Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 51: Konfrontation ------------------------- „Uff, wo stecken Egyn und die Sirenen? Sie sollten längst zurück sein!”, beschwerte sich Iblis und lief genervt auf und ab. Sein Bruder hatte wirklich Nerven sich so viel Zeit zu lassen! Keiner antwortete, immerhin war der Feuerkönig schon geladen genug, da musste man ihn nicht noch unnötig reizen, indem man ihm eine falsche Antwort gab. „Ich bin mir sicher, dass er bald wieder kommt.”, beruhigte Halphas ihn und einige Dämonen nickten. Iblis kannte mehrere von ihnen aus seiner Zeit an der Militärakademie, aber bisher hatten sie keine Zeit zum reden gehabt, immerhin waren alle mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen und im Moment war er zu angespannt, um sich mit irgendjemanden zu unterhalten. „Halphas hat recht, Iblis.”, bestätigte einer von ihnen. „Wahrscheinlich machen die Sirenen Egyn das Leben schwer. Wäre nicht das erste Mal, dass er mit ein paar Mädels überfordert ist.” Einige lachten, ohne es böse zu meinen, doch Iblis ignorierte sie. „Keiner weiß, wo er ist und die später hinter her sind, falls er Unterstützung braucht, sind auch nicht wieder gekommen. Da stimmt was nicht!” Während er das sagte, kam Beelzebub dazu, offensichtlich ebenfalls besorgt. „Ich stimme zu. Hier ist was faul, sie hätten längst zurück sein sollen. Ich habe ein paar Exorzisten gefragt, ob sie etwas wissen, aber sie haben keine Ahnung.” Eine Dämonin aus Iblis' Eliteeinheit verdrehte die Augen. „Bei allem Respekt, ich würde nicht allzu viel auf das Gerede von Exorzisten geben, die lügen doch sobald sie den Mund öffnen. Ich kann es kaum abwarten, dass endlich alles vorbei ist und wir sie nicht mehr jeden Tag sehen müssen.” Ein Insektendämon zuckte mit den Schultern. „Eigentlich sind manche der Exorzisten ganz in Ordnung, erst gestern ist einer bei einem Streit dazwischen gegangen und hat wirklich versucht zu vermitteln.” „Jetzt haltet den Mund, geht zurück auf eure Posten und hört auf über die Exorzisten zu diskutieren! Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind Unstimmigkeiten!”, fuhr Beelzebub sie an. Alle murmelten eine Entschuldigung und zerstreuten sich wieder. „Das wird langsam echt anstrengend. Ich dachte, sie würden sich nach all der Zeit mal beruhigen, aber stattdessen habe ich das Gefühl, dass es immer schlimmer wird.”, richtete der Insektenkönig das Wort an Iblis, welcher mit den Schultern zuckte. „Wir kämpfen schon so lange gegen die Exorzisten, wäre seltsam gewesen, wenn wir uns plötzlich alle vertragen. Aber das ist mir jetzt echt schnuppe, ich will wissen, was mit Egyn und den Mädels los ist.” Wie auf Stichwort öffnete sich eine Tür und ein Dämon kam hereingestürmt, komplett außer Atem und mit mehreren Verletzungen. Iblis erkannte den Dämonen als einen von Egyns Leuten, der ihm gefolgt war und wechselte einen kurzen Blick mit Beelzebub, dann gingen sie auf ihn zu. „Was ist passiert? Wo ist Egyn?!”, drängelte der Feuerkönig ungeduldig, während Halphas einen Heiler für den Verletzten suchte. „Er...Er hat uns angegriffen...der Rest ist tot!”, presste der Dämon hervor. „Was?!”, entfuhr es Beelzebub und starrte ihn an. „Egyn hat euch angegriffen?” Der Dämon nickte mit schmerzverzerrten Gesicht. „Ich glaube aber nicht, dass es seine Schuld war. So wie er aussah, stand er unter dem Einfluss von Sirenen.” Beide Baal wechselten erneut alarmierte Blicke. „Also hat es wirklich funktioniert...”, murmelte der Insektenkönig. „Mist, ich dachte, zumindest er wäre wegen seinem Sirenenblut immun...Wo ist er jetzt?” „In einer Ebene unter uns...irgendwo...” Weiter konnten sie ihn nicht ausfragen, denn der Heiler kam dazu und begann damit sich um den Dämonen zu kümmern, denn dieser stand kurz vor der Bewusstlosigkeit. Iblis schickte Nachrichten an seine Geschwister, doch war nicht sicher, ob sie wirklich durchkamen. Nur kurz darauf kam jedoch eine Botschaft von Samael zurück, welche nur zwei Sätze enthielt: "Rückt weiter vor, wir treffen uns vor Lagerraum B4. Lasst genug Leute zurück, um die Stellung zu halten, Astaroth schickt außerdem ein paar Exorzisten." Sofort gaben sie die Befehle weiter, was für etwas Verwirrung sorgte, denn so war es ursprünglich nicht geplant gewesen, aber niemand beschwerte sich oder hinterfragte die plötzliche Planänderung. Sie erreichten schnell den Treffpunkt, wo Samael mit einigen Leuten wartete. „Was genau habt ihr euch dabei gedacht, Egyn alleine gehen zu lassen?”, fragte er etwas erschöpft klingend. „Es sollte alles frei sein und er kann ja wohl normalerweise selbst auf sich aufpassen!”, entgegnete der Insektenkönig ein wenig flapsig. „Wo ist der Rest, wissen sie Bescheid?” Der Zeitdämon nickte. „Mehr oder weniger. Zu Lucifer kommen wir momentan nicht durch, aber Astaroth hat sich schon auf den Weg gemacht. Der Rest hat alles abgesichert, es sollte keine weiteren Überraschungen mehr geben. Egyn kann nicht mehr verschwinden und wir können die Verantwortlichen hoffentlich gleich mit ausmerzen.” Iblis nickte nur. „Also rücken wir alle weiter vor?” Samael bestätigte und erklärte kurz den Plan. „Oben ist alles gesichert, wir müssen uns also nur immer weiter nach unten arbeiten. Astaroth hilft Lucifer, dann kommen sie nach und Amaimon dürfte ebenfalls unterwegs sein. Unten trennen wir uns nochmal. Wir gehen zu dritt und nehmen einige Leute und Exorzisten mit. Wenn sie schon Egyn überraschen konnten, sollten wir kein Risiko eingehen. Sobald wir ihn wieder haben, geht es weiter.” Keiner protestierte und sie machten sich gemeinsam auf den Weg. ..................................................................................................................................................... „Ganz ehrlich Kyrie, du hattest einen Job und versagt. Was ist denn so schwer daran zu schreien, wenn man angegriffen wird?!”, fauchte Erato, was ihr einen giftigen Blick von der jüngeren Sirene einbrachte, den sie jedoch nicht sehen konnte. Sie waren in getrennten Zellen gelandet und konnten sich nur durch ein kleines Loch in der Wand unterhalten. „Es war nicht meine Schuld! Invidia hatte eine andere Gestalt angenommen und mich überrumpelt!” Erato schnaubte missbilligend. „Oh ja, weil es auch vollkommen neu ist, dass Gestaltwandler für Lilith arbeiten. Hätte echt keiner ahnen können! Und jetzt sitzen wir hier fest...das haben wir davon uns einzumischen!” Kyrene biss auf die Lippe und schaute etwas beschämt zu Boden. Sie musste zugeben, dass ihre Schwestern nicht ganz unrecht hatten. Es war teilweise ihre Schuld, dass sie festsaßen. „Macht ihr nicht so viele Vorwürfe, es sind schon ganz andere auf Invidia reingefallen.”, ertönte eine leise Stimme. Sie sah sofort zu Agares, mit der sie sich die Zelle teilte und bisher bewusstlos an der Wand gelehnt hatte, natürlich noch immer gefesselt. „Geht es dir gut, Agares?”, fragte Kyrene besorgt und die Wasserdämonin nickte. „Es geht schon. Was ist mit euch und Egyn?” Die Sirenen zögerten kurz. „Uns geht es gut, aber Egyn hat es erwischt. Er ist unter der Kontrolle einiger anderen Sirenen. Tut uns leid.”, erklärte Erato, doch Agares schien nicht überrascht. „Das habe ich mir schon gedacht. Es ist alles meine Schuld.”, seufzte sie. „Ich war unvorsichtig und habe mich von Invidia überraschen lassen.” Kyrene versuchte sie zu trösten. „Das hätte jedem passieren können, ich bin sicher, dass dir niemand Vorwürfe macht-” „Können wir jetzt mal das Thema wechseln?! Ich fühle mich wie zu einer Gruppentherapie!”, fuhr Keto unwirsch dazwischen. „Überlegen wir uns lieber wie wir hier raus kommen! Es ist sowas von demütigend hier zu sitzen!” Erato lachte kalt. „Solange du nicht irgendwo ein verstecktes Messer hast, mit denen wir die Fesseln durchschneiden können, wird das nichts.” Kaum hatte sie das ausgesprochen, öffnete sich leise die Tür und eine Dämonin betrat Kyrenes und Agares Zelle. Die Sirene kannte sie nicht, doch die Wasserdämonin sah den Neuankömmling mit weit aufgerissenen Augen an. „Du?!” ......................................................................................................................................................... Der Vorstoß verlief beinahe reibungslos, auch wenn sie an mancher Stelle auf harten Widerstand trafen. Schlussendlich trennten sie sich von der Hauptgruppe und machten sich auf die Suche nach Egyn, doch lange mussten sie nicht umherwandern. Wissend, dass sie wahrscheinlich erwartet wurden, gingen sie vorsichtig die Gänge entlang bis sie Kampfeslärm und einige Schreie hörten. Sie beschleunigten ihr Tempo und standen nun in einem großen, runden Raum, wo einige Dämonen, die anscheinend zur falschen Zeit am falschen Ort gelandet waren, gegen Egyn kämpften und haushoch verloren. Einer von ihnen war zu Boden gefallen und der Wasserdämon holte mit seinem Sperr aus, doch Iblis reagierte schnell und ließ eine Feuerwand zwischen den beiden entstehen. Mit einem lauten Fauchen fuhr Egyn herum und sah ihn hasserfüllt an. Unwillkürlich hatte er ein Déjà-vu, denn genauso hatte sein Bruder ihn schon mal angesehen, als die Aveira sie damals gegeneinander aufgebracht hatten. Der