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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Gesundes neues Jahr euch allen! :3

Endlich gibt es das nächste Kapitel. Ich hatte einiges zu tun und dann auch noch Schreibblockaden. Als ich dann versucht habe an den OS weiterzuschreiben, ging es teilweise auch nicht besser also habe ich dann ein paar Tage lang aufgegeben. >_<

Aber lange Rede kurzer Sinn, es geht weiter und ich hoffe, es war die Wartezeit wert. ^^°

Viel Spaß. :) Komplett anzeigen

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Hochmut, Zorn und Neid

Rin streunte allein in den ungewohnt stillen Palastgängen umher. Vier Tage waren seit Liliths Ausbruch vergangen. Demzufolge war jeder fast rund um die Uhr beschäftigt, während er viel Freizeit bekam. Die herrschende Angespanntheit war überall greifbar. Es waren Ausgangsspeeren verhängt wurden und alle Bediensteten und Wächter in den Palästen mussten sich gründlichen Untersuchungen unterziehen. Truppen wurden aus verschiedenen Gebieten abgezogen und zu den Grenzen geschickt, die Rekruten noch härter gedrillt und an ihren Limit getrieben. Man legte zudem Notvorräte an und teilte Lebensmittelrationen neu ein. Auch die Königsfamilie war davon betroffen, aber keiner beschwerte sich. Einige Adelsfamilien waren dagegen nicht begeistert davon auf Luxusgegenstände zum großen Teil verzichten zu müssen, allerdings keiner war dumm genug sich deswegen mit Satan anzulegen.
 

Lange Rede, kurzer Sinn: Gehenna bereitete sich auf einen Krieg vor. Leider war man sich noch immer nicht einig, was man nun bezüglich der Exorzisten tun sollte. Niemand wollte einen Zweifrontenkrieg, auch wenn ein Haufen Sterblicher bestenfalls als eine Ablenkung herhalten würden und sie noch keine Möglichkeiten hatten nach Gehenna zu gelangen. Dummerweise waren die Grenzen zwischen dem Reich der Toten, der Menschen und der Dämonen am zusammenbrechen und es würden sich schon bald überall Gehennapforten öffnen. Wenn dann die ganzen Geister, Seelen und was auch immer sonst noch in Azazels Reich herumkroch nach Assiah gelang, konnten alle Menschen sich gleich den Strick nehmen. Dagegen war eine Zombieapokalypse ein Ponyhof, die konnte man wenigstens erschießen. Seelen und Entitäten nicht wirklich.
 

Rin war so in Gedanken versunken, dass er nicht wirklich darauf achtete, wohin er ging und bevor er sich versah, stand er in einem unbekannten Flur. Es waren nirgends Bedienstete oder Wachen zu sehen, doch das störte ihn nicht weiter. Er hatte grob im Kopf, wohin er gegangen war und wusste, dass er sich im privaten Flügel seiner Familie befand. Dort trieb sich nur selten jemand rum. Als der Nephilim um eine Ecke bog, verlangsamten sich seine Schritte bis er schließlich stehen blieb.  Er hörte jemanden reden. Es schien aus einem der Räume auf der rechten Seite zu kommen, die Tür stand leicht offen. Leise schlich er näher. Der Halbdämon wusste selber nicht, warum er plötzlich so angespannt war, sondern handelte nach seinem Bauchgefühl. Vorsichtig lugte er in das Zimmer hinein. Die Aura darin war seltsamerweise unterdrückt, dennoch erkannte er sofort die Stimme.
 

‚Azazel?‘
 

Mitten im Zimmer, umgeben von Bücherregalen und Sofas stand der Geisterkönig mit dem Rücken zu ihm. Zuerst glaubte der Nephilim, dass sein älterer Bruder Selbstgespräche führte, dann sah er das Handy. Obwohl er wusste, dass er eigentlich nicht lauschen sollte, bleib er wo er war. Der Geisterdämon klang ungewöhnlich wütend und frustriert, etwas was er absolut nicht von ihm kannte.
 

„Was soll das heißen, du hast versagt?! Du hattest nur eine Aufgabe!”, fauchte dieser auf Gehennisch. Rin zuckte unwillkürlich zusammen. Ja, er war wirklich sauer.
 

„Komm mir nicht mit diesen Ausreden und Entschuldigungen! Ich will Ergebnisse und es ist mir egal, was du dafür tun musst! Wenn sich dir jemand in den Weg stellt, brich ihnen meinetwegen einfach die Knochen und brenne alles nieder. Ohne mich würdest du längst im Tartaros sitzen, also solltest du mir besser deinen Wert beweisen. Andernfalls taugst du nur als Drachenfutter!”
 

Der Jugendliche starrte ihn mit weiten Augen an. Seit wann war Azazel so blutrünstig?! Der Geisterkönig schwieg kurz, um sich die Antwort seines Gesprächspartners anzuhören, dann schnaubte er genervt. „So viele? Wundervoll. Ich sollte dir für deine Dummheit die Haut abziehen, vielleicht taugst du wenigstens als Bettvorleger.” Erneutes Schweigen, gefolgt von einem Seufzen. „Gut, dann brich ab und komm zu mir zurück. Ja, sofort. Bis heute Abend.”
 

