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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen. Diesmal sind es keine zwei Wochen Wartezeit. ^_^
Eine kleine Sache zum letzten Kapitel: Ich gebe zu, es war eher ein Filler. Ich hatte genug von dem Kapitel, wollte es einfach nur fertig bekommen und wieder mal was hochladen, darum wurde viel wiederholt oder nochmal zusammengefasst, was man eigentlich schon wusste. Persönlich fand ich es ziemlich langweilig und war eigentlich darauf eingestellt, dass es euch ähnlich gehen würde. Allerdings war nur eine Person dieser Meinung (und ja, sie hat mir das auch höflich mitgeteilt, also kein Problem ^^). Vielleicht bin ich zu selbstkritisch, aber ich wollte es trotzdem sagen: Wenn euch mal etwas nicht gefällt, sagt es ruhig. Ich bin da nicht böse und höre wegen sowas auch nicht mit schreiben auf. Solange ihr konstruktiv bleibt, ist alles in Butter. :-) Oder ich bin echt zu selbstkritisch, wer weiß. XD Den Text des Sirenenliedes habe ich übrigens selbst geschrieben, es war nur ein Experiment. Ich lag abends im Bett, konnte nicht schlafen und habe es dann einfach geschrieben. XD Sagt gerne, ob euch sowas gefällt oder eher weniger.
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Das Lied der Sirenen

Satan wurde langsam, aber sicher nervös. Schon seit einer knappen Wochen war Lilith nicht mehr gekommen, von kurzen Besuchen abgesehen. Zuvor hätte er wirklich nichts dagegen gehabt, aber nun da sie Rin und Azazel hatte, bereitete es ihm große Sorgen. Natürlich sagte ihm keiner irgendetwas, stattdessen durfte er den ganzen Tag in diesem Raum sitzen, eingekerkert zwischen Bannkreisen und Siegeln. Mehr als peinlich. Beinahe war er froh, als sich die Tür öffnete. aber wirklich nur fast. „Hast du mich vermisst?”, grinste Lilith. Er verzog das Gesicht. „Es war mir um einiges lieber die Mauersteine zu zählen als deine Gegenwart zu ertragen.” Sie verdrehte die Augen. „Sei nicht so melodramatisch, das steht dir nicht. Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass wir nach Assiah gehen.”
 

„Oh toll. Neue Steine zum zählen.”, antwortete Satan bissig. Natürlich war er mehr als neugierig, aber ließ es sich nicht anmerken. Lilith ließ sich nicht beirren. „Der Nephilim ist eingeknickt. Du hast mir mit deinen ganzen Bälgern wirklich einen großen Gefallen erwiesen.~” Dem Dämonengott wich die Farbe aus dem Gesicht. „Was hast du getan?!”, fauchte er. Sie grinste nur. „Ich gebe zu, dass er länger durchgehalten hat als erwartet, aber schlussendlich zerbrechen sie alle. Wir mussten ihm nur einige falsche Erinnerungen geben und ihn mit Illusionen und Visionen bearbeiten. Am Ende musste er leider einsehen, dass er wertlos und ungewollt ist. Zu Schade.~”
 

Satan wusste sofort, was passiert war und was diese Visionen und falschen Erinnerungen höchstwahrscheinlich gezeigt hatten. „DU VERDAMMTES MISTSTÜCK!”, explodierte er und wollte zu ihr gehen, um sie zu erwürgen, doch natürlich hielten ihn die Barrieren zurück, woraufhin er ein animalisches Grollen ausstieß. Er spürte wie sich seine Pupillen verformten und die Dämonenmale auftauchten, doch es interessierte ihn nicht. Die Rothaarige zeigte sich unbeeindruckt und lachte. „Was hast du erwartet? Er ist schwach. Er ist leicht zu manipulieren. Ich habe mich übrigens entschieden die Baal ebenfalls am Leben zu lassen und als Haustiere zu behalten. Es wäre so viel unterhaltsamer sie zusehen zu lassen, wie sie alles verlieren und ihren Willen zu brechen. Ich denke, ich fange mit Astaroth an und arbeite mich dann nach dem Alter hoch. Wenn ich dann erst mit ihnen und dem Halbblut fertig bin, werden sie sich nicht mal an ihre Namen erinnern. Oh, übrigens habe ich eine Möglichkeit gefunden, dass sie für Sirenengesang genauso empfänglich sind wie gewöhnliche Dämonen. Ich kann sie also gleich mit benutzen, um Assiah ins Chaos zu stürzen.~” Satan zitterte vor Wut. Noch nie zuvor hatte er so viel Hass für eine einzelne Person verspürt. Er glaubte ihr, wenn sie sagte, dass sie seine Söhne irgendwie mit den Sirenen erreichen konnte. Wenn es ihr gelingen sollte, wäre es für Gehenna und Assiah endgültig vorbei. Doch er schrie sie nicht erneut an. Das wäre zu einfach und würde ihr nur Genugtuung bringen. „Ich werde dich nicht töten.”, flüsterte er, jedoch laut genug, sodass sie ihn verstehen konnte. „Oh?”, fragte Lilith. Satan sah ihr direkt in die Augen. „Ich werde dich nicht töten.”, wiederholte er mit dunkler Stimme. Sie war verzerrt, ein weiteres Zeichen für seine extreme Wut. „Noch nicht. Zuerst werde ich dir alles nehmen, was dir irgendetwas bedeutet. Dann lasse ich dich zusehen, wie alles, was du dir aufgebaut hast, in Flammen aufgeht und zu Asche wird. Und dann wirst du leiden. Ich werde dein Fleisch und deine Haut verbrennen und abziehen, dir sämtliche Knochen brechen, dich in Weihwasser ertränken und deinen Verstand zerschmettern. Es wird nichts mehr von dir übrig bleiben und wenn du dann auf Knien um den Tod bettelst, werde ich ihn dir langsam und qualvoll bringen.”

Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte Lilith aufrichtig besorgt. Es schien sogar, als würde sie einen Schritt zurücktreten wollen, doch sie fing sich schnell wieder. „Leere Worte. Sonst nichts.”, war alles, was sie sagte. Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum und ließ Satan wieder allein. Dieser hatte sich inzwischen wieder halbwegs beruhigt, zumindest so weit, dass seine dämonischen Merkmale verschwanden. Dennoch konnte er nicht anders als sich umzudrehen und seine Faust mit voller Kraft in die Wand zu schlagen. Natürlich gab das Gestein nicht nach und Blut lief seine Hand hinunter, doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte nicht nur als Herrscher versagt, sondern jetzt auch noch als Vater. Er hatte damals keine Kinder gewollt, weil er sie für eine Schwäche gehalten hatte, doch schlussendlich war es ganz allein seine Schuld gewesen, dass alles den Styx runter gegangen war. Der Dämonengott ballte die Hände zu Fäusten. Noch war es nicht vorbei. Lilith würde einen Fehler machen und dann würde er zur Stelle sein. Sie würde auf jeden Fall bezahlen und wenn es ihn umbrachte. Wenn er schon unterging, dann riss er sie mit sich in den Abgrund.
 

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Genauso wütend war auch Azazel, nur aus einem anderen Grund und dieser hieß Jahi. Wie so oft hatte er sich nicht getraut, schlafen zu gehen, zu sehr fürchtete er sich davor, also war er in den Gängen umhergewandert, die Müdigkeit und Erschöpfung ignorierend. Er hatte die Feuerdämonin seit Samhain nicht mehr gesehen, umso größer war die Überraschung, als er sie aus einem der Räume herauskommen sah. Offensichtlich hatte sie ihn nicht entdeckt, denn sie lief einfach weiter. Er folgte ihr leise und als er sicher war, dass sie vollkommen alleine waren, griff er sie und presste sie gegen die Wand. Eine Hand legte er um ihren Hals. „Nenne mir einen guten Grund, weswegen ich dir nicht die Kehle durchschneiden sollte!”, zischte er ihr zu. Jahi wirkte mehr als erschrocken, doch riss sich schnell zusammen. „Ich hatte mich schon gefragt, wann wir uns wohl wiedersehen würden.”, stieß sie hervor. „Also scheinen die Gerüchte wohl zu stimmen. Du bist wirklich ein Verräter. Schätze, dann haben wir was gemeinsam-” Der Griff des Geisterdämonen verstärkte sich. „Wage es ja nicht, uns auf eine Stufe zu stellen!” Jahi sah ihn kalt an. „Du arbeitest für Lilith, hast deine Brüder und deinen Vater damit betrogen und nach dem, was man so hört, hast du Rin ausgeliefert. So verschieden sind wir also wirklich nicht.” Er bleckte die Zähne und kämpfte gegen den Drang an, seine Zähne in ihre Kehle zu rammen. So viel Kontrolle hatte er noch, er würde sich von seinen Instinkten nicht zu einem Tier machen lassen. Jahi lachte leise. „Ich habe wohl einen Nerv getroffen, wie?” Azazel antwortete nicht, sondern starrte sie weiterhin feindseelig an. „Du hast mir immer noch keinen Grund genannt, warum ich dich nicht einfach umbringen sollte.”
 