Wasserdämon bleckte die Zähne und stieß ein Knurren aus, woraufhin der Rest in Position ging. „Warum sollten wir nochmal mitkommen?!”, fragte ein Exorzist, doch die Dämonen ignorierten ihn. Egyn griff sofort an und sie waren gezwungen zurückzuschlagen. Glücklicherweise waren sie ihm zu dritt mehr als gewachsen und wenn man unter dem Sireneneinfluss stand, litt auch die Angriffsweise darunter. Es reichte um normale Dämonen zu besiegen, doch die drei Baal hatten keine wirklichen Probleme. Gemeinsam gelang es ihnen den Wasserdämonen in die Enge zu treiben und seine Waffe zu zerstören. Er versuchte erneut sie anzugreifen, doch wurde gegen die Wand geschleudert, wo er mit einem schmererfüllten Laut liegen blieb. Dennoch erlaubten sie sich noch nicht den Triumph. Nie im Leben hatten die hierfür verantwortlichen Sirenen ihn alleine überwältigt, sie mussten Hilfe gehabt haben. Abgesehen davon war er noch immer bei Bewusstsein und würde jeden Moment wieder aufstehen. Wie auf Stichwort hörten sie wie jemand hinter ihnen langsam klatschte. „Nicht schlecht, Jungs. Andererseits wäre es wohl peinlich gewesen zu verlieren.” Iblis unterdrückte ein Aufstöhnen, als er Invidias Stimme erkannte. „Ich dachte mir doch, dass hier was stinkt.”, knurrte er und wandte sich an die Gestaltwandlerin, welche leider nicht allein war. Bei ihr waren Ira, Avaritia sowie mehrere Dämonen und einige Exorzisten, die sich nicht sehr wohl in ihrer Haut zu fühlen schienen. „Mehr hast du nicht mitgebracht? Das wird schnell gehen.”, kommentierte Samael und machte sich kampfbereit. Der Rest tat es ihm nach, während Egyn sich langsam wieder aufrappelte. Ira seufzte genervt. „Wir hatten darauf gesetzt, dass Egyn euch nach und nach erledigen würde, aber da ihr hier zu dritt aufgekreuzt seid und er immer noch dagegen ankämpft, ist alles ruiniert...na was soll's.” Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich nehme mal nicht an, dass ihr vorhabt zu kapitulieren?” „Darauf kannst du dich verlassen!”, knurrte Beelzebub. „Wo sind Vater, Rin und Azazel?” Er schaute kurz zu Egyn hinüber, doch dieser griff nicht an, sondern stützte sich an der Wand ab und zitterte. Offensichtlich kämpfte er wirklich noch dagegen an. Natürlich lachte Invidia nur hämisch. „Ist nicht meine Schuld, dass ihr nicht auf eure Geschwister aufpassen könnt. Ich dachte, es würde viel schwerer werden, sich den Nephilim zu schnappen, aber ihr habt ihn ja quasi auf dem Silbertablett serviert. Scheint als wärt ihr ihn gerne los geworden...Na ja egal. Er war ohnehin schwach. Er ist so schnell eingeknickt...” Iblis stieß ein Grollen aus und ohne die Reaktionen seiner Brüder abzuwarten, griff er an. ....................................................................................................................................... Shura sprang mit einem Hechtsprung beiseite und entging knapp dem Vorstoß einer Harpyie. Als ob die Furien in diesem Raum nicht schon gereicht hätten! Sie beschloss nun offiziell, dass Dämonen mit Flügeln eindeutig zu ihren meist gehassten Dämonen gehörten. Zu ihrem Glück waren diese jedoch weniger an ihr interessiert, sondern vielmehr an den Sirenen, denn Sirenen, Furien und Harpyien konnten sich untereinander absolut nicht ausstehen. Woran das lag, wusste sie nicht, es war ohnehin unwichtig. Sie sah sich um und bemerkte dabei einen Exorzisten, der mit seinen Pistolen auf Ankou zielte, also griff sie an. Bisher hatte sie nur selten Menschen getötet, aber eine große Wahl hatte sie nicht. Der Exorzist bemerkte sie erst, als es zu spät war und Shura beendete sein Leben schnell. Dann lief sie weiter in Ankous Richtung, da sie von mehreren Dämonen umkreist wurde. Diese waren jedoch keine normalen Dämonen, sondern wirkten wie eine seltsame Mischung aus Sirene, Alukah und noch irgendetwas undefinierbarem. Sie ließ sich jedoch nicht irritieren, sondern ging in den Angriff über. Da sie nicht sicher war, wie man diese Viecher genau tötete, schlug sie einfach allen den Kopf auf. Zu ihrer Erleichterung reichte dies aus und die abgetrennten Köpfe sowie die Körper zerfielen zu Asche. Ankou nickte ihr kurz zu, dann stürzte sie sich erneut in das Getümmel. Ihre Gegner waren ihr inzwischen so nah gekommen, dass Pfeil und Bogen nicht wirklich etwas brachten, daher wechselte sie in den Nahkampf. Shura hatte damit gerechnet, dass sie ein Schwert oder eine Lanze benutzen würde, doch als sie stattdessen zwei schwarze Fächer hervorzog, war sie mehr als verwirrt. Jedoch wurde schnell klar, dass es keine gewöhnlichen Fächer waren. Schneller als irgendjemand begreifen konnte, was los war, hatte Ankou sich bewegt und schnitt einem Dämonen mit der Fächerkante den Hals auf, während sie mit dem anderen eine Klinge abblockte. Damit hatte Shura nicht gerechnet. Sie wusste, dass Fächer auch manchmal als Waffen eingesetzt worden, wie zum Beispiel die Tessen in Japan, aber das sie sowas konnten, war ihr neu. Andererseits hatte sie sich nie wirklich damit beschäftigt, daher konnte sie sich täuschen. Sie beschloss später zu fragen und konzentrierte sich weiter auf den Kampf. Sie entdeckte Alastor, welcher gegen mehrere Furien kämpfte und offensichtlich keine Hilfe brauchte, daher hielt sie Ausschau nach Konekomaru und Izumo, die sie vor kurzem aus den Augen verloren hatte. Noch immer verfluchte sie die Grigori für die Entscheidung sogar die Exorzisten in Ausbildung mitkämpfen zu lassen. Dämonen auszutreiben war eine Sache, aber das hier war Krieg und dort hatten Kinder absolut nichts verloren! Bisher hatte es weitaus mehr Tote unter den Exorzisten gegeben als unter den Dämonen und der größte Teil waren Adepten oder junge, noch relativ junge Exorzisten. Schließlich entdeckte sie die beiden Exwire, welche in einer sehr misslichen Lage steckten. Sie waren von mehreren dieser Hybrid-Wesen umgeben und wussten sich offenbar nicht wirklich zu helfen. Koneko rezitierte unaufhörlich, aber wenn man bedachte, dass diese Art Dämonen vor kurzem noch gar nicht existiert hatten, war es mehr als unwahrscheinlich, dass er den passenden Todesvers finden würde. Izumo verteidigte ihn so gut es ging mit ihren Füchsen, doch es waren einfach zu viele. Shura wollte sich in Bewegung setzen und ihnen helfen, doch Shax war schneller. Innerhalb weniger Sekunden waren die beiden ihre Gegner los und konnten zumindest kurz Atem holen. Nun fiel Shura auf, dass sich Izumo anscheinend verletzt hatte, denn sie sank plötzlich auf die Knie und zerriss die beiden Zettel. Dann sah die Rothaarige das Blut, das langsam das Oberteil vollsog. Zu ihrer Erleichterung ließ Shax sie nicht alleine, sondern verteidigte sie vor weiteren Angriffen. Sie hatten beinahe gewonnen, daher konnte er es sich leisten, den beiden zu helfen. Koneko kniete neben Izumo, doch schien unschlüssig zu sein, was er tun sollte. Shura hätte zu gerne geholfen, doch wurde von einem Reaper sowie einigen Ghulen angegriffen , sodass sie gezwungen war, diese zuerst zu erledigen. Eine Wasserdämonin nahm ebenfalls Maß, um sie anzugreifen, doch eine Sirene war schneller, riss die Dämonin um und versenkte ihre Zähne im Kehlkopf ihrer Gegnerin. Doch damit war nicht genug, denn sie und eine männliche Sirene machten sich nun über den Körper her wie verhungernde Straßenhunde. Wenn sie sich jedoch die abmagerten Körper anschaute, war es nachvollziehbar. Offenbar war in Gehenna wirklich eine Nahrungsknappheit gewesen. Die Exorzistin wandte den Blick ab. Sie hatte zwar nichts gegen Blut, aber zuzusehen wie jemand zerfetzt wurde, musste dann doch nicht sein. Schließlich war es endlich vorbei und sie rannte sofort zu den beiden Adepten. Shax kniete bereits neben Izumo und kümmerte sich um ihre Wunde. ‚Stimmt, er hatte mal erwähnt, dass er Heiler ist.‘, erinnerte Shura sich und kniete neben die beiden. „Wie geht es dir?”, erkundigte sie sich mit besorgter Stimme. „Geht schon...”, murmelte die Adeptin etwas benommen. „Danke, dass du ihnen geholfen hast.”, bedankte sich die Rothaarige etwas zögerlich bei dem Dämon, doch Shax winkte ab. „Exorzisten hin und her, ich lasse keine Kinder sterben, wenn ich es verhindern kann.”, erwiderte er ruhig und wandte sich wieder an Izumo. „Das schlimmste ist fürs erste überstanden, aber oben scheint noch etwas zu sein, also müsste ich dein Oberteil weiter hoch ziehen. Ist das für dich in Ordnung oder möchtest du lieber auf eine Heilerin warten?” „Heilerin bitte...”, murmelte Izumo. Shax nickte und nach einigen Minuten kam eine Dämonin, die sich um den Rest kümmerte. Da nun die unmittelbare Gefahr gebannt war, stand Shura wieder auf und schaute sich weiter um, während Koneko bei Izumo blieb. „Du kämpfst gar nicht schlecht.”, ertönte Ankous Stimme neben ihr und sie sah auf. Die Dämonin wischte Blut von ihren Fächern und sah sie fragend an. „Alles in Ordnung?” Shura nickte. „Klar warum sollte ich es nicht sein? Ich habe schon ganz andere Dämonen erledigt. Nichts für ungut.” Ankou zuckte mit den Schultern. „Verstehe schon. Aber dein Gesichtsausdruck war seltsam und du hast vorhin die hier angestarrt.” Sie hielt einen ihrer Fächer hoch. „Noch nie einen gesehen?” „Nicht wirklich. Aber