Er legte auf und Rin zog sich zurück. Er blieb erst stehen als er mehrere Flure hinter sich gebracht hatte. So gesehen war es nicht ungewöhnlich, dass Azazel mit jemanden telefonierte, Satan und die restlichen Baal waren auch fleißig dabei (Sie hatten allen Ernstes Agenten in Regierungen verschiedener Länder geschmuggelt. Das erklärte wohl woher die Illuminati ihren ganzen Kram her hatten. Nicht, das er viel über sie wusste.) und schrieben Nachrichten. Doch warum tat er dies in einem abgelegenen Raum im privaten Flügel?
 

„Rin, was machst du denn hier?”
 

Der Angesprochene sprang fast in die Luft vor Schreck und wirbelte herum. Instinktiv ließ er seine Flammen auflodern und sie auf die Person hinter sich los. Es war kein besonders starker Flammenstoß, aber dennoch sprang der Dämon, der sich nun als Azazel entpuppte, erschrocken zur Seite. Er kam mit dem Schrecken davon, eine Vase hinter ihm hatte nicht so viel Glück. Es blieb nicht viel von ihr übrig und die Wand hatte nun einen schwarzen Brandfleck. Hoppla. Das würde wohl Ärger geben.
 

„Also, wenn du sauer auf mich bist oder allein sein willst, hättest du das einfach sagen können. Ich verkrafte das.”, kommentierte der ältere Dämon trocken. Rin wurde sofort rot und stammelte eine Entschuldigung, doch Azazel zuckte mit den Schultern. „Schon gut, ich hätt' mich nicht anschleichen sollen. Mach dir übrigens keinen Kopf wegen der Vase. Astarte hat die damals von ihrer Schwester bekommen und wir waren uns alle einig, dass das Ding potthässlich ist. Den Brandfleck bekommen die Bediensteten irgendwie weg.”
 

Erleichterung machte sich breit, dennoch fühlte sich der Nephilim noch immer unwohl. Azazel verhielt sich normal, nichts deutete darauf hin, dass er jemanden am Handy bedroht hatte. War vielleicht alles ein Missverständnis gewesen? Hatte der Geisterdämon einfach einen schlechten Tag gehabt oder ließ sich diese Person nur durch Drohungen zur Arbeit überreden? Außerdem war Rin schon öfter aufgefallen, dass jeder Dämon eine andere Seite zu haben schien. Egyn war ein gutes Beispiel. Er hatte schon einige Mal beobachtet wie der Wasserkönig Audienzen abhielt und da war nichts mehr von seinem eigentlichen Charakter zu sehen. Er wirkte neutral, manchmal schon fast kalt, wesentlich ernster und ließ sich von nichts aus der Fassung bringen. Außerdem hatte er mehr und mehr das Gefühl, dass Agares Aussage mit dem angeborenen sadistischen Zügen kein Scherz gewesen war. Er hielt sich stets fern von den Verliesen, immerhin war ihm inzwischen klar, was man mit den Gefangenen dort machte. Es gefiel ihm absolut nicht, aber er wusste, er würde diesbezüglich auf taube Ohren stoßen.
 

Was ihm wesentlich mehr Angst bereitete war, wie gewaltbereit die Dämonenkönige sein konnten. Erst gestern hatte man einige von Liliths Anhängern festgenommen und in Satans Thronsaal geschliffen. Zwei konnten sich dort irgendwie befreien und wollte den Dämonengott in einer letzten Verzweiflungstat angreifen. Einer kam ganze drei Schritte weit, bevor ihm Beelzebub die Beine brach. Dem zweiten hatten Samael und Amaimon das Rückgrat gebrochen. Er erinnerte sich nur zu gut an das fürchterliche Knackgeräusch und die Schreie. Richtig verstört war er, als seine Geschwister damit fortfuhren den beiden wehzutun und sichtlich Spaß daran hatten. Sie hörten auf als Satan es verlangte, allerdings erst beim zweiten Mal. Beim ersten Mal waren sie zur sehr im Blutrausch (Anders konnte er es nicht beschreiben.) versunken, sodass sie erst reagierten als ihr Vater ein lautes Grollen ausstieß. Scheinbar reagierten Dämonen eher auf Geräusche als auf Worte, wenn sie einmal "beschäftigt" waren. In diesem Moment musste Rin eher an Tiere denken als an Personen, so sehr er sich deswegen schämte. Ihm war klar geworden, dass Dämonen zwar nicht schlecht waren, aber durchaus Monster sein konnten, wenn sie es wollten oder die Kontrolle verloren. Nicht besonders beruhigend. So oder so könnte es Azazels Verhalten beim Telefongespräch erklären.
 

„Hast du mich belauscht?”, fragte dieser plötzlich.
 

Rin schob seine Schuldgefühle beiseite und sah ihn anklagend an. "Ich habe doch gesagt, dass ihr meine Gedanken nicht lesen sollt!" Ihm war mittlerweile bestätigt worden, dass Dämonen höheren Ranges tatsächlich Gedanken lesen konnten, jedoch nur bei Sterblichen. Bei anderen Dämonen wäre es theoretisch auch möglich, jedoch lernten sie ihre Gedanken zu verschleiern und wenn diese Barriere einmal da war, gab es da nichts mehr zu rütteln. Sobald der Nephilim es also lernte, würde das nicht länger ein Problem sein.
 

„Sorry, die schwirren einfach immer umher. Hast du mich jetzt belauscht oder nicht?”
 

Er ließ sich also leider nicht ablenken und wenn der jüngere Dämon jetzt log, würde es sofort auffallen.
 

„Ja, teilweise.", gab er etwas beschämt zu. „Tut mir leid, ich war einfach neugierig.”
 

