Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 24: Gehennisch für Anfänger und Harpyien ------------------------------------------------ Rin war am Verzweifeln. Er saß zusammen mit Paymon im Archiv, welches ihn jedoch eher an eine Bibliothek erinnerte und versuchte krampfhaft ihm zuzuhören und daraus schlau zu werden. Erfolglos. "Abgesehen davon, kommt Gehennisch manchmal fast instinktiv für Halbdämonen, die mit anderen Sprachen aufgewachsen sind.", hatten sie gesagt. "Ich bin sicher, du packst das.", haben sie gesagt. Von wegen! Da schrieb er eher eine Doktorarbeit auf Englisch! Zunächst einmal waren Schrift und Zahlen ganz anders, also musste er ein komplettes Alphabet (welches wesentlich schwieriger als das lateinische erschien) und andere Zahlen lernen. Hinzu kam die Grammatik. Wörter wie 'ist' und 'sind' existierten nicht, Adjektive wurden hinter dem Nomen platziert und so ziemlich alle Sätze begannen entweder mit einem Personalpronomen oder einem Substantiv. Immerhin wurden Verben nicht angepasst, lediglich ein Wort wurde davor gesetzt um die Zeitform auszudrücken. 'Alma' stand für Vergangenheit, 'har' für die Gegenwart und 'zai' die Zukunft. Gelegentlich wurde jedoch darauf verzichtet, wenn man von der Gegenwart sprach. Zusammengesetzte Substantive wurden mit einem Apostroph getrennt, allerdings konnten auch einfache oder andere Worte eins haben. Hinzu kam noch die Mehrzahl. Dabei wurde eine Endung an das Wort gehängt, welche vom letzten Buchstaben abhing. Die Aussprache unterschied sich ebenfalls sehr vom japanischen und kleinste Striche und Punkte deuteten auf verschiedene Betonungen und Aussprachen hin. Es gab natürlich noch viel mehr Faktoren, wie zum Beispiel die Fälle, Befehlsformen, respektvolle Anreden, Dialekte, gehobene Ausdrucksweisen und so weiter, aber das ließ Paymon außen vor. Vorerst. Super. Er erfuhr außerdem, dass wörtlich zu übersetzen eine schlechte Idee war. Satans Anweisung an Lucifer war ein gutes Beispiel. Wörtlich übersetzt hieß "Ea al Stihi ji Aym pwor'mawkcha. Zarboyt'syarzk anwa!" nämlich "Sie die Stihi und Aym Stiefmutter. Kümmern du!". Das würde nie was werden. Resigniert ließ er den Kopf auf die Tischplatte fallen. Sie hatten mit einfachen Worten begonnen, wie Personalpronomen und einigen Substantiven. Paymon demonstrierte ihm lediglich wie sie geschrieben und ausgesprochen worden, hin wieder musste er das nachsprechen oder versuchen nachzuschreiben, das war es. Dennoch fühlte sich sein Kopf an als würde er rauchen. "Ich schätze, das ist deine Art um eine Pause zu bitten?", fragte sein Lehrer. Rin brummte zustimmend. Zu seiner Überraschung war Paymon einverstanden. "Du drängst mich nicht dazu weiter zu machen?" "Natürlich nicht. Pausen zwischendurch sind wichtig, das habe ich bereits zu Beginn gesagt. Wenn du das Gefühl hast, dass es zu viel wird oder zu schnell geht, sage einfach Bescheid. Es hat keinen Sinn weiter zu machen, wenn Widerwille da ist." Der Nephilim nickte langsam und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Riesige Regale, Bücherstapel, Tische, Karten und Vitrinen nahmen den Raum an. Manche der Bücher sahen wahnsinnig alt aus und waren wahrscheinlich mindestens so viel wert wie die britischen Kronjuwelen. 