netter Trick.”, gab Shura zu. „Ist das erste Mal, dass ich jemanden mit sowas habe kämpfen sehen.” „Die sind unter adligen Frauen relativ beliebt, weil sie leicht zu verstecken sind und nicht sofort als Waffe zu erkennen sind.”, erklärte die Geisterdämon und öffnete einen der Fächer. Auf den ersten Blick sah er vollkommen normal aus, doch beim mehreren Hinsehen erkannte man, dass er aus mehreren scharfkantigen Metalllamellen bestand. „Man kann mit ihnen manche Angriffe abwehren, sie werfen, als Schlagwaffe verwenden und vor allem schneiden. Angeblich sind manche sogar dafür geeignet jemanden zu enthaupten.”, fuhr Ankou fort. „Und wo hast du die hier? Du bist nicht adlig, oder?”, erkundigte sich Shura. Es würde noch eine Weile dauern bis es weiter ging, da konnte man sich genauso gut unterhalten und bisher klang es auf jeden Fall interessant, was die Geisterdämonin erzählte. „Nein, die gehörten ursprünglich Azazels Mutter, nach ihrem Tod hat er sie irgendwann bekommen, konnte jedoch nicht viel mit anfangen. Schlussendlich hat er sie mir geschenkt, als ich mein unsterbliches Alter erreicht habe.” „Er scheint dich ziemlich zu mögen und du ihn.”, stellte Shura fest, woraufhin Ankou die Augen verdrehte. „Wir sind Kindheitsfreunde.” Das hatte sie zwar schon mal gesagt, aber Shura konnte es sich nicht verkneifen weiterzubohren. „Sicher, dass er nicht auf dich steht und du auf ihn?”, fragte sie mit einem Grinsen, welches Mephisto alle Ehre gemacht hätte. Die Geisterdämonin war nicht amüsiert. „Nie im Leben!”, knurrte sie. „War nett mit dir zu reden, aber ich muss weiter.” Damit stürmte sie davon und ließ eine noch immer grinsende Shura zurück. In manchen Dingen ließ sich die schwarzhaarige Dämonen genauso schön ärgern wie Rin oder Yukio. ............................................................................................................................................ Während Shura einen Moment der Ruhe genießen konnte, hatte Yukio noch immer alle Hände voll zu tun. Vor ihm stand eine Art riesiger Wolf, nur mit dem Unterschied, dass dieser auf zwei Beinen lief und viel größer war. Zunächst hatte er gedacht, es wäre ein Werwolf, auch wenn er nie an ein solches Wesen geglaubt hatte, doch inzwischen wusste er, dass es einer dieser Moroi war, Dämonen, die sich in Tiere verwandeln konnten. Sehr, sehr große Tiere mit viel zu vielen Krallen und Zähnen. Seine Kugeln schienen eher weniger zu helfen, wobei ihm auffiel, dass zumindest geweihtes Silber effektiv war. Offenbar waren nicht alle Legenden und Mythen der Menschen falsch. Leider wurde die Munition immer knapper und noch immer kamen neue Gegner dazu. Er beneidete beinahe die Dämonen, denen ging die Munition niemals aus. „Yukio, pass auf!”, rief ihm Izumis Stimme zu, doch er hatte keine Zeit mehr zum reagieren und wurde von einem Salamander angesprungen. Er hörte wie Izumi schnell etwas rezitierte und zu seiner Erleichterung ließ der Dämon von ihm ab. „Alles in Ordnung?”, erkundigte sich der Exorzist besorgt und Yukio nickte, während er seine Pistolen einsammelte. „Ja, danke. Tut mir leid für die Umstände.”, antwortete er, doch Izumi winkte ab. „Hey, jeder braucht mal Hilfe. Sei einfach weiterhin vorsichtig.” Dies war leichter gesagt als getan, denn obwohl sie sich anstrengten, war nach wie vor kein Ende in Sicht und sie mussten immer mehr Verluste einstecken. Schlussendlich rettete ausgerechnet Astaroth den Tag, denn dieser war ebenfalls mit seinen Truppen angerückt, sodass sie den Kampf endlich beenden konnten. Liliths Leute hatten offenbar nicht mit Verstärkung gerechnet und begannen sich zurückzuziehen, während der Rest schnell dezimiert wurde. Yukio atmete erleichtert auf und holte sich schnell Munitionsnachschub bei einem Exorzisten. Nur kurz darauf hörte er Shiemi seinen Namen rufen. „Yuki-chan!” Er fand sich fast sofort in einer Umarmung wieder, die ihn beinahe umriss. Während er sein Gleichgewicht wiedererlangte, entdeckte er Astaroth, welcher mit einem seltsamen Gesichtsausdruck Shiemi ansah. Was war sein Problem? Allerdings schien der Verwesungskönig nun Izumi zu erkennen, denn er verzog kurz das Gesicht und verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. Nicht wirklich überraschend, wenn man die Umstände ihrer letzten Begegnung bedachte. Derweil war Izumi nicht wirklich überrascht, dass Yukio aus dem heiterem Himmel von einem Mädchen umarmt wurde, denn auch er und die anderen kannten sie durch ihre regelmäßigen Besuche in ihrem Laden und hatten zudem die restlichen Adepten vor einigen Tagen kennen gelernt. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Und auch Ihnen Izumi-san!” „Keine Sorge, uns geht's gut, Moriyama.”, beruhigte der Mönch sie schnell. Unterdessen kamen die restlichen Bewohner des Stiftes hinzu. „Alles klar bei dir Yukio?”, fragte Nagatomo besorgt, woraufhin der Brillenträger nickte. „Ja mir geht's gut.”, murmelte er, doch achtete nicht wirklich darauf, was sie danach sagten, denn er hielt Ausschau nach den beiden Dämonenkönigen, in der Hoffnung, endlich ein paar Informationen zu bekommen. Schlussendlich entdeckte er sie etwas abseits. Astaroth schien wegen etwas aufgeregt zu sein, denn er gestikulierte wild, allerdings waren sie zu weit weg, um zu verstehen, worüber sie sprachen. Andererseits würden sie sich wahrscheinlich nur wieder auf Gehennisch unterhalten, also würde er ihn ohnehin nichts mitbekommen. Die anderen schienen bemerkt zu haben, dass er nicht zuhörte und folgten seinem Blick. „Das ist doch Lucifer, oder?”, stellte Kyodo fest. „Wer ist der andere?” Nach kurzem Zögern beschloss Yukio die Wahrheit zu sagen, immerhin würden sie es früher oder später herausfinden. „Astaroth.” Die Reaktion darauf war mehr als verständlich. Alle verkrampften und wirkten mehr als angespannt, während sie den Verwesungskönig anstarrten, bis Maruta die Stille durchbrach. „Kann es sein, dass sie sich streiten?” Tatsächlich wirkte es so, denn auch wenn sie nichts verstehen konnten, waren Gestik und Mimik eindeutig. War etwas passiert? Sie spielten bereits mit dem Gedanken zu ihnen zu gehen und nachzufragen, aber die beiden Dämonen waren sich wohl doch einig geworden. Astaroth winkte nun Amon heran und gab ihm offenbar Anweisungen, danach trennten sie sich wieder. Schlussendlich hatten sie keine Gelegenheit mit einem der Baal zu sprechen, da es weiter in die tieferen Ebenen ging, wo sie hoffentlich auf den Rest treffen und vor allem Rin finden würden. ............................................................................................................................................ „Wie tief runter geht es hier denn?”, beschwerte sich Astaroth missmutig. „Keiner braucht so viele Etagen...” „Das hier ist die Hauptquartier der Ritterschaft, von hier aus werden alle Zweigstellen weltweit koordiniert, dann kommen noch die Forschungslabore, Büros, Versammlungsräume, Waffenkammern, Trainingsräume, Krankenstationen, Zellen, wahrscheinlich auch Quartiere und was nicht alles.”, erinnerte Lucifer ihn. „Bei Vaters Palast ist es nicht anders.” Astaroth machte zwar ein zustimmenden Laut, aber schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Der Lichtkönig beschloss ihn darauf anzusprechen, bevor irgendetwas deswegen schief ging und die Antwort überraschte ihn. „Die Exorzisten, die vorhin bei Yukio und Blondie standen, sind die aus diesem Stift, also auch gegen mich gekämpft haben.” „Und?”, fragte Lucifer verwirrt nach. „Und?!”, knurrte Astaroth. „Weißt du, wie seltsam das wäre, wenn ich jetzt auf die treffen würde? Das letzte Mal, als wir uns begegnet sind, habe ich versucht sie umzubringen und eine ihrer Wände mit einem LKW eingerissen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie immer noch schlecht auf mich zu sprechen sind. Da habe ich jetzt keine Lust mich mit denen auseinanderzusetzen.” Lucifer verdrehte die Augen. „Du weißt schon, dass du um eine Entschuldigung nicht drum herum kommen wirst? Rin würde drauf bestehen.” Dies schien außer Frage zu stehen, da Astaroth nur verächtlich schnaubte. „Warum sollte ich mich entschuldigen?! Ich habe nur getan, was ich sollte. War doch deren Pech, wenn die sich mir in den Weg stellen!” Der Lichtkönig ließ nicht locker. „Du solltest nicht vergessen, dass sie davon ausgegangen sind, dass wir ihm schaden wollen. Sie haben ihn verteidigt obwohl sie wussten, wer er ist und sie einem Dämonenkönig gegenüberstanden. Schon irgendwo bewundernswert.” Der Verwesungskönig sah ihn giftig an. „Dein Ernst?” Lucifer schüttelte nur seufzend den Kopf. Seine Brüder konnten wirklich unfassbar stur sein. ................................................................................................................................................ Invidia stieß ein schmerzerfülltes Keuchen aus, als sie mit großer Wucht mit dem Rücken auf den Boden aufschlug. Sie konnte spüren wie ihre Wirbelsäure brach, nur um sich wenige Sekunden darauf wieder zusammenzusetzen. Die Sünde sprang schnell wieder auf, den scharfen Schmerz im Rücken ignorierend. Zu ihrem Missfallen stellte sie fest, dass der Großteil ihrer Leute bereits tot war und sie keine Chance mehr auf einen Sieg hatten. Anscheinend hatten sie sich diesmal wirklich überschätzt, auch wenn sie es hasste, dies eingestehen. Der Sieg gegen Satan hatte sie unvorsichtig werden lassen. Warum ausgerechnet sie hier her geschickt worden war, bleib ohnehin ein Rätsel. Ira und Avaritia waren hier in ihrem Element, aber sie war eine Attentäterin. Sie griff aus dem Hinterhalt an und nutzte Täuschungen zu ihrem Vorteil, direkte Konfrontationen mied sie in der Regel. Allerdings hatte sie keine andere Wahl als den Anweisungen Folge zu leisten. Sie wusste nicht, was Gula, Superbia und Luxuria trieben, sie wusste nur, dass Acedia bereits dabei war, ihren Gegner die Motivation zu nehmen und den eigenen Truppen zu geben, doch viel zu bringen, schien es nicht. ‚Wenn sie wieder eingeschlafen ist, dann Gnade ihr Satan!