Azazel mustere ihn kurz, dann nickte er. "Gut, aber lasse es bitte in Zukunft sein. Du bringst dich damit nur in Schwierigkeiten. Besonders, wenn du etwas hörst, was keiner wissen sollte."
 

„Alles klar.”, murmelte der Jugendlich noch immer etwas kleinlaut.
 

„Aber du kommst gerade recht.”, fuhr der Schwarzhaarige fort. „Vater sucht nach dir. Ich weiß nicht worum es geht, aber es klang wichtig. Er ist im Kriegsraum. Weißt du, wo das ist?”
 

Rin verneinte.
 

„Gut, dann bringe ich dich hin bevor ich aufbreche.”
 

„Wohin denn?”
 

„Ich soll zusammen mit Iblis und Egyn Invidias Spuren verfolgen. Falls sie überhaupt welche hinterlassen hat.”
 

Sie erreichten nach einigem Laufen den Kriegsraum. Satan stand am Kartentisch in der Mitte des Raumes und schien die Gruppenverteilung zu planen. Rin sah sich interessiert um. Er war noch nie hier gewesen. Um den Kartentisch herum standen weitere Tische in U-Form sowie einige einzelne runde Tische, an den Wänden hingen weitere Karten und Banner. Im den Zwischenräumen und an der Decke hatte man detaillierte Kriegsszenen gemalt. Azazel räusperte sich, woraufhin ihr Vater aufsah. "Du hast ihn also gefunden. Du kannst gehen, Egyn und Iblis warten schon." Der Geisterdämon nickte, verabschiedete sich und verschwand. Dieser Phasensprung stand neben dem Gedanken abschirmen ganz oben auf der Liste von Dingen, die Rin noch lernen wollte.
 

„Du wolltest mich sehen?”
 

Satan nickte. „Komm mit. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dein Schwert zurückbekommst.”
 

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„Ich. Hasse. Wasser.”, beschwerte sich Iblis und starrte missbilligend auf die schmalen Holzstege vor ihm. Ein falscher Schritt und er ging baden. Als ob es nicht schon reichen würde, dass sich manche Wasserdämonen jedes Mal einen Spaß daraus machten ihn zu überschwemmen, wenn er in Egyns Gebiet unterwegs war. Sie hatten sämtliche Dörfer in dieser Gegend abgeklappert in der Hoffnung, dass jemand Invidia oder einen ihrer Schergen gesehen hatte. So gesehen war es Zeitverschwendung, die Aveira war eine verdammte Gestaltwandlerin! Nun hatten sie jedoch vor einer Sichtung in seinem eigenen Königreich erfahren, also versuchten sie wahrscheinlich Ira zu befreien. Dummerweise waren Phasensprünge hier nicht möglich, weswegen sie noch durch diesen verdammten Sumpf mussten. Ganz toll.
 

„Nun hör auf zu meckern, die Stege sind nicht mal rutschig.”, seufzte Egyn. „Solange du aufpasst wohin du trittst, dürfte nichts passieren.”
 

„Du weißt ganz genau, dass ich dank deiner Untertanen so oder so später klatschnass sein werde!”
 

„Jetzt halte endlich die Klappe oder ich kette dich an einen Stein und schubse dich ins Wasser.”, kommentierte Azazel genervt.
 

Der Feuerkönig grummelte etwas vor sich hin, doch ließ es auf sich beruhen. Endlich erreichten sie das Ufer und konnten via Phasensprung in Iblis' Gebiet reisen. Sofort schlug ihnen eine Hitzewelle und der Geruch von Schwefel entgegen.
 

Iblis Laune besserte sich sofort, Egyn schaute ziemlich missmutig drein und Azazel begann damit sich Luft zuzufächeln. „Ich vermisse mein Gebiet.”, seufzte er. „Hier ist es viel zu hell. Und heiß.”
 

„Nix für ungut, aber in deinem Reich bekommt man Depressionen.”, antwortete Iblis.
 

Der Geisterkönig sah ihn nur ausdruckslos an.
 

Sie erreichten den inaktiven Vulkan mit dem Tempel in dem Ira versiegelt worden war. Nach einer halben Stunde klettern (und grummeln seitens Azazel) kamen sie endlich an dem versteckten Eingang an. Mantus, der Wächter des Siegels war nirgends zu sehen. Sie sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und betraten langsam den Höhlengang. Die Hitze wurde immer intensiver. Iblis machte es natürlich nichts aus, aber seine Geschwister hatten ihr Tun, besonders Egyn. Hin und wieder mussten sie kurz Pause machen, damit er sich ausruhen konnte. „Vielleicht solltest du draußen warten.”, schlug Azazel vor.
 

Der Wasserkönig schüttelte den Kopf. „Es geht schon. Außerdem will ich euch nicht mit Superbia und Invidia allein lassen.”
 

Sie wussten, dass er nicht nachgeben würde, also sagten sie nichts. Noch immer war nichts von Mantus zu sehen.
 

„Also...sollten wir nicht mal auf Mantus treffen oder in irgendwelche Fallen  rennen?”, erkundete sich Egyn.
 

Iblis nickte und deutete auf den Boden. „Dort sind Druckplatten. Versucht so weit wie möglich am Rand zu bleiben. Falls ihr sie doch auslöst, duckt euch.”
 