'Yukio würde es hier lieben. Und Koneko wahrscheinlich auch.' Er entdeckte Phenex, den Archivar in Satans Palast. Dieser war ein grimmig drein schauender halb Fäulnis-, halb Feuerdämon (er hätte auch nicht gedacht, dass es sowas gab) mit grau-blauen Haaren und orangen Augen. Außerdem trug er eine eckige Halbrandbrille, welche ihn noch strenger wirken ließ. Schon als sie den Raum betreten hatte, war deutlich geworden, dass er kein angenehmer Zeitgenosse war. Etwas widerwillig hatte er Paymon einige Bücher gegeben und Rin angewiesen, ja nichts anzufassen als er etwas zu nah an eins der Regale geriet. Gut, fairerweise waren die Bücher darin scheinbar ziemlich alt. Trotz sämtlicher Versprechen vorsichtig zu sein, beobachtete der Dämon sie mit Argusaugen. "Nimm es Phenex nicht übel. Er hat schon so manche Erfahrungen mit deinen Brüdern gemacht.", riss Paymon ihn aus den Gedanken. "Besonders Iblis kann er nicht leiden. Amaimon ist zwar stiller und zündet nichts an, aber er schleppt ja überall seine Süßigkeiten mit hin. Er hat bereits versucht ihnen deswegen Hausverbot aufzubrummen, natürlich erfolglos. Egyn und Iblis lässt er allerdings nicht mehr zusammen hier rein." "Verständlich.", gab Rin zu. Unangenehme Stille herrschte. Der Lichtdämon durchbrach sie schließlich. "Also...wenn es für dich in Ordnung wäre, würde ich gerne mehr über dich erfahren." "Wenn du mir im Gegenzug etwas von dir erzählst.", antwortete der Halbdämon schulterzuckend. "Das ist fair." Er hielt kurz inne und dachte nach, dann fuhr er fort. "Zugegebenermaßen ist mein Leben nicht allzu aufregend. Ich wurde in Pandemonium geboren, nah an der Grenze zu Lucifers Reich. Meine Mutter ist Künstlerin, mein Vater ist das Oberhaupt unseres Hauses und arbeitetet nebenbei als Historiker. Ich habe eine ältere Schwester namens Elyon, sie ist Sängerin. Meine jüngeren Schwestern heißen Zaphkiel und Hadiya. Zaphkiel arbeitet im Archiv von Lucifers Palast, Hadiya ist Richterin. Mein kleiner Bruder heißt Sariel und ist Heiler." Er hielt erneut inne, Rin nutzte dies um eine Frage zu stellen. "Sind alle Dämonenfamilien so groß?" "Das kommt darauf an. Adlige haben oft viele Kinder um das Fortbestehen ihrer Blutlinie sicher zu stellen und da wir Dämonen so lange leben haben wir immerhin reichlich Zeit dafür. Einzelkinder sind daher eher selten. Wie auch immer. Meine Geschwister und ich wuchsen wohl behütet auf. Wir bekamen die bestmögliche Bildung und besuchten Privatschulen. Ich war schon immer sehr wissbegierig gewesen und habe viel geforscht. Auf Wunsch meiner Eltern bin ich Lucifers Armee beigetreten, habe mich jedoch in meiner Freizeit weiterhin mit antiken Schriften beschäftigt, Bücher in verschiedensten Sprachen gelesen und bin sogar Geheimnissen der Alchemie und des Okkultismus auf die Spur gekommen." Er seufzte. "Ich schickte die Ergebnisse meiner Arbeit an die Gelehrten in Lucifers Palast, welche jedoch nicht daran glaubten, dass ein Soldat intelligent genug wäre um ihre Zeit in Anspruch zu nehmen, sodass sie sie gar nicht erst lasen." Rin runzelte die Stirn. "Sie klingen wie Idioten." Der Lichtdämon lächelte leicht und hob die Schultern. "Ehrlich gesagt ist es mir egal. Schlussendlich fielen einige der Blätter Lucifer in die Hände und er war ziemlich beeindruckt. Er wollte mich persönlich treffen und als man ihm erzählte, dass ein einfacher Soldat es geschrieben hat, war er nur noch entschlossener. Ich war