‘, dachte sie düster und wich einem Exorzisten aus. Sie hörte wie sich eine Tür öffnete und sich weitere Schritte näherten. Leider waren es nicht ihre Leute, sondern weitere Gegner. Amaimon war dazu gekommen, zusammen mit Agares, den gefangenen Sirenen und den Sirenen, die Egyn verhext hatten. Frustriert fletschte die Gestaltwandlerin die Zähne. Wie waren die aus ihren Zellen entkommen?! „Verschwinden wir von hier, das ist zwecklos!”, rief sie ihren Schwestern zu und diese schienen ihrer Meinung zu sein. Die Dämonenkönige versuchten sie aufzuhalten, allerdings erfolglos. Ohne sich noch einmal umzudrehen, machten sie sich auf den Weg zu Lilith, um ihr Bericht zu erstatten. .......................................................................................................................................................... Amaimon hatte wieder mal keine Ahnung was hier los war. Er hatte nur zu seinen Geschwistern aufschließen wollen, doch war stattdessen auf Agares, Kyrene, Keto und Erato getroffen und hatte erfahren, dass Egyn unter dem Einfluss einiger Sirenen stand, weswegen sie ihm schnell helfen mussten. Nur kurz darauf hatten sie die verantwortlichen Sirenen gefunden und die Dämonen, die sie bewacht hatten, waren schnell besiegt, daher gingen sie direkt weiter. Als sie endlich Egyn erreicht hatten, bot sich ein Bild der Verwüstung. Die Wände und der Boden des Saales hatten Risse sowie Krater und waren teilweise aufgebrochen. Überall lag loses Gestein, Leichen und einige zerstörte Möbel. Die Säulen hatten ebenfalls leiden müssen. „Irgendwie kommen wir immer zu spät für den Kampf...”, stelle Tap ein wenig überrascht fest, doch Amaimon sagte nichts dazu und ging zu seinen Geschwistern, die versuchten Egyn am Boden zu halten. Dieser wehrte sich weiterhin vehement und versuchte sich erfolglos zu befreien. „Was ist denn hier passiert?”, fragte er etwas verwundert, was ihm einen böse Blick von Iblis einbrachte. „Ach, wie gnädig von dir auch mal vorbeizuschauen!” Amaimon zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Wir haben eigentlich Lucifer gesucht, aber stattdessen Agares und den Rest getroffen.” Erst jetzt fiel den dreien auf, dass die Wasserdämonin hier war. „Agares alles in Ordnung?! Brauchst du einen Heiler?”, fragte Beelzebub besorgt, doch die Weißhaarige schüttelte den Kopf. „Ich bin schon versorgt, Danke. Aber was ist mit Egyn?” „Will sie offenbar immer noch umbringen.”, kommentierte Keto trocken, woraufhin sie von Kyrene angefunkelt wurde. „Das ist nicht witzig!” Unterdessen waren die Sirenen nach vorne getreten, die Egyn zuvor verhext hatten und schauten etwas betreten zu Boden. „W-Wir können das wieder rückgängig machen!” Iblis schnaubte. „Ihr habt den Schlamassel doch überhaupt erst angefangen!” „Wir hatten keine Wahl! Lilith hat uns erpresst! Hätten wir es nicht getan, hätte sie uns nur getötet und irgendwann hätte sie jemand gefunden, der es tut.”, verteidigte sich die zweite Sirene, deren Namen Amaimon ebenfalls nicht kannte, daher wurde sie kurzerhand als Sirene 2 betitelt. „Das "Warum" ist jetzt egal, macht es einfach rückgängig.”, wies Samael an und die Sirenen kamen der Aufforderung nur zu gern nach. Glücklicherweise war es nicht allzu schwer Egyn zurückzuholen. Erinnern konnte er sich an nichts und entschuldigte sich tausendmal, nachdem sie erzählt hatten, was passiert war, aber niemand gib ihm die Schuld. Immerhin war damit Liliths Amulett vorerst wertlos. Anschließend befragten sie noch Agares und die Sirenen, wie sie entkommen waren. Die Wasserdämonin zögerte zunächst und als sie schließlich antwortete, waren die Baal mehr als überrascht. „Du willst uns allen Ernstes erzählen, dass Jahi einen Sinneswandel hatte?!”, knurrte Iblis, woraufhin sie unschlüssig mit den Schultern zuckte. „Ich weiß ja auch nicht, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie war es auf jeden Fall und als ich gefragt habe, warum sie das tut, meinte Jahi nur, dass sie jetzt die Wahrheit kennt. Was auch immer das heißen soll...danach ist sie direkt wieder verschwunden, sonst hätte ich weitere Fragen gestellt.” Keiner wirkte überzeugt. Jahi hatte sich bereits als sehr hinterlistig herausgestellt, daher wollte es keiner riskieren, ihr zu vertrauen. Abgesehen davon hatten sie noch einen Kampf zu beenden, danach wäre Zeit für derartige Angelegenheiten. ................................................................................................................................ Izumo konnte immer noch nicht glauben, wie schnell sich ihre Verletzung verschlossen hatte. Man konnte von Dämonen halten, was man wollte, aber sie verstanden definitiv etwas von erster Hilfe. Inzwischen hatten sie sich mehrere Etagen nach unten gearbeitet und würden bald den Hochsicherheitstrakt erreichen. Natürlich stieg ihre Nervosität mit jedem Schritt, doch bisher war alles relativ gut verlaufen. Zwar hatten sie an mancher Stelle schwere Verluste eingesteckt und viele der Räume über ihnen waren wieder von Liliths Leuten übernommen worden, doch wenn alles gut ging, würde das bald kein Problem mehr sein. Hoffentlich war Satan überhaupt in der Verfassung seine Kräfte zu benutzen. Wenn sich schon die Baal beschwerten, dass sie immer schwächer wurden, betraf dies sicherlich auch den Dämonengott. Als sie jedoch eine weitere Halle erreichten, legte sie eine Vollbremsung ein und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Überall lagen Exorzisten und einige Dämonen, doch sie konnte sie deutlich atmen sehen. Was hatte so viele das Bewusstsein verlieren lassen? „Das ist wahrscheinlich Acedias Werk. Sie sind in ihrem Geist gefangen und werden erst aufwachen, wenn sie das Gesehene überwinden oder Acedia nicht mehr in Reichweite ist. Vorausgesetzt sie sind dann noch bei Verstand.”, erklärte Shax kurz, denn auch viele Exorzisten schauten verwirrt drein. „Können wir ihnen nicht irgendwie helfen?” Zu ihrer Enttäuschung schüttelte der Dämon den Kopf. „Wir können uns beeilen, das war's.” In den nächsten Räumen fanden sie noch mehr, manche waren bereits tot, doch da sie nichts tun konnten, gingen sie schnell weiter. Nach einer Weile teilten sie sich erneut auf. Die Stellvertreter und Alastor nahmen eine Hälfte, die Baal die andere, während der Rest so ausschwärmen sollte. Bei den Baal waren mehrere Dämonen und Exorzisten, alle Adepten, Shura und Angel. Yukio wurde anderswo hingeschickt, da sie an dort viele Heiler und Exorzisten mit Doctor Meister dringend nötig hatten. Zwar protestierte er vehement, doch musste sich schlussendlich geschlagen geben. Nun da dies geklärt war, konnten sie endlich weiter. Das dürfte auf jeden Fall interessant werden. ........................................................................................................................................ Lucifer war immer wieder überrascht wie verdammt hartnäckig Liliths Leute sein konnten. Obwohl sie klar in der Überzahl waren, gaben sie einfach nicht klein bei. Die große Ausnahme waren Söldner oder Wächter, die gezwungenermaßen für sie arbeiteten. Er war gerade dabei einen Dämonen zu töten und wandte sich an den nächsten, welcher jedoch seine Waffe fallen ließ und zurückwich. „Scheiß drauf, dafür zahlt diese Irre mir nicht genug...”, zischte er und machte, dass er wegkam. Lucifer ließ ihn gehen, er hatte wirklich wichtigeres zu tun. Nun da auch dieser Korridor gesichert war, schickte er weitere Leute los, um die Nebenräume zu sichern, sodass ihre Gruppe immer kleiner wurde. Schließlich standen sie vor den Türen eines Raumes, welchen er bisher nur vom hören kannte. Es war der Saal Raum in dem vor 16 Jahren Yuri Egin und vor einigen Monaten Rin vor Gericht standen. Keine Wachen waren zu sehen, doch er erlaubte es sich noch nicht aufzuatmen. Im Inneren und dem Verlies würden mehr als genug Gegner warten. Eigentlich wollten die Baal nur mit einigen hochrangigen Exorzisten wie Angel und Shura weitergehen, aber die Adepten bestanden darauf mitzukommen. Diesmal ließen sich die Dämonen jedoch nicht breit schlagen. „Ihr steht nur im Weg!”, kommentierte Amaimon, womit er durchaus recht hatte, aber noch immer wollten sie nicht locker lassen. „Ihr kommt nicht mit und damit fertig!”, knurrte Iblis. „Bleibt meinetwegen in dem Saal, wenn wir dort aufgeräumt haben, aber weiter geht es