Sie kamen der Aufforderung nach und schließlich hatten sie alle Fallen überwunden. Sie befanden sich nun in der Haupthöhle. Sie war mit Lava geflutet, in der Mitte war eine Steinplattform, darauf stand der Tempel. Dieser hatte schon bessere Tage gesehen. Der Boden war an vielen Stellen weggebrochen und wirkte teilwiese ziemlich marode, also bewegten sie sich vorsichtig.
 

Auch die Säulen hatten bessere Tage gesehen, aber der Großteil des Tempeldachs war ohnehin eingebrochen. Endlich erkannten sie das Siegel. Es war nicht zerbrochen, schien jedoch kurz davor zu stehen.
 

Misstrauisch sahen sie sich um. Irgendwo mussten die Aveira oder zumindest Mantus sein. Als Schritte ertönten fuhren sie sofort herum. Aus den Schatten trat der vermisste Feuerdämon hervor. An seiner Seite klaffte Wunde auf die er die Hand presste. Sein Atmen ging schwer und er hinkte leicht.
 

Die Baal wechselten Blicke. Sie trauten dem Frieden nicht ganz. „Mantus, was ist passiert? Warum hast du nicht am Eingang auf uns gewartet?”, begann Iblis das Gespräch.
 

„Diese verdammten Aveira haben mich angegriffen.”, stieß der Wächter zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Ich dachte zuerst, es wäre nur Invidia, aber dann hat Superbia meine eigenen Chimären auf mich gehetzt. Ich konnte sie mit knapper Not erledigen. Die beiden habe ich jedoch aus den Augen verloren. Keine Ahnung worauf sie noch warten.”
 

Erneut wurden Blicke gewechselt. Alle Aveira besaßen eigene Grundfähigkeiten von Dämonen wie die Selbstheilung und waren zusätzlich dazu in der Lage von der jeweiligen Sünde, die sie verkörperten, Kraft aus ihren Gegnern zu zehren und auch diese Gefühle in einem auszulösen. In anderen Worten: wenn man beispielsweise gegen Ira kämpfte und wütend wurde, konnte sie daraus Kraft ziehen oder sie sorgte selbst dafür, dass man in Raserei verfiel. Dummerwiese richtet sich das dann meist nicht gegen die jeweilige Aveira, sondern gegen eine andere Person und wie die Baal am eigenen Leibe erfahren mussten, waren sie nicht immun dagegen. Ira, Invidia und Superbia hatten es einmal tatsächlich geschafft, dass Iblis, Astaroth, Amaimon und Egyn aufeinander losgingen und sich umbringen wollten. Wären ihre Geschwister nicht gekommen, wäre es vielleicht sogar so weit gekommen. Als ob das nicht schon genug wäre, verfügte jede Todsünde noch über eine individuelle Fähigkeit. Superbia konnte Tiere, Menschen, Dämonen niederen Ranges sowie Personen mit schwachen Willem kontrollieren. Überhaupt nicht unfair.
 

„Wer sagt uns, dass du nicht Invidia bist?”, knurrte Iblis. Die Geschichte klang plausibel, aber sie hatten sich in der Vergangenheit schon oft genug von der Gestaltwandelerin reinlegen lassen.
 

Der Dämon zögerte, doch verdrehte dann die Augen und schnaubte genervt. „Ach, wisst ihr was? Scheiß drauf. Dieser Körper ist einfach nur furchtbar.”
 

Ein grünes Leuchten erfüllte den Tempel und bestätigte ihre Befürchtung. Vor ihnen stand nun eine junge Frau, welche Lilith nicht unähnlich sah. Ihre langen Haare waren jedoch wild und dunkelgrün, die Augen hatten die gleiche Farbe und ihre schwarz-dunkelgrüne Kleidung war eindeutig für Bewegung und Kampf auslegt. An ihrem linken Becken war die gehennische Rune für Neid. „Habt ihr mich vermisst?~ Gebt es zu, ihr habt mich vermisst.”, grinste sie und warf ihre Haarmähne zurück. Die Baal verdrehten die Augen.
 

„Ich habe dir doch gesagt, dass du sie ablenken sollst während ich alles vorbereite, du schwachsinnige, inkompetente Vollidioten!”, fauchte eine neue Stimme. Superbia tauchte hinter einer Säule auf. Sie hatte lockige, blonde Haare und violette Augen. Ihr bauchfreies Kleid war golden und auf ihrer rechten Schulter war die Rune für Hochmut.
 

„Du erzählst zu viel, weil du dich gerne reden hörst und das meiste sind Beleidigungen. Da hört man irgendwann nicht mehr zu.”, lachte die grünhaarige Sünde, dann wurde sie etwas ernster. „Aber wage es nicht mich als dumm oder inkompetent hinzustellen. Du bist vielleicht die Älteste, aber du warst auch die Erste von uns, die am Boden lag. Wer ist also inkompetent?”
 

Superbia verdrehte nur die Augen. „Egal. Ich habe besseres zu tun als mich mit deinen kindischen Ausbrüchen zu befassen.” Sie wandte sich an die Dämonenkönige. „Ihr hättet nicht herkommen sollen. Ihr zögert nur das Unvermeidliche hinaus.”
 

„Bla, bla, bla. Invidia hat Recht, du redest zu viel.”, knurrte Iblis, beschwor sein Schwert herauf und ließ seine Flammen auflodern. Seine Geschwister gingen ebenfalls in Angriffspositon.
 