„Bist du wirklich scharf auf ein Wiedersehen mit Verin? Wenn Lilith es nicht gleich selbst übernimmt.”
 

„Sie würden nie erfahren, dass ich es war. Wir sind allein und manche der Wachen werden gerne mal handgreiflich. Vielleicht hat dich einer bedrängt, du hast dich gewehrt, also hat er dich erledigt. Wäre nicht das erste Mal. Du wirst nur eine weitere namenlose, unbedeutende Tote sein.” Nun war es Jahi, die die Zähne bleckte. „Weißt du, das war einer der Gründe, warum ich euch verraten habe. Ihr seid allesamt verdammte Heuchler. Du bist nicht besser als ich, aber siehst dich im Recht. Aber anders als wir, bekommt ihr nie die Konsequenzen zu spüren. Immer sind die anderen Schuld und was und wer euch nicht passt, wird eben aus dem Weg geschafft. Genau wie meine Mutter.” Azazels Augen verengten sich. Ihre Mutter? „Was hat Aeshma damit zu tun?”, fragte er. Die Feuerdämonin schnaubte. „Tu nicht so. Es war doch Satan, der sie umgebracht hat, weil er nicht wollte, dass sie überall rumerzählt, dass er sie sich einfach genommen hat.” Der Geisterdämon blinzelte verwirrt, doch dann verstand er. Lilith hatte Jahi, Aym und Stihi angelogen und behauptet, dass Satan sie sich ohne ihr Einverständnis genommen und schließlich umgebracht hatte, als sie ihm zu langweilig wurde. Das war wirklich unter der Gürtellinie, aber es sollte ihn wohl nicht überraschen. „Du liegst falsch. Vater hat sich nie jemanden gegen seinen Willen genommen. Sie hätte Zuflucht bei ihm suchen können, aber war zu stolz dafür und als Lilith kam, um sie töten, hat sie alles erzählt, was sie wusste. Danach war sie nutzlos und Lilith hat sie umgebracht. Vater wusste bis vor kurzem gar nicht, dass sie tot war. Du und deine Geschwister wurden rein gelegt.” Diesmal weiteten sich Jahis Augen. Schock stand ihr im Gesicht, dann schnaubte sie abfällig. „Lügner.” Azazel schüttelte den Kopf. „Nein. Lilith ist die Lügnerin.” Damit ließ er sie los und sie sank zu Boden. Schritte näherten sich. „Pass besser auf. Beim nächsten Mal werde ich nicht zögern.”, murmelte er. Ohne ihre Antwort abzuwarten, stürmte er davon.
 

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‚Ok...das ist jetzt wirklich ziemlich unangenehm.”, dachte Egyn etwas nervös und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Nach einer äußert unruhigen Nacht und einigen weiteren Vorbereitungen wie neue Truppen empfangen, welche früh am Morgen gekommen waren, hatten sie sich erneut mit den Exorzisten inklusive Adepten verschiedenster Länder getroffen. Diesmal waren allerdings ihre Stellvertreter sowie die Eliteeinheiten dabei und das sorgte für einige Anspannung. Die Dämonen starrten die Exorzisten an, diese starrten wiederum die Dämonen an. Besonders Alastor wurde mit einer gewissen Vorsicht betrachtet, was wohl daran liegen könnte, dass er aussah, als würde er sie am liebsten alle brutal niedermetzeln. So weit weg war es nicht von der Wahrheit und er war eindeutig nicht der einzige, der diesen Wunsch hegte. Amon und Halphas schienen ebenfalls nach den Waffen greifen zu wollen, ebenso wie mehrere der Elitesoldaten. Den Exorzisten ging es nicht anders. Es würde den Wasserkönig nicht überraschen, wenn sie schon überlegten, was wohl die Todesverse waren und wie viele Kugeln sie brauchen würden. Immerhin waren die Illuminati nicht auch noch hier, sonst wären wohl schon längst Köpfe gerollt. Er sah zu Lucifer und Samael, welche alles, was sie erfahren hatten für die Exorzisten zusammenfassten. Nicht zum ersten Mal beneidete er sie dafür, dass sie in fast jeder Situation einen kühlen Kopf bewahrten, sogar wenn Familienmitglieder in Gefahr waren. Er wäre an ihrer Stelle vollkommen überfordert. Seitdem seine Mutter den Verstand verloren hatte und schlussendlich starb, hatte er große Verlust- und Trennungsängste entwickelt, welche trotz psychologischer Behandlung immer noch große Teile seines Lebens bestimmte. Entweder er hing zu sehr an anderen Personen oder es fiel ihm schwer engere Beziehungen einzugehen, weil er Angst hatte, die Person zu verlieren. Es konnte ein wahrer Teufelskreis sein. Die beiden älteren Dämonenkönige hatten ihren Bericht nun beendet und die Exorzisten wechselten beunruhigte Blicke. „Also...kurz gesagt sind wir am Arsch?”, fragte Shura. „Wenn Lilith wirklich mit ihren neuen Haustieren und den Sirenen anrückt, wird's auf jeden Fall ungemütlich.”, bestätigte Beelzebub. „Das Wissen wurde damals nicht umsonst verboten.”
 

„Ihr habt einen Uphir erwähnt. Wer ist das?”, fragte Tsubaki. „Er war früher der Hauptheiler in Vaters Palast und in ganz Gehenna für seine Forschungen und Fähigkeiten bekannt.”, erklärte Lucifer. „Wir waren noch Kinder, als er im Palast arbeitete, aber wir hatten immer ein seltsames Gefühl in seiner Nähe. Er hat uns immer wieder ziemlich seltsam angestarrt. Das ist zwar noch nichts allzu schlimmes, aber dann begannen wir und einige Bedienstete immer häufiger krank zu werden und zwar meist nach irgendwelchen Behandlungen oder Routineuntersuchungen bei ihm. Azazel, Egyn, Vaya und ich sind sogar einmal zusammengebrochen. Es wurde eine Untersuchung durchgeführt, aber nichts wurde gefunden. Uphir kündigte dennoch seine Stelle im Palast mit der Begründung, er wolle in Gehenna herumreisen und dabei neue Erkenntnisse für seine Forschungen sammeln. Wir erfuhren erst Jahre später, was er damit eigentlich meinte. Es verschwanden plötzlich Kinder, junge Männer und Frauen. Alle Spuren verliefen im Sand bis man endlich einen Hinweis bekam. Es stellte sich heraus, dass Uphir hinter ihrem Verschwinden steckte. Er hatte sie als Testobjekte für seine Forschungen verwendet.”
 