mehr als überrascht als ich einen Brief von ihm bekommen habe und natürlich ziemlich aufgeregt. Wir haben uns also getroffen, uns unterhalten und das zog sich dann über mehrere Monate hinweg. Eines Tages bot er mir die Position als seine rechte Hand an. Mit der Aussicht meine Familie stolz zu machen, einem der Dämonenkönige direkt zu dienen und Zugriff auf die Bücher und Artefakte in seinem Archiv zu erhalten, nahm ich an. Ich habe es nie bereut." Er sah Rin an. "Du bist dran." Der Nephilim erzählte ihm das, was er bereits Agares erzählt hatte. Er war mit seinem Bruder in einem Kloster aufgewachsen, wo Shiro und die Mönche ihre Familie waren. Er war nie besonders gut in der Schule gewesen und öfters in Streitereien hinein geraten. Für ihn wirkte es sehr langweilig im Vergleich zu Paymons Geschichte, doch dieser hörte aufmerksam zu. Er nickte nachdenklich als Rin fertig war. "Immerhin konntest du eine halbwegs schöne Kindheit verbringen." Der Halbdämon zuckte mit den Schultern. "Schätze schon." Er sah den älteren Dämonen an. "Aber eine Frage habe ich noch. Warum warst du so schnell bereit mir eine Chance zu geben? Shax und Agares waren zwar auch sofort nett zu mir, aber trotzdem." Diesmal war es der Stellvertreter, welcher seufzte. "Ganz ehrlich? Ich hatte vom ersten Moment an Mitleid mit dir. Du wurdest aus heiterem Himmel in die ganze Sache hineingezogen, musstest zusehen wie dein Adoptivvater stirbt, wegen des Vatikans um dein Leben fürchten und dich wahrscheinlich unzähligen Vorurteilen stellen. Als ich dich zum ersten Mal im Esszimmer gesehen habe, hast du so verloren ausgesehen. Kein Kind sollte das erleben, was du durchmachen musstest." Rin schwieg, er hatte das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckte. Er sollte Recht haben. "Doch das nicht alles. Du erinnerst mich ehrlich gesagt an meinen Sohn." Damit hatte er wiederum nicht gerechnet. "Du hast einen Sohn?" "Hatte. Er war ein Nephilim wie du und wäre dieses Jahr neunzehn geworden. Stattdessen wurden er und meine Frau vor acht Jahren von Exorzisten getötet." Hatte hier wirklich jeder eine traurige Vergangenheit? "Das tut mir sehr leid.", antwortete Rin leise. "Es ist in Ordnung. Es war meine Schuld. Ich wusste, dass es dumm ist sich in eine Sterbliche zu verlieben und auch noch ein Kind mit ihr zu bekommen. Katharina war allerdings eine der wenigen Vergänglichen, welche längere Zeit in Gehenna durchhalten. Lord Satan hat mir darum erlaubt sie her zu holen. Sie musste zwischendurch nach Assiah, aber es hat alles gut funktioniert und unser Sohn wurde auch akzeptiert. Er hat sich ziemlich gut mit Amons Kindern verstanden." "Was war sein Name?" Paymon lächelte leicht. "Aiden. Er war sich immer sehr unsicher, wo er nun hingehört. Nephilim glauben oft weder zu den Menschen noch zu uns zu gehören. Viele wollen nicht einsehen, dass sie in beide Welten gehören. Sowohl die Personen mit denen sie sich umgeben als auch die Nephilim selbst." Das war auch Rins Problem. Wo gehörte er hin? "So einfach ist es nicht.", widersprach er. "Wie soll man den zu beiden Seiten gehörten, wenn sie sich bekriegen? Eine Seite muss man früher oder später wählen! Richtig dazugehören wird man aber nie." 