„Ja, sag ich doch! Endlich versteht mich jemand!”, kommentierte Invidia und streckte sich als hätte sie alle Zeit der Welt. Plötzlich wandte sie sich an Egyn und legte grinsend den Kopf schief. „Ach, übrigens Iggy, wie geht's denn Mama? Sitzt sie immer noch in der Klapse?”
 

Der Wasserkönig antwortete nicht, sondern stieß ein tiefes Grollen aus und wollte sich auf die Aveira stürzen. Azazel und Iblis zogen ihn zurück.
 

„Oh, stimmt ja.”, fuhr die Gestaltwandlerin in einem gespielt nachdenklichen Tonfall fort. „Sie hat sich kurz nach unserer Versieglung das Leben genommen. Na, ich kann's ihr nicht verübeln mit so einem Versager als Sohn.”
 

„Meine Mutter hat sich nicht das Leben genommen!”, fauchte Egyn.
 

„Rede dir das ruhig ein.”, antwortete sie mit einer widerlich süßen Stimmlage. „Also wollen wir?”
 

Ohne zu antworten griffen die Baal an. Sie wich geschickt allem aus und stürmte nach vorne. Superbia hetzte derweil die Vulkanbewohner auf ihre Gegner. Der Großteil fiel Azazels Pfeilen zu Opfer, doch der Rest brach durch. Während Egyn sich daran machte sie zu erledigen, griff Iblis Superbia an. Dummerweise sprang Invidia dazwischen und verfehlte ihn knapp. Das Problem, wenn man gegen sie kämpfte war, dass sie unmöglich zu entwaffnen war, wenn die Klingen Teile ihres Körpers waren. Gliedmaßen abzuhacken, verschaffte einem vielleicht eine Minute, dann waren sie bereits alle nachgewachsen. Dass sie auch noch verdammt flink und wenig war, sowie ihre Haut verhärten konnte, machte es nicht besser. Auf der positiven Seite wusste Iblis längst, dass die verhärtete Haut nicht allem standhalten konnte. Der Trick bestand darin die Hitze immer weiter zu erhöhen. Je heißer es wurde, umso brüchiger der Schild. Superbia hatte sich inzwischen auf eine der abgebrochenen Säulen zurückgezogen. Sie beherrschte zwar den Nahkampf, aber bevorzugte es die direkte Konfrontation zu vermeiden. Stattdessen begann sie einen rituellen Sprechgesang, um das Siegel zu schwächen.
 

„Freut mich, dass ich deine Unterstützung habe, Schwesterherz.”, knurrte Invidia irritiert. Sie kämpfte nun allein gegen die drei Baal und würde jeden Moment überwältigt werden. Sie hatte bereits mehrere Treffer eingesteckt und keine Gelegenheit auch nur einen Angriff zu landen. Iblis versuchte erneut Superbia anzugreifen, doch wurde wieder von Invidia unterbrochen, welche sich in einen Fenriswolf verwandelt hatte, ihn umwarf und versuchte ihm den Kopf abzubeißen. Dafür kassierte sie mehrere Pfeile von Azazel und war mit einem lautem Knurren gezwungen vom Feuerkönig abzulassen. Wieder wechselte sie die Gestalt, diesmal wählte sie einen Vedrfölnir, die gehennische Version eines Habichts. Ohne zu zögern, stürzte sie sich auf Azazel und versuchte ihm die Augen raus zu picken und auszukratzen. Sie schaffte das zwar nicht, verpasste ihm jedoch mehrere tiefe Schnitte im Gesicht. Iblis schickte ihr eine Feuerwalze entgegen, sodass sie zu Boden stürzte, sich dort zurückverwandelte und erst das verbrannte Fleisch und die Haut regenerieren musste bevor sie weiterkämpfen konnte. Egyn wollte gerade ansetzen, um sie endgültig zu erledigen als eine neue Angriffswelle kam. Die Wesen waren eine Mischung aus einer Schlange, einem Hund, einem Skorpion und einer Fledermaus.
 

‚Was bei allen Erzdämonen sind das für Viecher?!‘, dachte Iblis verblüfft.
 

Invidia sprang auf. „Gefallen euch meine neuen Haustiere?”, kicherte sie grinsend. „Ich habe sie selbst gezüchtet.~ Sie sind etwas übellaunig und bissig, also passt besser auf. Ihr Gift ist ziemlich schmerzhaft, paralysiert eure Muskultur und könnte euch umbringen.~”
 

„Als ob Beels Käfer nicht schon ausreichen würden!”, knurrte Azazel und begann damit die noch namenlosen Wesen abzuschießen. Leider war inzwischen ein ganzer Schwarm (Oder Rudel?) aufgetaucht und stürzte sich auf die drei Dämonen. Die Gestaltwandlerin hatte sich zur ihrer Schwester gesellt und ebenfalls mit dem Sprechgesang begonnen. Lange würde das Siegel nicht mehr halten. Azazel hatte es inzwischen aufgegeben seine Angreifer nieder zu schießen oder zu versuchen die Aveira zu treffen. Stattdessen schleuderte er diese seltsamen Kreaturen gegen eine Wand, wo sie sofort von den Schatten umhüllt und gefesselt wurden.
 

Der Geisterkönig erlaubte sich ein selbstzufriedenes Lächeln. Nur wenige Dämonen konnten Schatten kontrollieren, er selbst hatte die Fähigkeit von seinem Vater geerbt. Zwar war sie nicht stark genug ausgeprägt, um sie als Waffe im Kampf zu nutzen, aber er konnte zumindest andere festhalten und auch seinen eigenen Schatten manipulieren. Das ermöglichte ihm beispielsweise diesen in andere Räume zu schicken und somit zu sehen und zu hören, was dort geschah. Und es war nützlich in der Schule gewesen, denn es erleichterte das abschreiben vom Nachbarn erheblich. Nicht, dass er das je gemacht hatte. Gut, vielleicht einmal bei einer Klausur, aber das war ein Notfall gewesen!
 

