein Kollege Ando kam von draußen zurück in das Restaurant geeilt, wo er soeben noch mit den Leuten aus dem Labor gesprochen hatte. Oura drehte sich neugierig um und erkundigte sich, worum es ginge. „Die Blutergebnisse sind da.“, verkündigte Ando. „Wie vermutet, waren nur geringe Mengen Alkohol im Blut zu finden.“ Inspektor Oura bewegte abwinkend seine Hand. „Das hilft uns allerdings in keinster Weise weiter, da wir bereits ganz genau wissen, dass TTX die Todesursache war.“ Er wollte sich schon wieder abwenden, als Ando allerdings noch mehr zu berichten hatte. „Es gibt da übrigens noch etwas, das wir anhand der Blutanalyse herausgefunden haben. Wir konnten einen Insulinmangel bei dem Opfer feststellen, folglich war Herr Shimizu also Diabetiker.“ Shinichi spitzte seine Ohren. Der Mann war also Diabetiker? Schnell flitzte er zu den beiden Inspektoren hinüber. „Entschuldige Onkel“, zupfte er mit Kinderstimme Ando am Hosenbein. „Ja bitte, was ist denn mein Kleiner?“, fragte der Polizist ein wenig perplex. „Wenn dieser Herr Shimizu ein Diabetiker war, müsste er dann nicht auch diese komischen Spritzen bei sich gehabt haben? Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass solche Leute sich immer etwas Spritzen müssen, um gesund zu bleiben.“, lachte der junge Detektiv gespielt. Ando kratzte sich am Kopf. „J-Ja, stimmt schon, doch vorauf willst du eigentlich hinaus mein Junge?“ Sein Kollege Oura stoß ihn darauf gegen die Schulter. „Jetzt überlegen sie doch einmal, wenn das Opfer Diabetiker und folglich auf Insulinspritzen angewiesen war, wieso konnte dann kein Insulin bei ihm gefunden werden.“ „Die viel wichtigere Frage hierbei ist…“, Yusaku gesellte sich zu seinem Sohn und den beiden Inspektoren, „…wer von den hier Anwesenden besitzt dann die Spritze und das dazu gehörige Insulin, wenn nicht das Opfer selbst.“ Inspektor Oura rief sofort alle Beteiligten erneut zu sich. „Seien sie doch bitte so freundlich und entleeren sie ihre Taschen. Ich möchte gerne wissen, was sie alles genau bei sich haben.“ Ein wenig mürrisch gab die kleine Gruppe junger Leute nach und tat wie ihnen aufgetragen wurde. Niemand hatte etwas Auffälliges oder Ungewöhnliches bei sich, nur Miyuki, die unschuldig eine Spritze und ein Fläschchen mit Insulin aus ihrer Handtasche hervorzog, wobei diese bereits leer war. „Soso“ Inspektor Oura griff sich die Spritze und das leere Aufbewahrungsmittel für das Insulin. „Wieso haben sie das bei sich Frau Fujiwara?“, verlangte er eine Antwort, als er ihr beide Gegenstände entgegenhielt. „Ich habe es seit unserer Ankunft im Restaurant -für Akamaru- in meiner Handtasche aufbewahrt, so wie ich es meistens tue, wenn wir alle irgendwo gemeinsam hingehen.“, begegnete die junge Dame dem Inspektor mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. „Sie wussten also das er Diabetiker war?“, kam direkt die nächste Frage. „Natürlich“, folgte ohne Zögern die Antwort. „Jeder von uns weiß davon und er hat mich persönlich darum gebeten, dass Insulin zu verwahren und es ihm zu geben, wenn er es brauchte, wie kurz vor dem Essen.“ Sie deutete auf die leere Ampulle in Ouras Hand, welcher, nicht gerade überzeugt, die Nase rümpfte. „Das wirft ein völlig neues Licht auf die Sache, ist ihnen das eigentlich klar? Die Tatsache, dass Her Shimizu Diabetiker war und nirgendwo sonst Gift festgestellt werden konnte, lässt folglich nur noch eine Option zu und zwar, dass das Gift sich in der Insulinampulle befinden musste und die einzige Person, mit der Aufbewahrung des Insulins betraut und somit die beste Möglichkeit hatte ihn umzubringen, waren dann sie Frau Fujiwara.