'Und ich weiß noch immer nicht, was ich wählen werde.', fügte er im Stillen hinzu. "Du wirst es verstehen, wenn es soweit ist." Bevor Rin nachhaken konnte, wurde er abgewürgt. "Komm, wir sollten weiter machen." Grummelnd wandte er sich wieder an das Buch. Je schneller er das hinter sich brachte, desto besser. ............................................................... "Fuck my life.", murmelte Azazel vor sich hin und starrte auf den riesigen Felsen vor ihnen. Darin befand sich die Stadt der Harpyien. Dummerweise lag der Eingang ziemlich weit oben, Phasensprünge waren verboten, also bleib nur zu Fuß oder besser gesagt klettern. Shax hatte ihn gehört und drehte sich überrascht um. "Hast du etwas gesagt?" "Wo ist der Aufzug?", grummelte der Geisterkönig. Obwohl Ankou mit dem Rücken zu ihm stand, konnte er erahnen, dass sie die Augen verdrehte. "Nun hab dich mal nicht so. Das ist wie Treppensteigen, nur nicht so langweilig." Der Dämonenkönig grummelte wütend vor sich hin und machte sich an den Aufstieg. Am liebsten wäre er einfach in seine Dämonenform gewechselt und hochgeflogen, aber genau wie ein direkter Phasensprung konnte dies als eine aggressive Geste ausgelegt werden und er hatte wirklich keine Lust sich mit einem Haufen Vogelweibern zu schlagen. Außerdem war er sich nicht sicher, wie sich sein Dämonenherz verhalten würde. Am Ende würde er nur die Kontrolle verlieren und seine beiden Begleiter anfallen. Der Pfad war schmal und äußerst steil. Überall lag loses Gestein und ein falscher Schritt konnte zu einem Sturz in die Tiefe führen. Ihre Krallen gaben ein wenig mehr Halt, aber nicht viel. 'Als ich Kind war, ging das irgendwie einfacher.' Nach quälenden 20 Minuten hatten sie endlich den Eingang erreicht. "Na, das ging doch heute mal schnell.", kommentiere Ankou. Azazel ignorierte es und betrat die Höhle, wo sie von zwei Wächterinnen empfangen wurden. Er fand es immer wieder interessant, dass die Vorstellung der Sterblichen in diesem Fall relativ genau waren. Harpyien hatten die Oberkörper und Gesichter eines Menschen, ihr Unterkörper und ihre Beine waren dagegen die eines Vogels und demzufolge mit Federn bewachsen, außerdem hatten sie Vogelschwänze. Die Farben und Musterungen ihrer Federn variierten. Manche hatten Federn auf dem Kopf, andere Haare welche stets dem Aussehen ihrer Federn angepasst waren. Ihre Flügel waren direkt mit ihren Armen verwachsen, dennoch konnten sie Werkzeuge oder gar Waffen verwenden, wenn sie am Boden waren. Allerdings waren ihre Klauen mit -wie Azazel aus eigener Erfahrung wusste- scharfen Krallen bestückt, ihre Zähne waren ebenfalls rasiermesserscharf. Es gab in ihren Augen keine Hornhaut, also nahm die Augenfarbe alles ein. Die Pupillen waren geschlitzt, wesentlich stärker als bei Dämonen. Sie trugen oft Kleidung aus einfachen Stoffen, Fellen, Federn und Leder, sowie Schmuck aus Knochen, Holz und Federn. "Mein Lord, Aello bereitet euch bereits.", begrüßte ihn eine der Frauen, während ihre Kollegin los flog um ihrer Anführerin von der Ankunft zu berichten. Azazel nickte nur knapp. Sie alle wussten, dass er eher still war und sahen es nicht als Beleidigung an. Sie folgten der Wächterin durch das Höhlensystem. Es hatte sich seit ihrem letzten Besuch nicht groß verändert. Die meisten Gebäude waren einfache Hütten aus Stein und Holz, ansonsten gab es einige Stätten der Verehrung wie Schreine. Zwar war Satan an der Erschaffung der Harpyien beteiligt gewesen (womit sie ihm und Azazel unterstanden), aber sie verehrten auch Iris und Zephir, denn diese galten als die ersten ihrer Art. Azazel kümmerte das nicht wirklich und wenn sie eine pinke, tanzende Eidechse anbeten würden. Schließlich erreichten sie einen größeren Raum, welcher als eine Art Thronsaal diente. Die Wände waren bemalt, der Boden war einfache Erde und mit Tierknochen und anderen Essensresten übersät.  