Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 16: Tartaros und Geschwisterliebe...irgendwie ----------------------------------------------------- Es war eine Weile her seit Iblis im Tartaros gewesen war. Das Gebäude lag auf der Grenze zwischen seinem Gebiet und dem seines Vaters. Der obere Teil stand am Rande eines inaktiven Vulkans und wirkte eher klein. Das lag jedoch nur daran, dass das eigentliche Gefängnis unter der Erde lag. Tief nach unten erstreckte sich ein riesiges Höhlensystem, Helheimr nicht unähnlich. Flucht war noch keinem gelungen. Alles war ein riesiges Labyrinth aus Räumen, Gängen, Grotten, Gruben, Treppen und Brücken. Teilweise musste man aufpassen wohin man trat, sonst konnte man in Tiefe stürzen. Überall lauerten Wächter und verschiedene Bestien wie Drachen (Natürlich nur junge Drachen, sie mussten in die Gänge passen), Mantikore und Chimären.   Er selbst war kein großer Fan des Tartaros. Jedes Mal verlief er sich und kam an irgendeinem Lavasee oder einer Grube raus. Hinzu kamen noch diese unmöglichen Temperaturen. In manchen Bereichen war die Temperatur moderat, in anderen dagegen war es warm oder so heiß, dass nur Feuerdämonen es dort aushielten. Das machte ihm demzufolge absolut nichts aus, er konnte durch Feuer laufen oder Lava schwimmen und empfand es lediglich als angenehm warm. Doch dann gab es noch jene Bereiche, in denen man sich den Hintern abfror. Er war gegenüber Kälte leider recht empfindlich. Auch die Luft wechselte oft zwischen schwül und mild, was gehörig nerven konnte.   Momentan war das jedoch nicht sein Problem, sondern die vermaledeite Organisation!   "Mal sehen...der Gang dort führt zu der Treppe, die ich runtergekommen bin, da war auch diese Chimäre. Der rechte müsste dann ja eigentlich zur Brücke in der Lavagrotte führen.", murmelte er nachdenklich . "Andererseits...diese  Tür dort drüben hat eine 148 und das liegt doch eigentlich ganz woanders...hier kommt dann irgendwo das Zuchthaus....oder war's doch die Küche?! Ach Scheiße!", frustriert schlug er auf die Höhlenwand ein, vergaß dabei jedoch, dass das Gestein nicht nachgeben würde. Fluchend rieb er seine blutende Hand, welche bereits heilte.   "Würde die es umbringen mir nen Lageplan zu geben?! Oder mal 'n paar Wegweiser aufhängen! Andererseits würden dann auch die Häftlinge den Weg raus finden...und es würde wohl irgendwie die 'Horror-Gefängnis' Atmosphäre ruinieren.", irritiert knirschte er mit den Zähnen. Hier sah alles gleich aus! Schwarze und graue Wände und Böden, ein paar Fackeln sowie Metalltüren. Dann noch Geysire oder Lavaflüsse,  hin und wieder Knurren oder das Rasseln von Ketten und natürlich die gelegentlichen Schreie der Gefangenen.   "Klappe, ich muss nachdenken....", grummelte der Feuerkönig genervt. Er hatte kein Mitleid mit den Insassen, sie waren selbst schuld an ihrer Situation. Die Vergänglichen nannten es Karma, nicht wahr?   Als er zum ersten Mal hier gewesen war, war er noch ein Kind. Bei den Sterblichen wären es so acht bis neun Jahre. Er war mit seinem Vater auf den Weg zu Alastor, aber durch Unachtsamkeit von ihm getrennt worden. Ursprünglich sollten sie nur im Verwaltungsbereich bleiben, wo es sicher war und Satan hatte ihm mehrmals eingeschärft dicht bei ihm zu bleiben.  