“ Die junge Dame erschrak, bei dieser, ihr völlig absurden Unterstellung. „Was? Nein, ich könnte so etwas gar nicht und wieso sollte ich?“, stammelte Miyuki. „Sagen sie, sind sie nicht Mitarbeiterin in einem Labor für Meeresbiologie? Das Gift des Kugelfisches sollte ihnen bestimmt bekannt sein und an solches heranzukommen, sollte für eine Frau in ihrer Position auch nicht schwer sein.“, konfrontierte der Inspektor sie weiter. „Miyuki?“ Ihre Freundin Fumie sah sie ungläubig an und auch Hanayo und Naohito waren entsetzt. „Wartet doch mal. Das glaubt ihr doch nicht wirklich, oder? Miyuki ist die liebenswerteste und unschuldigste Person, die wir kennen.“, sprang Ryotaro sofort für sie in die Bresche. Fumies Augen formten sich dabei sofort zu Schlitzen, während sie ihren Freund böse anfunkelte. Auch Miyuki, die ihn dankend ansah für seine Unterstützung, warf sie einen giftigen Blick zu. Shinichi entging dies selbstverständlich nicht und er musterte die rothaarige Frau mit einem skeptischen Blick. Dabei bemerkte er, dass diese sich an den Handflächen zu kratzen schien. Der geschrumpfte Oberschuldetektiv widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Inhalt von Frau Fujiwaras Tasche. Kein Zweifel, das TTX musste sich in dem Fläschchen mit dem Insulin befunden haben, kombinierte Shinichi, doch wäre das Gift durch seine schlechte Löslichkeit in einer klaren Flüssigkeit wie dem Insulin mit großer Wahrscheinlichkeit entdeckt worden. Es wäre verklumpt und hätte unmöglich injiziert werden können. Außerdem, wäre Miyuki die Täterin, hätte sie kaum so offen Spritze und Insulin vorgezeigt. Ihr Verhalten machte deutlich, dass sie nicht befürchtete, es könnte sie womöglich zu einer Verdächtigen machen, doch die Fähigkeiten, Kenntnisse und die Chance den Mord zu begehen, die hatte sie dennoch. Conan sah Miyuki in die Augen, wie sie sich um Kopf und Kragen redete und sah dabei keinerlei Hass oder den Willen einen Menschen zu töten. Viel mehr interessierte er sich zunehmend dafür, was zwischen ihr, Ryotaro und Fumie ablief. Langsam wuchs in dem jungen Detektiv ein immer stärker werdender Verdacht, nur musste er noch klären, wie das TTX mit dem Insulin vermischt werden konnte und wie er dies wiederum nur beweisen sollte, wenn es keinerlei Spuren mehr davon gab. Conan sah sich ein wenig um, als eine Gruppe von Männern, mit speziellen Anzügen ausgestattet, durch die Vordertür des Lokals eintraten. Er bekam eine Idee und lief quer durch den Raum zu ihnen hinüber. Ohne vorher zu fragen, griff er sich das Formular von einem der Laborassistenten und warf, unter heftigem Protest, einen schnellen Blick auf die Testergebnisse, von denen schon Inspektor Ando berichtet hatte. Ein Geistesblitz durchzog ihn und sein vertrautes selbstsicheres Grinsen kehrte auf einen Schlag zurück. Das ist also des Rätsels Lösung. Nun war ihm alles klar, dachte sich der junge Detektiv. Jetzt wusste er nicht nur, wer für den Mord verantwortlich war, sondern auch wie die Person es angestellt haben musste. Um seine Theorie aber gänzlich belegen zu können, brauchte er die Hilfe seiner chemiebegabten Freundin. Nur sie könnte ihm helfen den Fall vollständig zu lösen. Im nächsten Moment wurde Conan das Klemmbrett wieder entrissen und der Mann von der Forensik hielt ihm eine Standpauke über seine flinken Finger und das er sich nicht einfach so die Sachen anderer Leute schnappen könne. Shinichi tat etwas verlegen und entschuldigte sich mit kindlicher Stimme. „Es tut mir sehr leid Onkel, mir ist einfach nur so langweilig und ich dachte das sei ein Malbuch.