„Ich werde das sicher bereuen, aber...wie sahen diese Forschungen aus?”, fragte Shura. Der Lichtkönig zögerte bevor er antwortete. „Er versuchte verschiedene Spezies von Dämonen zu verschmelzen und das meine ich wortwörtlich. Er verwendete Alchemie um ihre Körper zu verbinden, teilweise kreuzte er sie auch mit Tieren. Was heraus kam, war mehr als grotesk. Das waren Wesen ohne Verstand und tierischen Instinkten. Dann wollte er außerdem eine Möglichkeit finden, um wahre Unsterblichkeit zu erreichen. Er entfernte Teile des Gehirns und beobachtete die Auswirkung auf die Betroffenen. Dann entnahm er die Gehirne, Organe und das Dämonenherz und versuchte sie in einen anderen Körper zu stecken...und er experimentierte viel mit den Regenarationsfähigkeiten. Wie viel Schaden zugeführt werden kann, bevor man stirbt, was gegen welche Dämonen eines Elements besonders effektiv war, wie viel Weihwasser man schlucken kann, ohne dass das Innere komplett verätzt wird, wie das Nervensystem und damit auch die Muskeln auf verschiedene Einflüsse reagieren, Reaktionen auf Parasiten...und das ist alles noch halbwegs harmlos.” Die Exorzisten waren alle kreidebleich. Egyn konnte es ihnen nicht verübeln. Uphirs kranke Experimente gehörte zu einem der grausamsten Verbrechen Gehennas. Er wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn er weiterhin im Palast gearbeitet hätte. Sie wären vielleicht als Kinder Opfer geworden. Verdammt, Astaroth und Beelzebub waren als Erwachsene fast Opfer geworden. Noch heute wurde Uphir gerne als Horrorgestalt benutzt, um kleine Kinder dazu zu bringen, sich zu benehmen. „Und was ist mit ihm passiert?”, hakte Angel nach. „Tot.”, antwortete Iblis. „Er starb bei der Flucht. All seine Labore und Einrichtungen wurden niedergebrannt, seine Aufzeichnungen vernichtet und seine Kreationen vom Schwarzmarkt genommen. Aber scheinbar wurde irgendwas übersehen.”
 

„Offensichtlich.”, murmelte Angel. „Was machen wir wegen der Sirenen? Kann man ihren Einfluss irgendwie unterbinden?”
 

„Auch wenn es dumm klingt, Ohrstöpsel sind da wohl die beste Option.”, sprang Egyn ein. „Allerdings ist das nur eine Notlösung. Die Sirenen hassen Lilith und folgen ihr sicher nur, weil sie gezwungen werden, also wird jemand bei ihnen sein, der aufpasst, was sie tun. Wenn wir die ausschalten, können die Sirenen ihre Opfer dann selbst freilassen.”
 

„Trotzdem müssen wir unbedingt herausfinden, ob Lilith wirklich eine Möglichkeit gefunden hat, euch ebenfalls zu verhexen.”, schaltete sich Agares ein. „Sie hat sicher einige Asse im Ärmel und wird einen Plan haben, um an euch ranzukommen.”
 

„Können wir es nicht machen wie damals Odysseus?”, fragte ein Zweigstellenleiter mit schwerem Akzent. „Er hat die Ohren seiner Besatzung mit geschmolzenen Wachs verschließen lassen und konnte somit ihre Insel passieren.” Richtig, die Sterblichen im alten Griechenland hatte sogar eine Legende dazu gehabt, welche sogar gar nicht so falsch war. Allerdings hatten sich die Sirenen nie in den Tod gestürzt nachdem sie versagt hatten. Sie konnten zwar ziemliche Drama-Queens sein, aber so schlimm war es dann doch nicht. „Das wäre vielleicht möglich, aber ziemlich aufwendig.”, räumte der Wasserdämon ein. „Schlussendlich kommt es darauf an, wie mächtig die Sirenen sind. In der Regel singen sie zuerst ein Lied, womit sie jemanden unter ihre Kontrolle bringen und dann noch ein weiteres, um sie zum Beispiel zum Kampf anzustacheln. Wir müssen es also möglichst schnell beenden.”
 

„Sie singen also richtige Texte?”
 

Egyn bestätigte. „Am Anfang singen sie meist Vokalise, also nur auf Vokale, um Aufmerksamkeit zu bekommen und die ersten unter ihren Einfluss zu bekommen, dann fangen sie an Texte zu singen. Ab dann wird es richtig gefährlich. Allerdings müssen wir theoretisch nur die Hauptstimme ausschalten.”
 

„Die Hauptstimme?”, hakte ein Exorzist nach. Der Wasserdämon nickte. „Sie können nicht alle in der gleichen Laustärke singen, sonst übertönen sie sich gegenseitig. Darum übernimmt eine Sirene immer die Hauptstimme, der Rest den Begleitgesang, um dem ganzen mehr Durchsetzungskraft zu verleihen beziehungsweise die Hauptstimme zusätzlich zu harmonisieren.” So hatte es ihm zumindest seine Mutter erklärt. Sie war früher Sängerin gewesen, noch dazu eine der bekanntesten Gehennas bevor sie seinen Vater getroffen und geheiratet hatte. Da sie Sirenenblut in sich hatte, hatte sie viel über den Gesang gewusst und konnte anderen damit die Köpfe verdrehen, wenn sie es wollte. Außerdem hatte er es öfter bei Kyrene und ihren Schwestern beobachtet. Während Erato in der Regel die Hauptstimme übernahm, sorgte der Rest für die Unterstützung. Keto hatte die tiefste Stimme von ihnen, Galatea die höchste und Kyrene war etwas höher als Erato, weswegen sie sich alle gegenseitig gut ergänzten. Er selbst war ebenfalls ein guter Sänger und hatte die Sirenenstimme seiner Mutter geerbt, doch wenn er die benutzen wollte, musste er sehr tief graben und es war zudem äußerst kraftaufwendig, weswegen er sie nie verwendete. Eventuell war er dadurch so oder so gegen den Sirenenzauber immun, egal was sich Lilith ausgedacht hatte. „Haben die Sirenen Todesverse, die wir gegen sie verwenden können?”, fragte ein weiterer Exorzist. Egyn schüttelte den Kopf. „Nicht dass ich wüsste. Wie gesagt, müssen wir die Bewacher ausschalten und die Hauptstimme unterbrechen oder wir müssen den Sirenen den Flucht ermöglichen.”
 

„Und Lilith?”, fragte Shura nach. „Hat sie irgendwelche Todesverse?” Astaroth zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich nicht. Sie ist in gewisser Weise Vaters Gegenstück und er hat keine.”
 

„Das muss sich doch irgendwie rausfinden lassen.”, beharrte Izumo. „Kannst dich ja gern daneben stellen und ihr einmal die Bibel vorlesen. Wir lachen dich dann aus sicherer Entfernung aus.”, antwortete Halphas trocken, woraufhin Amon, Alastor und einige der Baal begannen zu lachen. Die Adeptin funkelte ihn wütend an, doch Lucifer kam ihr zuvor. „Leute, verkneift es euch.” Er wandte sich erneut an die Exorzisten. „Selbst wenn es euch gelingen sollte, andere Dämonen auszutreiben, sie würden einfach zurückkommen. Die Grenze zwischen den Welten wird zusammenbrechen, wenn es weiter so geht. Ich fürchte, die Tamer werden ebenfalls nicht von großem Nutzen sein.” Egyn seufzte innerlich und begann langsam wieder mit seinen Gedanken abzuschweifen. Das meiste Gerede kannte er ohnehin bereites und die Gespräche drehten sich zum Teil im Kreis. Stattdessen fragte er sich, ob wohl Kyrene und ihre Familie in Assiah waren. Erato und Keto hatten schon in Gehenna gerne für etwas Chaos mit ihrem Gesang gesorgt, aber das taten viele Sirenen und es sorgte nie für zu großen Schaden. Diesmal würde es dagegen eine Katastrophe nach der anderen geben. Ein seltsames Kribbeln riss ihn aus seinen Grübeleien. ‚Was?‘ Er sah zu seinen Geschwistern. Sie und alle anderen Dämonen im Raum hatten sich versteift. Sie hatten es also ebenfalls gespürt. Das konnte nur Ärger bedeuten. „Was ist los?”, fragte Angel scharf. Sie antworteten nicht sofort, sondern tauschten alarmierte Blicke aus. Das Kribbeln wurde stärker, dann wurde es zu stechenden Kopfschmerzen, welche schließlich verschwanden. Dennoch wussten alle, was es bedeutete. „Lilith ist hier. Sie und ihre Anhänger sind in Assiah eingedrungen.”‚ verkündete Lucifer düster. Bevor Angel etwas erwidern konnte, ertönte ein Alarm. „......Schätze mal, die Pizza, die ich mir bestellt habe, wird nicht kommen.”, grummelte Iblis. Seine Geschwister, die Exorzisten und die Stellvertreter warfen ihm einen vernichtenden Blick zu, woraufhin er die Hände hob. „Ok, ok. Sorry.” Ohne ein weiteres Wort machten sich alle bereit, um die Angreifer zurückzudrängen.
 