Der kleine Dämon hatte nicht gehört. Daraufhin war er vollkommen verloren in den Gängen umhergewandert und schlussendlich auf einer Art Gefängnishof gelandet. Dummerweise waren mehrere Gefangene dort gewesen und hatten ihn entdeckt. Die Wärter waren mit einer Prügelei beschäftigt, sie bekamen es also nicht mit als das Dämonenkind von ihnen eingekreist wurde. Er wusste bis heute nicht, was sie mit ihm vor hatten und er wollte auch nicht darüber nachdenken. Ihr unheimliches Grinsen und das Lippen lecken hatten ihm damals genug Albträume bereitet. Er wusste nur noch, dass er heulend nach seinem Vater gerufen hatte und dieser gerade noch rechtzeitig eintraf. Als die Wächter erkannten was los war, wollten sie ebenfalls helfen, aber Satan hatte mit den Verbrechern bereits kurzen Prozess gemacht. Die Gefangenen, welche nur beobachtet hatten, rannten daraufhin freiwillig zurück in ihre Zellen. Iblis war davon ausgegangen, dass Satan ihn nun anschreien und bestrafen würde. Stattdessen hatte er sich hingekniet, ihn umarmt und beruhigend über Kopf und Rücken gestreichelt. Dabei hatte er ihm gut zugeredet bis sein Schluchzen endlich vorbei war. Als sie wieder im Palast waren, hatten es sich seine Geschwister zur Aufgabe gemacht ihn aufzumuntern, also hatten sie ganzen Tag miteinander gespielt auch wenn sie eigentlich zum Unterricht mussten. Im Anbetracht der Umstände hatte Satan da ein Auge zugedrückt und sogar bei ein paar Spielen mitgemacht.   Erst als er älter war, kam er erneut gelegentlich mit (schon allein weil er seine Angst vor diesem Ort überwinden musste) und inzwischen ließ ihn fast alles, was hier geschah mehr oder weniger kalt.   Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er sah auf und entdeckt eine Wächterin. 'Na also!'   "Endlich finde ich jemanden in diesem scheiß Saftladen! Du weißt nicht zufällig wo Alastor ist?", fragte er.   Sie sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. Ihre grauen Augen waren kalt und leer. Nicht überraschend, wenn man hier arbeitete, musste man abgebrüht sein.   "Folgt dem rechten Gang, über die Brücke, dann die Treppe runter und links. Dort ist ein Kontrollpunkt, danach einfach weiter geradeaus und Ihr seht einige Zelltüren. Folgt einfach den Schreien, dann findet Ihr ihn.", antwortete sie in einer monotonen Stimmlage.   "Danke.", antwortete Iblis erleichtert. Sie nickte nur und schlurfte weiter.   'Wow, im Gegensatz zu ihr ist Azazel fast hyperaktiv...'   Er folgte den Anweisungen und erreichte den Kontrollpunkt. Da er ein Mitglied der Königsfamilie war, durfte er seine Waffen behalten. Er folgte dem Gang und entdeckte die Türen.   'Endlich. Hoffentlich dauert das nicht lang, ich will endlich ne Pause machen...'   Seit der unfreiwilligen Waldexpedition waren die Dämonenkönige ständig auf Achse gewesen. Geschlafen hatten sie nur für ein paar Stunden und sich dann auch schon wieder auf den Weg gemacht. Samael schien es am besten wegzustecken, aber er schlief ja auch kaum. Iblis fühlte sich dagegen wie gerädert.   