“, lachte der junge Detektiv. „Du solltest am besten wieder zurück zu deinen Eltern und deiner Schwester gehen. Sie würden es sicher nicht in Ordnung finden, wenn du an einem Tatort alleine rumläufst.“, riet der Mann, ehe er sich wieder seinen Aufgaben zuwandte. Shinichis Grinsen wich schnell einem genervten Ausdruck für die verhätschelnde Weise des Mannes. Und Ai war nicht seine Schwester sondern seine Freundin, dachte er sich eingeschnappt. Wie konnte man sie nur für Geschwister halten? Aber in einem Punkt hatte der Mann dann doch Recht, er sollte schnellstens zurück, um Ai um Hilfe zu bitten. Er eilte also zu seiner Freundin und ergriff sogleich und ohne viele Worte zu verlieren ihre Hand, um sie mit sich zu ziehen. Das rotblonde Mädchen wollte sich erst wegen seinem groben Handhaben beschweren, bis er anfing sie in alles einzuweihen. Wenig später waren sie bei Shinichis Eltern und erzählten ihnen, wie sie den Fall gemeinsam gelöst haben und nun die Hilfe von Yusaku bräuchten. Er wäre derjenige, der mit der Aufgabe betraut werden würde, den Fall im Namen seines Sohnes aufzuklären. Herr Kudo, aber auch Yukiko lauschten gebannt Conans Schlussfolgerungen und Ais Erläuterungen dazu. Nachdem sie fertig waren, musste Yusaku grinsen und Ai hätte schwören können, dass sie einen Anflug von Stolz in seinen Augen gesehen hätte. „Haarscharf kombiniert Holmes und Irene Adler. Ihr seid ein wirklich gutes Team wie mir scheint.“, lobte er die Beiden, die das Kompliment dankend annahmen. Haibara wurde sogar ein wenig rot. „Dann werde ich mich jetzt darum kümmern, die Rätsel rundum diesen Fall zu enthüllen.“, fuhr der Schriftsteller fort, als er sich erhob und seine Fliege zurechtrückte. „Das wird bestimmt eine passende Handlung für mein künftiges Buch.“ Er begab sich hinüber zu den zwei Inspektoren, welche nun in Begleitung zweier weiterer Polizisten waren, um ihre neue Hauptverdächtige für ein genaueres Verhör mit auf das Revier zu nehmen. „Ich denke das wird nicht nötig sein meine Herren.“, unterbrach sie Yusaku höflich. „Wieso nicht, wie darf ich das verstehen?“, wandte sich Inspektor Oura an den Familienvater. „Haben sie etwa noch etwas herausgefunden, was uns helfen könnte, Frau Fujiwara gleich hier und jetzt zu einem Geständnis zu bewegen?“ „Noch viel besser.“, erwiderte Yusaku. „Ich zeige ihnen den wahren Täter, der hinter diesem gezielten Mord steckt und wie er es zustande gebracht hat.“ Shinichis Vater erntete eine Schar erstaunter und neugieriger Blicke. Ai stellte sich zu ihrem Freund und grinste ihn schief an. „Der Hang zum Dramatischen. Solche Auftritte liegen wohl eindeutig in der Familie.“, kicherte sie belustigt. Conan schwieg bei ihrer Neckerei, bekam aber dennoch einen leichten Rotschimmer. „Ja aber, wenn es nicht Frau Fujiwara war, wer war es dann? War es doch der Koch Herr Munakata?“, fragte Inspektor Oura. Yusaku schüttelte den Kopf. „Nein, auch ihn können wir als Täter ausschließen. Er hatte überhaupt keine Gelegenheit dazu gehabt den Mord zu begehen und schon gar nicht über das Essen, wie wir festgestellt haben. Herr Munakata hätte auch niemals mithilfe seiner Leidenschaft, dem Kochen, eine solche Tat begehen können, da er sonst die hohen Kochkünste beschmutzt hätte. Nein, es war jemand ganz anderes.