Zum Inhalt der Seite

Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Weiter geht es. Wieder etwas kürzer, aber es kam mir wie eine gute Stelle zum aufhören vor.
Viel Spaß :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wieder Albträume

Rin hatte nicht damit gerechnet weitere Visionen oder Träume von der Vergangenheit zu haben, aber natürlich wollte man ihm keine Ruhe gönnen. Wieder stand er in einer Höhle, jedoch war es nicht jene in der Lilith versiegelt wurde. Um ihn herum tobte der Kampf, man hörte das Aufeinandertreffen der Waffen und die Schreie der Sterbenden und Verletzten. Er entdeckte Lucifer und Iblis, die anderen Dämonenkönige waren offensichtlich anderswo beschäftigt. Mit einer Mischung aus Bewunderung und Grauen beobachte er, wie sie einen Gegner nach dem anderen zu Fall brachten. Er hatte sie bereits im Kampf gegen diese Spinnen gesehen, aber das hier war schlimmer. Die Spinnen waren Tiere gewesen, das hier waren jedoch Menschen. Gut, Dämonen. Angehöriger ihrer eigenen Art.
 

Rin selbst konnte den Gedanken jemanden umzubringen nicht ertragen, sei es nun auf dem Schlachtfeld oder aus Notwehr. Andererseits hatte er sich genau das vorgenommen. Er wollte Exorzist werden, früher oder später hätte er demzufolge Dämonen töten müssen. Er hatte nie bedacht, dass diese genauso eine Familie hatten. Sie hatten ebenfalls Kinder, Ehepartner, Geschwister und Freunde und diese auch an Exorzisten verloren. Es war in gewisser Weise ein Teufelskreis.
 

Exorzist zu werden, hätte auch bedeutet gegen seine Halbgeschwister kämpfen zu müssen. Früher wäre das kein Problem gewesen (doch wäre es), aber nun war er sich hundertprozentig sicher, dass er es nie über sich bringen würde. Sie waren nicht perfekt, sie hatten sicher einige Menschen getötet und vielen Kummer bereitet, aber das war nicht aus Boshaftigkeit geschehen, sondern weil es nötig gewesen war. So wirkte es zumindest bis jetzt.
 

Er dachte an seinen Kampf mit Amaimon zurück. Der Erdkönig wollte ihn nie töten. Rin war sich nicht sicher, ob er seine Freunde getötet hätte oder nicht, aber schlussendlich war es der Nephilim selbst gewesen, der die Kontrolle verloren hatte. Ohne Samaels Eingreifen wäre von dem Erddämonen wahrscheinlich nichts übrig geblieben. Es wäre das erste Mal gewesen, dass er jemanden getötet hätte und das machte ihm Angst. Ankou hatte Recht. Wer keine Kontrolle über sich hatte, war eine Gefahr für sich selbst und alle die einen umgaben.
 

Während er seinen Gedanken nachhing, wurde der Kampf entschieden, aber der Preis erschien hoch. Nur Lucifer, Iblis und eine Handvoll Soldaten hatten überlebt.
 

"Wo kamen die denn her? Ich dachte die Tunnel sind frei?!", fragte einer der Dämonen.
 

"Sollten sie ja auch sein.", knurrte ein anderer. "Entweder sie sind an Lord Satan vorbeigekommen oder sie haben irgendeinen anderen Zugang gefunden."
 

"Aber vom Thronsaal aus ist der einzige Weg!", protestierte die einzige Dämonin der Gruppe.
 

"Vielleicht haben einige Erddämonen irgendwie nachgeholfen?"
 

"Und was ist mit den Barrieren?!"
 

"Genug jetzt!", fuhr Lucifer dazwischen. "Kümmert euch um die Verletzten!"
 

"Richtig, Entschuldigung."
 

Iblis kniete neben einem Dämonen, fühlte dessen Puls und schüttelte dann den Kopf. "Mist."
 