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„Entschuldigt Hohepriesterin, ich habe hier eine Anfrage aus Griechenland.”
 

Christina nickte dem Hexer zu. „Ich rufe gleich zurück, ich muss mich erst um das hier kümmern.”
 

„Hohepriesterin Reichmann, einer Eurer Schüler hat sich aus Peru gemeldet. Es gab Komplikationen und er benötigt Hilfe.” Die Hexe unterdrückte einen Aufstöhnen. „Schickt ihm, was immer er braucht.” Ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie weiter. Erneut wurde sie aufgehalten. Diesmal war es eine Novizin. „Vergebt mir Hohepriesterin, ich habe einen dringenden Brief für euch.” Musste sie sich wirklich um alles kümmern?! „Gib es Blutpriesterin Shaina, ich habe keine Zeit.”, wimmelte sie das junge Mädchen ab. Endlich kam sie in ihrem Zimmer an, doch nun klingelte ihr Handy. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Genervt nahm sie den Anruf entgegen. „Ich hoffe, das ist wichtig Adrijana. Ich habe alle Hände voll zu tun!”
 

„Wäre es nicht wichtig, würde ich nicht anrufen.”, antwortete die Russin gehetzt. „Die beiden Leichen sind weg und sie dürfen auf keinen Fall zu anderen Lebewesen gelangen!”
 

„Was? Warum?”, fragte die Aschblonde verwirrt.
 

„Ich habe mir die beiden nochmal angesehen und dabei seltsame innere Verletzungen festgestellt. Es sah aus, als wären sie von innen heraus gefressen worden. Ich habe es mir also näher angesehen und dabei ein paar Parasiten gefunden. Es scheint eine mutierte Version von Mlakzot-Parasiten zu sein. Du weißt schon, die man früher in Gehenna zur Folter gezüchtet und verwendet hat?” Christina erschauderte. „Ja, die kenne ich.”
 

„Gut. Jedenfalls scheint das eine neue, wesentlich aggressivere Variante zu sein, die sich extrem schnell vermehrt und...na ja...von Menschen Besitz ergreifen können. Quasi wie bei Zombies nur gefährlicher. Wenn wir nichts unternehmen, werden sie sich überall ausbreiten!” Die Hohepriesterin schluckte. „Aber wo kommen die her?”
 

„Ich schätze mal, das ist einer dieser Wesen mit denen Lilith gearbeitet hat oder hat experimentieren lassen. Ich weiß nicht, wie sie nach Assiah gekommen sind, aber wir hatten Glück, dass keiner auf der Lichtung infiziert wurde. Jetzt aber los, wir müssen sie finden und den Dämonenkönigen Bescheid sagen!”
 

„Alles klar, ich setze sofort ein paar meiner Leute drauf an. Ich melde mich dann bei dir.” Sie legte auf und holte tief Luft. Auch das noch. Als ob sie nicht schon genug zu tun hatte. Sicher, sie hatte als eine Hohepriesterin immer zu tun, aber seit dem Konflikt mit Lilith wurde es immer schlimmer. Sie zwang sich zur Konzentration. Es war keine Zeit für Selbstmitleid. Nachdem sie einige ihrer Leute von der Situation unterrichtet hatte, wollte sie sich eigentlich bei Lord Samael melden, doch dieser ging nicht an sein Telefon. Kurzerhand schreib sie ihm eine SMS. Besser als nichts. Sie war gerade dabei ihre Runensteine für ein Ritual vorzubereiten, als ein Novize hereingestürmt kam. Sie sah ihn wütend an. „Ich bin dabei ein wichtiges Ritual vorzubereiten! Was erlaubst du dir-?!”
 

„Bitte vergebt mir, aber es ist ein Notfall! Es gibt Meldungen über eine Gehennapforte, die-” Er wurde unterbrochen, als sich ein seltsames Kribbeln gepaart mit Kopfschmerzen anbahnte. Es hatte also begonnen.
 

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Amaimon starrte ausdruckslos auf die angreifende Horde und musste seine Enttäuschung verbergen. ‚Das ist alles? Mehr hat sie nicht geschickt? Wie langweilig.‘, dachte er ungerührt. Wenn man bedachte, dass so ziemlich ganz Gehenna vor ihr buckelte, hätte sie ruhig ein paar mehr Truppen schicken können. Gut, er sollte sich wohl nicht beschweren, aber er könnte wirklich etwas brauchen, um seinen Frust anzubauen. Abgesehen davon war es zu lange her, dass er richtig mit jemanden spielen konnte. Seine Brüder beobachteten das Ganze mit steinernen Gesichtern. Noch hielten die Barrieren, aber die Stadt war größtenteils ungeschützt und je mehr Lilith eroberte, umso mächtiger würde sie werden. „Sollen wir wirklich ausnahmslos jeden angreifen?”, fragte Egyn ein wenig nervös. „Nicht alle folgen ihr freiwillig...” Iblis schnaubte. „Und wie sollen wir sie bitte unterscheiden? Wir haben keine Wahl. Entweder sie oder wir.” Die restlichen Baal nickten, ohne ihre Blicke abzuwenden. „Bringen wir es hinter uns.”, murmelte Lucifer und zog sein Schwert. Der Rest tat es ihm gleich und zog die Waffen. Amaimon sah kurz zu den Exorzisten. Sie alle starrten auf die angreifenden Dämonen, manche verängstigt, andere grimmig und manche entschlossen. Ihm wäre es wirklich lieber, wenn sie sich raushalten würden, sie wären nur im Weg. Dummerweise hatte er diesbezüglich nichts zu sagen. „Dann los geht's. Ihr kennt die Strategie.”, sagte Lucifer und alle nickten. Lilith würde schnell lernen müssen, dass sie noch lange nicht am Ende waren.
 

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Der Kampf war hart und brutal, also genau was Shura erwartet hatte. Zugegenermaßen hatte sie ein mehr als mulmiges Gefühl, doch riss sich zusammen. Sie standen ihren Gegner nicht alleine gegenüber, sondern hatten sieben Dämonenkönige sowie mehrere erfahrene Kämpfer auf ihrer Seite. Wer hätte gedacht, dass sie sich jemals mit einem derartigen Gedanken trösten würde? Es musste wohl nicht erwähnt werden, dass die Baal und ihre Leute wesentlich mehr Schaden anrichteten, als die Exorzisten es jemals könnten. Ein Teil fragte sich, wie sie ihre Verbündeten von den Gegnern unterscheiden konnten, doch beschloss, dass es schlussendlich keine Rolle spielte. Sie mussten sich auf die Verteidigung konzentrieren. Noch hielten die Barrieren, doch sicher nicht mehr lange. Während sie gegen einige Ghule kämpfte, bemerkte sie zudem weitere, ihr unbekannte Dämonenarten. Einige hatten beispielsweise schwarze Augen, dies waren wohl die Alukah. Die Baal hatten ihnen geraten sich von denen fernzuhalten, eine Berührung konnte schon fatale Folgen haben und sie hatte so gar keine Lust sich leer saugen zu lassen. Sie war gerade dabei ihr Schwert aus einem sterbenden Ghul zu ziehen, als sie Astaroth entdeckte. Er war mehrere Meter von ihr entfernt und zielte...auf sie?! Bevor sie überhaupt zusammenzucken konnte, kam sein Messer, doch sie war nicht das Ziel gewesen, sondern ein Moroi, der sich von hinten an sie angeschlichen hatte. Kreischend brach dieser zusammen. Als sie sich wieder zum Verwesungskönig umdrehte, war dieser jedoch wieder verschwunden. ‚Zwar kann er uns immer noch nicht leiden, aber immerhin kann man sich auf ihn verlassen, wenn man ihn zum Verbündeten hat.‘, dachte sie düster. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass zwei Hexen in Bedrängnis gerieten, also machte sie sich kurzerhand auf den Weg, um ihnen zu helfen. Egal ob nun Dämon, Exorzist oder Hexe, sie alle saßen im selben Boot. Wenn sie untergingen, dann zusammen.
 