Es war ihm ein Rätsel, wie Azazel überhaupt noch laufen konnte, wenn man bedachte, wie viel er normalerweise rumlag. Allerdings hatten er und seine Brüder eine Vermutung, warum der Geisterkönig so viel schlief. Er beschäftigte sich jeden Tag mit einem Haufen Seelen, entweder jenen, die gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden, wie zum Beispiel durch Mord, Suizid, Unfällen und so weiter oder jenen, die in ihrem Leben echt Scheiße gebaut hatten. Jeden Tag starben Millionen und er musste sich um alle kümmern. Gut, er hatte Shax und Ankou sowie viele andere hochrangige Mitglieder seines Gefolges, die ihm unter die Arme griffen, aber schlussendlich hatte er das Sagen. Ankou hatte bestätigt, dass es ein äußerst anstrengender Prozess war und sowohl Körper als auch Psyche und Geist stark gefordert wurden. Abgesehen davon konnte es einfach nicht gesund sein, sich den ganzen Tag mit Geistern zu umgeben. Manche verfielen deswegen sogar in Depressionen! Es war ja auch nicht so als gäbe es feste Arbeitszeiten. Wie denn auch? Sollte sich Azazel hinstellen und sagen: "Also Leute, passt mal auf. Ihr sterbt bitte erst ab neun Uhr morgens und so gegen acht Uhr abends hört ihr damit auf. An Sonntag braucht ihr gar nicht erst zu denken, da habe ich frei!"   Nein, das ging wirklich nicht.   Dennoch würde eine Pause sicher nicht schaden. Wer weiß, vielleicht könnte Iblis seine Geschwister dazu überreden mal wieder irgendwo hinzugehen. Es gab eine Bar, in welche sie fast regelmäßig gingen. Die Arbeiter kannten sie alle und es war relativ abgelegen also würden sie auch Ruhe vor Adligen haben.   'Andererseits....ich würde mich mies dabei fühlen, Rin alleine Zuhause zu lassen. Vielleicht erlaubt Vater, dass er mitkommt? Aber ist er überhaupt alt genug? Na egal, wir lassen uns was einfallen. Man muss ihn ja nicht gleich abfüllen. Auch wenn es sicher lustig wäre.'   Er war inzwischen fast am Ende angekommen, wo er bereits von Belial erwartet wurde.   "Ah, Lord Iblis.", begrüßter er ihn. Sie hatten sich darauf geeignet diesen ganzen Majestäts-Kram sein zu lassen. "Ich hoffe Ihr habt gut hergefunden?"   "Kommt drauf an ob Ihr den Tartaros an sich meint oder den Weg hier her.", grummelte er.   Belial grinste kurz eh er wieder ernst wurde. "Wo seid ihr denn diesmal rausgekommen?"   "Sehr witzig. Wo ist Alastor?"   Wie auf Kommando flog eine der Türen auf und der gesuchte Dämon stapfte auf den Gang, scheinbar sehr zufrieden mit sich. Offensichtlich hockte ein weiterer Dämon, der um Gnade winselte in der Zelle. Falls er noch über die mentale Kapazität verfügte um Laute von sich zu geben.   "Iblis. Schön, dass du dir Zeit für uns Unterlegene nehmen konntest.", merkte er spöttisch an. Es war ein absolutes Tabu, ein Mitglied der Königsfamilie oder des Adels zu duzen außer sie erlaubten es. Iblis war das jedoch schnuppe und machte keinen Hehl aus ihrer gegenseitigen Abneigung.   "Ich schulde zwei Gefangenen noch ein paar gebrochene Knochen. Du weißt schon, die beiden Blutjäger? Oder warst du zu sehr mit deinen Spielzeugen beschäftigt um das Wichtige mitzubekommen? Wäre ja nicht das erste Mal.", antwortete er herausfordernd und dreckig grinsend.   Alastor knirschte mit den Zähnen. Das saß.   "Wir haben ihre Familie näher untersucht.", mischte sich Belial ein. "Sie stammen aus einem mächtigen Adelshaus, aber sie sind nur adoptiert. Ihre Adoptiveltern sind der Lord und die Lady des Hauses, über ihre richtigen Eltern liegt uns nichts vor. Von diesem Haus sind auch keine Verbindungen zu Lilith bekannt. Tatsächlich haben sie uns damals gegen sie tatkräftig unterstützt."   "Wie haben sie reagiert als sie erfahren haben, dass ihre "Kinder" Blutjäger sind?", erkundigte sich Iblis.   "Mit Entsetzen. Ihre Adoptivmutter ist sogar in Tränen ausgebrochen. Sie können sich nicht erklären, wie das passieren konnte."   "Natürlich nicht.", knurrte Alastor. "Sie waren ja auch zu sehr mit ihrem Ruf und den Festen beschäftigt."   "Das bezweifle ich. Nach Aussagen der Bediensteten haben sie den Beiden viel Aufmerksamkeit geschenkt."   "Aber dann hätten sie doch merken müssen, dass was faul ist.", sagte Iblis misstrauisch.   Belial zuckte mit den Schultern. "Momentan haben wir keine Beweise gegen sie gefunden, aber wir arbeiten daran. Sie haben außerdem darum gebeten mit ihnen sprechen zu dürfen-"   "Nein.", antwortete Iblis bestimmt. "Ob sie nun unter einer Decke stecken oder nicht, sie wären nicht die ersten, die derartige Besuche nutzen um sie zu befreien oder Beweise zu vernichten. Stihi und Aym werden normal befragt, notfalls auch unter Schmerzen. Mir ist's egal ob sie's überleben, ihre Schuld ist schon bewiesen. Wir brauchen Antworten."   "Scheint als wären wir mal einer Meinung.", murmelte Alastor.   "Was erzähle ich-"   "Meine Fresse, ist nun mal Gesetz. Sie sind alt genug um 'rangezogen zu werden. Wenn die sich beschweren wollen, dann nicht bei mir.", antwortete Iblis gereizt. Er hatte nicht die Nerven Seelsorger zu spielen, er war sowieso grottig, wenn es darum ging, einfühlsam zu sein oder andere zu trösten. "Also wo sind die Beiden?"   Seufzend beschrieb Belial den Weg. Beide befanden sich in einer Befragung, allerdings in verschiedenen Räumen. Er entschied sich für den Raum, in dem Stihi war.   Der Dämonenkönig macht sich auf den Weg und stand schlussendlich vor einer schwarzen Doppeltür, welche er aufstieß.   Der Raum dahinter war duster, nur in der Mitte war es relativ hell. In den Schatten standen die Wachen, denen Iblis allerdings keine Beachtung schenkte. Stattdessen schaute er in den Mittelpunkt des Raumes, wo Stihi hockte. Um ihre Hand- und Fußgelenke lagen schwere Ketten, welche ihre Kräfte blockierten. Ihr Kopf war gesenkt und der Befrager hatte seine Hand in ihren Haaren vergraben. Alle sahen auf als Iblis den Raum betrat, wodurch er einen ersten genauen Blick auf die Blutjägerin bekam. Sie war wesentlich kleiner als Egyn und hatte zerzauste, lange, blonde Haare, die Spitzen liefen langsam in Orange über. Ihr Gesicht war schmutzig und hatte einige Schnitte und blaue Flecken, ihre goldenen Augen starrten ihn hasserfüllt an.   "Lord Iblis-", begann einer der Wächter.   "Schafft ihren Bruder her.", unterbrach er diesen scharf. "Jetzt."   Zwei der Wachen liefen los um den Befehl auszuführen, der Befrager trat einige Schritte zurück.   Nicht mal eine Minute später kehrten die Wachen mit Aym, zurück. Er war in einem ähnlichen Zustand wie Stihi. Seine blonden Haare waren kurz und hatten ebenfalls orange Spitzen, dafür waren seine Augen gelb. Die Wachen schliffen ihn in die Mitte und ketteten ihn wie seine Schwester an den Boden. Auch er warf dem Feuerkönig mörderische Blicke zu.   "Lasst uns allein.", befahl dieser mit überraschend ruhiger Stimme.   Die übrigen Dämonen stellten keine Fragen, verneigten sich und verließen den Raum.   "Also bist du hier um uns zu foltern oder zu töten? Na los, mach schon!", fauchte Stihi. "Oder willst du lieber unsere Demütigung genießen!?"   "Jetzt heulst du auch noch rum deswegen? Es ist eure Schuld, dass ihr hier seid."   "Die einzigen die hier Schuld sind, sind Satan, du und deine Hurensöhnen von Brüdern-" Weiter kam Stihi nicht, denn Iblis verpasste ihr eine Ohrfeige, deren Wucht sie tatsächlich umriss.   'Ich schlage ja eigentlich keine Mädchen, aber ich mache heute eine Ausnahme. War auch irgendwie befriedigend.'   "Du-", begann Stihi.   "Rede weiter und ich scheuere dir noch eine, bis du die Schnauze hältst.", warnte er. "Mich scheren eure Gründe einen Dreck. Niemand legt sich mit meiner Familie an, kapiert?"   "Typisch.", fauchte Aym. "Wie immer denkt ihr alle nur an euch!"   "Da solltest du mal ganz still sein. Wollt ihr mir erzählen, dass ihr bei eurer Aktion immer an andere gedacht habt? Abgesehen davon wäre Gehenna ohne uns am Ende.", antwortete Iblis kalt.   "Wen interessiert es überhaupt?!", knurrte Stihi. "Wir haben ein paar Menschen umgebracht, na und?! Die sind doch sowieso alle nur Dreck! Es ist ihre Schuld, dass wir so tief gesunken ist und ihr beschützt sie! Ihr seid allesamt Verräter!"   "Ja, ja. Wir sind eine Schande für alle Dämonen, wir gehören nicht an die Spitze und bla bla. Kenne ich schon, habe ich schon gehört, interessiert mich nicht." Er begann damit Ayms Ketten vom Boden zu lösen und ihn zum Rand zu ziehen.   "Hey, was-!"   "Klappe." Der Feuerkönig bückte sich und kettete den Blutjäger erneut fest. "Ich bearbeite euch nacheinander und fange mit deiner Schwester an. Vielleicht lernt sie dann mal still zu sein. Ich will alles wissen. Was Lilith genau plant, wie ihr euch ihr angeschlossen habt und die Namen eurer Komplizen."   "Träum weiter!", kreischte Stihi.   Iblis zuckte mit den Schultern. "Na gut, wie du willst. Dann die harte Tour, aber glaube nicht, dass ich mich auf Zusammenschlagen beschränke."   Stihi schüttelte den Kopf. "Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Du hast keinen Schimmer was ihr uns angetan habt. Ihr lebt in eurem Palast und ignoriert alles, was euch Probleme bereiten könnte. Ihr nehmt was und wen ihr wollt und werft es weg, wenn es uninteressant geworden ist. Ihr seid widerlich..."   Der Baal hielt kurz inne, schüttelte es dann aber ab. Sie würde wohl alles sagen um ihn zu verunsichern.   'Also los geht's.'     ............................................................     'Ok...das ist einfach nur unangenehm.', beschloss Rin. Er war zusammen mit Kuro und Amaimon auf den Weg zurück zu seinem Zimmer und es herrschte peinlich berührte Stille. Was sollte man denn dem Dämonen, welcher ihn und seine Freunde terrorisiert hatte, sagen? Amaimon schien ebenfalls etwas überfordert von der Situation zu sein, denn er warf dem Nephilim öfter Seitenblicke zu und Rin hatte einmal sogar den Eindruck, dass der Erdkönig etwas sagen wollte, bevor er es sich anders überlegte. Kuro saß auf seiner Schulter, blieb jedoch ebenfalls still.   Nach einigen Minuten, welche ihm jedoch wie Stunden vorkamen, erreichten sie endlich den Flur, in denen die Schlafzimmer lagen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Königsfamilie tatsächlich all ihre Zimmer auf einem Flur hatten.   "Wir sind da...", murmelte Amaimon.   "Ja..."   Erneut herrschte Stille. Unangenehm. Langsam fragte sich Rin, ob Satan absichtlich Amaimon geschickt hatte, damit sie ihre Differenzen irgendwie begleichen konnten.   "Also...", durchbrach Amaimon die Stille. "Ich geh dann mal..."   Er drehte sich um und lief in die Richtung aus der sie soeben gekommen waren.   "Warte!", rief Rin. Er war sich selbst nicht sicher warum. Vielleicht wollte er einfach nicht alleine in seinem Zimmer hocken. Amaimon blinzelte ihn verwirrt an und fragte sich, ob er wohl etwas vergessen hatte.     "Wo gehst du hin?", fragte der Nephilim. ".....In mein Zimmer. Da liegt ein Haufen Papierkram und Vater wird sauer, wenn wir das schleifen lassen." Er wirkte ungefähr so motiviert wie Rin, wenn er an einem Sonntag vor seinen Hausaufgaben saß, weil er sie mal wieder komplett vergessen hatte. "Kann ich mitkommen?", fragte der jüngere Dämon, bevor ihm klar wurde, was er da überhaupt tat.   Amaimon blinzelte einige Male und Rin meinte Überraschung und Verwirrtheit zu erkennen. Seltsam, zuvor hatte er nie gewusst, was ihn ihm vorging.   "Öhm...ja?", antwortete der Grünhaarige unsicher bevor er sich erneut umwandte und loslief. Rin sollte ihm wohl folgen. "Kann ich auch mit?",fragte Kuro vorsichtig. Der Dämonenkönig brummte zustimmend.   Amaimons Zimmer war nicht weit weg. Satans Gemächer waren die erste Tür auf dem Flur (sie schienen auch wesentlich größer als die der Baal und Rin zu sein, aber der Herrscher über alles zu sein, hatte wohl seine Vorzüge), danach folgten die Zimmer der Dämonenkönige nach dem Alter.   Der Erdkönig griff in eine seiner Taschen und holte einen (natürlich grünen) Schlüssel hervor und schloss damit die Doppeltüren auf. Danach machte er eine seltsame Handbewegung und schnippte mit den Fingern. Erst dann öffnete er die Tür. Hatte er vielleicht irgendeine Barriere oder eine Art Alarmsystem auf die Tür gelegt?   Als Rin das Zimmer des Älteren betrat, blieb er erstaunt in der Tür stehen. Er wusste nicht, was er vom Zimmer eines Dämonen erwarten sollte und was er sah, überraschte ihn. Das Zimmer war so groß wie seins, jedoch hatte er das Gefühl einen Wald betreten zu haben. An den Wänden zogen sich Bäume und verschiedene Kletterpflanzen entlang, auch die Decke war nicht verschont worden.  Es erinnerte ihn sehr stark an 'Mein Nachbar Totoro' , einen Film, den er als Kind oft mit Yukio und dem Alten geschaut hatte. Der Boden war aus Holz, nur in der Mitte war eine runde Grasfläche, sodass er damit rechnete jeden Moment noch mehr grüne Eichhörnchen oder einige dämonische Hasen zu sehen. Die Innenausstattung war der in Rins Zimmer ähnlich, allerdings war es in Grün- und Brauntönen gehalten. Besonders fehl am Platz wirkte der Fernseher. In Gehenna gab es doch keinen Strom! Andererseits hatte Azazel einen Laptop und der musste sicher auch mal geladen werden.   Amaimon trottete zu einem Regal und begann etwas zu suchen. Es raschelte plötzlich und als Rin sich umdrehte, wurde er von etwas schwerem angesprungen.   "Was zur-?!" Er landete glücklicherweise relativ weich auf der Weise, neben ihm lag ein benommener Kuro.   "Behemoth, du sollst doch niemanden anspringen.", hörte er Amaimon sagen, jedoch konnte er ihn nicht sehen, denn sein gesamtes Sichtfeld wurde von dem Hobgoblin eingenommen. Dieser schnüffelte an ihm und begann dann ihm über das Gesicht zu lecken.   "H-hey..."   "Das heißt, er mag dich.", informierte Amaimon ihn nüchtern.   "Freut mich, aber könntest du ihn bitte runter holen? Ich bekomme keine Luft.", presste Rin hervor.   "Oh..." Er sagte etwas auf Gehennisch woraufhin der Goblin endlich von dem Halbdämonen kletterte und er wieder atmen konnte. Kuro war auf einen Schrank geflohen und sah ihn besorgt an.   "Geht es dir gut?"   Rin nickte.   Amaimon bückte sich derweil und begann seinen Begleiter hinter den Hörnern zu kraulen. "'Tschuldige, er ist wohl aufgeregt, weil ich lange nicht hier war..." Er richtete sich auf und bot Rin unsicher eine Hand an. Dieser zögerte zunächst, griff dann jedoch die Hand des Älteren, welcher ihn auf die Füße zog.   "Kein Problem....und danke." Amaimons  Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber er nickte zumindest. Behemoth lief aufgeregt um die Beiden herum, bis Rin sich bückte und ihn hinter den Hörnern kraulte, wie es sein älterer Bruder getan hatte. Besagter Bruder kramte erneut in dem Regal und in einigen Schubfächern. Endlich schien er alles zusammen gesucht zu haben, was er benötigte, denn er ging nun auf seinen Schreibtisch (welcher fast von komplett Ranken überwachsen war) zu und legte alles ab. Eine einfache Handbewegung genügte und die Ranken zogen sich zurück.   'Ok, das ist irgendwie cool.', gab Rin gedanklich zu.   Seine Gedanken wurden vom Geräusch einer zerreißender Verpackung unterbrochen.  Amaimon hatte eine Tüte Pocky in der Hand.   "Auch welche?", bot er dem Jüngeren an.   "Ja, danke." Er nahm sich einige und ließ sich auf einem grünen (glücklicherweise rankenfreien) Sofa nieder und begann daran zu knabbern. Es war lange her, dass er welche hatte. Shiro hatte sie früher benutzt um ihn dazu zu bringen seine Hausarbeit zu erledigen und das äußerst erfolgreich.   Amaimon knabberte ebenfalls gedankenverloren an seiner Portion herum, während er auf die Papiere vor sich starrte. Er hatte zwei Stapel da liegen, einen ziemlich großen und einen kleinen.   "Wie weit bist du schon?", fragte Rin, noch immer nicht so richtig sicher, wie er sich verhalten sollte. Ohne Aufzusehen deutete der Erddämon auf den wesentlich kleineren Papierstapel. Oh. Das würde dauern. Kuro war inzwischen vom Schrank geklettert und hatte sich auf Rins Schoß zusammen gerollt während Behemoth neben ihm saß und weitere Streicheleinheiten verlangte.   Nach einigen Minuten Schweigen hielt Rin es nicht mehr aus. Er starrte den Dämonenkönig an, welcher es bemerkte und aufsah um sein Starren zu erwidern. "Hm?"   Der Nephilim biss sich auf die Unterlippe, unsicher wie er es sagen sollte und entschied sich für Direktheit. "Warum bist du so nett zu mir?" Amaimon legte den Kopf schief und blickte ihn fragend an.   "Also ich meine...bei den letzten Malen warst du so scharf auf einen Kampf und konntest es ja offensichtlich nicht abwarten mich in den Asphalt zu donnern.", fuhr Rin fort.   "...Das war doch nur spielen. Mir war langweilig. Jetzt bist du hier und....naja....", er wurde still, offensichtlich selbst etwas nervös.   "Hasst du mich?", fragte er plötzlich.   