Lucifer zog derweil sein Schwert aus seinem letzten Gegner und betrachtete missbilligend die Klinge.
 

"Wenn das weiter so geht, kann ich mir ein neues besorgen.", grummelte er.
 

Der Feuerdämon zuckte mit den Schultern. "Solange du es nicht regelmäßig schrottest wie Egyn seinen Speer, sollte alles gut sein." Er nickte zu einigen Toten. "Hast du eine Ahnung, wie die in den Tunnel gelangt sind?"
 

Lucifer schüttelte nur düster den Kopf. "Ich habe keinen Schimmer. Wo stecken überhaupt Beelzebub und Amaimon?"
 

"Die sind glaube auf dem Weg zur Siegelkammer. Azazel, Egyn und Astaroth dürften schon da sein. Fehlt nur noch Samael. Hoffentlich schafft er es durch die Blockade."
 

"Hoffen wir eher, dass Lilith ihm nicht auf die Schliche gekommen ist. Es gab schon genug Tote und ich möchte kein Familienmitglied darunter sehen."
 

"Das kannst du laut sagen." Wie bestellt kam nun Samael dazu. Er war wie seine Geschwister zum Kampf gerüstet. Es war mehr als ungewohnt ihn in 'normaler' Kleidung zu sehen. Es war auch das erste Mal, dass Rin ihn ernst erlebte. Kein herablassendes Grinsen war zu sehen.
 

"Da bist du ja.", seufzte der Lichtkönig erleichtert.
 

Der Zeitdämon schnaubte. "Es wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn mich die Wächter nicht angegriffen hätten."
 

"Es musste echt aussehen, sie darf nicht wissen, dass du auf unserer Seite stehst.", hielt der ältere Dämonenkönig dagegen.
 

"Nun, ich habe meinen Teil getan. Vater muss sie nur noch in die Kammer locken. Ist alles bereit?
 

"Azazel, Astaroth und Egyn sind wahrscheinlich schon unten, wir müssen nur noch unsere Siegel hinzufügen."
 

"Was ist mit Amaimon und Beelzebub?"
 

"Ich habe sie vorhin irgendwo Nördlich von hier gesehen. Alastor ist doch auch in die Richtung?", mischte sich Iblis ein.
 

Samael runzelte die Stirn. "Ich fürchte dafür haben wie keine Zeit mehr. Lilith war schon fast durchgekommen als ich ankam."
 

Iblis verdrehte die Augen. "Super, der König der Zeit sagt also, dass keine Zeit mehr ist. Wir sind am Arsch."
 

Es waren plötzlich Schritte zu hören. Sofort zogen die Baal und die anderen Dämonen ihre Waffen. Weitere Soldaten betraten den Raum, dicht gefolgt von Beelzebub und Amaimon.
 

"Drachen!", fauchte Beelzebub zur Begrüßung. "Dieses Miststück hat 2 junge Drachen! Woher hat sie die?! Sie sind schon knappe fünf Meter lang und drei Meter hoch!"
 

"Die kann man eigentlich ganz gut austricksen.", kommentierte Iblis.
 

"Wir sind nicht alle feuerresistent!", knurrte der Insektenkönig.
 

Lucifer wandte sich an die übrigen Dämonen. "Schafft die Verletzten weg und haltet hier dann die Stellung. Was auch immer passiert, lasst niemanden durch. Wir schicken eine Nachricht, wenn wir bereit sind, dann könnt ihr verschwinden."
 

Die Soldaten nickten, einigen war offensichtlich etwas mulmig, doch sie gaben sich Mühe es nicht zu zeigen.
 

"Gehen wir.", drängelte Beelzebub als die Höhle erneut begann zu erzittern.
 

Sie rannten los und Rin gab sein bestes mitzuhalten. Nach einer Weile erreichten sie eine weitere Höhle, dort waren zu ihrer Überraschung die restlichen drei Baal. Astaroth blutete stark an der Seite und hielt sich stöhnend den Kopf, Egyn hatte eine riesige Platzwunde an der Stirn. Azazel hatte mehrere tiefe Schnitte und blutete am Oberarm sowie an der Wange.
 

