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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach einer äußerst nervigen/anstrengenden Woche ist es endlich fertig :D
Viel Spaß :)
Insomnie: Schlafstörung Komplett anzeigen

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Der nächste Morgen

'Vielleicht hätte ich es einfach gut lassen sein und wirklich ins Bett gehen sollen, anstatt mir wegen dieser Blutjäger den Kopf zu zerbrechen. Ich fühle mich als hätte mich ein Phantomzug überrollt.', dachte Satan grimmig.
 

Letzten Abend (oder besser gesagt letzte Nacht) hatte er sich nachdem Indra gegangen war, unter anderem um Rin gekümmert und sichergestellt, dass er nicht doch eine Alkoholvergiftung hatte oder sich gar übergab. Somit war er erst gegen halb drei endlich schlafen gegangen.
 

Noch bevor die Sonnen aufgegangen waren, hatte er noch einmal nach Rin gesehen, Agares (welche glücklicherweise eine Morgenperson war) zu ihm geschickt und sich auf dem Weg zum Tartaros gemacht. Letzte Nacht hat er kaum ein Auge zubekommen, seine kreisenden Gedanken hatten ihn davon abgehalten. Er machte sich schon genug Sorgen um Gehenna und seine Söhne -besonders Rin- gemacht, aber nun waren auch noch diese beiden Blutjäger dazugekommen.
 

Die Tatsache, dass sie die Kinder einer ehemaligen Geliebten waren, änderten nichts. Das Gesetz galt für alle, Blutjagden wurden mit dem Tod bestraft. Dennoch hatte er sich nach einigem Überlegen dazu entschlossen ihnen einen letzten Olivenzweig anzubieten. Erzählten sie ihm, was er wissen wollte, würde er von einem Todesurteil absehen und die Strafe mildern. Sie wäre immer noch hart, aber sie hätten die Gelegenheit erhalten Sühne zu leisten. Wenn sie sich weiterhin stur stellten, würde er sie töten.
 

Alastor erwartete ihn bereits vor einer Zellentür.
 

"Wow, du siehst furchtbar aus.", begrüßte er den Herrscher Gehennas. Normalerweise war Satan die einzige Person, welche er siezte, aber da sie unter sich waren reichte dem Dämonengott das einfache 'du'.
 

"Hast du selbst mal in den Spiegel geschaut?", kam seine geknurrte Antwort, woraufhin der Feuerdämon grinste.
 

"Der Sarkasmus ist noch intakt, also gibt es Hoffnung." Er wurde sofort wieder ernst. "Du solltest wirklich mehr schlafen."
 

Satan antwortete nicht, sondern starrte ihn irritiert an. Der hatte gut reden! Er hatte auch keine Söhne, welche den Jüngsten abfüllten!
 

"Schon gut, ich sag's ja nur. Ich habe die Beiden in eine Zelle gesteckt, wie du wolltest. In den letzten Tage wurden sie immer wieder bearbeitet, aber für ein paar adlige Gören sind sie verdammt widerstandsfähig. Allerdings lassen sie allmählich nach. Gib mir noch ein paar Wochen und sie sollten reden....oder haben nicht mal mehr die geistige Kapazität um ihren Namen auszusprechen."
 

"Nein. Ich gebe ihnen eine letzte Chance, wenn sie sie nicht annehmen, werden sie sterben. Ich bezweifle, dass wir noch irgendetwas aus ihnen herausbekommen."
 

Alastor runzelte die Stirn. "Warum der plötzliche Meinungsumschwung?"
 

"Ich habe meine Gründe.", kam die knappe Antwort. Für einen Moment schien es als würde der vernarbte Dämon ihn weiter ausfragen, doch dann ließ er es doch auf sich beruhen.
 

"Gut, wenn du meinst. Ich bezweifle, dass es was bringt, aber du bist der Boss. Brauchst du mich noch? Ich muss mich noch mit Araoich befassen."
 

Satan schüttelte den Kopf. "Du kannst gehen."
 

Der Vollstrecker nickte knapp, wandte sich ab und ging davon.
 

'Also jetzt oder nie...'
 

Etwas widerwillig öffnete der König aller Dämonen die Tür und betrat die Zelle.
 

Es war ein kleiner, quadratischer Raum. Es gab nur einen einfachen Holztisch mit einem Holzstuhl, und eine Pritsche auf der die Geschwister saßen. Sie sahen auf als er eintrat. Beide waren zerzaust, verdreckt und abgemagert. Ihre Regenerationsfähigkeiten wurden ebenfalls immer schlechter, dies zeigten ihre blauen Flecke und Schnitte. Ihnen fehlten außerdem einige Fingernägel.
 