Aello saß auf ihrem Thron, dieser bestand auf geflochtenen Holz, Knochen und Tierhäuten. Die Federn waren hellbraun mit schwarzen Flecken und grauen Enden versehen. Ihre Haare waren zusammen mit einigen Federn zu mehreren Zöpfen geflochten. Sie trug wie alle anderen sehr einfache Kleidung. Eine kurze hellbraune Lederhose, darüber einen dunkelbraunen Wickelrock aus Stoff mit einem Gürtel aus Knochen und Zähnen. Ihr Oberteil war ebenfalls dunkelbraun und bauchfrei. Zusätzlich trug sie noch eine Federkette. Ihre gelben Augen sahen die Ankömmlinge wachsam an. "Es ist schön euch wiederzusehen, mein Lord.", begrüßte sie Azazel ehe sie sich an die anderen beiden wandte. "Lord Shax, Lady Ankou." Ankou verdrehte die Augen. "Lasst bitte das 'Lady' weg." "Richtig." Die Harpyie sah wieder Azazel an. "Ich nehme an, ihr seid hier wegen der Angriffe in den Dörfern. Wir kümmern uns bereits darum, das versichere ich Euch. Falls es jedoch um die Notfallversammlung geht zu der wir nicht erschienen sind: wir hatten alle Krallen voll mit unseren Untersuchungen zu tun. Außerdem wisst ihr ja was passiert, wenn wir auf Sirenen oder Furien treffen..." Azazel seufzte. "Da könnt Ihr euch trösten. Die sind auch nicht gekommen, aber es geht ohnehin wie Ihr bereits erraten habt um die Angriffe. Was ist passiert?" Aello verzog schuldbewusst das Gesicht. "Ich weiß es nicht. Es ist genau wie...damals. Scheinbar zufällig dreht jemand durch und wird auf seine tierischen Instinkte reduziert. Wir haben die Vermutung, dass es eine Krankheit sein könnte, aber wir wissen nicht, was der Erreger sein könnte." "Vielleicht bestimmte Nahrung? Parasiten? Pflanzen?", schlug Shax vor. "Wir teilen was wir jagen untereinander auf, da müssten mehr betroffen sein. Den Rest besorgen wir durch Handel, aber da ist es dasselbe. Schädlinge oder Parasiten wären wohl eine Möglichkeit, aber warum tauchen sie jetzt plötzlich wieder auf? An neuen Pflanzen haben wir uns auch nicht vergriffen, es gibt ohnehin kaum welche." "Was ist mit Lilith?", hakte Ankou nach. "Sie hat auch die rote Seuche ausgelöst. Daran sind sogar Fäulnisdämonen jämmerlich eingegangen." "Ich dachte, Lilith wäre versiegelt? Abgesehen davon konnten wir nie Beweise finden, dass sie dahinter steckte." "Wer soll es denn sonst gewesen sein? Vielleicht hatte sie Hilfe von ein paar Fäulnisdämonen, aber sie hat alles ins Rollen gebracht hat. Außerdem würde ich einiges darauf verwetten, dass sie auch bei Salacia die Finger im Spiel hatte.", hielt Shax dagegen. "Salacia war...?" "Egyns Mutter.", seufzte Ankou. Aello zuckte mit den Schultern. "Ich habe da inzwischen den Überblick verloren, aber egal. Vielleicht war Lilith es, vielleicht auch nicht. Wie auch immer, wir haben es geschafft vier der Betroffenen gefangen zu nehmen." "Ich möchte mit ihnen reden.", sagte Azazel bestimmt. "Dazu sind sie nicht mehr in der Lage.", erwiderte die Vogelfrau kopfschüttelnd. "Aber