"Was ist passiert?! Warum seid ihr nicht in der Kammer?", fragte Iblis erschrocken.
 

"Lilith.", presste Astaroth hervor. "Sie ist hier. Hat uns angegriffen...autsch."
 

Er presste seine Hand auf die Seite. "Das war gerade erst verschlossen. Scheiße...", murmelte er.
 

"Wo ist sie?!", fauchte Samael. Rin starrte ihn an. Er hatte den ehemaligen Schulleiter noch nie so erlebt.
 

"Abgehauen.", murmelte Azazel und stand ächzend auf. "Sie will uns wahrscheinlich alle in einem Raum haben, um ihr Amulett einzusetzen. Wir haben alle drei das Bewusstsein verloren, also wissen wir es nicht genau."
 

"Dann nichts wie hinterher! Wenn sie das Siegel vor uns erreicht, gibt's Ärger. Könnt ihr laufen?", erkundigte sich Beelzebub.
 

Sie nickten. "Geht schon.", murmelte Egyn.
 

Iblis zog Astaroth auf die Füße. "Beeilen wir uns.", grummelte er.
 

Rin erfuhr nicht, was danach geschah. Erneut begann der Raum zu verschwimmen und kündigte das Ende der Vision an.
 

Diesmal wachte er jedoch nicht auf, sondern eine neue Umgebung formte sich. Er war wieder in der vertrauten Höhle. Das Siegel hatte noch mehr Risse als zuvor und hin wieder schienen Funken aufzusteigen. Das sah gar nicht gut aus.
 

"Na sieh mal einer an. Was haben wir denn hier?", erklang eine vertraute Stimme in seinem Kopf. Spott lag darin.
 

"Ernsthaft? Das ist ein klischeehafter Bösewichtsspruch.", erwiderte trocken. Er durfte jetzt keine Angst zeigen. Es war alles in seinem Kopf. Sie konnte nichts tun. Hoffte er.
 

"Vorlaut wie immer. Du enttäuschst mich Rin. Ich habe mich dir anvertraut und dir sogar meine Hilfe zugesichert, aber du musst dich unbedingt stur stellen. Wirklich bedauerlich. Ist dir überhaupt klar, was ich dir anbiete? Ich verlange nicht einmal viel dafür."
 

"Ach, hör doch auf. Ich weiß, wer du wirklich bist und was du getan hast, Lilith. Du hast einen Krieg begonnen, weil Satan dir den Laufpass gegeben hat und zusätzlich seine Frauen ermordet. Du bist krank!"
 

Die Temperatur im Raum veränderte sich schlagartig. Kälte kroch seine Glieder hinauf.
 

"DIESE HUREN HATTEN ES VERDIENT!", fauchte Lilith. "Sie haben sich an MEINEN Mann rangemacht und mit ihm Kinder bekommen! Das hätte ICH sein müssen! Diese Miststücke haben sich eingebildet, etwas besseres zu sein und ihn mir weggenommen! Ich habe jeden Moment in dem sie leiden mussten, genossen. Den meisten Spaß hatte ich mit der kleinen Wasserdämonin. Es ist wirklich erstaunlich, wie lange es dauern kann bis der Verstand eines Lebewesen zerbricht, nicht wahr?~ Irgendwann können sie nicht mal mehr die eigenen Kinder erkennen, geschweige denn Familie oder Freunde und gehen irgendwann sogar auf sie los.~ Ich hatte ja gehofft, dass sie sich irgendwann erhängt, aber leider ist sie zuvor an Entkräftung gestorben. Wirklich schade.~"
 

Sie begann zu lachen. Es war das Lachen einer Wahnsinnigen.
 

Rin lief ein Schauer über den Rücken. Von ihrem verdorbenen Charakter zu hören war eine Sache, ihn selbst zu erleben, war einfach nur verstörend.
 