"Na, sieh mal einer an, wer uns mit seiner Anwesenheit beehrt.", merkte Aym spöttisch an, inzwischen so heiser, dass er nur leise flüstern konnte. "Wem oder was verdanken wir Eure Präsenz, Majestät?"
 

Satan ignorierte ihn und kam gleich auf den Punkt.
 

"Ihr seid Aeshmas Kinder. Ihr hasst meine Söhne und mich, weil ihr glaubt, wir hätten eure Leben ruiniert."
 

Sie sahen ihn überrascht an, dann verzogen sich ihre Gesichter zu einem spöttischen Grinsen. "Ach, das habt ihr also endlich erkannt? Hat ja lange genug gedauert.", antwortete Stihi herablassend.
 

"Ihr hättet einfach sagen können, wer ihr seid."
 

"Hätte das etwas geändert?"
 

"Vielleicht. Warum folgt ihr Lilith obwohl sie eure Mutter umgebracht hat?"
 

"Du warst es doch, der sie getötet hat!", fauchte Aym. Also wurden sie tatsächlich angelogen.
 

"Ich soll sie getötet haben? Lächerlich. Ich hatte keinen Grund dafür."
 

"Du hast sie dir einfach genommen, weil du sie wolltest und sie weggeworfen als sie dir zu langweilig war! Es ist alles deine Schuld! Deinetwegen sind wir auf der Straße gelandet.", knurrte Stihi.
 

"Das ist nicht wahr. Aeshma hat mir nicht gesagt, dass sie verheiratet war und Kinder hat. Hätte ich davon gewusst, wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Sie ist abgehauen nachdem Iblis auf die Welt kam und euer Vater hat irgendwie von dem Seitensprung erfahren und euch rausgeworfen. Wäre sie zu mir gekommen, hätte ich euch geholfen. Stattdessen hat sie sich auf einen Deal mit Lilith eingelassen, irgendwann ihre Nutzen verloren und wurde schlussendlich getötet. Es ist ihre eigene Schuld."
 

"Lügner.", zischte die Feuerdämonin.
 

"Es ist die Wahrheit. Ob ihr es glaubt oder nicht und eure Gründe sind mir ehrlich gesagt egal. Es ändert nichts daran, was ihr getan habt. Sicherlich kennt ihr die Strafe für Blutjagden und Verrat. " Er sah die Geschwister scharf an. "Ich gebe euch eine letzte Chance. Sagt mir alles, was ihr über Lilith wisst und wer das dritte Kind ist. Dann mildere ich eure Strafe, ansonsten werdet ihr sterben."
 

"Kein Interesse. Nur schade, dass wir nie sehen werden, wie du und deine Familie an ihrem Blut ersticken.", lachte Aym.
 

"Du kannst machen, was du willst. Es wird uns nicht aufhalten. Gehenna und Assiah gehören Lilith.", bestätigte Stihi mit einem irren Grinsen im Gesicht.
 

Satan erkannte, dass es sinnlos war. Ohne ihre Aussagen mit einer Antwort zu würdigen, drehte er sich um und verließ die Zelle wieder. Er hatte jetzt wirklich andere Sorgen.
 

................................................................................
 

Rin erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen, hinzu kam ein schrecklicher Durst, schmerzende Glieder, Übelkeit und Schwindel. Auf seiner Stirn lag ein kalter Lappen. Er hatte keine Ahnung, was passiert oder wo er war. Scheinbar lag er in einem Bett. Langsam öffnete er seine Augen, doch als er das Sonnenlicht erblickte, zog er seine Decke über den Kopf.
 

'Warum wache ich ständig hier auf und fühle mich beschissen?!'
 

"Rin, ist alles in Ordnung?", ertönte eine vertraute Stimme. Scheinbar war Kuro auch schon wach. Rin spürte wie er auf das Bett sprang und ihn anstupste.
 

"Nein...ich fühle mich...als ob ich mich übergeben muss..."
 

"Tu das bitte nicht, Lord Satan würde durchdrehen. Na, eigentlich ist er das längst." Der Nephilim zuckte erschrocken zusammen, zerrte die Decke von seinem Kopf und richtete sich ruckartig auf. Dies stellte sich als Fehler heraus, denn sein Kopf schmerzte nun noch mehr. Damit erschrak er außerdem Kuro, sodass dieser erschrocken aufsprang.
 