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Kyrene war noch nie in ihrem Leben so nervös gewesen. Noch immer hoffte sie, dass alles nur ein Albtraum war und sie jeden Moment aufwachen würde. Doch leider es war Realität. Sie, ihre Schwester und einige weitere Sirenen waren in Assiah und standen nun auf irgendeinem Platz in einer japanischen Stadt. Die Sirene war so angespannt, dass sie gar nicht wirklich darauf achtete, was sich in den letzten Jahren verändert hatte. Den restlichen Frauen erging es nicht anders. Galatea zitterte am ganzen Körper, während Erato und Keto versuchten sie flüsternd zu beruhigen. Es war immer wieder überraschend wie fürsorglich die beiden sein konnten. Erato war extrem eifersüchtig gewesen, als sie Geschwister und damit weniger Aufmerksamkeit bekommen hatte und Keto war ständig von allem und jedem genervt. Dennoch konnte man sich auf sie verlassen, wenn es drauf an kam. Sie wollte ebenfalls auf ihre kleine Schwester einreden, doch ein ziemlich gemein aussehender Dämon brüllte die Gruppe an. „Was steht ihr so unnütz rum, ihr dämlichen Fischweiber?! Bewegt euren Arsch und macht euch bereit zu singen! Und wagt es ja nicht schief zu singen oder die Menschen auf uns zu hetzen, sonst reiße ich euch persönlich die Stimmbänder aus!” Einer der anderen Wärter lachte dreckig. „Dann pass aber auf, dass sie das überleben. Ich will ein paar von ihnen gerne mal persönlich näher kennen lernen.” Sein Blick wanderte zu Galatea, welche sich daraufhin wimmernd hinter Erato und Keto versteckte. Die beiden Sirenen warfen dem Wärter vernichtende Blicke zu und Kyrene ballte die Hände zu Fäusten. Wie gerne würde sie jetzt ihren Speer haben, um diesem Widerling eine Lektion zu erteilen! „Ich kann nicht singen, ich bin zu aufgeregt. Ich werde schief singen. Er reißt mir die Stimmbänder raus.”, flüsterte Galatea verängstigt. „Reiß dich zusammen, es gibt keinen Grund!”, zischte Keto. „Wir haben das schon so oft gemacht, diesmal ist es nicht anders! Konzentrier dich einfach auf die Melodie, den Text haben wir hundertmal geübt.”
 

„Keto hat recht.”, flüsterte Erato. „Du kannst das, Tea. Es ist nicht schwer.”
 

„Außerdem bin ich auch noch da.”, schaltete sich Kyrene ein und versuchte der jüngeren aufmunternd zuzulächeln, auch wenn es schwer fiel. „Ich werde versuchen etwas höher als sonst zu singen, da fällt es sicher nicht auf, wenn du mal eine Note verpatzt.” Galatea nickte unruhig, aber etwas zuversichtlicher. „Wir kriegen das hin.”, murmelte Erato. „Entweder die Menschen oder wir, da fällt die Wahl nicht schwer.” Schließlich war es soweit. Viele der anderen Sirenen waren zu anderen Teilen der Stadt gebracht worden, sodass Kyrene und ihre Schwestern alleine waren. Sie standen nun auf einem flachen Gebäude, unter ihnen kämpften Liliths Diener gegen Exorzisten, während Menschen panisch durcheinander liefen. Kyrene entschuldigte sich innerlich bei den Vergänglichen, die sie gleich ins Verderben reißen würde, dann begannen sie und ihre Schwestern mit ihrem Gesang. Erato würde wie so oft die Hauptstimme übernehmen, sie den Begleitgesang. Für den Anfang waren es nur Vokale, womit sie bereits erste Aufmerksamkeit erhielten. Dann begannen sie mit der ersten Strophe.
 

Es ist Zeit für uns're Showtime, kommt wir laden euch ein!

Wer uns're Stimmen hört, ist schnell betört.

Lasst euch vom Willen befreien, kein Grund gleich zu schreien.

Es gefällt euch, tut nicht so keusch!

Dies ist erst der Anfang, es fällt der letzte Vorhang.
 

Bisher lief alles gut. Die Worte kamen klar und deutlich, es gab keine schiefen Töne. Wie immer harmonierten sie gut zusammen, doch diesmal hatte es einen bitteren Beigeschmack.
 

Freier Wille ist eine Illusion, hier ist Endstation.

Vergesst eure Sorgen, ihr seid schon verdorben!

Wehrt euch nicht, es ist eure Pflicht!

Das Schicksal unausweichlich ist, nur damit ihr's wisst.

Eure Welt ist fort, folgt einfach uns'rem Wort!
 

Kyrene spürte wie die ersten unter ihren Bann gerieten. Viele erstarrten. Sie machte einfach weiter und redete sich ein, dass sie einfach nur zum Spaß zusammen sangen und nicht, um einen Haufen Unschuldiger zu versklaven.
 

Uns're Macht so groß, lässt euch nie mehr los.

Unterwerfen solltet ihr euch gern, alles andere liegt doch fern.

Jedes Wort, dass wir weben, ist für euch ein Segen.

Ihr seid uns verfallen, haltet uns nicht zum Narren!

Es ist längst zu spät, egal wie sehr ihr fleht!
 

Manche versuchten sich zu wehren, doch nicht lange. Es war immer dasselbe. Sie waren von dem Moment an verdammt, in dem sie ihren Gesang gehört hatten.
 

Freier Wille ist eine Illusion, hier ist Endstation.

Vergesst die Flucht, wir sind eure Sucht!

Ihr seid an uns gebunden, habt eure Meister gefunden.

Das Schicksal unausweichlich ist, nur damit ihr's wisst!

Eure Welt ist fort, folgt einfach uns'rem Wort!
 

Es war schon immer irritierend gewesen, wie ironisch die Texte sein konnten. Sie sangen davon, dass ihre Opfer an sie gefesselt waren und sie ihre Meister waren, doch selber ging es ihnen genauso. Das Schicksal war wirklich unausweichlich.
 

In uns'rem Netz gefangen, müsst ihr nicht länger bangen.

Ihr gehört längst uns, also sichert euch uns're Gunst!

Kniet nieder, werd't belohnt, während Gehenna über allem thront!

Ihr könnt nicht uns besiegen, alle werden unterliegen.

Dämonen haben diese Runde gewonnen, aller Kampfeswille ist euch entronnen!
 

Was die Sirene am meisten beschämte, war die Tatsache, dass sie das Gefühl ihrer zunehmenden Macht genoss. So viele unter ihrem Bann zu haben und sich von dieser Kraft zu nähren, war berauschender als jede Droge, jegliche Lust oder Alkohol. Kein Wunder, dass viele Sirenen so gerne Chaos stifteten oder manchmal richtig machthungrig wurden. Sie liebten dieses Gefühl zu sehr.
 

Freier Wille ist jetzt tot, ihr seht nur noch rot!

Die Spielzeit neigt sich dem Ende, ihr seid in unseren Händen.~
 

Kyrene spürte keinen Widerstand mehr. Sie zwang sich die letzte Strophe zu singen.
 

Kein Grund für Rebellion, genießt einfach die Sensation!

Egal wie sehr ihr es versucht, alle seid ihr verflucht.

Sagt, dass ihr uns wollt, auf ewig Respekt zollt!

Zeit für uns're Belohnung und das Ende der Verschonung.

Es ist endlich vorbei, Sklaven eilt herbei!
 

Tretet näher...niemand hält uns jetzt noch auf!
 