"Du hast sie nicht mehr alle.", flüsterte er. "Du hast ernsthaft Egyns Mutter in den Wahnsinn getrieben, sodass sie ihn nicht mal mehr erkennen konnte? Das ist einfach nur krank. Egal was kommt, ich werde dir nie helfen und wenn es um mein Leben geht."
 

"Ach, wirklich? Du hast wirklich eine ziemlich große Klappe."
 

"Ich habe keine Angst vor dir."
 

"Das solltest du aber."
 

Ohne Vorwarnung bekam Rin plötzlich keine Luft mehr. Eine unsichtbare Hand schien seine Luftröhre zuzupressen. Bewegen konnte er sich ebenfalls nicht mehr. Er versuchte dagegen anzukämpfen, doch es war zwecklos. Es schien eher noch schlimmer zu werden. Er spürte wie sich etwas krallenähnliches über seinen Rücken zog und auch seine Arme bleiben nicht verschont. Für einen Traum fühlte sich alles ziemlich echt an.
 

"Du bist hier in meiner Welt. Hier habe ich die Kontrolle. Ich kann dich zwar nicht töten und nur leicht verletzen, aber dafür kann ich deine Träume heimsuchen und sie dir zu Hölle machen. Hüte also deine Zunge. Das ist meine letzte Warnung."
 

Der Halbdämon fiel auf die Knie, er konnte wieder atmen und war nicht länger paralysiert. Er starrte auf seine Arme, wo tatsächlich Kratzspuren zu sehen waren. Allerdings machte sich in ihm keine Angst breit, sondern Wut.
 

"Du kannst mir drohen, soviel du willst. Ich werde dir niemals helfen!"
 

"Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich habe inzwischen ein Schlupfloch gefunden.~"
 

"Schlupfloch?"
 

"Eine Lücke im Vertrag, ein Fehler-"
 

"Ich weiß, was das ist!"
 

"Wirklich? Das hätte ich dir bei deiner bescheidenen Intelligenz nicht zugetraut. Wie auch immer...inzwischen habe ich erkannt, dass ich dich gar nicht davon überzeugen muss mir zu helfen. Es geht so viel einfacher.~"
 

"Ach ja? Und wie?"
 

"Ts, ts. Ich werde doch die Überraschung nicht ruinieren.~ Ich gebe dir eine letzte Chance. Schließe dich mir freiwillig an oder gehe mit den Dämonenkönigen unter. Warum solltest du sie überhaupt unterstützen? Du bist für sie nur eine Schachfigur im Krieg gegen Assiah. Sie versuchen dein Vertrauen zu bekommen, damit sie dich als Waffe benutzen können. Deine sogenannten "Freunde" aus Assiah sind nicht besser. Wie kannst du so dumm sein und Menschen vertrauen, obwohl du selber keiner bist? Du wirst nie zu ihnen gehören. Du wirst in beiden Welten immer ein Außenseiter sein und irgendwann wird man dich fallen lassen wie ein kaputtes Spielzeug. Für dich gibt es keinen Platz. Du bist nur eine Laune der Natur. Ungewollt und allein.~ Wenn du mir jedoch hilfst, werde ich dafür sorgen, dass du dir um sowas nie wieder Gedanken machen musst."
 

Rin spürte wie seine Hände zitterten. "Halt den Mund!", fauchte er.
 

"Die Wahrheit tut weh, nicht wahr? Du armer Junge..."
 

"Ich falle nicht darauf rein! Du kannst mich nicht manipulieren."
 

"Ich sage nur die Wahrheit. Willst du weiterhin von allen verachtet werden? Hasserfüllte Blicke, Geflüster hinter deinem Rücken, ständige Angst...ist dies wirklich das Leben, das du dir wünschst?"
 

"Meine Freunde haben zu mir gehalten, auch nachdem sie erfahren haben, wer ich bin!"
 