Stöhnend rieb er sich den Kopf, während er nach dem Ursprung der Stimme umsah. Es war Agares. Sie lächelte.
 

"Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken."
 

Rin grummelte etwas vor sich hin und sah sich um. Offensichtlich war er wieder in seinem Zimmer. Aber wie war er hergekommen? Er erinnerte sich schemenhaft an den Barbesuch. Er hatte mehrere Gläser von diesem blauen Zeug getrunken, dann war da irgendwas mit dem spanischen Bürgerkrieg und Poker. Was ist danach passiert? Er war vollkommen planlos.
 

"So wie du guckst, erinnerst du dich an nichts?", fragte die Wasserdämonin und bückte sich um den Lappen, welchen Rin runter geworfen hatte, aufzuheben. Kuro sprang währenddessen wieder auf Rins Bett.
 

"Scheinbar hast du etwas zu tief ins Glas geschaut. Iblis musste dich Huckepuck zurücktragen und Lord Satan war stinksauer. Wahrscheinlich bekommen sie gerade Standpauke Nummer zwei.", erklärte die Nephilim ruhig. "Keine Sorge, du musst dich für nichts schämen. Jeder hat das durch. Du solltest mal Lord Satan erleben, wenn er zu viel hatte. Da schwankt man wirklich zwischen Belustigung und Todesangst."
 

Rin starrte sie an, er bemerkte kaum, dass sich Kuro an ihn kuschelte.
 

"Iblis hat mich getragen?", stieß er entsetzt hervor. War er wirklich so voll gewesen?
 

Die Heilerin nickte. "Ja, du warst wohl ziemlich neben der Spur. Nach dem was ich so mitbekommen habe, musste dich Lord Satan ins Bett bringen und er hat sich dann noch eine Weile um dich gekümmert." Sie seufzte. "Wenn er weiter so macht und nicht darauf achtet genug Schlaf zu bekommen, wird das noch übel enden. Er mag ein Gott sein, aber das heißt lange noch nicht, dass er nicht krank werden kann. Ich sollte mit Shax und Alastor sprechen, damit sie ihn überreden sich einmal eine Auszeit zu nehmen."
 

Rin achtete kaum darauf, was sie nach dem Seufzer sagte. Iblis und Satan, der Dämonenkönig des Feuers und der Gott der Dämonen hatten ihn tragen müssen. Was war noch alles passiert?! Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss.
 

'Scheiße, ist das peinlich. Samael wird mich das nie vergessen lassen.'
 

Mit einem lautem Aufstöhnen vergrub er seinen Kopf in einem der Kissen. Er hörte Agares lachen.
 

"Komm schon, ich bin sicher, dass es nicht so schlimm war. Immerhin bist du im Gegensatz zu einigen deiner Brüder nicht im Bett von jemand Fremden aufgewacht." Rin sah auf und schaute sie entsetzt an.
 

"Danke, zu viel Info."
 

Sie zuckte mit den Schultern. "Wie geht es dir überhaupt?"
 

"Alles tut weh, mir ist speiübel und schwindlig. Und ich hab Durst.", murmelte der Halbdämon.
 

"Ach, richtig. Hier." Sie gab ihm ein Glas Wasser, welches er dankbar leerte. So schlecht hatte er sich damals nicht gefühlt als er sich von Aulaks Angriff erholt hatte.
 

Er bemerkte am Rande, dass es an der Tür klopfte. Agares öffnete sie, herein kam eine Dämonin, welche ihm ein Tablett mit Essen brachte.
 

"Du kennst Vaya bereits, nicht?"
 

Erst jetzt erkannte er sie und stellte fest, dass sie und Ankou wirklich nicht verschiedener sein könnten. Während ihre ältere Schwester sich offenbar nichts gefallen ließ, ihre Meinung offen sagte und selbstbewusst wirkte, hatte Vaya einen 'Ich-bin-das-Reh-Bambi-also-bitte-erschieß-mich-nicht-Blick' aufgesetzt. Sie lächelte Rin zaghaft zu, ihre schwarzen Haare verdeckten teilweise ihr Gesicht.
 

"Ja....Hallo.", sagte er etwas unsicher. Sie sah ihn entschuldigend an und zuckte mit den Schultern.
 

"Sie spricht leider kein Japanisch.", wies Agares hin. "Oder überhaupt eine Sprache aus Assiah."
 