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„Warum müssen es immer Alukah sein?”, murmelte Iblis grimmig, als er ein weiteres der blutsaugenden Biester in Flammen einhüllte. Er warf einen flüchtigen zu den Exorzisten. Sie schlugen sich für einen Haufen Sterblicher nicht schlecht, zumindest manche von ihnen. Er entdeckte Shura, welche mit einer für Menschen beachtlichen Ausdauer kämpfte. Sie war talentiert und noch dazu ziemlich hieß. Wäre sie keine Vergängliche gewesen, hatte der Feuerdämon sie wahrscheinlich auf ein Date eingeladen. Allerdings hatte er bereits menschliche Partner in der Vergangenheit gehabt und das war nie gut gegangen. Es gab außerdem mehr als genug gut aussehende Dämonen Zuhause, also hatte er es nicht wirklich nötig sich in Assiah umzusehen. Höchstens mal für eine Nacht, wenn er Stress abbauen musste. Vorsichtig war er natürlich trotzdem, andernfalls würde sein Vater ihn häuten. Seine Brüder waren derweil ebenfalls fleißig und töten einen Gegner nach dem anderen. Allerdings hatte der Feuerkönig ein ungutes Gefühl. Es kamen keine neuen Gegner. Lilith hatte doch sicher gewusst, dass sie eventuell hier waren, also warum hatte sie nur so wenige Truppen geschickt? Im schlimmsten Fall war diese ganze Aktion hier nur eine Ablenkung. Ihm bleib jedoch keine Zeit lange nachzudenken, denn natürlich musste er in Bewegung bleiben. Eine knappe halbe Stunde später war der Kampf bereits vorbei. Das war viel zu schnell. Irgendwas hatte Lilith vor. Überall lagen Verletzte und Sterbende, doch Iblis beachtete sie kaum, er war zu tief in Gedanken. „Das war viel zu einfach.”, hörte er Egyn murmeln. „Einfach? Von wegen!”, schnaubte Angel. „Scheiße, ich hatte gehofft, dass der endlich drauf geht.”, murmelte Astaroth verdrossen. „Dem schließe ich mich an.”, flüsterte Indra, welche plötzlich neben ihm stand. „Es war zu einfach.”, bestätigte Samael. „Ich vermute, dass alles eine Ablenkung war. Sie hätte sonst mehr Truppen geschickt.”
 

„Die Frage ist dann, was ihr Hauptziel ist.”, kommentierte Alastor, welcher sich mit den Stellvertretern zu ihnen gesellt hatte. Allen ging es gut, sie sahen nur etwas zerzaust aus und Agares hatte einen leicht blutenden Schnitt an der Wange. Die Antwort kam nur kurz darauf. Sie waren gerade dabei sich ein Bild davon zu machen, wie viele Leute sie verloren hatten, als eine Exorzistin angerannt kam und schwer atmend vor Angel stehen blieb. „T-Tut...mir leid...i-i-ich....”, keuchte sie hervor. „Was?!”, fuhr Alastor sie an, woraufhin sie zusammenzuckte. „Ich habe schlechte Neuigkeiten.”, sagte sie schnell. „Ihr hattet recht, das hier war nur eine Ablenkung. Lilith hat den Vatikan angegriffen und ihn zum großen Teil zerstört. Sie benutzt ihn als neue Hauptbasis. Wir wissen nicht, ob die Grigori noch leben.” Manchmal war es so scheiße recht zu haben. Angel war blass geworden. „D-Das kann nicht sein!”, entrüstete er sich. „Der Vatikan ist das sicherte Gebäude der Welt, wenn es um Dämonenangriffe geht! Die Bannkreise und Barrieren-”
 

„Sind zusammengebrochen.”, unterbrach sie ihn. „Und zwar wegen blauer Flammen. Sie haben den Schutz und jede Person, die sich in den Weg gestellt hat, vernichtet.” Alle wandten sich sofort an die Baal, welche beunruhigte Blicke wechselten. „Rin...”, murmelte Samael. „Sicher, dass das nicht Satan war?”, fragte Shura angespannt. „Dafür müsste Lilith ihn aus dem Bannkreis lassen und das wäre ihr Ende. Sie kann Vaters Macht dann nicht mehr im Zaun halten.”, antwortete Amaimon monoton wie immer. „Abgesehen davon kann sie von Rin Besitz ergreifen, weil er ein Nephilim ist. Die Methode ist sicherer.”, warf Beelzebub ein. Shura kaute unruhig auf ihrer Lippe. „Also hat sie von Rin Besitz ergriffen?” Seufzend nickte Lucifer. „Höchstwahrscheinlich. Allerdings kann es gut sein, dass Azazel und Vater dann auch irgendwo im Vatikan sind.”
 

„Dann sollten wir das schnell überprüfen und sie befreien.”, warf Ankou ein. Alle nickten und machten sich an die Arbeit.
 

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„Eines muss man den Menschen lassen. Ihre Baukunst ist durchaus passabel.”, kommentierte Lilith und betrachtete die umliegenden Gebäude. Sie standen auf dem Platz vor dem Petersdom, umgeben von Leichen und Liliths Gefolgsleuten. Azazel sagte nichts. Sie erwartete ohnehin keine Antwort. „Eure Hoheit, was sollen wir mit den Überlebenden machen?”, fragte eine Naga und nickte in die Richtung einer am Boden kauernde Gruppe. Es waren sechs Exorzisten, die das Inferno zuvor irgendwie überlebt hatten. Manche hatten schwere Verletzungen, einer würde sterben, wenn er nicht behandelt wurde. Sie alle starrten Lilith verängstigt an. Doch der Geisterdämon kannte die Antwort schon. „Was für Überlebende?”, fragte die Dämonin gelangweilt. Damit starben auch die restlichen sechs. Azazel verkniff sich einen Kommentar. Es war feige verletzte, wehrlose Gefangene zu ermorden, auch wenn es Exorzisten waren. „So da dies nun geklärt ist...was ist mit den Anführern der Exorzisten? Die Grigori, nicht wahr?”, fragte Lilith und wandte sich an ihn. „Die Grigori konnten entkommen, zusammen mit vielen Würdenträgern, darunter auch dem Papst. Aber die Führungsebene der Ritterschaft ist damit vorerst verstreut. Unwahrscheinlich, dass sie sich schnell erholen werden.” Lilith verzog unzufrieden das Gesicht. „Eigentlich wollte ich die Anführer der Exorzisten allesamt vernichten...aber sei's drum. Diese kleine Machtdemonstration dürfte mehr als deutlich gewesen sein. Nur Narren werden sich mir in den Weg stellen.”
 

„Sie haben sich nach der blauen Nacht weiterhin gegen uns gestellt. So einfach ist es nicht. Schätze Euer genialer Plan war schlussendlich doch nicht so genial, Hoheit.” Diesmal konnte er den Spott aus seiner Stimme nicht raus halten. Liliths Augen funkelten gefährlich wie der einer Raubkatze, doch bevor sie den Geisterkönig für sein loses Mundwerk bestrafen konnte, wurden sie erneut unterbrochen. „Bitte vergebt die Störung, Majestät.”, entschuldigte sich ein Dämon. „Wir haben eine weitere Überlebende gefunden.” Besagte Überlebende wurde von zwei weiteren Dämonen zu ihnen geschliffen. Es war eine Frau und sie war eindeutig schwanger. Azazel war überrascht. Was hatte eine schwangere Frau hier verloren? Selbst wenn sie Exorzisten war, gab es nicht Mutterschutz oder wie das hieß? Die Frau wirkte zwar verängstigst, doch versuchte es zu überspielen. „Nehmt eure dreckigen Klauen von mir, ihr verdammte Höllenbrut!”, fauchte sie auf Italienisch. Sie hatte wirklich Glück, das hier keiner außer Azazel die Sprache verstand. Liliths Augen hatten sich verengt. „Was hat das zu bedeuten? Wo habt ihr sie gefunden?”
 

„Sie hat sich zwischen einigen Trümmerhaufen versteckt, Majestät.”, antwortete einer der Dämonen. „Keine Ahnung was eine Schwangere dort treibt.”
 

„Wenn ihr glaubt, dass ihr gewonnen habt, irrt ihr euch!”, knurrte die Frau, noch immer auf Italienisch. „Weder die Ritterschaft noch die Menschheit wird jemals vor Satan knien!” Natürlich glaubte sie immer noch, dass sein Vater für das hier verantwortlich war. Wenn sie nur wüsste. Lilith seufzte frustriert. „Ich verstehe kaum ein Wort. Azazel, du übersetzt. Frag sie wer sie ist und was sie hier zu suchen hat.” Azazel tat genau das. Die Frau sah ihn feindseelig an. „Ich werde euch gar nichts sagen, erst recht nicht einem Dämonenkönig!”
 