"Bist du auch ganz sicher? Wenn dem so wäre, verrätst du sie hier mit jeder Sekunde. Du hast dich auf Dämonen eingelassen. Was würde wohl dein Bruder dazu sagen? Oder Shiro Fujimoto? Er ist gestorben, damit die Dämonen dich nicht in die Hände bekommen und du trittst sein Andenken mit den Füßen. Er wäre so enttäuscht..."
 

"HALT ENDLICH DIE KLAPPE!", schrie Rin.
 

Er wusste, dass er ihre Worte ignorieren sollte, doch sie waren wie Messerstiche. Sie griff dort an, wo es am meisten wehtat.
 

"Da habe ich wohl einen Nerv erwischt?"
 

"Du weißt gar nichts! Yukio und meine Freunde werden immer zu mir halten! Ich werde Satan und meine Brüder nicht an dich verraten! Ja, sie sind nicht perfekt und bis vor kurzem hätte ich sie am liebsten eingeäschert, aber sie haben mich wenigstens akzeptiert. Ich habe endlich eine Familie und das lasse ich mir nicht von einer eifersüchtigen, selbstverliebten, machtgeilen Psychohexe wegnehmen!!!"
 

Für einen kurzen Moment schien Lilith ernsthaft schockiert zu sein, auch Rin war selbst von seinen Worten überrascht. Er glaubte, dass sie ihn erneut würgen würde, doch zu seiner Überraschung begann sie erneut zu lachen.
 

"Oh, du bist wirklich unterhaltsam. Du glaubst wirklich, dass du ihnen etwas bedeutest?! Ha! Wir sind Dämonen. Verrat und Grausamkeit liegt in unserer Natur. Wenn sie einen Vorteil daraus ziehen könnten, würden sie dich ohne zu zögern töten. Du bist nur ein dreckiges Halbblut, eine Schande für die königliche Blutlinie. Aber weißt du was? Du amüsierst mich. Deshalb werde ich dich nicht sofort töten. Stattdessen werde ich dich langsam zu Tode foltern, während Satan und deine dämlichen Halbbrüder zusehen. Das dürfte eine gute Erinnerung daran sein, wer hier die Fäden in der Hand hält. Leider hatte ich nie die Gelegenheit dieses Flittchen aus Assiah umzubringen, aber das wird deine Qualen nur noch befriedigender machen.~"
 

Der Nephilim unterdrückte ein Schaudern. "Das wird nicht passieren. Du hast keine Macht, nicht in Gehenna und auch nicht in Assiah."
 

"Noch nicht direkt, aber dafür habe ich meine Leute im innersten Kreis. Es gibt kein Entkommen und da du mein Angebot abgelehnt hast, kann ich mich wohl nicht länger zurückhalten. Du wirst deine Entscheidung bereuen. Man sieht sich. Sehr bald.~"
 

Bevor Rin reagieren konnte, endete der Traum und er fuhr schweißgebadet aus dem Bett hoch. Seine Herz raste und als auf seine Arme sah, wich ihm die Farbe auf dem Gesicht. Sie waren voller blutiger Kratzer.
 

.............................................................
 

Egyn hatte wirklich gehofft Kyrene unter schöneren Umständen wiederzusehen. Klar, es konnte unangenehm sein der Ex-Freundin zu begegnen, aber sie hatten sich unter beidseitigem Einverständnis getrennt und es herrschte kein böses Blut. Sie waren nach wie vor befreundet und er besuchte sie relativ oft, manchmal auch um sie um Rat zu fragen.
 

"Das Dorf ist wirklich schön. Nur die Einwohner sind wohl ein kleiner Minuspunkt.", kommentierte Agares während sie sich umsah. "Gibt es außer Kyrene noch andere nette Sirenen?"
 

Egyn zuckte mit den Schultern. "Ihre Eltern und Geschwister waren mehr als in Ordnung. Und solange die Sirenen diesmal Klamotten tragen, bin ich glücklich."
 