Vaya stellte das Tablett neben Rin ab. Beim Anblick des Essens drehte sich ihm der Magen um. Nicht weil es unappetitlich war, im Gegenteil. Unter anderem gab es Toast (zumindest vermutete er, dass es die gehennische Variante davon war), Obst, etwas was Rührei glich (auch wenn es grün war), Fisch und eine Art Brühe. Nur leider hatte er absolut keinen Hunger. Trotzdem bedankte er sich. 'Danke' war ohnehin das einzige Wort, was er auf Gehennische kannte. Die Geisterdämonin schien überrascht, doch fing sich schnell wieder und nickte ihm zu. Sie sagte noch etwas zu Agares, dann ging sie wieder.
 

"Du brauchst das gar nicht so kritisch anzusehen. Ich lasse dich erst in Ruhe, wenn du etwas gegessen hast.", sagte Agares streng.
 

"Aber-"
 

"'Aber' mich nicht. Ich weiß, du hast keinen Hunger, aber das Essen wird dir helfen. Du musst deinen Kreislauf wieder in Schwung bringen. Hier ist etwas gegen die Übelkeit, dann kannst du auch anfangen zu essen." Sie reichte ihm eine kleine, orange Kugel. "Schlucke es am besten mit Wasser." Rin tat, wie ihm geheißen.
 

Es dauerte einige Minuten, dann verschwand die Übelkeit.
 

"So dann kannst du ja jetzt essen." Nicht locker lassend, schob ihm die Dämonin das Tablett rüber. "Oder soll ich Alastor holen? Ich wette, er hätte viel Spaß dabei, dich zum essen zu bringen."
 

Der Nephilim starrte sie entsetzt an. "Haben hier alle Dämonen eine sadistische Ader?!"
 

"Natürlich, das ist quasi ein Grundinstinkt."
 

Er war sich nicht sicher, ob sie Witze machte. Seufzend gab er sich geschlagen und begann zu essen. Er schaffte nicht alles, dennoch schien die Wasserdämonin zufrieden zu sein.
 

"Wenn du mal Kinder hast, beneide ich die nicht."
 

Agares lachte. "Ich bezweifle, dass das je geschehen wird."
 

"Warum?", fragte Rin neugierig. Wenn sie selber darüber lachte, konnte es doch sicher nichts schlimmes sein.
 

Zu seiner Überraschung errötete sie. "Ich hatte nie wirklich Interesse an einer Beziehung, weder mit Männern noch Frauen, aber...es gibt jemanden, den ich schon sehr lange mag. Ich glaube allerdings nicht, dass er meine Gefühle erwidert."
 

"Warum sagst du es ihm nicht einfach?" So gesehen müsste Rin ganz ruhig sein, er hatte Shiemi immerhin auch nie seine Gefühle gestanden.
 

"Es ist...kompliziert."
 

"Es ist nicht Satan, oder?"
 

Die Augen der Heilerin weiteten sich, dann begann sie zu lachen. "Lord Satan?! Auf keinen Fall! Er ist alt genug um mein Vater zu sein!"
 

Rin sah sie verwirrt an. "Aber spielt das wirklich eine Rolle, wenn ihr alle unsterblich seid? Und meine Mutter war auch um einiges jünger als du."
 

"Mit Sterblichen ist das etwas anderes. Wie auch immer...die Anderen haben mich schon dazu gedrängt, dass ich es ihm sagen soll, aber....ich kann einfach nicht." Sie stand auf. "Ich muss mich kurz mit Ankou treffen. Vaya sagte, dass sie mit mir reden möchte. Ich komme so bald wie möglich wieder. Dann ist bitte auch das Tablett leer. Denke übrigens gar nicht daran es in die Pflanzentöpfe zu kippen." Sie wandte sich an Kuro. "Du passt bitte auf, dass er alles aufisst, ja?" Er nickte, woraufhin sie ihn kurz hinter den Hörnern kraulte und dann den Raum verließ.
 

'Ich frage mich, in wen sie verschossen ist...na egal, geht mich wohl nichts an.' Leise vor sich hin grummelnd, begann er die Reste seines Frühstücks zu essen. Er wollte Alastor wirklich nicht so schnell wieder begegnen. Kuro schmiegte sich währenddessen erneut an ihn.
 

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"Amaimon, jetzt rücke endlich diesen beschissenen Kaffee raus oder es brennt buchstäblich die Luft.", knurrte Iblis. Der Erdkönig zeigte sich von der Drohung mehr als unbeeindruckt und fuhr seelenruhig damit fort eine gruslige Menge Zucker in seine Tasse zu kippen.
 