“ Man konnte Inspektor Oura zunehmend ansehen, wie er sich bei Yusakus Worten wandte und endlich den Namen des Täters hören wollte. „Nun spannen sie uns doch nicht länger auf die Folter Herr Kudo. Wer ist denn nun der Täter?“ „Der wahre Mörder… ist niemand anderes als… Frau Fumie Kosugi. Sie allein waren es.“, rief Yusaku und beäugte die völlig verdutzte Dame mit einem strengen, vor Gerechtigkeit strotzenden Blick, während er mit seinem ausgestreckten Arm auf die Beschuldigte zeigte. „Was, Fumie soll die Mörderin sein?“, sprach Ryotaro mit anzweifelnder Stimme. Während die anderen wieder ein mehr bestürzt reagierten, so begann Fumie hingegen leise vor sich hin zu lachen. „Das ist doch lächerlich.“, begann sie. „Wie viele von uns wollt ihr denn noch beschuldigen? Ihr denkt ich habe Akamaru getötet, dann verratet mir doch einmal wie und warum ich es getan haben soll. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Beweisen, statt den üblichen wilden Behauptungen.“, meinte Fumie gereizt. Yusaku hob die Schultern und schloss für einen Moment die Augen, als würde er diesen Augenblick versuchen wollen, so gut es ging zu verinnerlichen. „Allein ihr Verhalten zeigt mir, dass ich richtig liege mit meiner Vermutung, aber sie haben vollkommen recht. Sie wollen Beweise, die sollen sie bekommen. Ich weiß ganz genau wie sie vorgegangen sind und was ihr schändliches Motiv für die Tat war.“ Fumie wurde bei seinen Worten zunehmend unruhiger und sie kratzte sich vermehrt an ihren Händen. Ihre Haltung machte einen nervösen Eindruck und war längst nicht mehr so selbstsicher wie zu Beginn ihrer Begegnung. Yusaku fing an auf und ab zu gehen. Alle Anwesenden verfolgten ihn dabei wie gebannt und hörten aufmerksam zu, als er erklärte. „Frau Kosugi hat sich einen wirklich ausgeklügelten Plan für diesen Mord überlegt und sich dabei doppelt und dreifach abgesichert, aber selbst die kniffligsten Fälle besitzen bekanntlich einen roten Faden, mag er noch so dünn und unersichtlich sein. Ein Faden, der uns schlussendlich zur Wahrheit führt. Wie bereits in Erfahrung gebracht, wurde Herr Shimizu mit TTX vergiftet. Befunden hat sich das Gift, weder im Essen noch im Trinken, sondern in der Insulinspritze, welche sich das Opfer, nach Beendigung der Mahlzeit, selbst verabreicht hat.“ „Jedoch war ich nicht diejenige gewesen, die das Insulin bei sich hatte und wie wollt ihr bitteschön beweisen, dass TTX in dem Fläschchen mit dem Insulin war?“, begegnete Frau Kosugi dem Schriftsteller offensiv. „Es stimmt, das lässt sich an der Ampulle nicht mehr nachweisen, jedoch an dem Toten selbst. Ich muss ihnen dabei ein Kompliment machen, sie haben sich wirklich sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt und vieles zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Selbst erfahrende Laboranten der forensischen Fakultät würden dies, unter diesen Bedingungen übersehen, aber kein Meisterdetektiv mit dem nötigen chemischen Wissen an seiner Seite.“ Shinichi wusste bei diesen Worten sofort, dass er und Ai damit gemeint waren. „W-Was meinen sie damit?“, Fumie geriet ins Stocken. „Das wissen sie ganz genau meine Liebe, aber ich werde es gerne für alle anderen einmal erläutern.