Die Wasserdämonin sah ihn fragend an. "Jetzt bin ich neugierig. Was ist passiert?"
 

Der Wasserkönig sah etwas peinlich berührt drein. "Du weißt, dass Sirenen normalerweise eine Schwanzflosse haben, die sie nach Belieben zu Beinen werden lassen können?"
 

"Ja?"
 

"Tja, da sie den Großteil ihres Lebens unter Wasser verbringen, sind sie meist nackt oder tragen nur ein Oberteil. Erst wenn sie längere Zeit an Land verbringen, ziehen sie sich meist etwas an. Naja, Vater und ich waren hier um etwas mit ihnen zu klären. Plötzlich standen mehrere der Mädels vor uns. Nackt. Natürlich haben sie uns sofort angebaggert, wir wollten am liebsten abhauen und irgendwann haben sie sich angefangen zu streiten. Nach einer Weile haben sie sich einfach nur noch Beleidigungen an den Kopf geworfen und wir konnten sie nicht beruhigen. Kyrene kam durch Zufall vorbei und da wir wussten, dass das eine Weile dauern kann, haben wir uns erst mal was zu essen besorgt. Übrigens haben sie sich immer noch gestritten als wir wieder kamen."
 

Agares versuchte ein Kichern zu unterdrücken, aber es misslang ihr. "Ich weiß nicht, warum ihr euch über die Aufmerksamkeit mehrere hübscher Mädchen beschwert."
 

Egyn sah sie entsetzt an. "Hast du eine Ahnung wie unangenehm das war?! Und sie waren viel zu jung für meinen Vater! Und nackt!"
 

Die Wasserdämonin konnte sich nicht mehr beherrschen und begann loszulachen. Sie erhielt nur einen entsetzten Blick. "Du solltest mal dein Gesicht sehen. Egyn, das war ein Witz."
 

Der Dämon errötete. "Sag doch sowas nicht..."
 

Seine Stellvertreterin grinste ihn an. "Komm schon, wir sollten Kyrene nicht warten lassen."
 

Sie erreichten Kyrenes Haus. Wie alle anderen Häuser war der größte Teil unter Wasser. Bevor sie klopfen konnten, öffnete die Sirene bereits die Tür.
 

Wie bei allen Sirenen sah man stellenweise Schuppen auf ihrer Haut, besonders auf den Armen und im Gesicht. Auch waren sie sehr farbenfroh. Ihre Augen schienen immer wieder die Farben zu wechseln, darum herum und im Gesichtsbereich sah man verschiede bunte Munster in allen Regenbogenfarben, welche zu leuchten schienen. Kyrenes Haare waren im oberen Bereich stahlblau dann dunkelblau, hellblau und türkis. Glücklicherweise trug sie Kleidung.
 

"Da seid ihr ja! Ich dachte schon, ihr habt euch verlaufen." Sie umarmte erst Egyn, dann Agares. "Kommt rein, es ist eine Weile her, nicht? Auf jeden Fall ist es schön euch wieder zu sehen."
 

"Wir freuen uns ebenfalls, auch wenn die Umstände wohl besser sein könnten.", antwortete Egyn  und setzte sich zusammen mit Agares an den Tisch.
 

Kyrene werkelte derweil in der Küche. "Wollt ihr etwas trinken?", fragte sie.
 

"Wenn du noch etwas von dieser Limo da hast, sage ich nicht nein.", antwortete Egyn und Agares nickte zustimmend.
 

"Gut, Moment."
 

Nachdem beide versorgt waren, setzte sie sich mit an den Tisch.
 

"Also ich habe gute und schlechte Nachrichten. Die guten sind, dass die Fischvorräte noch eine Weile reichen, wenn wir sie aus der Grundversorge für die anderen Reiche Gehennas nehmen. Die schlechte....Leviathan steckt dahinter."
 

Die Wasserdämonen stöhnten auf. Genau das hatten sie befürchtet. Leviathan war eine Mischung aus riesiger Seeschlange und einem Krokodil, sowie Invidias Schoßtier. Sie hatten es damals mit Müh und Not versiegeln können.
 