Leider war noch immer kein Ende in Sicht. Für jedes Vieh, das sie töteten, kamen vier neue. Immer wenn sie versuchten näher an die Aveira zu kommen, wurden sie sofort wieder zurückgedrängt. Plötzlich knackte das Siegel und zerbrach.
 

‚Oh oh.‘
 

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Satans private Waffenkammer war größer als gedacht. Es passte jedoch zum Dämonengott Waffen zu sammeln, einige seiner Söhne taten es immerhin ebenfalls. Staunend sah sich der Nephilim um. Es gab Schwerter, Lanzen, Speere, Dolche, Messer und vieles mehr. Einige waren aus Assiah, andere wiederum gehennischen Ursprungs. Der Dämonengott öffnete währenddessen eine Truhe und holte das Kōmaken hervor. Er entfernte die Stoffhülle und hielt es dem Nephilim hin. Dieser nahm es etwas zögerlich entgegen. „Ich dachte, ich bekomme es erst wieder, wenn ich meine Flammen kontrollieren kann?”
 

Sein Vater seufzte. „Das war der Plan, aber nach allem was passiert ist, müssen wir vorsorgen. Ich hätte gerne noch gewartet, aber die Zeit drängt. Du musst lernen mit dem Schwert umzugehen und deine Flammen zu kontrollieren.”
 

„Also kämpfe ich mit im Krieg?”, hakte der Nephilim nach.
 

„Beim Styx, nein!”, entgegnete Satan sofort. „Du bist viel zu jung und unerfahren. Man würde dich auf dem Schlachtfeld buchstäblich fressen.”
 

Rin verzog den Mund, auch wenn er erleichtert war. „Danke für das Vertrauen.”
 

„Du weißt genau, was ich meine. Du hast nicht einmal dein unsterbliches Alter erreicht und bist mein Nachfolger falls mir je etwas passieren sollte, da werde ich dich nicht auf den Präsentierteller setzen.”
 

Er erhielt einen entsetzten Blick von seinem Sohn. „Ich auf Gehennas Thron?! Gehenna wäre erledigt! Ich habe keine Ahnung von dem Kram!”
 

„Du lernst das nötige noch.”, erklärte der weißhaarige Dämon geduldig. „Am wichtigsten wäre es, dass du die Flammen am Laufen hälst, ansonsten wäre Gehenna wirklich am Ende. Das regieren können vorerst deine Brüder übernommen bis du das nötige Wissen hast, es ist alles geregelt.”
 

„Das ist trotzdem nicht sehr beruhigend. Außerdem dachte ich, dass du nicht sterben kannst?”
 

„Ich weiß nicht, ob ich sterben kann.”, gab Satan seufzend zu. „Dennoch kann es passieren, dass ich weswegen auch immer ausfalle und dann kommst du ins Spiel. Ohne die Flammen wird alles enden.”
 

Rin nickte langsam und beschloss das Thema zu wechseln. „Weißt du schon, wann der Krieg anfangen wird?”
 

Satan zögerte. „Das ist schwer zu sagen. Wir bezweifeln, dass es dieses Jahr sein wird. Selbst wenn sie ihre Armee irgendwie vor Jahresende aufbauen könnte, muss man die Jahreszeiten berücksichtigen. Für die nächsten Wochen können wir mit vielen Stürmen und dergleichen rechnen, mehr als ungünstig für einen Angriff. Die Winter sind kalt und hart, teilweise herrschen Temperaturen bis zu minus 50 Grad.”
 

„Minus 50?!”, echote Rin entsetzt.
 

„Ja, aber nicht überall. In Iblis' Gebiet und Azazels Wüste ist es immer noch plus 20 bis 30 Grad im Schatten und bei uns in Pandemonium sind es höchstens minus 20, vielleicht auch dreißig. Jedenfalls wird Lilith damit beschäftigt sein ihre Armee durch den Winter zu bringen. Sie benötigen Vorräte und die müssen sie alle selbst anbauen, Handel fällt immerhin weg. Sie könnten wohl höchstens Dörfer überfallen und Vorräte stellen, aber das wird nie für eine ganze Armee reichen. Demzufolge wird sie ihre Leute wohl erst im Frühjahr zusammenziehen.”
 

Das klang alles logisch, aber Rin spürte, dass Satan es anders sah.
 

„Du glaubst das nicht.”
 

Seufzend nickte der ältere Dämon. „Sie war schon immer unberechenbar. Wir wissen nicht, wo ihr Palst ist und was dort für Wetter herrscht. Wenn wir Pech haben, ist es wie in Iblis Gebiet warm und sie kann sich dort in aller Ruhe vorbereiten während wir alle festsitzen. Und da wir bisher immer das Arsch-Ass hatten, wette ich, dass dies der Fall ist. Sie hat die Kälte immer gehasst, sie wird sich für ihren Palast eine Stelle gesucht haben, wo es warm ist.”
 

„Aber sie wird nicht bei diesem Wetter angreifen, oder?”
 