“, damit ging Yusaku zu dem Mitarbeiter des Labors und bat um die Untersuchungsergebnisse, welche er, nach Einverständnis des Inspektors, auch ausgehändigt bekam. „Wie sie wissen war das Opfer Herr Shimizu Diabetiker. Wie jeder Diabetiker litt er unter Insulinmangel und musste es sich selbst zuführen. Was viele von ihnen jedoch nicht wissen ist, dass er zur Kategorie Diabetes Typ 1 gehörte und ein absoluter Insulinmangel bei ihm, mit einer hohen Anzahl von Ketonkörpern einhergeht. Ketonkörper werden in der Leber gebildet und tragen einen Teil zur Energiegewinnung in unserem Körper bei. Vor allem bei einem niedrigen Wert an Glucose, ermöglicht eine erhöhte Anzahl ihrer Art, dass der Körper auch mit weniger Zucker auskommen kann, wie es bei Diabetikern mit einem absoluten Insulinmangel häufig der Fall ist. So konnten im Blut des Opfers, wie bereits erwähnt, eine erhöhte Konzentration von diesen Ketonkörpern festgestellt werden.“ Fumie rümpfte ihre Nase und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schön und gut und inwiefern beweist das irgendetwas?“ „Ist ihnen oder ihren Freunden nicht eventuell etwas in Herr Shimizus Nähe aufgefallen? Hat sein Atem möglicherweise auffällig gerochen? Vielleicht nach Nagellackentferner?“, fragte Yusaku in die Runde. „Jetzt wo sie es sagen Herr Kudo“, meldete sich Naohito nach kurzer Zeit. „Als mich Akamaru kurz nach dem Essen nochmals blöd angemacht hat, konnte ich einen Hauch von Nagellackentferner in der Luft wahrnehmen. Ich dachte mir erst nichts dabei, da ich davon ausging, dass käme vielleicht von Hanayo, welche ja direkt neben mir saß.“ Yusaku lächelte zufrieden. „Sogar jetzt noch, dürfte man eine schwache Note des Acetons, welches diesen unverkennbaren Geruch erzeugt, im Mund des Opfers registrieren.“ Die Inspektoren Oura und Ando überzeugten sich nun persönlich davon und staunten nicht schlecht, als sich Yusakus Aussage bewahrheitete. „Wie es der Zufall so will gehört Aceton zu den Ketonkörpern, von denen ich vorhin erzählt habe und diese werden häufig über die Atemluft abgegeben, ein typisches Symptom für eine sogenannte Ketose. Unter normalen Umständen wäre das Aceton vielleicht schon verflogen, doch handelt es sich ja nicht um einen Normalfall. TTX ist normalerweise fest und schwer löslich in Wasser, dafür aber gut in Aceton. Na, klingelt es schon bei ihnen?“ Fumies Gesicht verlor langsam immer mehr an Farbe, während die Polizisten der Kripo allmählich begannen eins und eins zusammenzuzählen. „Das TTX wurde mit einer Acetonlösung in das Insulin gemischt, wodurch es nach außen hin keine sichtbare Veränderung gab und sich Herr Shimizu das Gift ohne Bedenken spritzen konnte. Ihnen war klar, Frau Kosugi, dass wegen dem Diabetes des Opfers, sich niemand über einen daraus resultierenden hohen Ketonkörperwert wundern würde, was bei jedem gesunden Menschen sofort aufgefallen wäre. So konnten sie den Weg, den das TTX in den Körper genommen hat, hervorragend vor uns verschleiern.“ Yusaku trat an die große schlanke Frau heran, welche zurückwich, statt standhaft zu bleiben. „Allerdings haben sie eine Sache dabei nicht bedacht. Der Anteil von Aceton ist unter den drei existierenden Ketonkörpern normalerweise der Geringste, doch durch die Acetonlösung im Insulin, wurde im Blut des Opfers, ein deutlich höherer Acetonwert gemessen und falls sie dadurch immer noch nicht überzeugt sein sollten, dann können die Kollegen der Polizei auch noch gerne den Urin des Toten überprüfen. Bei einer zu hohen Blutkonzentration von Aceton, wird dieses nämlich zusätzlich über den Harnweg ausgeschieden. Mit einem einfachen Stäbchentest lässt sich dies schnell nachweisen.