"Du solltest an deinen Überzeugungsfähigkeiten arbeiten.", kommentierte Egyn.
 

"Mach's besser, Wasserlurch."
 

Wasserlurch? Der Dämonenkönig beschloss es zu ignorieren.
 

"Amaimon, könntest du mir bitte den Kaffee geben?", fragte er ruhig.
 

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, brummte etwas und schob die Kanne hinüber ohne von seiner Tasse aufzusehen. Egyn warf seinem Bruder seinem triumphierenden Blick zu, welcher buchstäblich vor Wut rauchte.
 

"Iblis, beruhige dich bevor du wieder brennst.", seufzte Lucifer ohne von seiner Zeitung aufzusehen.
 

"Aber Egyn rückt den Kaffee nicht raus!" Der Lichtkönig verdrehte die Augen. Er hatte gehofft, dass  derartige Vermittlungen in ihrem Alter nicht länger nötig waren. Früher musste er bei Streit um Spielzeug eingreifen, heute bei sowas. Nahm das denn nie ein Ende? Manchmal verhielten sie sich wirklich schlimmer als ein Haufen Kinder.
 

"Wie wäre es, wenn du ihn einfach höflich fragst, anstatt rumzumeckern?"
 

Der Feuerdämon holte tief Luft. "Liebster Bruder, würdest du so gütig sein und mir freundlicherweise den Kaffee reichen bevor ich dich als Fackel benutze?~", fragte er in einer ekelhaft süßen Tonlage.
 

Die Anderen starrten ihn an, sogar Samael und Amaimon sahen auf. "Tu das nie wieder und der Kaffee gehört dir.", sagte Egyn matt. Seine Geschwister nickten zustimmend.
 

"Deal." Endlich bekam der Feuerdämon die Kanne.
 

"Gib danach gleich mal weiter.", grummelte Astaroth. "Ich habe kaum geschlafen. Verdammte Insomnie..."
 

"Ich dachte, das wäre besser geworden?", fragte Beelzebub.
 

"Isses ja auch. Aber in letzter Zeit ist es zum Kotzen. Ernsthaft, ich hasse Leute, die einschlafen, sobald ihre Augen zu sind. Ich brauche für die Scheiße drei Stunden, 4000 Positionswechsel und 'ne Opfergabe.", grummelte der Dämonenkönig ungehalten.
 

"Lass dir doch was von Shax oder Agares geben. Das haut sogar 'nen Drachen um.", riet Iblis.
 

"Wird wohl nicht anders gehen..."
 

"Wo sind eigentlich Vater und Azazel?", erkundigte sich Amaimon. "Ich habe sie den ganzen Tag noch nicht gesehen."
 

"Ich glaube Vater ist zum Tartaros.", antwortete Samael.
 

"Und Azazel pennt wahrscheinlich noch.", grollte Astaroth. "Seine Schlafgewohnheiten will ich mal haben."
 

In diesem Moment kam der Geisterkönig in den Raum geschlurft. Er war offensichtlich erst vor kurzem aus dem Bett gekrochen. Er trug noch immer seine grauen Jogging Shorts und ein schwarzes Tank Top.
 

Egyn hielt inne als sein Blick auf Azazels linken Oberarm fiel. Dort war eine schwarz-silbrige Tätowierung, was an sich nicht ungewöhnlich war. Viele Dämonen ließen sich tätowieren, wenn sie ihr unsterbliches Alter erreicht hatten und später auch bei besonderen Leistungen oder Erlebnissen. Sie selbst hatten alle eine Tätowierung (welche hauptsächlich ihr Siegel zeigte) bekommen als sie zum Dämonenkönig aufgestiegen waren. Er wusste, dass die Tätowierung des Geisterkönigs an der linken Schulter anfing und ungefähr bis zum mittleren Oberarm ging. Nun zogen sich jedoch mehrere schwarze Linien vom Hals bis knapp vor seinem Handgelenk. Er erkannte sie als Azazels Dämonenmale, doch diese tauchten normalerweise nur in ihrer Dämonenform oder bei starken Emotionen wie extremer Wut, Angst oder Stress auf.
 

Auch die anderen hatten es bemerkt und sahen Azazel verwundert an als er sich hinsetzte.
 

"Azazel?", sprach Beelzebub ihn an. "Deine Dämonenmale sind sichtbar..."
 

"Auch morgen.", grummelte dieser. "Ich weiß...ist schon seit 'ner Weile so..."
 

Lucifer sah ihn stirnrunzelnd an. "Das ist nicht normal."
 