nicht.” „Er hat recht.”, pflichtete Shura bei. „Wir können euch dort nicht gebrauchen.” Endlich gaben sie nach und stimmten widerwillig zu. Nachdem sie erneut einige Anweisungen weitergegeben hatten, öffneten sie die Tür und betraten den Saal. Niemand war zu sehen, doch es lag eine große Anspannung in der Luft, welche sogar die Exorzisten spüren konnten. „Hier stimmt was nicht...”, murmelte Beelzebub und der Rest konnte nur zustimmen. „Vielleicht hätten wir doch mehr Leute mitnehmen sollen...”, überlegte Egyn, während er seinen Speer heraufbeschwor. Wie viele von denen hatte er eigentlich? Die restlichen Baal taten es ihm jedoch nach. Wie auf Stichwort schlugen die Türen klischeemäßig hinter ihnen zu. „Na sieh mal einer an, wer sich entschlossen hat vorbeizuschauen. Also habt ihr euch wirklich mit den Exorzisten verbündet. Wie erbärmlich.” Lucifer biss die Zähne zusammen. Es war Rins Stimme, aber sie alle wussten, dass er es nicht war. Zumindest fast alle, denn Shiemi rief den Namen des Nephilims, was ihr jedoch nur ein spöttisches Lachen einbrachte. „Das ist nicht Rin...”, murmelte Shura und zog ebenfalls ihr Schwert. Sie sahen sich um, doch konnten natürlich niemanden entdecken „Wir haben genug von deinen Spielchen, Lilith!”, fauchte Astaroth genervt. „Komm und zeig dich!” „Wer bist du, mir Befehle zu erteilen?”, kam die herablassende Antwort. „Wie ihr sicher wisst, bin ich jetzt Königin Gehennas und Assiah folgt bald, daher würde ich meine Zunge hüten.” Es waren eindeutig die Worte der Dämonengöttin, allerdings war es verstörend sie mit Rins Stimme zu hören. Sie nahmen nun auch Bewegungen wahr, jedoch war es nicht Lilith, sondern die Aveira, welche an der Brüstungen lehnten und sie wortlos beobachteten. „Jetzt komm endlich heraus oder bist du zu feige, Dämon?!”, forderte Angel sie heraus, was Lilith allerdings ebenfalls nicht beeindruckte. „Sei still, du Insekt und halt dich raus.”, antwortete sie kalt. „Allerdings spricht nichts dagegen mich zu zeigen, ihr kommt ohnehin nicht an mich heran.” Sie kam endlich aus den Schatten hervor und stand nun auf der Empore, auf der normalerweise die Grigori saßen. Tatsächlich steckte sie in Rins Körper, der sehr abgemagert war und tiefe Schatten unter den Augen hatte. Nur deren goldene Farbe verrieten die Besessenheit. ‚War ja klar, dass sie sich uns nicht selbst gegenüber stellt sondern Rin als Schutzschild nimmst.‘, dachte der Lichtkönig grimmig. „Das ist also dieses Miststück, die uns den ganzen Ärger gemacht hat.”, kommentierte Shura. „Zu feige, um sich uns selbst gegenüber zu stellen?” Lilith lächelte sie nur abfällig an, sprang von der Empore und kam langsam auf sie zu. „Ich wäre mehr als dumm mich kurz vor meinem Sieg in Gefahr zu bringen und habe hier einen sehr guten Wirtskörper, also warum sollte ich ihn nicht verwenden?” „Verschwinde aus Rins Körper und lass ihn in Ruhe!”, fuhr Shiemi sie an, woraufhin die restlichen Adepten zustimmten. Lilith warf ihnen nur einen abfälligen Blick zu. „Und ihr seid? Antwortet gar nicht erst, es ist mir egal. Ich nehme an, ihr seid Freunde des Nephilims...also wirklich. Sich mit Sterblichen anfreunden, wie abstoßend.” „Du scheinst ja viel von dir zu halten und vor allem Menschen zu unterschätzen.”, antwortete Shura bissig. Unterdessen waren die Aveira hinter Lilith gelandet, noch immer ohne ein Wort zu sagen. „Gib auf, es ist vorbei, also lass Rin gehen.”, sagte Lucifer. „Und sag uns vor allem wo Azazel und Vater sind.” Die Dämonin kicherte leise. „Ich soll aufgeben? Ich glaube, die Zeit mit den Exorzisten hat dich verdummen lassen, Lucifer. Ich bin am gewinnen, also warum sollte ich mich ergeben? Abgesehen davon hatte ich so viel Spaß mit Azazel und Rin, aber vor allem natürlich mit eurem Vater. Die letzten Jahrtausende waren wirklich langweilig...Aber egal.” Sie begann zu grinsen. „Ich bin überrascht, dass ihr immer noch an Azazel interessiert seid. Nach dem, was er getan hat, solltet euch doch eigentlich egal sein, was mit ihm passiert.” Die Baal wechselten einen kurzen Blick. „Wovon sprichst du?”, fragte Egyn scharf, auch wenn sie sich bereits denken konnten worum es ging. Halphas hatte damals in seinem Brief berichtet, dass laut Lilith Azazel der Verräter war, doch glauben wollten sie es immer noch nicht. Zum ersten Mal wirkte Lilith aufrichtig überrascht, was allerdings nicht lange der Fall war. Sie begann erneut zu lachen. „Ich nehme an, ihr habt schon davon gehört habt, wollt es jedoch nicht wahr haben. Azazel ist ein Verräter, er hat die ganze Zeit für mich gearbeitet. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nie so weit gekommen.~” „Lügnerin! Wir wissen, dass es Invidia war, die Rin entführt hat!”, zischte Astaroth. „Na, das hat ja lange genug gedauert.”, höhnte die Gestaltwandlerin. „Ihr erkennt nicht mal, wenn euer Bruder von einem Doppelgänger ersetzt wird und ein anderer nur ein paar Meter von eurem Haus angegriffen wird. Schon traurig.” „Ruhe!”, fuhr Lilith kalt dazwischen, dann grinste sie erneut. „Es tut mir wirklich so sehr leid, euch enttäuschen zu müssen!”, fuhr sie mit falscher Sympathie fort. „Aber leider ist es die Wahrheit. Ihr könnt ihn gerne selber fragen. Azazel, nicht so schüchtern, zeig dich ruhig.” Einige Sekunden lang passierte nichts, doch dann landete eine weitere Gestalt hinter ihr und es war in der Tat der Geisterkönig. Er sah nach wie vor kränklich aus, doch die Baal und die Exorzisten konnten ihn nur fassungslos anstarren. Eine unangenehme Stille herrschte, während Azazel sichtlich unwohl ihren Blicken auswich und etwas beschämt wirkte. Lucifer beschloss das Wort zu ergreifen. „Azazel, es reicht jetzt. Ich denke, du schuldest uns einige Erklärungen.”, begann er ruhig, wenn auch nur äußerlich. Im Inneren war er fassungslos und vollkommen verwirrt. „Was hat das alles hier zu bedeuten? Hast...du uns wirklich verraten?” Erneut folgte Stille, dann ergriff der Schwarzhaarige das Wort. „...Ja.” Er hob den Kopf und sah erst Lucifer, dann seine restlichen Geschwister an. „Ich bin der Verräter. Wegen mir ist die Barriere zusammengebrochen und es war meine Schuld, dass die Palastsicherheit so grottig war und wegen mir wusste Lilith überhaupt erst von Rin und dass er Vaters Flammen hatte.” Seine Worte waren wie eine Ohrfeige und ein Schlag in den Magen in einem. „Sag mir, dass das ein schlechter Witz ist. Das kann nicht dein Ernst sein.”, antwortete Samael. Seine Stimme zitterte kaum merklich, was den meisten nicht auffiel, doch die Baal kannten ihren Bruder. Er war mehr als nur zornig. Zu ihrem gemeinsamen Missfallen schüttelte der Geisterkönig den Kopf. „Es ist die Wahrheit...und ihr habt nichts mitbekommen.” Er lachte kurz auf, doch daran lag nur Bitterkeit. „Schätze, ihr kanntet mich doch nicht so gut wie gedacht.” Der Lichtkönig suchte nach einem Anzeichen, dass Azazel log, doch entdeckte keins. Tatsächlich wies sein jüngerer Bruder nur Resignation auf. „Warum?!”, fauchte Iblis, bei dem die ersten kleine Flammen auftauchten. „Was soll die Scheiße?! Es gibt keinen Grund, also sag uns endlich die verdammte Wahrheit! Was hat Lilith mit dir gemacht!? Jetzt sag schon!” „Was, soll ich bitte sagen? Entschuldigung? Ist etwas spät dafür, nicht?”, erwiderte Azazel mit bitterer Stimme. Er verschränkte kurz seine Arme und seine Augen wanderten für einen Bruchteil einer Sekunde zur Seite, bevor er fortfuhr. „Das hat nichts mit Lilith zu tun, es war meine eigenen Entscheidung. Vater hat einfach ausgedient, er ist nicht als Herrscher geeignet und ich habe genug davon nur der drittstärkste zu sein und immer in den Hintergrund gerückt zu werden. Wer will schon den undankbaren Job haben, sich mit Toten zu befassen? Und die Exorzisten haben es verdient, meinetwegen können sie alle sterben.” „Das kann nicht dein Ernst sein!”, zischte nun Shura und sah den Geisterkönig feindseelig an. „Du tust das einfach weil du mehr Macht willst und rammst dafür deiner eigenen Familie ein Messer in den Rücken? Feigling!” Angel war schnell dabei, zuzustimmen. „Man kann einem Dämon nicht trauen. Nicht mal die eigene Familie. Ich bin nicht überrascht.” Die restlichen Exorzisten schienen ebenfalls etwas sagen zu wollen, doch Samael kam ihnen zuvor. „Weißt du, was seltsam an dieser Geschichte ist, kleiner Bruder?”, fragte er mit verengten Augen. „Fast immer, bevor du lügst, schaust du zur Seite und genau das war gerade eben auch der Fall. Also wie wäre es jetzt mit der Wahrheit, mh?” „Ach, das wird langweilig.”, mischte sich Lilith nun etwas quenglig klingend ein. „Ich unterbreche diese rührende Familienzusammenführung ja nur ungern, aber es ist jetzt wirklich öde.” Sie drehte sich um und begann sich von ihnen wegzubewegen. „Holt euch die Baal und tötet den Rest. Ich ziehe mich zurück.