“ Fumie ballte die Hände zu Fäuste. Sie biss sich auf die Lippe, als sie in die Gesichter ihrer Freunde sah, die irgendeine Reaktion von ihr zu erwarten schienen. „N-Na schön, Hut ab, sie scheinen die Vorgehensweise des Mörders gelöst zu haben, dass freut mich sehr, doch haben sie noch keinerlei Beweise hervorgebracht, die mich als Täterin überführen könnten oder wie und wann ich den Mord hätte durchführen sollen. Von diesem ganzen chemisch-biologischen Kram mal abgesehen.“ Yusaku sah zu Ai, welche ihn wie alle anderen beobachtete und zwinkerte ihr kurz zu, ehe er sich wieder Frau Kosugi widmete und sich leicht verbeugte. „Entschuldigen Sie, dass ich das bisher ausgelassen habe, doch die Art wie sie es gemacht haben, war nun einmal das große Rätsel, dass es zu lösen galt. Zu Beweisen dass sie es waren, fiel mir da bedeutend leichter, denn sie haben so viel darin investiert den Hergang zu verschleiern, dass sie einen großen Fehler dabei gemacht haben.“ Fumies Mund klappte nach unten, als Yusaku sie siegessicher anlächelte. „Ich bin davon überzeugt sie haben sorgfältig alle Fingerabdrücke von Spritze und Ampulle entfernt. Da es zu auffällig gewesen wäre Handschuhe zu tragen, hatten sie gar keine andere Wahl, aber dadurch wurden ihre Hände wiederum äußerst anfällig für gewisse andere Stoffe.“ Fumie erschrak, als sie sich selbst dabei erwischte, wie sie sich erneut die Handrücken kratzte. Yusaku richtete die Brille auf seiner Nase, wobei das Licht des Kronleuchters an der Decke, von den Gläsern reflektiert wurde. „Gerät Aceton auf die Haut, so verursacht es eine starke Trockenheit der betroffenen Stelle. Man sollte daher nach Kontakt diese Bereiche besser einfetten, doch es scheint mir so, als hätten sie das nicht gewusst oder hielten es nicht für notwendig, da sie sowieso davon ausgingen, dass niemand bei der Suche nach TTX Spuren auf etwas wie Aceton oder gar trockene juckende Haut achten würde.“ Fumie taumelte benommen rückwärts und sank langsam auf einen -hinter ihr stehenden- Stuhl zusammen. Sie starrte wortlos und mit weit aufgerissenen Augen zu Boden. „Sie haben sich die Handtasche ihrer Freundin geschnappt, sind auf die Toilette gegangen, haben die Insulinampulle präpariert, alle Beweise mithilfe der Toilettenspülung beseitigt und sind zurück an den Tisch, ehe Frau Fujiwara und die anderen etwas gemerkt haben. Herr Shimizu bat im Anschluss um seine Spritze und das unausweichliche Schicksal nahm seinen Lauf.“ Ein Moment der Stille setzte ein. „Wollen sie nicht endlich gestehen Frau Kosugi? Es weiter abzustreiten würde keinen Sinn mehr machen. Verraten sie uns doch lieber, was sie zu dieser Tat getrieben hat und wer ihr eigentliches Ziel war, dem sie schaden wollten. Ich weiß es, aber ihre Freunde und die Herren von der Polizei würden dies sicherlich auch gerne erfahren.“ „Nein Fumie sag das das nicht wahr ist. Bitte sag das er lügt.“, schluchzte Miyuki aufgewühlt. Die rothaarige Frau biss die Zähne zusammen und starrte weiter zu Boden. „Das kann ich nicht, weil alles was Herr Kudo gesagt hat der Wahrheit entspricht.“ „A-Aber warum?“, Miyukis Worte versanken in einer Welle aufkommender Tränen. „Weil ich dich loswerden wollte, ganz einfach.“, drehte sich Fumie wütend zu ihrer Freundin um und schmetterte ihre Antwort ihr regelrecht an den Kopf, sodass diese zusammenzuckte. „Akamaru war nicht das eigentliche Ziel, sondern nur Mittel zum Zweck. Ich wollte dich für meine Taten büßen lassen.“ „Aber wie konntest du das deiner besten Freundin nur antuen?“, entgegnete ein ratloser Ryotaro. „Sie ist nicht meine beste Freundin und der Grund wieso ich es getan habe, bist du.