"Mir geht's gut. Wahrscheinlich der Stress..."
 

"Läge es daran, wären Vater und ich die Ersten die damit rumlaufen."
 

"Und du bist so blass...also blasser als sonst.", merkte Amaimon an und blinzelte etwas verwirrt.
 

Tatsächlich sah der Geisterkönig absolut nicht gesund aus. Er war schon immer extrem blass, beinahe weiß, doch nun hatte seine Haut einen fast schon gräulichen Ton angenommen. Seine Haare wirkten ebenfalls ziemlich matt und unter seinen Augen lagen sogar leichte Schatten. Wie konnte er Augenringe haben, wenn er fast immer schlief?!
 

"Du siehst wirklich nicht gut aus.", kommentiere auch Samael.
 

Azazel sah sie entnervt an. "Ich hab' einfach viel zu tun, ok? Ich bin zur Zeit ständig unterwegs oder beschäftigt, also hinke ich mit den ganzen Toten hinterher. Die Blutjagden machen's auch nicht leichter...gibt mir jetzt bitte endlich jemand Kaffee?!"
 

Seufzend schob Astaroth ihm die Kanne hin. Kaum hatte er seine erste Tasse in der Hand, da kam endlich Satan rein. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
 

Bevor die Dämonenkönige irgendetwas sagen konnten, legte der Dämonengott auch schon los.
 

"Ich habe gerade Jahi getroffen und sie hat mir einige äußerst interessante Dinge bezüglich Poker und Prügeleien erzählt. Wer von euch erklärt mir, was passiert ist?~"
 

Die Baal schluckten. Wenn er diesen widerlich süßen Ton anschlug, konnten sie sich schon mal nach Deckung umsehen.
 

"Also ich bin meine Schulden los geworden, den Typen hat es nicht gepasst, dass sie pleite waren also....ging dann irgendwie die Prügelei los....", erklärte Iblis vorsichtig.
 

"Aha, also irgendwie? Und das hatte auch rein gar nichts mit Rin zu tun?", hackte Satan nach. Schluck. Er war so geliefert. Seine Geschwister schienen diesen Gedanken zu teilen, denn sie begannen damit sich von ihm wegzubewegen.
 

"Also-"
 

"WAS HAST DU VOLLTROTTEL DIR DABEI GEDACHT?!", donnerte Satan, seine Flammen schossen nun hervor. "Warte, antworte nicht. DU HAST NICHT'S GEDACHT! DU LÄSST EINEN MINDERJÄHRIGEN UM GELD SPIELEN OBWOHL DU WUSSTEST, DASS SEINE GEGNER BETRÜGEN?!"
 

Er fuhr rum und fauchte seine restlichen Söhne an. "UND WIE KONNTET IHR DAS ERLAUBEN?!"
 

"Wir-", begann Lucifer hilflos, doch musste sich ducken um nicht mit einigen Flammen Bekanntschaft zu machen.
 

"UNTERBRICH MICH VERDAMMT NOCHMAL NICHT, WENN ICH EUCH ANSCHREIE!"
 

"Aber du hast gefragt-", sagte Beelzebub verwirrt.
 

"RUHE!", donnerte Satan erneut, seine Flammen loderten immer höher.
 

'Ein paar konkrete Anweisungen wären klasse.', überlegte Iblis grimmig.
 

"ICH BIN JA EINIGES VON EUREM MIST GEWOHNT, ABER DAS IST DOCH WOHL DIE HÖHE! SEID IHR SO DÄMMLICH ODER TUT IHR NUR SO?! LANGSAM MACHT SICH WIRKLICH DAS BEDRÜFNISS, EUCH ZUR ADAPTION FREIZUGEBEN, BEMERKBAR!"
 

"Autsch.", murmelte Amaimon, Gehenna sei Dank hörte Satan es nicht.
 

"MAN SOLLTE MEINEN, DASS IHR AUS EUREN FEHLERN LERNT, ABER NEIN! STATTDESSEN MACHT IHR WONACH EUCH DER SINN STEHT. SEID IHR EIN HAUFEN KLEINKINDER?! HABT IHR EINE AHNUNG, WAS ICH MIR STÄNDIG FÜR SORGEN MACHE?!"
 

Inzwischen begannen sich Satans dämonische Züge zu zeigen, auch seine Stimme begann sich zu verändern. Wenn es weiter so ging, würde er bald in voller Dämonenform vor ihnen stehen und dann ging der Spaß so richtig los. Jedoch wagte keiner etwas zu sagen. Sogar Samael hielt den Mund, was selten genug vorkam.
 