"Lass mich raten. Er frisst die Fische und lässt niemanden auf das Meer raus?", seufzte Egyn.
 

"Das stimmt, aber es wird noch schlimmer. Die anderen Tiere kommen auch nicht mehr an den Fisch und deswegen schwimmen sie immer dichter an das Ufer. Sie haben schon mehrmals Dorfbewohner angegriffen. Wir wissen, dass es sie es nicht böse meinen. Sie sind nur hungrig und sonst sind wir immer gut mit ihnen klar gekommen, aber so kann es nicht weitergehen. Irgendwann gibt es gar keinen Fisch mehr und viele werden verhungern. Das bisschen Landwirtschaft, das wir betreiben, wird nie ausreichen."
 

Agares verdrehte die Augen. "Also müssen wir Leviathan irgendwie loswerden. Super. Mir hat der letzte Kampf schon gereicht."
 

"Zumindest ist Invidia noch versiegelt.", antwortete Kyrene. "Wenn sie auch noch Befehle an ihn geben würde, wäre das Chaos bestimmt noch größer."
 

"Meinst du, dass Leviathan nach ihr sucht?"
 

"Darauf wette ich.", bestätigte der Wasserkönig. "Ihr Siegel wird nicht mehr lange halten und laut Lucifer ist Superbia auch auf dem Vormarsch."
 

Kyrene verzog das Gesicht. "Also kommen gleich die schlimmsten raus. Ganz toll."
 

"Fürs erste können wir nur versuchen Bannkreise zu legen, dann wird Leviathan zumindest ein wenig zurückgedrängt."
 

"Das wird nicht reichen."
 

"Es ist nur eine vorübergehende Notlösung."
 

"Dennoch müssen wir uns früher oder später darum kümmern.", warf Agares ein.
 

Egyn massierte sich die Schläfe. "Das weiß ich auch, aber momentan können wir nicht viel tun. Du weißt wie lange die Vorbereitungen für die Versiegelung dauern und Zeit ist momentan ein Luxus, den wir uns nicht leisten können." Er stand auf. "Komm, bringen wir es schnellstmöglich hinter uns."
 

"Geh du schon mal vor, ich muss kurz noch mit Agares reden."
 

Egyn zuckte mit den Schultern und ging.
 

Grinsend wandte sich die Sirene an die Wasserdämonin. "Also, wann sagst du ihm endlich, dass du ihn magst? So niedlich er auch ist, alleine kommt er da nie drauf."
 

"Nicht du auch noch..."
 

"Ich sage es dir schon seit Jahren! Egyn ist das Beste was dir passieren kann, also hole ihn dir endlich! Aber wenn du ihm weh tust, tu ich dir weh. Nur damit du es weißt.~"
 

"Zum letzten Mal, ich kann nicht-"
 

"Komm schon, seine Familie mag dich, seine Ex-Freundin -ich- ist einverstanden. Bessere Vorrausetzungen gibt es selten!"
 

Agares schüttelte nur den Kopf und folgte dem Wasserkönig nach draußen.
 

Kyrene schmollte leicht. "Warum habe ich nur damals versprochen ihm nichts zu sagen?"
 

..................................................................
 

Ankou und Shax standen im Kriegsraum und warteten darauf, dass Satan fertig damit war die Truppenstellung auf dem Strategietisch neu zu organisieren.
 

"Ich hatte gehofft euch nicht so schnell wiederzusehen.", sagte er ohne aufzusehen und schaute stirnrunzelnd auf der Karte umher.
 