“, schnauzte die Rothaarige. „Denkt ihr ich bin so blind, dass ich nicht mitbekommen habe, was zwischen euch beiden abläuft? Immer häufiger, wenn ich Miyuki von der Arbeit abholen wollte, so wie ich es regelmäßig tat, da sie ja noch kein eigenes Auto besitzt, musste ich von jemanden aus ihrem Labor hören, dass sie bereits gegangen war, um mit dem Zug nach Shirahama zu fahren. Ich war entsetzt, als ich aus dritter Hand erfahren musste, dass sie Ryotaro mehrmals heimlich besucht hatte, ohne mir etwas davon zu erzählen. Einestages in einer Bar traf ich dann auf Akamaru. Er hatte, wie so oft, zu viel getrunken und offenbarte mir, dass er der Meinung wäre, Miyuki und Ryotaro würden ein viel besseres Paar abgeben. Deshalb hat er auch den Versuch unternommen, Ryotaro davon zu überzeugen, sich mit ihr zu treffen und mich so schnell es geht fallen zu lassen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass meine angeblichen Freunde alles in ihrer Macht Stehende unternahmen, meine Beziehung zu zerstören und mein sogenannter Freund ließ dies auch noch einfach so zu und schien sogar regelrecht gefallen an Miyukis Aufmerksamkeit zu finden.“ Fumies Wangen überzogen sich mit einer Flut aus salzigen Tränen. „Da war für mich klar, was ich zu tun hatte und so tüftelte ich diesen Plan aus, um meine Beziehung mit Ryotaro vor euch allen zu retten. Als ich Miyuki wieder einmal von der Arbeit abholte und dabei auf sie wartete, nutzte ich die Gunst der Stunde und entwendete ein Fläschchen mit TTX aus ihrem Labor für Meeresbiologie. An das Aceton kam ich als Zahnärztin problemlos selbst ran und so hatte ich schnell alle Sachen für meinen Plan zusammen. Es fehlte nur noch die richtige Gelegenheit. Also bestärkte ich Ryotaro bei der Idee, uns alle in sein neues Restaurant einzuladen, denn dort sollte mein Plan in die Tat umgesetzt werden. Akamaru sollte das Opfer werden, da er Diabetiker war und den Denkanstoß für Ryotaro gegeben hat, mich zu verlassen. Miyuki sollte dann nach den Beweisen her, die Schuld an den Mord zugesprochen werden und wenn der Tote im Fugurestaurant erst einmal publik gemacht hätte, hätte Ryotaro seinen Job aufgeben und zu mir nach Osaka zurückkehren müssen. Der Rest ist so, wie Herr Kudo bereits berichtete.“ Ein betrübtes Schweigen setzte ein, bis Miyuki mit einem Fuß auf den Boden stampfte. „Du bist eine Närrin weißt du das?“, fuhr sie Fumie an. „Willst du wissen was wirklich zwischen mir und Ryotaro abgelaufen ist? Er hat mich, kurz nachdem er aus Osaka weggezogen war, angerufen und erzählt, dass es zwischen ihm und dir zunehmend zu Streitereien gekommen war, da er nun so weit weg lebte und ihr euch kaum noch seht. Allein wegen seiner Arbeit, war er den ganzen Tag über beschäftigt. Er bat mich daher um Rat und um Hilfe und da ich deine beste Freundin bin, wusste ich genau, dass du zu Stolz gewesen wärst, mir von euren Beziehungsproblemen zu erzählen. So fuhr ich also, hin und wieder, nach Shirahama, um mit Ryotaro zu sprechen. Ich habe ihn zu überzeugen versucht, wieder nach Osaka zu ziehen, da es auch dort genug gute Restaurants zum Arbeiten gebe. So könnte er wieder mehr Zeit mit dir verbringen.“ „W-Was?“, kam es kaum hörbar aus Fumies Kehle. „Es ist wahr.