wenn ihr darauf besteht gut." Sie erhob sich. "Folgt mir." ................................................................................... Rin hatte es endlich geschafft und lag auf dem Bett in seinem Zimmer. Nach einigen qualvollen Stunden in denen er am liebsten seinen Kopf auf die Tischplatte geschlagen hätte, um endlich bewusstlos und damit erlöst zu werden, war er endlich entlassen worden. Paymon war mehr als in Ordnung und nicht mal genervt als Rin ihm zum 26. Mal nach der Aussprache desselben Buchstaben fragte (Diese komischen Striche und Punkte daneben waren aber auch verwirrend!). Dennoch war er mehr als überfordert gewesen. Er könnte momentan nicht einmal 'Hallo, ich heiße...' auf Gehennisch sagen. Gut, es war seine erste Stunde gewesen, aber mit Zuversicht erfüllte es ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Wenn er sich schon an den Grundsachen die Zähne ausbiss, wie sollte es dann später aussehen? 'Bisher hat es doch ganz gut geklappt, wenn die Anderen für mich übersetzt haben. Können wir es nicht einfach so lassen?!', fragte er sich frustriert und seufzte. Es gab keinen Weg vorbei, er musste da irgendwie durch. Er rollte zur Seite und griff sein Handy, welches auf seinem Nachttisch lag. Zu seiner Überraschung hatte er Empfang, auch wenn es schwach war. Sollte er es riskieren und jemanden in Assiah anrufen? Weder Satan noch einer seiner Halbbrüder hatten es ihm verboten, also war es doch sicher in Ordnung, wenn er nicht zu viel verriet? Fieberhaft überlegte er wen er überhaupt anrufen sollte. Yukio? Die Mönche im Kloster? Shura? Einen seiner Freunde? Wahrscheinlich würde das Signal bald wieder verschwinden, also musste er sich schnell entscheiden und sich kurz fassen. Nach kurzem überlegen öffnete er sein Telefonbuch und wählte Yukio aus. Etwas nervös wartete er darauf, dass sein Zwilling annahm. Wahrscheinlich war es keine gute Idee zu erwähnen, dass er sich eigentlich ganz gut mit den Baal und einigen Dämonen verstand. Außerdem lief zu dieser Zeit normalerweise die Exorzistenklasse, er war also beschäftigt. Bevor er es sich anders überlegen und auflegen konnte, hörte er die Stimme seines Bruders. "Ja?", fragte diese vorsichtig. "......Hey Yukio." "RIN?!" Dem besagten Halbdämonen platzte fast das Trommelfell. "Autsch....ja ich bin's, du musst nicht so schreien!" Yukio hörte ihm gar nicht zu, sondern begann ihn mit Fragen zu bombardieren. Außerdem bestätigte sich Rins Vermutung. Tatsächlich schien er im Unterricht zu sein, denn er hörte die Stimmen seiner Freunde und sogar Shura. "Okumura?!" "Ist das Okumura?! Warum hat der Trottel so lang gebraucht?!" "Rin ist alles ok?! Bist du verletzt?!" "Du bist so sein Volltrottel!" "Hey, ist alles in Ordnung?!" "Wenn ich dich in die Finger kriege!" Rin hielt das Handy inzwischen eine gute Armlänge von sich. "Wenn ihr mal still sein würdet und mich zu Wort kommen lasst, kämen wir voran!" "Wo bist du?! Geht es dir gut?! Wir haben seit Tagen versucht dich zu erreichen!", fragte Yukio beinahe hysterisch. Er war kurz davor sein Handy zu zerquetschen. "Ja, mir geht's gut, auch wenn ich auf einiges hätte verzichten können. Ich habe mein Handy erst heute zurückbekommen und der Empfang ist hier grottig, wir haben nicht viel Zeit." "Rin, wo bist du? Und komm mir nicht mit Gehenna! Warum kannst du so einfach