"Also.", zischte Satan, nun gefährlich leise. "REDET."
 

Da er sie noch nicht als Fackeln benutzte, bestand wohl Hoffnung.
 

"Es stimmt, wir hätten eingreifen sollen.", sagte Lucifer schnell. "Wir sind davon ausgegangen, dass Rin in der ersten Runde einfach verliert und wir hätten ihn dann auch keine zweite Runde spielen lassen."
 

"Ich spüre ein 'aber', welches besser einen verdammten guten Grund offenbaren wird.", knurrte der Dämonengott.
 

"Er hat gewonnen. Jede einzelne Runde.", sprang Samael ein.
 

"Die Dämonen fanden das gar nicht gut, also wollten sie ihn angreifen nachdem sie pleite waren.", fuhr Beelzebub fort. "Wir haben eingegriffen bevor ihm etwas passieren konnte und sie haben sich zurückgezogen. Allerdings haben manche Barbesucher, die bereits von ihnen über den Tisch gezogen worden sind, die Gunst der Stunde genutzt und sie angegriffen."
 

"Das eine hat zum anderen geführt und die Prügelei ist ausgebrochen. Wir haben Rin von dort weggeholt und den Streit unterbrochen bevor schlimmeres geschieht.", schloss Egyn.
 

Nervös beobachteten sie die Reaktion seines Vaters. Zwar veränderte sich sein Gesichtsausdruck nicht, aber seine dämonischen Züge verschwanden und die Flammen wurden kleiner bis sie erloschen.
 

Die Dämonenkönige atmeten erleichtert auf.
 

"Ok, ich gebe zu, ich habe Scheiße gebaut und ich hätte Rin nicht ausnutzen dürfen, erst recht nicht um meine Fehler zu korrigieren. Ich hätte ihn aber nie bewusst in Gefahr gebracht!", meldete sich Iblis zu Wort. "Ich war die ganze Zeit neben ihm und hätte die Kerle auch notfalls alleine fertig gemacht. Sie wären nie an ihn rangekommen."
 

"Ihr seid ein Haufen Vollidioten.", sagte Satan kopfschüttelnd und seufzte. "Aber ich schätze, ihr seid meine Idioten."
 

Er sah sie ernst an. "Im Anbetracht der Umstände werde ich vorerst von einer Strafe absehen. Glaubt aber nicht, dass ihr davonkommt. Und entschuldigt euch verdammt nochmal bei Rin. Alle. Das hätte ganz fatal ins Auge gehen können."
 

Die Geschwister nickten, doch Iblis hatte ein mulmiges Gefühl. Lucifer schien es zu teilen, denn er hakte sofort nach.
 

"Was meinst du mit 'im Anbetracht der Umstände'? Das klingt, als gäbe es die nächste Katastrophe."
 

Satan zögerte. "Ich habe herausgefunden, wer die Blutjäger sind."
 

"Aber das ist doch gut?", antwortete Amaimon verwirrt.
 

Der König Gehennas lächelte düster. "Sie sind Aeshmas Kinder. Ihr Mann hat von unserer Affäre erfahren und alle rausgeworfen. Irgendwo ist auch noch ein drittes Kind, aber ich weiß nichts darüber. Aeshma hat außerdem Lilith Informationen gegeben und wurde getötet als sie nutzlos wurde."
 

Iblis Augen weiteten sich. Das würde ja bedeuten...
 

"....Stihi und Aym sind meine Halbgeschwister?", presste er hervor. Er wusste nicht, was er denken sollte. Gut, er kannte sie absolut nicht und seine Mutter hatte er immer gehasst, aber...
 

'Ich habe meine Halbgeschwister gefoltert ohne es zu merken.'
 

"Iblis, du konntest es nicht wissen.", redete Lucifer schnell auf ihn ein.
 

"Genau und ernsthaft, hätten sie von Anfang an mit der Sprache rausgerückt, wäre das nicht passiert.", bestätigte Astaroth.
 

"Oh ja, es ist total normal versehentlich die eigenen Halbgeschwister zu foltern. Soll ich bei einem von euch noch weiter machen?", fauchte Iblis. Er wusste, dass sie Recht hatten. Ehrlich gesagt waren ihm die beiden Blutjäger noch immer egal. Dennoch hatte er Gewissensbisse. Waren sie wirklich rausgeflogen, weil Aeshma mit seinem Vater zusammen gewesen und ihn bekommen hatte? In diesem Fall hatte er ihre Leben ruiniert. Andererseits...
 