„Glaub es oder nicht, ich will noch weniger hier sein als du.”, knurrte er genervt. „Wenn du an deinem Leben und dem des Kindes hängst, würde ich dir raten auf die Fragen zu antworten. Unsere glorreiche Anführerin hier hat nämlich gehörig einen an der Klatsche. ” Tatsächlich hatte diese Frau eine kleine Überlebenschance. Warum auch immer schien Lilith etwas Herz zu zeigen, wenn es um Kinder und Schwangere ging. Sie hatte nie selbst welche getötet und sie öfter gehen lassen. Ihre Anhänger haben dagegen natürlich selten Halt gemacht, also viel änderte es nicht. „Ich bin Exorzistin und war nur hier, um mich mit meinem Mann zu treffen. Ich wollte ihm einige Unterlagen bringen, die er vergessen hat.”, presste sie nach einigem Zögern hervor. „Dann kam euer Angriff. Aber es ist nicht vorbei. Satan wird nie gewinnen!”
 

„Er hatte mit diesem Angriff nichts zu tun, er ist-”
 

„Azazel, du sollst übersetzen, nicht Lebensgeschichten mit ihr austauschen.”, unterbrach Lilith ihn kalt. Er übersetzte schnell, was sie gesagt hatte, woraufhin die Dämonengöttin anfing zu lachen. „Gut dann übersetzte das hier.” Sie wandte sich an die Frau. „Ich werde dich leben lassen, weil ich gute Laune habe und weil ich will, dass du eine Nachricht an deinen Orden überbringst, Exorzistin. Sag den Grigori, dass nicht Satan hinter den Angriffen steckt, sondern ich, Lilith. Ich bin die rechtmäßige Königin von Gehenna und nun werde ich Assiah unterwerfen und die Menschheit für alles zahlen lassen, was sie uns angetan haben! Die Dämonenkönige werden fallen, Satan wird sich mir unterwerfen und der Rest wird mir folgen oder sterben. Sollten sich die Exorzisten mir anschließen, werde ich es vielleicht in Betracht ziehen sie zu verschonen. Verstanden?~”
 

Azazel übersetzte alles, woraufhin die Frau blass wurde. „Aber die blauen Flammen-”
 

„Genug! Sag ihr, dass sie jetzt gehen soll oder stirbt. Und sie sollte meine Güte lieber nicht vergessen.” Er verkniff es sich, auf die ganzen verbrannten Leichen hinzuweisen, was nun wirklich nicht von Güte zeugte. Glücklicherweise nahm die Exorzistin den Hinweis ernst und machte, dass sie weg kam. „Endlich. Azazel, komm mit mir. Wir haben viel vorzubereiten.” Ohne große Wahl folgte er ihr. „Wie du sicher weißt, werden deine restlichen Brüder versuchen Satan und eure kleine Blutschande zu befreien. Ich nehme an, du kennst deine Rolle?”
 

„Ja.” Sie sah ihn mit roten Augen an. „...Eure Hoheit.”, fügte er widerwillig hinzu. Ihre Augen nahmen wieder ihre normale, goldene Farbe an. „Gut. Denke daran, dass ich sie möglichst lebend möchte. Es wäre zu langweilig, wenn sie jetzt schon sterben.” Er nickte langsam, die Hände zu Fäusten geballt. „Nun, du weißt, was du zu tun hast. Ich werde jetzt deinem Vater und kleinen Bruder einen Besuch abstatten. Ich bin sicher, sie können es kaum abwarten von meinem Sieg zu hören.~”
 

‚Als ob Rin noch irgendwas dazu sagen könnte.‘ Er sah ihr nach, dann wandte er sich abrupt um und lief in die entgegengesetzte Richtung. ‚Immerhin ist es für mich bald vorbei, wenn alles gut geht.‘
 

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Die Nachricht vom Fall des Vatikans verbreitete sich schnell. Viele waren panisch, denn der Vatikan war stets als sicherstes Gebäude bekannt, zumindest gegen Dämonenangriffe. Doch wenn Lilith wirklich Rin unter ihrer Kontrolle hatte, konnten sie sich auf einiges gefasst machen. Angel war zusammen mit mehreren Exorzisten aufgebrochen, um nach Zivilisten zu sehen und bei Evakuierungen zu helfen. Egyn beneidete sie nicht. Momentan war er damit beschäftigt den Heilern unter die Arme zu greifen. Es hatte einige Tote und Verletzte auf beiden Seiten gegeben, was sie mit ihren überlebenden Gegnern tun sollten, wussten sie noch nicht, daher wurden sie vorerst eingesperrt. Er sah auf, als er Beelzebubs Aura spürte. „Bist du fertig hier, Egyn? Wir haben gerade eine Nachricht von den Grigori bekommen.” Der Wasserdämon nickte und stand auf. „Also haben sie den Angriff wirklich überlebt. Dann nehme ich an, dass sie sich jetzt doch mit uns verbünden wollen?”, fragte er, während sie durch die Gänge liefen. Der Insektenkönig nickte. „Wie es der Zufall will, gab es eine Überlebende, die gehen durfte und den Exorzisten eine Nachricht überbringen sollte. Lilith hat ihnen ein Ultimatum gestellt. Entweder sie folgen ihr oder sie sterben. Schätze das hat die Grigori endlich überzeugt, dass wir die Wahrheit gesagt haben.”
 

„Wurde auch Zeit. Ehrlich gesagt würde ich ihnen am liebsten sagen, dass sie uns mal kreuzweise können, aber da hängt wohl zu viel dran.”, grummelte Egyn. Beelzebub lachte. „Iblis hat sich schon beschwert, dass die "Ostereier" jetzt plötzlich angekrochen kommen. Aber besser spät als nie.” Sie erreichten den Versammlungsraum. Mehrere Zweigstellenleiter und Shura waren dort, doch vom Paladin fehlte jede Spur. Lucifer sah auf. „Da seid ihr ja. Wir fangen gleich an, sobald der Paladin dazu kommt.” Astaroth trommelte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Tischplatte, weswegen ihm mehrere Exorzisten immer wieder nervöse Blicke zuwarfen. „Auf diese Pfeife können wir gut verzichten. Der braucht ewig...”
 

„Er ist an der Evakuierung beteiligt.”, zischte ein Zweigstellenleiter bissig. Astaroth verdrehte die Augen. „Heul doch. In Gehenna wäre das schon fünf Mal erledigt gewesen.”
 

„Ach ja? Und trotzdem wurdet ihr ziemlich schnell überrannt, nicht wahr?”, erwiderte der Exorzist angriffslustig. Astaroth und einige andere Dämonen standen auf und machten einen drohenden Schritt auf ihn zu, doch ausgerechnet Samael mischte sich ein. „Nun hört schon auf mit diesem Kindergarten, es ist peinlich.”, seufzte dieser. „Wie gut, dass du nie für Drama gesorgt hast.”, kam die gemurmelte Erwiderung vom Verwesungskönig, doch er setzte sich wieder hin. Egyn nutzte den kurzen Moment des Friedens, um sich im Raum umzusehen. Er entdeckte Rins Freunde und Yukio, welche sich leise in einer Ecke unterhielten. Zu seiner Überraschung unterhielten sich Izumo und Shiemi leise mit Ankou und Agares. Vaya saß daneben und hörte zu, auch wenn sie nichts verstand. Derweil redete Shura ausgerechnet mit Indra. Was die beiden miteinander zu schaffen hatten, war ihm ein Rätsel, aber es war ja nicht verboten. Einige Hexen und Hexer waren ebenfalls hier. Manche sprachen etwas zögerlich mit Exorzisten, doch alles schien friedvoll abzulaufen. Endlich öffnete sich die Tür und Angel betrat den Raum. Er hielt direkt auf Lucifer zu und machte sich gar nicht die Mühe Hallo zu sagen. „Jemand will zu euch. Glaube ich zumindest, ich verstehe nämlich kein Wort von ihrem Gebrabbel!”, begann er ohne Umschweife. Der Lichtkönig sah ihn verwirrt an. „Nochmal langsam, bitte. Wovon sprichst du?”
 