Satan lachte auf. „Sie muss ja nicht in die Kälte, sondern ihre Leute. Hoffentlich -” Er stockte, zog scharf die Luft ein und hielt sich fluchend den Kopf. Rin konnte es ebenfalls spüren. Es war schwer zu beschreiben, doch er wusste, dass etwas schlimmes passiert war.
 

„Was-?”
 

„Also hast du es auch gespürt?”
 

„Ja-”
 

„Ein weiteres Siegel ist zerbrochen und hatte eine Kettenreaktion ausgelöst. Ira, Luxuria und Acedia sind frei.”
 

Zorn, Wollust und Trägheit. Na, ganz großes Kino.
 

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Würde man Iblis fragen, welcher der Aveira am gefährlichsten ist, hätte er wohl Invidia, Acedia oder Ira geantwortet. Während Acedias Fähigkeiten sich ausschließlich auf die psychische Ebene beschränkten, war Ira die Verkörperung des Kampfes. Sie beherrschte so ziemlich jeden Kampfstil den es gab und konnte mit jeder Waffe umgehen. Hinzu kam eine hervorragende Ausdauer und Stärke. Wenn sie nicht ein Teil von Lilith und seine Feindin wäre, hatte er sie auf jeden Fall nach einer Verabredung gefragt.
 

Fluchend rappelte sich der Feuerkönig auf. Wie auch seine Geschwister hatte er gespürt, dass nicht nur Ira sondern auch Luxuria und Acedia draußen waren. Genau sein Glück. In der Mitte des Raumes erhob sich eine Gestalt.
 

Wie alle Aveira hatte sie eine gewisse Ähnlichkeit zu Lilith. Ihre rot-schwarzen Haare reichten jedoch nur knapp über ihre Schulter, eine Seite war abrasiert. Die Augen waren rot und Mordlust funkelte darin. An ihrem Hals war die Rune des Zorns und natürlich hatte sie weitere Tätowierungen (Oder waren es Dämonenmale? Iblis hatte keine Ahnung.) sowie Piercings in den Ohren und im Gesicht. Genau wie Invidia trug sie für den Kampf ausgelegte Kleidung.
 

„Na, ganz toll. Ihre Majestät hat sich also dazu herabgelassen mich raus zu lassen.”, schnaubte Ira missmutig als sie Superbia entdeckte. „Sag mir, dass noch jemand befreit ist, ich wäre sogar mit Gula oder Acedia zufrieden. Ansonsten kannst du mich gerne wieder versiegeln.”
 

Die blonde Sünde bleckte verärgert die Zähne. „Halt den Mund und komm her. Mutter wartet auf uns.”
 

„Erzähl mir nicht, was ich tun soll, Blondie.”
 

„Ira! Ich hab dich vermisst! Du mich doch auch, oder?”, rief Invidia fröhlich und sprang von der Säule auf der sie bisher gehockt hatte.
 

Tatsächlich begann Ira zu grinsen. „Na, immerhin eine vernünftige Person. Wie geht's dir Vidia?”
 

„Ach, das übliche. Ich habe den Wächter deines Siegels verstümmelt und ihn dann an die Wand genagelt, um zuzusehen wie er ausblutet. Leider war er schon fast tot.”, seufzte die ältere Sünde. „Aber jetzt wo du wieder da bist, können wir viel Spaß zusammen haben.~”
 

„Klingt gut.”
 

„Ich unterbreche das Familientreffen nur ungern, aber wir haben's eilig.”, unterbrach Iblis sie wirsch.
 

Die drei Schwestern sahen ihn unbeeindruckt an. „Azazel, Egyn und Iblis. Ihr habt euch ganz schön verändert. Azazels Augen sind sogar noch toter als beim letzten Mal.”, kommentierte Ira. Als sie nur ein blankes Starren vom Geisterkönig erhielt, verdrehte sie die Augen. „Du bist ja fast so schlimm wie Acedia. Genauso langweilig.”
 

„Damit kann ich leben.”
 

„Genug jetzt!”, fuhr Superbia ungehalten dazwischen. „Wir gehen.”
 

Sofort begann Invidia zu schmollen wie ein Kind, welches zu früh vom Spielen nach Hause kommen musste. "Können wir nicht hier bleiben und ihnen ein paar Knochen brechen? Sie haben mir beim letzten Kampf die Arme und Beine zerquetscht, dafür will ich sie schreien hören!"
 

„Das werden sie noch früh genug-”
 

Ohne Vorwarnung griff Iblis mit einer Flammenwalze an. Die Aveira waren davon offensichtlich überrascht, doch konnten ausweichen, denn als die Flammen auf die Stelle trafen und verschwanden, fehlte von ihnen jede Spur.
 

„Samael hat recht. Du solltest zielen üben.”, seufzte Egyn.
 

„Das hat damit nichts zu tun!”
 

Azazel schüttelte nur den Kopf. „Wir können hier nichts mehr tun. Suchen wir Mantus Leiche, dann sollten wir zurück zu Vaters Palast.”
 

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Kaliya hatte einen wirklich miesen Tag. Als sie den Auftrag bekommen hatte, Satans vollkommen menschlichen Sohn umzubringen, hatte sie ihr Glück kaum fassen können. In Assiah herrschte Chaos, ihn zu überraschen und zu überwältigen wäre Kinderkram gewesen. Alles lief gut, doch natürlich musste sich ausgerechnet Ankou einmischen. Es war als hätte das Universum ihr eine Ohrfeige verpasst. Nein, eigentlich war es schon ein Kinnhacken gewesen. Wie immer musste die Geisterdämonin zeigen, dass sie so viel besser war. Besser im kämpfen, besser im aufspüren, besser in allem.
 