“, stimmte ihr Ryotaro zu. „Erst habe ich gezögert, da mir meine Arbeit nun mal wirklich viel bedeutet, doch Miyuki erinnerte mich daran, was wirklich wichtig ist und sagte zu mir: Wenn du Fumie wirklich liebst, solltest du wissen was dir lieber ist, sie oder das Kochen an einem fernen Ort. Miyuki überzeugte mich und ich entschloss mich dazu, noch dieses Jahr meinen Job aufzugeben und nach Osaka zurückzukehren, für dich.“ Er wandte sich zähneknirschend ab. „Und seit wann lässt du dich von jemanden wie Akamaru beeinflussen? Selbst ich, als sein bester Freund, weiß was für ein Idiot er sein kann, wenn er getrunken hat. Ich habe ihm damals gesagt, dass es mich nicht kümmert, wen er als bessere Partie für mich erachtet und das ich selbst darüber entscheide, wen ich liebe und wen nicht und ich liebe Miyuki nicht, ich liebe dich, oder besser gesagt ich habe dich einst geliebt.“ „R-Ryotaro… neeein. Was habe ich nur angestellt?“, weinend brach Fumie zusammen, als sich ihre Freunde von ihr abwendeten und die Handschellen an ihren Handgelenken einrasteten. Es war spät am Abend, doch wie durch ein Wunder, gelang es Ai und den Kudos doch noch rechtzeitig die steinige Küste von Senjojiki zu erreichen, um die letzten Sonnenstrahlen des Tages, in einer atemberaubenden Aussicht, einzufangen. Conan und Ai saßen zusammen auf einen der unzähligen felsigen Stufen, welche bis zum Vorsprung über dem Meer führten. Neben ihnen, bestaunten auch viele andere Leute den herrlichen Sonnenuntergang. Haibara hatte sich eng an ihren Geliebten gekuschelt und legte dabei ihren Kopf auf seine Schulter ab, während sie auf das orangegefärbte Wasser hinaussah. „Du hast dich heute wirklich gut geschlagen.“, flüsterte sie ihm zu, den Blick nicht von der wunderschönen Kulisse abwendend. Conan drehte seinen Kopf, sodass er Ai einen Kuss auf ihr rotblondes Haupt geben konnte. „Wir waren beide heute toll. Ohne deine Hilfe und deine Fachkenntnisse hätte ich den Fall nicht lösen können.“, lächelte der junge Detektiv. Ai wurde leicht rot, was man zu ihrem Glück in der Abenddämmerung nicht sehen konnte. „Du hast dich auch sehr verändert in den letzten Monaten, weißt du das. Das du einmal den Ruhm eines aufgeklärten Mordes mit jemanden teilen würdest, wäre als wir uns kennengelernt haben noch undenkbar gewesen.“, schmunzelte das Mädchen. „Genauso undenkbar wie, dass ich mich unsterblich in dich verliebe und dennoch ist es so gekommen und ich bin froh darüber.“, erwiderte ihr Lieblingsdetektiv und nahm sie an der Hand. Ai wurde dabei ganz wohlig warm und sie rückte noch näher an Shinichi heran, welcher zusätzlich einen Arm um ihre Taille legte. Sein Blick wurde ernster. „Ich habe schon fast Mitleid mit ihr, dieser Frau Kosugi. Sie hat versucht ihre Liebe vor äußeren Einflüssen zu beschützen, tat es aber auf die falsche Art und auf Grundlage falscher Tatsachen. Somit hat sie letztlich genau das erreicht, was sie verhindern wollte. Ihre Liebe für immer zu verlieren und ihre beste Freundin gleich dazu.“ Er blickte auf Ai hinab, als diese seine Hand fester drückte. „So etwas soll uns beiden niemals passieren, versprichst du mir das?“ Sie durchdrang ihn mit ihren türkisblauen Augen bis tief in seine Seele und sein Herz, welches nur für sie schlug. Shinichi gab ihr dieses Versprechen, bevor er sie zärtlich und innig küsste. Seine Eltern sahen den Verliebten dabei schweigend zu, wobei sich Yukiko zufrieden an ihren Mann anlehnte, der sie wiederum in seine Arme zog. Conan legte seine Wange an die von Ai, während sie eng umschlungen und mit einem Lächeln auf den Lippen, die Sonne in den Tiefen des Ozeans untergehen sahen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)