„Ich war gerade auf den Rückweg, als ich plötzlich auf ein Mädchen mit rosa-blauen Haaren getroffen bin. Sie war offensichtlich kein Mensch, von euren Beschreibungen her, ist sie eine Sirene. Als sie mich gesehen hat, hat sie sofort angefangen irgendwas zu erzählen und hat mit den Armen rumgefuchtelt. Ich habe mehrmals gesagt, dass ich sie nicht verstehe, aber sie hat immer weiter gemacht und wurde immer schneller. Irgendwann sind dann eure Namen gefallen und sie hat mir auf den ganzen Rückweg ein Ohr abgekaut!” Moment. Rosa-blaue Haare und sehr gesprächig? Die Baal wechselten Blicke. „War sie zufällig kleiner als ich?”, fragte Egyn. „Relativ hohe, quietschige Stimme, redet schnell und ohne Luft zu holen, ziemlich hyperaktiv, die ganze Zeit am Auf- und ab hüpfen wie ein Flummi? Oh, und hat sie hier drin schon irgendwas kaputt bekommen?”
 

Angel blinzelte verwirrt. „Ähm...ja. Sie hat eine wertvolle Statue zerstört, als ich mich für vielleicht drei Sekunden weggedreht habe!” Damit war der Fall klar. „Galatea.”, seufzten alle Baal wie aus einem Munde.
 

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„Egyn!”, quiekte die Sirene überglücklich und warf sich ihm um den Hals. „Ihr lebt alle noch!” Der Wasserkönig schnappte nach Luft. Sirenen waren wirklich stärker als sie aussahen. Galatea begann nun vor sich hin zu brabbeln, wie froh sie war, dass es allen gut ging und das sie schon wieder aus Versehen etwas kaputt gemacht hatte, es ihr aber leid tat. Das übliche also. „Ok, Galatea, jetzt fahr bitte mal einen Gang runter.”, unterbrach er sie. „Und halte vor allem still.”, fügte Samael hinzu. Endlich beruhigte sich die Sirene, doch kaum trat sie einen Schritt zurück, stieß sie gegen den Tisch woraufhin ein Glas herunterfiel und zu Bruch ging. „Whoopsie....Tut mir leid, das war ein Versehen!”, murmelte sie und wurde sofort rot. Als sie zu Iblis sah, wurde sie noch röter. Na, das ging ja gut los. „Kann jetzt mal jemand erklären woher ihr diese Sirene kennt?”, fragte Shura. „Sie ist Kyrenes jüngere Schwester. Die Sirene, die wir in Gehenna getroffen haben.” Er wandte sich wieder an Galatea. „Was tust du überhaupt hier?” Sie zuckte mit den Schultern. „Weiß ich ehrlich gesagt selbst gar nicht. Ich war mit meinen Schwestern, also Ato, Keto und Kyrie , auf einem großen Platz, wo wir singen sollten. Das haben wir auch gemacht, aber dann sollten wir irgendwo hingehen und ich bin irgendwie falsch abgebogen, dann bin ich ewig rumgerannt und irgendwann habe ich dann den blonden Mann dort getroffen. Ich habe an seinen Klamotten erkannt, dass er Exorzist ist und habe die anderen sagen hören, dass sie mit euch zusammenarbeiten, also bin ich zu ihm hin, aber er hat mich leider nicht verstanden. Also habe ich immer weiter erzählt, in der Hoffnung, dass er mich zu euch bringt und das hat er dann auch gemacht. Er war dann ganz schön böse, als ich diese Statue mit den Flügeln umgeworfen habe. Könnt ihr ihm bitte sagen, dass es mir ganz dolle leid tut und ich seine Haare mag? Die sehen so fluffig aus.~ Oh, übrigens habe ich vorhin Essen gerochen! Gibt es hier Essen?! Bestimmt! Ich habe echt Hunger, in Gehenna gab es kaum was. Ist das Essen wie in Gehenna? Hier gibt's doch auch Fisch, oder? Oh, wartet mal! Wer ist denn die Frau da drüben? Sie hat ja bunte Haare und so ein komisches Oberteil...ist sie auch eine Sirene? Wahrscheinlich nicht, sie hat ja keine Schuppen...na egal, jedenfalls ist es hier echt seltsam.” Sie hatte wieder begonnen auf und ab zu hüpfen, Astaroth ließ resigniert seinen Kopf auf den Kopf fallen. „Warum hat Vater bei Sirenen keine Stummtaste eingebaut...”, murmelte er. Galatea ließ sich nicht stören und erzählte munter weiter. Inzwischen philosophierte sie über die Musterung des Bodens und der Wände sowie über die Farbe des Teppichs. Unglaublich wie schnell sie unkonzentriert wurde und über alles redete, nur nicht über das worum es ursprünglich ging. Allerdings war Egyn das schon von seiner Tante gewohnt, da sie wesentlich mehr Sirene abgekommen hatte als seine Mutter. Immer wenn er zu Besuch war oder sie kam, musste er den neuesten Tratsch und die aktuellen Einrichtungstrends über sich ergehen lassen. Gleich zusammen mit der Frage, ob er denn nun mal wieder eine Freundin hatte und andere peinliche Dinge. Seine Geschwister und sein Vater blieben davon meist auch nicht verschont. Schließlich schafften sie es die gesprächige Sirene zu beruhigen und erzählten alles den Exorzisten. Als sie Galatea jedoch sagten, dass sie hier in Sicherheit war, schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht hier bleiben, ich muss zurück zu den anderen.”, sagte sie unruhig. „Wenn die Wärter denken, ich bin weggelaufen, dann werden sie bestraft. Ich will nicht, dass ihnen meinetwegen die Stimmbänder rausgerissen werden!” Egyn fuhr es kalt den Rücken runter. Die Stimmbänder waren ein Teil, welcher bei den Sirenen nicht nachwuchs. Sie waren für immer stumm und konnten nie wieder singen, was für sie unerträglich war. Eine stumme Sirene, war eine tote Sirene, meistens jedenfalls. „Du kannst nicht zurückgehen, wahrscheinlich haben sie es längst bemerkt.”, versuchte Beelzebub sie umzustimmen, doch sie blieb stur. „Ich gehe zurück. Ich lasse sie nicht allein!” So ging es eine Weile hin und wer bis sie schließlich zustimmten. „Eine letzte Sache bevor du gehst.”, sagte Lucifer. „Weißt du etwas von Vater, Azazel oder Rin?” Galatea legte den Kopf schief. „Ist Rin der Nephilim?”
 

„Ja.”
 

„Dann weiß ich etwas! Sie sind im....ähm....Fat....Kati...Watkan...”
 

„Vatikan?”, half Iblis aus. Erneut errötete Galatea und nickte. „Genau. Ich habe sie darüber reden hören.” Also waren sie wirklich dort. „Hat Lilith ihr Amulett immer bei sich?”, fragte nun Lucifer. Galatea überlegte. „Das was sie um den Hals trägt? Das funkelt total schön, ich möchte auch so eins...”
 

„Galatea...”, seufzte der Lichtkönig.
 

„Oh, richtig. Ja, das trägt sie immer, zumindest immer dann, wenn ich sie gesehen habe.” Sie stellen noch ein paar Fragen, dass verabschiedeten sie sich widerwillig von der Sirene, Egyn brachte sie noch zum Rand der Akademie, dann kehrte er zurück. Lucifer hatte bereits ein Treffen mit den Grigori ausgemacht, es würde also mehr als interessant werden. ‚Vater, Rin und Azazel. Bitte haltet noch eine Weile durch. Wir holen euch da raus.‘, flehte er im Stillen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mit Blutschande ist normalerweise Inzest gemeint, in der NS-Zeit war es die sexuelle Beziehungen zwischen Juden und angeblichen "Ariern". In diesem Fall ist damit die Vermischung von menschlichen und dämonischen Blut gemeint und wird oft als Beleidigung für Nephilim verwendet. Wie erwähnt sind manche Dämonen und vor allem Adlige der Meinung, dass dämonisches Blut nicht durch menschliches "verdreckt" werden sollte. Komplett anzeigen

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