Rin hielt inne. Er war immer davon ausgegangen. Er war damals bereit gewesen den Dämon zu töten und seine Wut für das, was er seinen Freunden angetan hatte, war groß gewesen. Nun stellte er allerdings fest, dass jegliche Rachegedanken verflogen waren. Er war wütend, aber nicht genug um ihn zu hassen.   "Nein.", antworte er mit fester Stimme. Wieder zeigte Amaimon Gesicht keine Regung, dafür weiteten sich seine Augen leicht. Scheinbar konnte man doch halbwegs erkennen, was er dachte, wenn man sich die Mühe machte, genauer hinzusehen.   "Ich bin immer noch sauer, weil du meine Freunde in Gefahr gebracht hast, aber ich schätze nachtragend zu sein, bringt nichts. Wir haben größere Probleme, oder?"   Amaimon blinzelte überrumpelt bis er tatsächlich anfing zu grinsen.   "Freut mich, kleiner Bruder!"   Es war seltsam so genannt zu werden, aber irgendwie fühlte es sich richtig an.     .........................................................................     Iblis verpasste dem Blutjäger einen weiteren Tritt in den Magen, woraufhin dieser einknickte und Blut hervor hustete.   "Wie oft noch, bis du's endlich begreifst? Je schneller ihr nachgebt, desto schneller hört's auf. Wir werden euch erst sterben lassen, wenn ihr uns erzählt, war wir wissen wollen.", sagte er beinahe gelangweilt. Er kickte Aym brutal in Gesicht und spürte, wie dessen Nase brach. Dennoch war sein Blick entschlossen.   "Ha....träum weiter du Bastard....", krächzte er hervor und wurde mit einem weiteren Tritt belohnt.   Stihi lag bewusstlos am Rand, nur ihr sich hebender und senkender Brustkorb verriet, dass sie noch lebte. Sie war übel zugerichtet und dass die Ketten ihre Heilungsfähigkeiten schwächten, machte es nicht besser.   Iblis schnaubte nur. Warum mussten sie so verdammt stur sein?! Er hatte schon vieles durchprobiert, vom Zusammenschlagen bis zu Verbrennungen (er war neben Satan als einziger dazu in der Lage, Feuerdämonen mit Feuer zu verletzen) und extremeren Methoden, doch sie verrieten nichts!   Er beschloss eine kurze Pause zu machen. Wortlos wandte er sich um und verließ den Raum. Den Wachen, welche vor der Tür standen, befahl er auf die Geschwister zu achten. Sie waren zwar angekettet, aber er würde kein Risiko eingehen. Während er den Gang entlang lief spürte er vertraute Präsenz.   "Du bist früher hier als ich dachte.", begrüßte er seinen Vater.   "Ich habe einige Sachen verschoben. Ich habe heute wirklich nicht die Nerven mir das Gejammer irgendwelcher Aristokraten anzuhören.", erwiderte dieser. "Ich nehme an, sie weigern sich etwas zu sagen?"   "Japp. Hab einiges durchprobiert, aber sie erzählen nur Scheiße."   Satan nickte langsam. "Das war zu erwarten. Egal, die Zeit drängt also befasse ich mich mit ihnen, du kehrst zum Palast zurück. Es warten einige Dokumente."   "Jippie.", grummelte der Feuerkönig.   "Hör auf dich zu beschweren, ich bekomme ganze Wagenladungen mit den Teilen.", maßregelte Satan ihn augenrollend.   "Ja, ja...Wir sehen uns beim Abendessen.", verabschiedete sich Iblis seufzend. Satan nickte und sie gingen ihrer Wege.   Nach einigen Minuten befand sich Iblis bereits außerhalb des Zellenbereichs. 'So Zeit für mein Bett......'   Er hielt inne und sah sich suchend um. 'Muss ich jetzt eigentlich den rechten oder den linken Gang nehmen?'   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)