Sie waren nach ihrem Besuch bei den Harpyien direkt zu ihm gekommen und hatten ihm einige beunruhigende Dinge über Azazel erzählt. Hinzu kam auch noch Kuro, Rins Begleiter, welcher von einer Art Zusammenbruch berichtete. Unter lauten Protesten seitens Azazel hatte Satan seinen drittältesten daraufhin buchstäblich zu einigen Heilerin geschliffen. Sie hatten nichts gefunden und keine Erklärung für seine offensichtlich physische und psychische Abgeschlagenheit. Schlussendlich hatte man dem Geisterkönig etwas gegeben, was ihn albtraumlos schlafen lassen sollte, aber ob das wirklich helfen würde, war eine andere Geschichte. Eins war jedoch sicher: irgendetwas war hier oberfaul.
 

"Es tut uns leid, aber wir haben wieder schlechte Nachrichten für Euch.", begann Ankou zerknirscht.
 

"Azazel?"
 

"Er ist mehr oder weniger gleichbleibend. Er hat noch immer diese Blackouts und murmelte etwas vor sich hin. Außerdem scheint er öfter mal Kopfschmerzen zu haben oder weiß nicht, was er vor kurzem getan hat."
 

Satan sah auf. "Das ist nicht alles. Richtig?"
 

Shax nickte. "Eine Nachricht von Egyn ist angekommen. Leviathan ist frei."
 

Der Dämonengott stöhnte innerlich auf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
 

"Wie sieht es mit Invidias Siegel aus?"
 

"Ist intakt. Noch.", seufzte Shax.
 

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sie öffnete sich und Jahi kam herein. "Entschuldigt die Störung, aber wir haben organisatorische Probleme bezüglich des Blutgerichtes. Mehrere Lieferungen sind im Verzug und manches, was ankam, wurde gar nicht bestellt."
 

"Musst du damit wirklich ausgerechnet zu mir kommen?", seufzte Satan. "Abgesehen davon fällt das gar nicht in deinen Aufgabenbereich."
 

"Ich habe mich freiwillig bereit erklärt bei der Organisation zu helfen. Und ja, Ihr müsst Euch darum kümmern. Ihr habt dort unterschrieben und sie bestehen trotz falscher Lieferung auf ihre Bezahlung."
 

"Dann gib ihnen das verdammte Geld, ich habe grad andere Probleme."
 

"Aber das Blutgericht ist in schon zehn Tagen!"
 

Satan fluchte im Stillen. Das Blutgericht war am vierundzwanzigsten, heute war der vierzehnte. Mist.
 

"Gut, ich komme gleich. Geh schon vor." Die Feuerdämonin nickte und schloss erneut die Tür.
 

"Du hast es komplett vergessen, nicht wahr?", fragte Shax.
 

Der ältere Dämon nickte. "Ich hatte es im Hinterkopf, aber nicht das Datum."
 

"Iblis hat am einundzwanzigsten Geburtstag.", erinnerte Ankou ihn.
 

"Ich weiß, aber er hat bereits gesagt, dass die Feier verschoben werden soll. Wenn das Blutgericht keine Erinnerung an die Hinrichtungen unter Lilith wäre, hätte ich es abgesagt oder ebenfalls verschoben."
 

Er stand auf. "Behaltet Azazel weiterhin im Auge, ich kümmere mich derweil um diese vermaledeite Lieferung und schaue bei Egyn vorbei." Er schüttelte den Kopf. "Als ob ich nichts besseres zu tun hätte."
 

Damit verschwand er in seiner typischen blauen Flammensäule.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2021-06-17T04:26:28+00:00 17.06.2021 06:26
Anscheinend jagt eine Katastrophe die nächste. Und Satan mittendrin.

😈😈😈😈
Antwort von:  Himikko
18.06.2021 21:28
Oh ja, und es geht auch noch eine ganze Weile weiter :D
Von:  Yuna_musume_satan
2018-11-20T00:04:07+00:00 20.11.2018 01:04
Klasse und wenn jetzt noch ein mit seinem Problem zu Papa rent ist Satan bereit für die Psychiatrie
Antwort von:  Himikko
20.11.2018 12:31
Ich glaube das ist er schon seit Jahren XD Oder zumindest für eine Familientherapie :D


Zurück