mit uns reden? Bist du abgehauen?", hakte Shura scharf nach. "Nein, ich bin nicht abgehauen. Lange Geschichte, ich bin in Satans Palast-" "DU BIST WO?!", schrien die Exorzisten. Shura hing Yukio inzwischen um den Hals, sodass sie ihn beinahe erwürgte. "Es war ja nicht meine Entscheidung!", verteidigte sich der Nephilim schnell. "Du....bist also Satan begegnet?", fragte Koneko ein wenig verängstigt. "Ja, vier Mal bis jetzt.", er hielt kurz inne. "Gut, sechsmal. Ich war zwei Mal nicht ganz bei mir..." Er konnte sich die entsetzten Gesichter nur allzu gut ausmalen. "Wie kannst du so lässig darüber reden?!", fauchte Bon. "Bis auf das erste Treffen ist es nie eskaliert!" Yukio schien kurz davor zu stehen umzukippen. "Rin, was hast du bei der ersten Begegnung angestellt?!" Der Halbdämon zögerte kurz. "Najaaaaaaaaaaa, ich schätze....ich bin auf ihn drauf gesprungen, habe ihn als einen verdammten Hurensöhn beschimpft und buchstäblich versucht ihn zu erwürgen?" In seinem Kopf hatte es irgendwie harmloser geklungen. "WAS?!", kam der kollektive Aufschrei. 'Super gemacht.', lobte er sich. "Es ist nicht so schlimm wie es klingt! Ihm war das ziemlich egal. Ich glaube, er war eher genervt als sauer." Nicht die ganze Wahrheit, aber auch keine komplette Lüge. "Was ist überhaupt hier los?", mischte sich nun Izumo ein. "Erst kommen irgendwelche Dämonen in die Akademie um uns umzubringen, dann mischen sich die Dämonenkönige ein, erzählen uns was von irgendeiner Lilith und jetzt rufst du uns aus heiterem Himmel an?! Ist das irgendein schlechter Streich?!" Rin biss sich auf die Lippe. "Lilith war die erste Dämonin, hatte eine Rebellion gegen Satan angezettelt und beinahe gewonnen. Sie wurde versiegelt und versucht jetzt sich zu befreien. Darum sind die Baal im Vatikan gelandet. Sie hat irgendwie die Pforte manipuliert." Letzteres hatte er heute erst von Paymon erfahren. Es erklärte einiges. "Aber dann sind die Dämonen doch bestimmt abgelenkt.", stellte Shiemi aufgeregt fest. "Vielleicht kannst du irgendwie fliehen!" Der Halbdämon zerstörte nur ungern ihre Hoffnungen. "Daraus wird nichts. Hier sind vor einigen Tagen ein paar Ratsmitglieder vergiftet worden und ein Alukah ist eingebrochen. Hier sind überall Wachen und ich glaube, sie haben sogar die Erlaubnis bekommen Eindringlinge anzugreifen. Bei meinem Glück halten die mich für einen Einbrecher und bringen mich um, bevor die erste Treppe hinter mir habe!" Er zögerte. "Abgesehen davon, was soll dann passieren? Ich kann die Gehennapforte nicht öffnen. Selbst wenn ich irgendwie nach Assiah gelange, werde ich dort nur hingerichtet und dieses Mal ist der Clown nicht da, um mir den Hintern zu retten." "Du weißt also schon davon, wie?", grummelte Bon. "Was ist überhaupt ein Alukah?" "Sowas wie ein Vampir, ist egal. Ja, ich weiß davon. Nach Assiah zurückzukehren ist unmöglich." "Wir können dich nicht einfach in Gehenna lassen!", rief Shima erschrocken. "Irgendwas fällt uns ein.", bestätigte Shura. Rin gab nicht nach. "Nein. Ich habe euch schon oft genug in Gefahr gebracht-" "Und uns gerettet!", widersprach Bon. "Also lass dir jetzt verdammt noch mal helfen!" "Wie denn bitte?! Solange Yukio nicht plötzlich dämonische Kräfte ausbildet und lernt die Gehennapforte zu öffnen, könnt ihr nichts tun! Ihr sitzt in Assiah fest, ich in Gehenna und