~” „Du willst nicht einmal gegen uns kämpfen?!”, entrüstete sich Angel. Lilith warf ihm nur einen abfälligen Blick zu. „Ich habe keine Zeit für ein paar Insekten und dieser Körper ist zu stark belastet und wird nicht mehr lange durchhalten. Vielleicht brauche ich ihn nochmal, es wäre also sehr irritierend, wenn er stirbt. Tut uns also einen Gefallen und sterbt schnell, ja?” Damit war sie bereits verschwunden und Avaritia trat einen Schritt nach vorne. „Na dann, bringen wir es hinter uns. Das hier hat sich lange genug gezogen.” Lucifer ignorierte sie und wandte sich erneut an Azazel, welcher hin und her gerissen schien. „Du musst das nicht tun.”, sagte er in einem fast schon flehenden Tonfall, doch Azazel schüttelte nur den Kopf. „Es ist vorbei. Ihr müsst mich wohl umbringen, wenn ihr vorbei wollt, also beenden wir es.” „Oh, das lässt sich einrichten!”, fauchte Angel und begab sich in Kampfposition. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, griff er an. ..................................................................................................................................... ‚Dieser verdammte Glatzkopf! Was denkt der sich dabei, einfach anzugreifen?!‘, fluchte Shura im Stillen, während sie sich Mühe gab, hinterherzukommen. Die Adepten hatten sich klugerwiese Deckung gesucht, was sich als lebensrettend herausstellen sollte. Mehrere Exorzisten sowie zwei Dämonen waren dank der Aveira tot, bevor sie überhaupt richtig in Bewegung kommen konnten. ‚Verdammt sind die schnell!‘, stellte Shura fest und wich knapp einem Angriff von Ira aus. Wenn es stimmte, was die Baal gesagt hatten (und daran bestand kein Zweifel) waren die Aveira die mächtigsten Anhänger Liliths, von den Anführern der Moroi, Alukah und Naga einmal abgesehen. Schreie verrieten ihr, dass noch mehr gestorben waren, wieder zum großen Teil Exorzisten, doch die Dämonen mussten ebenfalls Verluste einstecken. Schlussendlich kam es, wie es kommen musste: Shura, Angel und die Adepten waren die einzigen noch lebenden Menschen und die Baal sowie die Aveira die letzten Dämonen. Diese kämpften nach wie vor erbittert gegeneinander, doch es war nicht wirklich abzusehen, wer gewinnen würde. Keiner schien bisher großen Schaden genommen zu haben, bis auf die Aveira, die sie für Gula hielt. Ihr bleib jedoch nicht viel Zeit sich deswegen Gedanken zu machen, denn die besagte Aveira schickte ihr eine Feuerwand entgegen, die sie nur dank Egyns Hilfe entging. Angel hatte derweil nicht so viel Glück. Er griff vehement Azazel an, welcher jedoch allem auswich und eher genervt wirkte. Schließlich hatte er genug und konterte mit einer starken Windböe, welche den Paladin gegen eine Wand schleuderte. Diesmal stand er nicht auf. Shura unterdrückte ein Fluchen und versuchte den Geisterkönig von hinten zu überraschen, jedoch erfolglos. „Für eine Sterbliche bist du verdammt nervig.”, knurrte er. „Ist ein Talent von mir.”, antwortete sie trocken und setzte erneut zum Angriff an. Zwar schlug dieser erneut fehl, doch gab Astaroth die Gelegenheit einen Treffer zu landen. Mit einem Fluchen ging der Schwarzhaarige zu Boden und wurde zugleich von einem Angriff Amaimons erwischt. Dummerweise hatte dies nur einige Schnitte im Gesicht sowie eine blutende Verletzung am Arm zur Folge, doch eine Sache fiel Shura sofort auf. ‚Täusche ich mich oder ist seine Selbstheilung extrem langsam? Allerdings sieht er auch nicht allzu gesund aus...‘ Den restlichen Baal schien es ebenfalls aufzufallen, doch waren zu sehr mit den Aveira beschäftigt. Shura überlegte sich derweil, wie man sich Azazels offensichtliche Schwäche zunutze machen konnte. ‚Wenn er wirklich so schwach ist, dass er sich nicht richtig heilen kann, müssen wir ihm nur genug Schaden zufügen, dann geht er früher oder später K.O.‘ Natürlich wollte sie ihren Plan direkt umsetzten, doch unterschätzte dabei nicht nur Azazel sondern vergaß auch, dass er ihre Gedanken lesen konnte. „Meine Fresse, du bist ja noch nerviger als alle Apostel zusammen!”, fauchte er und machte ein ausladende Armbewegung. Zu spät sah Shura die Schatten und sie wurde zu Boden gerissen bevor sie die Hälfte der Strecke hinter sich hatte. „Oh Nein, so nicht!”, knurrte Lucifer und mit einem Schlag war der Raum so ausgeleuchtet, dass es kaum noch Schatten gab. Die, die Shura festhielten, verschwanden sofort und sie sprang wieder auf. Derweil hatte Amaimon Gula besiegt und sie ging offenbar bewusstlos zu Boden, während Acedia den Rückzug antrat, da sie nicht wirklich helfen konnte. Sie stand nun in sicherer Entfernung und sagte etwas in einer anderen Sprache, während sie seltsame Zeichen in die Luft malte, doch die Baal unterbrachen sie schnell. Superbia hatte kaum noch Dämonen zum kontrollieren und Luxurias Illusionen sorgten zwar für Verwirrung, aber bei weitem nicht genug, um wirklich zu schaden. „Jetzt gebt endlich auf, ihr könnt nicht mehr gewinnen!”, rief Beelzebub und sein Blick wanderte zu Azazel, welcher sich nun an der Wand abstützte. Inzwischen lief ihm Blut aus der Nase und aus einem Auge. ‚Was zum Teufel ist da los? Hat er sich überstrapaziert?‘, überlegte Shura. „Azazel, dein Körper ist dabei zu zerfallen, weil du trotz deines geschwächten Zustands immer mehr von deinen Kräften abverlangst. Das geht schief.”, versuchte Egyn derweil auf Gehennisch auf seinen Bruder einzureden. „Wenn du weiter so machst, wirst du erst den Verstand verlieren und dann sterben. Jetzt gib endlich auf! Was auch immer hier los ist, wir finden eine Lösung!” Azazel schüttelte jedoch nur den Kopf und griff an seinen Hals. Zunächst war Shura verwirrt bis ihr klar wurde, dass er nach einem Anhänger gegriffen hatte und ihn nun abnahm. Bisher hatte sie ihn nur einmal gesehen. Es war eine kleine runde, schwarze Scheibe mit einem roten Symbol -Azazels Siegel- darauf. Noch verwirrter wurde sie, als sich der Geisterkönig in die Hand biss, sodass Blut hervorquoll und sie zur Faust ballte, woraufhin der Anhänger mit seinem Blut benetzt wurde. Dann sah sie die Gesichter der Dämonenkönige und ihr wurde klar, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. „Du verdammter-!”, fluchte Iblis und griff an, ebenso wie der Rest der Baal, doch zu ihrem gemeinsamen Entsetzen prallten die Angriffe einfach an einer unsichtbaren Wand ab. Azazel hatte inzwischen begonnen etwas in einer anderen Sprache zu murmeln und wurde stetig lauter, während das Symbol auf seinem Anhänger zu leuchten begann. Sie wusste nicht, was er sagte, aber sie wusste irgendwie, dass es nicht einfach Gehennisch war. Es wirkte älter, mächtiger und sie wollte nicht herausfinden, was passieren würde, wenn er alles aufgesagt hatte. Bereits jetzt machten sich starke Winde sowie eine unnatürlich Kälte bemerkbar. Sie zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich die Adepten neben ihr standen. „Was tut er da?!”, fragte Shiemi ein wenig verängstigt klingend und starrte Azazel nervös an. Auch die Aveira hielten Abstand und schienen abzuwarten, während Gula langsam wieder zu Bewusstsein kam und aufstand. „Dieser Idiot nimmt seine wahre Gestalt an, obwohl sein Körper jetzt schon fast schlapp macht...hat er den Verstand verloren?!”, zischte Astaroth. Keiner antwortete und es erwartete auch niemand. Azazel begann sich derweil langsam zu verändern. Seine Stimme klang verzerrter, die Krallen wurden allmählich länger und über seine Haut zogen sich schwarze Linien, die wohl seine Dämonenmale waren. Schlussendlich wurde der Wind zu stark, sodass sie sich nicht nur die Augen zuhalten mussten, sondern auch einige Schritte zurückstolperten. Nachdem sich der Wind gelegt hatte, nahm Shura langsam die Arme wieder hinunter und musste hart schlucken, als sie Azazel sah. Zwar konnte man noch erkennen, dass er es war, doch die Veränderungen waren dennoch beängstigend. Seine Dämonenmale waren nun deutlich zu sehen, die Zähne und Ohren waren länger geworden, ebenso wie die Krallen. Seine normalerweisen schwarzen Haare hatten sich an den Spitzen weiß verfärbt, doch was sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog, waren die Hörner sowie die gewaltigen Flügel. Diese waren wider Erwartungen nicht Fledermausartig, sondern hatten schwarze Federn. Das erklärte wohl die Darstellung von Todesengeln mit schwarzen Flügeln. Oder das hatte rein gar nichts damit zu tun, aber das war jetzt wirklich mehr als irrelevant. „...Was glaubt ihr, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er uns nicht mehr erkennt und versuchen wird, uns in Stücke zu reißen?”, fragte Beelzebub trocken. Als hätte das Geräusch seine Aufmerksamkeit erregt, wandte sich der Geisterkönig in ihre Richtung und stieß ein lauten Schrei aus, der Shura und den Adepten Ohrenschmerzen bereitete. Dann griff der Dämon an. Glücklicherweise hatten die Dämonenkönige dies erwartet und wehrten ihn rechtzeitig an. Die Aveira beteiligten sich ebenfalls am Kampf, auch wenn sie einen deutlichen Abstand zu Azazel hielten. Zögerlich machte sie sich ebenfalls kampfbereit. Ein Dämonenkönig war schon schlimm genug, aber dann auch noch dieser Form? Beinahe beneidete sie Angel, der bekam von all dem nichts mehr mit und würde wahrscheinlich erst aufwachen, wenn alles vorbei war. „Geht weiter.”, hörte sie plötzlich Lucifers Stimme in ihrem Kopf. Dem Blick der Adepten nach zu urteilen, hatten sie es ebenfalls gehört. „Es dürften nicht mehr allzu viele Wachen dort sein und uns läuft die Zeit davon. Sucht Vater und befreit ihn, sonst war alles umsonst!”, fuhr der Baal fort. Bon versuchte zu