'Sie haben sich selbst für diesen Weg entscheiden.', dachte der Feuerkönig. 'Stihi und Aym wurden sogar von Adligen adoptiert, sie können sich wirklich nicht beschweren. Außerdem entschuldigt es ihre Blutjagden nicht.'
 

"Was passiert jetzt?", fragte er überraschend gefasst.
 

"Sie werden sterben.", bestätigte der Dämonengott seine Vermutung. "Am besten noch heute. Ich habe ihnen eine letzte Gelegenheit gegeben alles zu erzählen, aber sie haben abgelehnt. Sie haben sich alles selbst zuzuschreiben," Er sah Iblis prüfend an.
 

"Allerdings werde ich es, der sie töten wird."
 

Der Protest kam sofort. "Aber sie gehören zu meinem Gefolge, also ist es meine Aufgabe sie hinzurichten-"
 

"Solange ich nicht darauf bestehe, es selbst zu tun.", unterbrach Satan ihn ruhig. "Ich denke, das ist das Beste für alle."
 

Die Dämonenkönige schwiegen, also fuhr er fort.
 

"Macht euch bereit, in einer halben Stunde machen wir uns auf dem Weg zum Tartaros."
 

"Was ist mit Rin?", fragte Egyn vorsichtig.
 

"Agares kümmert sich um ihn. Seid trotzdem leise, wenn ihr auf dem Gang seid. Azazel, du bleibst noch hier."
 

Erschrocken zuckte der Geisterdämon zusammen.
 

"Ich?", fragte er unsicher. Satan verdrehte die Augen. "Heißt noch jemand Azazel?"
 

Der schwarzhaarige schien nicht sonderlich erpicht darauf sich mit Satan zu unterhalten, aber eine Wahl hatte er nicht wirklich.
 

...............................................................................
 

Satan betrachtete seinen Drittältesten, welcher sich nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen schien. Er schaute ihm nicht mal in die Augen, sondern blickte im Raum umher und wrang kaum merklich die Hände. Ein Fremder hätte es vielleicht nicht mitbekommen, doch der Dämonengott kannte seine Kinder. Azazel war eindeutig nervös.
 

"Was ist los mit dir?", fragte er ohne Umschweife. "Du bist siehst aus als hättest du ewig nicht geschlafen und deine Haut ist noch weißer als sonst." Sein Blick wanderte zum linken Arm des Jüngeren. "Und warum sind deine Dämonenmale zu sehen?"
 

"Mir geht's gut-"
 

"Versuche nicht mich anzulügen, ich kenne dich. Außerdem würde sogar ein Kohletierchen erkennen, dass nicht alles in Ordnung ist. Raus mit der Sprache."
 

Azazel presste die Lippen aufeinander und schaute starr nach links auf den Boden.
 

'Manchmal ist er so leicht zu durchschauen.', dachte der ältere Dämon und seufzte innerlich.
 

"Ich habe eine Menge Stress. Ich kann mich kaum um meine normalen Aufgaben kümmern, manche Seelen machen deswegen Ärger und...mir geht viel durch den Kopf. Ich kann nicht wirklich schlafen.", sagte er offensichtlich genervt. Satan war noch immer misstrauisch. Es schein keine komplette Lüge zu sein, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit.
 

"Das erklärt nicht, warum deine Male auftauchen."
 

"Und woher soll ich das wissen?!", kam die flapsige Antwort. Satan verengte die Augen. Es passte wirklich nicht zu ihm, so zu reagieren. Jedoch schien Azazel es bereits zu bereuen. "Tut mir leid, ich bin einfach ziemlich gestresst und genervt von allem. Ich bin sicher, es ist bald vorbei."
 

Erneut mustere Satan den Geisterkönig, dann seufzte er. "Gut, du kannst gehen." Es würde nichts bringen die Wahrheit gewaltsam zu fordern. Früher oder später würde er es ihm hoffentlich selbst erzählen. Azazel nickte knapp, dann ging er schnell aus dem Zimmer.
 

'Was verschweigst du uns, Azazel?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-12-29T16:03:13+00:00 29.12.2019 17:03
Sau starkes Kapitel

Antwort von:  Himikko
02.01.2020 21:57
Dankeschön :3
Von:  Yuna_musume_satan
2018-10-26T12:58:27+00:00 26.10.2018 14:58
Mal wieder super kapi freu mich aufs nächste
Antwort von:  Himikko
26.10.2018 19:30
Danke, das hört man immer gerne :)


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