wahrscheinlich ist das besser so!" "Besser?! Was ist daran bitte besser?!", fauchte Yukio. "Weil Satan Assiah egal ist und er nicht angreifen wird, solange ihr ihm keinen triftigen Grund gebt!", fauchte der Nephilim zurück. "Ach und woher weißt du das?! Haben dir das die Dämonen gesagt?!" Als Rin schwieg, fuhr er etwas ruhiger fort. "Was ist passiert? Erst wirst du von Dämonen entführt, wir hören nichts von dir, fürchten das Schlimmste und jetzt meldest du dich?" "Es ist 'ne lange Geschichte.", murmelte Rin. "Aber macht euch um mich keine Sorgen." "Du bist in Satans Palast und wir sollen uns keine Sorgen machen?", echote Miwa entsetzt. "Mir geht's gut, wirklich. Satan und die Baal sind ehrlich gesagt das geringste Problem. Ich verspreche, dass ich euch bei Gelegenheit alles erkläre." "Bei Gelegenheit?! Du könntest dort sterben!", rief Shura frustriert, doch sie klang bereits ziemlich abgehakt. Das Signal würde wohl jede Sekunde verschwinden. "Rin...", flüsterte Shiemi verängstigt. "Macht euch um mich keine Sorgen! Passt nur auf, dass-" Natürlich brach das Signal ab bevor er seinen Satz beenden konnte. "Ach komm, das ist jetzt einfach nur noch Trolling!", knurrte der Halbdämon frustriert, legte auf und warf sich frustriet auf sein Bett. ...................................................................... Indra war genervt. All die ganzen Untersuchungen, um mehr über die Blutjäger herauszufinden und nun, wo sie versuchte mit ihren eigenen Problemen fertig zu werden, war sie doch tatsächlich in einer Sackgasse gelandet! Hatten sich wirklich alle gegen sie verschworen?! Wütend warf sie das Buch beiseite, was einen erschrockenen Laut von Nasu, ihrer Zofe und besten Freundin entlockte. "Haltet bitte still, sonst müssen wir von vorne anfangen.", bat die Dämonin. Indra seufzte nur und ließ sich im Stuhl zurücksinken. Wie Satan ihr versprochen hatte, konnte sie bereits heute Morgen sofort ein Gästezimmer beziehen. Nun saß sie vor einem Schminktisch und ließ sich von Nasu die Haare neu machen. "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich duzen kannst, wenn wir unter uns sind?" "Ziemlich oft. Es ist einfach Angewohnheit." Die Zofe beugte sich nach vorne und griff einige Haarnadeln. "Also was genau hat dir das Buch getan, dass du es mit wegschleudern bestrafst?" Die ältere Dämonin schnaubte. "Die ganzen Wälzer sind vollkommen nutzlos. Ich habe unter anderem versucht mehr über Liliths Amulett herauszufinden und wo es gelandet sein könnte, aber ich finde nichts!" "Das hat man doch schon seit Jahrtausenden nicht herausfinden können." "Weil nur Idioten daran arbeiten!" "....Das wage ich zu bezweifeln." Indra schmollte leicht. "Auf wessen Seite stehst du?" Nasu lachte nur. Kurz darauf fing sie wieder an zu sprechen. "Warum gehst du nicht zu Satan und erklärst, was letzte Nacht passiert ist?" Sie erhielt ein Augenrollen. "Glaubst du wirklich, dass Satan auf mich hört, wenn ich behaupte, dass einer seiner Söhne ein Verräter sein könnte? Eher heirate ich Alastor. Ich brauche handfeste Beweise. Weder Satan noch die Baal werden mir da weiterhelfen." "Und wie willst du das bewerkstelligen?" Indra lächelte. "So wie immer. List, Lügen mit einem Hauch Wahrheit, Charisma, Bestechung und Versuchung. Das wird ein interessantes Spiel." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)