protestieren, doch der Lichtkönig ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Ihr könnt hier nicht mehr helfen, ihr würdet nur im Weg stehen und Lilith ist dabei mit Rin abzuhauen. Wir können uns keine Verzögerungen leisten, also geht! Wir halten sie so lange wie möglich auf.” Shura zögerte, doch stimmte schlussendlich zu. Ihr war nicht wirklich wohl dabei, alleine Satan gegenüber zu treten, aber es musste sein. Die Dämonenkönige wollten ihren Bruder nicht umbringen, also bleib ihnen nichts übrig als ihn zurückzuhalten oder irgendwie bewusstlos zu schlagen und die Todsünden machten es nicht einfacher. Die Adepten wirkten noch nervöser, doch auch sie nickten schlussendlich. „Gut, dann geht bevor die Aveira mitbekommen, was los ist!...Und viel Erfolg.” Da keiner ihn vom Kampf ablenken wollte, sagten sie nichts und rannten zu der Tür, welche in die Verliese führen würde und schlossen sie hinter sich, als alle drinnen waren. Sie rannten den Korridor entlang, dann die Treppe, die weiter in die Tiefe führte. Überraschenderweise trafen sie auf keine Wächter, doch sie hatten jetzt keine Nerven sich deswegen Gedanken zu machen. Glücklicherweise lagen die Schlüssel noch an der gewohnten Stelle und mussten nicht ewig suchen. „Los, wir haben schon genug Zeit vertrödelt!”, drängte Shura und sie liefen weiter bis sie schlussendlich in einem Labyrinth aus Türen und Flure standen. „Ähm...sollen wir einfach mal rufen?”, fragte Shima unsicher, woraufhin Bon schnaubte. „Wohl kaum. Eigentlich müssen wir nur eine Tür mit einem starkem Siegel finden.” „So weit weg wird er doch nicht eingesperrt sein, oder?”, fragte Shiemi unsicher und zögerte kurz bevor sie fortfuhr. „W-Werden wir wirklich Satan befreien?” Kurze unangenehme Stille folgte, während sich alle beunruhigte Blicke zuwarfen. Shura, Izumo und Shiemi hatten nicht wirklich eine persönliche Erfahrung mit dem Dämonenherrscher gemacht, aber Konekomaru, Bon und Shima schon, wenn auch nicht direkt. Sie hatten Familienmitglieder verloren und die Myōō Dharani hatten über die Jahre immer mehr Unterstützung verloren. Bisher hatten sie die Tat nur einer Person, doch keinem Gesicht zuordnen können und hatten nun keine Ahnung wie sie sich verhalten sollten. Hinzu kam, dass es keine Garantie gab, dass Satan sie nicht einfach umbrachte sobald er draußen war. Sicherlich hatte er mehr als schlechte Laune, immerhin saß er seit einer ganzen Weile fest, da kamen ihm ein paar dahergelaufene Exorzisten bestimmt gerade recht, um Frustration und Wut abzubauen. Andererseits war es zu spät für einen Rückzieher oder für Zweifel. Sie hatten sich bereit erklärt, Satan zu befreien, also würden sie das auch tun. Nur dann konnten sie Assiah und Rin retten. Der Rest schien zum gleichen Schluss zu kommen, denn Bon schüttelte langsam den Kopf. „Wir haben keine Wahl, es muss sein. Später können wir uns um den Rest kümmern.” Damit begannen sie nach der richtigen Tür zu suchen und nach einer Weile hörten sie Konekomaru rufen. „Ich glaube, ich habe es gefunden!” Er deutete auf eine der Türen, welche von mehreren Siegeln und Runen sowie einer Art Bannkreis umgeben war. ‚Gut, dann mal los.‘, dachte Shura, holte tief Luft und schloss die Tür auf. ..................................................................................................................................... ‚Wenn das hier vorbei ist, werde ich Azazel sowas von eine reinhauen. Was denkt er sich denn bitte?!‘, dachte Astaroth frustriert und wich einem weiteren Angriff des Geisterkönigs aus, um nicht den Arm zu verlieren. Er warf eines seiner Messer, doch es prallte nutzlos an einem der Flügel ab. Der Verwesungskönig verzog das Gesicht. Die verdammten Federn sahen nicht so aus, aber sie waren extrem widerstandsfähig und scharf. Er selbst besaß -wie die meisten seiner Geschwister und andere Dämonen- fledermausartige Flügel, weswegen er nicht begreifen konnte, wie einfache Federn derartige Angriffe aushalten konnten. Die Aveira waren ein wesentlich kleineres Problem, auch wenn sie weiterhin verbissen kämpften. Inzwischen waren weitere Anhänger Liliths, sowie einige Exorzisten und mehrere Dämonen dazu gekommen. Allerdings wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie nicht gekommen wären, immerhin war es schon so chaotisch genug. Der Saal lag mehr oder weniger in Trümmern und langsam hatte er Bedenken, dass die Decke einstürzen würde. Der einzige, der wohl wirklich davon profitierte, war Amaimon. Er konnte die Gesteinsbrocken gut gebrauchen und es ging schneller, als sie sich selbst herauszubrechen. Lucifer und Samael versuchten nun, Azazel festzusetzen, doch dieser war mit nur zwei Flügelschlägen außer Reichweite und schickte ihnen eine Art Mini-Tornado entgegen, den Astaroth mit einer Wand aus Pilzen und Verwesung konterte. Iblis versuchte es mit einer Flammensäule, doch die wurde einfach durch die Winde umgelenkt. ‚Und da soll mal einer sagen, dass Luft kein ernstzunehmendes Element ist.‘, dachte der Verwesungskönig trocken und wandte sich an Ira. Sie war ihm gefährlich nah gekommen, weswegen er gezwungen war, von Azazel abzulassen. Ohne größere Probleme wich er ihren Angriff aus, doch sie setzte sofort nach. ‚Hoffentlich beeilen sich die Exorzisten und befreien endlich Vater.‘ ......................................................................................................................................... Mit einem lautem Knarren schwang die Zellentür auf und Shura betrat langsam den Raum. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, doch sie drängte es zurück. Sie konnte sich jetzt keine Schwäche leisten. Natürlich war sie umso überraschter, als sie den Dämon erblickte, der wohl Satan sein musste. Er war vollkommen anders als sie erwartet hatte und unerwartet...attraktiv? Andererseits sahen die Dämonenkönige auch alles andere als schlecht aus und irgendwoher mussten sie es ja haben. Falls der Dämonenherrscher überrascht von ihrem plötzlichem Auftreten war, ließ er es sich nicht anmerken. Er verschränkte nur die Arme und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. ‚Wenn Rin das Schwert zieht, sehen seine Augen genau wie Satans aus...‘, stellte sie plötzlich fest, doch schob den Gedanken beiseite, da er nicht wichtig war. „Wartet, das ist Satan?!”, erklang Bons fassungslose Stimme, woraufhin der Weißhaarige nur die Augen verdrehte. „Nein, der ist nebenan. Ich bin nur Medusa in Verkleidung.”, erwiderte er, die Stimme mit Sarkasmus triefend, woraufhin er noch mehr Starren erhielt. Das erklärte wohl woher manche der Baal ihre scharfe Zunge hatten. „Was habt ihr denn bitte erwartet? Rote Haut, Ziegenbeine, ein Dreizack und herumfliegende, vor Qualen schreiende Seelen?”, schnaubte er, woraufhin Shima eine mehr als unpassende Antwort gab: „Ähm....ja?” Shura widerstand dem Drang sich die flache Hand vor den Kopf zu schlagen, doch Satan schien eher genervt als alles andere zu sein. „Ein Buch, dann ein paar Filme und man ist auf ewig ruiniert...also wer seid ihr und was wollt ihr? Wenn ihr hier seid, um mich zu verspotten, würde ich mir das überlegen. Ich bin zwar meine Flammen los, aber ein paar Gören, die sich vor Lilith in den Dreck schmeißen, kann ich trotzdem noch umbringen.” Er stand auf und erst jetzt wurde ihnen bewusst, dass er mindestens so groß wie Mephisto war, wenn nicht sogar noch größer. „Hey, ganz ruhig. Wir wollen keinen Ärger.”, sagte sie schnell und beschloss sich vorzustellen, laut den Baal sollte er immerhin ihren Namen kennen. „Ich bin Shura, der Rest kann sich später vorstellen. Ich bin die Exorzistin mit denen sich deine Söhne treffen wollten?” Tatschlich erkannte Satan den Namen, doch er schien sich verständlicherweise eher für seine Kinder zu interessieren. „Wo sind sie?! Erzählt mir nicht, dass sie einen Angriff gestartet haben, um mich hier rauszuholen?”, fragte er scharf. „Doch haben sie und bisher sind wir ganz gut voran gekommen.”, sagte Izumo etwas nervös. Shiemi und das Kyoto Trio schienen noch immer nicht wissen, wie sie reagieren sollten, daher nahm sie mit Shura die Sache in die Hand. Dennoch war die Situation natürlich mehr als unangenehm. „Aber Lilith hat Rins Körper übernommen und Azazel kämpft zusammen mit den Aveira gegen die Baal-” „WAS?!”, explodierte Satan sofort und unwillkürlich traten sie einen Schritt zurück, als er sich näherte, bis er wegen der Bannkreise stehen bleiben musste. „WAS STEHT IHR NOCH RUM?! HOLT MICH HIER RAUS!” Shura hob abwehrend die Hände. „Ok, Ok. Wir sind dabei.” Normalerweise würde sie so nicht mit sich reden lassen, doch da sie Zeitdruck hatten, sah sie darüber hinweg. Nachdenklich schaute sie auf die Bannkreise am Boden. Sie waren allesamt eingeritzt und die daraus entstandenen Kerben waren mit einer leuchtenden Flüssigkeit gefüllt. „Ihr müsst nur die Linien unterbrechen, aber eine normale Waffe reicht nicht.”, erklärte Satan ungeduldig. Shura zögerte, doch beschloss, dass ihre Idee einen Versuch wert war. Sie beschwor ihr Schwert und hatte tatsächlich damit Erfolg. Sofort verschwand das Leuchten, als die Bannkreise zusammenbrachen und Satan stützte sich mit einem leisen