Das ging bereits in der Schule los. Wenn Kaliya bei einer Nahkampflektion ihren Gegner innerhalb von 10 Sekunden zu Fall gebracht hatte, schaffte Ankou es innerhalb von 8. Wenn die Naga 90 von 100 Punkten in der Lateinklausur hatte, war es selbstverständlich, dass die Geisterdämonin volle Punktzahl bekam und wenn sie jemanden mochte, hatte derjenige nur Augen für die schwarzhaarige Dämonin. Sie kannte Ankou seit der Grundschule, die Geisterdämonin war eine ihrer wenigen Freunde gewesen, aber je älter sie wurden, desto mehr distanzierten sie sich. Kaliya hatte es satt immer nur im Schatten ihrer Freundin zu stehen. Vaya störte es nie, wenn ihre Schwester in etwas besser war, doch Kaliya war ehrgeizig und hasste es zu verlieren. Zu Beginn war sie nur gelegentlich verärgert, doch das wurde schnell zu Frustration, dann zu Abneigung und schlussendlich zu Hass. Sie war der Hybrid-Freak ohne Freunde, keiner wollte etwas mit ihr zu tun haben. Dass ihr Clan auch noch zu Invidia gehörte, machte es nicht besser. Missgunst stand an der Tagesordnung.
 

Ankous Gesichtsausdruck als sie sich für Lilith entschieden hatte, war unbezahlbar gewesen. Kaliya bereute ihre Entscheidung bis heute nicht, nur eine Sache bereitete ihr Kummer, aber sie hatte sich inzwischen damit abgefunden. Man konnte eben nicht alles haben.
 

„Du bist noch hier? Eine Versagerin wie du hat hier nichts verloren!”
 

Sie drehte sich nicht mal um. „Solltest du nicht Kinder stehlen oder sowas, Putana?”
 

Die angesprochene Rakshasa lachte. „Und mir entgehen lassen, wie du deinen Kopf verlierst? Ganz sicher nicht!”
 

„Lass sie in Ruhe, Putana.”, mischte sich Lamia ein. Sie war wie Kaliya ein Hybrid -halb Naga, halb Alukah- weswegen sie sich oft gegenseitig unterstützten.
 

„Zwing mich doch.”
 

Kaliya ignorierte sie und ging einfach weiter. Sie stand nun vor der Tür zu Liliths Thronsaal und holte tief Luft. Ihre Meisterin war von ihrem Versagen absolut nicht begeistert. Wenn sie Pech hatte, würde sie heute sterben.
 

„Jetzt komm endlich rein!”
 

Sie klang nicht glücklich. Das schlimmste befürchtend, betrat sie den Saal.
 

„Na, endlich! Du hast dir Zeit gelassen!”, wurde sie schnippisch begrüßt.
 

Die Attentäterin kniete vor dem Thron nieder. „Bitte vergebt mir Herrin. Es wird nicht noch einmal vorkommen.”
 

„Oh, in der Tat.”, antwortete Lilith kalt. „Jetzt steh auf.” Nervös kam sie der Aufforderung nach. „Nenne mir einen guten Grund dich nicht zu töten. Du hast dabei versagt Indra zu töten und du konntest nicht Satans Bastard loswerden.”
 

Kaliya schluckte. „Ich war dabei gewesen und hätte Erfolg gehabt, wenn-”
 

„Mich interessieren dein "hätte" und "wenn" nicht!”, wurde sie scharf unterbrochen. „Ich habe dir zwei Möglichkeiten gegeben dich zu beweisen, aber du hast bei beiden versagt. Weder ich noch Invidia haben Verwendung für Versager wie dich. Du taugst höchstens als Köder oder Futter.”
 

Das sah gar nicht gut aus. „Aber...” Hoffnungsvoll hob Kaliya den Kopf. „Bisher bist du mir immer treu gewesen und ich kann es mir momentan nicht leisten wahllos meine Leute zu töten. Glaube jedoch nicht, dass du damit der Bestrafung entgehst.”
 

„Natürlich Meisterin.”, antwortete sie erleichtert.
 

„Gut, jetzt geh mir aus den Augen!”
 

Kaliya kam der Aufforderung nur zu gern nach.
 

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Als die Tür ins Schloss fiel, lehnte sich Lilith seufzend zurück. Sie wollte nur Satans jüngsten Bastard qualvoll sterben sehen. War das denn wirklich zu viel verlangt? Immerhin waren bereits fünf der Aveira entkommen und mit jedem Tag wuchs ihre Armee. Satans Rat war kurz davor sich zu spalten und die Exorzisten wurden mit Dämonen überschwemmt. Schon bald würde sie wieder auf Gehennas Thron sitzen und Assiah hätte keine andere Wahl als sich zu beugen. Sie begann zu grinsen. Den meisten Spaß würde sie allerdings mit Satans Söhnen haben. Der Jüngste war ihre Zeit nicht wert, aber die Baal und der Nephilim...das würde lustig werden. Was gab es schöneres als jene, die man hasste im Dreck kriechen zu sehen? Wenn sie erst mit ihnen fertig war, würde nicht mehr viel von ihnen übrig sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-01-05T20:48:55+00:00 05.01.2019 21:48
Du hast dich selbst übertroffen
Antwort von:  Himikko
06.01.2019 22:40
Danke, das freut mich zu hören :)


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