Aufstöhnen an der Wand ab, als seine Kräfte mit einem Mal zurückkehrten. Sofort war er von den inzwischen so vertrauten Flammen umgeben, woraufhin Konekomaru einen Schritt zurücktrat, während Shura betete, dass Satan nicht auf die Idee kam, seine Flammen an ihnen auszutesten. Glücklicherweise geschah nichts dergleichen und die Flammen verschwanden langsam. „I-Ist alles in Ordnung?”, fragte Shiemi vorsichtig, scheinbar hatte sie für einen Moment vergessen, wem sie gegenüber stand. Der Dämon nickte langsam. „Mir geht es super sobald ich Lilith Stück für Stück zu Asche verbrannt habe.”, zischte er. Shura öffnete den Mund, kam allerdings nicht zu Wort. Ein lautes Kreischen war zu hören und es war eindeutig nicht menschlich. Satan erblasste. „Azazel...”, flüsterte er und bevor jemand etwas sagen oder sich bewegen konnte, war er bereits aus der Zelle verschwunden. Konnten Dämonen nicht einmal warten?! Sofort sprintete Shura hinter her. ................................................................................................................................................ Amaimon krachte mit einem schmerzerfüllten Laut in den harten Steinboden und er musste eingestehen, dass dieser Kamp wirklich keinen Spaß machte. Normalerweise war er einer der ersten, wenn es ums Kämpfen ging, doch das hier war weder ein Spiel noch ein spaßiger Kampf. Nicht zuletzt, weil er es einfach nicht schaffte, einen wirklichen Treffer gegen Azazel zu landen, immerhin hasste er es zu verlieren. Er rappelte sich auf, doch der Geisterkönig stand bereits vor ihm, warf ihn um, sodass er auf dem Rücken lag, griff mit beiden Händen um seinen Hals und begann zuzudrücken. Der Erdkönig ließ sich natürlich nicht so leicht überwältigen und schlug mit einer Faust auf den Boden, woraufhin ein kleines Erdbeben ausgelöst wurde und Azazel von ihm geworfen wurde. Zusammen mit Egyn versuchte er ihn erneut festzusetzen, aber natürlich war er zu schnell und da Erde ohnehin nicht besonders effektiv war, ließ sich er sich von Amaimons Angriffen kaum stören. Inzwischen war der Paladin wieder munter geworden und versuchte zusammen mit einigen Exorzisten Azazel anzugreifen, was sich jedoch als eine mehr als dumme Idee herausstellte: Angel war der einzige, der die Aktion überlebte. Die Dummheit der Exorzisten überraschte ihn immer wieder. Was danach passierte, ließ ihn zusammenfahren. Ohne Vorwarnung war eine weitere Präsenz aufgetaucht, die zwar etwas weiter weg war, doch unglaubliche Macht erahnen ließ. Wie auch die restlichen Baal und alle anderen Dämonen erkannte er sofort, von wem sie kam. ‚Scheint als konnten die Exorzisten Vater tatsächlich befreien.‘ In diesem Moment stieß Azazel ein lautes Kreischen aus, da Iblis dieses Mal tatsächlich getroffen hatte und ihn ein Exorzist zusätzlich mit Weihwasser erwischt hatte. Jetzt war es wohl nur noch eine Frage von Sekunden bis ihr Vater auf der Matte stand. Wie auf Stichwort schossen plötzlich seine Flammen aus dem Gang hervor und durchzogen einmal den Raum sodass sie von einem Kreis aus blauem Feuer umgeben waren. Mehrere von Liliths Anhängern verbrannten sofort und alle wussten, dass das erst der Anfang war.  Derweil hatten die Aveira den Rückzug angetreten, nur Superbia schien äußerst widerwillig zu sein. „Haut ihr jetzt ernsthaft ab?!”, fauchte sie ihre Schwestern an. „Ich lege mich ganz bestimmt nicht mit Satan an, wenn der im Berserkermodus ist! Wenn du unbedingt verbrannt werden willst, dann bitte. Wir haben dich sowieso immer gehasst, wäre also ein Gefallen für uns.”, höhnte Avaritia. Superbia zögerte, doch folgte ihnen schlussendlich. Sie klettern auf den Balkonen hoch und verschwanden bevor sie jemand stoppen konnte. ....................................................................................................................................................... Bon hatte absolut nicht gewusst, womit er rechnen musste. Bisher hatte er immer nur Geschichten vom scheinbar allmächtigem Satan gehört und bereits früh gelernt ihn zu hassen. Als er jedoch schlussendlich auf ihn traf, war er nicht sicher, was er denken sollte. Der Dämonengott wirkte nicht bösartig oder grausam, wenn man einmal von seiner Drohung absah. Vorwiegend schien er sich eher Sorgen um die Dämonenkönige und Rin zu machen. Während des kurzen Gespräches blieb er still, da er nicht wirklich das Gefühl hatte, etwas sinnvolles beitragen zu können. Sich hinzustellen und ihn anzuschreien, weil er seinen Tempel angriffen und mehrere Todesopfer gefordert hatte, erschien nicht wie die beste Strategie. Shima dagegen hatte natürlich nicht seinen Mund halten kommen, wie immer wenn er nervös war. Konekomaru und Shiemi schienen ein wenig verängstigt, was die Blondine dennoch nicht davon abhielt, den Dämonengott zu fragen, ob es ihm gut ging, als seine Kräfte zurückkehrten. Zugegebenermaßen war er selbst etwas nervös gewesen, da er befürchtet hatte, dass der Dämon angreifen würde, doch nichts dergleichen war geschehen. Stattdessen war ein furchtbares Kreischen zu hören, was sie zusammen zucken ließ. Satan dagegen erblasste, murmelte den Namen des Geisterkönigs und verschwand. Nie im Leben wäre Bon darauf gekommen, dass das Azazel gewesen war, aber Satan kannte seine Kinder wohl am besten. Ohne lange zu zögern, rannten sie alle hinter her und erreichten den Saal nur kurz nach ihm, wo buchstäblich Gehenna ausgebrochen war. Satan hatte ganz offensichtlich die Schnauze voll und bereits eine nicht zu verachtende Menge an Gegnern eingeäschert. Bon entdeckte Azazel, welcher trotz der Tatsache, dass er scheinbar jegliches Urteilvermögen verloren hatte, zögerte. Offenbar bemerkte er, dass er jemanden gegenüber stand, der stärker als er war, doch schlussendlich griff er doch noch an. Daraufhin wurde er zurückgeschleudert und knallte gegen eine Säule, welche bei dem Zusammenstoß tatsächlich zusammenbrach, wobei sie schon zuvor Risse gehabt hatte. Anschließend schlug er mit einem widerlichen Geräusch auf dem Boden auf und stand nicht wieder auf. Unwillkürlich zuckte Bon zusammen, denn das würde wohl mehr als nur ein paar gebrochene Knochen geben. Allerdings begann er sich langsam wieder zurückzuverwandeln und er schien noch zu atmen, also lebte er wohl. Unterdessen waren alle Dämonen, die nicht zu Lilith gehörten, vor dem Dämonenherrscher niedergekniet. Vielleicht einfach nur weil es ihr Herrscher war, aber Bon vermutete eher, dass sie darauf hofften, dass sie dadurch nicht ebenfalls eingeäschert worden. Satan stand inzwischen komplett in Flammen und seine dämonischen Merkmale traten immer mehr hervor. Auf seinem Gesicht waren einige Dämonenmale aufgetaucht, weswegen der Adept langsam die Befürchtung hatte, dass der Weißhaarige eine weitere blaue Nacht auslösen würde. Die restlichen Exorzisten waren genauso nervös, doch wagen natürlich nicht anzugreifen. Was sie jedoch alle gemeinsam hatten, war ihr vollkommen überrumpelter Gesichtsausdruck, wobei Angel dem ganzen noch die Krone aufsetzte. Er öffnete und schloss seinen Mund mehrfach, als wolle er etwas sagen, doch keine Worte kamen heraus, sodass er wie ein Fisch aussah. Derweil wurden die Flammen immer intensiver und auch wenn sie bisher angenehm warm gewesen waren, hatte keiner Zweifel daran, dass sich das ganz schnell ändern konnte. Bevor die Situation eskalieren konnte, standen glücklicherweise die Dämonenkönige neben ihm und begannen auf ihn einzureden, während Egyn neben Azazel kniete. Langsam wurden die Flammen wieder kleiner bis sie schließlich vollkommen verschwunden waren. Die dämonischen Merkmale gingen ebenfalls zurück und die Dämonenmale verschwanden. Dennoch konnte man leicht erkennen, dass er immer noch rasend vor Wut war. Zwei von Liliths Anhängern hatten dem Flammeninferno irgendwie entgehen können und versuchten sich nun zurückzuziehen, doch Satan warf ihnen nur einen kurzen hasserfüllten Blick zu und sie verbrannten ebenfalls innerhalb von Sekunden. Noch immer knieten die restlichen Dämonen nieder und wagten es nicht auch nur ein Wort zu sagen, ebenso wenig wie die Exorzisten. Man konnte die Spannung beinahe greifen, doch Satan sagte noch immer nichts. Er schien sich stattdessen einige Sekunden Zeit zu nehmen, um sich noch etwas beruhigen, dann wandte er sich an die Dämonenkönige und seine Stimme bebte vor Zorn. „Wo ist Lilith und wo ist vor allem Rin?” Obwohl er nicht übermäßig laut war und der Saal groß war, schien seine Stimme den ganzen Raum auszufüllen und jagte allen eine widerliche Kälte in ihre Knochen. Die Baal wechselten Blicke, die mehr als besorgt wirkten. Hoffentlich hatten sie noch genug Zeit, um Rin zu retten bevor Satan auf die Idee kam ganz Assiah niederzubrennen. „Lilith war in seinem Körper und ist verschwunden, aber ich denke, sie ist noch hier. Wenn wir uns beeilen, können wir sie noch einholen.”, sagte Lucifer, woraufhin Satan grimmig nickte, sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort zum immer noch bewusstlosen Azazel ging. Sobald sie Rin zurück hatten, wäre es mehr als interessant wie der Geisterkönig diese ganze Situation erklärte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)